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Tobias-Streck@t-online.de (Tobias Streck) 1
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
Seminar für Wissenschaftliche Politik
Vorkurs: Einführung in die Politikwissenschaft
Leitung: Dr. Sabine Ruß
Wintersemester 1998/ 99
Referenten: Rita Nikolow, Silvia Schöchlin, Tobias Streck
Methoden empirischer Sozialforschung
Gliederung:
1. Einleitung
2. Was versteht man unter empirischer Sozialforschung ?
 Empirische Sozialforschung ist die systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen.
(aus: Atteslander, Peter, Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York 1995)
3. Zur Geschichte und Bedeutung der empirischen Sozialforschung
4. Zum Begriff der Wissenschaftlichkeit / Gütekriterien
4.1 Objektivität (Ergebnisse unabhängig von den durchführenden Personen)
4.2 Reliabilität (Zuverlässigkeit)
4.3 Validität (Gültigkeit)
4.3.1 ökologische Validität
4.4 Beispiel zum Unterschied zwischen Reliabilität und Validität
4.5 Empirizismus (Fehlen von Validität und Reliabilität)
5. Der Ablauf eines empirischen Forschungsprozesses
I. Problembenennung
II. Gegenstandsbenennung
III. Durchführung (Anwendung von Forschungsmethoden)
IV. Analyse (Auswertungsverfahren)
V. Verwendung (von Ergebnissen)
6. Die Methoden der empirischen Sozialforschung
6.1 Dokumenten- und Inhaltsanalyse
6.2 Befragung
6.2.1 Grundformen
a) Expertenbefragung
b) Umfrage
6.2.2 Befragungsarten
a) Vollstrukturiertes Interview
b) Halbstrukturiertes (oder teilstrukturiertes) Interview
c) Unstrukturiertes Interview
d) Realkontaktbefragung
e) Gruppeninterview
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f) Gruppendiskussion
g) Sonderformen
- Schriftliche Befragung
- Telefonische Befragung
- Panelbefragung
6.3 Beobachtung
a) Offene Beobachtung
b) Verdeckte Beobachtung
c) Teilnehmende Beobachtung
d) Nicht-teilnehmende Beobachtung
6.4 Experiment
a) Ex-post-facto-Experiment
b) Laborexperiment
c) Feldexperiment
6.5 Simulation
7. DIE BEOBACHTUNG (siehe auch 6.3 )
8. DIE BEFRAGUNG (siehe auch 6.2 )
8.1 Theoretischer Ansatz zur Befragung
8.2 Zur Gestaltung eines Fragebogens
9. Die Bedeutung der empirischen Sozialforschung in der Politikwissenschaft
Literatur:
" Alemann, Ulrich von, Politikwissenschaftliche Methoden: Grundriß für Studium und Praxis, München 1995
" Atteslander, Peter : Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York, 1995, 8.,bearb. Aufl.
" Bucher, Anton A. , Einführung in die empirische Sozialwissenschaft, Stuttgart - Berlin - Köln 1994
" Friedrichs, Jürgen, Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1986, 14. Aufl.
" König, René, Das Interview: Formen - Technik - Auswertung, Köln - Berlin 1968, 6. Aufl.
" König, René: Grundlegende Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung. Erster Teil, Stuttgart 1973,
3., umgearb. u. erw. Aufl.
" Mayntz, Renate / Holm, Kurt / Hübner, Peter, Einführung in die Methoden der empirischen Soziologie, Opladen 1971, 2.
Aufl.
" Patzelt, Werner J., Einführung in die Politikwissenschaft, Passau 1997, 3., erg. Aufl.
" Roth, Erwin, Sozialwissenschaftliche Methoden: Lehr - und Handbuch für Forschung und Praxis, München 1995
" Schumann, Siegfried, Repräsentative Umfrage, München 1997
" Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996
" Wellhöfer, Peter R.: Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen, Stuttgart 1997, 2., überarb. u.
erw. Aufl.
