AS Selbstlernen2


Eine Definition selbstgesteuerten Lernens

Selbstgesteuertes Lernen ist eine Form des Lernens, bei der die Person in Abhängigkeit von der Art ihrer Lernmotivation selbstbestimmt eine oder mehrere Selbststeuerungsmaßnahmen (kognitiver, volitionaler oder verhaltensmäßiger Art) ergreift und den Fortgang des Lernprozesses selbst (metakognitiv) überwacht, reguliert und bewertet.“ (Konrad / Straub)

Es gibt keine einheitliche Theorie des selbstgesteuerten Lernens, lediglich diverse Ansätze und Modelle. Natürlich wäre ein handliches Modell wünschenswert, das man nur in die Praxis umzusetzen braucht. Das würde jedoch dem komplexen Prozess des selbstgesteuerten Lernens nicht gerecht werden, und vor allem: Es wäre in den vielen unterschiedlichen Praxis-Situationen nur sehr begrenzt brauchbar. Der erste Schritt ist daher, sich mit diversen Aspekten auseinander zu setzen, um sich dann im zweiten Schritt ein für die eigenen Verhältnisse nützliches Modell zu erarbeiten.

Zentrale Merkmale selbstgesteuerten Lernens

Die Lernenden beeinflussen den Lernprozess in kognitiver, metakognitiver, motivationaler und verhaltensbezogener Hinsicht selbst.

Während des Lernprozesses ist eine selbstbezogene Feedback-Schleife wirksam. (Die Lernenden überwachen ihre Lernaktivitäten).

Die Lernenden motivieren sich selbst.

Die Lernenden steuern ihr Verhalten volitional. (Gegen störende Fremdeinflüsse wird die Motivation aufrechterhalten). (Konrad / Straub)

Merkmale von Angeboten mit Selbstlern-Charakter

Die Lernziele werden von den Lernenden oder gemeinsam mit den Lehrenden festgelegt (z.B. mit Lernvertrag).

Es gibt ein vielseitiges Lern-, Experimentier-, Reflexions- und Arbeitsfeld (PC-Lernprogramme; Seminarsituation; Beratungsgespräche; Lerngruppen; ...).

Die Lernenden arbeiten aufgaben- oder projektbezogen an den von ihnen selbst entwickelten Fragestellungen.

Die Lernenden eignen sich das erforderliche Wissen aktiv an (z.B. durch Nutzung des

Lernquellenpools).

Leittexte, Lerntagebuch, Lernkonferenz und Lerngespräch ergänzen die Instruktionen.

Selbstkontrolle und Selbsttest sind häufig Bestandteil der Evaluation der Lernergebnisse (Oft gemeinsam mit den Lehrenden).

Den Lernenden ist die Verantwortung für ihren Lernprozess übertragen.

Im Vordergrund steht problemlösendes und aufgabenbezogenes Lernen.

Die Lernenden sind in soziale Bezüge eingebunden (Lerngruppe, Lerntandems, kooperatives Lernen im Internet, ...).

Die Reflexion des Lernprozesses, der Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Lernenden untereinander hat hohen Stellenwert. (Dietrich)

Literatur

Faulstich, Peter:

Förderung des selbstgesteuerten Lernens; in: Stephan Dietrich bzw. DIE (Hg.): Selbstgesteuertes

Lernen in der Weiterbildungspraxis (S. 39-55); Bertelsmann, Bielefeld 2001

Fuchs-Brünninghof, Elisabeth:

Selbstgesteuertes Lernen - eine (un)realistische Lernkultur? In: Stephan Dietrich bzw. DIE (Hg.):

Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis (S. 34-38); Bertelsmann, Bielefeld 2001

Kloyber, Christian:

Was heisst Selbstlernen? Erwachsenenbildung in Österreich 2/95, S. 39-42

Konrad, Klaus / Traub, Silke:

Selbstgesteuertes Lernen in Theorie und Praxis; Oldenbourg, München 1999

Statt Selbstlernen besser "Selbstgesteuertes Lernen"(Dohmen). Also ein Mittelweg, ein mittleres Maß an Selbstbestimmung, weder ein völlig autonomes Lernen noch eine Einpassung in vorgegebene Lernarrangements. Der Kern des selbstgesteuerten Lernens ist die eigene Ziel- und Richtungsentscheidung der Lernenden.

Der Lerner gleicht einem Fahrer, der seinen Wagen zu einem selbstgewählten Ziel steuert, aber die von anderen bereitgestellte Infrastruktur (Straßen, Tankstellen, Verkehrshinweise, Rastplätze, Reparaturdienste etc) in Anspruch nimmt.

Lernen soll also nicht willkürlich selbstorganisiert sein, aber Lernprozesse sollen selbstverantwortlich gesteuert sein. Der Lerner soll die ihm angemessenen Lernhilfen ansteuern. Beratung und Unterstützung sind daher eingeschlossen.

Ansprechpartner müssen folglich vorhanden sein. Selbstlernen heißt nicht allein lernen.

