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                                      Walter Busack

 

      Das neue 

      Hundebuch

 

           Rassen • Aufzucht • Pflege

 

                 Überarbeitet von Dr. Alfred Hacker 

                 und Horst Bielfeld

 

                  Aktualisierte Auflage

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Inhalt

 

Das Verhältnis zwischen Mensch und Hund  

Die verschiedenen Hunderassen - Kleine Rassenkunde  

Schutz- und Wachhunde, Gebrauchshunde    

12 

Hirten-und Treibhunde     

 

 

 

                        15 

Hirtenhunde aus Belgien 16 • Hirtenhunde aus Frankreich 16 • 
Hirtenhunde aus Großbritannien 17 • Hirtenhunde aus 
Jugoslawien 18 • Hirtenhunde aus der Schweiz 19 - Hirtenhunde 
aus Ungarn 19 

Doggen und Doggenartige                                                                          21 

Jagdhunde  

 

 

 

 

                                     25 

Laufhunde (Bracken) 26 • Schweißhunde 29 • Zwei afrikanische 
Jagdhunde 30 - Vorsteh- und Apportierhunde 31 • 
Stöberhunde 35 - Erdhunde 37 - Terrier 39 

Schnauzer und Pinscher  

44 

Spitze  

46 

Rassen verschiedener Art  

50 

Kleinhunde    

53 

Windhunde    

58 

Welcher Hund ist für mich richtig?   

63 

Kaufen Sie Ihren Hund möglichst als Welpen!  

66 

Die Auswahl eines Welpen - Rüde oder Hündin?  

68 

Richtige Pflege und Ernährung  

70 

Die Ernährung des Hundes    

71 

Die Pflege des Hundes  

74 

Unser Hund lernt gehorchen    

78 

Wie wird der kranke Hund gesund?  

94 

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6

 

 

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7

Den guten Bissen, den du ihm gegeben, 
vergißt der Hund dir nicht im ganzen Leben 
und wirfst du ihn auch hundertmal mit Steinen. 
Doch hast du einem gemeinen 
Menschen dein Leben lang nur Gutes angetan, 
beim ersten Anlaß fällt der Kerl dich an.

 

(Sadi, indischer Weiser)

 

Das Verhältnis

 

zwischen Mensch und Hund

 

as Verhältnis des Menschen zu 
seinem Hunde läßt sich auf die 

einfache Formel bringen: »Jeder hat 
den Hund, den er verdient.« Das 
klingt für den Neuling zwar ein wenig 
hart, für den erfahrenen Hundefreund 
ist es nichts Neues. Wie sollen wir uns 
nun zu unserem Hunde stellen? Die 
Frage ist leicht beantwortet. Wir ha- 
ben lediglich mit unserer höheren In- 
telligenz den Zwischenraum auszu- 
füllen, der zwischen dem Denken des 
Menschen und dem Instinkt des Hun- 
des besteht. Wir dürfen also niemals 
den Hund wie einen Menschen be- 
handeln wollen, denn dies wurde für 
ihn in seelischer wie körperlicher Be - 
ziehung ein Unglück sein, er würde 
einfach verkommen. Den Hund len- 
ken in der Hauptsache zwei Regun- 
gen: die Ernährung und die Fortpflan- 
zung, Jeder Hund, den wir erwerben, 
den wir uns großziehen, den wir viel- 
leicht in Pflege haben, betrachtet uns 
durch die Brille der ihm gewidmeten 
Pflege und Ernährung. Erst wenn er 
 

die Voraussetzungen für sein Leben 
bei uns erfüllt findet, wird er sich hei- 
misch fühlen. Wohlgemerkt: hei- 
misch wird er sich fühlen, aber er wird 
noch lange nicht unser sein. Mit uns 
lebt der Hund nur, wenn wir ihn erst 
einmal in seinen Seelenregungen ver- 
standen haben, was nicht ohne liebe- 
volles Eingehen auf seine Eigenarten 
sowie Lebens- und Instinktäußerun- 
gen möglich ist. Zum Verstehen des 
Hundes gehört, daß wir ihm sein Wol- 
len und Vorhaben ablauschen, daß 
wir aus kleinen  Andeutungen erfüh- 
len und herauslesen, was er von uns 
will. Nur wenig Laute hat der Hund 
zur Verständlichmachung zur Verfü- 
gung, dafür aber ein unendlich langes 
Register kleiner und kleinster Zei- 
chen, mit denen er seinen Freuden 
und Leiden Ausdruck gibt. Er wirbt 
nicht nur stürmisch um unsere Gunst, 
nein, mit oft ganz winzigen Andeu- 
tungen tastet er an uns herum, um 
uns zu studieren, ob wir ihn nicht ver- 
stehen möchten. Vielleicht nur ein 

 

D

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8

Blick oder ein leises Streifen über un- 
sere Hand, bisweilen  nur ein zartes 
Berühren mit seiner Pfote. Und wie 
glücklich ist er, wenn wir ihn »verstan- 
den« haben. Gelang es uns erst ein- 
mal, ihn zu begreifen, dann wird 
mehr und mehr aus unserem Hunde 
ein Freund, ein Kamerad, der einfach 
nicht versagen kann, weil ihm der 
Herr über die eigene Existenz geht, 
weil er in bedingungsloser Unterwer- 
fung unter den Willen seines Herrn 
jedes eigene Bestimmungsrecht  
scheinbar aufgegeben hat  - weil er 
ohne seinen Herrn einfach nicht mehr  
leben kann. Die meisten Hundefreun- 
de  werden leider nur zu Gebietern ih- 
rer Hunde. Wahrer Hundefreund zu 
sein ist nicht leicht, weil nicht wir, son- 
dern allein der Hund dieses Prädikat 
zu vergeben hat. Hat er aber einmal 
sein Herz verschenkt, dann glücklich 
der, welcher es erworben hat. 
Der  Hund braucht Verständnis und 
Liebe. Verständnis für seine Regun- 
gen, für sein Handeln zu haben 
scheint oft schwer. Ihm Liebe zu be- 
zeugen ist so unendlich leicht, weil es 
nur kleiner Andeutungen bedarf, und 
er merkt sofort, daß wir es gut mit ihm 
meinen. Ein freudiges Wedeln mit der 
Rute wird die prompte Antwort sein. 
Wenn wir z.B. morgens an seinem 
Lager vorbeigehen und ihm dabei ein 
liebes Wort zurufen, wie glücklich ist 
er doch ob dieser Liebesbezeugung, 
wie wedelt er und antwortet: ich ver- 
stehe dich. Nur im Vorbeigehen ein 
leiser Strich über den Kopf, und die 
Augen des Hundes leuchten auf für 
 

den, welcher in ihnen zu lesen ver- 
steht. Wie unsagbar traurig aber sinkt 
der Hundekopf auf das Lager zurück, 
wenn wir das Wedeln der Rute gar 
nicht bemerken. Ob Zwergpinscher 
oder Deutsche Dogge ist gleich, Liebe  
verlangt der Hund, um Treue geben 
zu können, um Vertrauen zu haben. 
Wie blind aber das Vertrauen des 
Hundes zu dem von ihm geliebten 
Herrn ist. dafür gibt es täglich Bei- 
spiele. Der beim Tierarzt bei Behand- 
lung einer winzigen Wunde überaus 
ängstliche Hund läßt sich vom eige- 
nen Herrn die schwersten Verletzun- 
gen nähen und leckt noch dabei die 
Hand des Operateurs. Liebe und Ver- 
trauen des Hundes sind so groß, daß 
es unsere vornehmste Aufgabe als 
Hundehalter sein und bleiben muß, 
sie nicht zu enttäuschen. Doppelt des- 
halb schon, weil der Hund mit  unse- 
ren Fehlern  
nicht rechnet, wenn er 
sich uns als Freund gibt. Der Rohling, 
der den alternden Hund, den er nicht 
mehr »gebrauchen« kann, mit Knüp- 
pelhieben aus dem Hause jagt, wird 
ihn am nächsten Morgen, wenn auch 
zerschunden, vor der Haustür liegend 
und um Einlaß bittend finden! Der ge- 
marterte Hund wird die gleiche Hand, 
die ihn gestern schlug, ohne weiteres 
wieder lecken wollen, warum wohl? 
In seinem Herzen haftet noch fest das 
Gute, welches ihm sein Herr früher 
tat. nicht das Unrecht von gestern. 
Was lehrt uns diese unermeßliche  
Treue? Sollen wir noch weiter fragen: 
»Wie stehe ich zu meinem Hunde? « 

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9

Die verschiedenen Hunderassen

 

Kleine Rassenkunde

 

as Wort Rasse ist ein biologischer 
Begriff, der eine Anzahl von Le- 

bewesen (Menschen oder Tiere) um - 
faßt, die ein gleichartiges oder doch 
sehr ähnliches Äußeres (Erschei- 
nungsbild) aufweisen, das sie durch 
die in ihnen vorhandenen Anlagen 
möglichst unverändert vererben kön- 
nen (Erbbild). Eine Rasse wird jeweils 
durch einen bestimmten Namen ge- 
kennzeichnet (Rassenbezeichnung). 
Auf den Hund angewandt bedeutet 
das, daß eine Hunderasse aus einer 
mehr oder weniger großen Anzahl 
von Hunden besteht, die im Erschei- 
nungsbild und im Erbbild eine weitge- 
hende Ähnlichkeit aufweisen können. 
Einzelne Erscheinungsformen von 
Hunden sind teilweise sehr alt. Sie 
trugen einst volkstümliche Namen, 
z.B. Bullenbeißer, und erhielten erst 
eine Rassenbezeichnung, als man et- 
wa Ende des vergangenen Jahrhun- 
derts dazu überging, die Reinzucht 
von Hunden einzuführen. Dabei wur- 
den nur Hunde mit möglichst glei- 
chem Erscheinungsbild gepaart, um 
in der Nachzucht Hunde in ähnlicher 
Verfassung und Aussehen zu erhal- 
ten. Gleichzeitig bemühte man sich, 
das Erscheinungsbild in der Form zu 
veredeln u. a. m. 

Zur Kontrolle der Reinzucht wurden 
für die einzelnen Rassen Zuchtbücher 
angelegt, in die jeder Hund unter ei- 
 

ner bestimmten Nummer mit einem 
Namen und einer für den Züchter ge- 
schützten Bezeichnung seiner Zucht 
(Zwingername) eingetragen wurde. 
Das ermöglichte zu Beginn der Rein- 
zucht einer Rasse dann eine Be- 
standsaufnahme, wodurch nur ein- 
getragene Hunde zur Zucht benützt 
und die anfallende Nachzucht (Wel- 
pen) wiederum in das Zuchtbuch ein- 
getragen wurden. Mit der Zeit ent- 
stand so eine ausgiebige Kontrolle der 
Zucht einer bestimmten Rasse, für die 
zuvor ein bestimmter Name ausge- 
wählt worden war. Aus den großen 
Formen der alten Bullenbeißer ent- 
wickelte sich die Deutsche Dogge, aus 
der kleineren Form der Deutsche Bo- 
xer, um nur zwei Beispiele zu nen- 
nen. Neue Rassen entstanden auch 
durch Kreuzungen verschiedener 
Rassen, die vorgenommen wurden, 
um gewisse gute Eigenschaften zwei- 
er Rassen in einer neuen zu vereinen, 
z.B. beim Dobermann oder Pudel- 
pointer. Darauf wird später noch zu- 
rückzukommen sein. 
Um das Erscheinungsbild in Einzel- 
heiten festzulegen, wurde eine ge- 
naue Rassenbeschreibung vorge- 
nommen, in die Beschaffenheit und 
Farbe des Haarkleides, Schulterhöhe 
(d.h. Abstand vom Boden bis zum 
höchsten Punkt des Schulterblattes, 
den man als Widerrist bezeichnet), 
 

D

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10 

 

 

Kopfbild (Fanglänge  - der Fang ist der 
Schnauzenteil des Schädels) u. a. m. 
einbezogen worden sind. Die Rasse- 
kennzeichen werden oft nach engli- 
schem Vorbild als Standards bezeich- 
net. 

Von England nahm die Zucht von 
Rassehunden bekanntlich ihren Aus- 
gang. Als der Begriff »Rasse« im 
19. Jahrhundert aufkam, erhielt sie 
ihre ersten Grundlagen, geprägt 
durch den Franzosen Gobineau. Er 
beschäftigte sich eingehend mit der 
Vererbungs- und Züchtungslehre, 
was bald eine weit verbreitete Liebha- 
berei zur Züchtung verschiedener 
Haustierarten (neben Hunden auch 
Hühner, Tauben u. a. m.) hervorrief. 
Bei dieser Züchtung wird zwar noch 
der wirtschaftliche Zweck betont, z. B. 
die Leistungsfähigkeit einer Hunde- 
rasse in verschiedener Hinsicht, be- 
sonders bei Jagd- oder Nutzhunden 
anderer Art. Allmählich wurde aber 
der Zweck in den Hintergrund ge- 
drängt und dem Bestreben Vorschub 
geleistet, die Zucht einer Hunderasse 
weitgehend anderen Erfordernissen 
anzupassen und nach Rassekennzei- 
chen auszurichten, die die Rasse zu 
veredeln vermögen. Die Erhaltung ih- 
rer Wesensfestigkeit darf aber keines- 
falls übersehen werden, wenn eine 
Rasse auf die Dauer Bestand haben 
soll. 

Das Prüfungswesen für Leistungen 
der verschiedensten Arten hat daher 
für die Zucht verschiedener Hunde- 
rassen eine besondere Bedeutung er- 
halten. 

Um alle züchterischen Maßnahmen 
praktisch durchführen zu können, bil- 
deten sich Zuchtvereine für Rasse- 
hunde. Diese Bewegung nahm in 
Deutschland in der Mitte der 80er Jah- 
re des vorigen Jahrhunderts ihren An- 
fang und dauert bis heute noch fort. 
Immer noch werden Zuchtvereine 
gegründet, besonders zur Förderung 
von ausländischen Rassen, deren 
Verbreitung sich in unserem Lande 
besonders ausdehnte, wie etwa der 
Bassethound. Für die Aufstellung der 
Rassekennzeichen ist das Ursprungs- 
land der betreffenden Rasse maßge- 
bend. 
Zur Wahrung ihrer Interessen schlos- 
sen sich die Zuchtvereine zu einer 
Dachorganisation zusammen, wie 
sie in Deutschland der Verband für 
das deutsche Hundewesen e.V. 
(VDH), Sitz Dortmund, darstellt. Da 
sich die Zucht von Rassehunden über 
viele Länder in der ganzen Welt er- 
streckt, vereinigten sich die Dachor- 
ganisationen der einzelnen Länder 
wiederum in einer weltweiten Organi- 
sation, der Föderation Cynologique 
Internationale (F. C. I.) mit Sitz in Thu- 
in (Belgien). Zu ihren Aufgaben ge- 
hört 

u.a., 

die Rassenkennzeichen 

(Standards) der einzelnen Länder zu 
überprüfen, sie abzulehnen oder an- 
zuerkennen und ihnen damit dann ei- 
ne internationale Geltung zu verschaf- 
fen. 

In diesem Zusammenhang ist noch 
zu erwähnen, daß derzeit etwa vier- 
hundert Hunderassen aus der ganzen 
Welt bekannt sind. Von Zeit zu Zeit 

 

 

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11 

 

 

werden neue Rassen zur Anerken- 
nung angemeldet, und meistens wird 
nach einer Prüfung der Erbbeständig- 
keit des Erscheinungsbildes die bean- 
tragte Anerkennung vollzogen wie im 
Fall des Kromfohrländers kurz nach 
dem Zweiten Weltkrieg. 
Es würde den Rahmen dieses Buches 
sprengen, wenn man alle bekannten 
Rassen beschreiben wollte. Deshalb 
wurde die Auswahl auf jene be- 
schränkt, die in der Bundesrepu- 
blik häufig gezüchtet und gehalten 
werden. 

Nach dem Ausstellungsreglement der 
F. C. L (Art. 6) vom 1. Juli 1970 wer- 
den die Rassen in vier Kategorien ein- 
geteilt: 

Schäferhunde,   Schutz-  und  Wach- 
hunde 
Jagdhunde 

Begleithunde     (Gesellschaftshunde, 
Kleinhunde usw.) 
Windhunde 

Sie werden hier in der angegebenen 
Reihenfolge behandelt. 

 

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12 

 

 

 

 

ie gehören zu jenen Rassen, die 
sich durch besondere körperliche  

Fähigkeiten und ein zuverlässiges 
Wesen auszeichnen. Neben ihrer Ver- 
wendung als Schutz- und Wachhun- 
de in Haus und Hof können sie des- 
halb für bestimmte Aufgaben im Ge- 
meinschaftsleben eingesetzt werden, 
etwa als Schutz- und Fährtenhunde 
bei allen Einrichtungen zur Sicherung 
der öffentlichen Ordnung (Polizei, Zoll 
u.a.m.),  ferner als Wach- und Sani- 
tätshunde im Heeresdienst und als 
Blinden- und Lawinenhunde. Für alle 
Aufgaben ist aber eine geregelte Aus- 
bildung der Hunde erforderlich. 
Eine Gebrauchshunderasse muß von 
der Spitzenorganisation des deut- 
 

schen Hundewesens als solche aner- 
kannt worden sein. Die öffentlichen 
Körperschaften fordern die Zucht die- 
ser Rasse in verschiedener Hinsicht. 
In Deutschland wurden bisher acht 
Rassen als Gebrauchshunderasse an- 
erkannt. 

Deutscher Schäferhund 

Als Hirtenhund bei den Schafherden 
bewies er über einen langen Zeitraum 
Umsicht und Schutztrieb. So konnte 
er nach dem Rückgang der Schaf- 
zucht für andere wichtige Aufgaben 
herangezogen werden. Inzwischen 
hat sich vor allem erwiesen, welche 
 

 

 

 

Schutz- und 

Wachhunde,

 

Gebrauchshunde

 

Airedale  
Terrier

 

S

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13 

 

 

wertvolle Hilfe der Hund besonders 
bei der Aufklärung von Verbrechen 
leisten kann. 
Farbe: schwarz, schwarz mit gelben 

Abzeichen, grau. 

Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm. 

Boxer 

 

Dieser Nachkomme der alten Bullen- 
beißer kleineren Schlags wurde in die 
Reinzucht übernommen und im Äu- 
ßeren in jeder Hinsicht veredelt. Man 
darf sich durch den etwas grimmigen 
Gesichtsausdmck des Boxers nicht  
täuschen lassen und etwa gar auf 
Bösartigkeit schließen. Er ist ein viel- 
fach bewährter, ergebener Haus- und 
Schutzhund. 

Farbe: gelb oder geströmt. 
Schulterhöhe: 50 cm bis 60 cm. 

Bouvier des Flandres 

Als jüngste Rasse wurde der Fran- 
zösisch-Belgische Treibhund, der 
Bouvier, bei uns als Gebrauchshund 
anerkannt. Er gleicht nicht nur äußer- 
lich dem Riesenschnauzer. Im ge- 
drungenen, muskulösen Körper 
steckt ein energiegeladenes Wesen, 
ein unermüdlicher Arbeiter. Die feine  
dichte Unterwolle wird von hartem 
trockenem 6 cm langem Haar be- 
deckt. 
Farbe: schwarz, grau, braunschwarz, 
geströmt. 
Schulterhöhe: 59 cm bis 68 cm. 
 
 

Dobermann 

Der Namengeber der Rasse  - Do- 
bermann  - züchtete aus alten Pin- 
scherschlägen Thüringens einen für 
seinen besonderen Gebrauch geeig- 
neten Schutzhund, der zuerst Dober- 
mann-Pinscher genannt worden war. 
Im Laufe einer längeren Entwick- 
lungsperiode wurden verschiedene 
Einkreuzungen vorgenommen. So 
entstand jener elegante Hund, den 
wir heute kennen. 
Farb: schwarz mit braunen Abzei- 
chen, einfarbig braun oder auch blau 
- letztere Farbe ist aber selten. 
Schulterhöhe:    Rüden    62 cm    bis 
68 cm, Hündinnen 58 cm bis 63 cm. 

Rottweiler 

Die Viehhändler und Metzger in Süd- 
deutschland trieben früher ihr Vieh 
zum Markt oder zum Schlachthof mit 
Hilfe stämmiger Hunde. Es gab noch 
keine Lastwagen und Eisenbahnen. 
Die »Rottweiler Metzgerhunde« wa- 
ren eine bekannte Erscheinung, sie 
haben sich bis jetzt kaum verändert. 
Heute treiben sie kein Vieh mehr, als 
Haus- und Schulzhunde, nach ihrer 
Anerkennung als Gebrauchshunde, 
fanden sie eine andere Verwendung. 
Die Metzger blieben ihnen bis heute 
treu, sie halten sie noch gern als 
Haushunde. 
Farbe: schwarz mit braunen Abzei- 
chen. 
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm. 

 

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14 

Hovawart 

Der Name bezieht sich auf den »Hofe- 
wart«, einst Wächter von Haus und 
Hof im Mittelalter, neben den Hüte- 
hunden bei den Herden. Seine Tö- 
tung war sogar unter Strafe gestellt 
worden. Dennoch galt er als ausge- 
storben. 
Aus altdeutschen Schäferhunden und 
anderen Rassen züchtete man seit 
Beginn der zwanziger Jahre einen 
ähnlichen, vielseitig brauchbaren 
Hund  — unter Anlehnung an den alten 
Namen. Alte Stiche dienten als Vorlage. 
Nach strenger Körzucht (Auslese) ge- 
lang es, im Jahre 1964 auch die Aner- 
 

kennung als Gebrauchshund zu er- 
halten. 
Farbe: schwarz, schwarz mit blonden 
Marken, blond. 
Schulterhöhe: 60 cm bis 70 cm. 

Airedale Terrier 

Ein hochläufiger Terrier englischer 
Herkunft, wurde aber in Deutschland 
als Gebrauchshund anerkannt. Er er- 
warb sich ein gewisses Heimatrecht 
dadurch, daß der Airedale Terrier der 
erste Hund war, der in vielerlei Hin- 
sicht in der deutschen Armee Ver- 
wendung fand, was ihm damals den 
Namen »Kriegshund« eingetragen 
hatte. 
Farbe: rotbraun oder graubraun mit 
schwarzem Sattel. 
Schulterhöhe: 55 cm bis 60 cm. 

Riesenschnauzer 

Mit seinem Schnauzbart und seinen 
dunklen Augen sieht er zwar etwas 
»grantig« aus (wie man in Bayern, sei- 
nem Stammland, zu sagen pflegt). In 
einer rauhen Schale steckt aber ein 
guter Kerl, der weiß, was er für seinen 
Herrn zu tun hat. Dieser Riese wurde 
aus rauhbärtigen Treibhunden ge- 
züchtet und ist so widerstandsfähig 
wie sein rauhes Haar. 
Farbe: schwarz, Pfeffer und Salz. 
Schulterhöhe: etwa 65 cm. 

 

Hovawart 

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15 

 

 

 

 

eit Jahrtausenden hat der Hund in 
vielen Ländern dem Menschen 

bei den Herden wertvolle Dienste ge- 
leistet - sei es als Hüter in der bebau- 
ten Flur (Hütehund), als Schützer ge- 
gen Raubtiere und Diebe (Hirten- 
hund) oder als Treiber beim Trans- 
port von Viehherden (Treibhund). 
Diese Bedeutung ging erst verloren 
(wenn auch nicht in allen Ländern), 
als sich die wirtschaftlichen Verhält- 
nisse änderten. Die Schafhaltung ging 
beträchtlich zurück, der elektrische 
Weidezaun ersetzt den Hülehund für 
die Herde, Eisenbahnen und Lastwa- 
gen übernahmen den Viehtransport, 
die Raubtiere werden durch die mo- 
dernen Feuerwaffen bekämpft oder 
 

ausgerottet. Als Nutz- und Wachhun- 
de fanden die betreffenden Rassen 
zwangsläufig andere Verwendung als 
Gebrauchshunde. 
Neben den bodenständigen deut- 
schen  Rassen treffen wir bei uns auch 
verschiedene aus anderen Ländern 
an. 

Hirten- und Treibhunde haben durch 
Einkreuzung von Doggen stets ein 
kräftigeres Gebäude, da sie ja vorwie- 
gend zum Schutz der Herden dienen. 
Dagegen sind die Hütehunde leichter 
im Gebäude, somit schneller in der 
Bewegung, um die Herden leiten und 
gegebenenfalls von der bebauten Flur 
abhalten zu können. 

 

 

Hirten- und 

Treibhunde

 

Groenendael 

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16 

 

 

Hirtenhunde aus Belgien

 

Die belgischen Schäferhunde, in acht 
verschiedenen Schlägen und in drei 
Haararten gezüchtet (Kurz-, Lang- 
und  Rauhhaar), fanden ebenfalls als 
Gebrauchshunde Anerkennung in ih- 
rem Lande und im Ausland. Vor allem 
die beiden folgenden Rassen sehen 
wir auch in Deutschland: 

Groenendael 

Die Rasse wurde nach einer kleinen 
Stadt in der Nähe von Brüssel be- 
nannt. 
Farbe: schwarz (Langhaar). 
Schulterhöhe: Rüden 62 cm, Hündin- 
nen 58 cm. 

Tervueren 

 

Auch dieser Name wird von einer 
Stadt hergeleitet. 
Farbe: mahagonifarben mit schwar- 
zem Anflug und schwarzer Maske 
(Langhaar). 
Schulterhöhe: Rüden 62 cm, Hündin- 
nen 58 cm. 

Erwähnt sei hier noch der Bouvier 
des Flandres, eine rauhhaarige Treib- 
hundrasse, die unserem Riesen- 
schnauzer sehr ähnlich ist und häufig 
auch auf deutschen Ausstellungen 
angetroffen werden kann. 

Hirtenhunde 

aus Frankreich

 

Briard 

(Berger de Brie) 

Ein langhaariger Schäferhund aus der 
Landschaft Brie (bekannt durch den 
Käse), die man auf dem Weg von Pa- 
ris nach Orleans durchreist. 
Farbe:  einfarbig,  alle Farben außer 
weiß sind zugelassen. 
Schulterhöhe:    Rüden    60 cm    bis 
70 cm, Hündinnen 58 cm bis 68 c m. 

Chien de Montagne des 
Pyrénées 

(Hirtenhund — Berghund — 
aus den Pyrenäen) 

Als Wächter bei den Schafherden fin- 
det man ihn auch heute noch in den 
Pyrenäen. Von Zeit zu Zeit werden die 
dort noch zahlreichen Schafherden 
von Bären belästigt. Da diese unter 
Naturschutz stehen, werden Verluste 
durch eine Art Wildschaden-Aus- 
gleichskasse abgegolten. 
Durch den Fremdenverkehr geriet der 
sehr ansehnliche Hund auch in viele 
andere Länder. 
Farbe: weiß mit einzelnen kleinen 
dachsgrauen oder gelblichen Flek- 
ken. 
Schulterhöhe: Rüden 70 cm bis 
80 cm, Hündinnen 65 cm bis 72 cm. 

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17 

 

 

Beauceron 

(Berger de Beauce) 

Diese Rasse wurde nach der Land- 
schaft Beauce südlich von Paris be- 
nannt. Der kräftige und sehr mutige 
Schäferhund hat sich auch als Hirten- 
hund bewährt. Man vermutet, daß er 
für die Zucht des Dobermanns (siehe 
Gebrauchshunde) verwendet wurde; 
denn eine große Ähnlichkeil ist zwei- 
fellos vorhanden. 
Farbe: schwarz mit rotbraunen Abzei- 
chen (Stockhaar). Wegen dieser Ab- 
zeichen wird er auch Rotstrumpf (bas 
rouge) genannt. 
Schulterhöhe: Rüden 63 cm bis 
70 cm, Hündinnen 61 cm bis 68 cm. 

Farbe: zweifarbig: schwarz und weiß, 
gelb und weiß (auch sable-white ge- 
nannt); dreifarbig: (tricolor) schwarz 
mit weißen und lohfarbigen Abzei- 
chen oder taubenblau (blue merle) 
mit schwarzen Flecken und weißen 
Abzeichen (Langhaar). 
Schulterhöhe: Rüden 56 cm bis 
61 cm, Hündinnen 51 cm bis 56 cm. 

Sheltie 

Er ist ein verkleinertes Abbild des Col- 
lies; ein Schäferhund von den Shet- 
land-Inseln. 
Farbe; siehe Collie. 
Schulterhöhe: etwa 35 cm. 

Hirtenhunde

 

aus Großbritannien

 

Das feuchte Klima der Insel begün- 
stigt den Graswuchs und damit die 
Weidewirtschaft (Rinder und Schafe). 
Deshalb gibt es verschiedene Schä- 
ferhund-Rassen in diesem Land. 

Collie 

(Schottischer Schäferhund) 

Er stammt aus dem Schottischen 
Hochland. In der Reinzucht wurde er 
zu einem eleganten Rassehund. 
Durch die vielen, oft etwas unnatür- 
lich wirkenden Lassie-Filme ist er 
weitgehend bekannt geworden. 

 
 

Welsh-Corgi 

Von diesem kleinen Schäferhund aus 
Wales gibt es zwei Schläge, den Cardi- 
gan- und den Pembroke-Schlag 
(nach den Landschaften benannt). 
Wales ist ein bedeutendes Gebiet für 
die englische Viehzucht. Corgie be- 
deutet in der gälischen Sprache von 
Wales mit seiner etwas eigenwilligen 
Bevölkerung etwa Zwergschäfer- 
hund. 

Cardigan: Dieser Schlag ist lang- 
schwänzig. 
Pembroke: Farbe: alle Farben sind 
zugelassen, aber kein Weiß (Kurz- 
haar). Er hat einen Stummelschwanz. 
Schulterhöhe: bis etwa 30 cm. 

 

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18 

 

 

 

 

 

Bobtail 

(Altenglischer Schäferhund. 

Old English Sheepdog-Bobtail) 

Durch den reichen Haarwuchs wirkt 
er fast bärenhaft. Die angeborene 
Stummelrute (bobtail) verliert sich 
ganz in der Haarfülle. (Haar hart und 
zottig.) Der Hund ist in Deutschland 
immer häufiger anzutreffen. 
Farbe: grau, graumeliert,  auch blau 
oder »blue merle« mit oder ohne Ab- 
zeichen. 
Schulterhöhe: Rüden 65 cm, Hündin- 
nen etwas niedriger. Der Ahne dieses 
 

Schäferhundes dürfte der bei den 
Herden Schottlands heute noch vor- 
handene Bearded Collie (bearded = 
bärtig) sein, der auch bei uns keine 
seltene Erscheinung mehr ist. 

Hirtenhunde 

aus Jugoslawien

 

In diesem gebirgigen Land gibt es 
zahlreiche Herden; Wölfe und Bären 
bedrohen dort noch das Weidevieh. 
Daraus erklärt sich, daß es in Jugosla- 
wien viele Schläge von Schäfer- und 
 

 

 

Bobtail 

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19 

 

 

Hirtenhunden gibt. Zur Reinzucht ge- 
langte zunächst nur ein Schlag, der 
auch als Wachhund verwendet wird. 

Hirtenhund aus dem Schargebirge 
(Sarplaninac) 

Das Schargebirge ist ein Grenzgebirge 
nach Albanien hin. Aus ihm stammt 
der auch in Deutschland bekannte 
Hirtenhund. 
Farbe: eisengrau (Langstockhaar). 

Schulterhöhe:    Rüden   65 cm   bis 

70 cm, Hündinnen 60 cm bis 65 cm. 

Hirtenhunde 
aus der Schweiz

 

Die Bedeutung der Viehherden in den 
Schweizer Bergen (Alm- und Sennen- 
wirtschaft) ist weit und breit bekannt. 
Seit Jahrhunderten wurden die Her- 
den von Hunden gehütet und getrie- 
ben. Diese Rassen können auf eine 
lange Entwicklungsgeschichte zu- 
rückblicken. Teilweise führten sie ein 
stilles, fast vergessenes Dasein. Als 
man sich wegen ihrer hervorragen- 
den Eigenschaften ihrer Reinzucht 
widmete, wurden sie rasch berühmt 
und zu begehrten Wach- und Haus- 
hunden. 
Es werden vier verschiedene Rassen 
der Sennenhunde unterschieden, die 
teilweise ihren Namen nach einzel- 
nen Landesteilen erhielten, in denen 
sie besonders verbreitet waren. 

