(Ebuch Deutsch) Christian Kreuziger Überleben In Krisen Und Katastrophengebieten

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Über

Leben in Krisen-

und
Katastrophengebieten






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Vorwort


Dieses Handbuch ist eine einfache Orientierungshilfe,
basierend auf den Erfahrungen vieler Kollegen,
Mitgliedern von Behörden und Hilfsorganisationen,
Spezialeinheiten von Militär, Gendarmerie und Polizei, die
unter zum Teil extremen Bedingungen Erfahrungen
gesammelt haben.

Die wichtigsten Grundlagen waren die Broschüre „Danger:
Journalists at Work“(International Federation of
Journalists) und das „SAS Security Handbook“ (William
Heinemann, Andrew Kain Enterprises 1996)

Für viele wertvolle Anregungen und Korrekturen danke ich
den Beamten des Innenministeriums, den Ausbildern des
Zentrums Jagdkampf, erfahrenen Kollegen, die als
Fotografen, Kameraleute oder Schreiber unter extremen
Bedingungen weltweit im Einsatz waren, befreundeten
Ärzten und medizinischen Fachkräften sowie meinen
eigenen Ausbildern von Bundesheer und
Rettungsorganisationen. Für die reisemedizinischen Tipps
war das Internet eine wertvolle und Zeit sparende
Informationsquelle.


Christian M. Kreuziger








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Gefahren vermeiden


Keine Geschichte ist es wert, das eigene Leben zu
riskieren. Dein Leben ist wichtiger als jede Story.

Wenn es wirklich gefährlich wird: Raus aus dem
Gefahrenbereich. So schnell als möglich.

In Krisen- und Kriegsgebieten kann es gefährlich sein, von
beiden Seiten der Front zu berichten. Denn der Wechseln
von einer Konfliktpartei zur anderen bedeutet ein
besonders hohes Risiko.

Vermeide es stets den Eindruck zu erwecken, eine
Konfliktpartei zu bevorzugen.
Du bist unbeteiligter Profi, kein Teilnehmer.

Vermeide es, in der Öffentlichkeit auffallend Notizen zu
machen. Beginne nie ohne Erlaubnis, Tonbandaufnahmen
zu machen oder zu fotografieren oder zu drehen.

Vermeide es, den Eindruck zu erwecken, besonderes
Interesse an militärischen Einrichten zu haben. Zeichne
nie militärische Stellungen in Landkarten ein oder in die
schriftlichen Recherchen. Behalte diese Informationen im
Kopf.

Recherchen in abgelegenen Gebieten weitab von
Behörden und medizinischer Versorgung bedeuten ein
besonders hohes Risiko.

Beachte, dass unverantwortliches Handeln nicht nur Dich
in Gefahr bringt, sondern auch Deine Kollegen und
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Auch jene, die nach
Dir in das Gebiet kommen und dort arbeiten müssen.

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Informiere Dich über Dein Einsatzgebiet


Recherchiere alles, was über Dein Einsatzgebiet zu
erfahren ist. Die Geschichte des Landes, die Spannungen
in der Bevölkerung, wer warum mit wem in Konflikt ist.

Erkundige Dich bei erfahrenen Kollegen, beim
Außenministerium, bei Geschäftsreisenden...

Hinterfrage jedoch alles kritisch, was Du in Erfahrung
bringen konntest. Auch Berichte von Kollegen können
einseitig und unvollständig sein, manche Informationen
können auf Missverständnissen beruhen.

Abgesehen davon: Was gestern noch für wahr gehalten
wurde, kann schon heute obsolet sein.

Recherchiere genau, welche lokalen Gesetze gelten,
welche Einschränkungen es in der Bewegungsfreiheit gibt,
welche Möglichkeiten oder Verbote für Interviews oder
Foto- und Filmaufnahmen bestehen.

Lerne die nötigen Vokabeln der Landessprache, um Dich
identifizieren zu können und um den Bewohnern Deine
Wünsche und Anliegen mitteilen zu können. Zur Not mag
auch ein Sprachführer mit den wichtigsten Vokabeln und
Phrasen genügen. Jedenfalls solltest Du zumindest immer
den nötigen Wortschatz anwenden zu können, um Dich
als Journalist identifizieren zu können oder medizinische
Hilfe, Lebensmittel oder den Weg zum nächsten Telefon
erfragen.

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Vor der Abreise


Überprüfe die Ausrüstung. Das Wichtigste ist natürlich die
Ausrüstung für den Beruf, vergiss aber nicht, auch eine
Basisausrüstung für Notfälle mit zu nehmen.

Zur Notfallausrüstung gehören eine funktionelle
Ausstattung für Erste Hilfe bei Verletzungen, die jeweils
notwendigen Medikamente und die Möglichkeit, sich mit
Wasser und Nahrung zu versorgen.

Überprüfe alle Details der Reiseplanung, die Gültigkeit von
Unfall- und Lebensversicherung, die Gültigkeit der
Reisedokumente, Visa, etc.

Vergiss nicht, eine Bestätigung Deiner Redaktion über
Deinen Auftrag, um Dich in sensiblen Situationen
identifizieren zu können.

Lasse alle Dokumente, Recherchen etc. zu Hause, die
sich besonders kritisch mit der Situation im Einsatzgebiet
beschäftigen.

Vor allem Unterlagen, die sich kritisch mit Religion oder
politischer Situation beschäftigen, könnten falsch
interpretiert werden und Dich in Gefahr bringen.

Bevor Du in ein Katastrophengebiet reist: Ein
Gesundheitscheck ist wichtig. Erkundige Dich, welche
Impfungen notwendig sind, welche Gesundheitsgefahren
im Zielgebiet lauern und lasse Deinen Zahnstatus
überprüfen.

