Walter Busack Das neue Hundebuch

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Walter Busack

Das neue

Hundebuch

Rassen • Aufzucht • Pflege

Überarbeitet von Dr. Alfred Hacker

und Horst Bielfeld

Aktualisierte Auflage











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Inhalt

Das Verhältnis zwischen Mensch und Hund

7

Die verschiedenen Hunderassen - Kleine Rassenkunde

9

Schutz- und Wachhunde, Gebrauchshunde

12

Hirten-und Treibhunde

15

Hirtenhunde aus Belgien 16 • Hirtenhunde aus Frankreich 16 •
Hirtenhunde aus Großbritannien 17 • Hirtenhunde aus
Jugoslawien 18 • Hirtenhunde aus der Schweiz 19 - Hirtenhunde
aus Ungarn 19

Doggen und Doggenartige 21

Jagdhunde

25

Laufhunde (Bracken) 26 • Schweißhunde 29 • Zwei afrikanische
Jagdhunde 30 - Vorsteh- und Apportierhunde 31 •
Stöberhunde 35 - Erdhunde 37 - Terrier 39

Schnauzer und Pinscher

44

Spitze

46

Rassen verschiedener Art

50

Kleinhunde

53

Windhunde

58

Welcher Hund ist für mich richtig?

63

Kaufen Sie Ihren Hund möglichst als Welpen!

66

Die Auswahl eines Welpen - Rüde oder Hündin?

68

Richtige Pflege und Ernährung

70

Die Ernährung des Hundes

71

Die Pflege des Hundes

74

Unser Hund lernt gehorchen

78

Wie wird der kranke Hund gesund?

94

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6

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7

Den guten Bissen, den du ihm gegeben,
vergißt der Hund dir nicht im ganzen Leben
und wirfst du ihn auch hundertmal mit Steinen.
Doch hast du einem gemeinen
Menschen dein Leben lang nur Gutes angetan,
beim ersten Anlaß fällt der Kerl dich an.

(Sadi, indischer Weiser)

Das Verhältnis

zwischen Mensch und Hund

as Verhältnis des Menschen zu
seinem Hunde läßt sich auf die

einfache Formel bringen: »Jeder hat
den Hund, den er verdient.« Das
klingt für den Neuling zwar ein wenig
hart, für den erfahrenen Hundefreund
ist es nichts Neues. Wie sollen wir uns
nun zu unserem Hunde stellen? Die
Frage ist leicht beantwortet. Wir ha-
ben lediglich mit unserer höheren In-
telligenz den Zwischenraum auszu-
füllen, der zwischen dem Denken des
Menschen und dem Instinkt des Hun-
des besteht. Wir dürfen also niemals
den Hund wie einen Menschen be-
handeln wollen, denn dies wurde für
ihn in seelischer wie körperlicher Be -
ziehung ein Unglück sein, er würde
einfach verkommen. Den Hund len-
ken in der Hauptsache zwei Regun-
gen: die Ernährung und die Fortpflan-
zung, Jeder Hund, den wir erwerben,
den wir uns großziehen, den wir viel-
leicht in Pflege haben, betrachtet uns
durch die Brille der ihm gewidmeten
Pflege und Ernährung. Erst wenn er

die Voraussetzungen für sein Leben
bei uns erfüllt findet, wird er sich hei-
misch fühlen. Wohlgemerkt: hei-
misch wird er sich fühlen, aber er wird
noch lange nicht unser sein. Mit uns
lebt der Hund nur, wenn wir ihn erst
einmal in seinen Seelenregungen ver-
standen haben, was nicht ohne liebe-
volles Eingehen auf seine Eigenarten
sowie Lebens- und Instinktäußerun-
gen möglich ist. Zum Verstehen des
Hundes gehört, daß wir ihm sein Wol-
len und Vorhaben ablauschen, daß
wir aus kleinen Andeutungen erfüh-
len und herauslesen, was er von uns
will. Nur wenig Laute hat der Hund
zur Verständlichmachung zur Verfü-
gung, dafür aber ein unendlich langes
Register kleiner und kleinster Zei-
chen, mit denen er seinen Freuden
und Leiden Ausdruck gibt. Er wirbt
nicht nur stürmisch um unsere Gunst,
nein, mit oft ganz winzigen Andeu-
tungen tastet er an uns herum, um
uns zu studieren, ob wir ihn nicht ver-
stehen möchten. Vielleicht nur ein

D

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Blick oder ein leises Streifen über un-
sere Hand, bisweilen nur ein zartes
Berühren mit seiner Pfote. Und wie
glücklich ist er, wenn wir ihn »verstan-
den« haben. Gelang es uns erst ein-
mal, ihn zu begreifen, dann wird
mehr und mehr aus unserem Hunde
ein Freund, ein Kamerad, der einfach
nicht versagen kann, weil ihm der
Herr über die eigene Existenz geht,
weil er in bedingungsloser Unterwer-
fung unter den Willen seines Herrn
jedes eigene Bestimmungsrecht
scheinbar aufgegeben hat - weil er
ohne seinen Herrn einfach nicht mehr
leben kann. Die meisten Hundefreun-
de werden leider nur zu Gebietern ih-
rer Hunde. Wahrer Hundefreund zu
sein ist nicht leicht, weil nicht wir, son-
dern allein der Hund dieses Prädikat
zu vergeben hat. Hat er aber einmal
sein Herz verschenkt, dann glücklich
der, welcher es erworben hat.
Der Hund braucht Verständnis und
Liebe. Verständnis für seine Regun-
gen, für sein Handeln zu haben
scheint oft schwer. Ihm Liebe zu be-
zeugen ist so unendlich leicht, weil es
nur kleiner Andeutungen bedarf, und
er merkt sofort, daß wir es gut mit ihm
meinen. Ein freudiges Wedeln mit der
Rute wird die prompte Antwort sein.
Wenn wir z.B. morgens an seinem
Lager vorbeigehen und ihm dabei ein
liebes Wort zurufen, wie glücklich ist
er doch ob dieser Liebesbezeugung,
wie wedelt er und antwortet: ich ver-
stehe dich. Nur im Vorbeigehen ein
leiser Strich über den Kopf, und die
Augen des Hundes leuchten auf für

den, welcher in ihnen zu lesen ver-
steht. Wie unsagbar traurig aber sinkt
der Hundekopf auf das Lager zurück,
wenn wir das Wedeln der Rute gar
nicht bemerken. Ob Zwergpinscher
oder Deutsche Dogge ist gleich, Liebe
verlangt der Hund, um Treue geben
zu können, um Vertrauen zu haben.
Wie blind aber das Vertrauen des
Hundes zu dem von ihm geliebten
Herrn ist. dafür gibt es täglich Bei-
spiele. Der beim Tierarzt bei Behand-
lung einer winzigen Wunde überaus
ängstliche Hund läßt sich vom eige-
nen Herrn die schwersten Verletzun-
gen nähen und leckt noch dabei die
Hand des Operateurs. Liebe und Ver-
trauen des Hundes sind so groß, daß
es unsere vornehmste Aufgabe als
Hundehalter sein und bleiben muß,
sie nicht zu enttäuschen. Doppelt des-
halb schon, weil der Hund mit unse-
ren Fehlern
nicht rechnet, wenn er
sich uns als Freund gibt. Der Rohling,
der den alternden Hund, den er nicht
mehr »gebrauchen« kann, mit Knüp-
pelhieben aus dem Hause jagt, wird
ihn am nächsten Morgen, wenn auch
zerschunden, vor der Haustür liegend
und um Einlaß bittend finden! Der ge-
marterte Hund wird die gleiche Hand,
die ihn gestern schlug, ohne weiteres
wieder lecken wollen, warum wohl?
In seinem Herzen haftet noch fest das
Gute, welches ihm sein Herr früher
tat. nicht das Unrecht von gestern.
Was lehrt uns diese unermeßliche
Treue? Sollen wir noch weiter fragen:
»Wie stehe ich zu meinem Hunde? «

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9

Die verschiedenen Hunderassen

Kleine Rassenkunde

as Wort Rasse ist ein biologischer
Begriff, der eine Anzahl von Le-

bewesen (Menschen oder Tiere) um -
faßt, die ein gleichartiges oder doch
sehr ähnliches Äußeres (Erschei-
nungsbild) aufweisen, das sie durch
die in ihnen vorhandenen Anlagen
möglichst unverändert vererben kön-
nen (Erbbild). Eine Rasse wird jeweils
durch einen bestimmten Namen ge-
kennzeichnet (Rassenbezeichnung).
Auf den Hund angewandt bedeutet
das, daß eine Hunderasse aus einer
mehr oder weniger großen Anzahl
von Hunden besteht, die im Erschei-
nungsbild und im Erbbild eine weitge-
hende Ähnlichkeit aufweisen können.
Einzelne Erscheinungsformen von
Hunden sind teilweise sehr alt. Sie
trugen einst volkstümliche Namen,
z.B. Bullenbeißer, und erhielten erst
eine Rassenbezeichnung, als man et-
wa Ende des vergangenen Jahrhun-
derts dazu überging, die Reinzucht
von Hunden einzuführen. Dabei wur-
den nur Hunde mit möglichst glei-
chem Erscheinungsbild gepaart, um
in der Nachzucht Hunde in ähnlicher
Verfassung und Aussehen zu erhal-
ten. Gleichzeitig bemühte man sich,
das Erscheinungsbild in der Form zu
veredeln u. a. m.

Zur Kontrolle der Reinzucht wurden
für die einzelnen Rassen Zuchtbücher
angelegt, in die jeder Hund unter ei-

ner bestimmten Nummer mit einem
Namen und einer für den Züchter ge-
schützten Bezeichnung seiner Zucht
(Zwingername) eingetragen wurde.
Das ermöglichte zu Beginn der Rein-
zucht einer Rasse dann eine Be-
standsaufnahme, wodurch nur ein-
getragene Hunde zur Zucht benützt
und die anfallende Nachzucht (Wel-
pen) wiederum in das Zuchtbuch ein-
getragen wurden. Mit der Zeit ent-
stand so eine ausgiebige Kontrolle der
Zucht einer bestimmten Rasse, für die
zuvor ein bestimmter Name ausge-
wählt worden war. Aus den großen
Formen der alten Bullenbeißer ent-
wickelte sich die Deutsche Dogge, aus
der kleineren Form der Deutsche Bo-
xer, um nur zwei Beispiele zu nen-
nen. Neue Rassen entstanden auch
durch Kreuzungen verschiedener
Rassen, die vorgenommen wurden,
um gewisse gute Eigenschaften zwei-
er Rassen in einer neuen zu vereinen,
z.B. beim Dobermann oder Pudel-
pointer. Darauf wird später noch zu-
rückzukommen sein.
Um das Erscheinungsbild in Einzel-
heiten festzulegen, wurde eine ge-
naue Rassenbeschreibung vorge-
nommen, in die Beschaffenheit und
Farbe des Haarkleides, Schulterhöhe
(d.h. Abstand vom Boden bis zum
höchsten Punkt des Schulterblattes,
den man als Widerrist bezeichnet),

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10

Kopfbild (Fanglänge - der Fang ist der
Schnauzenteil des Schädels) u. a. m.
einbezogen worden sind. Die Rasse-
kennzeichen werden oft nach engli-
schem Vorbild als Standards bezeich-
net.

Von England nahm die Zucht von
Rassehunden bekanntlich ihren Aus-
gang. Als der Begriff »Rasse« im
19. Jahrhundert aufkam, erhielt sie
ihre ersten Grundlagen, geprägt
durch den Franzosen Gobineau. Er
beschäftigte sich eingehend mit der
Vererbungs- und Züchtungslehre,
was bald eine weit verbreitete Liebha-
berei zur Züchtung verschiedener
Haustierarten (neben Hunden auch
Hühner, Tauben u. a. m.) hervorrief.
Bei dieser Züchtung wird zwar noch
der wirtschaftliche Zweck betont, z. B.
die Leistungsfähigkeit einer Hunde-
rasse in verschiedener Hinsicht, be-
sonders bei Jagd- oder Nutzhunden
anderer Art. Allmählich wurde aber
der Zweck in den Hintergrund ge-
drängt und dem Bestreben Vorschub
geleistet, die Zucht einer Hunderasse
weitgehend anderen Erfordernissen
anzupassen und nach Rassekennzei-
chen auszurichten, die die Rasse zu
veredeln vermögen. Die Erhaltung ih-
rer Wesensfestigkeit darf aber keines-
falls übersehen werden, wenn eine
Rasse auf die Dauer Bestand haben
soll.

Das Prüfungswesen für Leistungen
der verschiedensten Arten hat daher
für die Zucht verschiedener Hunde-
rassen eine besondere Bedeutung er-
halten.

Um alle züchterischen Maßnahmen
praktisch durchführen zu können, bil-
deten sich Zuchtvereine für Rasse-
hunde. Diese Bewegung nahm in
Deutschland in der Mitte der 80er Jah-
re des vorigen Jahrhunderts ihren An-
fang und dauert bis heute noch fort.
Immer noch werden Zuchtvereine
gegründet, besonders zur Förderung
von ausländischen Rassen, deren
Verbreitung sich in unserem Lande
besonders ausdehnte, wie etwa der
Bassethound. Für die Aufstellung der
Rassekennzeichen ist das Ursprungs-
land der betreffenden Rasse maßge-
bend.
Zur Wahrung ihrer Interessen schlos-
sen sich die Zuchtvereine zu einer
Dachorganisation zusammen, wie
sie in Deutschland der Verband für
das deutsche Hundewesen e.V.
(VDH), Sitz Dortmund, darstellt. Da
sich die Zucht von Rassehunden über
viele Länder in der ganzen Welt er-
streckt, vereinigten sich die Dachor-
ganisationen der einzelnen Länder
wiederum in einer weltweiten Organi-
sation, der Föderation Cynologique
Internationale (F. C. I.) mit Sitz in Thu-
in (Belgien). Zu ihren Aufgaben ge-
hört

u.a.,

die Rassenkennzeichen

(Standards) der einzelnen Länder zu
überprüfen, sie abzulehnen oder an-
zuerkennen und ihnen damit dann ei-
ne internationale Geltung zu verschaf-
fen.

In diesem Zusammenhang ist noch
zu erwähnen, daß derzeit etwa vier-
hundert Hunderassen aus der ganzen
Welt bekannt sind. Von Zeit zu Zeit

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11

werden neue Rassen zur Anerken-
nung angemeldet, und meistens wird
nach einer Prüfung der Erbbeständig-
keit des Erscheinungsbildes die bean-
tragte Anerkennung vollzogen wie im
Fall des Kromfohrländers kurz nach
dem Zweiten Weltkrieg.
Es würde den Rahmen dieses Buches
sprengen, wenn man alle bekannten
Rassen beschreiben wollte. Deshalb
wurde die Auswahl auf jene be-
schränkt, die in der Bundesrepu-
blik häufig gezüchtet und gehalten
werden.

Nach dem Ausstellungsreglement der
F. C. L (Art. 6) vom 1. Juli 1970 wer-
den die Rassen in vier Kategorien ein-
geteilt:

Schäferhunde, Schutz- und Wach-
hunde
Jagdhunde

Begleithunde (Gesellschaftshunde,
Kleinhunde usw.)
Windhunde

Sie werden hier in der angegebenen
Reihenfolge behandelt.

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12

ie gehören zu jenen Rassen, die
sich durch besondere körperliche

Fähigkeiten und ein zuverlässiges
Wesen auszeichnen. Neben ihrer Ver-
wendung als Schutz- und Wachhun-
de in Haus und Hof können sie des-
halb für bestimmte Aufgaben im Ge-
meinschaftsleben eingesetzt werden,
etwa als Schutz- und Fährtenhunde
bei allen Einrichtungen zur Sicherung
der öffentlichen Ordnung (Polizei, Zoll
u.a.m.), ferner als Wach- und Sani-
tätshunde im Heeresdienst und als
Blinden- und Lawinenhunde. Für alle
Aufgaben ist aber eine geregelte Aus-
bildung der Hunde erforderlich.
Eine Gebrauchshunderasse muß von
der Spitzenorganisation des deut-

schen Hundewesens als solche aner-
kannt worden sein. Die öffentlichen
Körperschaften fordern die Zucht die-
ser Rasse in verschiedener Hinsicht.
In Deutschland wurden bisher acht
Rassen als Gebrauchshunderasse an-
erkannt.

Deutscher Schäferhund

Als Hirtenhund bei den Schafherden
bewies er über einen langen Zeitraum
Umsicht und Schutztrieb. So konnte
er nach dem Rückgang der Schaf-
zucht für andere wichtige Aufgaben
herangezogen werden. Inzwischen
hat sich vor allem erwiesen, welche

Schutz- und

Wachhunde,

Gebrauchshunde

Airedale
Terrier

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wertvolle Hilfe der Hund besonders
bei der Aufklärung von Verbrechen
leisten kann.
Farbe: schwarz, schwarz mit gelben

Abzeichen, grau.

Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm.

Boxer

Dieser Nachkomme der alten Bullen-
beißer kleineren Schlags wurde in die
Reinzucht übernommen und im Äu-
ßeren in jeder Hinsicht veredelt. Man
darf sich durch den etwas grimmigen
Gesichtsausdmck des Boxers nicht
täuschen lassen und etwa gar auf
Bösartigkeit schließen. Er ist ein viel-
fach bewährter, ergebener Haus- und
Schutzhund.

Farbe: gelb oder geströmt.
Schulterhöhe: 50 cm bis 60 cm.

Bouvier des Flandres

Als jüngste Rasse wurde der Fran-
zösisch-Belgische Treibhund, der
Bouvier, bei uns als Gebrauchshund
anerkannt. Er gleicht nicht nur äußer-
lich dem Riesenschnauzer. Im ge-
drungenen, muskulösen Körper
steckt ein energiegeladenes Wesen,
ein unermüdlicher Arbeiter. Die feine
dichte Unterwolle wird von hartem
trockenem 6 cm langem Haar be-
deckt.
Farbe: schwarz, grau, braunschwarz,
geströmt.
Schulterhöhe: 59 cm bis 68 cm.

Dobermann

Der Namengeber der Rasse - Do-
bermann - züchtete aus alten Pin-
scherschlägen Thüringens einen für
seinen besonderen Gebrauch geeig-
neten Schutzhund, der zuerst Dober-
mann-Pinscher genannt worden war.
Im Laufe einer längeren Entwick-
lungsperiode wurden verschiedene
Einkreuzungen vorgenommen. So
entstand jener elegante Hund, den
wir heute kennen.
Farb: schwarz mit braunen Abzei-
chen, einfarbig braun oder auch blau
- letztere Farbe ist aber selten.
Schulterhöhe: Rüden 62 cm bis
68 cm, Hündinnen 58 cm bis 63 cm.

Rottweiler

Die Viehhändler und Metzger in Süd-
deutschland trieben früher ihr Vieh
zum Markt oder zum Schlachthof mit
Hilfe stämmiger Hunde. Es gab noch
keine Lastwagen und Eisenbahnen.
Die »Rottweiler Metzgerhunde« wa-
ren eine bekannte Erscheinung, sie
haben sich bis jetzt kaum verändert.
Heute treiben sie kein Vieh mehr, als
Haus- und Schulzhunde, nach ihrer
Anerkennung als Gebrauchshunde,
fanden sie eine andere Verwendung.
Die Metzger blieben ihnen bis heute
treu, sie halten sie noch gern als
Haushunde.
Farbe: schwarz mit braunen Abzei-
chen.
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm.

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Hovawart

Der Name bezieht sich auf den »Hofe-
wart«, einst Wächter von Haus und
Hof im Mittelalter, neben den Hüte-
hunden bei den Herden. Seine Tö-
tung war sogar unter Strafe gestellt
worden. Dennoch galt er als ausge-
storben.
Aus altdeutschen Schäferhunden und
anderen Rassen züchtete man seit
Beginn der zwanziger Jahre einen
ähnlichen, vielseitig brauchbaren
Hund — unter Anlehnung an den alten
Namen. Alte Stiche dienten als Vorlage.
Nach strenger Körzucht (Auslese) ge-
lang es, im Jahre 1964 auch die Aner-

kennung als Gebrauchshund zu er-
halten.
Farbe: schwarz, schwarz mit blonden
Marken, blond.
Schulterhöhe: 60 cm bis 70 cm.

Airedale Terrier

Ein hochläufiger Terrier englischer
Herkunft, wurde aber in Deutschland
als Gebrauchshund anerkannt. Er er-
warb sich ein gewisses Heimatrecht
dadurch, daß der Airedale Terrier der
erste Hund war, der in vielerlei Hin-
sicht in der deutschen Armee Ver-
wendung fand, was ihm damals den
Namen »Kriegshund« eingetragen
hatte.
Farbe: rotbraun oder graubraun mit
schwarzem Sattel.
Schulterhöhe: 55 cm bis 60 cm.

Riesenschnauzer

Mit seinem Schnauzbart und seinen
dunklen Augen sieht er zwar etwas
»grantig« aus (wie man in Bayern, sei-
nem Stammland, zu sagen pflegt). In
einer rauhen Schale steckt aber ein
guter Kerl, der weiß, was er für seinen
Herrn zu tun hat. Dieser Riese wurde
aus rauhbärtigen Treibhunden ge-
züchtet und ist so widerstandsfähig
wie sein rauhes Haar.
Farbe: schwarz, Pfeffer und Salz.
Schulterhöhe: etwa 65 cm.

Hovawart

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15

eit Jahrtausenden hat der Hund in
vielen Ländern dem Menschen

bei den Herden wertvolle Dienste ge-
leistet - sei es als Hüter in der bebau-
ten Flur (Hütehund), als Schützer ge-
gen Raubtiere und Diebe (Hirten-
hund) oder als Treiber beim Trans-
port von Viehherden (Treibhund).
Diese Bedeutung ging erst verloren
(wenn auch nicht in allen Ländern),
als sich die wirtschaftlichen Verhält-
nisse änderten. Die Schafhaltung ging
beträchtlich zurück, der elektrische
Weidezaun ersetzt den Hülehund für
die Herde, Eisenbahnen und Lastwa-
gen übernahmen den Viehtransport,
die Raubtiere werden durch die mo-
dernen Feuerwaffen bekämpft oder

ausgerottet. Als Nutz- und Wachhun-
de fanden die betreffenden Rassen
zwangsläufig andere Verwendung als
Gebrauchshunde.
Neben den bodenständigen deut-
schen Rassen treffen wir bei uns auch
verschiedene aus anderen Ländern
an.

Hirten- und Treibhunde haben durch
Einkreuzung von Doggen stets ein
kräftigeres Gebäude, da sie ja vorwie-
gend zum Schutz der Herden dienen.
Dagegen sind die Hütehunde leichter
im Gebäude, somit schneller in der
Bewegung, um die Herden leiten und
gegebenenfalls von der bebauten Flur
abhalten zu können.

Hirten- und

Treibhunde

Groenendael

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16

Hirtenhunde aus Belgien

Die belgischen Schäferhunde, in acht
verschiedenen Schlägen und in drei
Haararten gezüchtet (Kurz-, Lang-
und Rauhhaar), fanden ebenfalls als
Gebrauchshunde Anerkennung in ih-
rem Lande und im Ausland. Vor allem
die beiden folgenden Rassen sehen
wir auch in Deutschland:

Groenendael

Die Rasse wurde nach einer kleinen
Stadt in der Nähe von Brüssel be-
nannt.
Farbe: schwarz (Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden 62 cm, Hündin-
nen 58 cm.

Tervueren

Auch dieser Name wird von einer
Stadt hergeleitet.
Farbe: mahagonifarben mit schwar-
zem Anflug und schwarzer Maske
(Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden 62 cm, Hündin-
nen 58 cm.

Erwähnt sei hier noch der Bouvier
des Flandres, eine rauhhaarige Treib-
hundrasse, die unserem Riesen-
schnauzer sehr ähnlich ist und häufig
auch auf deutschen Ausstellungen
angetroffen werden kann.

Hirtenhunde

aus Frankreich

Briard

(Berger de Brie)

Ein langhaariger Schäferhund aus der
Landschaft Brie (bekannt durch den
Käse), die man auf dem Weg von Pa-
ris nach Orleans durchreist.
Farbe: einfarbig, alle Farben außer
weiß sind zugelassen.
Schulterhöhe: Rüden 60 cm bis
70 cm, Hündinnen 58 cm bis 68 c m.

Chien de Montagne des
Pyrénées

(Hirtenhund — Berghund —
aus den Pyrenäen)

Als Wächter bei den Schafherden fin-
det man ihn auch heute noch in den
Pyrenäen. Von Zeit zu Zeit werden die
dort noch zahlreichen Schafherden
von Bären belästigt. Da diese unter
Naturschutz stehen, werden Verluste
durch eine Art Wildschaden-Aus-
gleichskasse abgegolten.
Durch den Fremdenverkehr geriet der
sehr ansehnliche Hund auch in viele
andere Länder.
Farbe: weiß mit einzelnen kleinen
dachsgrauen oder gelblichen Flek-
ken.
Schulterhöhe: Rüden 70 cm bis
80 cm, Hündinnen 65 cm bis 72 cm.

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Beauceron

(Berger de Beauce)

Diese Rasse wurde nach der Land-
schaft Beauce südlich von Paris be-
nannt. Der kräftige und sehr mutige
Schäferhund hat sich auch als Hirten-
hund bewährt. Man vermutet, daß er
für die Zucht des Dobermanns (siehe
Gebrauchshunde) verwendet wurde;
denn eine große Ähnlichkeil ist zwei-
fellos vorhanden.
Farbe: schwarz mit rotbraunen Abzei-
chen (Stockhaar). Wegen dieser Ab-
zeichen wird er auch Rotstrumpf (bas
rouge) genannt.
Schulterhöhe: Rüden 63 cm bis
70 cm, Hündinnen 61 cm bis 68 cm.