Schweizer Sennenhund 

Farbe: schwarz mit rotbraunen und 
weißen Abzeichen (Stockhaar). 
Schulterhöhe:   Rüden  etwa  70 cm, 
Hündinnen 65 cm. 

Berner Sennenhund 

Farbe: schwarz mit rotbraunen und 
weißen Abzeichen (Langhaar). 
Schulterhöhe:    Rüden   58 cm   bis 
69 cm, Hündinnen 53 cm bis 65 cm. 

Entlebucher Sennenhund 

Färbet schwarz mit rotbraunen und 
weißen Abzeichen (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm. 

Appenzeller Sennenhund 

Farbe; schwarz mit rotbraunen und 
weißen Abzeichen (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: 48 cm bis 58 cm. 

Hirtenhunde aus Ungarn

 

Die Hirten- und Schäferhunde des 
Landes sind meist uralte Rassen, die 
zum Teil von den ungarischen Reiter- 
scharen mitgebracht worden waren, 
als sie aus Asien nach Osteuropa ka- 
men. Ihr heutiges Dasein verdanken 
sie im Grunde dem Umstand, daß sie 
schon nach dem Ersten Weltkrieg in 
 

 

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20 

 

 

den Westen kamen, wo Liebhaber ih- 
re Reinzucht betrieben. 
Von den fünf Rassen sind vor allem 
die folgenden drei bei uns aufgenom- 
men worden, deren Haltung als 
Haus-  und Wachhunde natürlicher- 
weise entsprechende Voraussetzungen 
in räumlicherHinsicht bedingen. 

Kuvasz 

Ein Wachhund, einst bei den Bauem- 
gehöften ansässig. 
Farbe: weiß (Lang-Stockhaar). 
Schullerhöhe:    Rüden   mindestens 
65 cm,     Hündinnen     mindestens 
60 cm. 

  

Sehr bewährt als Hirtenhund infolge 
seines Mutes und seiner Schärfe. 
Farbe: ein glanzloses Weiß, dem Weiß 
eines gebleichten Knochens ähnlich 
(Haar dicht, lang und zottig). 
Schulterhöhe;    Rüden   mindestens 
65 cm, Hündinnen etwa 60 cm. 

Ein sehr intelligenter Schäfer- und 

Treibhund. 

Farbe:    schwarz,   schwarzrot,   jede 
Schattierung von grau, weiß (Haar 
dicht, lang). 

Schulterhöhe:    Rüden   40-44 cm, 
Hündinnen 37-41 cm. 

 

 

 

Komondor 

Puli 

 

Komondor 

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21 

 

 

 

 

ls Doggen bezeichnet man im 
allgemeinen jene großen, kräfti- 

gen Hunde mit massigem Kopf (kräf- 
tige Kiefer) und starkem Gebiß, die 
als Nachkommen einstiger Kampf- 
hunde wie Bullenbeißer und Saupak- 
ker in den fürstlichen Meuten in 
 

Deutschland gelten. Auch in anderen 
Ländern ist die Herkunft ähnlich. Man 
hat bei den Doggen jedoch einige 
Kleinformen, die im Laufe der Zeit 
durch bestimmte züchterische Ausle- 
se entstanden sind. 

 

Doggen

 

und 

Doggenartige

 

Bulldogge 

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22 

 

Deutsche Dogge  

Sie ist ein höchst veredeltes Produkt  
der Reinzucht von großen Bullenbei- 
ßern. In richtigen Raum Verhältnissen 
hat sie sich als Haushund stets be- 
währt. 
Farbe: gelb, geströmt, blau, schwarz 
und weiß mit schwarzen Flecken 
(Kurzhaar). 
Schulterhöhe; Rüden mindestens 
76 cm, Hündinnen nicht unter 
75 cm. 
Zu den Doggen gehört auch der Bo- 
xer, der bei den Gebrauchshunden 
schon erwähnt wurde. 

Bernhardiner 

In der Geschichte der Hunde des Ho- 
spizes von St, Bernhard auf dem 
gleichnamigen Alpenpaß wird vieler- 
lei von Rettungstaten an Menschen in 
Not im Hochgebirge berichtet. Heute 
durchführt ein Schnellzug in kürzester 
Zeit einen Alpentunnel, die Pässe ha- 
ben ihren Schrecken verloren. Die 
großen Hunde aber bleiben durch ih- 
ren Namen mit dem Paß verbunden. 
Äußerlich sind sie durch Einkreuzung 
von Mastiffs viel schwerer geworden 
als der einst berühmte Barry. Es gibt 
einen kurzhaarigen und einen lang- 
haarigen Schlag. 

Farbe: weiße Grundfarbe mit Flecken 
oder auch Mänteln (Mantelhunde) in 
allen Schattierungen zwischen gelb- 
rot, dunkelbraun oder graubraun. 

Schulterhöhe; Rüden nicht unter 
75 cm. Hündinnen nicht unter 
70cm. 

Leonberger 

Er ist vor weit über 100 Jahren aus der 
Zucht des Stadtrates Essig in Leon- 
berg durch die Kreuzung von Bern- 
hardinern und Pyrenäenhunden ent- 
standen. Einst wurde von Ignoranten 
viel über ihn gelästert. Heute ist der 
Leonberger ein Schutz- und Wach- 
hund, der auch in anderen Ländern 
heimisch zu werden beginnt. 
Farbe: hellgelb, goldgelb bis rot- 
braun, aber auch sandfarben, silber- 
grau und gelb-rot. Eine dunkle Maske 
sollte vorhanden sein (Langhaar). 
Schulterhöhe: Rüden mindestens 
76 cm, Hündinnen mindestens 
70 cm. 

Er ist übrigens einem Hirtenhund aus 
Portugal, dem Cao da Serra da Estrel- 
la (Schulterhöhe etwa 70 cm) sehr 
ähnlich. 

Neufundländer 

Seine Vorfahren waren Hunde der Fi- 
scher in Neufundland. Nach England 
gebracht, erhielten sie in der Rein- 
zucht ihr heutiges Aussehen. Der 
Neufundländer ist ein Hund mit klu- 
gem, umsichtigem Wesen und einem 
großen Schutztrieb. Dichter und Ma- 
ler schenkten ihm ihre besondere Zu- 
 

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23 

 

 

neigung. Lord Byrons Nachruf auf 
seinen Neufundländer Bootswain 
zeugt dafür. 
Farbe: schwarz, rostbraun im Anflug, 
auch ganz braun (Langhaar). 
Schulterhöhe: Rüden etwa bis 71 cm. 
Hündinnen etwa bis 66 crn. 

Landseer 

Früher galt der Landseer-Neufund- 
länder als ein schwarzweißer Schlag 
dieser Rasse. Vor einigen Jahren er- 
hielt er aber die Anerkennung als eine 
besondere Rasse. 

Benannt wurde er nach seinem gro- 
ßen Liebhaber, dem englischen Maler 
Landseer, der ihm viele bekannte Bil- 
der widmete. 

Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen oder braunen Platten (Langhaar). 
Schulterhöhe: wie Neufundländer. 

Bordeaux Dogge 

Es wird angenommen, daß ihre Urah- 
nen römische Kampfhunde waren, 
denn Gallien war ja lange Zeit eine 
heiß umkämpfte römische Provinz. 
Farbe: einfarbig gelb mit schwarzer 
oder roter Maske. 

Schulterhöhe; 60 cm bis 66 cm, Hün- 
dinnen etwas niedriger. 

Mastiff 

Das ist die schwerste Form der engli- 
schen Dogge. Die Herkunft des Na- 
mens läßt sich nicht eindeutig erklä- 
ren. 
Farbe: rötlich-gelb, silbergrau, braun, 
dunkelgrau. 
Schulterhöhe: so hoch wie möglich, 
etwa über 76 cm (Kurzhaar). 

  

Fila Brasileiro 

Alte Doggenformen, die einst von 
Portugiesen in das Land gebracht 
worden waren und sich dort ver- 
mischten, haben wohl in dieser Dog- 
ge ihre Reinzucht erhalten. Sie wird 
heute zur Bewachung und zum 
Transport von Viehherden, aber auch 
als Haushund verwendet. In Deutsch- 
land ist sie ziemlich selten. 
Farbe: alle Farben sind erlaubt (Haar 
kurz und dicht). 
Schulterhöhe: über 65 cm. 

Bulldogge 

In ihrer Urform war sie einst als 
Kampfhund durch zahllose Bullen- 
kämpfe bekanntgeworden 

- eine 

»Volksbelustigung«, noch grausamer 
als der spanische Stierkampf. Heute 
ist die Bulldogge eine etwas eigen- 
tümliche Erscheinungsform des 
Haushundes, die aber auch in 
Deutschland Freunde hat. 
Farbe: weiß, geströmt, rot-gelb oder 
fahlgelb (einfarbig) oder gescheckt 
(Haar kurz und anliegend). 
Gewicht: Rüden etwa 23 kg, Hündin- 
nen etwa 20 kg. 

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24 

 

 

Eine Kreuzung zwischen Mastiff und 
Bulldogge ist der Bullastiff. 

Gewicht: Rüden etwa 8 kg, Hündin- 
nen etwa 7 kg. 

  

Französische Bulldogge 

Sie ist eine Kleinform der Dogge, auch 
Bulli genannt, deren Ahnen aus Eng- 
land stammen. Auf französischem 
Boden erhielten sie durch geeignete 
Zuchtwahl ihr heutiges Erscheinungs- 
bild. 
Farbe: weiß, dunkel geströmt, weiß 
mit dunkel geströmten Platten, nicht 
braun oder schwarz. 

Mops 

Sein Ursprungsland läßt sich nicht ge- 
nau feststellen, Großbritannien ist es 
nicht. Es wurde aber das Land, in 
dem er seine Bestallung als Rasse- 
hund erhalten hatte. 
Von manchen verkannt,  ist er bei sei- 
nen   Freunden   aller   Gesellschafts- 
schichten in vielen Ländern beliebt. 
Farbe: steingrau, fahlgelb, schwarz.

 

 

Französische Bulldogge 

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25 

 

 

 

 

eit Jahrtausenden ist der Hund 
der Jagdgehilfe des Menschen. 

War er einst der mutige Angreifer in 
Begleitung des mit Pfeil, Bogen und 
Speer, später mit der Armbrust be- 
 

waffneten Menschen, so erhielt er 
nach Erfindung des Schießgewehres 
andere Aufgaben. Eine Anzahl von 
Jagdhundrassen werden heute in der 
Hauptsache als Haushunde gehalten. 

 

Jagdhunde

 

Bassethound 

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26 

 

 

Laufhunde (Bracken)

 

Es handelt sich dabei um Hunde, die 
im schnellen Lauf der Spur des Wil- 
des laut in Meuten nachjagen (Spur- 
laut), es ausfindig machen (Finden) 
und dem Jäger zum Abschuß zutrei- 
ben. In manchen Ländern (z.B. in 
Frankreich und Großbritannien) wird 
mit ihnen durch Jäger zu Pferd das 
Wild bis zur völligen Ermattung ge- 
hetzt und dann mit der Waffe erledigt 
(Parforcejagd). Diese Jagd ist in 
Deutschland verboten. 
Die verschiedenen Brackenschläge, 
die man einst in Nord-  und Nordwest- 
deutschland, in Hannover und in 
Süddeutschland gezüchtet und auf 
der Jagd geführt hat, sind bis auf den 
Finnentrop-Olper-Schlag der deut- 
schen Bracke ausgestorben. Die jagd- 
lichen Verhältnisse unseres dicht- 
besiedelten Landes  — meist kleine 
Pachtreviere  - lassen die »laute Jagd« 
nur noch in geringem Umfang zu, 
z. B. dort, wo infolge der landschaftli- 
chen Verhältnisse die Jagd noch einen 
besonderen Schwierigkeitsgrad auf- 
zuweisen hat (Eifel, Sauerland). 
Bei den deutschen Laufhunden unter- 
scheidet man: 

Deutsche Bracke 
des Finnentrop-Olper-Schlages 

Farbe: weiße Grundfarbe mit gelbro- 
ten und schwarzen Flecken, ein 
schwarzer Sattel soll vorhanden sein, 
ebenso auch ein weißer Halsring und 
 

auf der Stirn eine durchgehende Bles- 
se (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: nicht über 40 cm. 

Dachsbracken 

Sie bilden einen Übergang von den 
Bracken zu den Dachshunden. Ihr 
Haar ist kurz, grob und anliegend. Als 
Jagdhunde haben sie sich besonders 
als Stöberer bewährt 
Es gibt zwei Schläge: 

Dachsbracke 

(Alpenländisch-Erzgebirgier- Schlag) 

Farbe: rote und andersfarbige Hunde, 
insbesondere braune, gelbrote und 
rote mit schwarzem Sattel. 
Schulterhöhe:    34 cm,    nicht   über 
42 cm. 

Westfälische Dachsbracke 

Sie war in Deutschland recht selten 
geworden, doch hat sich ihr Bestand 
in letzter Zeit wieder verbessert. Unter 
dem Namen »Drewer« fand sie auch 
in Schweden Eingang und wurde dort 
im Jahre 1952 als besondere Rasse 
anerkannt. Sie hat im Äußeren bis auf 
die Schulterhöhe große Ähnlichkeit 
mit der Finnentrop-Olper-Bracke und 
könnte als deren Niederbracke be- 
zeichnet werden. 

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27 

 

 

Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen,  gelbroten  Flecken,  Zeichnung 
wie bei den Finnentropern. 
Schulterhöhe: 30 cm bis 35 cm. 

Farbe: wie beim Foxhound (Kurz- 
haar). 
Schulterhöhe: 30 cm bis 37  cm (Klei- 
ner Schlag)  - bis 42 cm (Großer 
Schlag). 

Foxhound  

Ein Hund der Parforcejagd, sehr 
schneller und ausdauernder Laufer. 
Einige Reitervereine in Deutschland 
halten sich Meuten von Foxhounds, 
die man im herbstlichen Jagen auf der 
künstlichen Fährte  laufen läßt. Dabei 
kommt es beim Ritt über »Stock und 
Stein« besonders auf reiterliches Kön- 
nen an. 

Vielfach dienten Foxhounds zur Ein- 
kreuzung in Meuten von französi- 
schen Laufhunden (chiens courants), 
um die Hunde schneller zu machen. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen Flecken und kleinen roten Abzei- 
chen oder dreifarbig, in der Hauptsa- 
che schwarz-weiß-rot. 
Schulterhöhe: 58 cm bis 64 cm (Kurz- 
haar). 

Bassethound 

Gleichfalls ein Niederlaufhund eng- 
lisch-amerikanischen Ursprungs, der 
aus dem französischen Basset Arté- 
sien Normand zu einer etwas schwe- 
reren Form entwickelt worden ist. Er 
dient vorwiegend als Haushund. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen, gelbroten oder braunen Flecken, 
vielfach auch dreifarbig oder auch 
weiße Grundfarbe mit einfarbigem 
Mantel. 

Schulterhöhe: 30 cm bis 32,5 cm 
(Kurzhaar). 

Zwei  von vier Schlägen der französi- 
schen Bassets (bas = niedrig) fanden 
bei uns als Haushunde Eingang: 

Beagle 

Eigentlich ist er ein verkleinerter Fox- 
hound, der dem Jäger zu Fuß als Nie- 
derlaufhund zum Aufstöbern des Wil- 
des (Hasen) dient. Er wird aber gern 
als Haushund gehalten, besonders in 
den USA. Auch in Deutschland ist er 
schon zahlreich anzutreffen und sehr 
beliebt. 

Basset Artésien Normand 

(Kurzhaar) 

Stammt aus den Landschaften Artois 
und Normandie, wo man ihn gern als 
Jagdhund (Stöberer) auf Hasen führt. 
Farbe: zweifarbig, weiße Grundfarbe 
mit orangegelben Flecken oder drei- 
farbig, weiß-schwarz-orangegelb. 

Schulterhöhe: 26 cm bis 30 cm. 

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28 

 

 

Basset Griffon Vendéen 

(Rauhhaar) 

Die  Bauernlandschaft der Vendée ist 
seine Heimat. Auch er hat viele 
Freunde unter den ausländischen Jä- 
gern. 

Farbe: zweifarbig  — grau und weiß  — 
blau und o ränge  — blau und grau  — 
blau und feuerrot (feu)

;

 dreifarbig 

weiß-schwarz-feuerrot, weiß-wildfar- 
big-feuerrot, weiß-grau-feuerrot. 
Schulterhöhe: 30 ein bis 38 cm (Klei- 
ner Schlag, petit taille), 38 cm bis 
42 crn (Großer Schlag, grande taille). 

St. -Hubertus-Hund 

{Chien de St. Hubert) 

Die Vorfahren dieser uralten Rasse 
stammen aus dem Kloster St. Hubert 
des Ardennes in Belgien. In seiner Ur- 
form gelangte er mit den Normannen 
nach England, wo er unter dem Na- 
men Bloodhound zu seiner heutigen 
massigen Form gezüchtet wurde. 
»Blood« hat dabei die Bedeutung von 
Schweiß in der Jägersprache. Er wird 
kaum noch als Laufhund auf der Jagd 
geführt und ist vorwiegend ein Haus- 
hund geworden. 
Farbe: schwarz und rotbraun (Abzei- 
chen),  rot und rötlich  (Abzeichen), 
auch vollständig fahlrot (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: etwa 64 cm bis 69 cm. 
Hündinnen etwas niedriger. 

Man ve rwendet in Österreich wie in 
Deutschland hauptsächlich den Na- 
men Bracken. 

In dem Land mit seinem gewaltigen 
Gebirgsmassiv finden Bracken noch 
einen weiten Lebensraum. Nach Auf- 
hebung des Jagdregals des Adels im 
Jahre 1848 wurden die Reviere ver- 
kleinert und eine Umstellung in der 
Zucht sowie der jagdlichen Verwen- 
dung vorgenommen. Aus den einsti- 
gen Meutehunden wurden nun Ein- 
zeljäger auf der Spur von Füchsen 
und Hasen oder auch Schweißhunde 
für die besonderen Verhältnisse im 
Hochgebirge. 

Man kennt drei Rassen, die auch in 
deutschen Revieren anzutreffen sind. 

Glatthaarige Österreichische  
Bracke 

Wird auch Brandl-Bracke genannt 
(nach den brandroten Abzeichen 
über den Augen). 

Farbe:  Grundfarbe  schwarz,  weiße 
Abzeichen als kleine Brustflecken tre- 
ten auf. 
Schulterhöhe: 46 cm bis 50 cm. 

Tiroler Bracke 

Es  gibt  zwei  Schläge,  nach  der  Farbe 
getrennt. 
Farbe:   rot  und  schwarz-rot   (Kurzhaar 
oder Rauhhaar). 
Schulterhöhe:     42 cm  bis   48 cm, als 
Niederbracke etwa bis 38 cm. 

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29 

 

 

Steirische Rauhhaarbracke 
 
Sie entstand aus der Kreuzung des 
Hannoverschen Schweißhundes mit 
der aus Jugoslawien stammenden 
Istrianer Bracke. Früher nannte man 
sie nach ihrem ersten Züchter Peintin- 
ger-Bracke. 

Farbe: hirschrot bis fahlgelb. 
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm. 

Dalmatiner 

 

Nach Herkunft und Aussehen gehört 
er zweifellos zu den Laufhunden. Un- 
ter dem Namen Laufhund aus Dal- 

matien  - kurz Dalmatiner genannt  - 
wurde er von der F. C. I. als jugoslawi- 
sche Rasse anerkannt. Eine unmittel- 
bare Herkunft der Rasse aus der 
Landschaft Dalmatien läßt sich aber 
nicht feststellen. 
Erst in England wurde dieser Hund 
nach Aufstellung von Rassekennzei- 
chen zu dem gemacht, was er heute 
ist: ein eleganter Haus- und Begleit- 
hund, der zur Jagd nicht verwendet 
wird. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit kleinen 
schwarzen oder braunen  Flecken, 
keine Platten (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: 50 cm bis 55 cm. 

Schweißhunde

 

Sie dienen zum Auffinden angeschos- 
senen Wildes (also auf der Schweiß- 
fährte), insbesondere von Rotwild. 
Aber auch  als sogenannte Leithunde 
zum Bestätigen von vermutetem Wild 
(also auf der gesunden Fährte) finden 
sie Verwendung. Gewöhnlich arbei- 
ten die Hunde an einer langen Leine, 
im Gebirge auch frei. Ihre Herkunft 
wird von alten Bracken Stämme n ab- 
geleitet. Aus Meutehunden wurden 
Einzeljäger mit feinster Nase. 
Man kennt bei uns zwei Rassen: 

Hannoverscher Schweißhund 

In ihm fließt das Blut der alten roten 
Heidbracke. Seine Zucht wurde am 

 

 

Dalmatiner 

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30 

 

 

Jägerhof in Hannover besonders ge- 
fördert. 
Farbe; graubraun, rotbraun, rotgelb, 
ockergelb, dunkelfahlgelb oder grau 
(Kurzhaar). 
Schulterhöhe: um 60 cm. 

Bayerischer Gebirgsschweißhund 

Gegenüber dem Hannoveraner eine 
etwas leichtere Rasse, besonders ge - 
eignet für die Jagd im Hochgebirge. 
Sie entstand aus dem einst in Süd- 
deutschland sehr verbreiteten Wild- 
bodenhund. 
Farbe: tiefrot, hirschrot, rotbraun, rot- 
gelb, ockergelb, auch fahlgelb (Kurz- 
haar). 
Schulterhöhe: etwa 50 cm, Hündin- 
nen etwas niedriger. 

Zwei afrikanische 

Jagdhunde

 

Rhodesian Ridgeback 

Dieser Löwenhund (lion dog), wie er 
auch genannt wird, gehört eigentlich 
in die Gruppe der Jagdhunde. Als in 
Südafrika das Bedürfnis nach einem 
geeigneten Hund für die Löwenjagd 
entstanden war, kreuzte man Blood- 
hounds (Bluthunde; siehe Jagdhun- 
de), die von den Buren in das Land 
gebracht worden waren, mit Hunden 
der Eingeborenen leichteren Schla- 
ges. Auf dem Rücken (back) dieser 
Hunde war eine eigenartige Anord- 
 

nung von Haaren, wobei eine langge- 
streckte Furche (ridge) gebildet wird - 
daher der Name. Die Zeit des Ridge- 
back auf der Löwenjagd ist längst vor- 
bei. In der Behandlung englischer 
Züchter durch einige geeignete Ein- 
kreuzungen wurde er zum eleganten 
Rassehund, und er bewährt sich nun 
auch als Haushund. 
Farbe: einfarbig weizengelb bis rot- 
gelb (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: Rüden 62 cm bis 
67 cm, Hündinnen 60 cm bis 65 cm. 

Basenji 

Seinen Aufstieg zum weitverbreiteten 
Rassehund (besonders in den USA) 
verdankt der Wildling aus der Schar 
von Primitivhunden (Schensi = Hun- 
de) vom Kongo englischen Hunde- 
freunden. Sie brachten verschiedene 
Hunde nach England und entwickel- 
ten nach mancherlei Mühen ihre 
Reinzucht. Die Hunde haben eine be- 
sondere Eigenart:  sie bellen nicht, 
sondern lassen nur ein Grollen ertö- 
nen. 

Farbe;  fuchsrot mit weißen Abzei- 
chen, schwarz-weiß, schwarz-weiß- 
fuchsrot (Kurzhaar). 
Schulterhöhe: 40 cm bis 43 cm.

 

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31 

 

 

Vorsteh- 

tmd Apportierhunde

 

Vorstehhunde nennt man solche 
Hunde, die bei der Suche durch An- 
halten gefundenes Wild (hauptsäch- 
lich Rebhühner und Fasanen) anzei- 
gen. Diese Eigenschaft von  Jagdhun- 
den war bereits im Altertum bekannt, 
nach Einführung des Schießgewehrs 
wurde sie besonders bedeutsam. 
Neben den bodenständigen Rassen 
finden sich in Deutschland auch ver- 
schiedene ausländischer Herkunft. 

Deutscher Drahthaariger 
Vorstehhund 

(Deutsch-Drahthaar) 

Er entstand aus einer Kreuzung von 
Bracken mit Hütehunden. 
Farbe: einfarbig braun, Braun- und 
Schwarzschimmel. 
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm, Hün- 
dinnen mindestens 56 cm. 

Deutscher Stichelhaariger 
Vorstehhund 

(Deutsch-Stichelhaar) 

Er ist der stichelhaarige Vetter von 
Deutsch-Kurzhaar. Stichelhaar ist län- 
ger und dichter als Kurzhaar. Draht- 
haar ist härter und borstiger. 
Farbe: braun und weiß, graubraun 
meliert oder mit einzelnen Abzeichen 
oder größeren dunklen Platten. 
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 66 cm. 

Deutscher Kurzhaariger 
Vorstehhund 

(Deutsch-Kurzhaar) 

Die am meisten verbreitete Art ent - 
stand aus altem Brackenstamm, aus 
dem man nach der Eigenschaft des 
Vorstehens das Zuchtmaterial aus- 
wählte. 
Farbe: einfarbig braun, braun mit ge- 
ringen weißen oder gesprenkelten 
Abzeichen  - Braunschimmel, hell 
und dunkel (brauner Kopf, braune 
Platten oder Tupfen), weiß mit brau- 
ner Kopfzeichnung, braunen Platten 
und Tupfen, auch Schwarzschimmel. 
Schulterhöhe: 62 cm bis 64 cm. 

Deutscher Langhaariger 
Vorstehhund 

(Deutsch-Langhaar) 

Sein Urahne ist der langhaarige Vo - 
gelhund. Die Rasse entstand durch 
Vereinigung verschiedener örtlicher 
Schläge in der Reinzucht. 
Farbe: braun oder Braunschimmel. 
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 65 cm. 

Großer Münsterländer 

Durch Auslese aus Deutsch-Langhaar 
nach der Farbe entstanden. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen Platten oder Tupfen. 
Schulterhöhe: 58 cm bis 62 cm.

 

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32 

 

 

 

Kleiner Münslerländer

 

Kleiner Münsterländer 

Ehemals ein Hund der Bauernjäger 
des  Münsterlandes, von Edmund 
Löns für  die Reinzucht ausgewählt. Er 
ist gleichfalls ein Nachkomme des al- 
ten Vogelhundes (aber nicht der klei- 
nere Schlag des Großen Münsterlän- 
ders). 
Farbe; weiße Grundfarbe mit brau- 
nen Platten; auch Hunde mit brau- 
nem Mantel kommen vor. Er ist oft als 
Haushund anzutreffen, wozu er sich 
recht gut eignet. 

Schulterhöhe: Rüden 48  cm bis 
56 cm; Hündinnen 44 cm bis 52 cm. 

Eine Kreuzung von Pudel und engli- 
schem Pointer, um die Bringfreude  
des Pudels einerseits und die gute Ha- 
se des Pointers andererseits in einer 
Rasse zu vereinigen. Er ist rauhhaarig. 
Farbe; einfarbig braun, dürrlaubfar- 
big. 
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm. 

Weimaraner 

 

Der Jägerhof zu Weimar war seine ur- 
sprüngliche Zuchtstätte und gab ihm 
 

 

Pudelpointer 

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33 

 

 

seinen Namen. Man züchtete ihn aus 
vorhandenen Laufhunden durch Aus- 
wahl bei der Zucht nach der Eigen- 
schaft des Vorstehens. Wegen ihrer 
guten Nase wurden Weimaraner so- 
gar zu Lawinenhunden ausgebildet. 
Farbe: silbergrau, mausgrau; auch in 
verschiedenen Schattierungen zwi- 
schen diesen Farbtönen. 
Schulterhöhe; 60 cm bis 65 cm (ne - 
ben der kurzhaarigen Art gibt es eine 
langhaarige, die seltener ist). 

Griffen 

(Griffon Korthals à poil dur) 

Eigentlich handelt es sich hier um eine 
rauhhaarige, deutsche Rasse, die 
durch die Bemühungen des Hollän- 
ders Korthals und des Deutschen Ba- 
ron von Gingins auf deutschem Bo- 
den entstanden ist. Das Zuchtmate- 
rial, das man zur Reinzucht brachte, 
waren rauhhaarige Vorstehhunde; sie 
stammten aus verschiedenen Län- 
dern, auch aus Frankreich. 
Farbe: stahlgrau mit braunen Platten 
bevorzugt, auch vollständig braun. 
Schulterhöhe: 55 cm bis 60 cm. 

Im Hinblick auf die weiträumigen 
Jagdreviere für Federwild (Groß- 
grundbesitz) haben Vorstehhunde in 
Großbritannien eine besondere Be - 
deutung. Man braucht Hunde mit flot- 
ter Suche und feinster Nase. Sie sind 
besondere Spezialisten für die Jagd 
auf Flugwild (Fasanen. Rebhühner). 

Setter 

Diese langhaarigen Vorstehhunde 
führen ihren Ursprung auf alte Hun- 
deformen zurück, die einst das Wild in 
Stellnetze jagen mußten und sich 
nach Erledigung ihrer Aufgabe nieder- 
setzen sollten (to set = sitzen). 

Drei Arten werden unterschieden: 

Englischer Setter 

Früher nannte man ihn auch Lawe- 
rack Setter, nach dem besonderen 
Förderer dieser Rasse. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen, braunen oder gelben Flecken. Es 
gibt auch dreifarbige Hunde: weiß- 
schwarz-lohfarbig (gelbbraun). 
Schulterhöhe: 55 cm bis 62 cm. 

Irischer Setter 

Seine Heimat ist die Grüne Insel mit 
ihren  weiten  Grasflächen,   mit  rei- 
chem    Besatz    an    Federwild.    In 
Deutschland wird er kaum auf der 
Jagd  geführt,   dafür  aber  gern  als 
Haushund gehalten. 
Farbe: einfarbig  - ein sattes Braunrot. 
Schulterhöhe: 55 cm bis 65 cm. 
In Irland ist der ursprüngliche Schlag 
in weißer Grundfarbe mit rotbraunen 
Flecken noch vorhanden, in Deutsch- 
land selten. 

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34 

 

 

Gordon-Setter 

Eine Züchtung des Herzogs von Gor- 
don in der Zeit von 1820 bis 1835. 
Farbe: schwarze Grundfarbe mit Ab- 
zeichen in einem dunklen Mahagoni. 
Schulterhöhe: 56 cm bis 61 cm, nicht 
mehr als 64 cm. 

Pointer 

Vom englischen to point = Vorstehen 
leitet sich der Name ab. Er ist ein kurz  - 
haariger Vorstehhund, der infolge sei- 
ner ausgezeichneten Nase auf der Su- 
che stets mit Erfolg geführt werden 
kann. 

Farbe: weiße Grundfarbe mit Platten 
und Tupfen  — schwarz, braun, oran- 
ge, gelb, auch einfarbig. 
Schulterhöhe: 55 cm bis 70 cm. 

Ungarischer Vorstehhund 

(Magyar Vizsla) 

Von der zweifellos alten Rasse unbe- 
kannter Herkunft waren bereits vor 
dem Zweiten Weltkrieg nur noch we- 
nige reinrassige Hunde vorhanden. 
Die Bemühungen, diese Rasse vor 
dem Untergang zu bewahren, hatten 
Erfolg. Pointer, Deutsch-Kurzhaar, 
auch Deutsch-Drahthaar (für den Auf- 
bau des drahthaarigen Schlages) fan- 
den dabei Verwendung. In letzter Zeit 
 

 

 

 

Pointer

 

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35 

 

 

fand der Vizsla, besonders der kurz- 
haarige Schlag, eine Anzahl Liebha- 
ber in Deutschland. 
Farbe: dunkles Semmelgelb. 
Schulterhöhe:    Rüden    57 cm    bis 
62 cm, Hündinnen 53 cm bis 58 cm. 

umstritten. Als angenehmer Haus- 
hund fand er eine Anzahl von Freun- 
den bei uns. 
Farbe: goldgelb (Haar mittellang). 
Schulterhöhe: 59 cm bis 61 cm. 

