EMILIA GALOTTI inhalt und interpretation


EMILIA GALOTTI - ZUSAMMENFASSUNG UND INTERPRETATION

Einleitung:

Das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing handelt vom Schicksal der bürgerlichen Emilia Galotti, die von einem Prinzen begehrt wird, obwohl sie schon verlobt ist und somit ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt.

1. Aufzug

(Personen: der Prinz, Conti ,Marinelli ,Camillo Rota)

-Ort: ein Kabinett des Prinzen

Der Prinz Hettore Gonzaga soll mit der Prinzessin von Massa verheiratet werden, als er erfährt, dass seine Wunschliebschaft Emilia Galotti den Grafen Appiani heiraten soll. Erschüttert von dieser Neuigkeit soll nun sein Kammerherr Marinelli um jeden Preis versuchen, dies zu verhindern.

2. Aufzug

(Personen: Claudia Galotti, Odoardo Galotti, Pirro, Angelo, Emilia Galotti, Appiani, Marinelli)

-Ort: Haus der Galottis

Der Handlanger Angelo soll im Auftrag von Marinelli einen Überfall auf den Grafen Appiani inszenieren, um dessen Hochzeit mit Emilia zumindest verschieben zu können. Um dabei jeden möglichen Störfaktor dabei ausschließen zu können bringt Angelo Informationen über Wachmannschaft und Route des Grafen in Erfahrung. Emilias Vater erfährt indessen erstmals von der Zuneigung des Prinzen zu seiner Tochter. Doch dabei wird schnell klar, dass Odoardo Galotti nicht die höchste Meinung von diesem hat. Da aber der Überfall auf Appiani nur die Notlösung sein soll macht Marinelli dem Grafen ein Angebot, das ihn aus der Stadt locken soll. Aber Appini lehnt dieses Angebot mit der Begründung ab, dass ihm seine eigene Hochzeit wichtiger ist.

3. Aufzug

(Personen: Marinelli, der Prinz, Angelo, Battista, Emilia, Claudia Galotti)

-Ort: Lustschloss des Prinzen

Marinelli berichtet dem Prinzen von dem gescheiterten Versuch Appiani aus der Stadt zu locken woraufhin der Prinz die Hoffnung auf Emilia schon aufgibt. Doch sowohl seine Zuversicht, als auch seine Zweifel steigen wieder als Marinelli von seinem Ersatzplan, nämlich dem inszenierten Überfall berichtet. Diese Zweifel bleiben aber auch weiter bestehen als Emilia verstört auftaucht und von dem Überfall berichtet. Was sie dabei aber noch nicht weiß ist, dass ihr zukünftiger Bräutigam nicht mehr am Leben ist, denn erst Claudia Galotti bringt in Erfahrung, dass Appiani seinen Verletzungen erlag und dass sie den Verdacht gegen Marinelli hegt, dieser sei für den Vorfall verantwortlich

4. Aufzug

(Personen: Der Prinz, Marinelli, Battista, Gräfin Orsina, Odoardo Galotti, Claudia Galotti)

-Ort: Lustschloss des Prinzen

Der Prinz erfährt, dass Appiani entgegen des Plans ermordet wurde und ist nun sehr beunruhigt, da nun er Verdacht eindeutig auf ihn fällt. Sowohl unerwartet als auch unerwünscht trifft Gräfin Orsina auf dem Lustschloss des Prinzen ein, woraufhin der Prinz sie vom Schloss locken will. Sie wird aber misstrauisch, als sie von Emilia Galottis Anwesenheit erfährt und will nun den Überfall der Öffentlichkeit melden. Doch zunächst möchte sie eine Intrige schmieden und Emilias Vater aufhetzen und ihn so dazu benutzen, den Prinzen zu ermorden.

5. Aufzug

(Personen: Marinelli, der Prinz, Odoardo Galotti, Emilia)

-Ort: Lustschloss des Prinzen

Odoardo Galotti möchte nun seine Tochter in ein Kloster bringen, doch Marinelli möchte Emilia in der Nähe des Prinzen wissen und schlägt daher vor, Emilia zwecks der Untersuchungen an dem Überfall zurück in die Stadt zum Kanzler des Prinzen zu bringen.Odoardo durchschaut jedoch schnell diese Lüge und redet mit Emilia darüber. Diese äußert dann den ungewöhnlichen Wunsch, von ihrem Vater umgebracht werden zu wollen, weil sie sich nicht sicher ist, wie lange sie der Versuchung widerstehen könnte.Dies begründet sie mit folgender Aussage: "Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.". Odoardo kommt dieser Bitte nach und setzt ihrem Leben ein Ende.