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Einleitung
Unser Referat dient in erster Linie der Vorbereitung der
bevorstehenden Arbeit in den Arbeitsgruppen.
Letzte Woche haben wir ja bereits mehrere Fragestellungen
erarbeitet, mit denen wir uns in den einzelnen Arbeitsgruppen
beschäftigen werden.
Das Referat soll Euch vorrangig über Methoden der
empirischen Sozialforschung informieren, so daß wir uns in
den Arbeitsgruppen damit beschäftigen können, welche
Methoden für die Bearbeitung unsere Fragestellungen
angemessen sind und wie man konkret vorgehen könnte.
Dementsprechend ist unser Referat auch nicht direkt mit den
Referaten über die verschiedenen Politikbegriffe vergleichbar.
Und wie Ihr seht, handelt es sich bei unserem Thesenpapier
auch nicht um ein Thesenpapier im eigentlichen Sinne,
sondern mehr oder weniger  nur um eine Gliederung.
Im folgenden werde ich Euch erklären, was man unter
empirischer Sozialforschung versteht, wie ein empirischer
Forschungsprozeß grundsätzlich aufgebaut ist und welche
Methoden man anwenden kann.
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Zum Begriff der Wissenschaftlichkeit empirischer Sozialforschung
-Objektivität, Reliabilität, Validität-
Die empirische Sozialforschung muß bestimmten Kriterien der
Wissenschaftlichkeit gerecht werden.
FOLIE AUFLEGEN !!!
Es genügt nicht, soziale Verhältnisse subjektiv zu beschreiben und die
empirische Sozialforschung als Erlebnisberichte einzelner Menschen
zu betrachten.
Selbstverständlich muß Objektivität angestrebt werden. Dieses
Gütekriterium verlangt, daß empirische Verfahren unabhängig von
den Personen, die sie durchführen, die gleichen Ergebnisse erbringen.
Das ist beispielsweise eher der Fall, wenn ein Fragebogen ausgefüllt
wird, als wenn zwei sehr unterschiedlich wirkende Personen ( z. B. die
eine autoritär und bestimmt redend; die andere leise und schüchtern)
in einem Interview die selben Fragen stellen.
Die Objektivität einer Methode läßt sich überprüfen, indem man
verschiedene Personen mit dieser Methode Daten zum selben
Untersuchungsobjekt erheben läßt und die Ergebnisse vergleicht.
Wenn keine oder nur sehr geringe Unterschiede in der Durchführung
und Auswertung zwischen den einzelnen Personen bestehen, kann
man die Methode als objektiv bezeichnen.
Die Objektivität eines Verfahrens kann gesteigert werden, indem man
eindeutige und einander ausschließende Auswertungsgesichtspunkte
formuliert und indem mehrere Personen voneinander unabhängig
auswerten.
Ein weiteres Kriterium ist die Reliabilität, die Zuverlässigkeit. Jede
Methode muß die Daten zuverlässig erheben.
Eine Methode ist zuverlässig (bzw. verläßlich), wenn sie bei
Wiederholungen unter gleichen Bedingungen identische Ergebnisse
erzielt.
Von einem Persönlichkeitstest erwartet man beispielsweise, daß er bei
wiederholter Anwendung von ein und derselben Person zu nahezu identischen
Werten führt. (Vorausgesetzt wird bei diesem Beispiel, daß das untersuchte
Persönlichkeitsmerkmal als stabil angesehen werden kann.)
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Das zentrale Kriterium ist die Validität, die Gültigkeit einer
Erhebungsmethode. Bei einer Methode, die man als wissenschaftlich
bezeichnet, muß nachgewiesen sein, daß sie auch das mißt, was sie
messen soll. Eine Erhebungsmethode ist also dann valide bzw. gültig,
wenn sie Daten zu genau den Sachverhalten erhebt, auf die die
Theorie bezogen ist, die der Erhebung vorausging.