  

Apportierhunde 
aus Großbritannien 

dienen ausschließlich dazu, dem Jä- 
ger das geschossene Wild zu bringen, 
es zu apportieren. Im Gegensatz zum 
deutschen Jagdgebrauch läßt  man auf 
den Britischen Inseln, wo es, wie 
schon erwähnt, ausgedehnte Reviere 
mit reichem Besatz an Flugwild gibt, 
den Vorstehhund nicht apportieren. 
Man will ihn, wie man sich auszu- 
drücken pflegt, in seinem festen Vor- 
stehen nicht verderben. 
Zu diesem Zweck züchtet man Hun- 
de mit einer besonderen Anlage in der 
Bring- oder Apportierfreude, die Re - 
triever (to retrieve = zurückbringen). 
Auch in den USA kennt man derartige 
Hunde für die Entenjagd. Im ganzen 
zählt man fünf verschiedene Rassen 
in beiden Ländern, von denen zwei 
auch in Deutschland bekannt gewor- 
den sind. 

Golden Retriever 

Sein Name hängt mit der Goldfarbe 
seines Haarkleides zusammen. Das 
ist eigentlich alles, was genau be- 
kannt ist von ihm. Seine Herkunft ist 
 

Labrador Retriever 
 
Er ist der  Nachkomme von Hunden, 
die man von Labrador nach England 
gebracht und dort durch geeignete 
Zuchtwahl und Einkreuzung anderer 
Rassen (vermutlich Neufundländer) 
zu brauchbaren Jagdhunden machte. 
Nur vereinzelt wird er bei uns als 
Haushund gehalten; auch dazu  eignet 
er sich sehr gut. 

Farbe:    schwarz    oder    gelbbraun 
(Kurzhaar). 
Schulterhöhe: 55 cm bis 65 cm.

 

Stöberhunde

 

Sie sollen Niederwild, auch Sauen, in 
dichtem Waldbestand, Heckenbe- 
ständen, auch im freien Felde mit 
dichtem Aufwuchs, auffinden und 
dem Jäger zum Abschuß heraustrei- 
ben, es also aufstöbern. Es sind nicht 
zu große, sehr bewegliche Hunde; ihr 
Langhaar ist ein natürlicher Schutz im 
Dornengestrüpp etc. 

Wachtelhund 

Der alte Stöberer, wie man ihn frü- 
her nannte und wie er meist in den 

 

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36 

 

 

Waldrevieren Süddeutschlands ver- 
breitet war, gelangte unter dem Na- 
rnen Wachtelhund zur Reinzucht. 
Farbe: einfarbig braun, Braun- und 
Blauschimmel, Brauntiger und Hellti- 
ger (Langhaar). 

Schulterhöhe:    Rüden    40 cm    bis 
50 cm, Hündinnen 46 cm bis 5 0 cm. 

Mehrfarbige, auch Bunte genannt: 
Schimmel (Blau-, Rot-, Braun- und 
Orangenschimmel 

— Plattenhunde: 

weiße Grundfarbe mit schwarzen, ro- 
ten, braunen oder orangefarbigen 
Platten (Langhaar). 
Schulterhöhe: bis 40 cm. 

  

Spaniels von den Britischen 
Inseln 

Diese faßt man unter dem Sammel- 
begriff Jagdspaniels in acht Rassen 
zusammen, von denen vor allem drei 
in Deutschland anzutreffen sind: der 
Cocker-Spaniel, der Springer-Spaniel 
und der Welsh-Springer. 
In ihrem Ursprung gehen sie gemein- 
sam auf den Vogelhund der Inseln zu- 
rück, der dort unter dem Namen 
»Spaniel« in zwei Schlägen (Landspa- 
niel und Wasserspaniel) vorhanden 
war. 

Cocker-Spaniel 

Wegen seines anziehenden Erschei- 
nungsbildes ist er zu einem beliebten 
Haushund geworden und kaum noch 
ein Jagdhund geblieben. In Jägerhand 
zeigt er aber bald, daß er seine jagdli- 
che Brauchbarkeit bei weitem nicht 
verloren hat. In England fand er seit 
jeher Verwendung auf der Schnep- 
fenjagd (Wood-cock), das dürfte ihm 
den Namen gegeben haben. 
Farbe: einfarbig schwarz, rot, golden. 
 

Springer 

Sein Name mag von einer besonde- 
ren Beweglichkeit herrühren. Er ist 
dem Cocker im Kopfbild und im Ge- 
bäude sehr ähnlich, nur höher auf 
den Laufen. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen,   gelben,   roten  Flecken  (Lang- 
haar). 
Schulterhöhe: um 50 cm. 

Welsh-Springer 

Der   in  Wales   vorhandene   Schlag  des 
Landspaniels   gelangte   mit   ihm    zur 

Reinzucht. 

Farbe:      weiße   Grundfarbe  mit  roten 
oder rot-gelben Flecken (Langhaar). 

Schulterhöhe: um 42 cm. 
Springer   und   Welsh-Springer   sind   in 

Deutschland   fast   nur   als Haushunde 
zu finden. 

Amerikanischer Cocker 

Eine besondere Entwicklung nahm 
die Zucht des Cocker-Spaniels in den 
USA, wo sich in dem Amerikanischen 
 

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37 

 

 

Cocker dann eine eigene, bodenstän- 
dige Rasse entwickelte. Von seinem 
englischen Vetter unterscheidet er 
sich durch besondere Haarfülle am 
Bauch und an den Läufen. Auch das 
Kopfbild weist deutliche Unterschiede 
auf. Amerikanische Cocker erschie- 
nen nach dem Zweiten Weltkrieg in 
Deutschland, wurden aber (im Ge- 
gensatz zu anderen Ländern) nur ver- 
einzelt als Haushunde aufgenom- 
men. In den USA sind sie als Haus- 
hunde sehr häufig. 

Farbe: einfarbig und mehrfarbig (Far- 
ben wie beim englischen Cocker  - 
hinzu kommt noch einfarbig silber- 
grau). 
Schulterhöhe: um 40 cm. 

Erdhunde

 

Die Jagd unter der Erde auf Fuchs und 
Dachs, auch auf anderes Raubwild, 
ist die jagdliche Betätigung dieser 
Hunde. Es handelt sich um Rassen 
mit einer dazu geeigneten Schulter- 
höhe. Sie können aber auch bei der 
Schweiß- und Stöberarbeit gute Lei- 
stungen vollbringen. 

Man unterscheidet folgende Arten: 

Dachshund 

(Dackel) 

Schon vor Jahrhunderten kannte man 
den »Taxkriescher«. Diese Rasse 
brachte es zu großer Volkstümlichkeit 

 

Rauhhaariger Dachshund 

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38 

 

 

und Verbreitung, die  jeder kennt und 
auf seine Weise schätzt. 
Der Dachshund, Dackel oder Teckel, 
wie man ihn nennen mag, ist ein sehr 
brauchbarer Jagdhund geblieben, ob- 
wohl er wegen seines Wesens mehr  
als Haushund gehalten wird. 
Es sind verschiedene Schläge nach 
Haarart, Gesicht und Brustumfang zu 
unterscheiden: 

Zwergteckel 

In allen drei Haararten - Brustumfang 
im Alter von mindestens 15 Monaten 
nicht mehr als 35 cm, bis 4 kg Ge- 
wicht. Noch kleinere Tiere wurden 
früher als Kaninchenteckel bezeich- 
net, was heute nicht mehr üblich ist. 
Sie gehören zu den Zwergteckeln. 

  

Kurzhaariger Dachshund 

Farbe: einfarbig: rot, schwarz, 
schwarz mit roten Abzeichen, braun; 
zweifarbig: schwarz-rot, grau-braun- 
weiß mit Platten (Tigerdackel), sau- 
farben. 

Rauhhaariger Dachshund   __ 

Alle Farben wie beim kurzhaarigen 
Schlag. Weiße Abzeichen an der Brust 
sind erlaubt, aber nicht erwünscht. 

Foxterrier        

Er ist einer aus der großen Sippe der 
Terrier, der seit langer Zeit in England 
bekannt ist. Sein lebhaftes Tempera- 
ment und sein Schneid befähigen ihn 
als tüchtigen Jagdhund. Aber auch als 
Haushund wehrt er allerlei Raubzeug 
und sonstige Schädlinge ab. Es gibt 
ihn glatthaarig und rauhhaarig. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar- 
zen oder gelb-roten Flecken. 
Schulterhöhe: 36 cm bis 38 cm. 

  

Langhaariger Dachshund 

Alle Farben wie beim kurzhaarigen 
Schlag. 

Gewicht: Schwerer Schlag: Rüden 
über 7 kg, Hündinnen über 6,5 kg. 
Leichter Schlag: Rüden bis 7 kg, Hün- 
dinnen bis 4 kg. 

Zwei Kleinformen unterscheiden sich 
in der Größe von den vorgenannten 
Schlägen: 

Deutscher Jagdterrier 

Um einen Jagdhund in gedeckter Far- 
be zu erhalten, kreuzte man den 
rauhhaarigen Foxterrier mit dem 
gleichfalls aus Großbritannien stam- 
menden rauhhaarigen Welsh-Terrier. 
Diese Rasse wird bei deutschen wie 
bei ausländischen Jägern sehr ge- 
schätzt. Als Haushund ist der Jagdter- 
rier weniger geeignet, wird aber zu- 
nehmend als solcher gehalten. Er 
braucht dann viel Auslauf und Aufga- 
ben. 

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39 

  

Es werden zwei Haararten unter- 
schieden - Rauhhaar und anliegen- 
des Glatthaar. 
Farbe: schwarz mit braunen Abzei- 
chen am Kopf und an den Laufen, 
Seltener sind braune und braunrote 
Hunde. 
Schulterhöhe: 33 cm bis 40 cm. 

Irischer Terrier 

Er sei, so sagt man von ihm, so alt wie 
die Grüne Insel, wo er noch immer 
als Jagdhund geführt wird. Auch die 
deutschen Jäger schätzen ihn. 
Farbe: einfarbig rot, rotweizen oder 
gelbweizen (Rauhhaar). 
Schulterhöhe: etwa 45 cm. 

 

Terrier

 

Von den Britischen Inseln stammt ei- 
ne gemischte Gesellschaft von Rasse- 
hunden, die Terrier. In der Urform 
wurden sie früher in den verschiede- 
nen Gebieten des Landes zur Jagd un- 
ter der Erde (lat. terra = Erde) auf  
Fuchs und Dachs, aber auch auf den 
Fischotter verwandt. Unter ihnen gibt 
es rauhhaarige, glatthaarige, langhaa- 
rige und seidenhaarige Hunde in 
mancherlei  Farben und in unter- 
schiedlicher Schulterhöhe. 
Der Airedale Terrier, der größte unter 
ihnen, wurde bereits bei den Ge- 
brauchshunden beschrieben, bei den 
Jagdhunden der Foxterrier, der noch 
heute von den jagdlichen Körper- 
schaften als Jagdhund anerkannt  ist. 
Manche der sogenannten Terrier- 
Rassen entstanden aus alten Formen, 
z. B. dem altenglischen Terrier, im 
Lande seit Jahrhunderten bekannt; 
einige entstanden aus Kreuzungen 
untereinander. 

In Deutschland gibt es verschiedene 
Terrierarten, die aus Irland, Schott- 
land und England stammen. 

 

Welsh Terrier 

Aus Wales stammend, wurde er da- 
nach benannt. Die Reinzucht dieser 
alten Rasse begann schon 1880. 
Farbe: schwarz mit braunen Abzei- 
chen. 
Schulterhöhe:   37   cm  bis   40  cm 
(Rauhhaar). 

Kerry Blue Terrier 

Er wird auch Irish Blue Terrier ge- 
nannt und ist gleichfalls eine sehr alte 
Rasse, die man als Jagdhund wie zur 
Bewachung von Höfen schätzt. 
Farbe: jede Schattierung von Blau mit 
oder ohne schwarze Spitzen (Haar 
seidig, weich und wellig). 
Schulterhöhe: 35 cm bis 40 cm. 

Bullterrier 

  

Die Bezeichnung Terrier ist nur zum 
Teil zutreffend; sie wird in Großbritan- 
nien jedoch stets angewandt. Seinem 
Charakter und Erscheinungsbild nach 

 

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40 

 

 

 

 

 

gehört der Bullterrier ebensogut zu 
den Doggen,  obwohl er aus einer 
Kreuzung der Bulldogge mit einer alt- 
englischen  Terrierform   hervorging, 
vermutlich dem Urahn des heutigen 
Foxterrier. Er ist ein ausgezeichneter 
Schutz- und Haushund. 
Farbe: weiß, auch weiß mit kleinen 
gelben,   braunen   oder   schwarzen 
Flecken {Haar kurz und anliegend). 
Schulterhöhe: 50 cm bis 52 cm. 
Ein  besonderer  Schlag  der vorge- 
nannten Rasse ist der Staffordshire 
Terrier, der erst nach dem Zweiten 
Weltkrieg als besondere Rasse aner- 
 

kannt worden ist. Er ist in Deutsch- 
land ganz selten. 

Farbe: schwarz, weiß, rot, beige mit 
weißen Abzeichen oder geströmt. 
Schulterhöhe: 37 cm bis 40 cm. 

Boston Terrier 

Auch er ist mehr eine Kleinform der 
Dogge wie der französische Bulli und 
diesem sehr ähnlich. In den USA ist er 
aus Bullterrier, Bulldogge und fran- 
zösischem Bulli gezüchtet worden. 
Die Bezeichnung Terrier ist bei ihm 
 

 

Bullterrier

 

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41 

 

 

ebenfalls nicht ganz zutreffend. Be- 
nannt wurde er nach der bekannten 
Großstadt. In seinem Ursprungsland 
ist er als Haushund sehr verbreitet. 
Farbe: schwarz  und geströmt, die 
weiße Farbe ist gleichmäßig verteilt; 
Fang, Blesse, Halsring und Pfoten 
weiß (Haar kurz und anliegend). 
Gewicht: leichter Schlag bis 7 kg, 
mittlerer 7 bis 9 kg. schwerer Schlag 
9 bis 11 kg. 

Bedlington Terrier 

Zunächst war er ein Hund von  Leu- 
ten, die in meist recht bescheidenen 
Verhältnissen lebten und mit ihm al- 
lerlei Raubzeug fingen, vielleicht 
manchmal auch einen Hasen. Durch 
eine Kreuzung des kleineren Dandie 
Dinmont Terrier mit einem hochläufi- 
gen Terrierschlag läßt sich seine Ent- 
stehung nachweisen. Die Reinzucht 
erreichte erst nach und nach jenes be- 
sondere Erscheinungsbild, das ihn ei- 
nem Schäfchen ähnlich macht. Er hat 
Freunde in vielen Ländern. 
Farbe: blau, blau und lohfarben, 
braun und sandfarben (Haar dicht 
und flockig, nicht drahtig, es besteht 
die Neigung zu Locken). 
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm. 

Farbe: schwarz, weizengelb, auch in 
der Farbe geströmt (Rauhhaar). 
Schulterhöhe: 25 cm bis 28 cm. 

Caim Terrier 

Seine Vorfahren wurden bei der Ot- 
terjagd an den Flüssen Schottlands 
verwendet. 
Farbe: rot, sandfarben, grau geströmt 
oder fast schwarz (Rauhhaar). 
Schulterhöhe: höchstens 25 cm. 

Skye Terrier 

Die Hebrideninsel Skye gab ihm sei- 
nen Namen. In seiner ursprünglichen 
Form wurde er zur Bodenjagd ver- 
wandt. Das füllige Haarkleid erhielt er 
erst im Laufe der Reinzucht. Man 
nimmt an, daß er aus einer Kreuzung 
zwischen Schottischem Terrier und 
dem Malteser (siehe Kleinhunde) 
oder dem Pudel hervorgegangen ist. 
Farbe: einfarbig grau, bläulich oder 
wildfarben mit schwarzen Flecken 
(Haar lang und hart, weicher am 
Kopf). 

Schulterhöhe: 21 cm bis 28 cm. 
Es werden zwei Schläge unterschie- 
den: Stehohr und Hängeohr. 

  

Schottischer Terrier, 
Scotchterrier, Scottie 

Hieß früher Aberdeen Terrier, eine 
seit langem bekannte Terrierform. 

West Highland White Terrier 

Diese jüngste Terrierrasse ist der 
Shooting Star unter den Modehun- 
den. Seine Ursprungsrasse ist nicht 
 

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42 

bekannt, vermutlich wurden mehrere 
Terrier eingekreuzt. Der Westie ist ein 
lebendiger, mutiger, bewegungsfreu- 
diger Hund. 
Farbe: weiß. 
Schulterhöhe-, 28 cm. 

Lakeland Terrier 

  

En altenglischer Terrier aus dem 
Lake District, den man zur Reinzucht 
brachte. 

Farbe: schwarz und tan (rotbraun), 
blau und tan, rot, weizengelb, rot- 
graumeliert, leberfarben, blau und 
schwarz. 

Schulterhöhe: höchstens 37 cm 
(Rauhhaar). 

Border Terrier 

Sein Stammland ist das schottisch- 
englische    Grenzgebiet    (border    = 
Grenze), wo er durch Kreuzung des 
Scotchterriers mit dem alten Foxter- 
rier entstanden ist. In dem wasserrei- 
chen Gebiet jagte man  mit ihm haupt- 
sächlich den Otter, auch in Meuten. 
Farbe; rot, weizengelb, meliert und 
tan, blau und tan. 
Schulterhöhe: 30 cm bis 36 cm. 

Dandie Dinmont Terrier  

In seinem Roman »Guy Mannering« 
(erschienen 1814) verlieh der Dichter 
Walter Scott einer seiner handelnden 
 

Personen, dem Dandie Dinmont, die 
Wesenszüge eines ihm bekannten 
Farmers. Dieser Farmer züchtete ei- 
nen Schlag rauhhaariger Terrier als 
Haus- und Jagdhunde, der damit be- 
kannt und berühmt wurde. Die ge- 
naue Herkunft ist unbekannt. Der Ter- 
rier sieht dem rauhhaarigen Dachs- 
hund sehr ähnlich; er soll zu seiner 
Zucht beigetragen haben. 
Farbe: pfeffer- oder senffarben in 
Schattierungen (Haar etwa 5 cm lang, 
hart, nicht drahtig). 
Schulterhöhe; 20 cm bis 28 cm. 

Sealyham Terrier 

   

Auf seiner Besitzung Sealyham züch- 
tete Captain John Edwards seine eige- 
nen Terrier für die Bodenjagd. Dabei 
kreuzte er Foxterrier mit Dandie Din- 
mont Terrier aus seiner näheren Um- 
gebung. 
Farbe: weiß oder weiß mit gelbbrau- 
nen oder dachsfarbigen Markierun- 
gen (Haar lang, hart, drahtig). 
Schulterhöhe: höchstens 30,5 cm. 

Yorkshire Terrier  

Heute ist er ein zierlicher, kleiner Kerl, 
Seine Vorfahren waren weit höher auf 
den Laufen und besaßen auch nicht 
das üppige Haar wie er. Sie waren aus 
einer Kreuzung zwischen Scotch und 
Skye entstanden. 
Farbe: stahlblau und tan. 
Schulterhöhe: 22 cm bis 25 cm. 

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43 

 

 

Black-and-tan-Terrier 

Er wird in England auch Manchester 
Terrier genannt, weil er ursprünglich 
ein Jagdhund war, der in der Umge- 
bung von Manchester lebte. Durch 
das neu erlassene Kupierverbot für 
Ohren, durch das seine Züchtung be- 
troffen wurde, ging er in der Verbrei- 
tung als Haushund zurück. 
Mehr Freunde hingegen gewann 
der kleinere Schlag, der Black-and- 
tan-Toy-Terrier (Toy = Spielzeug = 
Zwerg), bei dem die Zucht eines kor- 
rekten Stehohres gelang. 

Farbe: schwarz mit braunen Abzei- 
chen (black and tan) an verschiede- 
nen Körperstellen (Haar glatt und an- 
liegend). 

Schulterhöhe; 37 cm bis 40 cm, Toy 
mindestens 25 cm. 

Norwich Terrier 

In der Grafschaft Norfolk kreuzte man 
den Irischen Terrier mit dem ur- 
sprünglich hochläufigen Yorkshire 
Terrier. 
Farbe: rot, auch rotweizen, schwarz 
und tan oder geströmt, keine weißen 
Flecken (Rauhhaar). 
Schulterhöhe: etwa 25 cm. 

Kromfohrländer 

Die Rasse verdankt einem Zufall ih- 
re Entstehung. Ein Zwerggriffonrüde 
paarte sich mit einer rauhhaarigen 
Foxterrierhündin. Inzwischen hat sich 
diese Zucht recht gut entwickelt. Bald 
fanden sich Liebhaber, und nach 
mehreren Generationen in der Zucht 
wurde die Rasse anerkannt. Sie 
wurde nach einer Flurbezeichnung 
»Kromfohr« im Siegerland benannt 
und fand als Kromfohrländer auch im 
Ausland Beachtung und Aufnahme. 
Farbe: weiße Grundfarbe mit brau- 
nen Flecken in bestimmter Anord- 
nung (Stockhaar). 

Schulterhöhe:    Rüden   40 cm    bis 
44 cm, Hündinnen 38 cm bis 42 cm. 

 

Yorkshire Terrier 

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44 

 

 

 

 

ielen Hundefreunden ist diese 
Gruppe von Hunderassen wohl- 

bekannt. Sie wurde aus bestimmten 
alten Urformen gezüchtet. Das waren 
jene rauhbärtigen Gesellen, die einst 
die Bauernhöfe als sogenannte Rat- 
tenfänger und Viehtreiber bevölker- 
ten. Auch glatthaarige Hunde gehör- 
 

ten dazu. In der Reinzucht wurde bald 
eine recht vorteilhafte Verwandlung 
ihres Erscheinungsbildes erreicht. Sie 
wurden bald zu begehrten Haus- und 
Wachhunden in vielen Ländern. Auch 
Zwergformen wurden gezüchtet. 
Zu der Gruppe gehören: 

 

Schnauzer 

und 
Pinscher

 

Pinscher

 

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45 

 

Riesenschnauzer 

siehe Gebrauchshunde. 

blaue    und    hellschokoladenfarbige 
Hunde vor (Glatthaar). 
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm. 

(Mittelschlag) 

Farbe:   schwarz,   Pfeffer  und   Salz 
(Rauhhaar). 
Schulterhöhe: 45 cm bis 50 cm. 

Zwergschnauzer         

Farbe: wie zuvor (Rauhhaar). 
Schulterhöhe: 30 cm bis 35 cm. 

Pinscher 

(Mittelschlag) 

Farbe; schwarz mit rotbraunen Abzei- 
chen, rot, Pfeffer und Salz - diese Far- 
be in Schattierungen wie mausgrau, 
silbergrau. Es kommen aber auch 
 

Farbe: schwarz mit rotbraunen Abzei- 
chen, rot, Rehpinscher (Glatthaar). 
Schulterhöhe: 25 cm bis 30 cm. 

Zu den Pinschern gehört auch der Do- 
bermann  (siehe  Gebrauchshunde). 
Der Name Pinscher ist in seiner Her- 
kunft umstritten. 

Affenpinscher 

Der Name hängt mit seinem eigen- 
tümlichen Gesichtsausdruck zusam- 
men, der an einen kleinen Affen erin- 
nert. 
Farbe: in der Hauptsache schwarz. 
(Haar hart, bald dicht und kurz, bald 
strähnig und lose.) 
Schulterhöhe: 25 cm bis 30 cm. 

Schnauzer 

Zwergpinscher 

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46 

 

 

 

 

in Spitz ist auf den ersten Blick zu 
erkennen.   Diese Erscheinungs- 

form des Haushundes ist seit Jahrtau- 
senden bekannt. 

In Deutschland gibt es den Spitz in 
verschiedenen Rassen als Haushund, 
neben den deutschen Spitzen auch 
eine ganze Reihe aus dem Ausland. 

 

Spitze

 

Kleinspitz

 

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47 

 

 

Deutsche Spitze

 

Großspitz 

Farbe:   schwarz, weiß,   braun.   Die 
braune Farbe ist selten. 
Schulterhöhe:    etwa   40    cm    er- 
wünscht. 

Kleinspitz 

Farbe: weiß, schwarz, orange, haupt- 
sächlich auch wolfsgrau. 
Schulterhöhe: bis 28 cm. 

Wolfsspitz 

Farbe:   wolfsgrau   (Name)   mit    dunkler 

Gesichtsmaske. 
Schulterhöhe: 45 cm erwünscht, 

Spitze sind reichlich und lang behaart. 
Der Mittelschlag unter den deutschen 
Spitzen, der lange Zeit als Rassehund 
verschwunden war, ist wieder zu Eh- 
ren gekommen. Früher war der sehr 
wachsame Spitz der Begleiter von 
Fuhrleuten, die mit Planwagen den 
Güterverkehr besorgten. 

Spitze aus dem Ausland

 

Chow-Chow 

Schon der Name weist auf die Her- 
kunft dieses Hundes aus dem Reich 
der Mitte. In China hat man sich um 
die Zucht allerdings kaum besonders 
gekümmert. Erst englische Hunde- 
freunde züchteten aus den recht un- 
ansehnlichen Importen beliebte Ras- 
sehunde. 
Farbe: stets einfarbig  - schwarz, rot, 
blau, cremefarben. 
Schulterhöhe: etwa 53 an. 
Es   gibt   auch   einen   glatthaarigen 
Chow-Chow, der sehr selten ist. 
In den 60er Jahren wurde durch eine 
Kreuzung des Chow-Chow mit dem 
Wolfsspitz und dem Samojeden unter 
der Bezeichnung Eurasier eine neue 
Rasse gezüchtet.  Sie wurde inzwi- 
schen von der F. C. I. anerkannt. 

Akita Inu 

Der Großspitz aus dem nördlichen Ja- 
pan gehört ebenfalls zu den Laiki. Als 
Schlittenhunde waren nur kräftige 
Tiere zu gebrauchen. Darauf deutet 
auch sein ganzes Erscheinungsbild. 
Die Rasse ist in Deutschland recht sel- 
ten. Besondere Liebhaber brachten 
sie her. 
Farbe: weiß, grau geströmt, weizen- 
gelb, schwarz mit lohfarbenen Abzei- 
chen, gelbbraun (Stockhaar). 
Schulterhöhe: 50 cm bis 60 cm. 

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48 

 

 

Finnischer Spitz 

(Suomen pystikorva) 

In seinem Lande spielt er etwa die 
Rolle eines Nationalhundes. Er ist 
Jagd-und Haushund zugleich. Beson- 
ders bei der Jagd auf die großen Wald- 
hühner ist er sehr geschätzt. 
Farbe: gelb-rot (die Farbe des herbst- 
lichen Birkenlaubes). 

Karelischer Bärenhund 

Eigentlich gehört dieser sehr kräftige 
Hund zu den Laiki, einer Übergangs- 
form vom Spitz zur Dogge. Als Finder 
bei der Bärenjagd (Name) war er einst 
geschätzt, jetzt dient er mehr der Elch- 
jagd. 

Sein Ursprungsland Karelien gehört 
heute zur  Sowjetunion. In letzter Zeit 
kamen einige Bärenhunde auch nach 
Deutschland, wo sie als Haushunde 
gehalten werden. 
Farbe: schwarz mit weißen Flecken 
(Langstockhaar). 

Schulterhöhe: Rüden 54 cm bis 
60 cm. Hündinnen 48 cm bis 53 cm. 

Elchhund 

In Schweden ist die Elchjagd noch 
sehr verbreitet, der jährliche Abschuß 
beträgt etwa 30000 Stück. In den 
weiten und dichten Wäldern des Lan- 
des dient der Elchhund dabei als Fin- 
der. Aber auch als Haushund ist er be- 
sonders geschätzt. 

Farbe: grau in verschiedenen Schat- 
tierungen (Langstockhaar). 

Schulterhöhe: Rüden 52 cm, Hündin- 
nen 49 cm. 
Einen schwarzen Schlag gibt es in 
Norwegen. 
Spitze aus Schweden und Finnland 
wurden schon vor längerer Zeit in ver- 
schiedene Länder West- und Mitteleu- 
ropas sowie nach Übersee gebr acht. 
Durch den zunehmenden Tourismus 
gelangten sie auch nach Deutschland. 

Nordische Schlittenhunde 

Vermutlich angeregt durch verschie- 
dene Beispiele aus dem Ausland 
(Frankreich, Niederlande, Schweiz, 
USA), bildete sich auch in Deutsch- 
land eine Vereinigung, die das sportli- 
che Schlittenfahren mit dazu geeigne- 
ten Hunden pflegte. Einst hatte der 
Hund im hohen Norden als Schlitten- 
hund eine besondere Aufgabe, die 
heute aber durch die Entwicklung 
moderner Verkehrsmittel weit gehend 
überholt ist. Auch auf verschiedenen 
wissenschaftlichen Expeditionen lei- 
steten Schlittenhunde unentbehrliche 
Dienste. 
Die Schlittenhunde gehören zu fol- 
genden Rassen, die es inzwischen 
auch in Deutschland gibt. 

Samojedenspitz 

Den   Samojeden,   einem   mongoli- 
schen Volksstamm im nördlichen Si- 

 

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49 

 

 

birien, diente er als Schlittenhund, 
aber auch als Hütehund bei den Ren- 
tierherden. Über England kamen die- 
se prachtvollen Spitze nach Mitteleu- 
ropa. 
Farbe: reinweiß oder gelblich weiß 
(Langhaar). 
Schulterhöhe: Idealmaß 53 cm. 

Siberian Husky 

 

Der Schlittenhund wurde aus Ostsibi- 
rien ehemals nach dem Norden der 
USA gebracht und diente dort wie in 
seiner Heimat. 
Die weitgehende Verbreitung der 
Zucht von Rassehunden im Lande er- 
faßte auch diese Hunde und bewirkte 
ihre Reinzucht. Unier dem Namen 
Husky aus Sibirien wurde so der 
Schlittenhund zum Haushund. Mit 
diesem Namen pflegte man den Zug- 
hund wie den Eskimo selbst zu be- 
zeichnen. 

Farbe: alle Abstufungen von grau und 
Wolfsfarbe, alle Farben von weiß bis 
schwarz (Langstockhaar). 
Schulterhöhe:    Rüden    55 cm    bis 
58 cm, Hündinnen 52 cm bis 56 cm. 

Alaskan Malamute 

  

Auch der Schlittenhund der Mala- 
mute-Eskimos an der pazifischen Kü- 
ste von Alaska geriet in den Sog der 
Reinzucht und damit zu manchem 
Hundefreund außerhalb des Landes. 

 

Siberian Husky 

Farbe: wolfsfarben, schwarz und 
weiß (Langstockhaar). 
Schulterhöhe: Rüden 55 cm bis 
67 cm, Hündinnen 50 cm bis 57 cm. 
Es wird öfters die Meinung geäußert, 
diese Schlittenhunde eigneten sich 
nicht als Haushunde, weil ihnen die 
Fähigkeit einer  engeren Beziehung 
zum Menschen durch ihre Veranla- 
gung verwehrt sei. In einzelnen Fällen 
mag das durchaus zutreffen. Ohne 
auf diese Frage aber weiter einzuge- 
hen, sei nur festgestellt, daß die bis- 
herigen Erfahrungen nicht zur Annah- 
me solcher Auffassung berechtigen. 

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50 

 

 

 

 

eine Gelehrigkeit und leichte Er- 
ziehbarkeit, seine Intelligenz und 

Treue sind Eigenschaften, durch die 
der Pudel ein beliebter Rassehund ge- 
worden ist. 

Diese große Beliebtheit haben die ti- 
betanischen Rassen noch nicht er- 
reicht, aber auch sie werden bei uns 
immer bekannter. 

