Morphologie


Jagiellonen-Universität

Institut für Germanistik

WS 2004/2005

Vorlesung: Deskriptive Grammatik des Deutschen - Morphologie

Leiter: Andrzej S. Feret Ph.D.

Morphologie (Formlehre) erfasst und beschreibt die kleinsten vollwertigen Sprachelemente, ihre syntagmatischen und paradigmatischen Relationen, ihre Funktionen.

Die größte Einheit der Morphologie ist das Wort. Es wird aber auch definiert als die kleinste relativ selbständige, d. h. akustisch, orthographisch und syntaktisch isolierbare Einheit des Satzes. Dabei handelt es sich um eine empirisch gegebene sprachliche Einheit, deren Identität sich in Form und Inhalt (Bedeutung) realisiert. Wörter sind aber nicht mit Lexemen gleich zu setzen, denn als Lexem kann sowohl ein Wort (z. B. Palme), als auch eine Wortgruppe (Phrase) (z. B. jdn auf die Palme bringen) bezeichnet werden. Das Lexem ist dem nach eine Grundeinheit des Lexikons (Wortschatzes) einer Sprache. Es besteht nicht nur aus Form und Bedeutung, sondern auch aus seiner phonologischen Repräsentation und Informationen seiner syntaktischen Einsetzung. Das Wort ist aber auch eine komplexe Einheit, da es aus Morphemen besteht: z. B. das Wort unwiderlegbar besteht aus vier folgenden Morphemen: un-wider-leg-bar.

Das Morphem ist die kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheit, die nicht weiter in weitere bedeutungstragende Einheiten zerlegt werden kann, ohne dass die Bedeutung dieser Einheit zerstört wird. Zwischen Wort und Morphem kann es aber auch eine Eins-zu-eins-Entsprechung geben: z. B. Haus.

Ein Morphem kann unterschiedlich realisiert werden, ohne dass dessen Bedeutung geändert wird: z. B. tret-en vs. trit-t. In solchen Fällen hat man es mit Allomorphen (Morphemvarianten) zu tun.

Man unterscheidet zwischen Grund- bzw. Basismorphemen, Wortbildungsmorphemen und Flexionsmorphemen. Grundmorpheme (Basen, Kerne, Stämme, Wurzeln) sind wortfähige Morpheme. Sie bilden die Basis der Wortstruktur. Wortbildungsmorpheme (Derivationsmorpheme) weisen auf inhaltliche (Bedeutung) oder grammatische (Wortklasse) Änderung eines Lexems hin, während Flexionsmorpheme auf syntaktische Funktionen hinweisen.

Im Hinblick auf die vermittelten Informationen werden Morpheme in grammatische und lexikalische eingeteilt. Die lexikalischen Morpheme sind Träger der eigentlichen (lexikalischen) Bedeutung, während die grammatischen Morpheme Beziehungen zwischen lexikalischen Morphemen herstellen. Im Hinblick auf die Art des Vorkommens ist von freien und gebundenen Morphemen die Rede. Die Erstgenannten können in Sätzen isoliert auftreten, sind folglich Wörter. Dagegen die Letztgenannten treten nur in Verbindung mit einer Basis auf. Dies sei in der Tabelle unten abgebildet:

freie Morpheme

gebundene Morpheme

grammatische Morpheme

der, die, wir, sie, falls, ob

Flexionsmorpheme

Derivationsmorpheme

-e, -st, -t, -en

-bar, -lich, ver-

lexikalische Morpheme

Maus, Lampe, dumm

les-, werf-, rechn-, Him-

Neben den immer noch produktiv verwendeten Morphemen gibt es in der Sprache auch die sog. unikalen Morpheme. Sie stellen in etymologischem Sinne Reste verloren gegangener Lexeme dar: z. B. -gam (Bräutigam), -gall (Nachtigall), Brom- (Brombeere), -ginnen (beginnen), -lieren (verlieren), De- (Demut).

Darüber hinaus ist im Deutschen möglich, zwei Morpheme in ein zu transformieren: z. B. in + demim. In einem solchen Fall liegt ein zusammengezogenes bzw. Portemanteaumorphem vor.

Einen wesentlichen Teil von Wortbildungsmorphemen stellen Affixe dar. Dabei handelt es sich um nicht wortfähige Morpheme, die einer Basis angefügt werden, um ein Wort zu bilden. Man unterscheidet folgende Arten von Affixen:

Affix

nicht durchbrochen

durchbrochen

nicht auseinander reißend

Präfix Suffix

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Zirkumfix

auseinander reißend

Infix

Transfix

Die bereits genannten Affixe werden als additive Morpheme bezeichnet, weil dabei stets ein explizites sprachliches Element an eine Basis angefügt wird. Darüber hinaus gibt es in der Sprache Morpheme, die nicht additiv sind. Dazu gehören:

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