Farbe: zweifarbig: schwarz und weiß,
gelb und weiß (auch sable-white ge-
nannt); dreifarbig: (tricolor) schwarz
mit weißen und lohfarbigen Abzei-
chen oder taubenblau (blue merle)
mit schwarzen Flecken und weißen
Abzeichen (Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden 56 cm bis
61 cm, Hündinnen 51 cm bis 56 cm.

Sheltie

Er ist ein verkleinertes Abbild des Col-
lies; ein Schäferhund von den Shet-
land-Inseln.
Farbe; siehe Collie.
Schulterhöhe: etwa 35 cm.

Hirtenhunde

aus Großbritannien

Das feuchte Klima der Insel begün-
stigt den Graswuchs und damit die
Weidewirtschaft (Rinder und Schafe).
Deshalb gibt es verschiedene Schä-
ferhund-Rassen in diesem Land.

Collie

(Schottischer Schäferhund)

Er stammt aus dem Schottischen
Hochland. In der Reinzucht wurde er
zu einem eleganten Rassehund.
Durch die vielen, oft etwas unnatür-
lich wirkenden Lassie-Filme ist er
weitgehend bekannt geworden.


Welsh-Corgi

Von diesem kleinen Schäferhund aus
Wales gibt es zwei Schläge, den Cardi-
gan- und den Pembroke-Schlag
(nach den Landschaften benannt).
Wales ist ein bedeutendes Gebiet für
die englische Viehzucht. Corgie be-
deutet in der gälischen Sprache von
Wales mit seiner etwas eigenwilligen
Bevölkerung etwa Zwergschäfer-
hund.

Cardigan: Dieser Schlag ist lang-
schwänzig.
Pembroke: Farbe: alle Farben sind
zugelassen, aber kein Weiß (Kurz-
haar). Er hat einen Stummelschwanz.
Schulterhöhe: bis etwa 30 cm.

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Bobtail

(Altenglischer Schäferhund.

Old English Sheepdog-Bobtail)

Durch den reichen Haarwuchs wirkt
er fast bärenhaft. Die angeborene
Stummelrute (bobtail) verliert sich
ganz in der Haarfülle. (Haar hart und
zottig.) Der Hund ist in Deutschland
immer häufiger anzutreffen.
Farbe: grau, graumeliert, auch blau
oder »blue merle« mit oder ohne Ab-
zeichen.
Schulterhöhe: Rüden 65 cm, Hündin-
nen etwas niedriger. Der Ahne dieses

Schäferhundes dürfte der bei den
Herden Schottlands heute noch vor-
handene Bearded Collie (bearded =
bärtig) sein, der auch bei uns keine
seltene Erscheinung mehr ist.

Hirtenhunde

aus Jugoslawien

In diesem gebirgigen Land gibt es
zahlreiche Herden; Wölfe und Bären
bedrohen dort noch das Weidevieh.
Daraus erklärt sich, daß es in Jugosla-
wien viele Schläge von Schäfer- und

Bobtail

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Hirtenhunden gibt. Zur Reinzucht ge-
langte zunächst nur ein Schlag, der
auch als Wachhund verwendet wird.

Hirtenhund aus dem Schargebirge
(Sarplaninac)

Das Schargebirge ist ein Grenzgebirge
nach Albanien hin. Aus ihm stammt
der auch in Deutschland bekannte
Hirtenhund.
Farbe: eisengrau (Langstockhaar).

Schulterhöhe: Rüden 65 cm bis

70 cm, Hündinnen 60 cm bis 65 cm.

Hirtenhunde
aus der Schweiz

Die Bedeutung der Viehherden in den
Schweizer Bergen (Alm- und Sennen-
wirtschaft) ist weit und breit bekannt.
Seit Jahrhunderten wurden die Her-
den von Hunden gehütet und getrie-
ben. Diese Rassen können auf eine
lange Entwicklungsgeschichte zu-
rückblicken. Teilweise führten sie ein
stilles, fast vergessenes Dasein. Als
man sich wegen ihrer hervorragen-
den Eigenschaften ihrer Reinzucht
widmete, wurden sie rasch berühmt
und zu begehrten Wach- und Haus-
hunden.
Es werden vier verschiedene Rassen
der Sennenhunde unterschieden, die
teilweise ihren Namen nach einzel-
nen Landesteilen erhielten, in denen
sie besonders verbreitet waren.

Schweizer Sennenhund

Farbe: schwarz mit rotbraunen und
weißen Abzeichen (Stockhaar).
Schulterhöhe: Rüden etwa 70 cm,
Hündinnen 65 cm.

Berner Sennenhund

Farbe: schwarz mit rotbraunen und
weißen Abzeichen (Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden 58 cm bis
69 cm, Hündinnen 53 cm bis 65 cm.

Entlebucher Sennenhund

Färbet schwarz mit rotbraunen und
weißen Abzeichen (Kurzhaar).
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm.

Appenzeller Sennenhund

Farbe; schwarz mit rotbraunen und
weißen Abzeichen (Kurzhaar).
Schulterhöhe: 48 cm bis 58 cm.

Hirtenhunde aus Ungarn

Die Hirten- und Schäferhunde des
Landes sind meist uralte Rassen, die
zum Teil von den ungarischen Reiter-
scharen mitgebracht worden waren,
als sie aus Asien nach Osteuropa ka-
men. Ihr heutiges Dasein verdanken
sie im Grunde dem Umstand, daß sie
schon nach dem Ersten Weltkrieg in

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20

den Westen kamen, wo Liebhaber ih-
re Reinzucht betrieben.
Von den fünf Rassen sind vor allem
die folgenden drei bei uns aufgenom-
men worden, deren Haltung als
Haus- und Wachhunde natürlicher-
weise entsprechende Voraussetzungen
in räumlicherHinsicht bedingen.

Kuvasz

Ein Wachhund, einst bei den Bauem-
gehöften ansässig.
Farbe: weiß (Lang-Stockhaar).
Schullerhöhe: Rüden mindestens
65 cm, Hündinnen mindestens
60 cm.

Sehr bewährt als Hirtenhund infolge
seines Mutes und seiner Schärfe.
Farbe: ein glanzloses Weiß, dem Weiß
eines gebleichten Knochens ähnlich
(Haar dicht, lang und zottig).
Schulterhöhe; Rüden mindestens
65 cm, Hündinnen etwa 60 cm.

Ein sehr intelligenter Schäfer- und

Treibhund.

Farbe: schwarz, schwarzrot, jede
Schattierung von grau, weiß (Haar
dicht, lang).

Schulterhöhe: Rüden 40-44 cm,
Hündinnen 37-41 cm.

Komondor

Puli

Komondor

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21

ls Doggen bezeichnet man im
allgemeinen jene großen, kräfti-

gen Hunde mit massigem Kopf (kräf-
tige Kiefer) und starkem Gebiß, die
als Nachkommen einstiger Kampf-
hunde wie Bullenbeißer und Saupak-
ker in den fürstlichen Meuten in

Deutschland gelten. Auch in anderen
Ländern ist die Herkunft ähnlich. Man
hat bei den Doggen jedoch einige
Kleinformen, die im Laufe der Zeit
durch bestimmte züchterische Ausle-
se entstanden sind.

Doggen

und

Doggenartige

Bulldogge

A

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22

Deutsche Dogge

Sie ist ein höchst veredeltes Produkt
der Reinzucht von großen Bullenbei-
ßern. In richtigen Raum Verhältnissen
hat sie sich als Haushund stets be-
währt.
Farbe: gelb, geströmt, blau, schwarz
und weiß mit schwarzen Flecken
(Kurzhaar).
Schulterhöhe; Rüden mindestens
76 cm, Hündinnen nicht unter
75 cm.
Zu den Doggen gehört auch der Bo-
xer, der bei den Gebrauchshunden
schon erwähnt wurde.

Bernhardiner

In der Geschichte der Hunde des Ho-
spizes von St, Bernhard auf dem
gleichnamigen Alpenpaß wird vieler-
lei von Rettungstaten an Menschen in
Not im Hochgebirge berichtet. Heute
durchführt ein Schnellzug in kürzester
Zeit einen Alpentunnel, die Pässe ha-
ben ihren Schrecken verloren. Die
großen Hunde aber bleiben durch ih-
ren Namen mit dem Paß verbunden.
Äußerlich sind sie durch Einkreuzung
von Mastiffs viel schwerer geworden
als der einst berühmte Barry. Es gibt
einen kurzhaarigen und einen lang-
haarigen Schlag.

Farbe: weiße Grundfarbe mit Flecken
oder auch Mänteln (Mantelhunde) in
allen Schattierungen zwischen gelb-
rot, dunkelbraun oder graubraun.

Schulterhöhe; Rüden nicht unter
75 cm. Hündinnen nicht unter
70cm.

Leonberger

Er ist vor weit über 100 Jahren aus der
Zucht des Stadtrates Essig in Leon-
berg durch die Kreuzung von Bern-
hardinern und Pyrenäenhunden ent-
standen. Einst wurde von Ignoranten
viel über ihn gelästert. Heute ist der
Leonberger ein Schutz- und Wach-
hund, der auch in anderen Ländern
heimisch zu werden beginnt.
Farbe: hellgelb, goldgelb bis rot-
braun, aber auch sandfarben, silber-
grau und gelb-rot. Eine dunkle Maske
sollte vorhanden sein (Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden mindestens
76 cm, Hündinnen mindestens
70 cm.

Er ist übrigens einem Hirtenhund aus
Portugal, dem Cao da Serra da Estrel-
la (Schulterhöhe etwa 70 cm) sehr
ähnlich.

Neufundländer

Seine Vorfahren waren Hunde der Fi-
scher in Neufundland. Nach England
gebracht, erhielten sie in der Rein-
zucht ihr heutiges Aussehen. Der
Neufundländer ist ein Hund mit klu-
gem, umsichtigem Wesen und einem
großen Schutztrieb. Dichter und Ma-
ler schenkten ihm ihre besondere Zu-

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23

neigung. Lord Byrons Nachruf auf
seinen Neufundländer Bootswain
zeugt dafür.
Farbe: schwarz, rostbraun im Anflug,
auch ganz braun (Langhaar).
Schulterhöhe: Rüden etwa bis 71 cm.
Hündinnen etwa bis 66 crn.

Landseer

Früher galt der Landseer-Neufund-
länder als ein schwarzweißer Schlag
dieser Rasse. Vor einigen Jahren er-
hielt er aber die Anerkennung als eine
besondere Rasse.

Benannt wurde er nach seinem gro-
ßen Liebhaber, dem englischen Maler
Landseer, der ihm viele bekannte Bil-
der widmete.

Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen oder braunen Platten (Langhaar).
Schulterhöhe: wie Neufundländer.

Bordeaux Dogge

Es wird angenommen, daß ihre Urah-
nen römische Kampfhunde waren,
denn Gallien war ja lange Zeit eine
heiß umkämpfte römische Provinz.
Farbe: einfarbig gelb mit schwarzer
oder roter Maske.

Schulterhöhe; 60 cm bis 66 cm, Hün-
dinnen etwas niedriger.

Mastiff

Das ist die schwerste Form der engli-
schen Dogge. Die Herkunft des Na-
mens läßt sich nicht eindeutig erklä-
ren.
Farbe: rötlich-gelb, silbergrau, braun,
dunkelgrau.
Schulterhöhe: so hoch wie möglich,
etwa über 76 cm (Kurzhaar).

Fila Brasileiro

Alte Doggenformen, die einst von
Portugiesen in das Land gebracht
worden waren und sich dort ver-
mischten, haben wohl in dieser Dog-
ge ihre Reinzucht erhalten. Sie wird
heute zur Bewachung und zum
Transport von Viehherden, aber auch
als Haushund verwendet. In Deutsch-
land ist sie ziemlich selten.
Farbe: alle Farben sind erlaubt (Haar
kurz und dicht).
Schulterhöhe: über 65 cm.

Bulldogge

In ihrer Urform war sie einst als
Kampfhund durch zahllose Bullen-
kämpfe bekanntgeworden

- eine

»Volksbelustigung«, noch grausamer
als der spanische Stierkampf. Heute
ist die Bulldogge eine etwas eigen-
tümliche Erscheinungsform des
Haushundes, die aber auch in
Deutschland Freunde hat.
Farbe: weiß, geströmt, rot-gelb oder
fahlgelb (einfarbig) oder gescheckt
(Haar kurz und anliegend).
Gewicht: Rüden etwa 23 kg, Hündin-
nen etwa 20 kg.

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24

Eine Kreuzung zwischen Mastiff und
Bulldogge ist der Bullastiff.

Gewicht: Rüden etwa 8 kg, Hündin-
nen etwa 7 kg.

Französische Bulldogge

Sie ist eine Kleinform der Dogge, auch
Bulli genannt, deren Ahnen aus Eng-
land stammen. Auf französischem
Boden erhielten sie durch geeignete
Zuchtwahl ihr heutiges Erscheinungs-
bild.
Farbe: weiß, dunkel geströmt, weiß
mit dunkel geströmten Platten, nicht
braun oder schwarz.

Mops

Sein Ursprungsland läßt sich nicht ge-
nau feststellen, Großbritannien ist es
nicht. Es wurde aber das Land, in
dem er seine Bestallung als Rasse-
hund erhalten hatte.
Von manchen verkannt, ist er bei sei-
nen Freunden aller Gesellschafts-
schichten in vielen Ländern beliebt.
Farbe: steingrau, fahlgelb, schwarz.

Französische Bulldogge

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25

eit Jahrtausenden ist der Hund
der Jagdgehilfe des Menschen.

War er einst der mutige Angreifer in
Begleitung des mit Pfeil, Bogen und
Speer, später mit der Armbrust be-

waffneten Menschen, so erhielt er
nach Erfindung des Schießgewehres
andere Aufgaben. Eine Anzahl von
Jagdhundrassen werden heute in der
Hauptsache als Haushunde gehalten.

Jagdhunde

Bassethound

S

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26

Laufhunde (Bracken)

Es handelt sich dabei um Hunde, die
im schnellen Lauf der Spur des Wil-
des laut in Meuten nachjagen (Spur-
laut), es ausfindig machen (Finden)
und dem Jäger zum Abschuß zutrei-
ben. In manchen Ländern (z.B. in
Frankreich und Großbritannien) wird
mit ihnen durch Jäger zu Pferd das
Wild bis zur völligen Ermattung ge-
hetzt und dann mit der Waffe erledigt
(Parforcejagd). Diese Jagd ist in
Deutschland verboten.
Die verschiedenen Brackenschläge,
die man einst in Nord- und Nordwest-
deutschland, in Hannover und in
Süddeutschland gezüchtet und auf
der Jagd geführt hat, sind bis auf den
Finnentrop-Olper-Schlag der deut-
schen Bracke ausgestorben. Die jagd-
lichen Verhältnisse unseres dicht-
besiedelten Landes — meist kleine
Pachtreviere - lassen die »laute Jagd«
nur noch in geringem Umfang zu,
z. B. dort, wo infolge der landschaftli-
chen Verhältnisse die Jagd noch einen
besonderen Schwierigkeitsgrad auf-
zuweisen hat (Eifel, Sauerland).
Bei den deutschen Laufhunden unter-
scheidet man:

Deutsche Bracke
des Finnentrop-Olper-Schlages

Farbe: weiße Grundfarbe mit gelbro-
ten und schwarzen Flecken, ein
schwarzer Sattel soll vorhanden sein,
ebenso auch ein weißer Halsring und

auf der Stirn eine durchgehende Bles-
se (Kurzhaar).
Schulterhöhe: nicht über 40 cm.

Dachsbracken

Sie bilden einen Übergang von den
Bracken zu den Dachshunden. Ihr
Haar ist kurz, grob und anliegend. Als
Jagdhunde haben sie sich besonders
als Stöberer bewährt
Es gibt zwei Schläge:

Dachsbracke

(Alpenländisch-Erzgebirgier- Schlag)

Farbe: rote und andersfarbige Hunde,
insbesondere braune, gelbrote und
rote mit schwarzem Sattel.
Schulterhöhe: 34 cm, nicht über
42 cm.

Westfälische Dachsbracke

Sie war in Deutschland recht selten
geworden, doch hat sich ihr Bestand
in letzter Zeit wieder verbessert. Unter
dem Namen »Drewer« fand sie auch
in Schweden Eingang und wurde dort
im Jahre 1952 als besondere Rasse
anerkannt. Sie hat im Äußeren bis auf
die Schulterhöhe große Ähnlichkeit
mit der Finnentrop-Olper-Bracke und
könnte als deren Niederbracke be-
zeichnet werden.

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27

Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen, gelbroten Flecken, Zeichnung
wie bei den Finnentropern.
Schulterhöhe: 30 cm bis 35 cm.

Farbe: wie beim Foxhound (Kurz-
haar).
Schulterhöhe: 30 cm bis 37 cm (Klei-
ner Schlag) - bis 42 cm (Großer
Schlag).

Foxhound

Ein Hund der Parforcejagd, sehr
schneller und ausdauernder Laufer.
Einige Reitervereine in Deutschland
halten sich Meuten von Foxhounds,
die man im herbstlichen Jagen auf der
künstlichen Fährte laufen läßt. Dabei
kommt es beim Ritt über »Stock und
Stein« besonders auf reiterliches Kön-
nen an.

Vielfach dienten Foxhounds zur Ein-
kreuzung in Meuten von französi-
schen Laufhunden (chiens courants),
um die Hunde schneller zu machen.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen Flecken und kleinen roten Abzei-
chen oder dreifarbig, in der Hauptsa-
che schwarz-weiß-rot.
Schulterhöhe: 58 cm bis 64 cm (Kurz-
haar).

Bassethound

Gleichfalls ein Niederlaufhund eng-
lisch-amerikanischen Ursprungs, der
aus dem französischen Basset Arté-
sien Normand zu einer etwas schwe-
reren Form entwickelt worden ist. Er
dient vorwiegend als Haushund.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen, gelbroten oder braunen Flecken,
vielfach auch dreifarbig oder auch
weiße Grundfarbe mit einfarbigem
Mantel.

Schulterhöhe: 30 cm bis 32,5 cm
(Kurzhaar).

Zwei von vier Schlägen der französi-
schen Bassets (bas = niedrig) fanden
bei uns als Haushunde Eingang:

Beagle

Eigentlich ist er ein verkleinerter Fox-
hound, der dem Jäger zu Fuß als Nie-
derlaufhund zum Aufstöbern des Wil-
des (Hasen) dient. Er wird aber gern
als Haushund gehalten, besonders in
den USA. Auch in Deutschland ist er
schon zahlreich anzutreffen und sehr
beliebt.

Basset Artésien Normand

(Kurzhaar)

Stammt aus den Landschaften Artois
und Normandie, wo man ihn gern als
Jagdhund (Stöberer) auf Hasen führt.
Farbe: zweifarbig, weiße Grundfarbe
mit orangegelben Flecken oder drei-
farbig, weiß-schwarz-orangegelb.

Schulterhöhe: 26 cm bis 30 cm.

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Basset Griffon Vendéen

(Rauhhaar)

Die Bauernlandschaft der Vendée ist
seine Heimat. Auch er hat viele
Freunde unter den ausländischen Jä-
gern.

Farbe: zweifarbig — grau und weiß —
blau und o ränge — blau und grau —
blau und feuerrot (feu)

;

dreifarbig

weiß-schwarz-feuerrot, weiß-wildfar-
big-feuerrot, weiß-grau-feuerrot.
Schulterhöhe: 30 ein bis 38 cm (Klei-
ner Schlag, petit taille), 38 cm bis
42 crn (Großer Schlag, grande taille).

St. -Hubertus-Hund

{Chien de St. Hubert)

Die Vorfahren dieser uralten Rasse
stammen aus dem Kloster St. Hubert
des Ardennes in Belgien. In seiner Ur-
form gelangte er mit den Normannen
nach England, wo er unter dem Na-
men Bloodhound zu seiner heutigen
massigen Form gezüchtet wurde.
»Blood« hat dabei die Bedeutung von
Schweiß in der Jägersprache. Er wird
kaum noch als Laufhund auf der Jagd
geführt und ist vorwiegend ein Haus-
hund geworden.
Farbe: schwarz und rotbraun (Abzei-
chen), rot und rötlich (Abzeichen),
auch vollständig fahlrot (Kurzhaar).
Schulterhöhe: etwa 64 cm bis 69 cm.
Hündinnen etwas niedriger.

Man ve rwendet in Österreich wie in
Deutschland hauptsächlich den Na-
men Bracken.

In dem Land mit seinem gewaltigen
Gebirgsmassiv finden Bracken noch
einen weiten Lebensraum. Nach Auf-
hebung des Jagdregals des Adels im
Jahre 1848 wurden die Reviere ver-
kleinert und eine Umstellung in der
Zucht sowie der jagdlichen Verwen-
dung vorgenommen. Aus den einsti-
gen Meutehunden wurden nun Ein-
zeljäger auf der Spur von Füchsen
und Hasen oder auch Schweißhunde
für die besonderen Verhältnisse im
Hochgebirge.

Man kennt drei Rassen, die auch in
deutschen Revieren anzutreffen sind.

Glatthaarige Österreichische
Bracke

Wird auch Brandl-Bracke genannt
(nach den brandroten Abzeichen
über den Augen).

Farbe: Grundfarbe schwarz, weiße
Abzeichen als kleine Brustflecken tre-
ten auf.
Schulterhöhe: 46 cm bis 50 cm.

Tiroler Bracke

Es gibt zwei Schläge, nach der Farbe
getrennt.
Farbe: rot und schwarz-rot (Kurzhaar
oder Rauhhaar).
Schulterhöhe: 42 cm bis 48 cm, als
Niederbracke etwa bis 38 cm.

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Steirische Rauhhaarbracke

Sie entstand aus der Kreuzung des
Hannoverschen Schweißhundes mit
der aus Jugoslawien stammenden
Istrianer Bracke. Früher nannte man
sie nach ihrem ersten Züchter Peintin-
ger-Bracke.

Farbe: hirschrot bis fahlgelb.
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm.

Dalmatiner

Nach Herkunft und Aussehen gehört
er zweifellos zu den Laufhunden. Un-
ter dem Namen Laufhund aus Dal-

matien - kurz Dalmatiner genannt -
wurde er von der F. C. I. als jugoslawi-
sche Rasse anerkannt. Eine unmittel-
bare Herkunft der Rasse aus der
Landschaft Dalmatien läßt sich aber
nicht feststellen.
Erst in England wurde dieser Hund
nach Aufstellung von Rassekennzei-
chen zu dem gemacht, was er heute
ist: ein eleganter Haus- und Begleit-
hund, der zur Jagd nicht verwendet
wird.
Farbe: weiße Grundfarbe mit kleinen
schwarzen oder braunen Flecken,
keine Platten (Kurzhaar).
Schulterhöhe: 50 cm bis 55 cm.

Schweißhunde

Sie dienen zum Auffinden angeschos-
senen Wildes (also auf der Schweiß-
fährte), insbesondere von Rotwild.
Aber auch als sogenannte Leithunde
zum Bestätigen von vermutetem Wild
(also auf der gesunden Fährte) finden
sie Verwendung. Gewöhnlich arbei-
ten die Hunde an einer langen Leine,
im Gebirge auch frei. Ihre Herkunft
wird von alten Bracken Stämme n ab-
geleitet. Aus Meutehunden wurden
Einzeljäger mit feinster Nase.
Man kennt bei uns zwei Rassen:

Hannoverscher Schweißhund

In ihm fließt das Blut der alten roten
Heidbracke. Seine Zucht wurde am

Dalmatiner

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30

Jägerhof in Hannover besonders ge-
fördert.
Farbe; graubraun, rotbraun, rotgelb,
ockergelb, dunkelfahlgelb oder grau
(Kurzhaar).
Schulterhöhe: um 60 cm.

Bayerischer Gebirgsschweißhund

Gegenüber dem Hannoveraner eine
etwas leichtere Rasse, besonders ge -
eignet für die Jagd im Hochgebirge.
Sie entstand aus dem einst in Süd-
deutschland sehr verbreiteten Wild-
bodenhund.
Farbe: tiefrot, hirschrot, rotbraun, rot-
gelb, ockergelb, auch fahlgelb (Kurz-
haar).
Schulterhöhe: etwa 50 cm, Hündin-
nen etwas niedriger.

Zwei afrikanische

Jagdhunde

Rhodesian Ridgeback

Dieser Löwenhund (lion dog), wie er
auch genannt wird, gehört eigentlich
in die Gruppe der Jagdhunde. Als in
Südafrika das Bedürfnis nach einem
geeigneten Hund für die Löwenjagd
entstanden war, kreuzte man Blood-
hounds (Bluthunde; siehe Jagdhun-
de), die von den Buren in das Land
gebracht worden waren, mit Hunden
der Eingeborenen leichteren Schla-
ges. Auf dem Rücken (back) dieser
Hunde war eine eigenartige Anord-

nung von Haaren, wobei eine langge-
streckte Furche (ridge) gebildet wird -
daher der Name. Die Zeit des Ridge-
back auf der Löwenjagd ist längst vor-
bei. In der Behandlung englischer
Züchter durch einige geeignete Ein-
kreuzungen wurde er zum eleganten
Rassehund, und er bewährt sich nun
auch als Haushund.
Farbe: einfarbig weizengelb bis rot-
gelb (Kurzhaar).
Schulterhöhe: Rüden 62 cm bis
67 cm, Hündinnen 60 cm bis 65 cm.

Basenji

Seinen Aufstieg zum weitverbreiteten
Rassehund (besonders in den USA)
verdankt der Wildling aus der Schar
von Primitivhunden (Schensi = Hun-
de) vom Kongo englischen Hunde-
freunden. Sie brachten verschiedene
Hunde nach England und entwickel-
ten nach mancherlei Mühen ihre
Reinzucht. Die Hunde haben eine be-
sondere Eigenart: sie bellen nicht,
sondern lassen nur ein Grollen ertö-
nen.