 

Rassen 

verschiedener

 

Art

 

Kleinpudel

 

S

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51 

 

 

Tibetanische Rassen 

Zu allen Zeiten waren Pudel beliebte 
Haushunde, geschätzt ebenso von 
berühmten Männern  (z.B.  von Scho- 
penhauer) wie von  gewöhnlichen 
Sterblichen. Man nennt den Pudel 
heute gern ein Wohlstandssymbol 
unserer Zeit. Wichtiger ist die Freude  
des Besitzers, der sich einen Pudel 
halten kann. Der Aufwand für seine 
Pflege bewegt sich in mäßigen Gren- 
zen, weshalb der Pudel von jeher 
nicht nur ein Hund für reiche Leute 
war. Er wird nach verschiedenen Grö- 
ßenklassen unterschieden: 

Großpudel 

(auch Königspudel genannt) 

Schulterhöhe: 46 cm bis 60 cm. 

Kleinpudel 

Schulterhöhe: 36 cm bis 45 cm. 

Zwergpudel 

Schulterhöhe: bis 35 cm. 
Farbe: schwarz, weiß, braun, Silber 
und apricot (unter »apricot« versteht 
man die leuchtende Farbe der Apriko- 
senfrucht). 
Wichtig ist bei allen Pudelarten die 
Schur, sei es die früher allgemein übli- 
che Standardschur oder die neu auf- 
genommene Modeschur. 

Seit vo r einiger Zeit ein Zuchtverein 
gegründet wurde, pflegt man die drei 
aus dem Hochland stammenden 
Rassen unter einem Sammelbegriff 
zusammenzufassen. Ihre Herkunft ist 
geheimnisvoll wie alles in diesem 
Land. Der priesterliche Stand der La- 
mas spielte bei der Zucht eine gewis- 
se Rolle. 

Tibet Terrier 

Obwohl dieser Hund kaum mit einem 
Terrier in Beziehung gebracht werden 
kann, erhielt er diese Bezeichnung. Es 
handelt sich um einen Hütehund, 
dem Puli Ungarns sehr ähnlich, wes- 
halb die Frage naheliegt, ob hier nicht 
bestimmte verwandtschaftliche Be- 
ziehungen bestehen; denn die Un- 
garn kamen aus Asien nach Europa. 
Farbe: schwarz, gelbfarben, creme- 
farben, grau (Haar lang und kräftig, 
nicht gekräuselt). 
Schulterhöhe: 35 cm bis 40 cm. 

Lhasa Apso 

Im Jahre 1928 kamen die ersten Hun- 
de dieser Art nach England, wo schon 
ihre Rassekennzeichen festgelegt  
worden waren. Auch ihren Namen 
erhielten sie dort. Vor einiger Zeit 
brachte der bekannte Weltreisende  
Heinrich Harrer einige Apsos aus In- 
dien nach Deutschland; er hatte sie 
 

Pudel 

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52 

 

 

dort von tibetanischen Flüchtlingen 
erhalten. Auf ähnliche Weise waren 
sie auch nach Nepal gebracht  wor- 
den, wo der aus der Erstbesteigung 
des Mount Everest bekannte Träger, 
der Scherpa Tensing, sich ihrer Zucht 
angenommen hatte. Von ihm   gelang- 
te Zuchtmaterial nach Europa. 
Farbe: golden, sandfarben, dunkel- 
grau, rauchfarben, honigfarben, 
schwarz-weiß-braun gefleckt (Lang- 
haar). 
Gewicht: 4 kg bis 6 kg. 

Tibet Spaniel 

Ein sehr beweglicher kleiner Hund, 
den die Lamas früher zum Treiben ih- 
rer Gebetsmühlen benutzt haben sol- 
len. Warum man ihn in England, wo - 
hin er zuerst gekommen war, Spaniel 
nannte, ist unklar. 
Farbe: schwarz, rehfarben  mit dunk- 
len Schattierungen, sandfarben mit 
rot, biscuitfarben. 
Schulterhöhe: Rüden bis 27 cm, Hün- 
dinnen bis 24 cm (Langhaar).

 

 

 

 

 

Lhasa Apso 

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53 

 

 

 

 

m Gegensatz zu den Zwerghun- 
den (Zwergpinscher, Zwerg- 

schnauzer), die durch eine »Verzwer- 
gung« einer Großrasse entstanden 
sind, ist das eine eigene Gruppe von 
Weinen Hunden. Ihre Schulterhöhe 
reicht bis etwa 30 cm. Man sollte sie 
 

nicht als Luxushunde bezeichnen, 
denn ihre Haltung bedeutet so wenig 
einen Luxus wie die Haltung eines 
Hundes überhaupt. Die Kleinhunde in 
Deutschland stammen aus verschie- 
denen Ländern, 

 

Kleinhunde

 

I

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54 

 

 

Brüsseler Griffon 

(Griffen Bruxellois) 

Ein Kleinhund mit einem fast 
menschlich anmutenden Gesichts- 
ausdruck und kräftigem Bart. Er ent- 
stammt alten Urformen, ähnlich un- 
seren Affenpinschern, die man auf 
zahlreichen Gemälden finden kann. 
Farbe: rotbraun (Haar rauh und zer- 
zaust). 

Die beiden verwandten Schläge, der 
Belgische Griffon (Griffon Beige) und 
der Brabanter Griffon (Brabangon), 
sind bei uns kaum anzutreffen. 

wenig geklärt wie ihre Entstehung. 
Verschiedene Kreuzungen werden 
dabei eine Rolle gespielt haben in ei- 
ner Zeit, da es noch kein Zuchtbuch 
gab. 

Bichon à poil frisée 

Es ist heute kaum mehr festzustellen, 
wie das Hündchen nach Belgien ge- 
kommen ist. Vielleicht kam es aus 
Spanien nach den spanischen Nie- 
derlanden, zu denen auch Belgien 
einst gehörte. 
Farbe: weiß (Haar gelockt). 

  

Papillon 

Das Schmetterlingshündchen (Papil- 
lon) wird wegen seiner flatternden 
Stehohren so genannt. Es war am 
französischen Königshof sehr beliebt 
und in Frankreich auch verbreitet. Die 
Wirren der Revolution verschlugen 
dieses Hündchen der Aristokraten in 
die Fremde; im Gebiet des heutigen 
Belgien fand es eine neue Heimat. 
Niemand kennt seine genaue Her- 
kunft. 

Farbe: alle Farben sind zugelassen 
(Langhaar). Der hängeohrige Schlag 
heißt Phalène. 

Bichons 

Diese zierlichen, fast zarten Kleinhun- 
de sind heute in verschiedenen Län- 
dern anzutreffen. Ihre Herkunft ist so 
 

Malteser 

  

Seit Jahrhunderten ist er ein bevor- 
zugter Hund der Damen. Sein Name 
kann mit der Insel Malta in keine rech- 
te Beziehung gebracht werden. 
Auch die Insel Melitaea, heute Mele- 
da, wird in diesem Zusammenhang 
genannt,  ohne daß Genaueres be- 
kannt ist. 
Farbe: reines Weiß (Langhaar). 

Bologneser 

Hier handelt es sich um die gleiche  
Rasse wie beim Bichon à poil frisée  
Belgiens. Nur der Name macht den 
Unterschied. Die Frage, ob er einen 
bestimmten Zusammenhang mit der 
Stadt Bologna hat, wird wohl immer 
offenbleiben. 

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55 

 

 

  

 (Petit chien lion) 

Viele Abbildungen aus früherer Zeit 
zeugen davon, daß es das Löwchen 
schon sehr lange gibt. Es war aber 
langsam dem Untergang entgegenge- 
gangen. In Belgien widmete sich Ma- 
dame Bennert als Züchterin dieser 
Rasse, und es gelang ihr, für die 
Bichons, denen sie zugehört, wieder 
eine ausreichende Zuchtgrundlage zu 
schaffen. Auch in Deutschland gibt es 
einige Züchter. 
Farbe: alle Farben sind erlaubt, insbe- 
sondere weiß, schwarz, zitronengelb 
(Haar lang und gewellt, Haarschur, 
die an die Gestalt eines Löwen erin- 
nert).

Schwarz mit mahagonifarbenen Ab- 
zeichen. 

Prince Charles 

Dreifarbig: weiß mit schwarzen oder 
braunroten Abzeichen. 

Blenheim 

Genannt nach Schloß Blenheim der 
Herzöge von Marlborough. Weiße 
Grundfarbe mit braunroten Flecken. 

Ruby 

 

 
  

Toy-Spaniel 

Ihrem Wesen nach sind sie Kleinfor- 
men der alten englischen Spaniels; ihr 
Name deutet auf Englands geschicht- 
liche Vergangenheit hin. Früher dien- 
ten sie ihren adeligen Herrn als Jagd- 
hunde auf kleineres Federwild, das 
brachte sie in eine gewisse Abge- 
schiedenheit. Erst als eine allgemein 
verbreitete Zucht von Rassehunden 
aufkam, wurde ihre Isolierung aufge- 
hoben. Durch Einkreuzung mit Möp- 
sen entwickelten sich jene zierlichen 
Figürchen der kurznasigen Toy-Spa- 
niels. Nach der Farbe werden vier Schläge 
unterschieden (Langhaar): 

Cavalier King Charles 

Vor nicht langer Zeit wurden die ein- 
stigen Jagdhunde der Kavaliere des 
königlichen Hofes wieder gezüchtet, 
wie sie vor der Verkürzung ihrer Na- 
senpartie durch Einkreuzung des 
Mopses bestanden hatten. Es werden 
die gleichen Farbenschläge wie bei 
den Toy-Spaniels unterschieden. 

Pekinese 

1860 fanden englische Offiziere nach 
dem sogenannten Interventionskrieg 

Löwchen 

King Charles 

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56 

 

Chinesische Nackthunde 

 

 

gegen China diese kleinen Hunde, die 
sorgsam in der Abgeschiedenheit des 
kaiserlichen Sommerpalastes gehütet 
worden waren. Sie brachten sie nach 
England, von wo aus sie  sich fast in 
die ganze Welt verbreiteten. 
Farbe: alle Farben sind zugelassen, 
z.B. rot, schwarz, weiß, goldgelb, 
sandfarben. Es gibt auch Schecken 
(Langhaar). 

Shih Tzu 

Von der Entstehung des sheu tzeu 
(Löwenhund) berichten die Chinesen 
in einer Fabel: Danach habe er vom 
Löwen den Kopf erhalten. 

Farbe: alle Farben sind erlaubt (Lang- 
haar  - es fällt über das Gesicht in 
Form einer Chrysantheme). 

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57 

 

 

Chinesischer Nackthund   

(Chinese crested hairless dog) 

Diese kleinen, am Rumpf fast haar- 
losen Hündchen kamen in einigen 
Exemplaren aus den USA zu uns. 
Nackthunde gibt es außer in China 
auch in anderen Ländern, z.B. in Me- 
xiko und in afrikanischen Gebieten. 
Hierbei handelt es sich um die klein- 
ste Art mit einem Haarbusch auf dem 
Kopf (crest = Hahnenkamm) und an 
der Rute. 

Farbe: Alle Farben (einfarbig oder ge- 
fleckt). 

Japan Chin 

  

Er wirkt wie die Zwergbäume seines 
Landes, klein und zierlich, und ent- 
spricht der Vorliebe seiner Bewohner 
für alles Zierliche. 

Farbe: rein weiß mit gleichmäßig ver- 
teilten, klar  abgegrenzten schwarzen 
oder rotgelben Flecken (Langhaar). 

Chihuahua 

(sprich: Schiwawa) 

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschie- 
nen diese überaus feingliedrigen 
Hündchen auch in Deutschland. Ihr 
Name wird von der gleichnamigen 
Provinz Mexikos abgeleitet. Sie waren 
eine Entdeckung der Amerikaner, die 
ihre Zucht besonders förderten. Die 
Rasse ist deshalb in den USA sehr ver- 
breitet. 
Farbe: alle Farben sind erlaubt, ein- 
farbige, gefleckte und gesprenkelte. 
Man kennt einen kurzhaarigen und ei- 
nen langhaarigen Schlag. 

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58 

 

 

 

 

ieser Begriff umfaßt eine Anzahl 
von Rassen, deren Ahnen einst 

zur Wildhetze verwendet wurden, 
weil sie besonders befähigt sind, eine 
große Schnelligkeit zu entwickeln. Im 
Gegensatz zu den Laufhunden jagen 
sie nicht auf der Spur, sondern nur 
beim Anblick von Wild (Sicht). Auffal- 
lend ist bei ihnen der lange, schmale 
Kopf und die Feinheit der Gliedma- 
ßen. 

Windhunde soll nur halten, wer über 
entsprechende  Platzverhältnisse im 
 

eigenen Wohnbereich verfügt. Sie 
brauchen viel Bewegung im freien 
Lauf. Deshalb wurden in größeren 
Städten von den Windhundzucht- 
und Rennvereinen Rennbahnen er- 
richtet, die ihnen ein richtiges Betäti- 
gungsfeld bieten können und zu ih- 
rem körperlichen Wohlbefinden bei- 
tragen. 

Viele der verschiedenen Windhund- 
rassen werden auch in der Bundesre- 
publik gehalten. 

 

Windhunde

 

Russischer 
Windhund (Barsoi) 

D

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59 

 

 

Afghanischer Windhund   

Der Sage nach soll der Afghane von 
jenem Hund abstammen, den einst 
Noah zur Erhaltung der Art in die Ar- 
che mitgenommen habe  — eine Sage 
zwar, aber vielleicht mit einem Körn- 
chen Wahrheit, denn es handelt sich 
bei ihm um eine sehr alte Rasse. In ih- 
rem Stammland Afghanistan hat sie 
als Jagdhund und auch als Hirten- 
hund {Schutz der Herden) Verwen- 
dung gefunden. Erst in England züch- 
tete  man daraus den heutigen Afgha- 
nen mit seiner reichen Haarfülle. 
Farbe: jede Farbe ist zugelassen. 
Schulterhöhe: 67 cm bis 72 cm. 

Englischer Windhund 

(Greyhound) 

In der Feudalzeit war die Haltung die- 
ses Hundes dem englischen Adel vor- 
behalten. Man benutzte ihn für die 
Jagd. Auch heute jagt man mit ihm 
Hasen. Größere Bedeutung hat er 
aber als ausgezeichneter Läufer auf 
der Rennbahn erlangt. Windhundren- 
nen sind in Großbritannien sehr be- 
liebt. Auch in Deutschland laufen vor- 
nehmlich Greyhounds auf Rennbah- 
nen. 

Farbe: schwarz, rotgelb, gelbbraun 
mit dunklem Fang, schieferblau ge- 
strömt. Weiße Abzeichen sind er- 
laubt, die rein weiße Farbe ist nicht er- 
wünscht. 
Schulterhöhe: 63 cm bis 70 cm, im 
Mittelmaß etwa 63,5 cm. 

Persischer Windhund 

(Saluki) 

Sein Verbreitungsgebiet ist heute 
noch der Vordere Orient  - besonders 
Jordanien und Irak, wo man mit ihm 
Gazellen zu jagen pflegt. Diese Hunde 
unterscheiden sich aber wesentlich 
von dem in Reinzucht veredelten Sa- 
luki in Europa. 

Farbe: weiß, creme, sandfarbig, gold- 
rot, kupferrot; auch dreifarbig: weiß- 
schwarz-kupferrot    oder    schwarz- 
sandfarbig-kupferrot. 
Schulterhöhe: 50 cm bis 70 cm. 

Russischer Windhund 

(Barsoi) 

Im zaristischen Rußland war er der 
schnelle Wolfsjäger, der in Meuten 
jagte. Bekannt war  besonders jene  
des Großfürsten Nikolai Nikolaje- 
witsch, der auf seinem Jagdschloß 
Perschino eine einst weltbekannte 
Zucht betrieb. Aus dem Erschei- 
nungsbild seiner Hunde prägte sich 
der Perschino -Typ, den man noch 
heute besonders schätzt. Seine 
Schnelligkeit zeigt er auf den Renn- 
bahnen. 

Farbe: weiße Grundfarbe mit gelben, 
orangefarbigen, roten oder grauen 
Abzeichen. Auch geströmte Hunde 
kommen vor. Einfarbige Hunde sind 
nicht geschätzt. 
Schulterhöhe: Rüden mindestens 
70 cm, Hündinnen 65 cm. 

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60 

 

 

Arabischer Windhund 

Als verkleinertes Abbild des Grey- 
hound entstand er als Ergebnis der 
Zucht des »kleinen Mannes«, der 
auch für sich den Besitz eines Renn- 
hundes wünschte und der ihn nicht 
enttäuschte. Tatsächlich ist der Whip- 
pet ein ausgezeichneter Rennhund. 
Farbe: alle Farben sind zugelassen. 
Schulterhöhe: Rüden bis 50 cm, 
Hündinnen über 42,5cm. Es gibt 
auch einen rauhhaarigen Schlag, der 
sehr selten ist. 

(Sloughi) 

Hundefreunde aus Frankreich, die im 
einstigen französischen Kolonialge- 
biet in Nordafrika tätig waren, brach- 
ten ihn zur Reinzucht. Der Sloughi 
wird neben dem Pferd besonders ge- 
schätzt von den Beduinen, die mit 
ihm Gazellen jagen. 
Farbe: hell sandfarben mit schwarzer 
Maske, andere Farben sind nicht er- 
wünscht. 
Schulterhöhe: 60 cm bis 70 cm. 

Spanischer Windhund 

Das Windspiel war bereits bei den Rö- 
mern bekannt. Und Karl der Große 
soll mit Windspielen gejagt haben, die 
man ihm geschenkt hatte. Auch als 
Lieblingshunde Friedrichs des Gro- 
ßen sind sie in die Geschichte einge- 
gangen. 
Niemand betrachte diese zierliche  
Kleinform des Windhundes etwa ge- 
ringschätzig. Sie ist bei entsprechen- 
der Haltung durchaus keine zerbrech- 
liche Kreatur. Es darf nicht übersehen 
werden, daß auch ein Windspiel Be- 
wegung braucht und nicht etwa in ei- 
nem Liegekörbchen gehalten werden 
kann. Täglicher Spaziergang und rich- 
tige Fütterung erhalten es gesund, So 
läßt sich ein Windspiel auch in einer 
kleinen Wohnung halten. 
Farbe: einfarbig und mehrfarbig, alle 
Farben sind zugelassen. 
Schulterhöhe: nicht über 35 cm. 

(Galgo espanol) 

Man unterschied früher den Galgo 
espanol und den Galgo anglo-espa- 
nol, was darauf hindeutet, daß der 
Greyhound mit dem Galgo gekreuzt 
worden war. Die große Ähnlichkeit 
der Galgos in Spanien mit dem Grey- 
hound lassen daran keinen Zweifel 
aufkommen. Ausgelöst vom Touris- 
mus, kamen Galgos auch nach 
Deutschland. 
Farbe: rot, schwarz, rotgrau, weiß, 
kastanienbraun, auch mehrfarbig. 
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 65 cm. 

Irischer Wolfshund 

(IrishWoIfhound) 

Beim Anblick der kräftigen Erschei- 
nung dieses rauhhaarigen Windhun- 
des fühlt man sich vielleicht unwill- 

Whippet 

Windspiel 

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61 

 

 

 

 

 

kürlich in jene Zeit zurückversetzt, in 
der man in Irland mit ihm wehrhaftes 
Wild (Bären und Wölfe) zu jagen 
pflegte. Mit dem Aussterben der 
Raubtiere verkümmerten nach und 
nach auch diese großen Iren und wa- 
ren schließlich so gut wie ausgestor- 
ben. Durch die Bemühungen von 
Captain Graham gelang es indessen 
gegen Ende des vorigen Jahrhun- 
derts, eine sogenannte Rückzüchtung 
der Rasse aus verschiedenen ande- 
ren Wolfshunden durchzuführen. 

Man findet diese Riesen unter den 
Hunden heute in verschiedenen Län- 
dern, und zwar dort, wo ihnen Raum 
und entsprechende Fütterung gebo- 
ten werden können. Sie sind in 
Deutschland selten. 
Farbe; graurot, gelbgrau,  auch einfar- 
big weiß oder schwarz, oft auch ge- 
strömt. 

Schulterhöhe: Rüden mindestens 
79 crn, Hündinnen mindestens 
71 cm. 

 

Whippet

 

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62 

 

 

Schottischer Deerhound 

(deer = Hirsch) 

In den Wäldern des Schottischen 
Hochlandes jagte man mit ihm den 
Hirsch. Das ist übrigens noch gar 
nicht so lange her. Ein Dichter wie 
Walter Scott widmete ihm Verse in ei- 
nem Epos, und der Maler Landseer 
stellte ihn wiederholt auf seinen Ge- 
mälden dar. 

Jagdliche und künstlerische Elemente 
bestimmen heute vielfach die Vorstel- 
lung von dieser Rasse. Besondere 
Liebhaber bewahrten den interessan- 
 

ten Windhund vor dem Untergang 
und setzten seine Zucht in beschränk- 
tem Umfang fort. Er ist dem Irischen 
Wolfshund sehr ähnlich, vermutlich 
hat er zu dessen Neuzüchtung beige- 
tragen. 
Man jagt heute in Canada und den 
USA mit Deerhounds Coyoten und 
Timberwölfe. 
Farbe: hellgrau, dunkelgrau, gelb- 
grau, meist mit Schwarz geströmt, 
schiefergrau, rotgelb, rotgrau mit 
schwarzer Maske. 
Schulterhöhe; Rüden über 75 cm. 
Hündinnen über 70 cm. 

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63 

 

 

Welcher Hund ist für mich richtig?

 

aben wir uns im vorhergehen- 
den Abschnitt bei den einzelnen 

Hunderassen schon da und dort mit 
der Frage der Eignung einer bestimm- 
ten Hundeart für einen gewissen 
Zweck beschäftigt, so legen wir uns 
jetzt die Frage vor: »Welcher Hund 
kommt nun eigentlich für mich in Fra- 
ge?« Bevor wir an die Beantwortung 
gehen, wollen wir einen Teil der Ant- 
wort vorwegnehmen und darauf hin- 
weisen, wie man es nicht machen 
soll, wenn man darangeht, sich einen 
Gefährten fürs Haus anzuschaffen. 
Da heißt es denn zuerst feststellen, 
daß wir kein Recht haben, uns den 
Hund wie einen neuen Anzug, ein 
Kleid, wie irgendeine Modesache 
»anzuschaffen«, weil dieser oder je- 
ner vielleicht einen gleichen Hund 
hat. Wir dürfen uns auch nicht einen 
Hund zulegen, weil wir seine Rasse 
für so »drollige, »ulkig«, so »furchtbar 
süß« oder gar, weil wir sie für den 
»letzten Modeschrei« halten. Wer so 
handelt, versündigt sich am Tier. 
Denken wir doch einmal daran, daß 
der Hund den gleichen Maßstab nicht 
anlegen kann, daß er vielmehr zu uns 
kommt als Kamerad, als Hausgenos- 
se, der alles, aber auch wirklich alles 
aufbietet, um nur für uns auf der Welt 
zu sein. 

Schon im vorigen Kapitel hat der 
Hundefreund vielleicht »seinen Typ« 
auf Grund der geschilderten Eigen- 
 

schaften gefunden. Wir beschränken 
uns deshalb hier auf eine systemati- 
sche Übersicht, ausgehend von den 
wichtigsten Fragen, die der Liebhaber 
vor der Anschaffung eingehend selbst 
zu prüfen hat. Diese Fragen lassen 
sich vielleicht wie folgt aufstellen: 

• Was kann ich für einen Hund ausgeben? 
•  Welchem Zweck soll er dienen? 
• Wieviel Zeit habe ich für den Hund 

übrig? 

• Welchen Platz habe ich zur Verfü- 

gung? 

• Welche Summe kann ich für Futter 

und sonstige Pflege aufwenden? 

•   Welches  Temperament   soll   mein 

Hund haben? 

Nach Beantwortung dieser Fragen ist 
die Wahl eigentlich nicht schwer. Wir 
wollen dem Leser aber weiterhin die 
Entscheidung erleichtern, indem wir 
ihm jetzt die Rassen nach Gebrauchs- 
werten und Eignung zusammenstel- 
len. 
Zuerst die reinen  Wachhunde!  Hier 
kommen für freiliegende Grundstük- 
ke mit genügender Bewegungsmög- 
lichkeit für die Tiere in Frage: Schäfer- 
hund, Dobermann, Boxer, Airedale 
Terrier, Riesenschnauzer, Neufund- 
länder, Bernhardiner, Dogge, Rott- 
weiler. Mit Ausnahme der Neufund- 
länder und Bernhardiner, die an sich 
durchaus einen trefflichen Schutz ge- 
währen, lassen sich die übrigen auch 
 

H

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64 

 

 

in der sogenannten »Arbeit am 
Mann« ausbilden, um dann in jedem 
Falle befehlsgemäß entsprechende 
Leistungen zu vollbringen. Gilt es 
Hühner und anderes Getier gegen 
Ratten und Raubzeug zu schützen, 
käme noch der Schnauzer und Ter- 
rier hinzu. Unter den größeren  Wach- 
hunden für Stadtwohnungen  
kom- 
men in Frage: Schnauzer und einige 
Jagdhundarten.  Dalmatiner. Setter, 
Cocker-Spaniel, Pudel.  Chow-Chow. 
Sind die Räume beengt, lassen sich 
alle Terrierarten zu guten Wächtern 
heranziehen, auch einige Zwerge 
zeichnen sich durch große Wachsam- 
keit aus, so der Zwergschnauzer, der 
Zwergpudel und die Spitze. 
Unter den  Stubenhunden  ist die Aus- 
wahl groß. Bei der Wahl ist jedoch das 
Haar zu beachten. Für teppichbelegte 
Räume mit langen Vorhängen, Stoff- 
tapeten u. dgl. sollte man sich zu ei- 
nem kurzhaarigen Hund entschlie- 
ßen, damit zwischen Hausfrau und 
Hund möglichst wenig Mißstimmung 
wegen des Haarlassens aufkommt. 
Zu den Kurzhaaren gehören: Kurz- 
haarteckel, Möpse, Rehpinscher, 
Französische Bulldoggen, auch die 
Erdhunde, darunter Foxterrier und 
Schottischer Terrier, haaren bei richti- 
 

ger Pflege nur zeitweise. Nicht zu ver- 
gessen der »nichthaarende« Pudel. 
Reine  Luxushunde,  welche beson- 
ders sorgfältiger Pflege bedürfen, sind 
die Pekinesen, Japan Chin, Malteser, 
Skye Terrier, Yorkshire Terrier und 
Affenpinscher. Unter den Stubenhun- 
den befinden sich auch die Rassen, 
welche, um zu voller Entwicklung ih- 
rer Schönheit zu kommen, eine be- 
sondere Haarpflege durch sachkundi- 
ge Hand beanspruchen. Hierzu gehö- 
ren Foxterrier, Schottischer Terrier, 
Sealyham Terrier, die verschiedenen 
anderen Terrierarten, dann die 
Zwergpudel, Zwergschnauzer. 
In die Hand des Nervösen gehören 
nicht die Zwergspilze, Terrier, Zwerg- 
griffons. Hundehalter mit Neigung 
zum Jähzorn und zum Aufbrausen 
sollten sich keine Neufundländer. 
Doggen, Barsois, Schottische Terrier 
oder Jagdhunde anschaffen, denn 
diese vertragen zwar Schelte, aber 
keine grobe Behandlung. 
Abrichten lassen sich die meisten grö- 
ßeren Rassen, vornehmlich die Schä- 
ferhunde, Dobermänner, Boxer und 
Airedale. Sehr gelehrig sind die Pudel 
und Schnauzer, Neigung zu spieleri- 
schen kleinen Kunststücken haben 
bekanntlich sämtliche Terrierarten. 

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65 

 

 

 

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66 

 

 

Kaufen Sie Ihren Hund möglichst 
als Welpen!

 

ielfach neigen Hundefreunde da- 
zu, sich einen sogenannten »fer- 

tigen« Hund zu kaufen, der also mög- 
lichst vollständig stubenrein ist, der 
schließlich auch schon etwas folgsam 
ist und sich an der Leine führen läßt. 
Diese Methode hat nur anscheinend 
Vorteile, in Wirklichkeit gibt man 
durch diese Bequemlichkeit  - denn 
nichts weiter als eine solche ist es ja - 
Werte aus der Hand, auf die ein wah- 
rer Hundefreund nicht verzichten 
sollte. Wir haben uns hierbei vor 
Augen zu halten: Der Hund hat nicht 
das Gefühl, eine »Mutter« in unserem 
Sinne zu besitzen. Für ihn ist »Mut- 
ter«, wer ihm die erste und später 
überhaupt seine Nahrung reicht. Die 
eigentliche Mutter kennt der Hund 
nicht, weil er sich an sie nicht zurück- 
erinnern kann. Je ausschließlicher al- 
so eine bestimmte Person einem 
Hunde Futter reicht, desto größer ist 
die Anhänglichkeit des Tieres gerade 
an diese Person. Sehen wir doch bei 
den höher entwickelten Hunderassen 
nur zu oft, daß sie ihren Züchter noch 
nach Jahren wiedererkennen, sich 
»wie ein Kind« freuen, wenn sie ihm 
begegnen. Dies sollte man sich zunut- 
ze machen und den Hund so früh wie 
irgend möglich erwerben, denn der 
Hund, der von Anfang an nur uns 
kennt, wird uns über alles lieben. 
Aber weiter! Es ist eine alte Züchter- 
 

lehre, die sich nicht nur auf Hunde, 
sondern auf alle Tiere erstreckt, daß 
Fehler beim Aufbau des Körpers in 
der Jugend später meist schwer, oft 
überhaupt nicht mehr zu korrigieren 
sind. Von einem schon in frühester 
Jugend kräftigen Körper hängt aber al- 
les ab. Der Krankheitsbefall bei den in 
der Jugend schlecht ernährten Tieren 
ist erheblich größer als der des gut ge- 
pflegten Nachwuchses. Wir sind bei 
Kauf eines »fertigen« Hundes nie in 
der Lage,  festzustellen, ob er in der 
frühen Jugend alle Aufbaustoffe erhal- 
ten hat; uns genügt meist der erste 
Augenschein, und dieser kann leicht 
trügen. Dem wahren Hundefreund 
bietet ferner die Aufzucht eines jun- 
gen Hundes eine derartige Fülle von 
Vergnügen an dem tollpatschigen, 
hilflosen und dadurch drolligen We- 
sen, eine Kette der heitersten Bege - 
benheiten und Zwischenspiele, daß 
selbst ernste Menschen. Forscher 
und Denker die glücklichsten Stunden 
jene nannten, in denen sie aus einem 
dummen Welpen einen jungen Hund 
heranwachsen sahen. Er gibt sich 
noch drolliger als das kleine Kind, 
zwar ist er nicht so hilflos wie dieses, 
dafür aber trotz gewisser Selbständig- 
keiten so furchtbar dumm, daß er uns 
bei jeder Untugend die Waffe der 
Schelte einfach aus der Hand schlägt. 
Junge Hunde machen Mühe, aber sie 

 

V

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67 

 

 

entlohnen sie später tausendfältig 
durch Gesundheit, langes Leben, 
durch übergroße Liebe und Treue, die 
ein »fertig« gekaufter Hund viel selte- 
ner aufbringt. Schließlich verlangen 
wir ja auch Treue vom Hund. Können 
wir diese von einem erwachsenen ge- 
kauften Tier, das vielleicht zum Über- 
fluß schon durch viele Hände gegan- 
gen ist, überhaupt verlangen? Müs- 
sen wir uns nicht selbst sagen, daß je- 
der erwachsen gekaufte Hund eigent- 
lich untreu ist, wenn  er nun plötzlich 
auf uns und nicht mehr auf seinen frü- 
heren und damit noch eigentlichen 
Herrn hören soll? 

Nicht jeder junge Hund braucht die 
gleiche Zeit zur Erziehung. Praktische 
 

Versuche haben ergeben, daß die 
großen Hunderassen viel schneller im 
»Benehmen« erwachsen sind als die 
kleineren. Zwerghunde werden z.B. 
öfters schwerer stubenrein als Dienst- 
hundrassen. Das kann unter ande- 
rem darin begründet sein, daß wir mit 
Zwerghunden im zarten Alter nicht so 
oft ins Freie gehen möchten, weil wir 
- ganz zu Unrecht  - eine Erkältung 
fürchten. Die Natur sorgt meist durch 
vollauf genügende Fellbildung dafür, 
daß der Hund gesund durch die ver- 
schiedenen Temperaturen kommt; 
tut er es nicht, ist die Ursache nur die 
naturwidrige Entziehung der Abhär- 
tung. 