Eine sehr wichtige Bedeutung hat die sogenannte  ökologische
Validierung . Sie besagt ganz einfach, daß Daten möglichst im
natürlichen Umfeld der betreffenden Personen und mit Verfahren, die
nicht gekünstelt sind, gewonnen werden sollten.
Wenn beispielsweise eine Pfarrgemeinde die Einstellung
durchschnittlicher KirchgängerInnen zur Kirchensteuer erfassen
möchte, sollte sie nicht einen Fragebogen versenden, der vom
Briefkopf des Pfarrbüros geziert wird. Noch weniger sollte man in
diesem Fall zu einem Interview ins Pfarrhaus einladen.
Den Unterschied zwischen Reliabilität und Validität soll das folgende
Beispiel veranschaulichen:
TAFELAUFSCHRIEB !!!
Angenommen, man habe vor einer Wand eine Zielscheibe aufgestellt
und schieße mit zwei verschiedenen Gewehren mehrmals
hintereinander darauf. Mit dem ersten Gewehr verfehle man die
Scheibe jedes Mal, aber die Einschußlöcher in der Wand lägen dicht
beieinander. Mit dem zweiten Gewehr dagegen treffe man die Scheibe
mit jedem Schuß und alle Treffer lägen dicht beieinander.
Im ersten Fall liegt also eine hohe Zuverlässigkeit, aber keine
Gültigkeit vor.
Im zweiten Fall liegt sowohl eine hohe Reliabilität, als auch eine hohe
Validität vor.
Lägen beim zweiten Gewehr die Treffer auf der Scheibe weiter
auseinander, so wäre eine geringere Zuverlässigkeit (Reliabilität)
vorhanden.
(aus: Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996)
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Erhebungsmethoden können also reliabel sein, d.h. sie erbringen bei
Wiederholung das gleiche oder nahezu gleiche Ergebnis, aber nicht
valide (sie liefern andere Daten, als sie liefern sollen).
Natürlich kann das Ergebnis einer Erhebung auch valide, aber nur in
geringem Maße reliabel sein.
Die beiden Gütekriterien Reliabilität und Validität sind allerdings als
Idealforderungen zu betrachten, denn meist muß man beim Einsatz
einer Forschungsmethode Zugeständnisse an die realen Gegebenheiten
machen.
Konkret heißt das, daß man wohl in der Realität nie eine
hundertprozentige Validität und Reliabilität erreichen kann.
Aber ein Maximum der beiden Gütekriterien sollte unbedingt
angestrebt werden.
Wenn beide Kriterien nicht erfüllt sind, spricht man von
Empirizismus. Das bedeutet in unserem Fall entweder Unverständnis
der Kriterien der empirischen Sozialforschung, oder mehr oder
weniger bewußten Mißbrauch. Empirizismus liegt immer dann vor,
wenn der Bezug zur Theorie nicht nachvollziehbar ist oder bewußt
ignoriert wird.
Empirizismus liegt bei der Anwendung politischer
Meinungsforschung vor, wenn beispielsweise der Fragebogen nicht
validiert, also  gültig gemacht , wurde.
So geschehen bei der unkontrollierten Übernahme von Fragebögen
aus der Bundesrepublik Deutschland für Befragungen von Bürgern
der DDR im Vorfeld der ersten freien Wahlen 1990. Die
unterschiedliche geschichtliche Entwicklung führte dazu, daß
bestimmten Begriffen unterschiedliche Bedeutungen zugeordnet
wurden.
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Was versteht man unter  empirischer Sozialforschung ?
TAFELAUFSCHRIEB !!!!
 Empirische Sozialforschung ist die systematische Erfassung und
Deutung sozialer Erscheinungen.
(aus : Atteslander, Peter, Methoden der empirischen Sozialforschung,
Berlin - New York 1995)
- Was verstehen wir in diesem Zusammenhang unter  empirisch ,
 systematisch und  sozialen Erscheinungen ?