Farbe; fuchsrot mit weißen Abzei-
chen, schwarz-weiß, schwarz-weiß-
fuchsrot (Kurzhaar).
Schulterhöhe: 40 cm bis 43 cm.

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31

Vorsteh-

tmd Apportierhunde

Vorstehhunde nennt man solche
Hunde, die bei der Suche durch An-
halten gefundenes Wild (hauptsäch-
lich Rebhühner und Fasanen) anzei-
gen. Diese Eigenschaft von Jagdhun-
den war bereits im Altertum bekannt,
nach Einführung des Schießgewehrs
wurde sie besonders bedeutsam.
Neben den bodenständigen Rassen
finden sich in Deutschland auch ver-
schiedene ausländischer Herkunft.

Deutscher Drahthaariger
Vorstehhund

(Deutsch-Drahthaar)

Er entstand aus einer Kreuzung von
Bracken mit Hütehunden.
Farbe: einfarbig braun, Braun- und
Schwarzschimmel.
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm, Hün-
dinnen mindestens 56 cm.

Deutscher Stichelhaariger
Vorstehhund

(Deutsch-Stichelhaar)

Er ist der stichelhaarige Vetter von
Deutsch-Kurzhaar. Stichelhaar ist län-
ger und dichter als Kurzhaar. Draht-
haar ist härter und borstiger.
Farbe: braun und weiß, graubraun
meliert oder mit einzelnen Abzeichen
oder größeren dunklen Platten.
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 66 cm.

Deutscher Kurzhaariger
Vorstehhund

(Deutsch-Kurzhaar)

Die am meisten verbreitete Art ent -
stand aus altem Brackenstamm, aus
dem man nach der Eigenschaft des
Vorstehens das Zuchtmaterial aus-
wählte.
Farbe: einfarbig braun, braun mit ge-
ringen weißen oder gesprenkelten
Abzeichen - Braunschimmel, hell
und dunkel (brauner Kopf, braune
Platten oder Tupfen), weiß mit brau-
ner Kopfzeichnung, braunen Platten
und Tupfen, auch Schwarzschimmel.
Schulterhöhe: 62 cm bis 64 cm.

Deutscher Langhaariger
Vorstehhund

(Deutsch-Langhaar)

Sein Urahne ist der langhaarige Vo -
gelhund. Die Rasse entstand durch
Vereinigung verschiedener örtlicher
Schläge in der Reinzucht.
Farbe: braun oder Braunschimmel.
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 65 cm.

Großer Münsterländer

Durch Auslese aus Deutsch-Langhaar
nach der Farbe entstanden.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen Platten oder Tupfen.
Schulterhöhe: 58 cm bis 62 cm.

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Kleiner Münslerländer

Kleiner Münsterländer

Ehemals ein Hund der Bauernjäger
des Münsterlandes, von Edmund
Löns für die Reinzucht ausgewählt. Er
ist gleichfalls ein Nachkomme des al-
ten Vogelhundes (aber nicht der klei-
nere Schlag des Großen Münsterlän-
ders).
Farbe; weiße Grundfarbe mit brau-
nen Platten; auch Hunde mit brau-
nem Mantel kommen vor. Er ist oft als
Haushund anzutreffen, wozu er sich
recht gut eignet.

Schulterhöhe: Rüden 48 cm bis
56 cm; Hündinnen 44 cm bis 52 cm.

Eine Kreuzung von Pudel und engli-
schem Pointer, um die Bringfreude
des Pudels einerseits und die gute Ha-
se des Pointers andererseits in einer
Rasse zu vereinigen. Er ist rauhhaarig.
Farbe; einfarbig braun, dürrlaubfar-
big.
Schulterhöhe: 60 cm bis 65 cm.

Weimaraner

Der Jägerhof zu Weimar war seine ur-
sprüngliche Zuchtstätte und gab ihm

Pudelpointer

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33

seinen Namen. Man züchtete ihn aus
vorhandenen Laufhunden durch Aus-
wahl bei der Zucht nach der Eigen-
schaft des Vorstehens. Wegen ihrer
guten Nase wurden Weimaraner so-
gar zu Lawinenhunden ausgebildet.
Farbe: silbergrau, mausgrau; auch in
verschiedenen Schattierungen zwi-
schen diesen Farbtönen.
Schulterhöhe; 60 cm bis 65 cm (ne -
ben der kurzhaarigen Art gibt es eine
langhaarige, die seltener ist).

Griffen

(Griffon Korthals à poil dur)

Eigentlich handelt es sich hier um eine
rauhhaarige, deutsche Rasse, die
durch die Bemühungen des Hollän-
ders Korthals und des Deutschen Ba-
ron von Gingins auf deutschem Bo-
den entstanden ist. Das Zuchtmate-
rial, das man zur Reinzucht brachte,
waren rauhhaarige Vorstehhunde; sie
stammten aus verschiedenen Län-
dern, auch aus Frankreich.
Farbe: stahlgrau mit braunen Platten
bevorzugt, auch vollständig braun.
Schulterhöhe: 55 cm bis 60 cm.

Im Hinblick auf die weiträumigen
Jagdreviere für Federwild (Groß-
grundbesitz) haben Vorstehhunde in
Großbritannien eine besondere Be -
deutung. Man braucht Hunde mit flot-
ter Suche und feinster Nase. Sie sind
besondere Spezialisten für die Jagd
auf Flugwild (Fasanen. Rebhühner).

Setter

Diese langhaarigen Vorstehhunde
führen ihren Ursprung auf alte Hun-
deformen zurück, die einst das Wild in
Stellnetze jagen mußten und sich
nach Erledigung ihrer Aufgabe nieder-
setzen sollten (to set = sitzen).

Drei Arten werden unterschieden:

Englischer Setter

Früher nannte man ihn auch Lawe-
rack Setter, nach dem besonderen
Förderer dieser Rasse.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen, braunen oder gelben Flecken. Es
gibt auch dreifarbige Hunde: weiß-
schwarz-lohfarbig (gelbbraun).
Schulterhöhe: 55 cm bis 62 cm.

Irischer Setter

Seine Heimat ist die Grüne Insel mit
ihren weiten Grasflächen, mit rei-
chem Besatz an Federwild. In
Deutschland wird er kaum auf der
Jagd geführt, dafür aber gern als
Haushund gehalten.
Farbe: einfarbig - ein sattes Braunrot.
Schulterhöhe: 55 cm bis 65 cm.
In Irland ist der ursprüngliche Schlag
in weißer Grundfarbe mit rotbraunen
Flecken noch vorhanden, in Deutsch-
land selten.

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Gordon-Setter

Eine Züchtung des Herzogs von Gor-
don in der Zeit von 1820 bis 1835.
Farbe: schwarze Grundfarbe mit Ab-
zeichen in einem dunklen Mahagoni.
Schulterhöhe: 56 cm bis 61 cm, nicht
mehr als 64 cm.

Pointer

Vom englischen to point = Vorstehen
leitet sich der Name ab. Er ist ein kurz -
haariger Vorstehhund, der infolge sei-
ner ausgezeichneten Nase auf der Su-
che stets mit Erfolg geführt werden
kann.

Farbe: weiße Grundfarbe mit Platten
und Tupfen — schwarz, braun, oran-
ge, gelb, auch einfarbig.
Schulterhöhe: 55 cm bis 70 cm.

Ungarischer Vorstehhund

(Magyar Vizsla)

Von der zweifellos alten Rasse unbe-
kannter Herkunft waren bereits vor
dem Zweiten Weltkrieg nur noch we-
nige reinrassige Hunde vorhanden.
Die Bemühungen, diese Rasse vor
dem Untergang zu bewahren, hatten
Erfolg. Pointer, Deutsch-Kurzhaar,
auch Deutsch-Drahthaar (für den Auf-
bau des drahthaarigen Schlages) fan-
den dabei Verwendung. In letzter Zeit

Pointer

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35

fand der Vizsla, besonders der kurz-
haarige Schlag, eine Anzahl Liebha-
ber in Deutschland.
Farbe: dunkles Semmelgelb.
Schulterhöhe: Rüden 57 cm bis
62 cm, Hündinnen 53 cm bis 58 cm.

umstritten. Als angenehmer Haus-
hund fand er eine Anzahl von Freun-
den bei uns.
Farbe: goldgelb (Haar mittellang).
Schulterhöhe: 59 cm bis 61 cm.

Apportierhunde
aus Großbritannien

dienen ausschließlich dazu, dem Jä-
ger das geschossene Wild zu bringen,
es zu apportieren. Im Gegensatz zum
deutschen Jagdgebrauch läßt man auf
den Britischen Inseln, wo es, wie
schon erwähnt, ausgedehnte Reviere
mit reichem Besatz an Flugwild gibt,
den Vorstehhund nicht apportieren.
Man will ihn, wie man sich auszu-
drücken pflegt, in seinem festen Vor-
stehen nicht verderben.
Zu diesem Zweck züchtet man Hun-
de mit einer besonderen Anlage in der
Bring- oder Apportierfreude, die Re -
triever (to retrieve = zurückbringen).
Auch in den USA kennt man derartige
Hunde für die Entenjagd. Im ganzen
zählt man fünf verschiedene Rassen
in beiden Ländern, von denen zwei
auch in Deutschland bekannt gewor-
den sind.

Golden Retriever

Sein Name hängt mit der Goldfarbe
seines Haarkleides zusammen. Das
ist eigentlich alles, was genau be-
kannt ist von ihm. Seine Herkunft ist

Labrador Retriever

Er ist der Nachkomme von Hunden,
die man von Labrador nach England
gebracht und dort durch geeignete
Zuchtwahl und Einkreuzung anderer
Rassen (vermutlich Neufundländer)
zu brauchbaren Jagdhunden machte.
Nur vereinzelt wird er bei uns als
Haushund gehalten; auch dazu eignet
er sich sehr gut.

Farbe: schwarz oder gelbbraun
(Kurzhaar).
Schulterhöhe: 55 cm bis 65 cm.

Stöberhunde

Sie sollen Niederwild, auch Sauen, in
dichtem Waldbestand, Heckenbe-
ständen, auch im freien Felde mit
dichtem Aufwuchs, auffinden und
dem Jäger zum Abschuß heraustrei-
ben, es also aufstöbern. Es sind nicht
zu große, sehr bewegliche Hunde; ihr
Langhaar ist ein natürlicher Schutz im
Dornengestrüpp etc.

Wachtelhund

Der alte Stöberer, wie man ihn frü-
her nannte und wie er meist in den

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36

Waldrevieren Süddeutschlands ver-
breitet war, gelangte unter dem Na-
rnen Wachtelhund zur Reinzucht.
Farbe: einfarbig braun, Braun- und
Blauschimmel, Brauntiger und Hellti-
ger (Langhaar).

Schulterhöhe: Rüden 40 cm bis
50 cm, Hündinnen 46 cm bis 5 0 cm.

Mehrfarbige, auch Bunte genannt:
Schimmel (Blau-, Rot-, Braun- und
Orangenschimmel

— Plattenhunde:

weiße Grundfarbe mit schwarzen, ro-
ten, braunen oder orangefarbigen
Platten (Langhaar).
Schulterhöhe: bis 40 cm.

Spaniels von den Britischen
Inseln

Diese faßt man unter dem Sammel-
begriff Jagdspaniels in acht Rassen
zusammen, von denen vor allem drei
in Deutschland anzutreffen sind: der
Cocker-Spaniel, der Springer-Spaniel
und der Welsh-Springer.
In ihrem Ursprung gehen sie gemein-
sam auf den Vogelhund der Inseln zu-
rück, der dort unter dem Namen
»Spaniel« in zwei Schlägen (Landspa-
niel und Wasserspaniel) vorhanden
war.

Cocker-Spaniel

Wegen seines anziehenden Erschei-
nungsbildes ist er zu einem beliebten
Haushund geworden und kaum noch
ein Jagdhund geblieben. In Jägerhand
zeigt er aber bald, daß er seine jagdli-
che Brauchbarkeit bei weitem nicht
verloren hat. In England fand er seit
jeher Verwendung auf der Schnep-
fenjagd (Wood-cock), das dürfte ihm
den Namen gegeben haben.
Farbe: einfarbig schwarz, rot, golden.

Springer

Sein Name mag von einer besonde-
ren Beweglichkeit herrühren. Er ist
dem Cocker im Kopfbild und im Ge-
bäude sehr ähnlich, nur höher auf
den Laufen.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen, gelben, roten Flecken (Lang-
haar).
Schulterhöhe: um 50 cm.

Welsh-Springer

Der in Wales vorhandene Schlag des
Landspaniels gelangte mit ihm zur

Reinzucht.

Farbe: weiße Grundfarbe mit roten
oder rot-gelben Flecken (Langhaar).

Schulterhöhe: um 42 cm.
Springer und Welsh-Springer sind in

Deutschland fast nur als Haushunde
zu finden.

Amerikanischer Cocker

Eine besondere Entwicklung nahm
die Zucht des Cocker-Spaniels in den
USA, wo sich in dem Amerikanischen

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Cocker dann eine eigene, bodenstän-
dige Rasse entwickelte. Von seinem
englischen Vetter unterscheidet er
sich durch besondere Haarfülle am
Bauch und an den Läufen. Auch das
Kopfbild weist deutliche Unterschiede
auf. Amerikanische Cocker erschie-
nen nach dem Zweiten Weltkrieg in
Deutschland, wurden aber (im Ge-
gensatz zu anderen Ländern) nur ver-
einzelt als Haushunde aufgenom-
men. In den USA sind sie als Haus-
hunde sehr häufig.

Farbe: einfarbig und mehrfarbig (Far-
ben wie beim englischen Cocker -
hinzu kommt noch einfarbig silber-
grau).
Schulterhöhe: um 40 cm.

Erdhunde

Die Jagd unter der Erde auf Fuchs und
Dachs, auch auf anderes Raubwild,
ist die jagdliche Betätigung dieser
Hunde. Es handelt sich um Rassen
mit einer dazu geeigneten Schulter-
höhe. Sie können aber auch bei der
Schweiß- und Stöberarbeit gute Lei-
stungen vollbringen.

Man unterscheidet folgende Arten:

Dachshund

(Dackel)

Schon vor Jahrhunderten kannte man
den »Taxkriescher«. Diese Rasse
brachte es zu großer Volkstümlichkeit

Rauhhaariger Dachshund

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38

und Verbreitung, die jeder kennt und
auf seine Weise schätzt.
Der Dachshund, Dackel oder Teckel,
wie man ihn nennen mag, ist ein sehr
brauchbarer Jagdhund geblieben, ob-
wohl er wegen seines Wesens mehr
als Haushund gehalten wird.
Es sind verschiedene Schläge nach
Haarart, Gesicht und Brustumfang zu
unterscheiden:

Zwergteckel

In allen drei Haararten - Brustumfang
im Alter von mindestens 15 Monaten
nicht mehr als 35 cm, bis 4 kg Ge-
wicht. Noch kleinere Tiere wurden
früher als Kaninchenteckel bezeich-
net, was heute nicht mehr üblich ist.
Sie gehören zu den Zwergteckeln.

Kurzhaariger Dachshund

Farbe: einfarbig: rot, schwarz,
schwarz mit roten Abzeichen, braun;
zweifarbig: schwarz-rot, grau-braun-
weiß mit Platten (Tigerdackel), sau-
farben.

Rauhhaariger Dachshund __

Alle Farben wie beim kurzhaarigen
Schlag. Weiße Abzeichen an der Brust
sind erlaubt, aber nicht erwünscht.

Foxterrier

Er ist einer aus der großen Sippe der
Terrier, der seit langer Zeit in England
bekannt ist. Sein lebhaftes Tempera-
ment und sein Schneid befähigen ihn
als tüchtigen Jagdhund. Aber auch als
Haushund wehrt er allerlei Raubzeug
und sonstige Schädlinge ab. Es gibt
ihn glatthaarig und rauhhaarig.
Farbe: weiße Grundfarbe mit schwar-
zen oder gelb-roten Flecken.
Schulterhöhe: 36 cm bis 38 cm.

Langhaariger Dachshund

Alle Farben wie beim kurzhaarigen
Schlag.

Gewicht: Schwerer Schlag: Rüden
über 7 kg, Hündinnen über 6,5 kg.
Leichter Schlag: Rüden bis 7 kg, Hün-
dinnen bis 4 kg.

Zwei Kleinformen unterscheiden sich
in der Größe von den vorgenannten
Schlägen:

Deutscher Jagdterrier

Um einen Jagdhund in gedeckter Far-
be zu erhalten, kreuzte man den
rauhhaarigen Foxterrier mit dem
gleichfalls aus Großbritannien stam-
menden rauhhaarigen Welsh-Terrier.
Diese Rasse wird bei deutschen wie
bei ausländischen Jägern sehr ge-
schätzt. Als Haushund ist der Jagdter-
rier weniger geeignet, wird aber zu-
nehmend als solcher gehalten. Er
braucht dann viel Auslauf und Aufga-
ben.

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39

Es werden zwei Haararten unter-
schieden - Rauhhaar und anliegen-
des Glatthaar.
Farbe: schwarz mit braunen Abzei-
chen am Kopf und an den Laufen,
Seltener sind braune und braunrote
Hunde.
Schulterhöhe: 33 cm bis 40 cm.

Irischer Terrier

Er sei, so sagt man von ihm, so alt wie
die Grüne Insel, wo er noch immer
als Jagdhund geführt wird. Auch die
deutschen Jäger schätzen ihn.
Farbe: einfarbig rot, rotweizen oder
gelbweizen (Rauhhaar).
Schulterhöhe: etwa 45 cm.

Terrier

Von den Britischen Inseln stammt ei-
ne gemischte Gesellschaft von Rasse-
hunden, die Terrier. In der Urform
wurden sie früher in den verschiede-
nen Gebieten des Landes zur Jagd un-
ter der Erde (lat. terra = Erde) auf
Fuchs und Dachs, aber auch auf den
Fischotter verwandt. Unter ihnen gibt
es rauhhaarige, glatthaarige, langhaa-
rige und seidenhaarige Hunde in
mancherlei Farben und in unter-
schiedlicher Schulterhöhe.
Der Airedale Terrier, der größte unter
ihnen, wurde bereits bei den Ge-
brauchshunden beschrieben, bei den
Jagdhunden der Foxterrier, der noch
heute von den jagdlichen Körper-
schaften als Jagdhund anerkannt ist.
Manche der sogenannten Terrier-
Rassen entstanden aus alten Formen,
z. B. dem altenglischen Terrier, im
Lande seit Jahrhunderten bekannt;
einige entstanden aus Kreuzungen
untereinander.

In Deutschland gibt es verschiedene
Terrierarten, die aus Irland, Schott-
land und England stammen.

Welsh Terrier

Aus Wales stammend, wurde er da-
nach benannt. Die Reinzucht dieser
alten Rasse begann schon 1880.
Farbe: schwarz mit braunen Abzei-
chen.
Schulterhöhe: 37 cm bis 40 cm
(Rauhhaar).

Kerry Blue Terrier

Er wird auch Irish Blue Terrier ge-
nannt und ist gleichfalls eine sehr alte
Rasse, die man als Jagdhund wie zur
Bewachung von Höfen schätzt.
Farbe: jede Schattierung von Blau mit
oder ohne schwarze Spitzen (Haar
seidig, weich und wellig).
Schulterhöhe: 35 cm bis 40 cm.

Bullterrier

Die Bezeichnung Terrier ist nur zum
Teil zutreffend; sie wird in Großbritan-
nien jedoch stets angewandt. Seinem
Charakter und Erscheinungsbild nach

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40

gehört der Bullterrier ebensogut zu
den Doggen, obwohl er aus einer
Kreuzung der Bulldogge mit einer alt-
englischen Terrierform hervorging,
vermutlich dem Urahn des heutigen
Foxterrier. Er ist ein ausgezeichneter
Schutz- und Haushund.
Farbe: weiß, auch weiß mit kleinen
gelben, braunen oder schwarzen
Flecken {Haar kurz und anliegend).
Schulterhöhe: 50 cm bis 52 cm.
Ein besonderer Schlag der vorge-
nannten Rasse ist der Staffordshire
Terrier, der erst nach dem Zweiten
Weltkrieg als besondere Rasse aner-

kannt worden ist. Er ist in Deutsch-
land ganz selten.

Farbe: schwarz, weiß, rot, beige mit
weißen Abzeichen oder geströmt.
Schulterhöhe: 37 cm bis 40 cm.

Boston Terrier

Auch er ist mehr eine Kleinform der
Dogge wie der französische Bulli und
diesem sehr ähnlich. In den USA ist er
aus Bullterrier, Bulldogge und fran-
zösischem Bulli gezüchtet worden.
Die Bezeichnung Terrier ist bei ihm

Bullterrier

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41

ebenfalls nicht ganz zutreffend. Be-
nannt wurde er nach der bekannten
Großstadt. In seinem Ursprungsland
ist er als Haushund sehr verbreitet.
Farbe: schwarz und geströmt, die
weiße Farbe ist gleichmäßig verteilt;
Fang, Blesse, Halsring und Pfoten
weiß (Haar kurz und anliegend).
Gewicht: leichter Schlag bis 7 kg,
mittlerer 7 bis 9 kg. schwerer Schlag
9 bis 11 kg.

Bedlington Terrier

Zunächst war er ein Hund von Leu-
ten, die in meist recht bescheidenen
Verhältnissen lebten und mit ihm al-
lerlei Raubzeug fingen, vielleicht
manchmal auch einen Hasen. Durch
eine Kreuzung des kleineren Dandie
Dinmont Terrier mit einem hochläufi-
gen Terrierschlag läßt sich seine Ent-
stehung nachweisen. Die Reinzucht
erreichte erst nach und nach jenes be-
sondere Erscheinungsbild, das ihn ei-
nem Schäfchen ähnlich macht. Er hat
Freunde in vielen Ländern.
Farbe: blau, blau und lohfarben,
braun und sandfarben (Haar dicht
und flockig, nicht drahtig, es besteht
die Neigung zu Locken).
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm.

Farbe: schwarz, weizengelb, auch in
der Farbe geströmt (Rauhhaar).
Schulterhöhe: 25 cm bis 28 cm.

Caim Terrier

Seine Vorfahren wurden bei der Ot-
terjagd an den Flüssen Schottlands
verwendet.
Farbe: rot, sandfarben, grau geströmt
oder fast schwarz (Rauhhaar).
Schulterhöhe: höchstens 25 cm.

Skye Terrier

Die Hebrideninsel Skye gab ihm sei-
nen Namen. In seiner ursprünglichen
Form wurde er zur Bodenjagd ver-
wandt. Das füllige Haarkleid erhielt er
erst im Laufe der Reinzucht. Man
nimmt an, daß er aus einer Kreuzung
zwischen Schottischem Terrier und
dem Malteser (siehe Kleinhunde)
oder dem Pudel hervorgegangen ist.
Farbe: einfarbig grau, bläulich oder
wildfarben mit schwarzen Flecken
(Haar lang und hart, weicher am
Kopf).

Schulterhöhe: 21 cm bis 28 cm.
Es werden zwei Schläge unterschie-
den: Stehohr und Hängeohr.

Schottischer Terrier,
Scotchterrier, Scottie

Hieß früher Aberdeen Terrier, eine
seit langem bekannte Terrierform.

West Highland White Terrier

Diese jüngste Terrierrasse ist der
Shooting Star unter den Modehun-
den. Seine Ursprungsrasse ist nicht

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42

bekannt, vermutlich wurden mehrere
Terrier eingekreuzt. Der Westie ist ein
lebendiger, mutiger, bewegungsfreu-
diger Hund.
Farbe: weiß.
Schulterhöhe-, 28 cm.

Lakeland Terrier

En altenglischer Terrier aus dem
Lake District, den man zur Reinzucht
brachte.

Farbe: schwarz und tan (rotbraun),
blau und tan, rot, weizengelb, rot-
graumeliert, leberfarben, blau und
schwarz.

Schulterhöhe: höchstens 37 cm
(Rauhhaar).

Border Terrier

Sein Stammland ist das schottisch-
englische Grenzgebiet (border =
Grenze), wo er durch Kreuzung des
Scotchterriers mit dem alten Foxter-
rier entstanden ist. In dem wasserrei-
chen Gebiet jagte man mit ihm haupt-
sächlich den Otter, auch in Meuten.
Farbe; rot, weizengelb, meliert und
tan, blau und tan.
Schulterhöhe: 30 cm bis 36 cm.

Dandie Dinmont Terrier

In seinem Roman »Guy Mannering«
(erschienen 1814) verlieh der Dichter
Walter Scott einer seiner handelnden

Personen, dem Dandie Dinmont, die
Wesenszüge eines ihm bekannten
Farmers. Dieser Farmer züchtete ei-
nen Schlag rauhhaariger Terrier als
Haus- und Jagdhunde, der damit be-
kannt und berühmt wurde. Die ge-
naue Herkunft ist unbekannt. Der Ter-
rier sieht dem rauhhaarigen Dachs-
hund sehr ähnlich; er soll zu seiner
Zucht beigetragen haben.
Farbe: pfeffer- oder senffarben in
Schattierungen (Haar etwa 5 cm lang,
hart, nicht drahtig).
Schulterhöhe; 20 cm bis 28 cm.

Sealyham Terrier

Auf seiner Besitzung Sealyham züch-
tete Captain John Edwards seine eige-
nen Terrier für die Bodenjagd. Dabei
kreuzte er Foxterrier mit Dandie Din-
mont Terrier aus seiner näheren Um-
gebung.
Farbe: weiß oder weiß mit gelbbrau-
nen oder dachsfarbigen Markierun-
gen (Haar lang, hart, drahtig).
Schulterhöhe: höchstens 30,5 cm.

