Kleidung & Waffen084

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meist von auBen unsichtbar und so angebracht, daB sie auf der Innenseite weiter abstehen. Innen-liegende Platten sind kleiner und dicht mit einer Vielzahl (teilweise mehrere hundert Nieten an einem Handschuh) von Nieten besetzt, die auf der AuBenseite weiter abstehen. Am rekonstruierten Handschuh ergibt sich dadurch ein dekoratives Muster von blanken Nietkopfen auf farbigem Leder oder Stoff. Manche Bodenfunde weisen Platten sowohl der einen ais auch der anderen Art auf. In diesen Fallen sind meist die vorstehenden Fingergelenke und die Faustknochel durch auBen-liegende Platten geschtitzt (vgl. Tafel F, Abb. 12). Die groBte Flachę hat bei beiden Grundarten in der Regel die Handriicken- oder Knochelplatte. Bei spateren Modellen mit trichterformiger Stulpe besteht diese stets aus zwei Teilen, die meist mit-tels Scharnier miteinander verbunden sind (und nicht wie beim Sanduhrtypus aus einem Stiick). Der Wulst bei den beiden Handschuhen 9 und 10

auf s/w-Tafel XII markiert also keine starre Ver-bindung, sondern iiberdeckt lediglich die Trenn-stelle zwischen Handriickenplatte und auBerer Stulpenplatte. Die Finger sind entweder mit einer Reihe gleichformiger Schuppen bedeckt, welche einander dachziegelartig iiberlappen (Nr. 3, 6, 9 und 12), oder durch rinnenartige Plattchen fiir die Fingerknochen und kleine Buckeln fiir die Fingergelenke (Nr. 4, 5, 7, 8, 10, 11, 13 und 14) ge-schutzt.

Abgesehen von diesen beiden Grundmodellen gab es, wie bereits erwahnt, eine Vielzahl von al-ternativen Losungen, die auch andere Materialien wie Kettengeflecht oder Leder in Kombination mit Metallplatten verwendeten. Die zeitgenossischen Abbildungen zeugen davon, daB wohl mit keinem anderen Riistungsteil so viel experimentiert wurde wie mit den Panzerhandschuhen. Der falschlicher-weise oft mit Riistungen der 1. Jahrhunderthalfte dargestellte Sanduhrglas-Typ, bei dem die einteili-ge Handplatte und die trichterformige Stulpe fest miteinander verbunden sind, kommt hingegen erst gegen Ende des Betrachtungszeitraumes vereinzelt - quasi ais Prototyp - auf. Unter den Wisbyer Bo-denfunden, immerhin 20 mehr oder weniger kom-plett erhaltene Typen von Plattenhandschuhen aus der Zeit vor 1361, kommt er kein einziges Mai vor! Erst ab ca. 1370 werden Handplatte und Stulpe aus einem Stiick getrieben.

Zur Verdeutlichung der Typenvielfalt dient die s/w-Tafel XII mit 14 Panzerhandschuhen, die entweder nach zeitgenossischen Kunstdenkmalern (meist Grabbildern) oder Bodenfunden rekonstru-iert wurden. Oberstes Kriterium war dabei die Funktionstiichtigkeit, die wesentlich von der Be-weglichkeit des Daumens abhangig ist, da die Hand ja nicht nur einen Schwertgriff, sondern auch einen wesentlich dickeren Lanzenschaft grei-fen konnen muB. Die erste Reihe zeigt Typen, die in Deutschland um 1345 gebrauchlich waren, zum Teil aber wesentlich alter sind. Von diesen gehort der erste Handschuh einer Grabwachterfigur aus der Nikolauskirche in Hagenau (ElsaB); die iibri-gen stammen von einer Grabwachtergruppe aus dem Freiburger Munster, wobei der vierte Freibur-ger Grabwachter einen - bis auf die Stulpe - ganz

Panzerhandschuh im englischen Stil, ca. 1325 - 1350

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