Nicht zuletzt: Falls Du in Erster Hilfe nicht sicher bist,
absolviere einen Kurs.

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Während des Aufenthalts


Informiere Deine Redaktion regelmäßig über Deinen
Aufenthaltsort, wohin Du fährst und wann Du
voraussichtlich zurückkehren wirst.

Informiere auch die lokalen Behörden bzw. die Vertreter
der Organisationen oder Verwaltung, mit denen Du
zusammenarbeitest, über zu erwartende Probleme.

Vertraue den Warnungen der Einheimischen. Diese
wissen meist genau, wo es besonders gefährlich ist.

In Kriegs- und Krisengebieten gilt immer der Grundsatz:
Halte den Kopf unten, gehe kein unnötiges Risiko ein.

Solltest Du Dich plötzlich in einem Kampfgebiet befinden:
Gehe blitzartig in Deckung und bleibe dort solange, bis die
Luft rein ist.

Befolge die Anweisung von Bewaffneten, wenn Du
aufgefordert wirst, die Gegend zu verlassen. Bleibe
freundlich und argumentiere nicht gegen die
Anweisungen. Höflichkeit kann die einzige Chance sein,
ein besonders gefährliches Gebiet sicher verlassen zu
können.

Sollten Deine Notizen oder Ausrüstung beschlagnahmt
werden, versuche, eine schriftliche Bestätigung dafür zu
bekommen. Mitunter hilft ein klärendes Gespräch mit
einem Vorgesetzten, um es später wieder zu bekommen.

Kalkuliere stets das Risiko, bevor Du in besonders
gefährliches Gebiet betrittst. Mitunter kann eine
Geschichte aus sicherer Distanz ebenso genau
recherchiert oder gefilmt werden.

Behindere niemals in Katastrophengebieten die Arbeit der
Helfer. Sei besonders vorsichtig, damit Du nicht selbst
plötzlich Hilfe brauchst. Die Rettungskräfte haben ohnehin
genug zu tun.

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Dokumente, Kleidung und Ausrüstung


Das wichtigste: Sorge immer dafür, dass Du Dich
ausreichend legitimieren kannst. Pass, ein international
gültiger Presseausweis und – wenn notwendig – ein
gültiges Visum sind Pflicht. In fast allen Gebieten brauchst
Du auch eine Akkreditierung: Manche werden von
internationalen Organisationen ausgestellt, andere von
lokalen Behörden. Sorge dafür, dass Du alle notwendigen
Akkreditierungen hast. Nimm auch ausreichen Passfotos
mit. Sicherheitshalber.

Vermeide es allerdings, Dokumente bei Dir zu tragen, die
von einer Konfliktpartei ausgestellt wurden. Dies könnte
falsch interpretiert und damit zur Gefahr für Dich werden.

Nimm ausreichend Bargeld mit, es kann manchmal
Wunder wirken. Erkundige Dich rechtzeitig, welche
internationale Währung im Einsatzgebiet gilt.
Zeige es aber nicht offen, um nicht Opfer eines
Raubüberfalls zu werden. Teile Dein Geld auf und
verwahre es in verschiedenen Verstecken.

Kleide Dich der Region, der Jahreszeit und dem Klima
entsprechend zweckmäßig. Wähle das richtige
(=strapazfähige) Schuhwerk.

In manchen Situationen kann es günstig sein, auffallende
Kleidung (Presseanorak, -jacken usw.) zu tragen.
Vermeide allerdings immer Kleidung, die mit Uniformen
verwechselt werden können. Olivgrüne Kleidung im
„Military-Look“ ist tabu!

Trage niemals Waffen. Waffenträger werden im
Zweifelsfall als „Spione“ eingeschätzt und entsprechend
behandelt. Kriegsrelikte wie Munitionsteile, Teile von
Uniformen oder militärische Dokumente (auch militärische
Landkarten) sind als Souvenirs tabu.

In vielen Kriegsgebieten zählen auch Messer zu den
verbotenen Waffen. Dein Taschenmesser sollte daher
stets so beschaffen sein, dass es nicht als Waffe
eingeschätzt wird.

Vermeide den offenen Gebrauch aller Gegenstände, die
Dich der Spionage verdächtig machen könnten. Dazu
gehören Funkgeräte ebenso wie Ferngläser oder
militärische Ausrüstungsgegenstände.

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Sinnvolle Ausrüstung (Rucksäcke usw.) sollte stets
eindeutig ziviles Aussehen haben. Auch wenn manches
im „Army-Shop“ billiger ist: Der Gang zum
Expeditionsausrüster kann Probleme durch
Missverständnisse vermeiden helfen.

In manchen Regionen ist es zweckmäßig oder
vorgeschrieben, Helme, ballistische Schutzwesten bzw.
Splitterschutzwesten zu tragen. Lege sie nur dann ab,
wenn Du in sicherem Gebiet bist. Splitterschutzwesten
schützen nicht gegen direkten Beschuss!

Fühle Dich nicht unverwundbar. Schutzwesten schützen
nur bedingt vor Splittern oder Projektilen. Direktem
Beschuss mit Gewehren ist man trotz dieser Westen
nahezu hilflos ausgeliefert.

Deklariere Dich bei Deiner Arbeit stets als Journalist,
arbeite nicht „under cover“. Du gefährdest mit verdeckter
Arbeit nicht nur Dich selbst, sondern auch jene Kollegen,
die nach Dir in diesem Gebiet arbeiten müssen.

Denke daran, dass in Kriegsgebieten Deine Foto- oder
Videogeräte aus der Entfernung mit Waffen verwechselt
werden können. Trägst Du dann aus Gründen der
Eigensicherung oder weil Dir dies die Soldaten
vorschreiben noch eine militärische Schutzweste und
einen Helm, dann kann es geschehen, dass Du gerade
deshalb beschossen wirst.