Empirisch bedeutet erfahrungsgemäß, auf Erfahrung gestützt, auf
Daten gegründet. Mit empirischer Sozialforschung betreiben wir also
eine Erfahrungswissenschaft.
Empirisch steht hier für die Überprüfung theoretisch formulierter
Annahmen ( = Theorien) über gesellschaftliche Zusammenhänge an
realen Erfahrungen. Diese Überprüfung muß allerdings nach
festgelegten Regeln, also systematisch, vor sich gehen.
Zu sozialen Erscheinungen, die empirisch wahrnehmbar sind, zählen
beobachtbares menschliches Verhalten, Gegenstände, die von
Menschen geschaffen wurden und durch Sprache und Schrift
vermittelte Einstellungen, Erfahrungen, Meinungen, Absichten und
Werturteile.
Mit Hilfe der empirische Sozialforschung soll die Unübersichtlichkeit
komplexer Vorgänge durch die Verringerung auf wesentliche
Zusammenhänge wenigstens teilweise behoben werden.
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Zur Geschichte und Bedeutung der empirischen Sozialforschung
Bereits im 17. Und 18. Jahrhundert entwickelte sich die empirische
Sozialforschung aus verschiedenen Versuchen, mit sozialstatistischen
Methoden und Beschreibungen gesellschaftliche
Massenerscheinungen zu erklären.
Im 19. Jahrhundert setzten Versuche ein, mit Enquęten (amtliche
Untersuchungen, Rundfragen, Umfragen) soziale Mißstände, die sich
durch die Industrialisierung ergeben hatten, zahlenmäßig zu erfassen.
Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Untersuchung der
Lebensverhältnisse von Arbeiterfamilien und auf Aspekte der
sogenannten industriellen Verstädterung gelegt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Umfragen, Surveys genannt,
verwendet, mit dem Ziel, Querschnittsstudien über räumlich
abgrenzbare Bevölkerungsgruppen zu erhalten.
Heute wird unser tägliches Leben von der Verwendung der Daten
empirischer Sozialforschung stärker geprägt, als man vermutet:
Fast jede Ware, die wir kaufen, wird uns durch Werbung empfohlen,
die sich auf Marktforschung stützt. Zeitungen und Magazine richten
die Art und die Menge ihres Informationsangebots nach Leseranalysen
aus. Ohne Meinungsumfragen betreibt keine Partei Wahlkampf.
Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und Kirchen bedienen sich
immer häufiger der Ergebnisse von Meinungsumfragen.
Die empirische Sozialforschung ist zu einem bedeutenden Faktor des
gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozesses herangewachsen.
Ihrer bedienen sich die Soziologie, die Politikwissenschaft, die
Sozialpsychologie, die Volks- und Betriebswirtschaft, die
Sozialanthropologie, sowie auch Bereiche der Sprach- und
Litertaturwissenschaft und der Geschichte, um nur einige zu nennen.
Allen gemeinsam ist, daß sie versuchen, ihre Theorien, also ihre
Aussagen über die Verhältnisse in der Realität, mit belegbaren,
nachvollziehbaren Fakten abzusichern.
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Die Methoden der empirischen Sozialforschung
Im folgenden werde ich die grundlegendsten Methoden der
Datenerhebung kurz aufzeigen.
Die grundlegendsten deshalb, weil es auch diverse Mischformen gibt,
und Methoden, die für uns nicht so sehr relevant sind.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen qualitativen und
quantitativen Methoden.
Das qualitative Vorgehen wird gerne mit einem
 geisteswissenschaftlichen Wissenschaftsverständnis in Verbindung
gebracht.