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68 

 

 

Die Auswahl eines Welpen 
Rüde oder Hündin?

 

ereits im vorangegangenen Kapi- 
tel wurde darauf hingewiesen, 

welche Gesichtspunkte bei der An- 
schaffung eines Welpen zu beachten 
sind. Sollte es dem künftigen Hunde- 
besitzer möglich sein, den Hund un- 
ter mehreren Welpen, insbesondere 
eines Wurfes, auszusuchen, so ist 
dies wohl die glücklichste Lösung. 
Schon jetzt  - obwohl die kleinen Vier- 
beiner noch bei ihrer Mutter sind und 
sich harmlos raufend und entzückend 
spielend im Familienverbande be- 
wegen  - kommen viele Charakter- 
züge zum Vorschein. Wenn Sie einen 
sanftmütigen, etwas schüchternen 
Hund wünschen, dann nehmen Sie 
den kleinen Welpen in der Ecke, der 
etwas ängstlich vor dem fremden 
Menschen zurückweicht. Vielleicht 
aber wird dieser Hund immer etwas 
schüchtern und zurückhaltend blei- 
ben. Wollen Sie einen Draufgänger, 
dann greifen Sie nach dem Welpen, 
der immer allen anderen voraus alles 
Neue untersucht, freudig nach Ihrer 
Hand zu beißen versucht und ohne 
weiteres mit fremden Menschen mit- 
taufen würde. Soweit zum Wesen des 
Welpen. Die Auswahl nach den kör- 
perlichen Eigenschaften ist natürlich 
auch sehr wichtig, Mit dem schwäch- 
sten und kleinsten Welpen, der einen 
aufgetriebenen Bauch besitzt, also 
wahrscheinlich sehr stark verwurmt 
 

ist, wird man bei der Aufzucht ziemli- 
che Mühe haben. Aber auch dieser 
Welpe kann sich durchaus noch zu ei- 
nem brauchbaren Hund entwickeln. 
Krumme Beine und unproportionier- 
te Körperteile können in diesem Alter 
normal oder auch rassebedingt sein. 
Hier wird der Fachmann  Endgültiges 
aussagen können (und der nicht im- 
mer!). Jedenfalls: Hände weg von 
müden, nur wenig oder nicht spielen- 
den Welpen, die aufgetriebene Bäu- 
che, stumpfes Fell und glanzlose Au- 
gen haben. 

Soll man einen Rüden oder eine Hün- 
din nehmen? Viele neigen dazu, ei- 
nem Rüden den Vorzug zu geben. Er 
ist bequemer und macht weniger 
Scherereien, meinen viele. Dabei ist 
aber folgendes zu beachten: Wohl tritt 
bei der Hündin zweimal im Jahr die 
sogenannte Läufigkeit ein. Die Hün- 
din ist zu dieser Zeit meist  ein anderes 
Wesen, neigt (nicht immer) zum Ent- 
laufen und Streunen, kann gedeckt 
werden, zieht die Rüden an. Zweimal 
drei Wochen lang im Jahr hat man ge- 
wisse Unannehmlichkeiten zu erwar- 
ten. Aber außerhalb dieser Zeit ist die 
Hündin meistens anhänglicher und 
schließt sich vielfach noch mehr dem 
Menschen an als der Rüde. 
Der Rüde ist normalerweise das gan- 
ze Jahr über bereit, sich mit Hündin- 
nen zu paaren, also auch bereit fort- 

 

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69 

 

 

zulaufen, wenn er eine heiße Hündin 
wittert. Viele Menschen empfinden 
sein dauerndes Schnüffeln an allen 
Ecken als störend. Hat ein Rüde ein- 
mal die Spur einer läufigen Hündin 
aufgenommen, wird er kaum noch 
von selbst an seinen Herrn und Ge- 
bieter denken. Der Trieb ist meistens  
mächtiger. Ich will hier nicht die Rü- 
den zugunsten einer Hündin verdam- 
men, aber die alten Vorurteile und die 
falsche Meinung des Laien. ein Rüde 
wäre bequemer zu halten, soll berich- 
tigt werden. 
In diesem Zusammenhang sollen 
noch einige allgemein interessierende 
Punkte beantwortet werden. Muß ein 
Rüde decken, um körperlich und we- 
sensmäßig gesund zu bleiben, bzw. 
ergeben sich Vor- oder Nachteile, 
wenn man einen Rüden zürn Decken 
gibt? Wie bereits weiter oben er- 
wähnt, ist der Hund, und insbesonde- 
re der Rüde, triebgebunden. Ein ge- 
sunder Hund wird also während der 
Paarungszeit nach dem Partner su- 
chen, d.h. der Rüde das ganze Jahr 
über, die Hündin nur in der Zeit der 
Läufigkeit. Hat ein Rüde einmal eine 
Hündin gedeckt, wird er meistens 
mehr hinter Hündinnen her sein als 
ein unerfahrener Rüde. Dies kann al- 
so einen Nachteil für den Besitzer be- 
 
 
 

deuten. Es ist aber nicht der Fall, daß 
ein Rüde nun fortan immer decken 
muß, weil er sonst bösartig wird. 
Stoffwechselstörungen, 

Ekzeme 

usw. entstehen durch Nichtdecken 
des Rüden nicht. Hier hat der Laie 
vielfach eine falsche Meinung. Soll 
oder muß eine Hündin gedeckt wer- 
den? Diese Frage ist viel schwerer zu 
beantworten. Der normale, gesunde 
Körper einer Hündin verlangt natur- 
gemäß nach einer Trächtigkeit. Wird 
ihm das versagt, können Krankheiten 
eintreten. Wir kennen die sogenannte 
»Scheinschwangerschaft« der Hün- 
din, wir wissen um die Gebärmutter- 
entzündung, die prozentual mehr 
Hündinnen befallt, die nie Welpen ge- 
worfen haben. Aber auch Hündin- 
nen, die öfters Welpen brachten, kön- 
nen scheinträchtig werden oder an ei- 
ner Gebärmutterentzündung erkran- 
ken. Wenn eine Hündin einmal ge- 
deckt worden ist, muß sie nicht im- 
mer wieder gedeckt werden. Auch sie 
wird dadurch nicht bösartig werden. 
Nach der Trächtigkeit kann man aber 
vielfach eine Wesensänderung der 
Hündin zu ihren Gunsten feststellen. 
Trotzdem Hände weg von der Hun- 
dezucht, wenn keine Zeit, kein Platz 
oder keine Freude an der Nachzucht 
vorhanden ist. 

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70 

 

 

Richtige Pflege und Ernährung

 

as versteht man eigentlich 
unter richtiger Pflege des Hun- 

des? Nichts anderes, als dem Hund 
die Nahrung und Pflege zu geben, die 
seiner natürlichen Abstammung, Le- 
bens- und Verhaltensweise am näch- 
sten kommt. 
Das bedeutet jedoch, daß man sich 
mit seiner Herkunft und Vergangen- 
heit beschäftigen muß, um dem 
Hund zu geben, was des Hundes ist. 
Erst durch intensive wissenschaftli- 
che Forschung in den vergangenen 
drei Jahrzehnten an Universitäten und 
Forschungsinstituten wissen wir ein- 
deutig, woher der Hund stammt, wer 
sein Ahnherr war: Es ist der Wolf. 
Diese Erkenntnis ist für die Ernährung 
- der wichtigste Punkt der Pflege  - 
wichtig. Warum? Weil der Wolf nicht 
nur das Muskelfleisch, die Sehnen 
und kleinere Knochen seiner Beute- 
tiere frißt, sondern vor allem ihre Mä- 
gen und Eingeweide mit dem in ihnen 

vorhandenen Grünfutter. Hiermit 
deckt der Wolf seinen Kohlenhydrat- 
bedarf, den er braucht, um zum einen 
das für ihn ebenfalls lebensnotwendi- 
ge Fett in Energie umzuwandeln und 
zum anderen seine Darmtätigkeit an- 
zuregen, die wiederum die bessere 
Nutzung der Nährstoffe ermöglicht. 
Zwei Folgerungen ergeben sich dar- 
aus: 

• Der Hund ist kein reiner Fleisch- 

fresser. 

• Ähnlich wie der Mensch ist er auf 

eine ausgewogene und richtig zu- 
sammengestellte Nahrung ange- 
wiesen, die ihn gesund und mun- 
ter hält. 

Wie nun die richtige Ernährung des 
Hundes in der täglichen Praxis aus- 
sieht, davon handelt das nächste Ka- 
pitel. 

 

 

 

  

Links ein normaler Freßnapf, rechts ein Napf für langohrige Hunde 

W

 

 

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71 

 

 

Die Ernährung des Hundes

 

m überhaupt zu leben, braucht 
man Energie. Diese Energie holt 

man sich aus der Nahrung, genauer 
aus den chemischen Bausteinen der 
Nahrungsmittel: aus Eiweiß, Kohlen- 
hydraten und Fett. Der Körper ver- 
wandelt diese chemische Energie 
zum Beispiel in Wärme (Körpertem- 
peratur), in Bewegungsenergie zum 
Atmen, Laufen und Bellen oder in 
chemische Energie, damit der Körper 
wachsen oder ständig neue Zellen bil- 
den kann. 

Eiweiß ist hierbei der wichtigste 
Grundnährstoff  - ohne ihn ist über- 
haupt kein Leben möglich. Dabei ist 
Eiweiß nicht gleich Eiweiß, denn es 
gibt hochwertiges und weniger wert- 
volles Eiweiß, was bei der Nahrungs- 
zusammenstellung zu  bedenken ist. 
Zudem besitzt tierisches gegenüber 
pflanzlichem Eiweiß für den Hund 
den größeren Nährwert. Hochwerti- 
ges und leicht verdauliches Eiweiß ist 
in Eiern, Muskelfleisch, Innereien und 
Fisch anzutreffen. Nicht so wertvolles 
ist in Knorpeln, Schwarten und Kno- 
chen enthalten. 

Pflanzliche Eiweißträger sind Hafer- 
flocken, Reis, Mais und Sojamehl, 
Über den zweiten Grundnährstoff, die 
Kohlenhydrate, und seine Bedeutung 
ist bereits im vorherigen Kapitel ge - 
sprochen worden. Doch noch eine 
Anmerkung: Kohlenhydrate, die der 
Hund am besten verarbeiten kann, 
 

gibt es in Haferflocken und Reis - al- 
lerdings vor der Fütterung gekocht, 
damit die Stärke aufgeschlossen 
wird. Auch die käuflichen Hundeflok- 
ken sind aufgeschlossen, wodurch 
sie für den Hund besser verwertbar 
sind. 

Der dritte wesentliche Bestandteil der 
Nahrung ist das Fett mit seinen le- 
bensnotwendigen Fettsäuren. Fett ist 
ein wichtiger  Energielieferant und ent- 
hält notwendige Vitamine. Darüber 
hinaus sorgt Fett z.B. für die Erhal- 
tung von Haut und Haaren. 
Hinzu kommen jetzt noch Vitamine 
und Mineralstoffe, die in keiner Nah- 
rung fehlen dürfen, um das Fressen 
des Hundes »abzurunden«. Zwar holt 
sich der Hund diese Bausteine seiner 
Nahrung aus dem Fleisch und dem 
pflanzlichen Futter  - doch nur zum 
Teil. Deshalb müssen Vitamine wie 
Mineralstoffe hinzugefügt werden. 
Dies gilt besonders für säugende 
Hündinnen und Welpen. 
Bevor wir diesen »chemischen Abste- 
cher« beenden und zur Praxis überge- 
hen, noch eine Faustregel für das 
richtige Verhältnis der Grundnährstof- 
fe und ein überaus wichtiger Merk- 
satz: 
Die Faustregel: Die Nahrung des er- 
wachsenen Hundes sollte zur Hälfte 
aus Eiweiß, zu ca. 40 Prozent aus  
Kohlenhydraten und zu ca. 10 Pro- 
zent aus Fett sowie aus Vitaminen 
 

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72 

 

 

und Mineralstoffen bestehen. Der 
noch nicht erwachsene Hund muß 
zwei Drittel Eiweiß erhalten, etwa 25 
bis 30 Prozent Kohlenhydrate und 
mindestens 5 Prozent Fett - natürlich 
auch die in diesem Alter besonders 
erforderlichen Vitamine und Mineral- 
stoffe. 

Der Merksatz: Der Hund ist kein Müll- 
schlucker und kein Resteverwerter 
vom menschlichen Mittagstisch. Wer 
dies nicht beherzigt, der begeht im 
Grunde genommen Tierquälerei. 
Nun aber zur Praxis; Natürlich kann 
man als Hundehalter dem Hund sel- 
ber das Futter zusammenstellen und 
ihm eine Nahrung anbieten, die aus- 
gewogen und vielseitig ist und keine 
wertlosen oder gar schädlichen Be- 
standteile enthält. Doch das bedarf 
schon einer Portion Wissens, um die 
Zusammensetzung des Futters und 
seiner Bestandteile genau durchzu- 
rechnen. Außerdem kostet es Zeit 
und Aufwand. Leichter  - und auch 
nicht teurer  - kann man es sich ma- 
chen, wenn man Fertigfutter futtert. 
Daher ist Fertignahrung für sehr viele 
Hundehalter die beste Alternative, die 
sie ihrem Hund bieten. 
Fertigfutter, das es in verschiedenen 
Variationen gibt (davon später), ist 
heute wissenschaftlich so gründlich 
erforscht und abgesichert, daß man 
es ohne Bedenken seinem Hund ein 
Leben lang in den Napf tun kann. Dies 
haben Langzeituntersuchungen über 
viele Hundegenerationen hinweg er- 
geben. Weiterhin unterliegt Fertigfut- 
ter zumindest den gleichen strengen 
 

Bestimmungen sowohl beim Einkauf 
der Rohstoffe als auch bei der Herstel- 
lung wie menschliche Lebensmittel. 
Aber was viel wichtiger ist: Fertigfutter 
enthält alle lebensnotwendigen Stoffe 
ausgewogen im richtigen Verhältnis 
und in der richtigen Zusammenstel- 
lung, so daß man sich nicht die Sor- 
gen machen muß, ob der Hund nun 
wirklich alles bekommt, was er 
braucht. 
Doch bevor Sie Fertignahrung verfüt- 
tern, sollten Sie wissen, welche Arten 
von Fertigfutter es gibt: 

Dosennahrung 

• Fleischnahrung: Die Bestandteile 

dieses Fertigfutters sind Muskel- 
fleisch, Pansen, Herz, Leber und 
Lunge. Zur Fleischnahrung müs- 
sen jedoch Hundeflocken, Reis, 
Haferflocken oder Gemüse dazu- 
gegeben werden. 

• Vollnahrung: Zu  den Fleischbe- 

standteilen werden in der Regel 
Reis, Gerste, Hafer, Weizen oder 
Mais beigemischt. Weiterhin: Ge- 
müse und Proteine, Hefe sowie 
Vitamine und Mineralien. 
Vollnahrung enthält alle notwendi- 
gen Nährstoffe, so daß jedes Zu- 
satzfutter entfällt. 

Trockenfutter 

Trockenfutter ist auch eine Vollnah- 
rung,  bei der  nichts  hinzugefüttert 
 

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73 

 

 

werden muß. Da dem Produkt bis auf 
15 Prozent die Feuchtigkeit entzogen 
wurde, muß der Hund reichlich zu 
trinken bekommen. 

Halbfeucht - Nahrung 
(soft-moist) 

Das Soft-Futter ist ebenfalls eine Voll- 
nahrung. Hier wurde Feuchtigkeit bis 
auf ca. 25 Prozent entzogen (zum 
Vergleich: Fleisch enthält ca. 80 Pro- 
zent Wasser). Deshalb muß der Hund 
auch hier genug frisches Wasser er- 
halten. 

Obwohl heute bereits schon viele 
Hundehalter ihre Tiere mit Fertigfutter 
versorgen, gibt es doch immer noch 
eine Reihe von falschen und irrigen 
Meinungen über diese in der Praxis 
bewährte Nahrung. 
Deshalb seien hier zu diesem Thema 
ein paar grundsätzliche Anmerkun- 
gen gemacht: 

Vorurteil: Nur frisches, mageres 
Fleisch ist gut für den Hund. 
Tatsache: Zwar hat frisches, mageres 
Fleisch einen hohen Nährwert,  doch 
eine Ernährung nur mit frischem, ma- 
geren Heisch verursacht beim Hund 
Mangelschäden, z. B, eine Mineral- 
stoffunterversorgung. Die Folge: Ske- 
lettverformungen. Bei magerem 
Fleisch fehlt auch das lebensnotwen- 
dige Fett. 

Vorurteil: Hunde brauchen zusätzlich 
Vitaminpräparate. 
Tatsache: In Vollnahrung sind reich- 
lich und exakt dosiert alle notwendi- 
gen Vitamine enthalten - eine Zugabe 
ist völlig überflüssig und bei zu starker 
Überdosierung sogar schädlich. 

Vorurteil; In Fertignahrung sind nur 
minderwertige Rohstoffe. 
Tatsache: Es werden nur ausgesuch- 
te, tierärztlich kontrollierte und von 
Labors analysierte Fleischanteile wie 
Leber, Herz, Pansen usw. in Produk- 
ten der Hundefutterhersteller ver- 
wendet. Die Produktion von Fertig- 
nahrung unterliegt dem Futtermittel- 
gesetz, welches wesentlich strenger 
ist als das Lebensmittelgesetz. 

Vorurteil: Hunde mögen nicht gerne 
Fertigfutter. 

Tatsache: Die Fertigfutterindustrie hat 
heute erreicht, daß über 80 Prozent  
aller Hunde Fertigfutter spontan gern 
fressen. Hundeernährung ist auch 
Gewohnheits- oder Erziehungssache. 
Wird Nahrung, also auch Fertigfutter, 
abgelehnt, so kann der Grund in gele- 
gentlich auftretender allgemeiner Ap- 
petitlosigkeit oder in einer Krankheit 
liegen. 
Sollte diese Appetitlosigkeit nicht  
krankheitsbedingt sein, so reicht ein 
flotter Spaziergang häufig aus, den 
Appetit wieder zu wecken. Manchmal 
hilft auch schon eine Abwechslung im 
Futter: statt Dosennahrung sollte man 
beispielsweise zwischendurch eine 
Trockennahrung geben. 

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74 

 

 

Die Pflege des Hundes

 

as beste Futter nützt nichts, 
wenn Sie Ihrem Hunde nicht die 

richtige Pflege angedeihen lassen. 
Hierzu gehört vor allen Dingen große 
Reinlichkeit des Hundelagers. Es soll 
kein warmer Pfühl, sondern darf  - 
auch für empfindliche Hunde  - nicht 
zu weich sein. Am geeignetsten ist ein 
Kokoslager o. ä. mit einer Decke. Ein 
Korb ist in der Wohnung eine ideale, 
leicht zu reinigende Lagerstätte. Hun- 
dehütten im Freien sollten nie direkt  
auf der Erde, sondern auf kurzen Fü- 
ßen ruhen. Das beste Hundelager in 
Hütten ist reines Stroh. Im Winter 
wird die Hütte am besten mit Isolier- 
platten verkleidet. Ein Stück alter Tep- 
pich, über den Eingang der Hütte ge- 
nagelt, dient bei scharfer Kälte als 
schützender Vorhang. Am besten ist 
natürlich, wenn die Hütte einen Vor- 
raum als Windfang besitzt. 
Junge Hunde muß man frühzeitig, am 
besten schon mit 6-8 Wochen, einer 
Wurmkur unterziehen, die später wie- 
derholt wird. Mit zwölf Wochen müs- 
sen alle Welpen, auch die, die bereits 
eine Erst-Impfung erhalten haben, er- 
neut geimpft werden: gegen Staupe, 
Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose 
und Tollwut. Junge Hunde müssen 
mindestens zweimal täglich gut 
durchgekämmt und gebürstet wer- 
den, weil diese Reinigung zugleich 
wie eine Massage wirkt, den Appetit 
anregt und das Blut richtig zirkulieren 
 

 
läßt, wodurch kleine Indispositionen 
bereits abgestoßen werden. Auch die 
Zahnpflege darf nicht vernachlässigt 
werden. Zahnstein, der sich angesetzt 
hat, muß von Zeit zu Zeit entfernt 
werden. Die Augen werden ab und zu 
mit etwas lauwarmem Wasser gerei- 
nigt. Zur sachgemäßen Pflege des 
Hundes gehört außerdem das Sau- 
berhalten von Ohren und Pfoten. Die 
Ohren säubert man zur Vermeidung 
des sogenannten Ohrenzwanges öf- 
ters mit Watte, die mit speziellen 
Ohrentropfen angefeuchtet wird. 
Man sollte dabei nicht in das innere 

Bürste

 

D

 

Kardätsche 

 

Kämme

 

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75 

 

 

 

 
 
 

 

 
 

Bandwurmteile

 

und -eier werden 

ausgeschieden 

 

 

Ohr eindringen, weil die Gefahr einer 
Verletzung sehr groß ist. Die Pfoten 
säubert man, wenn notwendig, durch 
Waschungen mit lauwarmem Seifen- 
wasser, vornehmlich zwischen den 
Zehen.  Zu lang gewordene Krallen 
müssen gekürzt werden. 
Bis zum Alter von einem halben Jahr 
 

bade man den Hund möglichst nicht. 
Regelmäßiges Kämmen und Bürsten 
hält ihn genügend rein. Später bade 
man ihn je nach Bedürfnis, doch darf 
das Wasser nie zu warm sein. Man 
vermeide gewöhnliche Toilettenseife, 
denn Seife lagert sich nach dem Ba- 
den ab und verursacht Juckreiz. Au

 

 

 

 

Durch Lecken seines 

Felles nimmt der

 

Hund mit Flöhen und 

Haarlingen auch 
Bandwürmer auf

 

Die Bandwurmeier 

werden von 

Zwischenwirten 
aufgenommen

 

 

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76 

 

 

ßerdem wird der natürliche Schutz- 
mantel der Haut angegriffen, und es 
kommt leicht zu Ausschlägen. Es gibt 
spezielle Hundeseifen, bei denen die- 
ser Übelstand nicht auftritt. Damit 
gleichzeitig etwa vorhandenes Unge- 
ziefer verschwindet, benutze man 
handelsübliche spezielle Hundesei- 
fen und  -shampoos. Anschließend 
wird der Hund mit einem nichtgiftigen 
Ungezieferspray, etwa mit »Bacta- 
zol«, eingesprüht, was wöchentlich 
wiederholt werden sollte. Nach jeder 
Desinfektion des Hundes bürste und 
kämme man ihn gründlich durch und 
entferne das getötete oder betäubte 
Ungeziefer und dessen Brut. Bei allen 
insektentötenden Mitteln darf die Ver- 
giftungsgefahr für den Hund, insbe- 
sondere den Welpen, nicht außer acht 
gelassen werden. Zur Vernichtung 
des Ungeziefers muß auch die Lager- 
stätte des Hundes peinlich gesäubert 
werden. 

Wurde am Beginn dieses Abschnittes 
erwähnt, daß die richtige Pflege des 
Hundes vor allem darin besteht, daß 
wir ihn in möglichst naturgewollter 
Weise aufziehen, so lohnt es sich, 
nach Aufzählung der uns zur Verfü- 
gung stehenden Aufzuchtsmittel, der 
Natur etwas in die Karten zu gucken. 
Wie läßt diese den Hund ohne jede 
fremde Einwirkung groß und gesund 
 

werden? Nur dadurch, daß  sie dem 
jungen Körper Gelegenheit gibt, sich 
für den Lebenskampf so ausgiebig 
wie nur möglich zu stärken. Kaum je 
werden wir das Spiel der Jungtiere in 
der freien Natur, in Sonne, Licht und 
frischer Luft voll ersetzen können, sel- 
ten werden wir dem jungen Hunde so 
viel Freiheit einräumen können, wie 
er sie in seinen frühesten Zeiten als 
»Wildhund« genossen hat. Wir sollten 
aber hier nachzuahmen versuchen, 
was wir nur können, denn Sonne, 
Luft und Bewegung sind tatsächlich 
die besten und billigsten Aufbau-  und 
Pflegemittel für junge Hunde. Sie set- 
zen den Körper in die Lage, alle 
schädlichen Stoffe auszuscheiden, 
ihn ganz auf die Erhaltung der Art ein- 
zustellen und ihn gegen etwaigen 
Krankheitsbefall zu stählen. Nicht das 
fette, wohlgenährte Jungtier ist ge- 
sund, nein, mit den natürlichen von 
der Mutter Natur so freigebig ver- 
schenkten Aufzuchtsmitteln gedeiht 
das Tier, unser vierbeiniger Kamerad, 
am besten. Und darum nochmals; 
Tragen Sie zur Gesundheit und damit 
zur richtigen Pflege des Hundes da- 
durch bei, indem Sie ihn so lange wie 
nur möglich »Kind« sein lassen mit al- 
len Tollheiten, mit allem Drauflosstür- 
men in freier Natur. Also auch hier- 
Licht, Luft und Sonne. 

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Unser Hund lernt gehorchen

 

ollen wir uns mit der Abrich- 
tung befassen, so soll dies im 

Rahmen dieses Buches nur soweit 
geschehen, als wir dem Hund bei- 
bringen, gehorsam und ein Beschüt- 
zer für seine »Menschenfamilie« und 
deren Besitz zu sein. Es soll also mehr  
von einer Erziehung die Rede sein. 
Die Abrichtung des Hundes auf erzie- 
herischer Basis stützt sich nicht nur 
auf Kommando, sondern liegt in der 
Kunst, im Hunde volles Verständnis 
für die Wünsche des Herrn auszulö- 
sen, verbunden mit dem Bestreben 
des Tieres, seinem Gebieter zu gefal - 
len, Wer den fast eitlen Stolz des Hun- 
des über eine vollbrachte Tat und sei- 
ne Freude am Lob des Herrn voll be- 
griffen hat und versteht, diese Sinnes- 
bewegung auszulösen, der hat die 
Grundlagen des Abrichtens bereits er- 
faßt und wird seinem Tiere jede nur 
mögliche Leistung beibringen kön- 
nen, denn gerade der Wunsch zu ge- 
fallen ist neben dem Geschlechts- 
und Freßtrieb beim Hunde eine nie 
endende Begierde. Sehr selten ver- 
sagt ein Hund bei der Abrichtung zum 
Hausgebrauch, nur zu oft versagt 
aber der Mensch hierbei völlig und 
macht sich durch dem Hund ganz un- 
verständliche Maßnahmen und Stra- 
fen zu einem Feind desjenigen, den er 
sich zum wahrhaften Freund heran- 
bilden wollte. Überhaupt das Kapitel 
Strafe! Auch der Hund verdient be- 
 

stimmt großes Verständnis, doch 
rechnen wir bei der Bestrafung viel zu 
wenig mit der Psyche des Hundes. 
Kaum zwei Hunde gleichen sich in 
der Auffassung der Strafe. Wir haben 
hartempfindende Hunde, welche be- 
reits die nur einige Stunden anhalten- 
de Verweigerung der lieben Anrede 
als große Strafe empfinden, bei de- 
nen es nur eines kurzen »Pfui« bedarf, 
um absoluten Gehorsam auszulösen. 
Wir haben dagegen andere, die selbst 
einen harten Schlag wie einen Trop- 
fen Wasser abschütteln und doch ih- 
rem Herrn noch lange nicht gram 
sind. Unser erstes Bestreben be i der 
Erziehung des Hundes muß also dar- 
auf hinauslaufen, festzustellen, was 
der Hund als Strafe empfindet. Sind 
wir uns hierüber klar, dürfen wir über 
dieses Strafmaß nie hinausgehen, 
wollen wir uns nicht ein verstocktes, 
mürrisches oder geängstigtes Tier er- 
ziehen. Nahezu alle Hunde arbeiten 
gern für Lob und Liebkosung nach 
den Möglichkeiten, die ihnen Kraft, 
Rasse und Intelligenz vorschreiben. 
Aus einem Pekinesen kann niemand 
einen Polizeihund machen, und ein 
Bernhardiner wird nur ungern 
»Männchen« und «Bitte, bitte!« ma- 
chen. Eben nur unsere Überspan- 
nung der Anforderungen an den 
Hund läßt diesen oft versagen. 
Eine Erziehungsunsitte, auf die man 
nur zu oft stößt, hier als Beispiel: Der 

 

W

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79 

 

 

junge Hund freut sich seiner Freiheit 
und spielt auf der Straße umher. Er 
achtet nicht auf unseren Heranruf. Wir 
versuchen nun, schon nervös gewor- 
den, den Hund mit List heranzubrin- 
gen. Ist uns dies durch ein Täu- 
schungsmanöver gelungen, dann 
züchtigen wir den Hund ob seines ge- 
zeigten «Ungehorsams«. Das ist na- 
türlich grundverkehrt, denn der Hund 
hat aus diesem ganzen Begebnis mit 
seiner feinen Beobachtungsgabe nur 
im Gedächtnis behalten: 1. daß wir 
ihn getäuscht haben, als wir ihn mit 
List riefen, 2. daß wir ihn züchtigten, 
als er für uns greifbar war. Die Folge 
wird meist sein, daß der Hund bei 
gleichem Anlaß noch schlechter ge- 
horchen wird, denn er weiß genau, 
daß am Ende der Handlung eine 
Züchtigung zu erwarten ist. 
Manche Hundebesitzer machen auch 
den Fehler, ihrem ungehorsamen 
Hund, der sich nicht um die Zurufe 
kümmert und sich möglicherweise 
immer weiter entfernt, hinterherzu- 
laufen. Ihr Rufen wird immer lauter 
und aufgeregter. Mag der Hund an- 
fangs das Gejagtwerden als lustiges 
Spiel ansehen, so wird er durch das 
wütende Schreien doch verschüch- 
tert und weicht dem Eingefangenwer- 
den ängstlich aus. Wird er schließlich 
doch geschnappt, bekommt er noch 
eine Tracht Prügel. In diesen Hand- 
lungen liegen so viele Fehler, daß der 
Hund nie freudig zu seinem Herrn zu- 
rückkommt, hat er mal freien Auslauf 
erhalten. 

Das genaue Gegenteil ist viel besser 
geeignet, den Hund herbeizulocken: 
Erstens sollten Sie sich vom Hund 
entfernen, wenn Sie ihn gerufen ha- 
ben. Oder Sie gehen in die Knie und 
machen sich damit klein. Das hat für 
den Hund, der schlecht sehen kann, 
etwa die gleiche Wirkung, als hätten 
Sie sich entfernt. In den meisten Fäl- 
len wird er neugierig auf Sie zugelau- 
fen kommen oder auch schon ängst- 
lich und sich verlassen vorkommend 
nach Ihnen suchen. Ist er bei Ihnen, 
dann loben Sie ihn überschwenglich 
und geben ihm bei den ersten Malen 
auch einen Leckerbissen. 
Natürlich ist es dort, wo Autoverkehr 
in der Nähe ist, nicht ratsam, den jun- 
gen Hund frei laufen zu lassen, der 
das Kommen auf Befehl noch nicht 
beherzigt. Versuchen wir es daher 
auch hier, dem jungen Hund Gehor- 
sam im Freien beizubringen, indem 
wir die lange Leine benutzen. Wir las- 
sen den Hund zehn Meter von uns 
abtrollen und rufen ihn dann mit un- 
serem Kommando, vielleicht mit 
»hierher!« zurück. Kommt der Hund 
nicht, so ziehen wir einfach die Leine 
langsam ein und beloben den Hund 
noch obendrein, wenn wir ihn haben. 
Je mehr wir ihn beloben, desto mehr  
wird er sich freuen. Weiß er erst Be - 
scheid, um was es sich handelt, und 
kommt er trotzdem als älterer Hund 
nicht, weil er sich aus Geschlechts- 
trieb oder sonstwie vergaß, so wird 
bei einem guten Hunde, dem dieser 
Fehler auch einmal unterlaufen kann, 
ein einfaches »Pfui!« aus dem Stro- 
 

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80 

 

 

mer im Nu einen reuigen Sünder ma- 
chen. Junge Hunde wollen sich nun 
einmal austoben und müssen es 
auch, wenn aus ihnen etwas werden 
soll. Man fange deshalb nicht zu früh 
mit ernster Übung an und versuche 
mehr spielend die Anfangsgründe 
beizubringen. Auch durch Apportie- 
ren von Gegenständen (niemals Stei- 
nen!) läßt sich das Herankommen 
üben. 