Nimm ein Kurzwellen-Radio mit. Es hilft Dir, rechtzeitig
über gefährliche Entwicklungen informiert zu werden.

Halte eine weiße Fahne griffbereit. Sie wird (meist) noch
immer international akzeptiert.

Reduziere Deine Ausrüstung auf das notwendige
Minimum. Zuviel Ausrüstung kann Deinen
Bewegungsspielraum einschränken.

Sei sensibel bei der Arbeit. Provokantes Verhalten hat
meist nur zur Folge, dass Dein Film- und Fotomaterial und
die Notizen beschlagnahmt werden.

Wo immer Du unterwegs bist: Eine kleine Notfall-
Ausrüstung für Erste Hilfe sollte immer dabei sein.

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Unterwegs


Reise gemeinsam mit NGO´s, Hilfsorganisationen,
Freunden und Kollegen. Nimm wann immer es möglich ist,
einen lokalen Übersetzer mit.

Du musst jederzeit mit Straßensperren oder bewaffneten
Patrouillen rechnen. Vertraue einheimischen Fahrern nur
bedingt. Sie könnten bei ersten Anzeichen von Problemen
in Panik geraten und Dich dadurch gefährden.

Wenn es möglich ist, schließe Dich einer Gruppe von
Kollegen an, vor allem mit solchen, die das Gebiet bereits
gut kennen.
Auch vertrauenswürdige einheimische Führer können
helfen, heikle Situationen zu vermeiden.
Hüte Dich allerdings vor „Abenteurern“, die Dich und Dein
Leben gefährden!

Wenn möglich, sollte die Gruppe immer mit mindestens
zwei Fahrzeugen unterwegs sein. Sollte ein Fahrzeug eine
Panne haben, kann man einander weiter helfen.

Wähle ein gemietetes Fahrzeug mit Vorsicht aus.
Überprüfe Motor und Bremsen.

Sei Vorsichtig, wen Du mitnimmst. Mitunter könntest Du
gebeten werden, verletzte Soldaten oder Zivilisten zu
transportieren. Versuche Alternativen zu organisieren.
Nimm nur dann jemanden mit, wenn es sich um akute
lebensgefährliche Situationen handelt.

Wenn Du jemanden mitnehmen musst, dann achte darauf,
dass keine Waffen mit transportiert werden.

Kennzeichne Dein Fahrzeug (auch in der Landessprache)
gut sichtbar mit „Presse“.

Doch Vorsicht: In manchen Krisengebieten wirst Du
gerade dadurch zum Ziel möglicher Angriffe. Erkundige
Dich daher vorher genau, ob die Kennzeichnung
möglicherweise ein zusätzliches Risiko bedeutet!

Achte auf die Gefahr durch Minen. Selbst wenn die
Strasse als sicher bezeichnet wird, lauern Gefahren. Auf
Parkplätzen oder im Straßenbankett können gefährliche
Sprengkörper verborgen sein.

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Befahre und betrete unbekanntes Gebiet nur mit größter
Vorsicht.

Beachte die Graffitis, Plakate und andere
Meinungsäußerungen. Sie sind eine wichtige
Informationsquelle für die Stimmung der Bevölkerung.

Vermeide es, Dich durch unüberlegte Fahrmanöver
verdächtig zu machen. Solltest Du Dich verfahren haben,
vermeide es, unmittelbar vor einem Checkpoint, einer
Polizeistreife oder einer Straßensperre umzukehren.

Wähle Dein Fahrzeug auch nach dem Gesichtspunkt aus,
dass es nicht mit einem Militär- oder Polizeifahrzeug
verwechselt werden kann.

Wasche Dein Fahrzeug nicht. Sollte daran manipuliert
worden sein, kannst Du im Schmutz rechtzeitig
verräterische Spuren entdecken.

Verzichte in einem Kriegs- oder Krisengebiet darauf, die
Gurten anzulegen. Setze Dich bei einem zweitürigen
Fahrzeug niemals auf den Rücksitz. Es kann sein, dass
Du das Auto blitzartig verlassen musst. Fahre in
Kriegsgebieten immer mit geöffneten Fenstern. Nur dann
hörst Du rechtzeitig, wenn Schüsse fallen.

Achte darauf, wo Du den Wagen parkst. Lasse ihn
möglichst nicht unbewacht, er könnte gestohlen oder
zerstört werden. Parke den Wagen nicht in Gegenden
oder in der Nähe von Orten, die mögliche Ziele von
Anschlägen oder Kampfhandlungen sein könnten.

Vermeide menschenleere Strassen oder Plätze. Es gibt
immer einen Grund dafür, wenn keine Menschen
unterwegs sind.

Halte Deine Dokumente für Kontrollen griffbereit. Ein
plötzlicher Griff in die Innentaschen könnte leicht als Griff
zu einer Waffe missverstanden werden.

Zeige bei Kontrollen nur jene Papiere vor, die nötig sind.
Je mehr Dokumente Du vorweist, desto länger dauern die
Kontrollen.

Sollte die Strecke durch wenig- oder unbewohnte Gebiete
führen, dann vergiss nicht dafür zu sorgen, genügend
Treibstoff, Wasser und Lebensmittel mitzuführen.

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In jedem Fall solltest Du immer die Orientierung behalten.
Das heißt: Karten und Kompass gehören zur
Grundausstattung, der Weg zum nächsten „sicheren
Hafen“ (Botschaften, Hilfsorganisationen, militärische
Stützpunkte etc.) oder zur Grenze sind Dir stets präsent.

Plane Ausweichrouten ein. In Krisensituationen bist nicht
nur Du interessiert, möglichst schnell sicheres Gebiet zu
erreichen. Viele Strassen sind dann verstopft und Du
musst ausweichen können.