Yorkshire Terrier

Heute ist er ein zierlicher, kleiner Kerl,
Seine Vorfahren waren weit höher auf
den Laufen und besaßen auch nicht
das üppige Haar wie er. Sie waren aus
einer Kreuzung zwischen Scotch und
Skye entstanden.
Farbe: stahlblau und tan.
Schulterhöhe: 22 cm bis 25 cm.

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43

Black-and-tan-Terrier

Er wird in England auch Manchester
Terrier genannt, weil er ursprünglich
ein Jagdhund war, der in der Umge-
bung von Manchester lebte. Durch
das neu erlassene Kupierverbot für
Ohren, durch das seine Züchtung be-
troffen wurde, ging er in der Verbrei-
tung als Haushund zurück.
Mehr Freunde hingegen gewann
der kleinere Schlag, der Black-and-
tan-Toy-Terrier (Toy = Spielzeug =
Zwerg), bei dem die Zucht eines kor-
rekten Stehohres gelang.

Farbe: schwarz mit braunen Abzei-
chen (black and tan) an verschiede-
nen Körperstellen (Haar glatt und an-
liegend).

Schulterhöhe; 37 cm bis 40 cm, Toy
mindestens 25 cm.

Norwich Terrier

In der Grafschaft Norfolk kreuzte man
den Irischen Terrier mit dem ur-
sprünglich hochläufigen Yorkshire
Terrier.
Farbe: rot, auch rotweizen, schwarz
und tan oder geströmt, keine weißen
Flecken (Rauhhaar).
Schulterhöhe: etwa 25 cm.

Kromfohrländer

Die Rasse verdankt einem Zufall ih-
re Entstehung. Ein Zwerggriffonrüde
paarte sich mit einer rauhhaarigen
Foxterrierhündin. Inzwischen hat sich
diese Zucht recht gut entwickelt. Bald
fanden sich Liebhaber, und nach
mehreren Generationen in der Zucht
wurde die Rasse anerkannt. Sie
wurde nach einer Flurbezeichnung
»Kromfohr« im Siegerland benannt
und fand als Kromfohrländer auch im
Ausland Beachtung und Aufnahme.
Farbe: weiße Grundfarbe mit brau-
nen Flecken in bestimmter Anord-
nung (Stockhaar).

Schulterhöhe: Rüden 40 cm bis
44 cm, Hündinnen 38 cm bis 42 cm.

Yorkshire Terrier

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44

ielen Hundefreunden ist diese
Gruppe von Hunderassen wohl-

bekannt. Sie wurde aus bestimmten
alten Urformen gezüchtet. Das waren
jene rauhbärtigen Gesellen, die einst
die Bauernhöfe als sogenannte Rat-
tenfänger und Viehtreiber bevölker-
ten. Auch glatthaarige Hunde gehör-

ten dazu. In der Reinzucht wurde bald
eine recht vorteilhafte Verwandlung
ihres Erscheinungsbildes erreicht. Sie
wurden bald zu begehrten Haus- und
Wachhunden in vielen Ländern. Auch
Zwergformen wurden gezüchtet.
Zu der Gruppe gehören:

Schnauzer

und
Pinscher

Pinscher

V

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45

Riesenschnauzer

siehe Gebrauchshunde.

blaue und hellschokoladenfarbige
Hunde vor (Glatthaar).
Schulterhöhe: 40 cm bis 50 cm.

(Mittelschlag)

Farbe: schwarz, Pfeffer und Salz
(Rauhhaar).
Schulterhöhe: 45 cm bis 50 cm.

Zwergschnauzer

Farbe: wie zuvor (Rauhhaar).
Schulterhöhe: 30 cm bis 35 cm.

Pinscher

(Mittelschlag)

Farbe; schwarz mit rotbraunen Abzei-
chen, rot, Pfeffer und Salz - diese Far-
be in Schattierungen wie mausgrau,
silbergrau. Es kommen aber auch

Farbe: schwarz mit rotbraunen Abzei-
chen, rot, Rehpinscher (Glatthaar).
Schulterhöhe: 25 cm bis 30 cm.

Zu den Pinschern gehört auch der Do-
bermann (siehe Gebrauchshunde).
Der Name Pinscher ist in seiner Her-
kunft umstritten.

Affenpinscher

Der Name hängt mit seinem eigen-
tümlichen Gesichtsausdruck zusam-
men, der an einen kleinen Affen erin-
nert.
Farbe: in der Hauptsache schwarz.
(Haar hart, bald dicht und kurz, bald
strähnig und lose.)
Schulterhöhe: 25 cm bis 30 cm.

Schnauzer

Zwergpinscher

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46

in Spitz ist auf den ersten Blick zu
erkennen. Diese Erscheinungs-

form des Haushundes ist seit Jahrtau-
senden bekannt.

In Deutschland gibt es den Spitz in
verschiedenen Rassen als Haushund,
neben den deutschen Spitzen auch
eine ganze Reihe aus dem Ausland.

Spitze

Kleinspitz

E

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47

Deutsche Spitze

Großspitz

Farbe: schwarz, weiß, braun. Die
braune Farbe ist selten.
Schulterhöhe: etwa 40 cm er-
wünscht.

Kleinspitz

Farbe: weiß, schwarz, orange, haupt-
sächlich auch wolfsgrau.
Schulterhöhe: bis 28 cm.

Wolfsspitz

Farbe: wolfsgrau (Name) mit dunkler

Gesichtsmaske.
Schulterhöhe: 45 cm erwünscht,

Spitze sind reichlich und lang behaart.
Der Mittelschlag unter den deutschen
Spitzen, der lange Zeit als Rassehund
verschwunden war, ist wieder zu Eh-
ren gekommen. Früher war der sehr
wachsame Spitz der Begleiter von
Fuhrleuten, die mit Planwagen den
Güterverkehr besorgten.

Spitze aus dem Ausland

Chow-Chow

Schon der Name weist auf die Her-
kunft dieses Hundes aus dem Reich
der Mitte. In China hat man sich um
die Zucht allerdings kaum besonders
gekümmert. Erst englische Hunde-
freunde züchteten aus den recht un-
ansehnlichen Importen beliebte Ras-
sehunde.
Farbe: stets einfarbig - schwarz, rot,
blau, cremefarben.
Schulterhöhe: etwa 53 an.
Es gibt auch einen glatthaarigen
Chow-Chow, der sehr selten ist.
In den 60er Jahren wurde durch eine
Kreuzung des Chow-Chow mit dem
Wolfsspitz und dem Samojeden unter
der Bezeichnung Eurasier eine neue
Rasse gezüchtet. Sie wurde inzwi-
schen von der F. C. I. anerkannt.

Akita Inu

Der Großspitz aus dem nördlichen Ja-
pan gehört ebenfalls zu den Laiki. Als
Schlittenhunde waren nur kräftige
Tiere zu gebrauchen. Darauf deutet
auch sein ganzes Erscheinungsbild.
Die Rasse ist in Deutschland recht sel-
ten. Besondere Liebhaber brachten
sie her.
Farbe: weiß, grau geströmt, weizen-
gelb, schwarz mit lohfarbenen Abzei-
chen, gelbbraun (Stockhaar).
Schulterhöhe: 50 cm bis 60 cm.

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48

Finnischer Spitz

(Suomen pystikorva)

In seinem Lande spielt er etwa die
Rolle eines Nationalhundes. Er ist
Jagd-und Haushund zugleich. Beson-
ders bei der Jagd auf die großen Wald-
hühner ist er sehr geschätzt.
Farbe: gelb-rot (die Farbe des herbst-
lichen Birkenlaubes).

Karelischer Bärenhund

Eigentlich gehört dieser sehr kräftige
Hund zu den Laiki, einer Übergangs-
form vom Spitz zur Dogge. Als Finder
bei der Bärenjagd (Name) war er einst
geschätzt, jetzt dient er mehr der Elch-
jagd.

Sein Ursprungsland Karelien gehört
heute zur Sowjetunion. In letzter Zeit
kamen einige Bärenhunde auch nach
Deutschland, wo sie als Haushunde
gehalten werden.
Farbe: schwarz mit weißen Flecken
(Langstockhaar).

Schulterhöhe: Rüden 54 cm bis
60 cm. Hündinnen 48 cm bis 53 cm.

Elchhund

In Schweden ist die Elchjagd noch
sehr verbreitet, der jährliche Abschuß
beträgt etwa 30000 Stück. In den
weiten und dichten Wäldern des Lan-
des dient der Elchhund dabei als Fin-
der. Aber auch als Haushund ist er be-
sonders geschätzt.

Farbe: grau in verschiedenen Schat-
tierungen (Langstockhaar).

Schulterhöhe: Rüden 52 cm, Hündin-
nen 49 cm.
Einen schwarzen Schlag gibt es in
Norwegen.
Spitze aus Schweden und Finnland
wurden schon vor längerer Zeit in ver-
schiedene Länder West- und Mitteleu-
ropas sowie nach Übersee gebr acht.
Durch den zunehmenden Tourismus
gelangten sie auch nach Deutschland.

Nordische Schlittenhunde

Vermutlich angeregt durch verschie-
dene Beispiele aus dem Ausland
(Frankreich, Niederlande, Schweiz,
USA), bildete sich auch in Deutsch-
land eine Vereinigung, die das sportli-
che Schlittenfahren mit dazu geeigne-
ten Hunden pflegte. Einst hatte der
Hund im hohen Norden als Schlitten-
hund eine besondere Aufgabe, die
heute aber durch die Entwicklung
moderner Verkehrsmittel weit gehend
überholt ist. Auch auf verschiedenen
wissenschaftlichen Expeditionen lei-
steten Schlittenhunde unentbehrliche
Dienste.
Die Schlittenhunde gehören zu fol-
genden Rassen, die es inzwischen
auch in Deutschland gibt.

Samojedenspitz

Den Samojeden, einem mongoli-
schen Volksstamm im nördlichen Si-

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49

birien, diente er als Schlittenhund,
aber auch als Hütehund bei den Ren-
tierherden. Über England kamen die-
se prachtvollen Spitze nach Mitteleu-
ropa.
Farbe: reinweiß oder gelblich weiß
(Langhaar).
Schulterhöhe: Idealmaß 53 cm.

Siberian Husky

Der Schlittenhund wurde aus Ostsibi-
rien ehemals nach dem Norden der
USA gebracht und diente dort wie in
seiner Heimat.
Die weitgehende Verbreitung der
Zucht von Rassehunden im Lande er-
faßte auch diese Hunde und bewirkte
ihre Reinzucht. Unier dem Namen
Husky aus Sibirien wurde so der
Schlittenhund zum Haushund. Mit
diesem Namen pflegte man den Zug-
hund wie den Eskimo selbst zu be-
zeichnen.

Farbe: alle Abstufungen von grau und
Wolfsfarbe, alle Farben von weiß bis
schwarz (Langstockhaar).
Schulterhöhe: Rüden 55 cm bis
58 cm, Hündinnen 52 cm bis 56 cm.

Alaskan Malamute

Auch der Schlittenhund der Mala-
mute-Eskimos an der pazifischen Kü-
ste von Alaska geriet in den Sog der
Reinzucht und damit zu manchem
Hundefreund außerhalb des Landes.

Siberian Husky

Farbe: wolfsfarben, schwarz und
weiß (Langstockhaar).
Schulterhöhe: Rüden 55 cm bis
67 cm, Hündinnen 50 cm bis 57 cm.
Es wird öfters die Meinung geäußert,
diese Schlittenhunde eigneten sich
nicht als Haushunde, weil ihnen die
Fähigkeit einer engeren Beziehung
zum Menschen durch ihre Veranla-
gung verwehrt sei. In einzelnen Fällen
mag das durchaus zutreffen. Ohne
auf diese Frage aber weiter einzuge-
hen, sei nur festgestellt, daß die bis-
herigen Erfahrungen nicht zur Annah-
me solcher Auffassung berechtigen.

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50

eine Gelehrigkeit und leichte Er-
ziehbarkeit, seine Intelligenz und

Treue sind Eigenschaften, durch die
der Pudel ein beliebter Rassehund ge-
worden ist.

Diese große Beliebtheit haben die ti-
betanischen Rassen noch nicht er-
reicht, aber auch sie werden bei uns
immer bekannter.

Rassen

verschiedener

Art

Kleinpudel

S

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51

Tibetanische Rassen

Zu allen Zeiten waren Pudel beliebte
Haushunde, geschätzt ebenso von
berühmten Männern (z.B. von Scho-
penhauer) wie von gewöhnlichen
Sterblichen. Man nennt den Pudel
heute gern ein Wohlstandssymbol
unserer Zeit. Wichtiger ist die Freude
des Besitzers, der sich einen Pudel
halten kann. Der Aufwand für seine
Pflege bewegt sich in mäßigen Gren-
zen, weshalb der Pudel von jeher
nicht nur ein Hund für reiche Leute
war. Er wird nach verschiedenen Grö-
ßenklassen unterschieden:

Großpudel

(auch Königspudel genannt)

Schulterhöhe: 46 cm bis 60 cm.

Kleinpudel

Schulterhöhe: 36 cm bis 45 cm.

Zwergpudel

Schulterhöhe: bis 35 cm.
Farbe: schwarz, weiß, braun, Silber
und apricot (unter »apricot« versteht
man die leuchtende Farbe der Apriko-
senfrucht).
Wichtig ist bei allen Pudelarten die
Schur, sei es die früher allgemein übli-
che Standardschur oder die neu auf-
genommene Modeschur.

Seit vo r einiger Zeit ein Zuchtverein
gegründet wurde, pflegt man die drei
aus dem Hochland stammenden
Rassen unter einem Sammelbegriff
zusammenzufassen. Ihre Herkunft ist
geheimnisvoll wie alles in diesem
Land. Der priesterliche Stand der La-
mas spielte bei der Zucht eine gewis-
se Rolle.

Tibet Terrier

Obwohl dieser Hund kaum mit einem
Terrier in Beziehung gebracht werden
kann, erhielt er diese Bezeichnung. Es
handelt sich um einen Hütehund,
dem Puli Ungarns sehr ähnlich, wes-
halb die Frage naheliegt, ob hier nicht
bestimmte verwandtschaftliche Be-
ziehungen bestehen; denn die Un-
garn kamen aus Asien nach Europa.
Farbe: schwarz, gelbfarben, creme-
farben, grau (Haar lang und kräftig,
nicht gekräuselt).
Schulterhöhe: 35 cm bis 40 cm.

Lhasa Apso

Im Jahre 1928 kamen die ersten Hun-
de dieser Art nach England, wo schon
ihre Rassekennzeichen festgelegt
worden waren. Auch ihren Namen
erhielten sie dort. Vor einiger Zeit
brachte der bekannte Weltreisende
Heinrich Harrer einige Apsos aus In-
dien nach Deutschland; er hatte sie

Pudel

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52

dort von tibetanischen Flüchtlingen
erhalten. Auf ähnliche Weise waren
sie auch nach Nepal gebracht wor-
den, wo der aus der Erstbesteigung
des Mount Everest bekannte Träger,
der Scherpa Tensing, sich ihrer Zucht
angenommen hatte. Von ihm gelang-
te Zuchtmaterial nach Europa.
Farbe: golden, sandfarben, dunkel-
grau, rauchfarben, honigfarben,
schwarz-weiß-braun gefleckt (Lang-
haar).
Gewicht: 4 kg bis 6 kg.

Tibet Spaniel

Ein sehr beweglicher kleiner Hund,
den die Lamas früher zum Treiben ih-
rer Gebetsmühlen benutzt haben sol-
len. Warum man ihn in England, wo -
hin er zuerst gekommen war, Spaniel
nannte, ist unklar.
Farbe: schwarz, rehfarben mit dunk-
len Schattierungen, sandfarben mit
rot, biscuitfarben.
Schulterhöhe: Rüden bis 27 cm, Hün-
dinnen bis 24 cm (Langhaar).

Lhasa Apso

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53

m Gegensatz zu den Zwerghun-
den (Zwergpinscher, Zwerg-

schnauzer), die durch eine »Verzwer-
gung« einer Großrasse entstanden
sind, ist das eine eigene Gruppe von
Weinen Hunden. Ihre Schulterhöhe
reicht bis etwa 30 cm. Man sollte sie

nicht als Luxushunde bezeichnen,
denn ihre Haltung bedeutet so wenig
einen Luxus wie die Haltung eines
Hundes überhaupt. Die Kleinhunde in
Deutschland stammen aus verschie-
denen Ländern,

Kleinhunde

I

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54

Brüsseler Griffon

(Griffen Bruxellois)

Ein Kleinhund mit einem fast
menschlich anmutenden Gesichts-
ausdruck und kräftigem Bart. Er ent-
stammt alten Urformen, ähnlich un-
seren Affenpinschern, die man auf
zahlreichen Gemälden finden kann.
Farbe: rotbraun (Haar rauh und zer-
zaust).

Die beiden verwandten Schläge, der
Belgische Griffon (Griffon Beige) und
der Brabanter Griffon (Brabangon),
sind bei uns kaum anzutreffen.

wenig geklärt wie ihre Entstehung.
Verschiedene Kreuzungen werden
dabei eine Rolle gespielt haben in ei-
ner Zeit, da es noch kein Zuchtbuch
gab.

Bichon à poil frisée

Es ist heute kaum mehr festzustellen,
wie das Hündchen nach Belgien ge-
kommen ist. Vielleicht kam es aus
Spanien nach den spanischen Nie-
derlanden, zu denen auch Belgien
einst gehörte.
Farbe: weiß (Haar gelockt).

Papillon

Das Schmetterlingshündchen (Papil-
lon) wird wegen seiner flatternden
Stehohren so genannt. Es war am
französischen Königshof sehr beliebt
und in Frankreich auch verbreitet. Die
Wirren der Revolution verschlugen
dieses Hündchen der Aristokraten in
die Fremde; im Gebiet des heutigen
Belgien fand es eine neue Heimat.
Niemand kennt seine genaue Her-
kunft.

Farbe: alle Farben sind zugelassen
(Langhaar). Der hängeohrige Schlag
heißt Phalène.

Bichons

Diese zierlichen, fast zarten Kleinhun-
de sind heute in verschiedenen Län-
dern anzutreffen. Ihre Herkunft ist so

Malteser

Seit Jahrhunderten ist er ein bevor-
zugter Hund der Damen. Sein Name
kann mit der Insel Malta in keine rech-
te Beziehung gebracht werden.
Auch die Insel Melitaea, heute Mele-
da, wird in diesem Zusammenhang
genannt, ohne daß Genaueres be-
kannt ist.
Farbe: reines Weiß (Langhaar).

Bologneser

Hier handelt es sich um die gleiche
Rasse wie beim Bichon à poil frisée
Belgiens. Nur der Name macht den
Unterschied. Die Frage, ob er einen
bestimmten Zusammenhang mit der
Stadt Bologna hat, wird wohl immer
offenbleiben.

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55

(Petit chien lion)

Viele Abbildungen aus früherer Zeit
zeugen davon, daß es das Löwchen
schon sehr lange gibt. Es war aber
langsam dem Untergang entgegenge-
gangen. In Belgien widmete sich Ma-
dame Bennert als Züchterin dieser
Rasse, und es gelang ihr, für die
Bichons, denen sie zugehört, wieder
eine ausreichende Zuchtgrundlage zu
schaffen. Auch in Deutschland gibt es
einige Züchter.
Farbe: alle Farben sind erlaubt, insbe-
sondere weiß, schwarz, zitronengelb
(Haar lang und gewellt, Haarschur,
die an die Gestalt eines Löwen erin-
nert).

Schwarz mit mahagonifarbenen Ab-
zeichen.

Prince Charles

Dreifarbig: weiß mit schwarzen oder
braunroten Abzeichen.

Blenheim

Genannt nach Schloß Blenheim der
Herzöge von Marlborough. Weiße
Grundfarbe mit braunroten Flecken.

Ruby


Toy-Spaniel

Ihrem Wesen nach sind sie Kleinfor-
men der alten englischen Spaniels; ihr
Name deutet auf Englands geschicht-
liche Vergangenheit hin. Früher dien-
ten sie ihren adeligen Herrn als Jagd-
hunde auf kleineres Federwild, das
brachte sie in eine gewisse Abge-
schiedenheit. Erst als eine allgemein
verbreitete Zucht von Rassehunden
aufkam, wurde ihre Isolierung aufge-
hoben. Durch Einkreuzung mit Möp-
sen entwickelten sich jene zierlichen
Figürchen der kurznasigen Toy-Spa-
niels. Nach der Farbe werden vier Schläge
unterschieden (Langhaar):

Cavalier King Charles

Vor nicht langer Zeit wurden die ein-
stigen Jagdhunde der Kavaliere des
königlichen Hofes wieder gezüchtet,
wie sie vor der Verkürzung ihrer Na-
senpartie durch Einkreuzung des
Mopses bestanden hatten. Es werden
die gleichen Farbenschläge wie bei
den Toy-Spaniels unterschieden.

Pekinese

1860 fanden englische Offiziere nach
dem sogenannten Interventionskrieg

Löwchen

King Charles

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56

Chinesische Nackthunde

gegen China diese kleinen Hunde, die
sorgsam in der Abgeschiedenheit des
kaiserlichen Sommerpalastes gehütet
worden waren. Sie brachten sie nach
England, von wo aus sie sich fast in
die ganze Welt verbreiteten.
Farbe: alle Farben sind zugelassen,
z.B. rot, schwarz, weiß, goldgelb,
sandfarben. Es gibt auch Schecken
(Langhaar).

Shih Tzu

Von der Entstehung des sheu tzeu
(Löwenhund) berichten die Chinesen
in einer Fabel: Danach habe er vom
Löwen den Kopf erhalten.

Farbe: alle Farben sind erlaubt (Lang-
haar - es fällt über das Gesicht in
Form einer Chrysantheme).

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57

Chinesischer Nackthund

(Chinese crested hairless dog)

Diese kleinen, am Rumpf fast haar-
losen Hündchen kamen in einigen
Exemplaren aus den USA zu uns.
Nackthunde gibt es außer in China
auch in anderen Ländern, z.B. in Me-
xiko und in afrikanischen Gebieten.
Hierbei handelt es sich um die klein-
ste Art mit einem Haarbusch auf dem
Kopf (crest = Hahnenkamm) und an
der Rute.

Farbe: Alle Farben (einfarbig oder ge-
fleckt).

Japan Chin

Er wirkt wie die Zwergbäume seines
Landes, klein und zierlich, und ent-
spricht der Vorliebe seiner Bewohner
für alles Zierliche.

Farbe: rein weiß mit gleichmäßig ver-
teilten, klar abgegrenzten schwarzen
oder rotgelben Flecken (Langhaar).

Chihuahua

(sprich: Schiwawa)

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschie-
nen diese überaus feingliedrigen
Hündchen auch in Deutschland. Ihr
Name wird von der gleichnamigen
Provinz Mexikos abgeleitet. Sie waren
eine Entdeckung der Amerikaner, die
ihre Zucht besonders förderten. Die
Rasse ist deshalb in den USA sehr ver-
breitet.
Farbe: alle Farben sind erlaubt, ein-
farbige, gefleckte und gesprenkelte.
Man kennt einen kurzhaarigen und ei-
nen langhaarigen Schlag.

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58

ieser Begriff umfaßt eine Anzahl
von Rassen, deren Ahnen einst

zur Wildhetze verwendet wurden,
weil sie besonders befähigt sind, eine
große Schnelligkeit zu entwickeln. Im
Gegensatz zu den Laufhunden jagen
sie nicht auf der Spur, sondern nur
beim Anblick von Wild (Sicht). Auffal-
lend ist bei ihnen der lange, schmale
Kopf und die Feinheit der Gliedma-
ßen.

Windhunde soll nur halten, wer über
entsprechende Platzverhältnisse im

eigenen Wohnbereich verfügt. Sie
brauchen viel Bewegung im freien
Lauf. Deshalb wurden in größeren
Städten von den Windhundzucht-
und Rennvereinen Rennbahnen er-
richtet, die ihnen ein richtiges Betäti-
gungsfeld bieten können und zu ih-
rem körperlichen Wohlbefinden bei-
tragen.

Viele der verschiedenen Windhund-
rassen werden auch in der Bundesre-
publik gehalten.

Windhunde

Russischer
Windhund (Barsoi)

D

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59

Afghanischer Windhund

Der Sage nach soll der Afghane von
jenem Hund abstammen, den einst
Noah zur Erhaltung der Art in die Ar-
che mitgenommen habe — eine Sage
zwar, aber vielleicht mit einem Körn-
chen Wahrheit, denn es handelt sich
bei ihm um eine sehr alte Rasse. In ih-
rem Stammland Afghanistan hat sie
als Jagdhund und auch als Hirten-
hund {Schutz der Herden) Verwen-
dung gefunden. Erst in England züch-
tete man daraus den heutigen Afgha-
nen mit seiner reichen Haarfülle.
Farbe: jede Farbe ist zugelassen.
Schulterhöhe: 67 cm bis 72 cm.

Englischer Windhund

(Greyhound)

In der Feudalzeit war die Haltung die-
ses Hundes dem englischen Adel vor-
behalten. Man benutzte ihn für die
Jagd. Auch heute jagt man mit ihm
Hasen. Größere Bedeutung hat er
aber als ausgezeichneter Läufer auf
der Rennbahn erlangt. Windhundren-
nen sind in Großbritannien sehr be-
liebt. Auch in Deutschland laufen vor-
nehmlich Greyhounds auf Rennbah-
nen.

Farbe: schwarz, rotgelb, gelbbraun
mit dunklem Fang, schieferblau ge-
strömt. Weiße Abzeichen sind er-
laubt, die rein weiße Farbe ist nicht er-
wünscht.
Schulterhöhe: 63 cm bis 70 cm, im
Mittelmaß etwa 63,5 cm.