Nun zur Strafe selbst! Es genügt also, 
daß der Hund eine Handlung als Stra- 
fe empfindet, ohne daß er dabei gera- 
de Schmerzen erdulden muß. Man 
mache sich daher folgende »Peit- 
sche« zurecht: Zeitungspapier wird in 
verschiedenen Lagen schmal nach 
Art der Karnevalspritschen zusam- 
mengelegt. »Schlägt« man nun mit 
der Pritsche, so gibt es ein klatschen- 
des Geräusch mit einem kaum merk- 
baren Schlag. Dem Hund ist dieses 
Klatschen so zuwider, daß er gern al- 
les tut, um nicht mit dieser Klatsche in 
Berührung zu kommen. Auch das 
Rasseln eines Schlüsselbundes ist 
dem Hund unangenehm. Wirft man 
einige Male mit aller Vorsicht ein 
Schlüsselbund nach dem zu strafen- 
den Hund mit gleichzeitigen Pfuiru- 
fen, so wird er für die Folge schon 
beim Rasseln des Bundes in unserer 
Tasche vorausbestraft sein. 
Doppelt und dreifach unterstrichen 
und als obersten Leitsatz der ganzen 
Abrichterei merke man diese eine  
Lehre: Strafe nie und nimmer mit der 
rechten Hand, denn diese rechte 
Hand gibt dem Hunde später alle Si- 
 

gnale, sie leitet ihn, sie soll ihn liebko- 
sen, sie muß ihm wie ein Heiligtum 
erscheinen, Hat der Hund davor erst 
einmal Angst, wird er »handscheu«, 
dann quäle dich und den Hund nicht 
mehr. Wenn du durchaus schlagen zu 
müssen glaubst, nimm irgendeinen 
Gegenstand, nur mit der rechten 
Hand selbst schlage nicht. Schimpfe 
dir den Ärger vorn Leibe, aber lasse 
die rechte Hand in der Tasche, wenn 
du mit deinem Hunde haderst! 
Vielfach begehen wir bei der Abrich- 
tung auch den Fehler, daß wir anneh- 
men, der Hund sei in der Lage, unsere 
Sprache zu verstehen. Das ist natür- 
lich nicht der Fall. Wir können dem 
Hunde lange Sätze vorsprechen, oh- 
ne daß er hierbei ein Empfinden hat. 
Aber der Klang eines winzigen Wortes 
in eben diesen langen Sätzen kann 
ihn zu einer ganz bestimmten Hand- 
lung veranlassen. Und auf diesen 
Klang wartet der Hund, während du 
ihm einen langen Satz vorsprichst. 
Ein Beispiel: Teckelmänne liegt in der 
Sofaecke und träumt von Nachbars 
Bella, Du erzählst ihm: »Na, Lump, du 
hast lange genug am warmen Ofen 
gelegen, willst  du nicht ein bißchen zu 
Herrchen kommen, damit wir spazie- 
ren gehen können? Komm doch 
schnell einmal hierher!« Aus diesem 
langen Satz hat Lump nur das eine 
Wort spazieren »verstanden« und 
kommt freudig vom warmen Pfühl 
herab. Hättest du dieses eine, ihm ge- 
wohnte Klanggebilde nicht gespro- 
chen, er hätte weiter von Nachbars 
Bella geträumt. Deswegen zu beider

 

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81 

 

 

seitigem Nutzen: Fasse dich kurz in 
den Befehlen, sprich nur Worte, keine 
Sätze, bediene dich auch der Zeichen- 
sprache zusammen mit den Kom- 
mandos, denn in solchem Falle wird 
der Hund ziemlich schnell auch auf 
das Zeichen allein mit der geforderten 
Leistung aufwarten. 
Niemals sei sparsam mit Lob durch 
das Wort und durch die Tat des Strei- 
chelns und Liebkosens. Tue es in der 
ersten Zeit der Abrichtung im Über- 
maß. Der Hund ist ein so bescheide- 
nes Wesen, daß er für das geringste 
Lob seines Herrn bedenkenlos sein 
Leben einsetzt. Eine Voraussetzung 
gibt es jedoch auch hierbei, und diese 
gipfelt dann, daß er seinen Herrn liebt 
und ihm in der Hundeempfindung 
vertraut. Dieses blinde Vertrauen des 
Hundes ist recht schwer zu gewinnen 
und hat mit Gehorsam nichts zu tun. 
Besitzt der Abrichter jedoch das Ver- 
trauen seines Hundes, so hat er nicht 
nur dessen Gehorsam, er hat die un- 
verbrüchliche Treue eines Wesens, 
das sich, besser als der Mensch, nur 
durch den Tod von seiner Hingebung 
ablösen läßt. Seien Sie deshalb stolz 
auf die Treue Ihres Hundes, achten 
Sie sie aber auch. 
Die Erziehung des Hundes kann gar 
nicht frühzeitig genug beginnen und 
setzt mit  dem Anlernen zur Stuben- 
reinheit ein. Es ist dies ein ganz leich- 
tes Exerzitium, denn der Hund ist von 
Natur aus reinlich. Sobald der Hund 
selbständig frißt, nehme man ihn 
nach jeder Mahlzeit hoch und bringe 
ihn ins Freie. Dort bleibt er, bis er ge - 
 

näßt oder sich gelöst hat. Nur zu bald 
hat der junge Hund das begriffen und 
sucht selbst im Freien nach der »alten 
Stelle«, deren Nähe ihn immer wieder 
lockt. Durch Unruhe und Umhersu- 
chen zeigt uns der junge Hund sein 
Bedürfnis an, später geht er sogar 
selbst zur Tür und begehrt hinaus. 
Hat sich der Hund im Zimmer verges- 
sen, so zeige man ihm seine Missetat  
mit dem für alle Fehler reservierten 
Scheltwort »Pfui!«. Hiernach bringt 
man den Hund ins Freie und sperrt 
ihn etwas aus. Auch seine Hinterlas- 
senschaft aus dem Zimmer bringt 
man nach draußen und zeigt sie ihm 
dort noch einmal. Mit Schlägen zu 
strafen hat hier gar keinen Zweck, 
denn der noch unverständige Hund, 
dessen Anzeigen des Bedürfnisses 
von uns unter Umständen nicht ein- 
mal bemerkt worden ist, wird nach 
Schlägen in Zukunft in die dunklen 
Ecken kriechen und heimlich verstoh- 
len sein Geschäftchen machen. Hier 
ein Beispiel aus der Praxis über eine  
Unsitte bei dem Anlernen zur Stuben- 
reinheit und die (wenn auch hier sehr 
humoristischen) Folgen: Ein Mäd- 
chen hat die Aufgabe, darauf zu ach- 
ten, daß eine Schotten-Junghündin 
sich im Zimmer nicht vergißt, und tut 
dies nach der ihr bekannten Art, den 
sündigen Hund mit der Nase in sein 
«Denkmal« zu stoßen und dann an 
die Tür oder ins Freie zu bringen. Die 
junge Hündin hat sich aus verschie- 
denen Vorkommnissen die Entwick- 
lung der Dinge genau gemerkt und 
glaubt, richtig aufgepaßt zu haben. 

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82 

 

 

um ihren Herrn zu erfreuen. Was 
passiert also? Wir sehen, wie sich die 
Hündin mitten im Zimmer löst, ihre 
Hinterlassenschaft zweimal mit dem 
Kopf wegstößt und dann zur Tür läuft, 
an welcher sie sich schwanzwedelnd 
und vor Freude ob der guten Leistung 
hinsetzt und wartet, hinausgelassen 
zu werden. 

Ist der Hund vier Monate alt, mache 
man die ersten «Gehversuche« mit 
ihm, indem man ihn an die Leine 
nimmt. Er wird natürlich vorerst über- 
haupt nicht mitgehen wollen. Später 
wird er an der Leine hin- und herzer- 
ren, um schließlich mit straffer Leine  
voranzuprellen, uns hinter sich her- 
schleifend. Bei großen Hunden ist 
dieser Zustand übel, er kann zum La- 
ster des Hundes werden, so daß wir 
zu harten Gegenmaßnahmen, Sta- 
chelhalsband, Würgekette usw. grei- 
fen möchten. Man kommt ohne jede 
Quälerei des Hundes aus, wenn man 
sachgemäß mit der Abrichtung be- 
ginnt. Man nehme den Hund nur an- 
fangs, bevor er das Gehen beim 
Herrn an der Leine überhaupt ge- 
wohnt ist, an eine ganz kurze Leine 
und lerne ihm so das  Marschieren  an. 
Begreift der Hund nach tagelangen 
Übungen, daß ihm die Leine keinen 
Spielraum läßt, wird er sich ohne wei- 
teres fügen. Weiß er aber von der Län- 
ge der Leine, wird er sie in seinem 
Drange nach Bewegung soweit wie 
möglich ausnützen wollen. Nach eini- 
ger Zeit gehen wir dann zu den einzel- 
nen Übungen über, mit welchen wir 
jedoch kaum vor dem neunten Monat 
 

beginnen sollen. Bis zu diesem Zeit- 
punkt muß sich der Junghund entwe- 
der ohne Leine nach seinem Ge- 
schmack, an der Leine aber stets 
marschierend bewegen, niemals die 
lange Leine kennenlernend. Um nicht 
der Versuchung zu unterliegen, den 
Hund einmal versuchsweise länger 
geschnallt laufen zu lassen, benutze 
man in den zwei bis drei ersten Mona- 
ten als Leine ein Ledergeschirr, wie es 
ja auch zum Teil die Blindenhunde 
haben. Doch nun zu den einzelnen 
Übungen: 

Leinenführigkeit. 
Befehl: »Fuß!« 

Es handelt sich hier um eine Gehor- 
samsübung, welche dem Hunde 
schon nach kurzer Zeit geläufig sein 
wird. Bereits gewöhnt, an der Leine 
zu gehen, wird es sich in der Hauptsa- 
che darum handeln, den Hund dahin 
zu bringen, daß er wirklich bei Fuß 
geht. In den meisten Fällen ist es nun 
das Bestreben des Hundes, vorzu- 
prellen und zu ziehen. Ihm dies abzu- 
gewöhnen, verfahre man wie folgt: 
Der Hund kommt angeleint an die lin- 
ke Seite des Führers, und zwar wird 
er so kurz genommen, daß sich sein 
rechter Vorderfuß am linken  Fuß des 
Führers befindet. Man beginnt nun 
langsam Schritt zu gehen und hält da- 
bei unentwegt den Hund kurz fest, 
wobei man in kurzen Abständen das 
Kommando »Fuß!» gibt. Von Zeit zu 
Zeit bekommt der Hund sein Lob:

 

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83 

 

 

»Sois brav«, »braver Hund«.  Nach 
Einiger Zeit läßt man die Leine etwas 
länger und nimmt in die rechte Hand 
einen Spazierstock, welchen man bei 
loser Leine so quer vor den eigenen 
Körper und den Hund hält, daß der 
Hund nicht vorprellen kann. Ist er 
dennoch heftig und schiebt den Stock 
beiseite, gehe man mit ihm so, daß 
man zur linken Seite eine Mauer hat. 
Stößt nun der Hund vor, so stoße 
man mit dem Stock gegen die Mauer, 
dadurch eine feste Barriere bildend. 
Immer wieder ertönt mechanisch das 
Kommando: »Fuß!« Bei jedem Vor- 
prellen muß der Hund  einen energi- 
schen Ruck im Halsband spüren, der 
kräftig genug sein muß, ihn am Wei- 
tergehen zu hindern. Wenn es irgend- 
wie geht, vermeide man hierbei das 
Stachelwürgehalsband. Jedesmal mit 
dem Kommando »Fuß!« zusammen 
müssen wir auch wirklich die richtige 
Stellung innehaben, daher nicht frü- 
her kommandieren, als bis die ge- 
wünschte Stellung wirklich vorhan- 
den ist. Sonst begreift es der Hund 
nie. Hat der Hund verstanden, wohin 
er bei Kommando gehört, beginne 
man mit den Wendungen, wobei zu- 
erst die Wendung nach links in Be- 
tracht kommt, denn man wird den 
noch unaufmerksamen Hund bei die- 
ser Wendung nach links oft leicht auf 
die  Zehen  treten, was dieser sich bald 
merken und durch eine höhere Auf- 
merksamkeit quittieren wird 
Es folgt dann die Wendung  nach 
rechts und schließlich das Beifußge- 
hen in allen Schnelligkeiten. Hat der 
 

Hund erst einige Tage geübt, vermei- 
de man tunlichst das Heranzerren des 
Hundes. Man nehme, stellt sich der 
Hund ungeschickt an, vielmehr die 
Leine für kurze Zeit über den Rücken 
weg in die rechte Hand, klopfe sich 
mit der linken auf den linken Ober- 
schenkel dorthin, wo der Platz des 
Hundes ist. Unter wiederholter Kom- 
mandogebung und Belobigung nach 
dem Kommen übe man dies so ne - 
benbei, damit der Hund auch die Zei- 
chensprache lernt. Man achte bei al- 
len Kommandos peinlich genau auf 
deutliche Aussprache und Prägnanz 
im Tonfall, man überschreie sich 
nicht, denn der feinhörige Hund 
macht einen großen Unterschied zwi- 
schen unserer normalen und unserer 
Affektsprache und hört  trotz Vorhan- 
densein des gleichen Wortes einen 
ganz anderen Klang. Und nur nach 
dem aus Einzelteilen gebildeten Klang 
hört das Tier. Klingt unser Befehl an- 
ders, »versteht« es uns nicht. 

Folgen frei bei Fuß. 
Befehl: »Fuß!« 

Die Ausführung ist die gleiche  wie zu- 
vor, nur hat der Zögling jetzt ohne Lei- 
ne zu folgen. Zur Erreichung dieses 
Zieles  exerziere  man die Leinenfüh- 
rigkeit und schnalle während des Ge- 
hens ab, immer dabei in der Bewe- 
gung bleibend. Damit das Tier nun 
nicht etwa auf den Gedanken kommt, 
daß es nunmehr entlassen sei und 

 

 

 

  

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84 

 

Während der Hund an der Leine herbeikommt, muß ihm wiederholt das Kommando 

«Komm« oder »Hier« zugerufen werden

 

umhertollen könne, benutze man 
wieder den Spazierstock wie zuvor. 
Das Folgen frei bei Fuß verlangt je- 
doch noch, daß sich der Hund beim 
plötzlichen Halt des Führers bei Fuß 
setzt. Um dies zu lehren, leine man 
den Hund an, nehme die Leine vom 
am Körper vorbei in die rechte Hand, 
der Hund hat aber wie stets links zu 
gehen. Im Augenblick des Haltma- 
chens ziehe man die Leine (mit der 
rechten Hand) kurz nach oben und 
drücke im gleichen Moment mit der 
linken Hand auf die Kruppe des Tie- 
res, bis es sich gesetzt hat. Auch kann 
man mit der einen Hand die Hinter- 
hand herunterdrücken und die ande- 
re Hand unter den Fang legen. Hier- 
bei ertönt das Kommando: »Sitz!« Es 
ist merkwürdig, wie schnell gerade 
 

dieses Kommando von den meisten 
Hunden begriffen wird. Vergißt sich 
der Hund beim Üben, in dem er bei 
Halt weiterläuft, wird er durch einen 
kurzen Ruck mit der Leine und durch 
das Kommando: »Sitz!« erinnert. 
Wenn der Hund sich gesetzt hat, darf 
man ihn nicht durch Streicheln und 
Lob in Erregung versetzen, weil er 
dann sofort aufspringt. 

Hinlegen. Befehl: »Platz!« 

Um unserem Freunde diese leichte 
Übung beizubringen, lasse man ihn 
angeleint erst einmal setzen. Man tre- 
te nun auf die vom Hunde lose herab- 
hängende Leine so, daß sie in den 
Hohlraum zwischen Stiefelabsatz 
 

 

 

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85 

 

 

 

So kann dem Hund gezeigt werden, wie er das Kommando 

zum Hinlegen zu befolgen hat

 

und Sohle frei zu liegen kommt. Als- 
dann ziehe man die Leine etwas an, 
so daß sie halbstraff wird. Nun gebe 
man das Kommando »Platz«, wobei 
man mit energischem Ruck an der 
Leine das Tier niederzieht. Man unter- 
stütze diese Übung vorerst dadurch, 
daß man  das Niederziehen durch ei- 
ne zweite Person ausführen läßt, 
während man selbst im Augenblick 
der Kommandogebung durch Druck 
auf die Schulter die Abwärtsbewe- 
gung unterstützt. Auch das Vorwärts- 
ziehen der irn Sitzen gestellten Beine 
deutet dem Hunde an, was von ihm 
verlangt wird. Reichliches Lob: »Sois 
brav!«, »braver Hund!« sorgen für gu- 
te Stimmung bei dem Zögling. Aber 
erst, nachdem die Übung beendet ist. 

Stehenbleiben. 
Befehl: »Bleib da!« 

Auch diese Übung macht keine  allzu 
großen Schwierigkeiten. Man legt 
vorerst den Hund an der Leine irgend- 
wo kurz fest und befiehlt: «Bleib da!«, 
wonach man sich für kurze Zeit ent- 
fernt. Gibt der Hund Laut, so ermahne 
man ihn unter Wiederholung des 
Kommandos. Dann befreie man den 
Hund und übe einige bereits begriffe- 
ne Kommandos. In kurzen Abstän- 
den lege man den Hund immer wie- 
der fest und kommandiere; »Bleib 
da!« Man entferne sich hierbei immer 
mehr und belobe reichlich. Am zwei- 
ten oder dritten Übungstage gehe 
man aus der Sicht des Hundes, so 
aber, daß man ihn selbst beobachten 

 

 

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86 

 

 

kann. Wird er nach Verschwinden sei- 
nes Führers unruhig und beginnt zu 
zerren oder gar Laut zu geben, so er- 
mahne man ihn von fern her durch 
das Kommando. Nach und nach deh- 
ne man die Wartezeit auf 5, 10 bis 
15 Minuten aus. Erst wenn der Hund 
hierin ganz sicher ist und bei loser Lei- 
ne steht, sitzt oder liegt, gehe man zur 
Übung ohne Anleinung über, denn 
absoluter Gehorsam gehört zum Da- 
bleiben ohne Leine. Aber gerade die 
Festigkeit des Gehorsams in dieser 
Übung ist Vorbedingung für die späte- 
re Schutzhundarbeit. Man übe daher 
das Stehenbleiben regelmäßig ganz 
besonders. Glaubt man, den Hund 
fest in der Gewalt zu  haben, so lasse 
man von fremder Seite Störungsver- 
suche ausüben. Bekannte sollen den 
Hund locken, ein Spielkamerad  soll 
sich in der Nähe sehen lassen usw. 
Bei den ersten Störungsversuchen 
halte man sich in nächster Nähe auf 
und greife sofort durch den Scheltruf  
»Pfui!« ein, sobald der Hund Miene 
macht, kommandowidrig zu han- 
deln. Erhöht man den Arbeitseifer des 
Hundes noch dadurch, daß man ihn 
nach guter Übung durch eine Nasche- 
rei belohnt, so wird es bald mit ihm 
werden. Es sei bei dieser Gelegenheit 
so nebenbei erwähnt, daß man bei 
der Abrichtung stets einige kleine 
Stückchen Hundekuchen in der Rock- 
tasche bei sich haben soll, damit die 
Belobigung von Zeit zu Zeit auch 
durch «schmackhaftes« Belohnen ab- 
gelöst werden kann. Schließlich gehe 
man dazu über, daß man selbst am 
 

Hunde vorbeigeht, später sogar vor- 
beiläuft. Handelt hierbei der Hund 
nach dem letzten Kommando, wel- 
ches immer für ihn zu gelten hat, zeigt 
er durch Verharren in seiner Stellung, 
daß er weiß, worauf es ankommt, 
dann haben wir viel, sehr viel gewon- 
nen. Wir sollen uns aber nicht verheh- 
len, daß diese Geduldsübung für den 
Hund nicht leicht ist. Man sei daher 
nachsichtig und strafe das Tier mög- 
lichst wenig. 

Wir kommen jetzt zu einer verwand- 
ten Übung. 

Bewachung von Gegen- 
ständen. Befehl: »Paß auf!« 

Ergänzt man die vorige Übung, indem 
man bei dem wartenden Hunde ei- 
nen uns gehörenden Gegenstand nie- 
derlegt, dessen Bewachung man ihm 
durch das Kommando »Paß auf!« na- 
helegt, so werden wir schon nach 
kurzer Zeit auf Verständnis bei unse- 
rem Zögling stoßen. Man lege den 
Hund hierbei jedoch einstweilen fest, 
denn es gibt Naturen unter unseren 
Vierbeinern, die in solchem Falle ihre 
frühere Lektion leicht vergessen und 
jeden Versuch des Diebstahls eines 
zu bewachenden Gegenstandes nach 
einem für sie ungeschriebenen Ge- 
setz, daß keiner des Herrn Eigentum 
anfassen darf, in einer Weise ahnden, 
die wir nicht beabsichtigt haben, die 
aber für den markierenden Dieb sehr 
schmerzhaft sein kann. Sitzt auch die- 
se Übung, dann ist, ohne daß es be- 

 

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87 

 

 

sonderer Vorbereitung bedarf, der 
Hund auch meist in der Bewachung 
von Haus und Hof firm. Man hat eben 
nur nötig, ihm bei Verlassen des 
Heims einen Gegenstand »anzuver- 
trauen«, worauf er nach einem Kom- 
mando »Paß auf!« den ganzen Besitz 
bewachen wird, immer in der Mei- 
nung lebend, jeder der Besitzung 
oder der Wohnung zu nahe Kom- 
mende habe nur das Bestreben,  ihm 
den bewachten Gegenstand zu ent- 
reißen. Je mehr  man bei den früheren 
Übungen den Hund mit einem imagi- 
nären Dieb um einen ihm anvertrau- 
ten Besitz hat kämpfen lassen, desto 
schärfer wird der Hund in der Bewa- 
chung von Haus und Hof werden. Der 
Hund  ist nach allem ein ausgespro- 
chener Pessimist und behält daher je- 

des zurückliegende schwerere »Ge- 
fecht« sehr gut im Gedächtnis, um bei 
jedem Fremden an das Schlimmste 
zu denken. 

Lautgeben. Befehl: »Gib Laut!« 

Bei dieser Übung liegt keine große 
Schwierigkeit vor. Es gibt allerdings 
Hunde, die auf Kommando nicht gern 
Laut geben. Aber auch ihnen ist dies 
bald beigebracht, wenn man ihnen 
das Futter nur nach Lautgeben auf 
Befehl reicht. Man kann die Mahlzeit 
auch beliebig unterbrechen und nur 
nach erneutem  Lautgeben auf Befehl 
fortsetzen lassen. Für das Lautgeben 
 

 

Schäferhund bewacht einen Gegenstand 

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88 

 

 

gibt es auch ein vom Hunde sehr wil- 
lig beachtetes Zeichen, den erhobe - 
nen Zeigefinger der rechten Hand. 
Macht man die Geste stets in Verbin- 
dung mit  dem Kommando, so wird 
der Hund schon nach kurzer Zeit auch 
ohne Kommando nur dem erhobe- 
nen Zeigefinger gehorchen. Es ist dies 
in der Praxis sehr wertvoll, denn oft 
wünschen wir nicht, daß man uns 
hört, daß aber der Hund dennoch un- 
sere Befehle versteht. 

Bringen. Befehl: »Hoools!« 

Die Bringlust ist dem Hund angebo- 
ren. Schon in seiner frühesten Jugend 
fordert er uns geradezu auf, uns et- 
was bringen zu dürfen. Er sieht je- 
doch in diesem Bringen eine Art Spie- 
lerei, so daß ihm eigentlich nur der 
nötige  Ernst der Sache beizubringen 
ist. Man beginne  - wie überhaupt bei 
allen anderen Exerzitien - aus der sit- 
zenden Stellung heraus, denn hieraus 
weiß der Hund in jedem Falle, daß es 
nunmehr arbeiten heißt. Damit der 
Hund das weggeworfene Bringholz 
heranbringt, gehe man stets langsam 
rückwärts, so daß der Hund ständig 
folgen muß. Immer ertönt hierbei das 
Kommando: »Hoools!« 
Man berührt alsdann das Bringsel im 
Fang des Hundes und erteilt gleich- 
zeitig das Kommando; »Aus!« Nun 
öffnet man behutsam den Fang des 
Hundes und nimmt das Bringholz 
heraus. Laßt der Hund das Bringholz 
fallen oder wirft er es uns vor die Fü- 
 

ße, so schiebt man es ihm in den 
Fang zurück, kommandiert wieder 
neu und entfernt sich dabei rück- 
wärts. Nimmt der Hund das wegge- 
worfene Bringsel auf und bringt es 
nicht herbei, so leine man den Hund 
lang an, um ihn dann langsam heran- 
zuziehen, wenn er sich zuviel Zeit mit 
dem Apportieren lassen sollte. Auf 
eins hat man noch besonders zu ach- 
ten: Der Hund darf aus der sitzenden 
Stellung heraus erst dann dem weg- 
geworfenen Bringsel nachjagen, 
wenn das dazugehörige Kommando 
gefallen ist, nicht früher. Will der Hund 
in seinem Tatendrang ohne Kom- 
mando davonstürmen, halte man ihn 
so lange fest, bis man das Komman- 
do erteilt hat. Ist der Hund firm,  so be- 
reite man seine etwaige weitere Aus- 
bildung vor, indem man ihn Gegen- 
stände apportieren und suchen läßt, 
die er ungern annimmt. Hierzu gehö- 
ren Bürsten, Taschenmesser, Streich- 
holzschachteln, Glas, Eisen, Tabak- 
pfeifen. Ein gehorsamer Hund muß 
alles bringen, so sehr auch etwa seine 
Nase dadurch beleidigt werden sollte. 
Als Belohnung sollte, besonders an- 
fangs, etwas »Freßbares« gereicht 
werden. 

Futterverweigerung. 
Ohne Befehl. 

Das Futterverweigem ist eine der 
wichtigsten Aufgaben bei der Erzie- 
hung des Gebrauchshundes, denn 
bei vorgenommenen Eigentumsver- 

 

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89 

 

 

letzungen werden unsere Gegner zu- 
erst danach trachten, den unliebsa- 
men Wächter durch Vergiftung aus 
dem Wege zu schaffen. Leider ist nun 
der Futtertrieb eine der festsitzend- 
sten Eigenschaften des Hundes, er 
unlerliegt gern der Verlockung, wenn 
ihm die Hase einen Genuß verspricht. 
Die schärfsten und sonst treuesten 
Hunde sind schon oft diesem Natur- 
trieb zum Opfer gefallen. Recht klein 
ist auch der Kreis der Hunde, welche 
absolute Futterverweigerer sind. Un- 
seren Hund dahin zu bringen ist eine 
lohnende, wenn auch recht mühevol- 
le Arbeit. Haben wir den jungen Hund 
nicht daran gewöhnt, nur aus der 
Schüssel zu fressen, welche ihm ein 
und die gleiche Person hinstellte, und 
sind wir nicht sicher, daß der Hund 
gegebenenfalls auch aus anderen Be- 
hältern frißt, auch wenn er satt ist, so 
müssen wir eben von vorn anfangen. 
In 99 von 100 Fällen wird dies der 
Fall sein. 

Erreichen können wir bei dem Freß- 
hunger des Tieres, insbesondere bei 
der  Vorliebe des Hundes für Kno- 
chen, das Mißtrauen, welches bei 
unserem vierbeinigen Freunde mehr 
ausgebildet ist, als wir es vielleicht 
bemerken. Dies Mißtrauen gegen 
Nahrung aus fremder Hand müssen 
wir durch geschickte Manipulationen 
so zu steigern wissen, daß es aus 
Trieb zu einer Futterverweigerung 
kommt. Aus reinem Befehl heraus 
wird ein Hund selten sattelfest in der 
Verweigerung der Annahme guter 
Nahrung sein. Wie erwecken wir nun 
 

bei unseren Vierbeinern dieses not- 
wendige Mißtrauen? Auf verschiede- 
ne Art läßt sich dies erreichen. Man 
kommt zum Ziel, wenn man dem 
Bekannten, der ihn zu verleiten hat, 
bittet, den Hund im Augenblick des 
Zuschnappens zu erschrecken. Das 
harmloseste Mittel ist hierbei das  
Wasser. Der dem Hund Fremde reicht  
ihm mit der linken Hand einen Kno- 
chen, in der rechten Hand hat er einen 
mit Wasser gefüllten Insektenpulver- 
ball (Spritze). Im Augenblick des Zu- 
greifens spritzt die Hilfsperson denn 
Hunde das Wasser ins Gesicht, was 
ihm äußerst unangenehm, wenn 
auch ganz unschädlich ist. Auf ge- 
schmacklichem Gebiet kann es die 
Annahme von Futter unterbinden, 
wenn man wahllos von fremder 
Hand in der Nähe ausgestreutes Fut- 
ter, das man ihm bei Ausgängen auch 
in den Weg legen oder durch Fremde 
anbieten lassen kann, mit dem Tier 
unangenehmen Zusätzen versieht 
und diese fein im Innern der Nahrung 
verbirgt. So kann man z.B. einen 
Fleischklops vorsichtig mit Absinth- 
kraut, auch mit gemahlenen Nelken- 
körnern, überhaupt mit allem füllen, 
was dem Hund aus unserer eigenen 
Erfahrung unangenehm und dabei 
doch nicht gerade gesundheitsschäd- 
lich ist. Zu empfehlen ist es jedoch 
hierbei, daß man die gefüllten Stücke 
noch einmal überbratet, denn die 
Hundenase ist sehr fein. Auch die ge- 
ringste Kleinigkeit, welche wir von der 
Füllung an die Außenseite brachten, 
wird das Tier merken und auf die Ver- 
 

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90 

 

 

suchung nicht hineinfallen. Bedin- 
gung ist in jedem Falle, daß die einzel- 
nen Portionen nicht so klein sind, daß 
sie der Hund einfach aufnehmen und 
verschlingen kann. Sie müssen so ge- 
staltet sein, daß er kauen oder sie zer- 
beißen muß. Man erreicht dies, in- 
dem man quer durch die einzelnen 
Gaben Fleischstücke steckt. Nach 
jeder sozusagen erzwungenen Fut- 
terablehnung bzw. schlechter Erfah- 
rung beim Futterannehmen aus 
fremder Hand wird der Herr dem 
Hunde Futter in richtiger Art und Wei- 
se anbieten, um den Vierbeiner im- 
mer und immer wieder daran zu erin- 
nern, wo und wie er sein Futter auf- 
nehmen darf. Auf eine Methode sei 
hier noch besonders aufmerksam ge - 
macht. Man halte sich hierbei vor Au- 
gen, daß jeder Fremde dem Hunde 
Knochen, Leckerbissen und derglei- 
chen dergestalt reichen wird, daß er 
sie zwischen Daumen und Zeigefin- 
ger anbietet. So dürfen wir also dem 
Hunde niemals etwas übergeben. 
Man tue daher stets den Leckerbissen 
für den Vierbeiner in die hohle Hand 
und lasse ihn aus der Handfläche 
fressen, denn so wird ihm kein Frem- 
der Nahrung geben. Dann nehme 
man Futter zwischen Daumen und 
Zeigefinger und reize den Hund zum 
Abnehmen. Versucht er es, so schelte 
man ihn, um gleich darauf das gleiche  
Futter in die hohle Hand zu tun und 
nochmals zu präsentieren. Faßt jetzt 
der Hund zu, bekommt er Lob. Hin- 
tereinander tagelang geübt, weiß der 
Hund bald sehr genau, aus welcher 
 

Handhaltung heraus er berechtigt ist, 
Futter abzunehmen. Kommt dann 
ein Fremder mit Knochen zwischen 
den Fingern und bietet sie dem Hun- 
de an, wird dieser  — vorerst nur in Ge- 
genwart seines Herrn, später aber 
auch allein  - stets durch Abwenden 
des Kopfes zu verstehen geben, daß 
er nicht mag. Es soll aber nicht ver- 
schwiegen werden, daß gerade diese 
Abrichtung zu den schwierigsten ge- 
hört. Der Mittel ließen sich noch zahl- 
reiche nennen, doch genügt es sicher, 
wenn hier nur die Richtung angege- 
ben wird, wie eine Beeinflussung des 
Tieres möglich ist. Den richtigen Weg 
auszutüfteln wird sich oft durch den 
Erfolg lohnen. Aber auch bei der Fut- 
terverweigerung ist es wie bei den an- 
deren Übungen. Sind Herr und Hund 
eins und verstehen sich, wird der 
Hund nur selten versagen, wenn er 
voll begriffen hat, daß er bei Abnah- 
me fremden Futters gegen das Gebot 
seines Herrn verstößt. 