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Zwischenmenschliches


Achte die Kultur der Menschen im Gastland. Sei höflich
und halte Dich mit persönlichen Kommentaren über
Religion, Politik, Sitten und Gebräuche zurück.

Achte darauf, dass Du die Gastfreundschaft nicht über
Gebühr in Anspruch nehmen musst. Denke daran, dass
es in Krisen- und Katastrophengebieten den Menschen
ohnehin an vielem mangelt.

Erwarte keinen Luxus. Möglicherweise musst Du ein
Quartier beziehen, das nicht annähernd Deinem
gewohnten Standard entspricht. Meckere nicht herum,
denn wahrscheinlich hast Du ohnehin das beste Quartier
bekommen.

Inszeniere keine Wirklichkeiten. Lasse nie jemanden
ziellos in der Gegend herum schießen, nur um zu
spektakulären Film- oder Fotomaterial zu kommen.

Du kannst dadurch ein unnötiges Feuergefecht auslösen.
Abgesehen davon: Jedes abgefeuerte Projektil landet
irgendwo, vielleicht kilometerweit entfernt. Dort könnten
Unbeteiligte verletzt oder sogar getötet werden.

In vielen Krisengebieten sind immer wieder Kämpfer
beteiligt, die durch das organisierte Chaos durchdrehen.
Scharfschützen, oft frustriert, eröffnen auf alles Feuer, das
sich bewegt. Gleichgültig, ob es sich um Zivilisten handelt
oder um Journalisten.

In manchen Regionen ist es Brauch, nach militärischen
Siegen oder auch bei Familienfesten wie Hochzeiten,
Freudenschüsse“ in die Luft abzugeben. Wenn Du ein
eine solche Situation gerätst, gehe in Deckung.
Denn die Projektile, die in die Luft abgefeuert werden,
kommen mit zerstörerischer Energie wieder zur Erde.

Wenn Du diese Situationen trotzdem filmen oder
fotografieren willst, tu dies aus sicherer Deckung.

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Waffen und deren Wirkung


Es gibt kaum einen Bereich, der von Laien so falsch
eingeschätzt wird, wie die Wirkung von Waffen.
Der Grund: Action-Filme vermitteln ein vollkommen
falsches Bild der Realität.

Denke daher immer an den Grundsatz: „Film lügt“.

Um die Risken abschätzen zu können, solltest Du ein
wenig über die Art und die Wirkung von Waffen wissen.

Laien neigen dazu, Waffenwirkungen zu unterschätzen,
die Wirkung einer Deckung, z.B. eine Hausmauer, wird
hingegen gerne maßlos überschätzt.

Die folgende Zusammenstellung der wichtigsten Waffen
soll Dir helfen, Deine Risken besser einschätzen zu
können.

Grundsätzlich gilt: Der tatsächliche Gefahrenbereich ist
immer wesentlich größer als die Einsatzschussweite.

Ein Beispiel: Pistolen vom Kaliber 9 mm Parabellum
werden gezielt selten auf größere Distanzen als rund 25
Meter eingesetzt. Je nach Ladung und Abschusswinkel
können die Projektile allerdings bis zu 2 Kilometer weit
fliegen!

Die maximale Flugbahn von Gewehrpatronen kann über
mehrere Kilometer reichen, die Reichweite der Artillerie
(Raketenwerfer, schwere Kanonen) beträgt – je nach
Geschütz – 20 Kilometer und mehr.

Gefahr droht aber nicht nur durch direkten Beschuss.
Weltweit stellen Minen und Sprengfallen die größte Gefahr
dar. Minen sind auch noch Jahrzehnte nach Kriegen aktiv,
weltweit sind Millionen dieser gefährlichen Relikte
vergraben.

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Handfeuerwaffen


Pistolen, Revolver

Pistolen und Revolver gehören zur Gruppe der
Faustfeuerwaffen. Diese Waffen werden auf kürzeste
Distanzen eingesetzt, die Einsatzschussweite ist kaum
größer als 20 bis 25 Meter.

Maschinenpistolen

Kurze Feuerstöße werden auf Ziele zwischen 50 und 75
Metern Entfernung abgeben.

Sturmgewehre

Sturmgewehre sind die Hauptwaffen von Soldaten. Diese
Gewehre können sowohl gezieltes Einzelfeuer schießen,
auch Feuerstösse sind möglich. Die Einsatzschussweite
ist üblicherweise rund 300 Meter Entfernung, doch auch
auf größere Distanzen bis zu 1,5 km sind diese Waffen
gefährlich.

Scharfschützengewehre

Mit diesen Präzisionsgewehren schießen geübte Schützen
bis zu einer Entfernung von 1.000 Metern.
Traurige Berühmtheit haben diese Waffen im Bosnienkrieg
erlangt: Scharfschützen („Sniper“) schossen auf alles, was
sie in ihrem Zielfernrohr sehen konnten.

Maschinengewehre

Werden hauptsächlich eingesetzt, um eine Gruppe von
Personen unter Feuer zu nehmen. Dabei werden
Feuerstöße oder kurzes Dauerfeuer auf Ziele zwischen
600 – 1.000 Metern abgegeben.

Handgranaten

Zu den gefährlichsten Kampfmitteln zählen
Handgranaten. Sie werden nicht nur im direkten Kampf
eingesetzt, sondern auch verwendet, um Sprengfallen zu
bauen. Üblicherweise vergehen zwischen dem Auslösen
des Zünders einige (3-6) Sekunden, bis die Handgranate
explodiert, theoretisch kann man noch Deckung suchen.
Allerdings werden auch solche Handgranaten erzeugt, die
ohne Verzögerung explodieren.