Persischer Windhund

(Saluki)

Sein Verbreitungsgebiet ist heute
noch der Vordere Orient - besonders
Jordanien und Irak, wo man mit ihm
Gazellen zu jagen pflegt. Diese Hunde
unterscheiden sich aber wesentlich
von dem in Reinzucht veredelten Sa-
luki in Europa.

Farbe: weiß, creme, sandfarbig, gold-
rot, kupferrot; auch dreifarbig: weiß-
schwarz-kupferrot oder schwarz-
sandfarbig-kupferrot.
Schulterhöhe: 50 cm bis 70 cm.

Russischer Windhund

(Barsoi)

Im zaristischen Rußland war er der
schnelle Wolfsjäger, der in Meuten
jagte. Bekannt war besonders jene
des Großfürsten Nikolai Nikolaje-
witsch, der auf seinem Jagdschloß
Perschino eine einst weltbekannte
Zucht betrieb. Aus dem Erschei-
nungsbild seiner Hunde prägte sich
der Perschino -Typ, den man noch
heute besonders schätzt. Seine
Schnelligkeit zeigt er auf den Renn-
bahnen.

Farbe: weiße Grundfarbe mit gelben,
orangefarbigen, roten oder grauen
Abzeichen. Auch geströmte Hunde
kommen vor. Einfarbige Hunde sind
nicht geschätzt.
Schulterhöhe: Rüden mindestens
70 cm, Hündinnen 65 cm.

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60

Arabischer Windhund

Als verkleinertes Abbild des Grey-
hound entstand er als Ergebnis der
Zucht des »kleinen Mannes«, der
auch für sich den Besitz eines Renn-
hundes wünschte und der ihn nicht
enttäuschte. Tatsächlich ist der Whip-
pet ein ausgezeichneter Rennhund.
Farbe: alle Farben sind zugelassen.
Schulterhöhe: Rüden bis 50 cm,
Hündinnen über 42,5cm. Es gibt
auch einen rauhhaarigen Schlag, der
sehr selten ist.

(Sloughi)

Hundefreunde aus Frankreich, die im
einstigen französischen Kolonialge-
biet in Nordafrika tätig waren, brach-
ten ihn zur Reinzucht. Der Sloughi
wird neben dem Pferd besonders ge-
schätzt von den Beduinen, die mit
ihm Gazellen jagen.
Farbe: hell sandfarben mit schwarzer
Maske, andere Farben sind nicht er-
wünscht.
Schulterhöhe: 60 cm bis 70 cm.

Spanischer Windhund

Das Windspiel war bereits bei den Rö-
mern bekannt. Und Karl der Große
soll mit Windspielen gejagt haben, die
man ihm geschenkt hatte. Auch als
Lieblingshunde Friedrichs des Gro-
ßen sind sie in die Geschichte einge-
gangen.
Niemand betrachte diese zierliche
Kleinform des Windhundes etwa ge-
ringschätzig. Sie ist bei entsprechen-
der Haltung durchaus keine zerbrech-
liche Kreatur. Es darf nicht übersehen
werden, daß auch ein Windspiel Be-
wegung braucht und nicht etwa in ei-
nem Liegekörbchen gehalten werden
kann. Täglicher Spaziergang und rich-
tige Fütterung erhalten es gesund, So
läßt sich ein Windspiel auch in einer
kleinen Wohnung halten.
Farbe: einfarbig und mehrfarbig, alle
Farben sind zugelassen.
Schulterhöhe: nicht über 35 cm.

(Galgo espanol)

Man unterschied früher den Galgo
espanol und den Galgo anglo-espa-
nol, was darauf hindeutet, daß der
Greyhound mit dem Galgo gekreuzt
worden war. Die große Ähnlichkeit
der Galgos in Spanien mit dem Grey-
hound lassen daran keinen Zweifel
aufkommen. Ausgelöst vom Touris-
mus, kamen Galgos auch nach
Deutschland.
Farbe: rot, schwarz, rotgrau, weiß,
kastanienbraun, auch mehrfarbig.
Schulterhöhe: etwa 60 cm bis 65 cm.

Irischer Wolfshund

(IrishWoIfhound)

Beim Anblick der kräftigen Erschei-
nung dieses rauhhaarigen Windhun-
des fühlt man sich vielleicht unwill-

Whippet

Windspiel

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61

kürlich in jene Zeit zurückversetzt, in
der man in Irland mit ihm wehrhaftes
Wild (Bären und Wölfe) zu jagen
pflegte. Mit dem Aussterben der
Raubtiere verkümmerten nach und
nach auch diese großen Iren und wa-
ren schließlich so gut wie ausgestor-
ben. Durch die Bemühungen von
Captain Graham gelang es indessen
gegen Ende des vorigen Jahrhun-
derts, eine sogenannte Rückzüchtung
der Rasse aus verschiedenen ande-
ren Wolfshunden durchzuführen.

Man findet diese Riesen unter den
Hunden heute in verschiedenen Län-
dern, und zwar dort, wo ihnen Raum
und entsprechende Fütterung gebo-
ten werden können. Sie sind in
Deutschland selten.
Farbe; graurot, gelbgrau, auch einfar-
big weiß oder schwarz, oft auch ge-
strömt.

Schulterhöhe: Rüden mindestens
79 crn, Hündinnen mindestens
71 cm.

Whippet

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62

Schottischer Deerhound

(deer = Hirsch)

In den Wäldern des Schottischen
Hochlandes jagte man mit ihm den
Hirsch. Das ist übrigens noch gar
nicht so lange her. Ein Dichter wie
Walter Scott widmete ihm Verse in ei-
nem Epos, und der Maler Landseer
stellte ihn wiederholt auf seinen Ge-
mälden dar.

Jagdliche und künstlerische Elemente
bestimmen heute vielfach die Vorstel-
lung von dieser Rasse. Besondere
Liebhaber bewahrten den interessan-

ten Windhund vor dem Untergang
und setzten seine Zucht in beschränk-
tem Umfang fort. Er ist dem Irischen
Wolfshund sehr ähnlich, vermutlich
hat er zu dessen Neuzüchtung beige-
tragen.
Man jagt heute in Canada und den
USA mit Deerhounds Coyoten und
Timberwölfe.
Farbe: hellgrau, dunkelgrau, gelb-
grau, meist mit Schwarz geströmt,
schiefergrau, rotgelb, rotgrau mit
schwarzer Maske.
Schulterhöhe; Rüden über 75 cm.
Hündinnen über 70 cm.

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63

Welcher Hund ist für mich richtig?

aben wir uns im vorhergehen-
den Abschnitt bei den einzelnen

Hunderassen schon da und dort mit
der Frage der Eignung einer bestimm-
ten Hundeart für einen gewissen
Zweck beschäftigt, so legen wir uns
jetzt die Frage vor: »Welcher Hund
kommt nun eigentlich für mich in Fra-
ge?« Bevor wir an die Beantwortung
gehen, wollen wir einen Teil der Ant-
wort vorwegnehmen und darauf hin-
weisen, wie man es nicht machen
soll, wenn man darangeht, sich einen
Gefährten fürs Haus anzuschaffen.
Da heißt es denn zuerst feststellen,
daß wir kein Recht haben, uns den
Hund wie einen neuen Anzug, ein
Kleid, wie irgendeine Modesache
»anzuschaffen«, weil dieser oder je-
ner vielleicht einen gleichen Hund
hat. Wir dürfen uns auch nicht einen
Hund zulegen, weil wir seine Rasse
für so »drollige, »ulkig«, so »furchtbar
süß« oder gar, weil wir sie für den
»letzten Modeschrei« halten. Wer so
handelt, versündigt sich am Tier.
Denken wir doch einmal daran, daß
der Hund den gleichen Maßstab nicht
anlegen kann, daß er vielmehr zu uns
kommt als Kamerad, als Hausgenos-
se, der alles, aber auch wirklich alles
aufbietet, um nur für uns auf der Welt
zu sein.

Schon im vorigen Kapitel hat der
Hundefreund vielleicht »seinen Typ«
auf Grund der geschilderten Eigen-

schaften gefunden. Wir beschränken
uns deshalb hier auf eine systemati-
sche Übersicht, ausgehend von den
wichtigsten Fragen, die der Liebhaber
vor der Anschaffung eingehend selbst
zu prüfen hat. Diese Fragen lassen
sich vielleicht wie folgt aufstellen:

• Was kann ich für einen Hund ausgeben?
• Welchem Zweck soll er dienen?
• Wieviel Zeit habe ich für den Hund

übrig?

• Welchen Platz habe ich zur Verfü-

gung?

• Welche Summe kann ich für Futter

und sonstige Pflege aufwenden?

• Welches Temperament soll mein

Hund haben?

Nach Beantwortung dieser Fragen ist
die Wahl eigentlich nicht schwer. Wir
wollen dem Leser aber weiterhin die
Entscheidung erleichtern, indem wir
ihm jetzt die Rassen nach Gebrauchs-
werten und Eignung zusammenstel-
len.
Zuerst die reinen Wachhunde! Hier
kommen für freiliegende Grundstük-
ke mit genügender Bewegungsmög-
lichkeit für die Tiere in Frage: Schäfer-
hund, Dobermann, Boxer, Airedale
Terrier, Riesenschnauzer, Neufund-
länder, Bernhardiner, Dogge, Rott-
weiler. Mit Ausnahme der Neufund-
länder und Bernhardiner, die an sich
durchaus einen trefflichen Schutz ge-
währen, lassen sich die übrigen auch

H

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64

in der sogenannten »Arbeit am
Mann« ausbilden, um dann in jedem
Falle befehlsgemäß entsprechende
Leistungen zu vollbringen. Gilt es
Hühner und anderes Getier gegen
Ratten und Raubzeug zu schützen,
käme noch der Schnauzer und Ter-
rier hinzu. Unter den größeren Wach-
hunden für Stadtwohnungen
kom-
men in Frage: Schnauzer und einige
Jagdhundarten. Dalmatiner. Setter,
Cocker-Spaniel, Pudel. Chow-Chow.
Sind die Räume beengt, lassen sich
alle Terrierarten zu guten Wächtern
heranziehen, auch einige Zwerge
zeichnen sich durch große Wachsam-
keit aus, so der Zwergschnauzer, der
Zwergpudel und die Spitze.
Unter den Stubenhunden ist die Aus-
wahl groß. Bei der Wahl ist jedoch das
Haar zu beachten. Für teppichbelegte
Räume mit langen Vorhängen, Stoff-
tapeten u. dgl. sollte man sich zu ei-
nem kurzhaarigen Hund entschlie-
ßen, damit zwischen Hausfrau und
Hund möglichst wenig Mißstimmung
wegen des Haarlassens aufkommt.
Zu den Kurzhaaren gehören: Kurz-
haarteckel, Möpse, Rehpinscher,
Französische Bulldoggen, auch die
Erdhunde, darunter Foxterrier und
Schottischer Terrier, haaren bei richti-

ger Pflege nur zeitweise. Nicht zu ver-
gessen der »nichthaarende« Pudel.
Reine Luxushunde, welche beson-
ders sorgfältiger Pflege bedürfen, sind
die Pekinesen, Japan Chin, Malteser,
Skye Terrier, Yorkshire Terrier und
Affenpinscher. Unter den Stubenhun-
den befinden sich auch die Rassen,
welche, um zu voller Entwicklung ih-
rer Schönheit zu kommen, eine be-
sondere Haarpflege durch sachkundi-
ge Hand beanspruchen. Hierzu gehö-
ren Foxterrier, Schottischer Terrier,
Sealyham Terrier, die verschiedenen
anderen Terrierarten, dann die
Zwergpudel, Zwergschnauzer.
In die Hand des Nervösen gehören
nicht die Zwergspilze, Terrier, Zwerg-
griffons. Hundehalter mit Neigung
zum Jähzorn und zum Aufbrausen
sollten sich keine Neufundländer.
Doggen, Barsois, Schottische Terrier
oder Jagdhunde anschaffen, denn
diese vertragen zwar Schelte, aber
keine grobe Behandlung.
Abrichten lassen sich die meisten grö-
ßeren Rassen, vornehmlich die Schä-
ferhunde, Dobermänner, Boxer und
Airedale. Sehr gelehrig sind die Pudel
und Schnauzer, Neigung zu spieleri-
schen kleinen Kunststücken haben
bekanntlich sämtliche Terrierarten.

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65

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66

Kaufen Sie Ihren Hund möglichst
als Welpen!

ielfach neigen Hundefreunde da-
zu, sich einen sogenannten »fer-

tigen« Hund zu kaufen, der also mög-
lichst vollständig stubenrein ist, der
schließlich auch schon etwas folgsam
ist und sich an der Leine führen läßt.
Diese Methode hat nur anscheinend
Vorteile, in Wirklichkeit gibt man
durch diese Bequemlichkeit - denn
nichts weiter als eine solche ist es ja -
Werte aus der Hand, auf die ein wah-
rer Hundefreund nicht verzichten
sollte. Wir haben uns hierbei vor
Augen zu halten: Der Hund hat nicht
das Gefühl, eine »Mutter« in unserem
Sinne zu besitzen. Für ihn ist »Mut-
ter«, wer ihm die erste und später
überhaupt seine Nahrung reicht. Die
eigentliche Mutter kennt der Hund
nicht, weil er sich an sie nicht zurück-
erinnern kann. Je ausschließlicher al-
so eine bestimmte Person einem
Hunde Futter reicht, desto größer ist
die Anhänglichkeit des Tieres gerade
an diese Person. Sehen wir doch bei
den höher entwickelten Hunderassen
nur zu oft, daß sie ihren Züchter noch
nach Jahren wiedererkennen, sich
»wie ein Kind« freuen, wenn sie ihm
begegnen. Dies sollte man sich zunut-
ze machen und den Hund so früh wie
irgend möglich erwerben, denn der
Hund, der von Anfang an nur uns
kennt, wird uns über alles lieben.
Aber weiter! Es ist eine alte Züchter-

lehre, die sich nicht nur auf Hunde,
sondern auf alle Tiere erstreckt, daß
Fehler beim Aufbau des Körpers in
der Jugend später meist schwer, oft
überhaupt nicht mehr zu korrigieren
sind. Von einem schon in frühester
Jugend kräftigen Körper hängt aber al-
les ab. Der Krankheitsbefall bei den in
der Jugend schlecht ernährten Tieren
ist erheblich größer als der des gut ge-
pflegten Nachwuchses. Wir sind bei
Kauf eines »fertigen« Hundes nie in
der Lage, festzustellen, ob er in der
frühen Jugend alle Aufbaustoffe erhal-
ten hat; uns genügt meist der erste
Augenschein, und dieser kann leicht
trügen. Dem wahren Hundefreund
bietet ferner die Aufzucht eines jun-
gen Hundes eine derartige Fülle von
Vergnügen an dem tollpatschigen,
hilflosen und dadurch drolligen We-
sen, eine Kette der heitersten Bege -
benheiten und Zwischenspiele, daß
selbst ernste Menschen. Forscher
und Denker die glücklichsten Stunden
jene nannten, in denen sie aus einem
dummen Welpen einen jungen Hund
heranwachsen sahen. Er gibt sich
noch drolliger als das kleine Kind,
zwar ist er nicht so hilflos wie dieses,
dafür aber trotz gewisser Selbständig-
keiten so furchtbar dumm, daß er uns
bei jeder Untugend die Waffe der
Schelte einfach aus der Hand schlägt.
Junge Hunde machen Mühe, aber sie

V

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67

entlohnen sie später tausendfältig
durch Gesundheit, langes Leben,
durch übergroße Liebe und Treue, die
ein »fertig« gekaufter Hund viel selte-
ner aufbringt. Schließlich verlangen
wir ja auch Treue vom Hund. Können
wir diese von einem erwachsenen ge-
kauften Tier, das vielleicht zum Über-
fluß schon durch viele Hände gegan-
gen ist, überhaupt verlangen? Müs-
sen wir uns nicht selbst sagen, daß je-
der erwachsen gekaufte Hund eigent-
lich untreu ist, wenn er nun plötzlich
auf uns und nicht mehr auf seinen frü-
heren und damit noch eigentlichen
Herrn hören soll?

Nicht jeder junge Hund braucht die
gleiche Zeit zur Erziehung. Praktische

Versuche haben ergeben, daß die
großen Hunderassen viel schneller im
»Benehmen« erwachsen sind als die
kleineren. Zwerghunde werden z.B.
öfters schwerer stubenrein als Dienst-
hundrassen. Das kann unter ande-
rem darin begründet sein, daß wir mit
Zwerghunden im zarten Alter nicht so
oft ins Freie gehen möchten, weil wir
- ganz zu Unrecht - eine Erkältung
fürchten. Die Natur sorgt meist durch
vollauf genügende Fellbildung dafür,
daß der Hund gesund durch die ver-
schiedenen Temperaturen kommt;
tut er es nicht, ist die Ursache nur die
naturwidrige Entziehung der Abhär-
tung.

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68

Die Auswahl eines Welpen
Rüde oder Hündin?

ereits im vorangegangenen Kapi-
tel wurde darauf hingewiesen,

welche Gesichtspunkte bei der An-
schaffung eines Welpen zu beachten
sind. Sollte es dem künftigen Hunde-
besitzer möglich sein, den Hund un-
ter mehreren Welpen, insbesondere
eines Wurfes, auszusuchen, so ist
dies wohl die glücklichste Lösung.
Schon jetzt - obwohl die kleinen Vier-
beiner noch bei ihrer Mutter sind und
sich harmlos raufend und entzückend
spielend im Familienverbande be-
wegen - kommen viele Charakter-
züge zum Vorschein. Wenn Sie einen
sanftmütigen, etwas schüchternen
Hund wünschen, dann nehmen Sie
den kleinen Welpen in der Ecke, der
etwas ängstlich vor dem fremden
Menschen zurückweicht. Vielleicht
aber wird dieser Hund immer etwas
schüchtern und zurückhaltend blei-
ben. Wollen Sie einen Draufgänger,
dann greifen Sie nach dem Welpen,
der immer allen anderen voraus alles
Neue untersucht, freudig nach Ihrer
Hand zu beißen versucht und ohne
weiteres mit fremden Menschen mit-
taufen würde. Soweit zum Wesen des
Welpen. Die Auswahl nach den kör-
perlichen Eigenschaften ist natürlich
auch sehr wichtig, Mit dem schwäch-
sten und kleinsten Welpen, der einen
aufgetriebenen Bauch besitzt, also
wahrscheinlich sehr stark verwurmt

ist, wird man bei der Aufzucht ziemli-
che Mühe haben. Aber auch dieser
Welpe kann sich durchaus noch zu ei-
nem brauchbaren Hund entwickeln.
Krumme Beine und unproportionier-
te Körperteile können in diesem Alter
normal oder auch rassebedingt sein.
Hier wird der Fachmann Endgültiges
aussagen können (und der nicht im-
mer!). Jedenfalls: Hände weg von
müden, nur wenig oder nicht spielen-
den Welpen, die aufgetriebene Bäu-
che, stumpfes Fell und glanzlose Au-
gen haben.

Soll man einen Rüden oder eine Hün-
din nehmen? Viele neigen dazu, ei-
nem Rüden den Vorzug zu geben. Er
ist bequemer und macht weniger
Scherereien, meinen viele. Dabei ist
aber folgendes zu beachten: Wohl tritt
bei der Hündin zweimal im Jahr die
sogenannte Läufigkeit ein. Die Hün-
din ist zu dieser Zeit meist ein anderes
Wesen, neigt (nicht immer) zum Ent-
laufen und Streunen, kann gedeckt
werden, zieht die Rüden an. Zweimal
drei Wochen lang im Jahr hat man ge-
wisse Unannehmlichkeiten zu erwar-
ten. Aber außerhalb dieser Zeit ist die
Hündin meistens anhänglicher und
schließt sich vielfach noch mehr dem
Menschen an als der Rüde.
Der Rüde ist normalerweise das gan-
ze Jahr über bereit, sich mit Hündin-
nen zu paaren, also auch bereit fort-

B

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69

zulaufen, wenn er eine heiße Hündin
wittert. Viele Menschen empfinden
sein dauerndes Schnüffeln an allen
Ecken als störend. Hat ein Rüde ein-
mal die Spur einer läufigen Hündin
aufgenommen, wird er kaum noch
von selbst an seinen Herrn und Ge-
bieter denken. Der Trieb ist meistens
mächtiger. Ich will hier nicht die Rü-
den zugunsten einer Hündin verdam-
men, aber die alten Vorurteile und die
falsche Meinung des Laien. ein Rüde
wäre bequemer zu halten, soll berich-
tigt werden.
In diesem Zusammenhang sollen
noch einige allgemein interessierende
Punkte beantwortet werden. Muß ein
Rüde decken, um körperlich und we-
sensmäßig gesund zu bleiben, bzw.
ergeben sich Vor- oder Nachteile,
wenn man einen Rüden zürn Decken
gibt? Wie bereits weiter oben er-
wähnt, ist der Hund, und insbesonde-
re der Rüde, triebgebunden. Ein ge-
sunder Hund wird also während der
Paarungszeit nach dem Partner su-
chen, d.h. der Rüde das ganze Jahr
über, die Hündin nur in der Zeit der
Läufigkeit. Hat ein Rüde einmal eine
Hündin gedeckt, wird er meistens
mehr hinter Hündinnen her sein als
ein unerfahrener Rüde. Dies kann al-
so einen Nachteil für den Besitzer be-


deuten. Es ist aber nicht der Fall, daß
ein Rüde nun fortan immer decken
muß, weil er sonst bösartig wird.
Stoffwechselstörungen,

Ekzeme

usw. entstehen durch Nichtdecken
des Rüden nicht. Hier hat der Laie
vielfach eine falsche Meinung. Soll
oder muß eine Hündin gedeckt wer-
den? Diese Frage ist viel schwerer zu
beantworten. Der normale, gesunde
Körper einer Hündin verlangt natur-
gemäß nach einer Trächtigkeit. Wird
ihm das versagt, können Krankheiten
eintreten. Wir kennen die sogenannte
»Scheinschwangerschaft« der Hün-
din, wir wissen um die Gebärmutter-
entzündung, die prozentual mehr
Hündinnen befallt, die nie Welpen ge-
worfen haben. Aber auch Hündin-
nen, die öfters Welpen brachten, kön-
nen scheinträchtig werden oder an ei-
ner Gebärmutterentzündung erkran-
ken. Wenn eine Hündin einmal ge-
deckt worden ist, muß sie nicht im-
mer wieder gedeckt werden. Auch sie
wird dadurch nicht bösartig werden.
Nach der Trächtigkeit kann man aber
vielfach eine Wesensänderung der
Hündin zu ihren Gunsten feststellen.
Trotzdem Hände weg von der Hun-
dezucht, wenn keine Zeit, kein Platz
oder keine Freude an der Nachzucht
vorhanden ist.

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70

Richtige Pflege und Ernährung

as versteht man eigentlich
unter richtiger Pflege des Hun-

des? Nichts anderes, als dem Hund
die Nahrung und Pflege zu geben, die
seiner natürlichen Abstammung, Le-
bens- und Verhaltensweise am näch-
sten kommt.
Das bedeutet jedoch, daß man sich
mit seiner Herkunft und Vergangen-
heit beschäftigen muß, um dem
Hund zu geben, was des Hundes ist.
Erst durch intensive wissenschaftli-
che Forschung in den vergangenen
drei Jahrzehnten an Universitäten und
Forschungsinstituten wissen wir ein-
deutig, woher der Hund stammt, wer
sein Ahnherr war: Es ist der Wolf.
Diese Erkenntnis ist für die Ernährung
- der wichtigste Punkt der Pflege -
wichtig. Warum? Weil der Wolf nicht
nur das Muskelfleisch, die Sehnen
und kleinere Knochen seiner Beute-
tiere frißt, sondern vor allem ihre Mä-
gen und Eingeweide mit dem in ihnen

vorhandenen Grünfutter. Hiermit
deckt der Wolf seinen Kohlenhydrat-
bedarf, den er braucht, um zum einen
das für ihn ebenfalls lebensnotwendi-
ge Fett in Energie umzuwandeln und
zum anderen seine Darmtätigkeit an-
zuregen, die wiederum die bessere
Nutzung der Nährstoffe ermöglicht.
Zwei Folgerungen ergeben sich dar-
aus:

• Der Hund ist kein reiner Fleisch-

fresser.

• Ähnlich wie der Mensch ist er auf

eine ausgewogene und richtig zu-
sammengestellte Nahrung ange-
wiesen, die ihn gesund und mun-
ter hält.

Wie nun die richtige Ernährung des
Hundes in der täglichen Praxis aus-
sieht, davon handelt das nächste Ka-
pitel.

Links ein normaler Freßnapf, rechts ein Napf für langohrige Hunde

W

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71

Die Ernährung des Hundes

m überhaupt zu leben, braucht
man Energie. Diese Energie holt

man sich aus der Nahrung, genauer
aus den chemischen Bausteinen der
Nahrungsmittel: aus Eiweiß, Kohlen-
hydraten und Fett. Der Körper ver-
wandelt diese chemische Energie
zum Beispiel in Wärme (Körpertem-
peratur), in Bewegungsenergie zum
Atmen, Laufen und Bellen oder in
chemische Energie, damit der Körper
wachsen oder ständig neue Zellen bil-
den kann.

Eiweiß ist hierbei der wichtigste
Grundnährstoff - ohne ihn ist über-
haupt kein Leben möglich. Dabei ist
Eiweiß nicht gleich Eiweiß, denn es
gibt hochwertiges und weniger wert-
volles Eiweiß, was bei der Nahrungs-
zusammenstellung zu bedenken ist.
Zudem besitzt tierisches gegenüber
pflanzlichem Eiweiß für den Hund
den größeren Nährwert. Hochwerti-
ges und leicht verdauliches Eiweiß ist
in Eiern, Muskelfleisch, Innereien und
Fisch anzutreffen. Nicht so wertvolles
ist in Knorpeln, Schwarten und Kno-
chen enthalten.