Schußfestigkeit 

Ein von Natur aus nicht schreckhafter 
oder gar feiger Hund ist meistens  
auch schußfest. Ist er es nicht, wird er 
es trotz Abrichtung selten werden; oft 
stützt sich aber die Angst des Hundes 
vor dem Knall nur auf eine schlechte 
Erfahrung, die aus dem Gedächtnis 
des Tieres dadurch herauszubringen 
ist, daß wir ihm an zahlreichen 
»Schüssen« die anscheinende Unge- 
fährlichkeit des Schießens beibringen 

 

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91 

 

 

müssen. Hat der Hund erst die Angst 
vor dem Schuß überwunden, 
schreckt er auch bei wirklich einmal 
eintretenden Folgen nicht zurück und 
bringt diese gar nicht mit dem Schuß 
als solchem, sondern nur mit der 
Schlechtigkeit des Schießenden in 
Verbindung, um dann gegen diesen 
trotz Schießens anzugehen. Man ge- 
wöhnt den Hund an den Schuß, 
wenn man in seiner Nähe ohne An- 
wesenheit fremder Personen von Zeit 
zu Zeit so schießt, daß er keine Witte- 
rung der Pulvergase bekommt; der 
Hund gehört hierbei an die Leine kurz 
bei Fuß. Indem wir erzählend und lo- 
bend auf ihn einreden, schießen wir 
mit der rechten Hand die Kinderpisto- 
le oder ähnliches in der Richtung nach 
hinten ab. Während dieser Manipula- 
tion und auch daran anschließend 
sprechen wir mit unserem Hund ru- 
hig weiter, als ob nichts geschehen 
wäre. Die völlige Ruhe, welche der 
Herr zeigt, überträgt sich sofort auf  
den Hund. Ganz langsam kann man 
den schußsicheren Hund auch an die 
Waffe und die Beobachtung des 
Schießens gewöhnen. Will es durch- 
aus nicht gehen, ist sonst aber der 
Hund mutig und steht seinem Herrn 
ohne weiteres bei, kann man eine Ra- 
dikalkur versuchen, die darauf hin- 
ausläuft, den Hund durch ein seeli- 
sches Erlebnis und Erschrecken plötz- 
lich zu heilen. Zu diesem Zwecke bin- 
de man den Hund ziemlich kurz an 
und stelle in einer Entfernung von un- 
gefähr zehn Metern seine gefüllte 
Freßschüssel auf, die zu bewachen 
 

wir ihm mit »Paß auf!« extra Befehl er- 
teilen. Nun erscheint plötzlich der mit 
Schußwaffe versehene Dritte und nä- 
hert sich der Schüssel langsam mit 
den Anzeichen des beabsichtigten 
Diebstahls derselben. Der Hund gerät 
in Wut, gibt andauernd Laut und ver- 
sucht, sich von der Leine zu befreien. 
In diesem Augenblick erscheint der 
Besitzer und will den Fremden ver- 
scheuchen. Der Fremde fällt nun über 
den Herrn des Hundes her und wirft 
ihn nach vorherigem Ringen auf den 
Boden. Die Wut des Hundes über den 
Angriff auf seinen Herrn hat sich ins 
Maßlose gesteigert, schon deswegen, 
weil er selbst angebunden ist und 
nicht zu Hilfe eilen kann. Ist dieses 
Stadium erreicht, dann hat der Herr 
seinen Hund, während er selbst im- 
mer noch mit dem Fremden ringt, 
herbeizurufen. Nun schießt der Frem- 
de andauernd auf den Führer des 
Hundes, während dieser weiter sei- 
nen Hund um Hilfe ruft. Das Erlebnis 
ist meist für den gut erzogenen  Hund 
so stark, daß die Angst vor dem 
Schuß plötzlich und in der Folge dau- 
ernd überwunden ist. 
Hat der Hund diese Übungen gut 
überstanden, so liegt es bei uns, ob 
wir es für ratsam halten, dem Hund 
nun eine volle Ausbildung als Schutz- 
hund oder Meldehund zu geben. Vor- 
bedingung hierfür ist nicht nur die Eig- 
nung und Lernfähigkeit des Tieres, 
sondern auch die Fähigkeit des Besit- 
zers, die an sich nicht leichte Ausbil- 
dung auch wirklich erfolgreich leiten 
zu können. Hat man die Absicht der 

 

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92 

 

 

Ausbildung und will man sich nicht 
auf den Instinkt des Tieres verlassen, 
welches schon aus sich heraus infol- 
ge sehr guter Beobachtungsgabe 
meist eine Gefahr erkennt und mutig 
abwehrt, so empfiehlt es sich, vorerst 
ein Abrichtebuch aufmerksam und 
eingehend zu studieren. Der in die- 
sem Buch für die Abrichtung des 
Hundes zur Verfügung stehende 
Raum soll jedoch noch dazu benutzt 
werden, um zum Schluß ein sehr ge- 
fährliches Kommando für den Hund 
zu streifen. Es handelt sich um den 
Befehl des Zufassens, für den das 
Kommando 

»Faß an!« 

gilt. Wenn es uns nämlich bei der vor- 
angegangenen Abrichtung des Hun- 
des nicht gelungen sein sollte, das 
Tier in jedem Einzelfalle zum absolu- 
ten Gehorsam zu erziehen, sollten wir 
die Finger von diesem Kardinalpunkt 
der Abrichtung lassen und uns dafür 
lieber auf den natürlichen Instinkt 
unseres vierbeinigen Freundes ver- 
lassen, in welcher Weise er nämlich 
seinen Herrn bei Eintritt einer Gefahr  
zu verteidigen denkt. Wir müssen uns 
stets vor Augen halten, daß in dem 
von uns zum Angriff gegebenen Be- 
fehl »Faß an!« für den Angegriffenen 
unter Umständen eine von uns gar 
nicht beabsichtigte Lebensgefahr be- 
stehen kann, wenn wir uns nicht si- 
cher sind, daß der Hund auf den Be- 
fehl »Aus!« sofort vom Gegner abläßt. 

Das Gebiß des Hundes ist eine furcht- 
bare Waffe. Wir haben uns nur zu ver- 
gewissern, daß noch der Zierhund 
Pekinese im Gebiß die dreifache Kraft 
eines Mannes besitzt. Bei den Schä- 
ferhunden, Dobermännern und an- 
deren ausgesprochenen Schutzhund- 
rassen ist die Stärke natürlich auf ein 
Vielfaches des kleinen Bruders ange- 
wachsen. 

Will man das Kommando »Faß an!" 
dennoch üben, so hat man nur nötig, 
eine durch Schutzmantel oder sonst- 
wie ausreichend geschützte Person 
einen tätlichen Angriff auf uns unter- 
nehmen zu lassen, wobei man den 
Hund mit Maulkorb ganz kurz an der 
Leine bei Fuß hält. Will der Hund beim 
ersten Schlag gegen uns instinktiv aus 
sich heraus gegen den vermeintlichen 
Gegner losgehen, so halte man ihn 
unentwegt weiter fest und warte wei- 
tere Schläge ab. Erst zusammen mit 
dem Kommando »Faß an!« lasse 
man die kurze Leine los, sehe aber zu, 
daß eine zweite längere Leine, die wir 
uns sicherheitshalber um den Leib 
gebunden haben, am Halsband des 
Hundes zum etwaigen Zurückreißen 
verbleibt. Auf das Kommando »Aus!« 
ziehen wir nun den Hund ruckartig 
zurück und beloben ihn sehr, wenn er 
vom Gegner ab ist. Die Kampfnatur 
im Hunde und sein Zorn gegen den 
vermeintlichen Gegner seines Herrn 
ist gemeinhin größer, als wir meinen. 
Erleben wir es doch bisweilen in der 
Polizeihundpraxis, daß sogar lebens- 
gefährlich verletzte Hunde mit selbst 
gebrochenen Gliedern nicht eher vom 

 

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93 

 

 

Feinde ablassen, als bis sie im Todes- 
schweiß zusammenbrechen. Auch 
von der Treue eines Hundes macht 
sich der Laie oft erst dann die rechte 
Vorstellung,  wenn er sie ihm vielleicht 
nicht mehr danken kann 
Es ist natürlich leicht, dem Hund  - im- 
mer nach Maßgabe seiner Kraft und 
Intelligenz  - eine Reihe spezieller Lei- 
stungen beizubringen, doch halte 
man hierin gewisse Grenzen und ma- 
che unseren Hausfreund  nicht zu ei- 
nem Clown, denn die dem Hund von 
Natur aus gesteifte Aufgabe liegt in 
der Wachsamkeit, Wahrhaftigkeit und 
Treue. 

Feindschaft gegenüber Katzen 
und Geflügel 

Erwachsene Hunde dahin zu erzie- 
hen, daß sie unter allen Umständen 
Katzen und die gefiederte Welt zufrie- 
den lassen, wird meist ein vergebli- 
ches Bemühen sein, denn nur zu oft 
fällt der Hund in unserer Abwesenheit 
in seinen alten Jagdtrieb zurück und 
 

macht sich an seine eigentlichen Fein- 
de heran. Ist man nun darauf ange- 
wiesen, Hund wie Katze und Geflügel 
zusammenleben zu lassen, hilft meist 
nur, daß man den Hund vom Wel- 
penalter in innigster Berührung zu- 
sammen mit denen groß werden läßt, 
an denen er sich nicht vergreifen darf. 
Diese gemeinsame Jugend ist das si- 
cherste Bindeglied, wenn es auch kei- 
ne Garantie für Rückfalle beim Hunde 
bietet. Ist der Hund bereits mit Kat- 
zen- und Geflügelfeindschaft in unse- 
ren Besitz gekommen, so kann man 
mit folgender Methode unter Um- 
ständen Erfolg haben: Man lasse Ge- 
flügel oder Katzen vor  den Hund lau- 
fen. Beim Losstürmen wird er durch 
ein Zughalsband und Bestrafung vom 
Angriff abgehalten. Anschließend, 
wenn der Hund sich beruhigt hat, 
wird er gelobt. Die Abwechslung von 
Lob und Tadel, Belohnung und Strafe 
ist für die ganze Hundeabrichtung 
von grundlegender Bedeutung, weil 
sie dem »Denken« des Hundes ent- 
spricht. 

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94 

 

 

Wie wird der kranke Hund gesund?

 

s kann hier nicht unsere Aufgabe 
sein, ein medizinisches Werk 

über die Krankheiten des Hundes zu 
schreiben. Wir können uns in diesen 
Spalten nur ganz oberflächlich mit 
den am meisten vorkommenden Er- 
krankungen unseres Vierbeiners be- 
schäftigen, zumal der Hund im 
Durchschnitt meist sein Leben lang 
gesund ist und zu Beanstandungen 
wenig Anlaß bietet, wenn er nicht ge- 
rade von einer in unserem Wohnbe- 
zirk herrschenden Seuche befallen 
wird. Zuvor möchten wir unseren Le- 
sern jedoch folgendes vorhalten: 
Wir sprechen so oft vom »hilflosen«, 
vom »dummen« Tier und unterstrei- 
chen nur zu gern den Mangel, daß 
ihm, hauptsächlich aber unserem 
Hunde,  eine uns verständliche Spra- 
che versagt ist. Wenn der Hund aber 
krank ist, übersehen wir ganz, daß es 
eben die fehlende Sprache ist, welche 
den Hund hindert, uns zu sagen, wo  
und wie er leidet. Wir glauben, daß 
wir unser übriges tun, wenn wir den 
Tierarzt aufsuchen. Aber auch dieser 
kann sich mit dem Patienten nicht un- 
terhalten und ihn befragen; er ist dar- 
auf angewiesen, dank seiner Kunst, 
vom Hunde ohne Hinweis abzulesen, 
was dieser selbst nicht erklären kann. 
In vielen Fällen ist der Tierarzt zur 
Feststellung einer einwandfreien Dia- 
gnose auf das angewiesen, was ihm 
der Hundebesitzer über die Neben- 
 

umstände der Krankheit, über den 
bisherigen Verlauf zu sagen weiß. 
Wer jemals nur einen Tag lang einer 
tierärztlichen Sprechstunde beiwohn- 
te, muß zugeben, wie wenig der Hun- 
debesitzer eigentlich sein Tier beob- 
achtet. Von Kranksein, welches si- 
cherlich schon längere Zeit andauer- 
te, hat der Hundehalter oft nichts be- 
merkt; er weiß auf Befragen kaum, ob 
sich sein Hund in der letzten Zeit ord- 
nungsgemäß gelöst hat, er hat meist 
»eigentlich nichts bemerkt«, obwohl 
der Hund mitunter schon tagelang 
unter Fieber stand, sicherlich unruhig 
gewesen, abnorme Lagerstätten auf- 
gesucht, sich verkrochen, großen 
Durst oder dergleichen gehabt hat, 
Symptome vieler Leiden, die sicher- 
lich längst vorhanden waren, ehe der 
Tierarzt das Leiden festgestellt hat. 
Nicht jede Krankheit kann der Tierarzt 
beim ersten Besuch am kranken 
Hund erkennen, jede Stunde aber, in 
welcher eine Krankheit nicht erkannt 
wurde, ist kostbar für die spätere Ge- 
sundung des Hundes, kann entschei- 
dend für Leben und Tod unseres 
Hundes sein, den wir ja in gesunden 
Tagen stets gern als unseren Kamera- 
den bezeichnen. Wir müssen dem 
Tierarzt nur zu oft den Hebel in die 
Hand geben, den er zur Gesundung 
unseres Hundes anzusetzen hat; wir 
sind es, welche die fehlende Sprache 
unseres Hundes ersetzen müssen. 

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95 

  
Helfen kann der Tierarzt in den mei- 
sten Krankheitsfällen, aber auch wir 
dürfen dabei nicht versagen. 
Wenn Ihr Hund krank ist, so gehen 
möglichst Sie und nicht ein Beauf- 
tragter zum Tierarzt, denn nur Sie 
können Auskunft über Ihr Tier geben. 
So sollte man wenigstens meinen. 
Man schickt keinen Fremden mit dem 
Hunde zum Tierarzt. Man gibt einen 
kranken Hund überhaupt nicht in 
fremde Hände. Ihr Hund sucht Sie in 
kranken Tagen mehr als in gesunden, 
Sie waren ihm sein Gott in all den ver- 
gangenen Zeiten, von Ihnen erwartet 
er Heilung. Der Tierarzt ist ihm nur Ih- 
re eigene, verlängerte Hand. Nur in 
Ihrem Beisein wird der Tierarzt den 
Hund so wenig  geängstigt finden, daß 
er ihn gut untersuchen kann. Und 
wenn Sie der Behandlung selbst nicht 
beiwohnen können, weil Sie sich da- 
für zu schwach fühlen, gehören Sie 
dennoch in das Vorzimmer, damit 
der Arzt Sie befragen kann. Liebe zum 
Hund zeigt sich nicht  durch Verabrei- 
chung von Leckerbissen, durch Strei- 
cheln und Schöntun, wahre Liebe 
zeigt sich darin, daß Sie dem Hund in 
seinen schweren Stunden Hilfe sind. 
Der Hund dient Ihnen sein ganzes Le- 
ben lang oft unter eigenen Opfern treu 
und ist stets für Sie da. Er verlangt 
nichts von Ihnen für seine Treue, er 
darf aber erwarten, daß Sie ihm in sei- 
nen argen Stunden das geben, wor- 
um er Sie bitten würde, wenn er eben 
sprechen könnte  — um Beistand. Ja, 
wenn der Hund sprechen könnte, er 
würde Sie auch noch dieser Mühe  
 

entheben und allein zum Arzt gehen. 
Wer sich daher über die Art der Er- 
krankung seines Hundes nicht abso- 
lut klar ist und positiv zu helfen weiß, 
soll, auch wenn er sich noch so weise 
dünkt, an seinem Tier nicht herumla- 
borieren, er soll auc h nicht die ihm 
von anderer Laienseite empfohlenen 
»Kuren« versuchen, sondern zum 
Tierarzt gehen, dem heute sehr wert- 
volle Hilfsmittel zum Erkennen der 
Krankheiten zur Verfügung stehen. 
Die Arztrechnung läßt sich leichter 
verschmerzen als das Bewußtsein, 
vielleicht am Siechturn des eigenen 
Hundes schuld zu sein. 
Die kleineren Übel des Hundes, gerin- 
ge Verletzungen, lassen sich leicht mit 
fast den gleichen Mitteln bekämpfen, 
die wir Menschen bei uns anwenden. 
Größere Fleisch- und Bißwunden ge- 
hören in die Sprechstunde des Arztes, 
weil oft nur sofortiges Nähen und 
durchgreifende Reinigung eine gute 
Verheilung gewährleisten. Das Einge- 
ben von Medizin ist nun nicht immer 
einfach, denn Hunde haben hierge- 
gen eine große Abneigung, sie sind 
bisweilen sogar Künstler im Vonsich- 
geben im Maul versteckt gehaltener 
Pillen und Medizinen. Um in Ruhe 
eingeben zu können, lasse man sich 
den Hund in sitzender Stellung hinten 
am Halsband festhalten. Dann gieße 
man die Medizin in die Gegend der 
Backenzähne zwischen Lefzen und 
Gebiß, schließe mit der linken Hand 
und sanftem Druck den Fang und hal- 
te mit dem Handballen der rechten 
Hand einen Augenblick die Nasen- 
 

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96 

 

 

 

 

  

partie des Hundes zu, wodurch der 
Hund einen tiefen Schluck tut und da- 
mit die Medizin herunterbringt. Bei 
ruhigen Hunden hat man nur nötig, 
die Lefzen etwas abzuheben und die 
Medizin einzugießen, um dann das 
Maul zu schließen. Nie gieße man die 
Medizin auf die Zungenwurzel oder 
gar einfach in den Schlund hinein, 
denn hierbei erbricht der Hund gern; 
er kann sogar bei besonders unglück- 
lichen Umständen Teile der Medizin 
in die Luftröhre bekommen, was sehr 
gefährlich werden kann. Mit ein we- 
nig Übung und Eingehen auf die Ei- 
 

genarten des Hundes hat man im Ein- 
geben bald eine gewisse Routine. 
Frißt der Hund schlecht, so gibt man 
Vitaminpräparate, Hefe und derglei- 
chen ins Futter; bisweilen läßt sich die 
Freßlust auch durch Pepsin steigern, 
das man längere Zeit geben kann. 
Meist ist allerdings die Medizin für den 
Hund die beste, welche er nicht be- 
kommt, denn unser Hausfreund heilt 
sich gern selbst auf natürliche Weise, 
indem er entweder zwecks Beseiti- 
gung seines Unbehagens sehr vor- 
sichtig oder gar nicht frißt. Macht der 
Hund also einen müden Eindruck 
 

 

So werden Pillen und

 

flüssige Medikamente

 

eingegeben

 

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97 

  
und möchte nicht fressen, so zwinge 
man ihn nicht dazu, denn bei guter 
sonstiger Ernährung will eine kurze 
Fastenzeit nicht viel schaden und 
trägt nur dazu bei, daß sich die gesun- 
de Natur des Tieres durchsetzt. Wenn 
der Hund aber längere Zeit apathisch 
ist oder sichtbar unter Schmerzen lei- 
det, muß sofort eingeschritten wer- 
den und der Tierarzt zu Rate gezogen 
werden. 

Es würde weit über den Rahmen und 
die Absicht dieses Buches hinausge- 
hen, wollten wir uns hier mit allen 
möglichen Erkrankungen des Hun- 
des befassen, es seien daher nur die 
wichtigsten Krankheiten und der Be- 
fall mit Schmarotzern durchgespro- 
chen, denn Krankheiten heilen ist ja 
die Aufgabe der Tierärzte. 
Vorerst wollen wir uns aber mit einer 
besonderen Art der Erkrankung be- 
fassen, das sind die 

Vergiftungserscheinungen 
bei Hunden, 

hervorgerufen durch Gifte, welche 
Neider, Hundehasser, aber auch Ein- 
brecher unseren Tieren beibrachten, 
um sie aus dem Wege zu räumen, 
oder die Hunde haben sie selbst auf- 
genommen. 
Die Vergiftung als solche zu erken- 
nen ist oft nicht leicht wegen der Ähn- 
lichkeit mit verschiedenen regulären 
Erkrankungen. Man schließt jedoch 
mit ziemlicher Sicherheit auf eine Ver- 
giftung, wenn der Hund ganz urplötz- 
 

lich ohne vorherige Indisposition hef- 
tig  erkrankt. Zu den markantesten 
Zeichen gehören: 
• bei den scharfen Giften Arsenik, 

Phosphor, Sublimat, Säuren, Kalk: 
Angst, Unruhe, Winseln, Geifern, 
Erbrechen mit krampfhaftem Zu- 
sammenziehen des Halses, 
Durchfall, stark beschleunigter 
Puls, kurzes Atmen, Krämpfe, stie- 
rer Blick und auch völlige Lähmun- 
gen; 

• bei den narkotischen Giften Brech- 

nuß (Strychnin), Stechapfel, Bella- 
donna, Opium, Schierling, Nacht- 
schatten, Bilsenkraut, Blausäure: 
Erweiterung der Pupillen, stierer 
Blick, starke Herabminderung der 
Hör- und Sehleistung, schwan- 
kender Gang, Schlafsucht, Be- 
wußtlosigkeit und Krämpfe; 

• bei den metallischen Giften, Zink, 
    Blei,    Mennige:   Erbrechen   und 
    Würgen,   großer   Durst,   heftiger 
    Verfall   der   Kräfte   unter   Leib- 
    schmerzen,        Krämpfe,         die 
    Schleimhäute sind blau. 
Mit einer Hilfe bei Vergiftungen kann 
nur dann gerechnet werden, wenn 
mit der Behandlung sofort begonnen 
wird. Die Art des Gegengiftes oder der 
anderweitigen      Gegenmaßnahmen 
wird zweckmäßig nur der Arzt be- 
stimmen können. Für den Fall, daß 
ein solcher nicht schnell zu beschaf - 
fen ist, seien hier einige der häufigsten 
Vergiftungen mit den ersten Hilfsmit- 
teln angegeben, doch verlasse man 
sich nie auf diese, sondern vertraue 
die endgültige Behandlung dem Tier- 
 

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98 

  

arzt an, der so bald wie möglich geru- 
fen werden sollte. 

Arsenvergiftung 
Die Arsenvergiftung wird beim Hunde 
meist durch aufgelesenes Ratten- 
oder Mäusegift hervorgerufen. Der 
Patient erbricht unter großer Atemnot 
(der Atem riecht knoblauchartig), er 
ist sehr hinfällig, unruhig; heftiger, oft 
blutdurchsetzter Durchfall setzt ein. 
Ein Beruhigungsrnittel geben, um das 
Erbrechen zu stoppen. Danach verab- 
reiche man große Mengen von Tier- 
kohle in kurzen Abständen. Der Tod 
kann innerhalb weniger Stunden, 
aber auch erst nach Tagen eintreten. 

Phosphorvergiftung 
Die Phosphorvergiftung entsteht 
durch Aufnahme von Giftködem, Rat- 
tengift etc. Blutiger Durchfall, heftiges 
Erbrechen, starke Leib schmerzen 
sind die Anzeichen. Einläufe und das 
Eingeben von medizinischer Kohle 
können hier helfen. Keine Milch ge- 
ben. Auch das sonst mit Erfolg als 
Brechmittel verwandte Butterwasser 
ist zu vermeiden, da diese Mittel den 
Phosphor im Körper zurückhalten. 

Strichninvergiftung 
Die Strichninvergiftung wird mei- 
stens durch Rattengift hervorgerufen. 
Die Hunde verfallen in kurzen Abstän- 
den in Streckkrämpfe, sind scheu und 
schreckhaft. Sofort Erbrechen hervor- 
rufen, damit das Gift aus dem Magen 
entfernt wird, und Leinsamenklistiere 
machen. 

Bleivergiftung 
Die Bleivergiftung zeigt sich in Schwä- 
che, taumelnden Bewegungen und 
Krämpfen. Sie führt leicht zum Er- 
blinden. Natrium- oder Magnesium- 
sulfat wird im Verhältnis  l:3 mit  Was- 
ser gelöst und morgens und abends 
eingegeben. 

Thalliumvergiftung 

Ebenso tritt die Thalliumvergiftung 
nach Aufnahme von Giftködern auf. 
Unmittelbar danach zeigen die Hunde 
Erbrechen und Durchfälle. Doch die- 
ses muß nicht immer der Fall sein. Oft 
zeigen sich erst später Ekzeme und 
Haarausfall. Wiederum sind Mittel 
zum Erbrechen und Einlaufe die er- 
sten Maßnahmen. 

Cumarinvergiftung 
Erwähnt sei noch die Vergiftung 
durch Cumarin, das sehr gerne als 
Rattengiftmittel verwandt wird. Es 
kommt zu schweren inneren Blutun- 
gen und großer Schwäche der Tiere. 
Wird die Giftaufnahme beobachtet, 
sofort zum Tierarzt und Erbrechen 
auslösen. Wenn es nicht bemerkt 
wird und es nach mehreren Tagen zu 
Blut im Kot und Urin sowie zu weißli- 
cher, kalter Maulschleimhaut gekom- 
men ist, helfen nur noch Injektionen 
von Vitamin K, Vitamin B

12

 und eines 

Eisenpräparates. 

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99 

  
Erkrankungen 

der Verdauungsorgane  

Zähne und Zahnfleisch 
Normalerweise hat der Hund fast bis 
zu seinem Lebensende ein gutes, ge- 
sundes Gebiß. Erkrankungen der 
Zähne, des Zahnfleisches und der 
Kieferhöhlen beginnen oft mit Zahn- 
stein.  Bei Hunden, die Zahnstein ha- 
ben, müssen die Zähne einer ständi- 
gen Zahnreinigung unterworfen wer- 
den. Bei leichteren Fällen kann man 
das Reinigen der Zähne mit 
Schlemmkreide versuchen. Starker 
Zahnstein muß entfernt werden. Der 
Zahnstein lockert nämlich das Zahn- 
fleisch und schafft damit die Voraus- 
setzung für schwere Zahndefekte. An 
dieser Stelle sei noch erwähnt, daß 
manchmal Milchzähne nicht von 
selbst ausfallen oder ausgebissen 
werden. Sie müssen dann, um eine 
Schädigung der bleibenden Zähne zu 
vermeiden, gezogen werden. 

Magen und Darm 

Erkrankungen des Magens und des 
Darms werden beim zivilisierten 
Hunde immer häufiger beobachtet. 
Der Hund zeigt Erbrechen, Durchfall 
oder beides zusammen sowie Appe- 
titlosigkeit. Es gibt dafür viele Gründe: 
einmal falsche und ungenügende Er- 
nährung, andererseits Überernäh- 
rung. Hinweise dafür finden Sie im 
Kapitel: Die Ernährung des Hundes. 
Bei der Heilung dieser Erkrankungen 
spielt Diät eine große Rolle. Mehrtägi- 
ges Fasten. Haferschleim, gutes 
 

Fleisch und Vitamine sind Vorausset- 
zungen für die Wiedergesundung. Bei 
Durchfällen gibt man Kohle oder Ta- 
nalbin. Statt Trinkwasser bekommt 
der Hund Kamillen-, leichten schwar- 
zen oder Fencheltee vorgesetzt. Bei 
längeranhaltenden Magen- und 
Darmstörungen soll immer der Tier- 
arzt zu Rate gezogen werden. Chroni- 
sche Erkrankungen, gerade des Ma- 
gen- und Darm-Kanals, sind schlecht 
und nur unter schwierigen Umstän- 
den heilbar. 

Zu den Erkrankungen des Magens 
und Darms gehört auch der Befall des 
Hundes mit Spul- und Bandwür- 
mern. Jeder Welpe hat Spulwürmer 
und muß deshalb auch entwunnt 
werden. Eine Verwurmung des Hun- 
des hat eine Schwächung seiner Wi- 
derstandskraft zur Folge. Außerdem 
sollte man seinen vierbeinigen Haus- 
genossen schon aus hygienischen 
Gründen (enges Zusammenleben mit 
dem Menschen) entwurmen. Eine 
jährliche (eventuell auch häufigere) 
Wurmkur mit geeigneten Mitteln ist 
nie fehl am Platz. Der Befall mit Band- 
würmern zeigt sich meistens durch 
Abmagerung des Hundes, vermehrte 
Freßlust, manchmal auch Freßunlust, 
Abgang der Bandwurmglieder im 
Kot, Durchfälle etc. Die Bandwurm- 
bekämpfung ist immer problema- 
tisch und kann durch das leichtsinni- 
ge Eingeben von stark wirkenden Mit- 
teln sehr gefahrlich für den Hund wer- 
den. Die Bandwurmbekämpfung ge- 
hört deshalb in die Hände des Tierarz- 
tes. Erwähnenswert ist auch die Über- 
 

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100 

  

tragung des Zwischenstadiums des 
gewöhnlichen Hundebandwurms 
durch Flöhe. Die Flohbekämpfung ist 
also eine Voraussetzung zur erfolgrei- 
chen Bandwurmkur. Unter den vielen 
Bandwürmern  des Hundes gibt es ei- 
ne Art (der Kot sieht aus, als ob er mit 
Gries bestreut wäre), die auch dem 
Menschen gefährlich werden kann. 
Das sogenannte 

»Schlittern«, Rut- 

schen des Hundes auf dem After, 
hängt nicht immer mit Würmern zu- 
sammen. Des öfteren liegt eine Ver- 
stopfung der Duftdrüsen des Hundes 
vor. 

Der Schnupfen 

Schnupfen, d.h. Katarrh der Nasen- 
schleimhaut, ist zumeist auf Erkäl- 
tung zurückzufuhren, manchmal 
auch auf bestimmte Pflanzenteile wie 
Grannen oder Spelzen oder auf winzi- 
ge Insekten oder deren Larven, 
Erscheinungen: Niesen, Wischen mit 
den Pfoten an der Nase, Reiben der 
Nase an dazu geeigneten Gegenstän- 
den, späterhin Nasenausfluß, der an- 
fangs spärlich und wässerig ist, später 
aber immer trüber, dicker, schleimi- 
ger oder auch eiterähnlich wird und, 
wenn er in großer Menge auftritt, zu 
schniefendem, rasselndem, unter 
Umständen etwas erschwertem 
Atem führen kann. Die Dauer solchen 
einfachen Schnupfens beträgt meist 
nur wenige Tage; jedoch kommen, 
namentlich bei Hunden mit kurzen 
Köpfen, hin und wieder Nasenkatar- 
 

rhe vor, die eine Neigung zum chroni- 
schen Verlauf zeigen. Das aus den 
Nasenlöchern fließende Sekret wird 
dann sehr bald klebrig, glasig oder eit- 
rig, in schweren Fällen wohl auch jau- 
chig und hat die Neigung, die Nasen- 
öffnungen zu verkleben, in der Um- 
gebung derselben zu schmutzigen 
Krusten einzutrocknen und die dort 
befindliche Haut in Entzündung zu 
versetzen. Der Nasenspiegel er- 
scheint in solchen Fällen gewöhnlich 
trocken, rissig, grau und behält dieses 
Aussehen selbst nach Beseitigung 
des Nasenkatarrhs nicht selten für 
längere Zeit, ja manchmal das ganze 
Leben hindurch bei. Auch der Ge- 
ruchssinn kann mehr oder weniger in 
Mitleidenschaft gezogen sein. 
Bereits an dieser Stelle soll erwähnt  
werden, wie gefährlich es ist, die An- 
zeichen eines Schnupfens zu überse- 
hen. Die oft tödliche Staupe beginnt 
nämlich mit denselben Erscheinun- 
gen. Also ist Vorsicht am Platze. 
Behandlung: Der einfache Nasenka- 
tarrh geht gewöhnlich auch ohne Be- 
handlung in wenigen Tagen vorüber, 
und man hat nur nötig, die an den Na- 
senlöchern klebenden Ausscheidun- 
gen wiederholt abzuwischen bzw. die 
Haut mit Fett oder Vaseline zu be- 
streichen. Bei allen stärkeren, na- 
mentlich eitrigen, besonders aber 
chronischen Katarrhen kann man täg- 
lich ein- bis zweimal die Nasenhöhle 
mit einer warmen, verdünnten Kamil- 
losanlösung ausspülen oder je 10 Mi- 
nuten lang Dämpfe von Kamillenauf- 
guß einatmen lassen (der Topf wird 
 

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101 

  
dem Tier vorsichtig unter die Nase ge- 
halten. Danach wird die Nase dünn 
mit  Vaseline eingerieben. Dauert der 
Schnupfen mehr als ein paar Tage an, 
ist unbedingt ein Tierarzt zu konsul- 
tieren. 