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Steilfeuerwaffen, Minen

Granatwerfer, Raketenwerfer, Haubitzen

Granatwerfer werden vor allem eingesetzt, um
Flächenziele zu bekämpfen. Die Wirkung der Granaten ist
– von der Art abhängig – unterschiedlich. Zu den
häufigsten Granaten, die eingesetzt werden, zählen
Splittergranaten oder Brandgranaten. Die (tödliche)
Gefahrenzone kann bis zu 1.500 m

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groß sein, eine Salve

von Raketenwerfern bestreut eine Fläche von 500 mal 500
Metern!

Auch die Einsatzschussweiten werden unterschätzt.
Granatwerfer erreichen ihre Ziele bis zu einer Entfernung
von bis zu sechs Kilometern, Haubitzen und Kanonen
reichen bis zu Entfernungen von mehr als 25 Kilometern.

Anti-Personen-Minen

Anti-Personen-Minen sind die „Waffen“ armer Staaten.
Millionen davon sind in allen Teilen der Welt vergraben.
Diese kleinen Sprengkörper sind so konstruiert, dass sie
nicht unbedingt töten, sondern „nur“ schwerste
Verletzungen hervorrufen.

Der einzige Schutz: Nur jene Flächen betreten, die als
„clear“ definiert sind. Garantien gibt es aber auch dann
nicht. Denn auch auf „gesicherten“ Wegen oder Flächen
können Minen beim Räumen übersehen worden sein.

Achte daher immer auf Schilder, die Minenfelder
anzeigen. In manchen Gebieten haben die Menschen
einfache Erkennungszeichen für Minenfelder angebracht.
Dies können zum Beispiel Bänder oder Schnüre an
Bäumen sein, aber auch andere Signale. Erkundige Dich,
auf welche Zeichen Du neben den „offiziellen“
Warnschildern Du achten musst.

Achte auch auf feine Drähte oder gespannte Schüre oder
ausgelegte Schlingen. Sie können ebenfalls Minen oder
Sprengfallen auslösen.

Solltest Du in ein Minenfeld geraten: Gehe vorsichtig auf
den eigenen Schritten zurück.

Professionell helfen

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Solltest Du (was leider immer wieder passiert!) Zeuge
eines Minenunfalls werden, dann hüte Dich davor, sofort
helfen und bergen zu wollen. Im Kosovo zum Beispiel
verunglücken immer wieder Menschen, die Brennholz
sammeln. Du kannst nicht helfen, ohne Dich selbst in
Gefahr zu bringen. Die einzige – und effektive – Hilfe ist
es, Profis anzufordern, die über die entsprechende
Ausrüstung und Erfahrung beim Aufspüren von Minen
haben.

Was für Dich gilt – nämlich gefährliches Terrain zu meiden
– gilt auch für Deine Kollegen. Der vermeintlich bessere
Kamerastandpunkt wenige Meter im Gelände kann
tödliche Folgen haben.

Unterdrücke in Gebieten, in denen Minen liegen könnten,
auch Dein Schamgefühl: Wenn Du musst, dann bitte nicht
hinter dem einladenden Busch am Straßenrand.

Panzerminen

Auch Panzerminen stellen eine heimtückische Gefahr dar.
Selbst dann, wenn Du in einem ehemaligen Kriegsgebiet
unterwegs bist, das seit Jahren wieder friedlich ist.

Denn auch Panzerminen werden immer wieder
vergessen. Fast 10 Jahre nach dem Krieg in Kroatien
endete ein Jagdausflug österreichischer Jäger tödlich: Sie
wurden Opfer einer vergessenen Panzermine.

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Allgemeine Reisemedizinische Tipps


Die 10 „goldenen Regeln“ für eine gesunde Reise

1. Guter Mücken- und Insektenschutz
2. Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene konsequent
einhalten
3. Keine ungeschützten Intimkontakte
4. Nicht in tropischen Gewässern baden
5. Nicht barfuss laufen
6. Guter Sonnen- und Hitzeschutz
7. Eine sinnvolle Reiseapotheke mitführen
8. Malariaprophylaxe Tabletten konsequent einnehmen
9. Adresse der Botschaft vor Ort für Notfälle mitnehmen
10. Sich vor der Reise individuell reisemedizinisch beraten
lassen und vorbeugende Maßnahmen (z.B. Impfungen
und Malariaprophylaxe) treffen

Reiseapotheke

Generell werden meist viel zu viele Medikamente
mitgenommen. Gängige Arzneimittel, insbesondere
Antibiotika, sind zumindest in großen Städten in den
Tropen ohne weiteres zu bekommen (oft sind sie auf dem
Markt frei erhältlich!). Bei Reisen in abgelegene Gebiete
kann eine gut ausgestattete Reiseapotheke jedoch sehr
wichtig werden.

Um bisher unbekannte Medikamente richtig einschätzen
zu können, ist zumindest das genaue Durchlesen des
Beipackzettels unerlässlich, besser ist eine ärztliche
Beratung.

An frühere bewährte oder unverträgliche Medikamente
sollte vor dem Zusammenstellen der Reiseapotheke
gedacht werden. Chronisch Kranke müssen ihre Tabletten
mitnehmen und einen eventuellen Mehrbedarf
berücksichtigen.

Hilfreiche Tipps

Beachten, dass im heißen Klima die Verfallszeit verkürzt
sein kann, Medikamente in flüssiger Form schneller
eintrocknen, Wirkstoffe verdampfen, Zäpfchen weich
werden. Die Mitnahme steriler Einmalspritzen und Nadeln
kann günstig sein, da in entlegenen Krankenhäusern

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daran oft Mangel herrscht oder Sterilisation ungenügend
ist.