Pflanzliche Eiweißträger sind Hafer-
flocken, Reis, Mais und Sojamehl,
Über den zweiten Grundnährstoff, die
Kohlenhydrate, und seine Bedeutung
ist bereits im vorherigen Kapitel ge -
sprochen worden. Doch noch eine
Anmerkung: Kohlenhydrate, die der
Hund am besten verarbeiten kann,

gibt es in Haferflocken und Reis - al-
lerdings vor der Fütterung gekocht,
damit die Stärke aufgeschlossen
wird. Auch die käuflichen Hundeflok-
ken sind aufgeschlossen, wodurch
sie für den Hund besser verwertbar
sind.

Der dritte wesentliche Bestandteil der
Nahrung ist das Fett mit seinen le-
bensnotwendigen Fettsäuren. Fett ist
ein wichtiger Energielieferant und ent-
hält notwendige Vitamine. Darüber
hinaus sorgt Fett z.B. für die Erhal-
tung von Haut und Haaren.
Hinzu kommen jetzt noch Vitamine
und Mineralstoffe, die in keiner Nah-
rung fehlen dürfen, um das Fressen
des Hundes »abzurunden«. Zwar holt
sich der Hund diese Bausteine seiner
Nahrung aus dem Fleisch und dem
pflanzlichen Futter - doch nur zum
Teil. Deshalb müssen Vitamine wie
Mineralstoffe hinzugefügt werden.
Dies gilt besonders für säugende
Hündinnen und Welpen.
Bevor wir diesen »chemischen Abste-
cher« beenden und zur Praxis überge-
hen, noch eine Faustregel für das
richtige Verhältnis der Grundnährstof-
fe und ein überaus wichtiger Merk-
satz:
Die Faustregel: Die Nahrung des er-
wachsenen Hundes sollte zur Hälfte
aus Eiweiß, zu ca. 40 Prozent aus
Kohlenhydraten und zu ca. 10 Pro-
zent aus Fett sowie aus Vitaminen

U

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72

und Mineralstoffen bestehen. Der
noch nicht erwachsene Hund muß
zwei Drittel Eiweiß erhalten, etwa 25
bis 30 Prozent Kohlenhydrate und
mindestens 5 Prozent Fett - natürlich
auch die in diesem Alter besonders
erforderlichen Vitamine und Mineral-
stoffe.

Der Merksatz: Der Hund ist kein Müll-
schlucker und kein Resteverwerter
vom menschlichen Mittagstisch. Wer
dies nicht beherzigt, der begeht im
Grunde genommen Tierquälerei.
Nun aber zur Praxis; Natürlich kann
man als Hundehalter dem Hund sel-
ber das Futter zusammenstellen und
ihm eine Nahrung anbieten, die aus-
gewogen und vielseitig ist und keine
wertlosen oder gar schädlichen Be-
standteile enthält. Doch das bedarf
schon einer Portion Wissens, um die
Zusammensetzung des Futters und
seiner Bestandteile genau durchzu-
rechnen. Außerdem kostet es Zeit
und Aufwand. Leichter - und auch
nicht teurer - kann man es sich ma-
chen, wenn man Fertigfutter futtert.
Daher ist Fertignahrung für sehr viele
Hundehalter die beste Alternative, die
sie ihrem Hund bieten.
Fertigfutter, das es in verschiedenen
Variationen gibt (davon später), ist
heute wissenschaftlich so gründlich
erforscht und abgesichert, daß man
es ohne Bedenken seinem Hund ein
Leben lang in den Napf tun kann. Dies
haben Langzeituntersuchungen über
viele Hundegenerationen hinweg er-
geben. Weiterhin unterliegt Fertigfut-
ter zumindest den gleichen strengen

Bestimmungen sowohl beim Einkauf
der Rohstoffe als auch bei der Herstel-
lung wie menschliche Lebensmittel.
Aber was viel wichtiger ist: Fertigfutter
enthält alle lebensnotwendigen Stoffe
ausgewogen im richtigen Verhältnis
und in der richtigen Zusammenstel-
lung, so daß man sich nicht die Sor-
gen machen muß, ob der Hund nun
wirklich alles bekommt, was er
braucht.
Doch bevor Sie Fertignahrung verfüt-
tern, sollten Sie wissen, welche Arten
von Fertigfutter es gibt:

Dosennahrung

• Fleischnahrung: Die Bestandteile

dieses Fertigfutters sind Muskel-
fleisch, Pansen, Herz, Leber und
Lunge. Zur Fleischnahrung müs-
sen jedoch Hundeflocken, Reis,
Haferflocken oder Gemüse dazu-
gegeben werden.

• Vollnahrung: Zu den Fleischbe-

standteilen werden in der Regel
Reis, Gerste, Hafer, Weizen oder
Mais beigemischt. Weiterhin: Ge-
müse und Proteine, Hefe sowie
Vitamine und Mineralien.
Vollnahrung enthält alle notwendi-
gen Nährstoffe, so daß jedes Zu-
satzfutter entfällt.

Trockenfutter

Trockenfutter ist auch eine Vollnah-
rung, bei der nichts hinzugefüttert

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73

werden muß. Da dem Produkt bis auf
15 Prozent die Feuchtigkeit entzogen
wurde, muß der Hund reichlich zu
trinken bekommen.

Halbfeucht - Nahrung
(soft-moist)

Das Soft-Futter ist ebenfalls eine Voll-
nahrung. Hier wurde Feuchtigkeit bis
auf ca. 25 Prozent entzogen (zum
Vergleich: Fleisch enthält ca. 80 Pro-
zent Wasser). Deshalb muß der Hund
auch hier genug frisches Wasser er-
halten.

Obwohl heute bereits schon viele
Hundehalter ihre Tiere mit Fertigfutter
versorgen, gibt es doch immer noch
eine Reihe von falschen und irrigen
Meinungen über diese in der Praxis
bewährte Nahrung.
Deshalb seien hier zu diesem Thema
ein paar grundsätzliche Anmerkun-
gen gemacht:

Vorurteil: Nur frisches, mageres
Fleisch ist gut für den Hund.
Tatsache: Zwar hat frisches, mageres
Fleisch einen hohen Nährwert, doch
eine Ernährung nur mit frischem, ma-
geren Heisch verursacht beim Hund
Mangelschäden, z. B, eine Mineral-
stoffunterversorgung. Die Folge: Ske-
lettverformungen. Bei magerem
Fleisch fehlt auch das lebensnotwen-
dige Fett.

Vorurteil: Hunde brauchen zusätzlich
Vitaminpräparate.
Tatsache: In Vollnahrung sind reich-
lich und exakt dosiert alle notwendi-
gen Vitamine enthalten - eine Zugabe
ist völlig überflüssig und bei zu starker
Überdosierung sogar schädlich.

Vorurteil; In Fertignahrung sind nur
minderwertige Rohstoffe.
Tatsache: Es werden nur ausgesuch-
te, tierärztlich kontrollierte und von
Labors analysierte Fleischanteile wie
Leber, Herz, Pansen usw. in Produk-
ten der Hundefutterhersteller ver-
wendet. Die Produktion von Fertig-
nahrung unterliegt dem Futtermittel-
gesetz, welches wesentlich strenger
ist als das Lebensmittelgesetz.

Vorurteil: Hunde mögen nicht gerne
Fertigfutter.

Tatsache: Die Fertigfutterindustrie hat
heute erreicht, daß über 80 Prozent
aller Hunde Fertigfutter spontan gern
fressen. Hundeernährung ist auch
Gewohnheits- oder Erziehungssache.
Wird Nahrung, also auch Fertigfutter,
abgelehnt, so kann der Grund in gele-
gentlich auftretender allgemeiner Ap-
petitlosigkeit oder in einer Krankheit
liegen.
Sollte diese Appetitlosigkeit nicht
krankheitsbedingt sein, so reicht ein
flotter Spaziergang häufig aus, den
Appetit wieder zu wecken. Manchmal
hilft auch schon eine Abwechslung im
Futter: statt Dosennahrung sollte man
beispielsweise zwischendurch eine
Trockennahrung geben.

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74

Die Pflege des Hundes

as beste Futter nützt nichts,
wenn Sie Ihrem Hunde nicht die

richtige Pflege angedeihen lassen.
Hierzu gehört vor allen Dingen große
Reinlichkeit des Hundelagers. Es soll
kein warmer Pfühl, sondern darf -
auch für empfindliche Hunde - nicht
zu weich sein. Am geeignetsten ist ein
Kokoslager o. ä. mit einer Decke. Ein
Korb ist in der Wohnung eine ideale,
leicht zu reinigende Lagerstätte. Hun-
dehütten im Freien sollten nie direkt
auf der Erde, sondern auf kurzen Fü-
ßen ruhen. Das beste Hundelager in
Hütten ist reines Stroh. Im Winter
wird die Hütte am besten mit Isolier-
platten verkleidet. Ein Stück alter Tep-
pich, über den Eingang der Hütte ge-
nagelt, dient bei scharfer Kälte als
schützender Vorhang. Am besten ist
natürlich, wenn die Hütte einen Vor-
raum als Windfang besitzt.
Junge Hunde muß man frühzeitig, am
besten schon mit 6-8 Wochen, einer
Wurmkur unterziehen, die später wie-
derholt wird. Mit zwölf Wochen müs-
sen alle Welpen, auch die, die bereits
eine Erst-Impfung erhalten haben, er-
neut geimpft werden: gegen Staupe,
Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose
und Tollwut. Junge Hunde müssen
mindestens zweimal täglich gut
durchgekämmt und gebürstet wer-
den, weil diese Reinigung zugleich
wie eine Massage wirkt, den Appetit
anregt und das Blut richtig zirkulieren


läßt, wodurch kleine Indispositionen
bereits abgestoßen werden. Auch die
Zahnpflege darf nicht vernachlässigt
werden. Zahnstein, der sich angesetzt
hat, muß von Zeit zu Zeit entfernt
werden. Die Augen werden ab und zu
mit etwas lauwarmem Wasser gerei-
nigt. Zur sachgemäßen Pflege des
Hundes gehört außerdem das Sau-
berhalten von Ohren und Pfoten. Die
Ohren säubert man zur Vermeidung
des sogenannten Ohrenzwanges öf-
ters mit Watte, die mit speziellen
Ohrentropfen angefeuchtet wird.
Man sollte dabei nicht in das innere

Bürste

D

Kardätsche

Kämme

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75




Bandwurmteile

und -eier werden

ausgeschieden

Ohr eindringen, weil die Gefahr einer
Verletzung sehr groß ist. Die Pfoten
säubert man, wenn notwendig, durch
Waschungen mit lauwarmem Seifen-
wasser, vornehmlich zwischen den
Zehen. Zu lang gewordene Krallen
müssen gekürzt werden.
Bis zum Alter von einem halben Jahr

bade man den Hund möglichst nicht.
Regelmäßiges Kämmen und Bürsten
hält ihn genügend rein. Später bade
man ihn je nach Bedürfnis, doch darf
das Wasser nie zu warm sein. Man
vermeide gewöhnliche Toilettenseife,
denn Seife lagert sich nach dem Ba-
den ab und verursacht Juckreiz. Au

-

Durch Lecken seines

Felles nimmt der

Hund mit Flöhen und

Haarlingen auch
Bandwürmer auf

Die Bandwurmeier

werden von

Zwischenwirten
aufgenommen

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76

ßerdem wird der natürliche Schutz-
mantel der Haut angegriffen, und es
kommt leicht zu Ausschlägen. Es gibt
spezielle Hundeseifen, bei denen die-
ser Übelstand nicht auftritt. Damit
gleichzeitig etwa vorhandenes Unge-
ziefer verschwindet, benutze man
handelsübliche spezielle Hundesei-
fen und -shampoos. Anschließend
wird der Hund mit einem nichtgiftigen
Ungezieferspray, etwa mit »Bacta-
zol«, eingesprüht, was wöchentlich
wiederholt werden sollte. Nach jeder
Desinfektion des Hundes bürste und
kämme man ihn gründlich durch und
entferne das getötete oder betäubte
Ungeziefer und dessen Brut. Bei allen
insektentötenden Mitteln darf die Ver-
giftungsgefahr für den Hund, insbe-
sondere den Welpen, nicht außer acht
gelassen werden. Zur Vernichtung
des Ungeziefers muß auch die Lager-
stätte des Hundes peinlich gesäubert
werden.

Wurde am Beginn dieses Abschnittes
erwähnt, daß die richtige Pflege des
Hundes vor allem darin besteht, daß
wir ihn in möglichst naturgewollter
Weise aufziehen, so lohnt es sich,
nach Aufzählung der uns zur Verfü-
gung stehenden Aufzuchtsmittel, der
Natur etwas in die Karten zu gucken.
Wie läßt diese den Hund ohne jede
fremde Einwirkung groß und gesund

werden? Nur dadurch, daß sie dem
jungen Körper Gelegenheit gibt, sich
für den Lebenskampf so ausgiebig
wie nur möglich zu stärken. Kaum je
werden wir das Spiel der Jungtiere in
der freien Natur, in Sonne, Licht und
frischer Luft voll ersetzen können, sel-
ten werden wir dem jungen Hunde so
viel Freiheit einräumen können, wie
er sie in seinen frühesten Zeiten als
»Wildhund« genossen hat. Wir sollten
aber hier nachzuahmen versuchen,
was wir nur können, denn Sonne,
Luft und Bewegung sind tatsächlich
die besten und billigsten Aufbau- und
Pflegemittel für junge Hunde. Sie set-
zen den Körper in die Lage, alle
schädlichen Stoffe auszuscheiden,
ihn ganz auf die Erhaltung der Art ein-
zustellen und ihn gegen etwaigen
Krankheitsbefall zu stählen. Nicht das
fette, wohlgenährte Jungtier ist ge-
sund, nein, mit den natürlichen von
der Mutter Natur so freigebig ver-
schenkten Aufzuchtsmitteln gedeiht
das Tier, unser vierbeiniger Kamerad,
am besten. Und darum nochmals;
Tragen Sie zur Gesundheit und damit
zur richtigen Pflege des Hundes da-
durch bei, indem Sie ihn so lange wie
nur möglich »Kind« sein lassen mit al-
len Tollheiten, mit allem Drauflosstür-
men in freier Natur. Also auch hier-
Licht, Luft und Sonne.

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77

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78

Unser Hund lernt gehorchen

ollen wir uns mit der Abrich-
tung befassen, so soll dies im

Rahmen dieses Buches nur soweit
geschehen, als wir dem Hund bei-
bringen, gehorsam und ein Beschüt-
zer für seine »Menschenfamilie« und
deren Besitz zu sein. Es soll also mehr
von einer Erziehung die Rede sein.
Die Abrichtung des Hundes auf erzie-
herischer Basis stützt sich nicht nur
auf Kommando, sondern liegt in der
Kunst, im Hunde volles Verständnis
für die Wünsche des Herrn auszulö-
sen, verbunden mit dem Bestreben
des Tieres, seinem Gebieter zu gefal -
len, Wer den fast eitlen Stolz des Hun-
des über eine vollbrachte Tat und sei-
ne Freude am Lob des Herrn voll be-
griffen hat und versteht, diese Sinnes-
bewegung auszulösen, der hat die
Grundlagen des Abrichtens bereits er-
faßt und wird seinem Tiere jede nur
mögliche Leistung beibringen kön-
nen, denn gerade der Wunsch zu ge-
fallen ist neben dem Geschlechts-
und Freßtrieb beim Hunde eine nie
endende Begierde. Sehr selten ver-
sagt ein Hund bei der Abrichtung zum
Hausgebrauch, nur zu oft versagt
aber der Mensch hierbei völlig und
macht sich durch dem Hund ganz un-
verständliche Maßnahmen und Stra-
fen zu einem Feind desjenigen, den er
sich zum wahrhaften Freund heran-
bilden wollte. Überhaupt das Kapitel
Strafe! Auch der Hund verdient be-

stimmt großes Verständnis, doch
rechnen wir bei der Bestrafung viel zu
wenig mit der Psyche des Hundes.
Kaum zwei Hunde gleichen sich in
der Auffassung der Strafe. Wir haben
hartempfindende Hunde, welche be-
reits die nur einige Stunden anhalten-
de Verweigerung der lieben Anrede
als große Strafe empfinden, bei de-
nen es nur eines kurzen »Pfui« bedarf,
um absoluten Gehorsam auszulösen.
Wir haben dagegen andere, die selbst
einen harten Schlag wie einen Trop-
fen Wasser abschütteln und doch ih-
rem Herrn noch lange nicht gram
sind. Unser erstes Bestreben be i der
Erziehung des Hundes muß also dar-
auf hinauslaufen, festzustellen, was
der Hund als Strafe empfindet. Sind
wir uns hierüber klar, dürfen wir über
dieses Strafmaß nie hinausgehen,
wollen wir uns nicht ein verstocktes,
mürrisches oder geängstigtes Tier er-
ziehen. Nahezu alle Hunde arbeiten
gern für Lob und Liebkosung nach
den Möglichkeiten, die ihnen Kraft,
Rasse und Intelligenz vorschreiben.
Aus einem Pekinesen kann niemand
einen Polizeihund machen, und ein
Bernhardiner wird nur ungern
»Männchen« und «Bitte, bitte!« ma-
chen. Eben nur unsere Überspan-
nung der Anforderungen an den
Hund läßt diesen oft versagen.
Eine Erziehungsunsitte, auf die man
nur zu oft stößt, hier als Beispiel: Der

W

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79

junge Hund freut sich seiner Freiheit
und spielt auf der Straße umher. Er
achtet nicht auf unseren Heranruf. Wir
versuchen nun, schon nervös gewor-
den, den Hund mit List heranzubrin-
gen. Ist uns dies durch ein Täu-
schungsmanöver gelungen, dann
züchtigen wir den Hund ob seines ge-
zeigten «Ungehorsams«. Das ist na-
türlich grundverkehrt, denn der Hund
hat aus diesem ganzen Begebnis mit
seiner feinen Beobachtungsgabe nur
im Gedächtnis behalten: 1. daß wir
ihn getäuscht haben, als wir ihn mit
List riefen, 2. daß wir ihn züchtigten,
als er für uns greifbar war. Die Folge
wird meist sein, daß der Hund bei
gleichem Anlaß noch schlechter ge-
horchen wird, denn er weiß genau,
daß am Ende der Handlung eine
Züchtigung zu erwarten ist.
Manche Hundebesitzer machen auch
den Fehler, ihrem ungehorsamen
Hund, der sich nicht um die Zurufe
kümmert und sich möglicherweise
immer weiter entfernt, hinterherzu-
laufen. Ihr Rufen wird immer lauter
und aufgeregter. Mag der Hund an-
fangs das Gejagtwerden als lustiges
Spiel ansehen, so wird er durch das
wütende Schreien doch verschüch-
tert und weicht dem Eingefangenwer-
den ängstlich aus. Wird er schließlich
doch geschnappt, bekommt er noch
eine Tracht Prügel. In diesen Hand-
lungen liegen so viele Fehler, daß der
Hund nie freudig zu seinem Herrn zu-
rückkommt, hat er mal freien Auslauf
erhalten.

Das genaue Gegenteil ist viel besser
geeignet, den Hund herbeizulocken:
Erstens sollten Sie sich vom Hund
entfernen, wenn Sie ihn gerufen ha-
ben. Oder Sie gehen in die Knie und
machen sich damit klein. Das hat für
den Hund, der schlecht sehen kann,
etwa die gleiche Wirkung, als hätten
Sie sich entfernt. In den meisten Fäl-
len wird er neugierig auf Sie zugelau-
fen kommen oder auch schon ängst-
lich und sich verlassen vorkommend
nach Ihnen suchen. Ist er bei Ihnen,
dann loben Sie ihn überschwenglich
und geben ihm bei den ersten Malen
auch einen Leckerbissen.
Natürlich ist es dort, wo Autoverkehr
in der Nähe ist, nicht ratsam, den jun-
gen Hund frei laufen zu lassen, der
das Kommen auf Befehl noch nicht
beherzigt. Versuchen wir es daher
auch hier, dem jungen Hund Gehor-
sam im Freien beizubringen, indem
wir die lange Leine benutzen. Wir las-
sen den Hund zehn Meter von uns
abtrollen und rufen ihn dann mit un-
serem Kommando, vielleicht mit
»hierher!« zurück. Kommt der Hund
nicht, so ziehen wir einfach die Leine
langsam ein und beloben den Hund
noch obendrein, wenn wir ihn haben.
Je mehr wir ihn beloben, desto mehr
wird er sich freuen. Weiß er erst Be -
scheid, um was es sich handelt, und
kommt er trotzdem als älterer Hund
nicht, weil er sich aus Geschlechts-
trieb oder sonstwie vergaß, so wird
bei einem guten Hunde, dem dieser
Fehler auch einmal unterlaufen kann,
ein einfaches »Pfui!« aus dem Stro-

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80

mer im Nu einen reuigen Sünder ma-
chen. Junge Hunde wollen sich nun
einmal austoben und müssen es
auch, wenn aus ihnen etwas werden
soll. Man fange deshalb nicht zu früh
mit ernster Übung an und versuche
mehr spielend die Anfangsgründe
beizubringen. Auch durch Apportie-
ren von Gegenständen (niemals Stei-
nen!) läßt sich das Herankommen
üben.

Nun zur Strafe selbst! Es genügt also,
daß der Hund eine Handlung als Stra-
fe empfindet, ohne daß er dabei gera-
de Schmerzen erdulden muß. Man
mache sich daher folgende »Peit-
sche« zurecht: Zeitungspapier wird in
verschiedenen Lagen schmal nach
Art der Karnevalspritschen zusam-
mengelegt. »Schlägt« man nun mit
der Pritsche, so gibt es ein klatschen-
des Geräusch mit einem kaum merk-
baren Schlag. Dem Hund ist dieses
Klatschen so zuwider, daß er gern al-
les tut, um nicht mit dieser Klatsche in
Berührung zu kommen. Auch das
Rasseln eines Schlüsselbundes ist
dem Hund unangenehm. Wirft man
einige Male mit aller Vorsicht ein
Schlüsselbund nach dem zu strafen-
den Hund mit gleichzeitigen Pfuiru-
fen, so wird er für die Folge schon
beim Rasseln des Bundes in unserer
Tasche vorausbestraft sein.
Doppelt und dreifach unterstrichen
und als obersten Leitsatz der ganzen
Abrichterei merke man diese eine
Lehre: Strafe nie und nimmer mit der
rechten Hand, denn diese rechte
Hand gibt dem Hunde später alle Si-

gnale, sie leitet ihn, sie soll ihn liebko-
sen, sie muß ihm wie ein Heiligtum
erscheinen, Hat der Hund davor erst
einmal Angst, wird er »handscheu«,
dann quäle dich und den Hund nicht
mehr. Wenn du durchaus schlagen zu
müssen glaubst, nimm irgendeinen
Gegenstand, nur mit der rechten
Hand selbst schlage nicht. Schimpfe
dir den Ärger vorn Leibe, aber lasse
die rechte Hand in der Tasche, wenn
du mit deinem Hunde haderst!
Vielfach begehen wir bei der Abrich-
tung auch den Fehler, daß wir anneh-
men, der Hund sei in der Lage, unsere
Sprache zu verstehen. Das ist natür-
lich nicht der Fall. Wir können dem
Hunde lange Sätze vorsprechen, oh-
ne daß er hierbei ein Empfinden hat.
Aber der Klang eines winzigen Wortes
in eben diesen langen Sätzen kann
ihn zu einer ganz bestimmten Hand-
lung veranlassen. Und auf diesen
Klang wartet der Hund, während du
ihm einen langen Satz vorsprichst.
Ein Beispiel: Teckelmänne liegt in der
Sofaecke und träumt von Nachbars
Bella, Du erzählst ihm: »Na, Lump, du
hast lange genug am warmen Ofen
gelegen, willst du nicht ein bißchen zu
Herrchen kommen, damit wir spazie-
ren gehen können? Komm doch
schnell einmal hierher!« Aus diesem
langen Satz hat Lump nur das eine
Wort spazieren »verstanden« und
kommt freudig vom warmen Pfühl
herab. Hättest du dieses eine, ihm ge-
wohnte Klanggebilde nicht gespro-
chen, er hätte weiter von Nachbars
Bella geträumt. Deswegen zu beider

-

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81

seitigem Nutzen: Fasse dich kurz in
den Befehlen, sprich nur Worte, keine
Sätze, bediene dich auch der Zeichen-
sprache zusammen mit den Kom-
mandos, denn in solchem Falle wird
der Hund ziemlich schnell auch auf
das Zeichen allein mit der geforderten
Leistung aufwarten.
Niemals sei sparsam mit Lob durch
das Wort und durch die Tat des Strei-
chelns und Liebkosens. Tue es in der
ersten Zeit der Abrichtung im Über-
maß. Der Hund ist ein so bescheide-
nes Wesen, daß er für das geringste
Lob seines Herrn bedenkenlos sein
Leben einsetzt. Eine Voraussetzung
gibt es jedoch auch hierbei, und diese
gipfelt dann, daß er seinen Herrn liebt
und ihm in der Hundeempfindung
vertraut. Dieses blinde Vertrauen des
Hundes ist recht schwer zu gewinnen
und hat mit Gehorsam nichts zu tun.
Besitzt der Abrichter jedoch das Ver-
trauen seines Hundes, so hat er nicht
nur dessen Gehorsam, er hat die un-
verbrüchliche Treue eines Wesens,
das sich, besser als der Mensch, nur
durch den Tod von seiner Hingebung
ablösen läßt. Seien Sie deshalb stolz
auf die Treue Ihres Hundes, achten
Sie sie aber auch.
Die Erziehung des Hundes kann gar
nicht frühzeitig genug beginnen und
setzt mit dem Anlernen zur Stuben-
reinheit ein. Es ist dies ein ganz leich-
tes Exerzitium, denn der Hund ist von
Natur aus reinlich. Sobald der Hund
selbständig frißt, nehme man ihn
nach jeder Mahlzeit hoch und bringe
ihn ins Freie. Dort bleibt er, bis er ge -

näßt oder sich gelöst hat. Nur zu bald
hat der junge Hund das begriffen und
sucht selbst im Freien nach der »alten
Stelle«, deren Nähe ihn immer wieder
lockt. Durch Unruhe und Umhersu-
chen zeigt uns der junge Hund sein
Bedürfnis an, später geht er sogar
selbst zur Tür und begehrt hinaus.
Hat sich der Hund im Zimmer verges-
sen, so zeige man ihm seine Missetat
mit dem für alle Fehler reservierten
Scheltwort »Pfui!«. Hiernach bringt
man den Hund ins Freie und sperrt
ihn etwas aus. Auch seine Hinterlas-
senschaft aus dem Zimmer bringt
man nach draußen und zeigt sie ihm
dort noch einmal. Mit Schlägen zu
strafen hat hier gar keinen Zweck,
denn der noch unverständige Hund,
dessen Anzeigen des Bedürfnisses
von uns unter Umständen nicht ein-
mal bemerkt worden ist, wird nach
Schlägen in Zukunft in die dunklen
Ecken kriechen und heimlich verstoh-
len sein Geschäftchen machen. Hier
ein Beispiel aus der Praxis über eine
Unsitte bei dem Anlernen zur Stuben-
reinheit und die (wenn auch hier sehr
humoristischen) Folgen: Ein Mäd-
chen hat die Aufgabe, darauf zu ach-
ten, daß eine Schotten-Junghündin
sich im Zimmer nicht vergißt, und tut
dies nach der ihr bekannten Art, den
sündigen Hund mit der Nase in sein
«Denkmal« zu stoßen und dann an
die Tür oder ins Freie zu bringen. Die
junge Hündin hat sich aus verschie-
denen Vorkommnissen die Entwick-
lung der Dinge genau gemerkt und
glaubt, richtig aufgepaßt zu haben.