Inhalt:

Seit seiner ersten, zufälligen Begegnung mit dem Bürgermädchen Emilia Galotti

ist der labile und egozentrische Prinz von Guastalla von dem Gedanken besessen,

dieses Mädchen zu besitzen. Als er von ihrer unmittelbar bevorstehenden Hochzeit

mit dem Grafen Appiani erfährt, gibt er in seiner Verzweiflung dem Marchese

Marinelli, seinem intriganten Kammerherrn und Vertrauten, freie Hand, alles zu

tun, um die Heirat zu verhindern. Dieser läßt das Paar durch zwei bezahlte

Verbrecher auf dem Wege zur Trauung überfallen und Appiani ermorden. Der

Überfall ereignet sich in der Nähe des prinzlichen Lustschlosses Dosalo, so daß

Marinelli einige seiner Bediensteten den Überfallenen scheinbar zu Hilfe eilen

lassen kann. Emilia wird zusammen mit ihrer Mutter, Claudia Galotti, auf das

Schloß in "Sicherheit" gebracht. Claudia erkennt schon bald die wahren

Zusammenhänge - im Gegensatz zu Emilia, die sich, durch die Ereignisse völlig

verstört, beinahe willenlos in ihr Schicksal fügt. Die Lage spitzt sich zu, als

Odoardo Galotti, Emilias Vater, auf das Schloß kommt. Er trifft dort die Gräfin

Orsina, die wegen Emilia verlassene ehemalige Geliebte des Prinzen, und erfährt

durch sie von Appianis Tod und seinen möglichen Folgen für Emilia. Am Ende des

Gesprächs gibt Orsina Odoardo einen Dolch, damit er sie und Appiani räche. Der

alte Galotti jedoch zwingt sich zur Ruhe; er will die Rache selbst dann noch

Gott überlassen, als er hört, daß der Prinz Emilia von ihren Eltern trennen und

in das Haus seines Kanzlers bringen lassen will, bis der Überfall völlig

aufgeklärt sei. Als Odoardo gerade im Begriff ist, das Schloß zu verlassen,

trifft er auf Emilia. Obwohl diese mittlerweile den wirklichen Sachverhalt

erahnt, fürchtet sie, den Verführungen des Hoflebens zu erliegen. Sie glaubt

ihre Ehre nur durch den Tod retten zu können und fleht Odoardo an, ihr den Dolch

zu geben oder sie selbst zu töten. Nach einigem Zögern gibt Odoardo ihrem

Drängen schließlich nach und ersticht sie.

Interpretation:

Lessing greift in seinem Stück ein oft bearbeitetes Motiv auf: die von Titus

Livius in Ab urbe condita (Vom Ursprung der Stadt) III erzählte Legende von der

Römerin Virginia, die von ihrem Vater getötet wird, weil dies der einzige Weg

ist, sie vor der Willkür des Decemvirn Appius Claudius zu bewahren. Bei Livius

ruft die Tat von Virginias Vater einen Volksaufstand hervor, in dessen Verlauf

die Decemvirn zurücktreten müssen und Appius Claudius ins Gefängnis geworfen

wird, wo er sich schließlich selbst tötet.

Lessing weicht in einem ganz entscheidenden Punkt von seiner literarischen

Vorlage ab, indem er darauf verzichtet, die Tat Odoardos als Anlaß für einen

Volksaufstand darzustellen. In einem Brief an seinen Bruder Karl schreibt er am

1. 3. 1772: "Du siehst wohl, daß es weiter nichts als eine modernisirte, von

allem Staatsinteresse befreyete Virginia seyn soll." (Müller, 1971: 50). Ähnlich

äußerte sich Lessing schon in einem Brief an Friedrich Nicolai vom 21. 1. 1758,

also zu Beginn seiner Beschäftigung mit dem Stoff. Dies läßt darauf schließen,

daß Lessing sein Stück nicht als konkrete Darstellung bestehender

Herrschaftsformen verstanden wissen wollte. Die oft vertretene Auffassung, das

Drama thematisiere den Klassengegensatz von Bürgertum und Adel, kann in dieser

Form schon deshalb nicht aufrechterhalten werden, weil der Dichter erstens die

Handlung des Dramas an einen politisch unverfänglichen Ort verlagert und weil

zweitens eine genaue ständische Klassifizierung der Personen recht problematisch

ist. Der Prinz beispielsweise zeigt mit seinem Hang zur Empfindsamkeit durchaus

spezifisch bürgerliche Züge, selbst wenn diese schließlich doch von despotischen

Merkmalen überlagert werden.