Es sollten zwei Nadeln (Nadeln zur intramuskulären
Injektion sind am vielseitigsten verwendbar) pro Spritze
mitgenommen werden, da eine Nadel zum Aufziehen des
Medikamentes benötigt wird. Es sollte aber beachtet
werden, dass die Zollbehörden vor allem im
südostasiatischen Raum mittlerweile über ausgedehnte
Erfahrungen mit mitteleuropäischen Drogenabhängigen
verfügen.

Bei der Durchsuchung des Gepäckes eventuell
auftretende Verdächtigungen können äußerst
unangenehm werden.

Guter Wille mit Nebenwirkungen

Besonders bei Reisen in besonders abgelegene Regionen
werden Medikamente von der Bevölkerung begeistert
empfangen. Hier beginnt eine Gratwanderung zwischen
den Wohltaten, die mit dem Austeilen von Verbandszeug,
Desinfektionsmitteln und leichten Schmerzmitteln getan
werden können und dem Schaden, den das ungezielte
Austeilen von Medikamenten mit unbekannter Wirkung
verursachen kann.

Vorsicht vor Medikamentenfälschungen

In zunehmendem Maße werden Fälle von
Medikamentenfälschungen bekannt. Diese betreffen
hauptsächlich die Länder der sog. Dritten Welt. Hierbei
werden bekannte Medikamente einschließlich Verpackung
und Beipackzettel kopiert. Der Inhaltsstoff ist im
günstigsten Fall unwirksam. Es sind jedoch auch schon
Fälle aufgetreten, bei denen die Benutzer derartiger
Medikamente ernsthafte Schäden erlitten haben oder
sogar daran gestorben sind

Flüssigkeitsersatz

Bei starken Wasser- und Salzverlusten (z.B. bei
Durchfällen, Erschöpfungszuständen, Hitzeerschöpfung),
sollte ein reichlicher Flüssigkeitsersatz erfolgen.

a) Entsprechende Fertigpräparate aus der Apotheke

b) Bilanzierte Lösung:
1-Liter-Lösung: 1/2 - 1 Liter pro Stunde zu trinken geben

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NaCl (Kochsalz) 3,5 g/l
KCl (Kaliumchlorid) 1,5 g/l
Natriumbikarbonat 2,5 g/l
Glucose (Traubenzucker) 20 g/l

c) Selbst herstellbare Ersatzlösung Schwarzen Tee mit 1
Teelöffel Salz und 10 Teelöffeln Zucker (wenn vorhanden:
Traubenzucker) pro Liter trinken




Sonnen- und Hitzeschutz

Je näher man sich am Äquator befindet, desto intensiver
ist die Sonneneinstrahlung, und damit die
Belastung der Haut durch ultraviolette Strahlen.

Sonnenbrand

Sonnenbrand sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Kurzfristig entsteht neben den
unangenehmen lokalen Schmerzen eine Beeinträchtigung
der Hautfunktionen (reduzierte Kühlung durch zeitweiligen
Verlust der Schweißdrüsen-Funktion!). Langfristig droht
ein erhöhtes Hautkrebs - Risiko. Vor allem sollten
Vorbeugungsmaßnahmen beachtet werden:
Kopfbedeckung, lange, lose Kleidung, Cremes mit hohem
Lichtschutzfaktor. Längeres ungeschütztes Verweilen in
der Sonne sollte grundsätzlich vermieden werden.

Sonnenstich und Hitzekollaps

Ein Sonnenstich entsteht durch direkte
Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf und
kann durch einfache Vorbeugemaßnahmen vermieden
werden (Hut!). Die Hitzesynkope (Kollaps) entsteht durch
Kreislauffehlregulation bei langem Stehen in Hitze. Sie ist
in der Regel harmlos. Der Betroffene sollte in den
Schatten gelegt (Beine hoch) und abgekühlt werden.

Hitzestress und Hitzschlag

Ein Hitzschlag (Hyperpyrexie) entsteht bei
Zusammenbruch des Wärmeregulationssystems, zum
Beispiel durch ständigen Hitzestress (Tag und Nacht),
ungenügenden Trainingszustand, Übergewicht,
Alkoholbelastung, körperliche Überanstrengung, zu warme
Kleidung, Medikamente (z.B. „Wassertabletten“),

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Infektionen und ungenügende Flüssigkeitszufuhr. Die
Schweißproduktion sinkt und die Körpertemperatur steigt
auf Temperaturen um 39 - 41 °C. Die Haut wird trocken
und rot, starke Kopfschmerzen treten auf. Schließlich
kommt es zu einer Beeinträchtigung der Funktionen des
Gehirns, zu Krampfanfällen und schließlich zum Koma.

Die einzige Behandlungsmöglichkeit besteht in der
Kühlung des Erkrankten. Der ganze Körper sollte im
Schatten liegen und in nasse Umschläge eingepackt
werden. Ein Krankenhaus muss möglichst umgehend
aufgesucht werden. Die Sterblichkeit bei schweren
Formen der Hyperpyrexie beträgt 20%!

Hitzeerschöpfung

Die Hitzeerschöpfung wird je nach Ursache in drei
verschiedene Arten unterteilt:
Wassermangel
Salzmangel oder
Schweißmangel ( = unzureichende Funktion der
Schweißdrüsen).

Alle drei Formen sind gefährlich und die erste und letzte
können in einen Hitzschlag übergehen.

Hitzeerschöpfung durch Wassermangel

Hitzeerschöpfung durch Wassermangel entsteht durch
unzureichende Wasserzufuhr in einer Hitze-Stress-
Situation. Extrembeispiele sind Schiffbrüchige auf dem
Meer oder Gestrandete in der Wüste. Zunächst besteht
starker Durst, Appetitlosigkeit, Unruhe und ein kribbelndes
Gefühl der Haut.
Der Urin ist stark konzentriert und dunkel. Die
Schleimhäute trocknen so stark aus, dass sprechen kaum
möglich ist. Temperatur, Atemfrequenz und Puls steigen,
die Lippen werden bläulich. Ein ausgemergeltes Gesicht
und tiefe Augen vervollständigen das Bild des Erkrankten,
bevor er in ein Koma sinkt. Flüssigkeitsersatz, Kühlung
und baldige ärztliche Hilfe sind vordringlich.