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82

um ihren Herrn zu erfreuen. Was
passiert also? Wir sehen, wie sich die
Hündin mitten im Zimmer löst, ihre
Hinterlassenschaft zweimal mit dem
Kopf wegstößt und dann zur Tür läuft,
an welcher sie sich schwanzwedelnd
und vor Freude ob der guten Leistung
hinsetzt und wartet, hinausgelassen
zu werden.

Ist der Hund vier Monate alt, mache
man die ersten «Gehversuche« mit
ihm, indem man ihn an die Leine
nimmt. Er wird natürlich vorerst über-
haupt nicht mitgehen wollen. Später
wird er an der Leine hin- und herzer-
ren, um schließlich mit straffer Leine
voranzuprellen, uns hinter sich her-
schleifend. Bei großen Hunden ist
dieser Zustand übel, er kann zum La-
ster des Hundes werden, so daß wir
zu harten Gegenmaßnahmen, Sta-
chelhalsband, Würgekette usw. grei-
fen möchten. Man kommt ohne jede
Quälerei des Hundes aus, wenn man
sachgemäß mit der Abrichtung be-
ginnt. Man nehme den Hund nur an-
fangs, bevor er das Gehen beim
Herrn an der Leine überhaupt ge-
wohnt ist, an eine ganz kurze Leine
und lerne ihm so das Marschieren an.
Begreift der Hund nach tagelangen
Übungen, daß ihm die Leine keinen
Spielraum läßt, wird er sich ohne wei-
teres fügen. Weiß er aber von der Län-
ge der Leine, wird er sie in seinem
Drange nach Bewegung soweit wie
möglich ausnützen wollen. Nach eini-
ger Zeit gehen wir dann zu den einzel-
nen Übungen über, mit welchen wir
jedoch kaum vor dem neunten Monat

beginnen sollen. Bis zu diesem Zeit-
punkt muß sich der Junghund entwe-
der ohne Leine nach seinem Ge-
schmack, an der Leine aber stets
marschierend bewegen, niemals die
lange Leine kennenlernend. Um nicht
der Versuchung zu unterliegen, den
Hund einmal versuchsweise länger
geschnallt laufen zu lassen, benutze
man in den zwei bis drei ersten Mona-
ten als Leine ein Ledergeschirr, wie es
ja auch zum Teil die Blindenhunde
haben. Doch nun zu den einzelnen
Übungen:

Leinenführigkeit.
Befehl: »Fuß!«

Es handelt sich hier um eine Gehor-
samsübung, welche dem Hunde
schon nach kurzer Zeit geläufig sein
wird. Bereits gewöhnt, an der Leine
zu gehen, wird es sich in der Hauptsa-
che darum handeln, den Hund dahin
zu bringen, daß er wirklich bei Fuß
geht. In den meisten Fällen ist es nun
das Bestreben des Hundes, vorzu-
prellen und zu ziehen. Ihm dies abzu-
gewöhnen, verfahre man wie folgt:
Der Hund kommt angeleint an die lin-
ke Seite des Führers, und zwar wird
er so kurz genommen, daß sich sein
rechter Vorderfuß am linken Fuß des
Führers befindet. Man beginnt nun
langsam Schritt zu gehen und hält da-
bei unentwegt den Hund kurz fest,
wobei man in kurzen Abständen das
Kommando »Fuß!» gibt. Von Zeit zu
Zeit bekommt der Hund sein Lob:

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83

»Sois brav«, »braver Hund«. Nach
Einiger Zeit läßt man die Leine etwas
länger und nimmt in die rechte Hand
einen Spazierstock, welchen man bei
loser Leine so quer vor den eigenen
Körper und den Hund hält, daß der
Hund nicht vorprellen kann. Ist er
dennoch heftig und schiebt den Stock
beiseite, gehe man mit ihm so, daß
man zur linken Seite eine Mauer hat.
Stößt nun der Hund vor, so stoße
man mit dem Stock gegen die Mauer,
dadurch eine feste Barriere bildend.
Immer wieder ertönt mechanisch das
Kommando: »Fuß!« Bei jedem Vor-
prellen muß der Hund einen energi-
schen Ruck im Halsband spüren, der
kräftig genug sein muß, ihn am Wei-
tergehen zu hindern. Wenn es irgend-
wie geht, vermeide man hierbei das
Stachelwürgehalsband. Jedesmal mit
dem Kommando »Fuß!« zusammen
müssen wir auch wirklich die richtige
Stellung innehaben, daher nicht frü-
her kommandieren, als bis die ge-
wünschte Stellung wirklich vorhan-
den ist. Sonst begreift es der Hund
nie. Hat der Hund verstanden, wohin
er bei Kommando gehört, beginne
man mit den Wendungen, wobei zu-
erst die Wendung nach links in Be-
tracht kommt, denn man wird den
noch unaufmerksamen Hund bei die-
ser Wendung nach links oft leicht auf
die Zehen treten, was dieser sich bald
merken und durch eine höhere Auf-
merksamkeit quittieren wird
Es folgt dann die Wendung nach
rechts und schließlich das Beifußge-
hen in allen Schnelligkeiten. Hat der

Hund erst einige Tage geübt, vermei-
de man tunlichst das Heranzerren des
Hundes. Man nehme, stellt sich der
Hund ungeschickt an, vielmehr die
Leine für kurze Zeit über den Rücken
weg in die rechte Hand, klopfe sich
mit der linken auf den linken Ober-
schenkel dorthin, wo der Platz des
Hundes ist. Unter wiederholter Kom-
mandogebung und Belobigung nach
dem Kommen übe man dies so ne -
benbei, damit der Hund auch die Zei-
chensprache lernt. Man achte bei al-
len Kommandos peinlich genau auf
deutliche Aussprache und Prägnanz
im Tonfall, man überschreie sich
nicht, denn der feinhörige Hund
macht einen großen Unterschied zwi-
schen unserer normalen und unserer
Affektsprache und hört trotz Vorhan-
densein des gleichen Wortes einen
ganz anderen Klang. Und nur nach
dem aus Einzelteilen gebildeten Klang
hört das Tier. Klingt unser Befehl an-
ders, »versteht« es uns nicht.

Folgen frei bei Fuß.
Befehl: »Fuß!«

Die Ausführung ist die gleiche wie zu-
vor, nur hat der Zögling jetzt ohne Lei-
ne zu folgen. Zur Erreichung dieses
Zieles exerziere man die Leinenfüh-
rigkeit und schnalle während des Ge-
hens ab, immer dabei in der Bewe-
gung bleibend. Damit das Tier nun
nicht etwa auf den Gedanken kommt,
daß es nunmehr entlassen sei und

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84

Während der Hund an der Leine herbeikommt, muß ihm wiederholt das Kommando

«Komm« oder »Hier« zugerufen werden

umhertollen könne, benutze man
wieder den Spazierstock wie zuvor.
Das Folgen frei bei Fuß verlangt je-
doch noch, daß sich der Hund beim
plötzlichen Halt des Führers bei Fuß
setzt. Um dies zu lehren, leine man
den Hund an, nehme die Leine vom
am Körper vorbei in die rechte Hand,
der Hund hat aber wie stets links zu
gehen. Im Augenblick des Haltma-
chens ziehe man die Leine (mit der
rechten Hand) kurz nach oben und
drücke im gleichen Moment mit der
linken Hand auf die Kruppe des Tie-
res, bis es sich gesetzt hat. Auch kann
man mit der einen Hand die Hinter-
hand herunterdrücken und die ande-
re Hand unter den Fang legen. Hier-
bei ertönt das Kommando: »Sitz!« Es
ist merkwürdig, wie schnell gerade

dieses Kommando von den meisten
Hunden begriffen wird. Vergißt sich
der Hund beim Üben, in dem er bei
Halt weiterläuft, wird er durch einen
kurzen Ruck mit der Leine und durch
das Kommando: »Sitz!« erinnert.
Wenn der Hund sich gesetzt hat, darf
man ihn nicht durch Streicheln und
Lob in Erregung versetzen, weil er
dann sofort aufspringt.

Hinlegen. Befehl: »Platz!«

Um unserem Freunde diese leichte
Übung beizubringen, lasse man ihn
angeleint erst einmal setzen. Man tre-
te nun auf die vom Hunde lose herab-
hängende Leine so, daß sie in den
Hohlraum zwischen Stiefelabsatz

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85

So kann dem Hund gezeigt werden, wie er das Kommando

zum Hinlegen zu befolgen hat

und Sohle frei zu liegen kommt. Als-
dann ziehe man die Leine etwas an,
so daß sie halbstraff wird. Nun gebe
man das Kommando »Platz«, wobei
man mit energischem Ruck an der
Leine das Tier niederzieht. Man unter-
stütze diese Übung vorerst dadurch,
daß man das Niederziehen durch ei-
ne zweite Person ausführen läßt,
während man selbst im Augenblick
der Kommandogebung durch Druck
auf die Schulter die Abwärtsbewe-
gung unterstützt. Auch das Vorwärts-
ziehen der irn Sitzen gestellten Beine
deutet dem Hunde an, was von ihm
verlangt wird. Reichliches Lob: »Sois
brav!«, »braver Hund!« sorgen für gu-
te Stimmung bei dem Zögling. Aber
erst, nachdem die Übung beendet ist.

Stehenbleiben.
Befehl: »Bleib da!«

Auch diese Übung macht keine allzu
großen Schwierigkeiten. Man legt
vorerst den Hund an der Leine irgend-
wo kurz fest und befiehlt: «Bleib da!«,
wonach man sich für kurze Zeit ent-
fernt. Gibt der Hund Laut, so ermahne
man ihn unter Wiederholung des
Kommandos. Dann befreie man den
Hund und übe einige bereits begriffe-
ne Kommandos. In kurzen Abstän-
den lege man den Hund immer wie-
der fest und kommandiere; »Bleib
da!« Man entferne sich hierbei immer
mehr und belobe reichlich. Am zwei-
ten oder dritten Übungstage gehe
man aus der Sicht des Hundes, so
aber, daß man ihn selbst beobachten

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86

kann. Wird er nach Verschwinden sei-
nes Führers unruhig und beginnt zu
zerren oder gar Laut zu geben, so er-
mahne man ihn von fern her durch
das Kommando. Nach und nach deh-
ne man die Wartezeit auf 5, 10 bis
15 Minuten aus. Erst wenn der Hund
hierin ganz sicher ist und bei loser Lei-
ne steht, sitzt oder liegt, gehe man zur
Übung ohne Anleinung über, denn
absoluter Gehorsam gehört zum Da-
bleiben ohne Leine. Aber gerade die
Festigkeit des Gehorsams in dieser
Übung ist Vorbedingung für die späte-
re Schutzhundarbeit. Man übe daher
das Stehenbleiben regelmäßig ganz
besonders. Glaubt man, den Hund
fest in der Gewalt zu haben, so lasse
man von fremder Seite Störungsver-
suche ausüben. Bekannte sollen den
Hund locken, ein Spielkamerad soll
sich in der Nähe sehen lassen usw.
Bei den ersten Störungsversuchen
halte man sich in nächster Nähe auf
und greife sofort durch den Scheltruf
»Pfui!« ein, sobald der Hund Miene
macht, kommandowidrig zu han-
deln. Erhöht man den Arbeitseifer des
Hundes noch dadurch, daß man ihn
nach guter Übung durch eine Nasche-
rei belohnt, so wird es bald mit ihm
werden. Es sei bei dieser Gelegenheit
so nebenbei erwähnt, daß man bei
der Abrichtung stets einige kleine
Stückchen Hundekuchen in der Rock-
tasche bei sich haben soll, damit die
Belobigung von Zeit zu Zeit auch
durch «schmackhaftes« Belohnen ab-
gelöst werden kann. Schließlich gehe
man dazu über, daß man selbst am

Hunde vorbeigeht, später sogar vor-
beiläuft. Handelt hierbei der Hund
nach dem letzten Kommando, wel-
ches immer für ihn zu gelten hat, zeigt
er durch Verharren in seiner Stellung,
daß er weiß, worauf es ankommt,
dann haben wir viel, sehr viel gewon-
nen. Wir sollen uns aber nicht verheh-
len, daß diese Geduldsübung für den
Hund nicht leicht ist. Man sei daher
nachsichtig und strafe das Tier mög-
lichst wenig.

Wir kommen jetzt zu einer verwand-
ten Übung.

Bewachung von Gegen-
ständen. Befehl: »Paß auf!«

Ergänzt man die vorige Übung, indem
man bei dem wartenden Hunde ei-
nen uns gehörenden Gegenstand nie-
derlegt, dessen Bewachung man ihm
durch das Kommando »Paß auf!« na-
helegt, so werden wir schon nach
kurzer Zeit auf Verständnis bei unse-
rem Zögling stoßen. Man lege den
Hund hierbei jedoch einstweilen fest,
denn es gibt Naturen unter unseren
Vierbeinern, die in solchem Falle ihre
frühere Lektion leicht vergessen und
jeden Versuch des Diebstahls eines
zu bewachenden Gegenstandes nach
einem für sie ungeschriebenen Ge-
setz, daß keiner des Herrn Eigentum
anfassen darf, in einer Weise ahnden,
die wir nicht beabsichtigt haben, die
aber für den markierenden Dieb sehr
schmerzhaft sein kann. Sitzt auch die-
se Übung, dann ist, ohne daß es be-

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87

sonderer Vorbereitung bedarf, der
Hund auch meist in der Bewachung
von Haus und Hof firm. Man hat eben
nur nötig, ihm bei Verlassen des
Heims einen Gegenstand »anzuver-
trauen«, worauf er nach einem Kom-
mando »Paß auf!« den ganzen Besitz
bewachen wird, immer in der Mei-
nung lebend, jeder der Besitzung
oder der Wohnung zu nahe Kom-
mende habe nur das Bestreben, ihm
den bewachten Gegenstand zu ent-
reißen. Je mehr man bei den früheren
Übungen den Hund mit einem imagi-
nären Dieb um einen ihm anvertrau-
ten Besitz hat kämpfen lassen, desto
schärfer wird der Hund in der Bewa-
chung von Haus und Hof werden. Der
Hund ist nach allem ein ausgespro-
chener Pessimist und behält daher je-

des zurückliegende schwerere »Ge-
fecht« sehr gut im Gedächtnis, um bei
jedem Fremden an das Schlimmste
zu denken.

Lautgeben. Befehl: »Gib Laut!«

Bei dieser Übung liegt keine große
Schwierigkeit vor. Es gibt allerdings
Hunde, die auf Kommando nicht gern
Laut geben. Aber auch ihnen ist dies
bald beigebracht, wenn man ihnen
das Futter nur nach Lautgeben auf
Befehl reicht. Man kann die Mahlzeit
auch beliebig unterbrechen und nur
nach erneutem Lautgeben auf Befehl
fortsetzen lassen. Für das Lautgeben

Schäferhund bewacht einen Gegenstand

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88

gibt es auch ein vom Hunde sehr wil-
lig beachtetes Zeichen, den erhobe -
nen Zeigefinger der rechten Hand.
Macht man die Geste stets in Verbin-
dung mit dem Kommando, so wird
der Hund schon nach kurzer Zeit auch
ohne Kommando nur dem erhobe-
nen Zeigefinger gehorchen. Es ist dies
in der Praxis sehr wertvoll, denn oft
wünschen wir nicht, daß man uns
hört, daß aber der Hund dennoch un-
sere Befehle versteht.

Bringen. Befehl: »Hoools!«

Die Bringlust ist dem Hund angebo-
ren. Schon in seiner frühesten Jugend
fordert er uns geradezu auf, uns et-
was bringen zu dürfen. Er sieht je-
doch in diesem Bringen eine Art Spie-
lerei, so daß ihm eigentlich nur der
nötige Ernst der Sache beizubringen
ist. Man beginne - wie überhaupt bei
allen anderen Exerzitien - aus der sit-
zenden Stellung heraus, denn hieraus
weiß der Hund in jedem Falle, daß es
nunmehr arbeiten heißt. Damit der
Hund das weggeworfene Bringholz
heranbringt, gehe man stets langsam
rückwärts, so daß der Hund ständig
folgen muß. Immer ertönt hierbei das
Kommando: »Hoools!«
Man berührt alsdann das Bringsel im
Fang des Hundes und erteilt gleich-
zeitig das Kommando; »Aus!« Nun
öffnet man behutsam den Fang des
Hundes und nimmt das Bringholz
heraus. Laßt der Hund das Bringholz
fallen oder wirft er es uns vor die Fü-

ße, so schiebt man es ihm in den
Fang zurück, kommandiert wieder
neu und entfernt sich dabei rück-
wärts. Nimmt der Hund das wegge-
worfene Bringsel auf und bringt es
nicht herbei, so leine man den Hund
lang an, um ihn dann langsam heran-
zuziehen, wenn er sich zuviel Zeit mit
dem Apportieren lassen sollte. Auf
eins hat man noch besonders zu ach-
ten: Der Hund darf aus der sitzenden
Stellung heraus erst dann dem weg-
geworfenen Bringsel nachjagen,
wenn das dazugehörige Kommando
gefallen ist, nicht früher. Will der Hund
in seinem Tatendrang ohne Kom-
mando davonstürmen, halte man ihn
so lange fest, bis man das Komman-
do erteilt hat. Ist der Hund firm, so be-
reite man seine etwaige weitere Aus-
bildung vor, indem man ihn Gegen-
stände apportieren und suchen läßt,
die er ungern annimmt. Hierzu gehö-
ren Bürsten, Taschenmesser, Streich-
holzschachteln, Glas, Eisen, Tabak-
pfeifen. Ein gehorsamer Hund muß
alles bringen, so sehr auch etwa seine
Nase dadurch beleidigt werden sollte.
Als Belohnung sollte, besonders an-
fangs, etwas »Freßbares« gereicht
werden.

Futterverweigerung.
Ohne Befehl.

Das Futterverweigem ist eine der
wichtigsten Aufgaben bei der Erzie-
hung des Gebrauchshundes, denn
bei vorgenommenen Eigentumsver-

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89

letzungen werden unsere Gegner zu-
erst danach trachten, den unliebsa-
men Wächter durch Vergiftung aus
dem Wege zu schaffen. Leider ist nun
der Futtertrieb eine der festsitzend-
sten Eigenschaften des Hundes, er
unlerliegt gern der Verlockung, wenn
ihm die Hase einen Genuß verspricht.
Die schärfsten und sonst treuesten
Hunde sind schon oft diesem Natur-
trieb zum Opfer gefallen. Recht klein
ist auch der Kreis der Hunde, welche
absolute Futterverweigerer sind. Un-
seren Hund dahin zu bringen ist eine
lohnende, wenn auch recht mühevol-
le Arbeit. Haben wir den jungen Hund
nicht daran gewöhnt, nur aus der
Schüssel zu fressen, welche ihm ein
und die gleiche Person hinstellte, und
sind wir nicht sicher, daß der Hund
gegebenenfalls auch aus anderen Be-
hältern frißt, auch wenn er satt ist, so
müssen wir eben von vorn anfangen.
In 99 von 100 Fällen wird dies der
Fall sein.

Erreichen können wir bei dem Freß-
hunger des Tieres, insbesondere bei
der Vorliebe des Hundes für Kno-
chen, das Mißtrauen, welches bei
unserem vierbeinigen Freunde mehr
ausgebildet ist, als wir es vielleicht
bemerken. Dies Mißtrauen gegen
Nahrung aus fremder Hand müssen
wir durch geschickte Manipulationen
so zu steigern wissen, daß es aus
Trieb zu einer Futterverweigerung
kommt. Aus reinem Befehl heraus
wird ein Hund selten sattelfest in der
Verweigerung der Annahme guter
Nahrung sein. Wie erwecken wir nun

bei unseren Vierbeinern dieses not-
wendige Mißtrauen? Auf verschiede-
ne Art läßt sich dies erreichen. Man
kommt zum Ziel, wenn man dem
Bekannten, der ihn zu verleiten hat,
bittet, den Hund im Augenblick des
Zuschnappens zu erschrecken. Das
harmloseste Mittel ist hierbei das
Wasser. Der dem Hund Fremde reicht
ihm mit der linken Hand einen Kno-
chen, in der rechten Hand hat er einen
mit Wasser gefüllten Insektenpulver-
ball (Spritze). Im Augenblick des Zu-
greifens spritzt die Hilfsperson denn
Hunde das Wasser ins Gesicht, was
ihm äußerst unangenehm, wenn
auch ganz unschädlich ist. Auf ge-
schmacklichem Gebiet kann es die
Annahme von Futter unterbinden,
wenn man wahllos von fremder
Hand in der Nähe ausgestreutes Fut-
ter, das man ihm bei Ausgängen auch
in den Weg legen oder durch Fremde
anbieten lassen kann, mit dem Tier
unangenehmen Zusätzen versieht
und diese fein im Innern der Nahrung
verbirgt. So kann man z.B. einen
Fleischklops vorsichtig mit Absinth-
kraut, auch mit gemahlenen Nelken-
körnern, überhaupt mit allem füllen,
was dem Hund aus unserer eigenen
Erfahrung unangenehm und dabei
doch nicht gerade gesundheitsschäd-
lich ist. Zu empfehlen ist es jedoch
hierbei, daß man die gefüllten Stücke
noch einmal überbratet, denn die
Hundenase ist sehr fein. Auch die ge-
ringste Kleinigkeit, welche wir von der
Füllung an die Außenseite brachten,
wird das Tier merken und auf die Ver-

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90

suchung nicht hineinfallen. Bedin-
gung ist in jedem Falle, daß die einzel-
nen Portionen nicht so klein sind, daß
sie der Hund einfach aufnehmen und
verschlingen kann. Sie müssen so ge-
staltet sein, daß er kauen oder sie zer-
beißen muß. Man erreicht dies, in-
dem man quer durch die einzelnen
Gaben Fleischstücke steckt. Nach
jeder sozusagen erzwungenen Fut-
terablehnung bzw. schlechter Erfah-
rung beim Futterannehmen aus
fremder Hand wird der Herr dem
Hunde Futter in richtiger Art und Wei-
se anbieten, um den Vierbeiner im-
mer und immer wieder daran zu erin-
nern, wo und wie er sein Futter auf-
nehmen darf. Auf eine Methode sei
hier noch besonders aufmerksam ge -
macht. Man halte sich hierbei vor Au-
gen, daß jeder Fremde dem Hunde
Knochen, Leckerbissen und derglei-
chen dergestalt reichen wird, daß er
sie zwischen Daumen und Zeigefin-
ger anbietet. So dürfen wir also dem
Hunde niemals etwas übergeben.
Man tue daher stets den Leckerbissen
für den Vierbeiner in die hohle Hand
und lasse ihn aus der Handfläche
fressen, denn so wird ihm kein Frem-
der Nahrung geben. Dann nehme
man Futter zwischen Daumen und
Zeigefinger und reize den Hund zum
Abnehmen. Versucht er es, so schelte
man ihn, um gleich darauf das gleiche
Futter in die hohle Hand zu tun und
nochmals zu präsentieren. Faßt jetzt
der Hund zu, bekommt er Lob. Hin-
tereinander tagelang geübt, weiß der
Hund bald sehr genau, aus welcher

Handhaltung heraus er berechtigt ist,
Futter abzunehmen. Kommt dann
ein Fremder mit Knochen zwischen
den Fingern und bietet sie dem Hun-
de an, wird dieser — vorerst nur in Ge-
genwart seines Herrn, später aber
auch allein - stets durch Abwenden
des Kopfes zu verstehen geben, daß
er nicht mag. Es soll aber nicht ver-
schwiegen werden, daß gerade diese
Abrichtung zu den schwierigsten ge-
hört. Der Mittel ließen sich noch zahl-
reiche nennen, doch genügt es sicher,
wenn hier nur die Richtung angege-
ben wird, wie eine Beeinflussung des
Tieres möglich ist. Den richtigen Weg
auszutüfteln wird sich oft durch den
Erfolg lohnen. Aber auch bei der Fut-
terverweigerung ist es wie bei den an-
deren Übungen. Sind Herr und Hund
eins und verstehen sich, wird der
Hund nur selten versagen, wenn er
voll begriffen hat, daß er bei Abnah-
me fremden Futters gegen das Gebot
seines Herrn verstößt.