Dennoch kann Emilia Galotti sicherlich ein politisches Drama genannt werden,

denn Lessing zeigt mit seinem Stück, daß die zu jener Zeit erkennbare Tendenz,

sich in den privaten Bereich der Familie zurückzuziehen und sich dort,

weitgehend abgeschirmt von der politischen Öffentlichkeit, der Pflege moralisch-religiöser

Maximen hinzugeben, in ihrer übersteigerten Form letzten Endes gerade zu jener

Unaufgeklärtheit und Abhängigkeit beiträgt, die es dem Adel ermöglicht, das

Bürgertum zu unterdrücken.

Lessings Darstellung der nicht-höfischen Personen zeigt dies sehr deutlich.

Claudia z. B., ?die eitle, törichte Mutter", erzählt Odoardo in einem "Tone der

Verzückung" (24) von den ?Lobeserhebungen" des von ?Emilias Munterkeit und ihrem

Witze so bezaubert [en]" Prinzen (24), und Marinelli sagt von ihr: ?Wenn ich die

Mütter recht kenne ? so etwas von einer Schwiegermutter eines Prinzen zu sein,

schmeichelt die meisten." (45) - Odoardo hingegen, dessen Tugendhaftigkeit immer

wieder betont wird, macht sich wegen der Starrheit seiner Überzeugung zum

Mitschuldigen. Seine eigensinnige Auffassung, daß nur der Rückzug aus der

Gesellschaft die Basis für eine moralische Lebensführung sein könne (vgl. 22f.),

führt dazu, daß er sich weigert, Konfliktlösungen woanders als im familiären

Bereich anzustreben. In der Auseinandersetzung mit dem Prinzen genügt schon

dessen an sich völlig unverbindliches, ?schmeichelhaft" gesprochenes Wort: ?Fassen

Sie sich, lieber Galotti" (73), um Odoardos Impuls, seinen Widersacher zu

erstechen, im Keim zu ersticken. Gerade diese Szene zeigt, wie sehr auch der

alte Galotti unbewußt dem eingefleischten Begriff der Superiorität des Adels

unterliegt.

Emilia selbst schließlich ist, nach Aussage Claudias, ?die unbedeutende Sprache

der Galanterie zu wenig gewohnt." (28). Eine beinahe ehrfürchtig-schüchterne

Haltung spricht aus ihren Worten, als sie erzählt, daß sie den Prinzen getroffen

habe: ?Raten Sie, meine Mutter, raten Sie ? Ich glaubte in die Erde zu sinken ?

Ihn selbst." (26) Dies zeigt die Ehrfurcht Emilias vor dem Prinzen, und es

scheint beinahe, als würde sie sich durch seinen Annährungsversuch geschmeichelt

fühlen. Es mag überzogen sein, von ihrer ?sensual and sexual attraction to the

Prince" zu reden (Poynter, 1977:84), doch wird allein schon dadurch, daß sie am

Ende des Stückes einräumt, den Verführungskünsten des Prinzen nicht standhalten

zu können (77), zumindest ihre Unfähigkeit offenbar, sich im öffentlichen Leben

zurechtzufinden. Emilias Tod ist demnach letztlich die ? subjektiv ? notwendige

Konsequenz aus dem unauflösbaren Zwiespalt zwischen ihrer streng religiösen

Erziehung zur Tugend und deren drohendem Scheitern in der Realität; er ist die

tragische Konsequenz einer in der Konfrontation mit der gesellschaftlichen

Wirklichkeit versagenden Lebenseinstellung. Herder deutet das an, wenn er

schreibt: ?Der Alte hat eben so wohl, als das erschrockene Mädchen in der

betäubenden Hofluft den Kopf verloren; und eben diese Verwirrung, die Gefahr

solcher Charaktere in solcher Nähe wollte der Dichter schildern" (Müller, 1971:70).

Dies darf nun natürlich nicht zu der irrigen Schlußfolgerung führen, Lessing

habe in seinem Drama die Moral- und Tugendlehre seiner Zeit angreifen wollen.