Wenn folgende Punkte der Fall sind, spricht man von qualitativem
Vorgehen :
- Entdeckung von grundsätzlich Neuem bzw. Abgewinnung bisher
unbeachteter Fragestellungen
- kein nennenswertes Vorwissen
- Entwicklung der theoretischen Vorstellungen erst im Laufe der
Datenerhebung
- keine Verwendung von typischen, genau durchstrukturierten
Erhebungsinstrumenten
- schrittweise Auswahl der Untersuchungseinheiten nach
Entwicklung und günstiger Gelegenheit
BEISPIEL : offenes (unstrukturiertes Interview)
Typisch für quantitatives Vorgehen, das gerne als  aus dem
naturwissenschaftlichen Forschungsverständnis entwickelt ,
beschrieben wird, ist:
- klar und präzise formulierte Theorien und Vermutungen sind
untersuchungsleitend
- Ziel der Erhebung ist Test der Hypothese
- Es wird angestrebt, die Ergebnisse zahlenmäßig ausdrücken zu
können.
- Einsatz von genau strukturierten Erhebungsinstrumenten
- Nutzung von sorgfältig geplanten Stichproben
- zur Datenanalyse vorzugsweise Einsatz von statistischen Methoden
BEISPIEL: geschlossener Fragebogen
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Zwar kann man sich sicherlich für eher qualitatives oder eher
quantitatives Vorgehen entscheiden, aber die meisten Methoden, auch
Forschungsdesigns genannt, besitzen Aspekte beider
Vorgehensweisen.
Von einer strikten Trennung kann also nicht die Rede sein.
Nun also zu den grundlegenden Methoden.
Ich beginne mit der sogenannten Dokumenten- und Inhaltsanalyse,
eine Methode die wir ansatzweise mit unserer Textarbeit hier im
Vorkurs auch schon angewendet haben.
Täglich versucht jeder von uns, den Inhalt von Zeitungsartikeln,
Büchern und Fernsehsendungen zu verstehen.
Dieser Prozeß wird hier als Forschungsmethode systematisiert und
objektiviert, mit dem Ziel, zuverlässige und gültige Ergebnisse zu
bekommen.
Von der Textinterpretation, die man noch vom Deutschunterricht
kennt, unterscheidet sich die Dokumenten- und Inhaltsanalyse durch
die Systematik ihrer Vorgehensweise und dem Streben nach dem Ziel
einer objektiven und von jedermann nachvollziehbaren und
wiederholbaren Auswertung.
Durch die häufig mehrdeutigen Daten, ist dieses Ziel allerdings nicht
immer leicht zu erreichen.
Mit der Dokumenten- und Inhaltsanalyse kann man sehr
unterschiedliche Informationen analysieren, z.B. Anzeigen, politische
Propaganda, Einstellungen von Massenmedien, Sprachverhalten,
geschichtliche Dokumente , Antworten auf offene Fragen, und vieles
mehr.
Auf die Methoden der Befragung und der Beobachtung gehe ich an
dieser Stelle nicht ein.
Diese beiden Methoden sind von besonderer Wichtigkeit für unsere
Arbeitsgruppen und werden Euch deshalb gleich ausführlich von Rita
und Silvia vorgestellt. In welche Arten sich die Befragung und die
Beobachtung weiter unterteilen lassen, könnt ihr außerdem den
Punkten 6.2 und 6.3 der Gliederung entnehmen.
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Neben den drei schon bisher kurz angesprochenen Methoden der
Datenerhebung gibt es noch weitere zwei Methoden, von denen man
gehört haben sollte. Die eine ist das Experiment und die andere die
Simulation.
Zum Experiment möchte ich nur anmerken, daß es die strengste Form
der Hypothesenüberprüfung überhaupt ist und daß innerhalb des
Experiments alles nach strengen und vorher genau festgelegten Regeln
abzulaufen hat. Experimente unterscheidet man weiter in sogenannte
ex - post - facto - Experimente, die man auch als Quasi - oder
historische Experimente bezeichnet, Laborexperimente und
Feldexperimente. Wer sich dazu näher informieren möchte, dem kann
ich Atteslander S. 205- 223 und Patzelt S. 194- 197 empfehlen.