Hitzeerschöpfung durch Salzmangel

Hitzeerschöpfung durch Salzmangel entsteht meist beim
unerfahrenen Neuankömmling, nach mehreren Tagen
anstrengender, schweißtreibender Tätigkeit, die mit
reichlich Flüssigkeit, jedoch zuwenig Salz ausgeglichen

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wurde. Magen-Darm-Infektionen mit Durchfall und
Erbrechen beschleunigen den Ausbruch.

Die Salzreserven des Körpers sind verbraucht, mit der
Folge von Funktionsstörungen in den Organen, die Salz
benötigen. Die Beschwerden beginnen mit zunehmender
Erschöpfung, Kopfschmerzen und starken
Muskelkrämpfen. Ausgesprochen typisch sind eine tiefe
Blässe des Gesichtes und schweißnasse Haut, wenn der
Erkrankte kollabiert. Neben den üblichen Maßnahmen
(Ruhe, Kühlung, Flüssigkeit) ist vor allem Salzzufuhr
wichtig.

Hitzeerschöpfung durch Schweißmangel

Hitzeerschöpfung durch Schweißmangel entsteht bei
Menschen, die sich seit mehreren Monaten oder Jahren in
heißen Klimazonen aufhalten. Es kann als
Erschöpfungszustand der Schweißdrüsen angesehen
werden. Vor allem am Rumpf und an den Oberarmen
entstehen kleine Bläschen. In diesem Bereich erfolgt nur
noch wenig oder keine Schweißbildung mehr. Vor allem in
der Mittagshitze kommt es zu Schwächezuständen,
Schwindel und Atemnot. Der Kopf schwitzt massiv
während dieser Anfälle, zusätzlich besteht ein intensiver
Harndrang. Menschen mit anhydrotischer
Hitzeerschöpfung müssen zumindest zeitweise
(mindestens einen Monat) aus dem belastenden Klima
entfernt werden, um ihrem Körper die Möglichkeit einer
Regeneration zu geben. Bei Rückkehr ist eine vorsichtige
Gewöhnung an die Hitze unter ärztlicher Beobachtung
notwendig, da im Extremfall ein Hitzschlag auftreten kann.


Hygienetipps für die Reise

Wasser

Reisende in Länder mit ungewisser Wasserhygiene sollten
das Trinken von Leitungswasser und von unbehandeltem
Wasser aus anderen Quellen vermeiden. Unbedenklich
sind industriell abgefüllte Getränke und in der Regel auch
abgekochte Flüssigkeiten wie Tee oder Kaffee.
Limonaden mit Kohlensäure sind sicherer als nicht
gesäuerte Flüssigkeiten. Bei längeren Reisen im Lande ist
jedoch gelegentlich eine mit Durchfällen verbundene
Gewöhnung an Wasser und Getränke unumgänglich.

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Konsequentes Abkochen ist die sicherste Methode, um
einwandfreies Trinkwasser zu erhalten.
Wasser, das sprudelnd gekocht hat, ist nahezu frei von
krankmachenden Erregern, da Bakterien, Amöben und
auch Hepatitis-A-Viren auf diese Weise zugrunde gehen.
Viele Hotels in Asien versorgen ihre Gäste auf Nachfrage
mit abgekochtem Wasser, das dann zum Trinken und
Zähneputzen benutzt werden kann. Falls kein anderes
Wasser verfügbar ist, kann heißes Leitungswasser (wenn
es zu heiß zum Anfassen ist!) gesammelt und gekühlt
werden. Es bietet einen einigermaßen sicheren Ersatz für
abgekochtes Wasser. Eiswürfel sind nur so sicher wie das
Wasser, aus dem sie hergestellt wurden. Sie sollten nicht
in Getränke getan werden, so lange sie nicht als absolut
sicher angesehen werden können. Getränke können auch
dadurch gekühlt werden, dass man das ganze Glas auf
Eis platziert!






Trinkwasser: Entkeimung, Filterung und Desinfektion

Das Entkeimen von Wasser beginnt mit dem Aussuchen
einer möglichst sauberen Quelle. Dabei wird es sich
wahrscheinlich um Leitungs-, Brunnen-, Regen- oder
Quellwasser handeln.

Offene Gewässer sollten nur im Notfall benutzt werden.
Kann das Wasser nicht gekocht werden, sollte es gefiltert
und anschließend chemisch entkeimt werden. Als
einfacher Filter zur Entfernung von Schwebeteilchen kann
schon ein mehrfach gelegtes Baumwolltuch aus dichtem
Stoff dienen.

Besser, jedoch auch teurer und pflegebedürftig sind im
Handel erhältliche Filterpumpen. Diese entfernen auch die
meisten Erreger aus dem Wasser. Einige sind mit Silber
imprägniert, das eine zusätzliche antibakterielle Wirkung
hat. Mittel zur chemischen Desinfektion sind einfach zu
handhaben und zeigen eine hohe Wirksamkeit bei klarem
Wasser. Sie können auch zur Konservierung von bereits
desinfiziertem Wasser benutzt werden. Silbernitrat ist
geschmacksneutral und wirkt zuverlässig innerhalb von
zwei Stunden. Seine Wirksamkeit gegen Amöbenzysten
jedoch ist limitiert.