Akuter Kehlkopfkatarrh 

Die Veranlassung des namentlich im 
Frühjahr überaus häufigen, manch- 
mal förmlich seuchenhaft auftreten- 
den Leidens bildet eine bakterielle In- 
fektion. 
Erscheinungen: Das erste auffällige 
Symptom ist Husten. Derselbe kann 
nach Befinden außerordentlich heftig 
sein und ist anfangs stets kurz, heiser, 
trocken, später gedehnt, locker, ras- 
selnd, mit Auswurf verbunden. Durch 
Druck auf den Kehlkopf bzw. auf die 
ersten Luflröhrenringe, eine Manipu- 
lation, die dem Tiere sichtlich 
schmerzhaft ist, lassen sich ohne wei- 
teres Hustenstöße auslösen, ebenso 
durch schnelles Laufen, Aufregung, 
Trinken kalten Wassers, Einwirkung 
scharfer Luft, Eingeben von Arzneien 
usw. Bei schweren Erkrankungen ist 
Fieber mit Appetitmangel usw. zu- 
gcgen; auch kann es in solchen Fällen 
zu Atembeschwerden kommen, die 
manchmal mit pfeifenden oder rö- 
chelnden Tönen verbunden sind. Die 
Dauer das akuten  Kehlkopfkatarrhs 
ist meist nur kurz; jedoch kann dersel- 
be bei ungeeigneter Behandlung und 
Fortwirken der Ursachen in den chro- 
nischen Katarrh übergehen. Auch die- 
 

se Erkrankung kommt im Anfangs- 
stadium der Staupe vor. 
Behandlung: Die Behandlung ist dem 
Tierarzt zu überlassen, der eine Be- 
handlung mit Antibiotika vornimmt, 
die ca. eine Woche dauert. Man läßt 
den Patienten im gut ventilierten Zim- 
mer und hält von ihm alle Einflüsse 
(Staub, Rauch, Zugluft, Aufregung 
usw.) fern, die zur Verschlimmerung 
des Leidens führen können. 

Luftröhren- 
und Bronchialkatarrh 

Lungenkatarrh, so ist der Name, den 
der Laie dem Luftröhren- und Bron- 
chialkatarrh in der Regel beilegt, 
kommt namentlich bei schwächli- 
chen, verzärtelten, jungen Hunden 
außerordentlich häufig vor und wird 
im allgemeinen durch dieselben Ur- 
sachen wie der Kehlkopfkatarrh ver- 
anlaßt. 
Erscheinungen: Dieselben sind ver- 
schieden, je nachdem ob der Katarrh 
einen akuten oder chronischen Ver- 
laufnimmt. 
Der akute Lungenkatarrh beginnt bei 
halbwegs stärkerer Erkrankung mit 
wiederholten Anfällen von Frösteln 
sowie mit Mattigkeit, Abgeschlagen- 
heit, Appetitmangel und Fieber, Sehr 
bald kommt es zum Husten, der an- 
fangs kurz, trocken, schmerzhaft, hart 
ist, später locker, feucht, kräftiger 
wird und sich mit Leichtigkeit durch 
Druck auf die Luftröhre, oft auch 
schon durch Beklopfen der Brust- 
 

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102 

  

wand (dicht hinler der Schulter) aus- 
lösen läßt. Die Atemzüge sind ver- 
mehrt und werden bei stärkerer Er- 
krankung auch mit Anstrengung aus- 
geführt. Wenn man das Ohr an die 
Brustwand legt, so hört man ver- 
schärftes Vesikuläratmen (das Vesi- 
kulär- oder Bläschenatmen der ge- 
sunden, ruhig atmenden Lunge ist ein 
weiches, schlürfendes, murmelndes, 
nur beim Einatmen hörbares Ge- 
räusch; das verschärfte Vesikulärat- 
men klingt schärfer, lauter, rauher 
und ist mehr oder weniger auch beim 
Ausatmen zu vernehmen), später, 
wenn der Husten locker geworden 
ist, auch Rasseln (Flüssigkeitsras- 
seln). Der Lungenkatarrh geht bei er- 
wachsenen, kräftigen Hunden meist 
in 8 bis 14 Tagen vorüber; bei jugend- 
lichen, schwächlichen Hunden zieht 
er sich oftmals mit wachsender Hef- 
tigkeit mehrere Wochen lang hin oder 
nimmt den Ausgang in Lungenent- 
zündung. 

Der chronische Lungenkatarrh, den 
man vielfach als Asthma bezeichnet, 
kann als  Ausgang des akuten Ka- 
tarrhs auftreten oder sich auch gleich 
von vornherein als chronisches Lei- 
den entwickeln und ist eine nament- 
lich bei älteren, herzkranken Hunden 
sehr häufig vorkommende Krankheit. 
Er kennzeichnet sich durch an und für 
sich zwar mäßige, aber dauernde At- 
mungsbeschwerden, die durch Auf- 
regung, Anstrengung, schnelles Lau- 
fen usw. eine wesentliche Steigerung 
erfahren, femer durch einen in der 
Regel anfallsweise auftretenden quä- 
 

lenden Husten, der oftmals mit Wür - 
gen oder Erbrechen endigt und meist 
feucht, manchmal sogar rasselnd, 
selten trocken, aber niemals beson- 
ders kräftig ist. Die Atemluft ist 
manchmal übelriechend; das Allge- 
meinbefinden ist in der Regel gut; Fie- 
ber fehlt in den allermeisten Fällen. 
Beim Behorchen der Brustwand hört 
man neben schärferem Bläschenat- 
men namentlich Flüssigkeitsrasseln, 
nicht selten auch sogenanntes trocke- 
nes Rasseln in Form pfeifender, quie- 
kender, schnurrender Töne. 
Behandlung: Die Behandlung des 
akuten Lungenkatarrhs erfordert den 
Tierarzt, der Antibiotika einsetzen 
wird. Dadurch kann die Krankheit 
meistens sehr schnell erfolgreich be - 
kämpft werden. 
Beim chronischen Lungenkatarrh 
liegt wenig Aussicht vor, durch die Be- 
handlung mehr als eine nur vorüber- 
gehende, geringgradige Besserung 
herbeizuführen. Darum ist es so 
wichtig, gleich bei den ersten Anzei- 
chen einer akuten. Erkrankung den 
Tierarzt aufzusuchen. 

Lungenentzündung 

Lungenentzündung entsteht in der 
überwiegenden Mehrzahl der Falle 
im Anschluß an Lungenkatarrh und 
kann somit  durch verschiedene Ein- 
flüsse kommen. Aber auch im Verlau- 
fe anderer Krankheiten kann der ge- 
schwächte Hund eine Lungenentzün- 
 

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103 

  

düng bekommen, femer nach Unfäl- 
len und Operationen. 
Erscheinungen: Bei den nahen Bezie- 
hungen, in denen somit Lungenka- 
tarrh und Lungenentzündung zuein- 
ander stehen, ist man oft nicht mit Si- 
cherheit imstande, zwischen diesen 
beiden Krankheiten eine scharfe 
Grenze zu ziehen. 
Bei beiden Erkrankungen ist an die 
Staupe zu denken. 

Daß ein Lungenkatarrh den Ausgang 
in Lungenentzündung genommen 
hat, schließt man aus der auffälligen 
Beschleunigung und Erschwerung 
der Atmung (es kommt unter Um- 
ständen bis zu 60 oder mehr mit 
»Backenblasen« ein hergehen de n 
Atemzügen in der Minute), aus dem 
kurzen, matten, anscheinend sehr 
schmerzhaften Husten, aus der star- 
ken Beschleunigung des anfangs 
meist noch leidlich kräftigen, aber 
später allmählich schwächer werden- 
den Pulses (man zählt namentlich bei 
jugendlichen Hunden 150—180 oder 
noch mehr Schläge in der Minute), aus 
der schweren Störung des Allgemein- 
befindens und aus der Temperaturer- 
höhung, die wenigstens anfangs 
wohl nur selten fehlt. Beim Beklopfen 
der Brustwand wird ein matter, mehr 
sieht- als hörbarer Husten (Hüsteln) 
ausgelöst; beim Behorchen dersel- 
ben vernimmt man die Geräusche 
des Lungenkatarrhs, vor allem sehr 
scharfes Bläschenatmen, Schnurren, 
Brummen, Pfeifen, Flüssigkeitsras- 
sein aller Art, an vereinzelten Stellen 
auch Knistern und daneben soge- 
 

nannte »unbestimmbare Geräusche« 
in verschiedener Ausdehnung. Nicht 
selten ist Nasenfluß von wässeriger 
oder schleimig-eitriger Beschaffen- 
heit vorhanden. Der Verlauf ist meist 
langwierig, wird nicht sofort eine Be- 
handlung mit einem Antibiotikum 
durch den Tierarzt vorgenommen. 

Erkrankungen der Augen 

Eine oft auftretende Erkrankung der 
Sehorgane ist die Bindehautentzün- 
dung. Als Ursache sind oft kleine, 
scharfe Fremdkörper wie Sand oder 
Pflanzenteile anzusehen, die eine Rei- 
zung herbeifuhren. Zur Entzündung 
kommt es dann durch Bakterien. Die 
Augen sind mit Schleim und Sekret 
verschmiert. An den Augenwinkeln 
bilden sich sogenannte Sekretrinnen, 
die besonders bei Hunden mit hellem 
Fell gut zu sehen sind. Die oben ge- 
nannte Entzündung kann in ein eitri- 
ges Stadium übergehen und schließ- 
lich zu schweren Hornhautentzün- 
dungen etc. führen. Einfache Binde- 
hautentzündung behandelt man 
durch Auswaschen der Augen mit 
Kamillosanlösung. Man tränkt am 
besten einen Wattebausch mit der 
Flüssigkeit und wischt das Auge 
mehrmals täglich damit aus. Kommt 
es zu keiner Besserung, ist der Tier- 
arzt aufzusuchen. Es kann sonst dem 
Hund sogar das Augenlicht kosten. 

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104 

  

Ohrenzwang 

Des öfteren leiden Hunde am soge - 
nannten Ohrenzwang oder »Ohren- 
wurm«, wie der Laie auch sagt. Wir 
haben es hier mit einer Krankheit zu 
tun. bei welcher ein »Wurm« über- 
haupt keine Rolle spielt. Die Ursache 
des Leidens, welches hauptsächlich 
langhaarige Rassen befällt, ist meist 
Ansammlung von Schmutz oder von 
erhärtetem Ohrenschmalz. Sauber 
gehaltene Hunde neigen zu dieser 
Krankheit nicht, sofern nicht etwa von 
außen eingedrungene Fremdkörper 
den Ohrenzwang hervorrufen. Der er- 
krankte Hund hält den Kopf schief, 
schüttelt diesen öfters, spürt Juckreiz 
und hat beim Berühren des sich sehr 
warm anfühlenden Ohres ersichtlich 
Schmerzen. Im ersten Stadium zeigt 
sich im Gehörgang eine leichte Rei- 
zung, später stellt sich eine eitrige, 
übelriechende Entzündung und Ek- 
zernbildung ein. Das Ohr näßt und 
fließt in diesem Stadium, es bildet, 
wenn eine geeignete Behandlung 
fehlt, Wucherungen, die zu einem 
chronischen Leiden  führen können. 
Ist das Leiden für eine eigene Behand- 
lung nicht schon zu sehr fortgeschrit- 
ten, reibe man das Ohrinnere, haupt- 
sächlich natürlich die betroffenen 
Stellen, vorsichtig mit einem vom 
Tierarzt verschriebenen Medikament 
ein. Lassen Sie sich auch zeigen, wie 
Sie beim Auswischen des Ohres vor- 
zugehen haben, da sonst die Gehör- 
gänge leicht verletzt werden können. 
Sonst überlassen Sie am besten dem 
 

Tierarzt die Behandlung dieses emp- 
findlichen Organs. 
Manche Erkrankungen des Ohres 
werden durch Parasiten hervorgeru- 
fen, deren Vernichtung die Vorausset- 
zung zu einer Heilung ist. Gegen diese 
»Ohrräude« verfügt der Tierarzt heute 
über hervorragend wirksame Mittel. 

Erkrankungen des Haarkleides 
und der Haut 

Erkrankungen von Haut und Fell des 
Hundes treten in mannigfaltiger Form 
auf. Hervorgerufen werden diese 
Krankheiten durch mangelhafte Pfle- 
ge, durch falsche oder mangelhafte 
Ernährung, durch Parasiten, Bakte- 
rien und Pilze. Es kann dabei zum 
Haarausfall, zum Abbrechen des 
Haares, zum vermehrten »Haaren«, 
zu Ekzemen der Haut usw. kommen. 
Vorbeugen kann man durch tägliche 
Pflege des Haarkleides, wie Bürsten 
und Kämmen, und falls erforderlich 
durch Baden des Hundes. Flöhe und 
Läuse werden mit geeigneten insek- 
tenvernichtenden Pudern behandelt. 
Beachten Sie die Vergiftungsgefahr! 
Deswegen nach der Behandlung den 
Hund nicht ganz unbeobachtet las- 
sen. Offene Wunden verbieten diese 
Behandlung von vornherein. Wäh- 
rend der Behandlung keine fetthaltige 
Nahrung zuführen, da Fett eine Ver- 
giftung beschleunigen kann. 
Die Räude, eine früher häufige Krank- 
heit, ist heute selten geworden. Her- 
vorgerufen wird diese Erkrankung 
 

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105 

  
durch Milben. Wir kennen die Sarcop
tes-Räude, hervorgerufen durch eine 
Milbe, welche sich in der Haut des 
Hundes Gänge bohrt. Die Räude be- 
vorzugt empfindliche Hautstellen an 
Kopf, Ohrwurzeln, Augen, Unter- 
brust, Ellenbogen, Rutenwurzel und 
Flanken. Bereits Wochen vor dem di- 
rekten Ausbruch der Räude zeigt der 
Hund durch ständiges Kratzen an den 
bezeichneten Stellen an, daß er von 
Milben befallen ist. Da er dies auch 
nachts tut, wird das Allgemeinbefin- 
den des Tieres herabgesetzt. Genaue 
Untersuchungen zeigen in diesem 
Vorstadium winzige Stichwunden-, 
die im Umkreis liegende Haut beginnt 
sich abzuschuppen und zeigt dann 
kahle Stellen. Bei der nassen Form 
bilden sich Knötchen. die in Bläschen 
mit stark nässendem und schließlich 
eintrocknendem Inhalt übergehen, 
mitunter bei Vernachlässigung auch 
zu Ekzembildungen fuhren. Bei der 
großen Vermehrungsmöglichkeit der 
Milbe dehnt sich die Räude langsam 
über den ganzen Körper aus und be- 
einträchtigt Wachstum und Befinden 
in sehr hohem Maße. Die Heilung die- 
ser Erkrankung gehört in die Hände 
des Tierarztes. Er wird ein Medika- 
ment verschreiben, das dem Bad zu- 
gefügt werden kann. Nach wenigen 
Bädern ist der Hund die Milben los. 
Mehr in den Vordergrund geschoben 
haben sich die Erkrankungen von 
Haarkleid und Haut durch Pilze. An- 
zeichen sind Haarausfall (manchmal 
kreisrund), Juckreiz, Ekzeme. Pilzer- 
krankungen können auf den Men- 
 

schen, und umgekehrt vom Men- 
schen auf den Hund, übertragen wer- 
den. Das Erkennen ist oft schwierig 
und bleibt  — ebenso wie die Behand- 
lung  - dem Tierarzt vorbehalten. 
Entzündungen der Haut, Ekzeme. 
Juckreiz und dergleichen können 
auch durch Vitaminmangel (siehe Er- 
nährung des Hundes) hervorgerufen 
werden. Auch zu häufiges Baden 
schafft oft die Voraussetzung für der- 
artige Erkrankungen. Die Behandlung 
erfolgt durch das Auftragen von Pu- 
dern, Pasten, Salben auf die entzün- 
deten Stellen und selbstverständlich 
durch Abschaffung der oben angege- 
benen Ursachen. 

Haarausfall und Hautveränderungen 
können auch hormoneile Ursachen 
haben. Oft zeigen die Hunde dann 
symmetrischen Haarausfall an den 
Flanken. Manchmal ist die Haut stär- 
ker pigmentiert oder es kommt zu 
Hautverdickungen. Der Tierarzt kann 
gezielt Hormongaben einsetzen. 

Krebs beim Hunde? 

Sehr häufig neigen die Hunde heute 
zur Geschwulstbildung an den ver- 
schiedensten Körperteilen. Sowohl 
äußere Schichten als auch innere Or- 
gane werden befallen. Nicht immer 
muß eine Geschwulst bösartig sein. 
Der Laie spricht dann von einer 
Krebsgeschwulst. Sehr häufig sind 
z.B. Geschwülste des Gesäuges, die 
oft gutartig sind. Sie entstehen bei 
Hündinnen, die sehr stark zur soge- 
 

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106 

  

nannten »Scheinschwangerschaft« 
neigen. Man sollte diesen Erschei- 
nungen mehr Beachtung schenken. 
Die Gebärmutterentzündung der 
Hündin, oft erkennbar am Ausfluß 
aus der Scheide, hat mit Krebs nichts 
zu tun. Nicht zu verwechseln ist die 
Gebärmutterentzündung mit der nor- 
malen Läufigkeit. 
Meist sind die erwähnten Erkrankun- 
gen durch richtige Behandlung, wie 
z.B. Operation, heilbar. 
Nun zu den wichtigsten Infektions- 
krankheiten des Hundes: 

Staupe 

Erreger der Krankheit ist ein Virus, das 
meistens durch kranke Hunde, aber 
auch durch Menschen übertragen 
werden kann. Ansteckungsquellen 
sind ferner verseuchte Zwinger, Kot, 
Sekret, Erbrochenes. Besonders ge - 
fährdet sind die Hunde auf Ausstel- 
lungen, wenn keine besonderen 
Maßnahmen (wie Überwachung der 
Ausstellung durch Tierärzte, vorbeu- 
gende Impfungen, hygienische Vor- 
beugungen etc.) getroffen werden. In 
der Hauptsache werden Jungtiere bis 
zu einem Jahr von der Staupe befal- 
len, doch sind erwachsene Tiere 
durchaus nicht gegen Ansteckung ge- 
feit. Dagegen scheinen Hunde, wel- 
che einmal die Staupe überwunden 
haben, von einer nochmaligen Er- 
krankung frei zu sein, ebenso Wel- 
pen, die sich noch bei der Mutter be - 
finden. Besonders anfällig gegen 
 

Staupe sind rachitische Hunde und 
solche, die verhätschelt und zu warm 
gelagert oder nicht richtig ernährt 
werden. 

Die klinischen Symptome einer er- 
folgten Erkrankung sind die folgen- 
den: Zu Beginn der Krankheit treten 
Störungen des Allgemeinbefindens 
auf: Trägheit, Unachtsamkeit, Verlust 
der Munterkeit und Lebhaftigkeit, 
schnelles Ermatten, Übellaunigkeit, 
Appetitmangel, Neigung zum Liegen 
und Aufsuchung versteckter Plätze, 
Frösteln, Zittern, Trockenheit und 
Wärme der Nase, hin und wieder 
auch Erbrechen. Manchmal zeigen 
sich auch Veränderungen der Haut. 
An der Innenfläche der Hinterschen- 
kel und unten  am Bauch treten kleine 
rote Flecken oder Stippen auf, die 
meist ziemlich verstreut sitzen und 
sich schnell in Knötchen, dann in 
Bläschen und in Pusteln verwandeln. 
Die Pustein sind mit gelbem Eiter ge- 
füllt, linsen- bis kleinbohnengroß und 
trocknen meist  erst, nachdem sie ge- 
platzt sind, zu gelblichen oder bräun- 
lichen Schorfen oder Krusten ein. An 
den Augen schwellen die Augenlider, 
Rötungen und Schwellungen der Bin- 
dehaut stellen sich ein, es bildet sich 
ein schleimiges, eitriges Sekret, das sich 
in den Augenwinkeln ansammelt und 
an den Lidern zu gelblichen Krusten 
austrocknet. Es folgt dann meist eine 
katarrhalische Erkrankung der Luft- 
wege, die zumeist an der Nase be- 
ginnt und mehr oder minder schnell 
in Richtung nach der Lunge vorwärts- 
schreitet. Zunächst tritt Schnupfen 
 

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107 

  
mit häufigem Niesen, ferner mit Wi- 
schen und Reiben der meist trocke - 
nen, rissigen Nase mit einem anfangs 
serösen, später schleimigen, danach 
graugelben bis graugrünen jauchigen 
Sekret auf, das die Hase verstopft und 
zu starkem Schniefen und beschwer- 
lichem Atmen führt. Zu diesem 
Schnupfen gesellt sich bei ernsteren 
Erkrankungen sehr schnell ein Ka- 
tarrh des Kehlkopfes, der Luftröhre, 
der Bronchien. Wenn sich ein Luftröh- 
ren-, namentlich aber Bronchialka- 
tarrh entwickelt, kommt es zu einer 
Vermehrung der Atemzüge mit Er- 
schwerung und scheinbar recht quä- 
lendem Husten. Zu dieser Zeit stellen 
sich Appetitlosigkeit mit anfangs 
meist gesteigertem Durst, belegte 
Zunge, Würgen, Erbrechen von 
schleimigen, oft galligen Massen und 
übelriechende, meist schleimige Ent - 
leerung ein. Der Ernährungszustand 
läßt schnell nach, und es tritt ein Kräf- 
teverfall selbst bei anscheinend genü- 
gender Nahrungsaufnahme ein. In 
der Hauptsache kommen folgende 
drei Arten von Staupe vor: 
Katarrhalische Form (Augen:, Na- 
sen-, Lungenstaupe). Schleim- und 
Eiterausfluß aus den Augen und der 
Nase, Husten, der häufig in Würgen 
und Erbrechen übergeht, mehr oder 
minder schnelles, oft schniefendes, 
unter Umständen auch beschwerli- 
ches und sehr angestrengtes Atmen. 
Magen- und Darmform (Magenstau- 
pe). Belegte Zunge, Appetitmangel 
oder völlige Appetitlosigkeit. Durst, 
Würgen, Erbrechen schleimiger, galli- 
 

ger Massen, sehr bald Durchfall mit 
oft gelbem, schleimigem, schleimig- 
eitrigem, auch blutigem Kot. 
Nervöse Form (Hirn- und Rucken- 
markstaupe). Schreckhaftigkeit, Un- 
ruhe, Reizbarkeit oder auch tiefe Be- 
nommenheit und Schlafsucht, ferner 
Kau- und epileptische Krämpfe, Mus- 
kelzuckungen, schwankender Gang, 
später oft völlige Lähmung. 
Der Verlauf der Staupe kann sehr ver- 
schieden sein. In vielen Fällen geht 
eine Krankheitsform in die andere 
über. Leichtere Fälle können in ein bis 
zwei Wochen mit Genesung enden, 
schwerere beanspruchen drei bis vier 
Wochen. Jedoch kommt es vor, daß 
sich die Krankheit lange  hinzieht, da 
sich Nachkrankheiten einstellen. Auf 
jeden Fall gehört die Behandlung des 
kranken Hundes in die Hände des 
Tierarztes, der schon gerufen werden 
sollte, wenn durch Fieber, Abgeschla- 
genheit des Tieres und fremdes Be- 
nehmen die Möglichkeit einer Stau- 
peerkrankung gegeben ist. 

Die Behandlung 
des staupekranken Hundes 

Der kranke Hund muß natürlich iso- 
liert und in einen zugfreien Raum ge- 
bettet werden. Das Lager sollte öfters 
erneuert werden, damit keine Neuin- 
fektion eintreten kann. Gute, reichhal- 
tige Ernährung und Ruhe sind sehr 
wichtig. In den ersten Tagen kann die 
Krankheit durch rechtzeitige Gabe 
von Staupeserum abgefangen wer- 
 

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den. Die weitere Behandlung ist trotz 
vieler guter und modernster Medika- 
mente auch heute noch problema- 
tisch. Die beste Therapie ist die Vor- 
beugung. Schon als Welpe muß der 
Hund vom Tierarzt geimpft werden. 
Die Impfung sollte nach 1-2 Jahren 
wiederholt werden. Die Entschei- 
dung, wie oft geimpft werden soll, 
muß immer einem erfahrenen Tier- 
arzt überlassen werden. Die neuesten 
Forschungen haben ergeben, daß ei- 
ne einmalige Impfung keinen lebens- 
länglichen Schutz bedeutet. Nicht ge- 
impfte Hunde erkranken nicht nur an 
Staupe, sie bedeuten auch für andere 
Hunde eine große Gefahr. Da es 
kaum Hunde gibt, die  gegen Staupe 
resistent sind (Züchterlatein), ist eine  
Unterlassung der Staupeimpfung zu- 
gleich verantwortungs- und rück- 
sichtslos gegenüber anderen Hunden 
und deren Besitzern. 

Leptospirose 

Der Laie nennt diese Krankheit »Stutt- 
garter Hundeseuche« (sie ist zuerst in 
Stuttgart aufgetreten). 
Wir unterscheiden bei der Leptospiro- 
se eine Magen- und Darmform sowie 
Leber- und Nierenstörungen. Meist 
zeigt der Hund zuerst blutige Durch- 
falle, Erbrechen, später dann Anzei- 
chen einer Leber- und Nierenerkran- 
kung. Da diese Krankheit oft tödlich 
ausgeht oder in ein chronisches Sta- 
dium übergeht, muß sie immer vom 
Tierarzt behandelt werden. Viele le- 
 

ber- und nierenkranke Hunde, denen 
später nicht mehr zu helfen ist, hatten 
zu Beginn der Krankheit mit wenigen 
Injektionen geheilt werden können. 
Die beste Vorbeugung ist auch hier 
die Impfung. Erwähnt sei noch die 
Möglichkeit der Übertragung auf 
Menschen, wenn keine sinnvolle 
Therapie einsetzt. 

Tollwut 

Diese gefährliche Krankheit tritt leider 
immer noch häufig auf.  Eine Anstek- 
kung erfolgt meistens durch den Biß 
eines tollwütigen Tieres (am häufig- 
sten durch einen Fuchs), wodurch 
dessen Speichel in die Wunde ge- 
langt. Nach dem Biß dauert es zwi- 
schen 3 und 6 Wochen, bis die Krank- 
heit ausbricht. Eine Behandlung  ist 
nicht möglich. Sie ist auch verboten, 
da während dieser Zeit die Anstek- 
kung von Tieren und auch Menschen 
möglich ist. An Tollwut erkrankte 
Hunde müssen getötet werden. Die 
einzige Gegenmaßnahme besteht in 
der Vorbeugung. Die Hunde müssen 
von den tollwutverseuchten Gebieten 
ferngehalten und beim Aufenthalt au- 
ßerhalb des eigenen Grundstücks an- 
geleint werden. Die Tollwut-Schutz- 
impfung ist der beste Schutz und bei 
der starken Verbreitung dieser 
schlimmen Erkrankung unumgäng- 
lich. Welpen sollten im  Alter von 
12 Wochen zusammen mit der zwei- 
ten Impfung gegen Staupe, Hepatitis 
und Leptospirose auch erstmals ge- 
 

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109 

  

gen Tollwut geimpft werden. Danach 
ist jährlich eine Wiederholungsimp- 
fung vorzunehmen. Nur wenn der 
Hund jährlich geimpft wird, ist er vor 
der Tollwut sicher geschützt. Nur 
dann sind mit ihm auch Auslandsrei- 
sen und der Besuch von Hundeaus- 
stellungen möglich. 

Parvovirose 

Unter Hundehaltern wird diese Virus- 
Erkrankung auch als Katzenseuche 
beim Hund bezeichnet, weil die Viren 
der gleichen Gruppe angehören und 
kurz nach Entdecken dieser Infek- 
tionskrankheit mit dem Katzenseu- 
chenimpfstoff schutzgeimpft wurde. 
Parvovirose wird durch direkten Kon- 
takt übertragen, vor allem Welpen aus 
großen Zwingern, Ausstellungshunde 
und Zuchttiere sind gefährdet. 
Blutiger Durchfall, Erbrechen, hohe 
Wasserverluste, die zu starkem Aus- 
trocknen fuhren, sind die Symptome 
dieser leider meist tödlich endenden 
Krankheit. Erkrankte Hunde sollten 
sofort zürn Tierarzt gebracht werden. 
Die beste Vorbeugung ist auch hier 
wieder die Schutzimpfung. 

Zum Schluß soll noch ganz kurz eine 
große Gefahr für unsere Hunde ge- 
streift werden. Sie ist durch das An- 
steigen der Autozahlen und den ver- 
stärkten Straßenverkehr selbst in klei- 
neren Orten entstanden. Täglich wird 
der Tierarzt zu Verkehrsunfällen geru- 
fen, in die Tiere, besonders Hunde, 
 

verwickelt sind. Unachtsamkeit der 
Besitzer ist fast in allen Fällen die Ur- 
sache. Es gibt wenig verkehrstüchtige 
Hunde, und nicht immer kann oder 
will der Auto- oder Motorradfahr er 
ausweichen. So kommt es zu allen 
möglichen schweren und leichteren 
Verletzungen, und oft ist der Tod die 
Folge. An dieser Stelle sollen nur ganz 
kurz die wichtigsten Erscheinungen, 
die ein sofortiges Eingreifen verlan- 
gen, geschildert werden. Eine erfolg- 
reiche Behandlung wird auch hier 
dem Tierarzt vorbehalten bleiben. 
Schwere, innere Verletzungen gehen 
meist tödlich aus, weil es oft zu star- 
ken, inneren Blutungen kommt. 
Man erkennt dies an den blassen, 
weißlichen Schleimhäuten des Mauls 
oder der Lidbindehäute am Auge. Es 
helfen nur sofortige Blutübertragun- 
gen und blutstillende Mittel. Wenn der 
Hund keinen Urin läßt, auch wenn er 
relativ munter ist, muß man mit ei- 
nem Riß der Harnblase rechnen. Bei 
schwerem und angestrengtem Atem 
kann ein Lungenriß oder ein Zwerch- 
fellriß vorliegen. Äußerliche Wunden 
können sich als schwerwiegende 
durchgehende Verletzungen mit Zer- 
reißen des Brust- oder Bauchfells ent- 
puppen. Lahmheiten, Unfähigkeit des 
Stehens, Sitzens oder Laufens zeigen 
Muskel- und Sehnenverletzungen 
wie Knochenbrüche, Verletzungen 
der Wirbelsäule, Nerven und derglei- 
chen an. 

In all den oben kurz erwähnten Fällen 
sollte das Tier zu einem Tierarzt ge- 
bracht werden. 

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