Durch Simulationsmethoden wie Planspiele und
Computersimulationen lassen sich durch Nachbildung Strukturen und
Prozesse besser verstehen und möglicherweise ausbauen bzw.
weiterentwickeln.
FOLIE (2. Hälfte) AUFLEGEN => ERKLÄREN !!!
Nach diesem Überblick über die einzelnen Methoden werden Euch
jetzt Rita und Silvia die Beobachtung und die Befragung ausführlich
vorstellen.
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Der Ablauf eines empirischen Forschungsprozesses
- Fünf Phasen des Forschungsablaufs -
FOLIE AUFLEGEN !!!
Prinzipiell kann man den Ablauf eines empirischen
Forschungsprozesses in fünf Phasen einteilen.
Man muß dabei allerdings immer bedenken, daß es sich auch hier um
eine idealtypische Darstellung handelt.
In der Praxis wird es immer wieder Überschneidungen, Sprünge und
Rückschritte zwischen den einzelnen Phasen geben.
I Problembenennung
Am Anfang jeder empirischen Untersuchung steht ein Problem. Da
die Lösungsmöglichkeiten nicht offensichtlich sind, sollen uns die
erhobenen Daten dabei helfen, die beste Lösung zu finden.
Eine allgemeine Idee des Problems genügt nicht.
Die Idee muß konkret als Aussage formuliert und festgehalten werden.
Eine solche Aussage bezeichnet man als Hypothese.
Nur anhand von Hypothesen können wir systematisch beobachten
oder befragen.
Eine  klärende Idee ist somit die Voraussetzung der Forschung und
nicht etwa schon deren Ergebnis.
Bevor man mit einer Untersuchung beginnen kann, muß man also das
zu untersuchende Phänomen möglichst konkret formulieren und
definieren.
Dazu gehört auch, daß man sich mit bereits bestehenden
Untersuchungsergebnissen vertraut macht und überprüft, ob die
eigene Fragestellung vielleicht nicht schon dadurch beantwortet
werden kann, oder ob man möglicherweise bereits erprobte Methoden
übernehmen kann.
Bei dieser Arbeit stößt man auch teilweise auf Definitionen von
Begriffen, die man für die eigene Untersuchung verwenden kann.
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II Operationalisierung - Gegenstandsbenennung
Bei der systematischen Erfassung einer sozialen Erscheinung kann
man immer nur Ausschnitte erfassen.
Eine klare Begrenzung des Forschungsgegenstands, also die
Gegenstandsbenennung, ist erforderlich.
Die Gegenstandsbenennung wird von folgenden Bedingungen
beeinflußt:
1.) Die Zeit.
- Welcher Zeitabschnitt sozialer Vorgänge soll erfaßt werden?
Strebt man eine Momentaufnahme oder das Aufzeigen von
Veränderungen über Jahre/ Jahrzehnte an?
- Wieviel Zeit steht überhaupt für die Untersuchung zur
Verfügung?
2.) Der Gegenstandsbereich.
- Welche Gruppen von Erscheinungen oder Menschen können
erfaßt werden?
Beispiel  Arbeitslosigkeit
Ò!Will man eine Erhebung unter allen Arbeitslosen, die der
Bundesanstalt für Arbeit gemeldet sind, vornehmen?
Oder möchte man sich auf arbeitslose Jugendliche o.ä.
beschränken?
3.) Der Feldzugang.
- Wie findet man Zugang zum Kreis der Betroffenen?
z.B. drogenabhängige Schüler oder Alkoholiker
- Welche Bereiche sind überhaupt für eine Befragung
zugänglich?
Die eben genannten groben Hinweise können natürlich durch weitere
eingrenzende Bedingungen ergänzt werden.
Die Problem- und Gegenstandsbenennung sind eng miteinander
verknüpft.
Es kommt durchaus vor, daß aus der Gegenstandsbenennung eine
Überarbeitung der Problembenennung resultiert.