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Chlor ist das am häufigsten benutzte Desinfektionsmittel.
Es ist sehr effektiv gegen Bakterien und einige Viren,
jedoch nur in zehnfacher Konzentration sicher wirksam
gegen Amöbenzysten. Ein weiterer Nachteil ist die
deutliche Veränderung des Wassergeschmackes. Zum
Abtöten von Schistosomen, den Erregern der Bilharziose ,
genügt eine dreitägige, abgedunkelte Lagerung des
Wassers.

Nahrung
Wissenswertes zur Nahrungsmittelhygiene

Nahrung, die in Ländern mit reduzierten
Hygienebedingungen erworben wurde, sollte zunächst
immer als potentiell infektiös betrachtet werden. Nach
Möglichkeit sollte man nur frisch Gekochtes oder
Geschältes zu sich nehmen. In den meisten Ländern der
Tropen wird mit menschlichen Fäkalien gedüngt. Gemüse
und Früchte sollten daher zumindest gründlich mit
Seifenwasser gewaschen und anschließend abgespült
werden.

Besser ist ein anschließendes Einlegen in chloriertes
Wasser (dreifache Konzentration wie für die Zubereitung
von Trinkwasser!). Der Genuss von rohem Fleisch und
Fisch sowie von Salaten aus ungeschältem Gemüse
verbietet sich von selbst.

Ist man aus sozialen Gründen gezwungen, einen Salat zu
essen, kann der reichliche Gebrauch von Zitronensaft
oder Essig die Infektionsgefahr etwas verringern.
Unpasteurisierte Milch sollte ebenfalls gekocht oder
vermieden werden.


Empfehlenswert:

Alles frisch Gekochte und Gebratene (z.B. mageres,
durchgebratenes Fleisch, Kartoffeln, Nudeln, Reis,
Suppen, auch Bohnen, Erbsen, Zwiebeln usw.)
Schälbares Obst (z.B. Orangen, Bananen, Mango,
Ananas, Kokosnüsse) Tee und Kaffee, fabrikmäßig
hergestellte Getränke und Mineralwasser Gewürze und
Essentien (Pfeffer, Chili, Salz, Curry, Essig, Speiseöl)

Bedenklich:

Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte, Krabben, Krebse,
Muscheln Milchprodukte aller Art (Frischmilch, Yoghurt,

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Käse, Quark) Tiefkühlkost (mögliche Unterbrechung der
Kühlkette!)

Ganz zu vermeiden sind:

Rohes Fleisch (z.B. Tatar) oder roher Fisch (z.B. Austern)
Rohe, kalte, abgestandene Speisen , Schinken, Wurst,
Salate

ölige oder fettige Speisen (z.B. mayonnaisehaltiger
Kartoffelsalat, Eier- Sandwichs)
Eiswürfel, Speiseeis, offene Kaltgetränke nicht-
industrieller Herkunft
In Plastikfolie verpackte Nahrungsmittel wie z.B.
aufgeschnittene Früchte

Sexuell übertragbare Erkrankungen

Es ist nicht wahrscheinlich, dass Du während Deiner
Arbeit damit konfrontiert wirst. Der guten Ordnung halber
dennoch einige allgemeine Informationen:

Manche Infektionskrankheiten werden durch
Sexualkontakte übertragen werden. Es sind dies vor allem
HIV-Infektionen, Hepatitis B, Gonorrhoe und Lues.

Während Gonorrhoe und Lues im Laufe des letzten
Jahrzehnts etwas zurückgedrängt wurden, sind heute HIV
und Hepatitis B durch ungeschützten Sexualverkehr ganz
besonders gefährlich.

Im einschlägigen Prostituiertenmilieu in afrikanischen
und asiatischen Ländern muss mit einer HIV -Infektionsrate
von 80-90 % (!) gerechnet werden.

Sexualkontakte (nicht nur mit Einheimischen) sollten
daher grundsätzlich vermieden werden.

Auch die Verwendung von qualitativ hochwertigen
Kondomen bietet keinen absoluten Schutz gegen
derartige Infektionen !

Unfreiwillige Tierkontakte

Eine vernünftige Verhaltensweise ist auch im Umgang mit
Tieren im eigenen Interesse sinnvoll.

Nicht nur die Tollwut spielt in vielen Regionen eine
bedeutende Rolle, auch unliebsame Kontakte mit

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Spinnen, Schlangen oder giftigen Meerestieren können zu
ernstzunehmenden gesundheitlichen Problemen führen.

Bei Bissen durch Gifttiere sollte der betroffene Körperteil
ruhig gestellt werden und keinesfalls an der Bissstelle
hantiert werden.

Anschließend ist der Betroffene auf schnellstem Wege
einer
medizinischen Behandlung zugeführt werden.

Die persönliche Mitnahme von "Schlangensera" o.ä. ist
unsinnig: Erstens sind diese Präparate in
Österreich kaum zu bekommen und wenn dann nur sehr
teuer. Zweitens sind sie kühlpflichtig und drittens handelt
es sich meist um tierische Sera, die bei Gabe beim
Menschen schwere allergische Reaktionen hervorrufen
können. Deshalb ist eine Gabe nur durch einen
erfahrenen Arzt unter Beobachtung möglich und sinnvoll.

Bei Abenteuerurlauben und Extremtouren empfiehlt es
sich, möglichst vor Beginn der Tour entsprechende
Informationen über die nächstgelegene medizinische
Versorgungsstelle
einzuholen. Die lokale Bevölkerung kann oft mit nützlichen
Tipps zu Vorkommen von Häufigkeit von Gifttieren dienen.
Entsprechende Bekleidung und das Tragen von
vernünftigem Schuhwerk sollten ebenfalls eine
Selbstverständlichkeit sein.

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Ausrüstung (Checklisten)


Reiseapotheke

Nahrungsmittel


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