46792 Kleidung & Waffen023 (2)

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wurde der armellose surcot erst in der zweitcn Halfte des 13. Jahrhunderts zum Standardklei-dungsstiick der hofischen Damenmode77. Seine ty-pischen Merkmalc in cincr ersten Phase bis ca. 1300 sind ein lockerer, d. h. untaillierter Zuschnitt mit groBer Saumweite, relativc kleine, mit Borten eingcfaBte Óffnungen fur Kopf und Arme, eine mehr oder weniger ausgepragte Schlcppc und das kontrastfarbige Seiden- bzw. Pelzfutter. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts ist eine Tendenz zur VergroBerung der Armlocher zu verzeichnen, die sich dann schlieBlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts zu den sog. Hóllcnfenstcrn erweiterten. Die pellotes genannten Uberrocke der kastilischen Hoftracht des 13. Jahrhunderts, die in unterschied-licher Lange und Weite sowohl von Mannern ais auch von Frauen getragen wurden, wcisen bereits ahnliche Óffnungen auf, so daB die Frage erlaubt sein muB, ob diese Modę nicht aus Spanien stammt78. Ncbcn der bodenlangen Standardform des surcot gab es auch eine ebenfalls armellose, aber kiirzere Variante, dereń Saum nur bis zum halben Unterschenkel reichte79.

Wie bereits weiter oben crklart, exislierten in der Hochgotik auBer den verschiedenen Varianten des armellosen surcot stets auch solche mit Armeln unterschiedlicher Lange. Wir kennen Ab-bildungen mit halb- und dreiviertellangen Armeln, wobei diese entweder gerade oder leicht trichter-formig zugeschnitten sind. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts tauchte auch der Hangcarmcl in einer etwas reduzierten Form wieder auf: Er reichte auf der Vorderseite bis zur Armbeuge und hing auf der Riickseite mausohrformig bis zum Handgelenk oder maximal bis zu den Fingerspitzen herab. Diese langarmelige Variante des Uberrocks konnte ebenfalls bodenlang und mit Schleppe versehen sein oder nur dreiviertellang. Sowohl die boden-lange ohne Schleppe ais auch die dreiviertellange Version wiesen des ofteren rechts und links in der Seitennaht einen Schlitz auf, der bis zur Hufte rei-chen und bisweilen mit kleinen Knopfen (bis zu 60 auf einer Seite) geschlossen werden konnte80.

Der dreiviertellange surcot, den die Grafin Margot von Artois auf ihrem Grabmal tragt (siehe Zeichnung), ist offensichtlich beidseitig bis zu den Hiiften geschlitzt. Es fallt auf, daB lediglich der linkę Seitenschlitz und der linkę Armel mit ge-zahnten Fransen eingefaBt sind, wahrend diese Fransen am Saum und auf der rechten Seite feh-

Mahaut von Artois, Grabmal in St. Denis, um 1310

len.81

Die kurze, seitlich geschlitzle Version des surcot ist nicht zu verwechseln mit Uberwurf- oder mantelahnlichen Kleidern wie der housse/houce/ houche (f.) oder der garnache (f.), die keine oder keine echten Armel aufweisen. Wie beim surcot muB man sich auch bei der housse vor einer zu engen Interpretation hiiten. Meines Eraehtens be-zeichnete man mit housse jegliche Art von Uber-

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