Das Gegenteil ist der Fall. Lessing geht es als führendem Denker seiner Zeit

durchaus darum, auf das "Ideal einer moralischen Welt" hinzuarbeiten (Scherpe,

1977:262), indem zunächst ?die eigene sittliche Vervollkommnung als Bedingung

bürgerlicher Emanzipation" angestrebt wird (Scherpe, 1977:262). Der politischen

Emanzipation hatte also der Aufbau eines eigenen, bürgerlichen Wertesystems

vorauszugehen ? eines Wertesystems, das mit den Eckpfeilern Moral, Religion und

Tugend der höfischen Lebensweise diametral entgegengesetzt war. Nur sah Lessing

in dem Streben nach dem Ideal eben auch die Gefahr, daß der Strebende, das

Bürgertum also, dabei den Bezug zur Realität verlieren könne. Es ging Lessing

als Aufklärer nämlich nicht darum, im Stile der damals weitverbreiteten "Moralischen

Wochenschriften" Moral und Tugend als Selbstzweck zu propagieren. Vielmehr

betrachtete er diese Werte als notwendige Grundlage für eine bessere

Gesellschaft, die wiederum ? und hier liegt der eigentlich politische Charakter

von Lessings Werk ? zu jener Zeit praktisch nur vom Bürgertum geschaffen werden

konnte, weil der Adel als zu dekadent angesehen wurde, um als Träger einer

zukünftigen besseren Gesellschaft betrachtet werden zu können. Daß Lessing

dennoch auch Adligen grundsätzlich die Möglichkeit zugestand, zukunftsbildend zu

wirken, zeigen Figuren wie z. B. Appiani.

Von hier aus erklärt sich auch die in der Rezeption der Emilia Galotti damals

wie heute heftig umstrittene Schlußszene des Dramas. Trotz aller Irritation, mit

der schon die Zeitgenossen Lessings auf die Szene reagierten, war für Lessing

der Schluß seines Dramas zwingend. Auf das Gerücht hin, daß er den Schluß des

Stückes verändert habe, schreibt Lessing an seinen Bruder Karl: "Was will man

denn, das ich daran ändern soll?" (Müller, 1971:50). Das Unbehagen vieler

Kritiker an der Tat Odoardos und an deren Motivation im Stück mag subjektiv zwar

berechtigt sein, basiert aber auf einer falschen Prämisse: Es wird meist

stillschweigend angenommen, Lessing habe gerade jene Wirkung erzielen wollen,

die er damals tatsächlich mit seinem Dramenschluß erzielt hat: Rührung ob der

edlen Gesinnung der Protagonisten auf der Bühne und Bestätigung in dem Vorsatz,

sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Dabei wird die Möglichkeit nicht

in Betracht gezogen, daß Lessing sein Publikum einfach überschätzte, indem er

dessen Fähigkeit voraussetzte zu begreifen, daß weder der Rückzug aus der

Gesellschaft noch deren radikale Umwälzung durch ein noch nicht in sich

gefestigtes Bürgertum eine Möglichkeit sei, zu einem besseren Staatswesen zu

finden.

Eine Tragödie soll nach Lessing ?Leidenschaften in tugendhafte Fertigkeiten"

verwandeln (Hamburgische Dramaturgie, 78. Stück). Hier liegt der zentrale Punkt

in Lessings Dramaturgie: Er fordert, daß durch die Tragödie beim Zuschauer nicht

nur Gefühle wie Mitleid mit der leidenden Person" und Furcht davor erweckt

werden, daß die Unglücksfälle, "die wir über diese verhängt sehen, uns selbst

treffen können" (Hamburgische Dramaturgie, 75. Stück), sondern daß die Stärke

dieser Gefühle gesteuert wird. Hinter dieser Forderung steht Lessings

Überzeugung, daß sowohl ein Mangel als auch ein Übermaß an gefühlsmäßiger

Anteilnahme dem Lernerfolg des Publikums abträglich seien. Das gefühlsmäßige

Engagement muß dem intuitiven Erfassen von Zusammenhängen Raum lassen. Daß er

dieses Ziel mit seiner Emilia Galotti nicht erreichte, ist Lessing nur zum Teil

selbst anzulasten ? die Zeit war noch nicht reif für seine Gedanken. Friedrich

Nicolai spricht das aus, wenn er an Lessing schreibt: ?Die Emilia ist ein Rock

auf den Zuwachs gemacht, in den das Publicum noch hinein wachsen muß" (Müller,

1971:61).