Die Selbstauflösung, die die Pädagogik schon befürchtet hat, wird nicht eintreten. Es bleibt eine Verantwortung für den Lehr-lern-prozess.

"Die Einführung von selbstgesteuertem Lernen wird oft als Zumutung empfunden. Der Grund dafür liegt darin, dass neue Erkenntnisse und Arbeitsansätze nicht nur eine Sachdimension, sondern auch ein Sozialdimension haben." (FUCHS-BRÜNNINGHOF)

Mit Merce zu arbeiten ist eine einzigartige Erfahrung. Es gibt niemanden, der nicht emotionell auf ihn reagiert, ob nun in positiver oder in negativer Hinsicht. Immer ist er höflich, immer ruhig und konzentriert. Selten verteilt er Lob oder Tadel. Er hält nichts von Beurteilungen. Die eigene Leistung schätzt man ohnehin selbst besser ein.

Die Proben finden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.(...) Ich probierte vieles aus, manchmal lag ich falsch. Von Merce kam keinerlei Korrektur oder Kommentar. Er gab den Tänzern totale Freiheit zu interpretieren. Das war neu, aber auch verunsichernd, wenn man, wie ich, gewohnt war, mit Choreographen und Lehrern zu arbeiten, die einem genaue Vorgaben machten. Bei Merce zu tanzen bedeutet, schonungslos sich selbst gegenüberzustehen und mit den eigenen Grenzen konfrontiert zu sein ... “

(SUSAN QUINN über ihre Zeit bei der MERCE CUNNINGHAM Dance Company; in: Bühne 9/2000, S. 8-9)

SgL: Definition & Merkmale PIB WIEN

Eine Definition selbstgesteuerten Lernens:

Selbstgesteuertes Lernen ist eine Form des Lernens, bei der die Person in Abhängigkeit von der Art ihrer Lernmotivation selbstbestimmt eine oder mehrere Selbststeuerungsmaßnahmen (kognitiver, volitionaler oder verhaltensmäßiger Art) ergreift und den Fortgang des Lernprozesses selbst (metakognitiv)

überwacht, reguliert und bewertet.“ (KONRAD/ STRAUB)

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Kritische Betrachtungen:

FAULSTICH: Die Diskussion um „selbstgesteuertes Lernen“ ist wichtig, geschichtsvergessen und trotz aller ambitionierten Begrifflichkeit theoriearm.

KLOYBER: In der offensichtlichen Verwechslung zwischen der grundlegend anderen gesellschaftlichen

Konzeption des „Selbstlernens“ mit einer nur als „Lerntechnik“ verstandenen „Innovation“ liegt oft eine geschickte Taktik der Camouflage, die eines verdecken soll: das Verhindern einer demokratisch bestimmbaren Weiterentwicklung im Bildungsbereich.“

Dietrich, Stephan (Hg.): Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis; Bertelsmann, Bielefeld 2001

Zentrale Merkmale selbstgesteuerten Lernens:

(KONRAD/ STRAUB)

die Lernenden beeinflussen den Lernprozess in kognitiver, metakognitiver, motivationaler und verhaltensbezogener Hinsicht selbst;

während des Lernprozesses ist eine selbstbezogene Feedback-Schleife wirksam (Die Lernenden überwachen ihre Lernaktivitäten);

die Lernenden motivieren sich selbst;

die Lernenden steuern ihr Verhalten volitional (gegen störende Fremdeinflüsse wird die Motivation aufrechterhalten).

Merkmale von Angeboten mit Selbstlern-Charakter:

(DIETRICH, 2001)

Lernziele werden von den Lernenden oder gemeinsam mit den Lehrenden festgelegt (z.B. mit Lernvertrag).

Es gibt ein vielseitiges Lern-, Experimentier-, Reflexions- und Arbeitsfeld (PC-Lernprogramme; Seminarsituation; Beratungsgespräche; Lerngruppen; ...).

Die Lernenden arbeiten aufgaben- oder projektbezogen an den von ihnen selbst entwickelten Fragestellungen.

Die Lernenden eignen sich das erforderliche Wissen aktiv an (z.B. durch Nutzung des Lernquellenpools)

Leittexte, Lerntagebuch, Lernkonferenz und Lerngespräch ergänzen die Instruktionen.

Selbstkontrolle und Selbsttest sind häufig Bestandteil der Evaluation der Lernergebnisse (Oft gemeinsam mit den Lehrenden).

Den Lernenden ist die Verantwortung für ihren Lernprozess übertragen.

Im Vordergrund steht problemlösendes und aufgabenbezogenes Lernen.

Die Lernenden sind in soziale Bezüge eingebunden (Lerngruppe, Lerntandems, kooperatives Lernen im Internet, ...).

Die Reflexion des Lernprozesses sowie der Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Lernenden untereinander hat hohen Stellenwert.

http://www.2bw.at/zbw-mat/sgl-def.pdf



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