Generell kann man sagen, daß die Gegenstandsbenennung ein
Vorgang ist, in dem beobachtbare Erscheinungen, aber auch abstrakte
Vorstellungen, in eine systematische Ordnung gebracht werden.
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Um Hypothesen an der Realität zu überprüfen, muß man sie in
Forschungsoperationen übersetzen.
Diesen Vorgang nennt man Operationalisierung. Man kann den
Vorgang in drei Schritte aufteilen:
1.) Formulierung der Hypothese
2.) Gegenstandsbenennung
3.) Definition der Begriffe und deren Umsetzung in Variablen und
Indikatoren
Unter Variablen versteht man das Vorhandensein von
unterschiedlichen Ausprägungen einer Eigenart.
Direkt beobachtbare Variablen nennt man Indikatoren.
FOLIE ZUR VERANSCHAULICHUNG => ERKLÄREN !!!
Im weiteren Sinne heißt Operationalisierung auch konkrete
Ausarbeitung der Erhebungsinstrumente, wie den Fragebogen oder
den Interview- und Beobachtungsleitfaden.
III Durchführung
In dieser Phase wird die lange geplante Methode und
Ausführungsweise schließlich angewendet.
Es wird  ernst - die Datensammlung mit der gewählten Methode
beginnt.
Unsere Einflußmöglichkeiten auf den weiteren Ablauf sind begrenzt.
Jetzt zeigt sich vielleicht auch, daß Fehler, die bis zum Planungsende
noch nicht beseitigt waren, der Untersuchung bis zu ihrem Abschluß
anhaften.
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IV Analyse
Die Datenerhebung ist abgeschlossen.
Um nun unsere Schlußfolgerungen, Lösungsvorschläge, Antworten,
Ergebnisse entwickeln zu können, müssen wir die erhobenen Daten
auswerten.
Zur Datenanalyse gibt es viele unterschiedliche und zum Teil sehr
komplizierte Möglichkeiten, von denen ich einige an dieser Stelle kurz
nennen, aber nicht näher erklären möchte.
Das würde den Rahmen und das Ausmaß des Referats eindeutig
sprengen.
Als Methoden der Datenanalyse seien hier also genannt, die
hermeneutische Methode, die historische Methode, die juristische
Methode, sowie diverse statistische Methoden.
Mehr zum Thema Datenanalyse findet ihr z.B. in Patzelt, S. 197- 218,
und Atteslander, S. 259- 361.
V Verwendung
Die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung werden, wie
eingangs schon kurz erwähnt, fast überall im täglichen Leben mehr
oder weniger deutlich sichtbar.
Das Ergebnis der Forschung können wir auf vielfältige Weise
publizieren oder wir müssen es der Institution liefern, die die
Erhebung bei uns in Auftrag gegeben hat.
Wir können Problemlösungen formulieren und / oder neue
Forschungsfragen aus unserem Ergebnis entwickeln.
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Literatur
Alemann, Ulrich von, Politikwissenschaftliche Methoden: Grundriß für Studium und Praxis,
München 1995
Atteslander, Peter : Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York, 1995, 8.,bearb. Aufl.
Bucher, Anton A. , Einführung in die empirische Sozialwissenschaft, Stuttgart - Berlin - Köln 1994
Friedrichs, Jürgen, Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1986
König, René, Das Interview: Formen - Technik - Auswertung, Köln - Berlin 1968
König, René: Grundlegende Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung. Erster Teil, Stuttgart
1973, 3., umgearb. u. erw. Aufl.
Mayntz, Renate / Holm, Kurt / Hübner, Peter, Einführeung in die Methoden der empirischen Soziologie,
Opladen 1971
Patzelt, Werner J., Einführung in die Politikwissenschaft, Passau 1997, 3., erg. Aufl.
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Schumann, Siegfried, Repräsentative Umfrage, München 1997
Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996
Wellhöfer, Peter R.: Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen, Stuttgart 1997, 2.,
überarb. u. erw. Aufl.


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