Personen

Emilia Galotti

Hauptperson der Geschichte (man weiss aber nicht so viel über sie), Schönheit,

will ihre Unschuld nicht verlieren (Ehre retten) brave, artige Tochter, unfähig

sich im öffentlichen Leben zurechtzufinden

Odoardo Galotti, Vater

Familienoberhaupt, klug (misstraut Prinz), streng aber gutmütig, will nur das

Beste für die Familie, bestimmt Ehepartner für Emilia,

Claudia Galotti, Mutter

ist Vater unterstellt, Vertrauensperson von Emilia, will nur das Beste für

Emilia, nicht so ?hell?, unkritisch, naiv, anfällig für den Glanz des Hofes

Der Prinz

wenig verantwortungsbewusst da er verliebt ist, blind, absolutistisch

Marinelli, Kammerherr des Prinzen

hinterhältig, gescheit, will wahrscheinlich selbst Anspruch auf Macht des

Prinzen

Conti, Maler

Kommt nur im ersten Aufzug vor. Wichtig, dass Zuschauer Dinge erfahren:

Vorgeschichte, Emilia ist schön, Charakter des Prinzen

Graf Appiani

Sollehemann von Emilia ( keine weitere Angaben: wahrscheinlich gescheit, nett..)

Gräfin Orsina

Aufgeklärte Frau, die Mut hat ihren Verstand zu benutzen, denkt selber und lässt

sich nicht täuschen, kritisch, kann kombinieren, mutig, nicht faul bzw. feige

Inhaltszusammenfassung

Emilia soll verheiratet werden mit dem Grafen Appiani. Doch der Prinz ist in

Emilia verliebt und will die Heirat erhindern. Er zieht Marinelli zu Hilfe.

Dieser plant einen Hinterhalt auf die Kutsche der Galottis, wobei der Graf

Appiani getötet wird. Da dieser Überfall in der Nähe des Schlosses des Prinzen

geschieht, rettet sich Emilia auf dieses Schloss. Hierher kommt schliesslich

auch ihr Vater Odoardo. Odoardo trifft da auf Orsina, der Ex des Prinzen. Diese

durchschaut gleich das Spielchen und erklärt es Odoardo. Dieser bringt mit Hilfe

eines Dolches, den Orsina ihm gegeben hat, seine Tochter Emilia um.

Interpretationen und Hintergründe

Gattung

Drama: Trauerspiel

Das in Prosa geschriebene Stück nimmt ein häufig gestaltetes Dramenmotiv auf:

Die junge, unschuldige Römerin Virginia wird von ihrem Vater Virginius getötet,

weil er sie nur so von den Nachstellungen des Appius bewahren kann. Ihr Tod ist

der Anlass zu einem Volksaufstand. Emilia Galotti wurde eines der ersten

politischen Dramen der neueren dt. Literatur, das die folgende Generation der

Stürmer und Dränger beeinflusste.

Zeit

Aufklärung

Handlung

die Handlung spielt zwischen dem frühen Morgen und dem Abend eines einzigen

Tages.

Struktur

5 Akte

1-3 steigende Handlung

4 Peripetie (Wendepunkt)

5 Katastrophe

wenig Schauplätze

Themen

Konflikt zwischen Adel und Bürgertum

Grund: Liebe und Eifersucht

Übersteigertes Ehrgefühl führt zum Tod

Interpretationen

Die Liebesbeziehungen des Prinzen zu Orsina und Emilia werden von der tief

eingewurzelten Vorstellung der Käuflichkeit und der Beherrschbarkeit durch Macht

bestimmt. Der Prinz ist der absolute Herrscher. Diesem feudalistischen Prinzip

steht das erwachende, in Emilia und ihrem Vater verkörperte Bürgertum gegenüber,

das sich nicht länger beherrschen lassen will, den Gegensatz aber nicht

revolutionär, sonder durch ein Selbstopfer (Tod Emilias), aufhebt.

Die Familie (dargestellt durch Odoardo und des Grafen Appiani) fällt dem

Herrscher zum Opfer (Hauptvorwurf des Stückes), obwohl sie sich der Welt des

Hofes schon weitgehend entzogen hat. (Odoardo und Appiani wohnen auf dem Land)

Aber auch innerhalb der Familie gibt es ?Probleme.? Odoardo repräsentiert ganz

den herkömmlichen Patriarchen, der alle Macht über seine Familie hat.

