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in der Soziolinguistik wird der soziale Gebrauch von Sprache durch menschliche Wesen und in der Psycholinguistik die Bedingungen und Ablaufe menschlichen Sprachenlcrnens erforscht. Damit haben wir die Breite der Sprachlehrforschung aufgezeigt und die Notwendigkeit eines interdisziplinaren Zugriffs angedeutet.

Min additives Yerfahren nach dem Muster:

Linguistik    +

Didaktik    +

= Sprachlehrforschung


Soziologie    +

Psychologie    +

warejedoch unangebracht; der Ansatz der Sprachlehrforschung mufi eher cin ,integrierender' sein. Zur Konkretisierung dieser Forderung zwei Beispiele:

(i)    Der Begriff „Lernschwierigkeit" durfte aus der Lehr- und Lern-perspekiive nicht unwichtig sein. Ein Zugriff auf diesen Kom-plex ist von vcrschiedenen Disziplinen aus moglich: aus lin-guistischer Sichi macłn ein komplexer grammatischer Bereich Lernschwierigkeiten wahrscheinlicher; aus soziologischcr Sicht vcrursacht eine gespannte Unterrichtssituation Lernschwierig-keiten; aus didaktischer Sicht beeinfluBt die Art und Weise der Darstellung des Unterrichlsstoffs durch Lchrwerk und Lehrer die Lernschwierigkeit ganz entscheidend. Die aus allen diesen Betrachtungsweisen erfaBten Problcme haben ferner psycho-logische Auswirkungen bzgl. Spannung, Lernbereitschaft und Motivalion bei den Lernenden. Das Beispiel macht deutlich, daft sich solche Betrachtungsweisen gegenseitig beeinflussen, da im Unterricht linguistische Elemente der Fremdsprache notwendi-gerweise im sozialcn Kontext des Unterrichts durch didaktische Mittel dargestellt werden.

(ii)    Grotjahn, Brammerts und Wiilfrath (1983, 68-71) geben ein einfaches, aber einlcuchtendcs Beispiel dafiir, wohin ein additi-ves Vcrfahren fuhren kann. Aus lernpsychologischer Sicht kann man feststellen, daB einfach strukturierte Lerninhaltc leichter und schneller gelernt werden ais komplexer strukturierte. In der generativen Linguistik hat man in den sechziger Jahren ange-nommen, daR ein Satz dann strukturcll weinfacher" ist, wenn zu seiner Generierung wenige Regeln gebraucht werden. Interro-gative Satze sind dahcr komplcxcr ais ihre deklarativen Aquiva-lente. Wcnn mail diese beiden Thesen auf den Fremdsprachen-unterricht iibertragt, dann wiire der Satz „Sharks are dangerous" einfacher zu lemen ais der Satz „Can you swim?". Selbstver-standlich ist dies Unsinn, und das Argument ist, soweit uns be-kannt, niemals vorgctragcn worden. Nur warnt dieses Beispiel davor, isoliert voneinander entstandene Theorien zu addieren und die eine Theorie auf die andere zu iibertragcn.

Daher mussen alle aus verschiedenen Disziplinen abgeleiteten Per-spektiven integriert werden. In der Sprachlehrforschung sollte stets von Problemen, die im Fremdsprachenunterricht selbst entstehen, ausgegangen werden, und Ergebnisse sollten wieder zuriick in den Fremdsprachenunterricht gcfuhrt werden. Ob bzw. wie solche For-derungen realisiert werden konnen, bleibt eine Frage, die noch dis-kutiert wird (vgl. Kapitel 3). Es gibt zur Zeit kein allgemeincs For-schungsparadigma, mit dcm die Sprachlehrforschung charakterisiert werden kann - eher wird mit einer Vielfa!t von methodischcn Ansat-zen gearbeitet.

2 Voraussetzungen fiir eine Definition der Sprachlehrforschung: die Begriffe Sprache und Lernen

Zentral fiir die Bczcichnung Sprachlehr- und -lernforschung sind die Begriffe „Sprache", „Lehre", „Lernen" und „Forschung". Der letzte Begriff wird in Kapitel 3 naher untersucht. Der Begriff „Lehre" be-zieht sich auf Versuche, den LernprozeB anderer zu beeinflussen. Wahrend der Begriff „Lehre" bestimmt nicht unkompliziert ist (man konnic z.B. durchaus behaupten, daft man sein eigener l.ehrer sein kann), werden wir im folgenden den Schwerpunki auf die u.E. fiir die Sprachlehrforschung grundlegenden Begriffe der „Sprache" und des „Lernens" legen. Damit wird der Gegenstandsbereich der Sprachlehrforschung naher bestimmt. Ferner werden Verbindungen zu nahe-stehenden Untcrsuchungsfcldern verdeutlicht und einige begrifflichc Konventionen, die wir in diesem Buch verwenden, eingefiihn.

2.1 Sprache - Fremdsprache - Zweitsprache

Abbildung 1.2 dient dazu, zwischen Muttersprache, Fremdsprache und Zweitsprache zu differenzieren. Eine Sprache verstehen wir ais


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