Funktion der bürgerlichen Familie: Der Eigenwille des Kindes soll gebrochen und

der ursprüngliche Wunsch nach freier Entwicklung seiner Triebe und Fähigkeiten

durch den inneren Zwang zur unbedingten Pflichterfüllung ersetzt werden.

Der Schluss des Dramas ist umstritten. Einige sehen darin eine Vertröstung auf

eine jenseitige Erlösung, andere eine Kritik Lessings an der unpolitischen

Haltung des dt. Bürgertums.

Textstellen und Fragen

S.49, 26f ?Er wird den Tag ihrer Geburt verfluchen. Er wird mich verfluchen? (Claudia)

Hier wird gezeigt, dass Odoardo keine gute Haltung zum Hof hat. Claudia hat ein

schlechtes Gewissen, weil sie ja von Anfang an gewusst hat, dass der Prinz mit

Emilia liebäugelt. Sie hat nun Angst vor Odoardos Wut. Denn er ist das Oberhaupt,

er bestimmt über seine Familie, welche ihn nun sozusagen hintergangen hat.

S.75, 29-39: Was bezweckt Marinelli mit seinem Verdacht, den er vor dem Prinzen

und Odoardo äussert? Inwiefern verändert sich jetzt die Situation für Odoardo? (

war mal Prüfungsfrage)

Marinelli will Verdacht auf Prinzen lenken -> will sich ins gute Licht rücken ->

er möchte gerne selber an die Macht kommen

Welche Faktoren führen auf die Tat Vater tötet Tochter hin?

Innerlich:

- zerstreuter Odoardo

- wütend auf Prinz

- Selbstbeschuldigung von Emilia

- Odoardo muss/will Ehre retten

- Emilia seht vor der Verwahrung: Sie will die Sache abschliessen

- Übertriebenes Tugendbedürfnis

- Kontrast zu Adel

Äusserlich:

- Vorhandensein eines Dolches

- sie sind alleine

- Geschichte braucht ein tragisches Ende

- Tochter erpresst Vater: du bist ein Weichei

Thema Zufall

Orsina sagt dass Zufall Gotteslästerung sei, nichts sei Zufall!!

Marinelli betrachtet Vorfall (Tod des Grafen) als Zufall -> will Unschuld

beweisen

Doch Orsina glaubt ihm nicht, dass der Tod Zufall sei. Für jedes Geschehen gäbe

es Gründe, Ursachen. Sie hat die Absicht von Marinelli herausgefunden.

Zufall: Wer den Zufall leugnet glaubt an Gründe, Pläne, Absichten, denkt mit,

ist kritisch -> braucht Verstand (wie Orsina)

Sie trifft ihren Vater an seinem einzig wunden Punkt, nämlich an seiner Ehre und

seiner tugendhaften Wertevorstellung. Odoardo handelt wie vorausgesehen und

tötet seine Tochter.

Dies darf nun natürlich nicht zu der irrigen Schlussfolgerung führen, Lessing

habe in seinem Drama die Moral- und Tugendlehre seiner Zeit angreifen wollen.

Das Gegenteil ist der Fall. Lessing geht es als führendem Denker seiner Zeit

durchaus darum, auf das "Ideal einer moralischen Welt" hinzuarbeiten, indem

zunächst ?die eigene sittliche Vervollkommnung als Bedingung bürgerlicher

Emanzipation" angestrebt wird. Nur sah Lessing in dem Streben nach dem Ideal

eben auch die Gefahr, dass der Strebende, das Bürgertum also, dabei den Bezug

zur Realität verlieren könne. Vielmehr betrachtete er diese Werte als notwendige

Grundlage für eine bessere Gesellschaft, die wiederum ? und hier liegt der

eigentlich politische Charakter von Lessings Werk ? zu jener Zeit praktisch nur

vom Bürgertum geschaffen werden konnte, weil der Adel als zu dekadent angesehen

wurde, um als Träger einer zukünftigen besseren Gesellschaft betrachtet werden

zu können. Dass Lessing dennoch auch Adligen grundsätzlich die Möglichkeit

zugestand, zukunftsbildend zu wirken, zeigen Figuren wie z. B. Appiani.

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