Schußfestigkeit

Ein von Natur aus nicht schreckhafter
oder gar feiger Hund ist meistens
auch schußfest. Ist er es nicht, wird er
es trotz Abrichtung selten werden; oft
stützt sich aber die Angst des Hundes
vor dem Knall nur auf eine schlechte
Erfahrung, die aus dem Gedächtnis
des Tieres dadurch herauszubringen
ist, daß wir ihm an zahlreichen
»Schüssen« die anscheinende Unge-
fährlichkeit des Schießens beibringen

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91

müssen. Hat der Hund erst die Angst
vor dem Schuß überwunden,
schreckt er auch bei wirklich einmal
eintretenden Folgen nicht zurück und
bringt diese gar nicht mit dem Schuß
als solchem, sondern nur mit der
Schlechtigkeit des Schießenden in
Verbindung, um dann gegen diesen
trotz Schießens anzugehen. Man ge-
wöhnt den Hund an den Schuß,
wenn man in seiner Nähe ohne An-
wesenheit fremder Personen von Zeit
zu Zeit so schießt, daß er keine Witte-
rung der Pulvergase bekommt; der
Hund gehört hierbei an die Leine kurz
bei Fuß. Indem wir erzählend und lo-
bend auf ihn einreden, schießen wir
mit der rechten Hand die Kinderpisto-
le oder ähnliches in der Richtung nach
hinten ab. Während dieser Manipula-
tion und auch daran anschließend
sprechen wir mit unserem Hund ru-
hig weiter, als ob nichts geschehen
wäre. Die völlige Ruhe, welche der
Herr zeigt, überträgt sich sofort auf
den Hund. Ganz langsam kann man
den schußsicheren Hund auch an die
Waffe und die Beobachtung des
Schießens gewöhnen. Will es durch-
aus nicht gehen, ist sonst aber der
Hund mutig und steht seinem Herrn
ohne weiteres bei, kann man eine Ra-
dikalkur versuchen, die darauf hin-
ausläuft, den Hund durch ein seeli-
sches Erlebnis und Erschrecken plötz-
lich zu heilen. Zu diesem Zwecke bin-
de man den Hund ziemlich kurz an
und stelle in einer Entfernung von un-
gefähr zehn Metern seine gefüllte
Freßschüssel auf, die zu bewachen

wir ihm mit »Paß auf!« extra Befehl er-
teilen. Nun erscheint plötzlich der mit
Schußwaffe versehene Dritte und nä-
hert sich der Schüssel langsam mit
den Anzeichen des beabsichtigten
Diebstahls derselben. Der Hund gerät
in Wut, gibt andauernd Laut und ver-
sucht, sich von der Leine zu befreien.
In diesem Augenblick erscheint der
Besitzer und will den Fremden ver-
scheuchen. Der Fremde fällt nun über
den Herrn des Hundes her und wirft
ihn nach vorherigem Ringen auf den
Boden. Die Wut des Hundes über den
Angriff auf seinen Herrn hat sich ins
Maßlose gesteigert, schon deswegen,
weil er selbst angebunden ist und
nicht zu Hilfe eilen kann. Ist dieses
Stadium erreicht, dann hat der Herr
seinen Hund, während er selbst im-
mer noch mit dem Fremden ringt,
herbeizurufen. Nun schießt der Frem-
de andauernd auf den Führer des
Hundes, während dieser weiter sei-
nen Hund um Hilfe ruft. Das Erlebnis
ist meist für den gut erzogenen Hund
so stark, daß die Angst vor dem
Schuß plötzlich und in der Folge dau-
ernd überwunden ist.
Hat der Hund diese Übungen gut
überstanden, so liegt es bei uns, ob
wir es für ratsam halten, dem Hund
nun eine volle Ausbildung als Schutz-
hund oder Meldehund zu geben. Vor-
bedingung hierfür ist nicht nur die Eig-
nung und Lernfähigkeit des Tieres,
sondern auch die Fähigkeit des Besit-
zers, die an sich nicht leichte Ausbil-
dung auch wirklich erfolgreich leiten
zu können. Hat man die Absicht der

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92

Ausbildung und will man sich nicht
auf den Instinkt des Tieres verlassen,
welches schon aus sich heraus infol-
ge sehr guter Beobachtungsgabe
meist eine Gefahr erkennt und mutig
abwehrt, so empfiehlt es sich, vorerst
ein Abrichtebuch aufmerksam und
eingehend zu studieren. Der in die-
sem Buch für die Abrichtung des
Hundes zur Verfügung stehende
Raum soll jedoch noch dazu benutzt
werden, um zum Schluß ein sehr ge-
fährliches Kommando für den Hund
zu streifen. Es handelt sich um den
Befehl des Zufassens, für den das
Kommando

»Faß an!«

gilt. Wenn es uns nämlich bei der vor-
angegangenen Abrichtung des Hun-
des nicht gelungen sein sollte, das
Tier in jedem Einzelfalle zum absolu-
ten Gehorsam zu erziehen, sollten wir
die Finger von diesem Kardinalpunkt
der Abrichtung lassen und uns dafür
lieber auf den natürlichen Instinkt
unseres vierbeinigen Freundes ver-
lassen, in welcher Weise er nämlich
seinen Herrn bei Eintritt einer Gefahr
zu verteidigen denkt. Wir müssen uns
stets vor Augen halten, daß in dem
von uns zum Angriff gegebenen Be-
fehl »Faß an!« für den Angegriffenen
unter Umständen eine von uns gar
nicht beabsichtigte Lebensgefahr be-
stehen kann, wenn wir uns nicht si-
cher sind, daß der Hund auf den Be-
fehl »Aus!« sofort vom Gegner abläßt.

Das Gebiß des Hundes ist eine furcht-
bare Waffe. Wir haben uns nur zu ver-
gewissern, daß noch der Zierhund
Pekinese im Gebiß die dreifache Kraft
eines Mannes besitzt. Bei den Schä-
ferhunden, Dobermännern und an-
deren ausgesprochenen Schutzhund-
rassen ist die Stärke natürlich auf ein
Vielfaches des kleinen Bruders ange-
wachsen.

Will man das Kommando »Faß an!"
dennoch üben, so hat man nur nötig,
eine durch Schutzmantel oder sonst-
wie ausreichend geschützte Person
einen tätlichen Angriff auf uns unter-
nehmen zu lassen, wobei man den
Hund mit Maulkorb ganz kurz an der
Leine bei Fuß hält. Will der Hund beim
ersten Schlag gegen uns instinktiv aus
sich heraus gegen den vermeintlichen
Gegner losgehen, so halte man ihn
unentwegt weiter fest und warte wei-
tere Schläge ab. Erst zusammen mit
dem Kommando »Faß an!« lasse
man die kurze Leine los, sehe aber zu,
daß eine zweite längere Leine, die wir
uns sicherheitshalber um den Leib
gebunden haben, am Halsband des
Hundes zum etwaigen Zurückreißen
verbleibt. Auf das Kommando »Aus!«
ziehen wir nun den Hund ruckartig
zurück und beloben ihn sehr, wenn er
vom Gegner ab ist. Die Kampfnatur
im Hunde und sein Zorn gegen den
vermeintlichen Gegner seines Herrn
ist gemeinhin größer, als wir meinen.
Erleben wir es doch bisweilen in der
Polizeihundpraxis, daß sogar lebens-
gefährlich verletzte Hunde mit selbst
gebrochenen Gliedern nicht eher vom

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93

Feinde ablassen, als bis sie im Todes-
schweiß zusammenbrechen. Auch
von der Treue eines Hundes macht
sich der Laie oft erst dann die rechte
Vorstellung, wenn er sie ihm vielleicht
nicht mehr danken kann
Es ist natürlich leicht, dem Hund - im-
mer nach Maßgabe seiner Kraft und
Intelligenz - eine Reihe spezieller Lei-
stungen beizubringen, doch halte
man hierin gewisse Grenzen und ma-
che unseren Hausfreund nicht zu ei-
nem Clown, denn die dem Hund von
Natur aus gesteifte Aufgabe liegt in
der Wachsamkeit, Wahrhaftigkeit und
Treue.

Feindschaft gegenüber Katzen
und Geflügel

Erwachsene Hunde dahin zu erzie-
hen, daß sie unter allen Umständen
Katzen und die gefiederte Welt zufrie-
den lassen, wird meist ein vergebli-
ches Bemühen sein, denn nur zu oft
fällt der Hund in unserer Abwesenheit
in seinen alten Jagdtrieb zurück und

macht sich an seine eigentlichen Fein-
de heran. Ist man nun darauf ange-
wiesen, Hund wie Katze und Geflügel
zusammenleben zu lassen, hilft meist
nur, daß man den Hund vom Wel-
penalter in innigster Berührung zu-
sammen mit denen groß werden läßt,
an denen er sich nicht vergreifen darf.
Diese gemeinsame Jugend ist das si-
cherste Bindeglied, wenn es auch kei-
ne Garantie für Rückfalle beim Hunde
bietet. Ist der Hund bereits mit Kat-
zen- und Geflügelfeindschaft in unse-
ren Besitz gekommen, so kann man
mit folgender Methode unter Um-
ständen Erfolg haben: Man lasse Ge-
flügel oder Katzen vor den Hund lau-
fen. Beim Losstürmen wird er durch
ein Zughalsband und Bestrafung vom
Angriff abgehalten. Anschließend,
wenn der Hund sich beruhigt hat,
wird er gelobt. Die Abwechslung von
Lob und Tadel, Belohnung und Strafe
ist für die ganze Hundeabrichtung
von grundlegender Bedeutung, weil
sie dem »Denken« des Hundes ent-
spricht.

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94

Wie wird der kranke Hund gesund?

s kann hier nicht unsere Aufgabe
sein, ein medizinisches Werk

über die Krankheiten des Hundes zu
schreiben. Wir können uns in diesen
Spalten nur ganz oberflächlich mit
den am meisten vorkommenden Er-
krankungen unseres Vierbeiners be-
schäftigen, zumal der Hund im
Durchschnitt meist sein Leben lang
gesund ist und zu Beanstandungen
wenig Anlaß bietet, wenn er nicht ge-
rade von einer in unserem Wohnbe-
zirk herrschenden Seuche befallen
wird. Zuvor möchten wir unseren Le-
sern jedoch folgendes vorhalten:
Wir sprechen so oft vom »hilflosen«,
vom »dummen« Tier und unterstrei-
chen nur zu gern den Mangel, daß
ihm, hauptsächlich aber unserem
Hunde, eine uns verständliche Spra-
che versagt ist. Wenn der Hund aber
krank ist, übersehen wir ganz, daß es
eben die fehlende Sprache ist, welche
den Hund hindert, uns zu sagen, wo
und wie er leidet. Wir glauben, daß
wir unser übriges tun, wenn wir den
Tierarzt aufsuchen. Aber auch dieser
kann sich mit dem Patienten nicht un-
terhalten und ihn befragen; er ist dar-
auf angewiesen, dank seiner Kunst,
vom Hunde ohne Hinweis abzulesen,
was dieser selbst nicht erklären kann.
In vielen Fällen ist der Tierarzt zur
Feststellung einer einwandfreien Dia-
gnose auf das angewiesen, was ihm
der Hundebesitzer über die Neben-

umstände der Krankheit, über den
bisherigen Verlauf zu sagen weiß.
Wer jemals nur einen Tag lang einer
tierärztlichen Sprechstunde beiwohn-
te, muß zugeben, wie wenig der Hun-
debesitzer eigentlich sein Tier beob-
achtet. Von Kranksein, welches si-
cherlich schon längere Zeit andauer-
te, hat der Hundehalter oft nichts be-
merkt; er weiß auf Befragen kaum, ob
sich sein Hund in der letzten Zeit ord-
nungsgemäß gelöst hat, er hat meist
»eigentlich nichts bemerkt«, obwohl
der Hund mitunter schon tagelang
unter Fieber stand, sicherlich unruhig
gewesen, abnorme Lagerstätten auf-
gesucht, sich verkrochen, großen
Durst oder dergleichen gehabt hat,
Symptome vieler Leiden, die sicher-
lich längst vorhanden waren, ehe der
Tierarzt das Leiden festgestellt hat.
Nicht jede Krankheit kann der Tierarzt
beim ersten Besuch am kranken
Hund erkennen, jede Stunde aber, in
welcher eine Krankheit nicht erkannt
wurde, ist kostbar für die spätere Ge-
sundung des Hundes, kann entschei-
dend für Leben und Tod unseres
Hundes sein, den wir ja in gesunden
Tagen stets gern als unseren Kamera-
den bezeichnen. Wir müssen dem
Tierarzt nur zu oft den Hebel in die
Hand geben, den er zur Gesundung
unseres Hundes anzusetzen hat; wir
sind es, welche die fehlende Sprache
unseres Hundes ersetzen müssen.

E

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95


Helfen kann der Tierarzt in den mei-
sten Krankheitsfällen, aber auch wir
dürfen dabei nicht versagen.
Wenn Ihr Hund krank ist, so gehen
möglichst Sie und nicht ein Beauf-
tragter zum Tierarzt, denn nur Sie
können Auskunft über Ihr Tier geben.
So sollte man wenigstens meinen.
Man schickt keinen Fremden mit dem
Hunde zum Tierarzt. Man gibt einen
kranken Hund überhaupt nicht in
fremde Hände. Ihr Hund sucht Sie in
kranken Tagen mehr als in gesunden,
Sie waren ihm sein Gott in all den ver-
gangenen Zeiten, von Ihnen erwartet
er Heilung. Der Tierarzt ist ihm nur Ih-
re eigene, verlängerte Hand. Nur in
Ihrem Beisein wird der Tierarzt den
Hund so wenig geängstigt finden, daß
er ihn gut untersuchen kann. Und
wenn Sie der Behandlung selbst nicht
beiwohnen können, weil Sie sich da-
für zu schwach fühlen, gehören Sie
dennoch in das Vorzimmer, damit
der Arzt Sie befragen kann. Liebe zum
Hund zeigt sich nicht durch Verabrei-
chung von Leckerbissen, durch Strei-
cheln und Schöntun, wahre Liebe
zeigt sich darin, daß Sie dem Hund in
seinen schweren Stunden Hilfe sind.
Der Hund dient Ihnen sein ganzes Le-
ben lang oft unter eigenen Opfern treu
und ist stets für Sie da. Er verlangt
nichts von Ihnen für seine Treue, er
darf aber erwarten, daß Sie ihm in sei-
nen argen Stunden das geben, wor-
um er Sie bitten würde, wenn er eben
sprechen könnte — um Beistand. Ja,
wenn der Hund sprechen könnte, er
würde Sie auch noch dieser Mühe

entheben und allein zum Arzt gehen.
Wer sich daher über die Art der Er-
krankung seines Hundes nicht abso-
lut klar ist und positiv zu helfen weiß,
soll, auch wenn er sich noch so weise
dünkt, an seinem Tier nicht herumla-
borieren, er soll auc h nicht die ihm
von anderer Laienseite empfohlenen
»Kuren« versuchen, sondern zum
Tierarzt gehen, dem heute sehr wert-
volle Hilfsmittel zum Erkennen der
Krankheiten zur Verfügung stehen.
Die Arztrechnung läßt sich leichter
verschmerzen als das Bewußtsein,
vielleicht am Siechturn des eigenen
Hundes schuld zu sein.
Die kleineren Übel des Hundes, gerin-
ge Verletzungen, lassen sich leicht mit
fast den gleichen Mitteln bekämpfen,
die wir Menschen bei uns anwenden.
Größere Fleisch- und Bißwunden ge-
hören in die Sprechstunde des Arztes,
weil oft nur sofortiges Nähen und
durchgreifende Reinigung eine gute
Verheilung gewährleisten. Das Einge-
ben von Medizin ist nun nicht immer
einfach, denn Hunde haben hierge-
gen eine große Abneigung, sie sind
bisweilen sogar Künstler im Vonsich-
geben im Maul versteckt gehaltener
Pillen und Medizinen. Um in Ruhe
eingeben zu können, lasse man sich
den Hund in sitzender Stellung hinten
am Halsband festhalten. Dann gieße
man die Medizin in die Gegend der
Backenzähne zwischen Lefzen und
Gebiß, schließe mit der linken Hand
und sanftem Druck den Fang und hal-
te mit dem Handballen der rechten
Hand einen Augenblick die Nasen-

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96

partie des Hundes zu, wodurch der
Hund einen tiefen Schluck tut und da-
mit die Medizin herunterbringt. Bei
ruhigen Hunden hat man nur nötig,
die Lefzen etwas abzuheben und die
Medizin einzugießen, um dann das
Maul zu schließen. Nie gieße man die
Medizin auf die Zungenwurzel oder
gar einfach in den Schlund hinein,
denn hierbei erbricht der Hund gern;
er kann sogar bei besonders unglück-
lichen Umständen Teile der Medizin
in die Luftröhre bekommen, was sehr
gefährlich werden kann. Mit ein we-
nig Übung und Eingehen auf die Ei-

genarten des Hundes hat man im Ein-
geben bald eine gewisse Routine.
Frißt der Hund schlecht, so gibt man
Vitaminpräparate, Hefe und derglei-
chen ins Futter; bisweilen läßt sich die
Freßlust auch durch Pepsin steigern,
das man längere Zeit geben kann.
Meist ist allerdings die Medizin für den
Hund die beste, welche er nicht be-
kommt, denn unser Hausfreund heilt
sich gern selbst auf natürliche Weise,
indem er entweder zwecks Beseiti-
gung seines Unbehagens sehr vor-
sichtig oder gar nicht frißt. Macht der
Hund also einen müden Eindruck

So werden Pillen und

flüssige Medikamente

eingegeben

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97


und möchte nicht fressen, so zwinge
man ihn nicht dazu, denn bei guter
sonstiger Ernährung will eine kurze
Fastenzeit nicht viel schaden und
trägt nur dazu bei, daß sich die gesun-
de Natur des Tieres durchsetzt. Wenn
der Hund aber längere Zeit apathisch
ist oder sichtbar unter Schmerzen lei-
det, muß sofort eingeschritten wer-
den und der Tierarzt zu Rate gezogen
werden.

Es würde weit über den Rahmen und
die Absicht dieses Buches hinausge-
hen, wollten wir uns hier mit allen
möglichen Erkrankungen des Hun-
des befassen, es seien daher nur die
wichtigsten Krankheiten und der Be-
fall mit Schmarotzern durchgespro-
chen, denn Krankheiten heilen ist ja
die Aufgabe der Tierärzte.
Vorerst wollen wir uns aber mit einer
besonderen Art der Erkrankung be-
fassen, das sind die

Vergiftungserscheinungen
bei Hunden,

hervorgerufen durch Gifte, welche
Neider, Hundehasser, aber auch Ein-
brecher unseren Tieren beibrachten,
um sie aus dem Wege zu räumen,
oder die Hunde haben sie selbst auf-
genommen.
Die Vergiftung als solche zu erken-
nen ist oft nicht leicht wegen der Ähn-
lichkeit mit verschiedenen regulären
Erkrankungen. Man schließt jedoch
mit ziemlicher Sicherheit auf eine Ver-
giftung, wenn der Hund ganz urplötz-

lich ohne vorherige Indisposition hef-
tig erkrankt. Zu den markantesten
Zeichen gehören:
• bei den scharfen Giften Arsenik,

Phosphor, Sublimat, Säuren, Kalk:
Angst, Unruhe, Winseln, Geifern,
Erbrechen mit krampfhaftem Zu-
sammenziehen des Halses,
Durchfall, stark beschleunigter
Puls, kurzes Atmen, Krämpfe, stie-
rer Blick und auch völlige Lähmun-
gen;

• bei den narkotischen Giften Brech-

nuß (Strychnin), Stechapfel, Bella-
donna, Opium, Schierling, Nacht-
schatten, Bilsenkraut, Blausäure:
Erweiterung der Pupillen, stierer
Blick, starke Herabminderung der
Hör- und Sehleistung, schwan-
kender Gang, Schlafsucht, Be-
wußtlosigkeit und Krämpfe;

• bei den metallischen Giften, Zink,
Blei, Mennige: Erbrechen und
Würgen, großer Durst, heftiger
Verfall der Kräfte unter Leib-
schmerzen, Krämpfe, die
Schleimhäute sind blau.
Mit einer Hilfe bei Vergiftungen kann
nur dann gerechnet werden, wenn
mit der Behandlung sofort begonnen
wird. Die Art des Gegengiftes oder der
anderweitigen Gegenmaßnahmen
wird zweckmäßig nur der Arzt be-
stimmen können. Für den Fall, daß
ein solcher nicht schnell zu beschaf -
fen ist, seien hier einige der häufigsten
Vergiftungen mit den ersten Hilfsmit-
teln angegeben, doch verlasse man
sich nie auf diese, sondern vertraue
die endgültige Behandlung dem Tier-

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98

arzt an, der so bald wie möglich geru-
fen werden sollte.

Arsenvergiftung
Die Arsenvergiftung wird beim Hunde
meist durch aufgelesenes Ratten-
oder Mäusegift hervorgerufen. Der
Patient erbricht unter großer Atemnot
(der Atem riecht knoblauchartig), er
ist sehr hinfällig, unruhig; heftiger, oft
blutdurchsetzter Durchfall setzt ein.
Ein Beruhigungsrnittel geben, um das
Erbrechen zu stoppen. Danach verab-
reiche man große Mengen von Tier-
kohle in kurzen Abständen. Der Tod
kann innerhalb weniger Stunden,
aber auch erst nach Tagen eintreten.

Phosphorvergiftung
Die Phosphorvergiftung entsteht
durch Aufnahme von Giftködem, Rat-
tengift etc. Blutiger Durchfall, heftiges
Erbrechen, starke Leib schmerzen
sind die Anzeichen. Einläufe und das
Eingeben von medizinischer Kohle
können hier helfen. Keine Milch ge-
ben. Auch das sonst mit Erfolg als
Brechmittel verwandte Butterwasser
ist zu vermeiden, da diese Mittel den
Phosphor im Körper zurückhalten.

Strichninvergiftung
Die Strichninvergiftung wird mei-
stens durch Rattengift hervorgerufen.
Die Hunde verfallen in kurzen Abstän-
den in Streckkrämpfe, sind scheu und
schreckhaft. Sofort Erbrechen hervor-
rufen, damit das Gift aus dem Magen
entfernt wird, und Leinsamenklistiere
machen.

Bleivergiftung
Die Bleivergiftung zeigt sich in Schwä-
che, taumelnden Bewegungen und
Krämpfen. Sie führt leicht zum Er-
blinden. Natrium- oder Magnesium-
sulfat wird im Verhältnis l:3 mit Was-
ser gelöst und morgens und abends
eingegeben.

Thalliumvergiftung

Ebenso tritt die Thalliumvergiftung
nach Aufnahme von Giftködern auf.
Unmittelbar danach zeigen die Hunde
Erbrechen und Durchfälle. Doch die-
ses muß nicht immer der Fall sein. Oft
zeigen sich erst später Ekzeme und
Haarausfall. Wiederum sind Mittel
zum Erbrechen und Einlaufe die er-
sten Maßnahmen.

Cumarinvergiftung
Erwähnt sei noch die Vergiftung
durch Cumarin, das sehr gerne als
Rattengiftmittel verwandt wird. Es
kommt zu schweren inneren Blutun-
gen und großer Schwäche der Tiere.
Wird die Giftaufnahme beobachtet,
sofort zum Tierarzt und Erbrechen
auslösen. Wenn es nicht bemerkt
wird und es nach mehreren Tagen zu
Blut im Kot und Urin sowie zu weißli-
cher, kalter Maulschleimhaut gekom-
men ist, helfen nur noch Injektionen
von Vitamin K, Vitamin B

12

und eines

Eisenpräparates.

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99


Erkrankungen

der Verdauungsorgane

Zähne und Zahnfleisch
Normalerweise hat der Hund fast bis
zu seinem Lebensende ein gutes, ge-
sundes Gebiß. Erkrankungen der
Zähne, des Zahnfleisches und der
Kieferhöhlen beginnen oft mit Zahn-
stein. Bei Hunden, die Zahnstein ha-
ben, müssen die Zähne einer ständi-
gen Zahnreinigung unterworfen wer-
den. Bei leichteren Fällen kann man
das Reinigen der Zähne mit
Schlemmkreide versuchen. Starker
Zahnstein muß entfernt werden. Der
Zahnstein lockert nämlich das Zahn-
fleisch und schafft damit die Voraus-
setzung für schwere Zahndefekte. An
dieser Stelle sei noch erwähnt, daß
manchmal Milchzähne nicht von
selbst ausfallen oder ausgebissen
werden. Sie müssen dann, um eine
Schädigung der bleibenden Zähne zu
vermeiden, gezogen werden.

Magen und Darm

Erkrankungen des Magens und des
Darms werden beim zivilisierten
Hunde immer häufiger beobachtet.
Der Hund zeigt Erbrechen, Durchfall
oder beides zusammen sowie Appe-
titlosigkeit. Es gibt dafür viele Gründe:
einmal falsche und ungenügende Er-
nährung, andererseits Überernäh-
rung. Hinweise dafür finden Sie im
Kapitel: Die Ernährung des Hundes.
Bei der Heilung dieser Erkrankungen
spielt Diät eine große Rolle. Mehrtägi-
ges Fasten. Haferschleim, gutes

Fleisch und Vitamine sind Vorausset-
zungen für die Wiedergesundung. Bei
Durchfällen gibt man Kohle oder Ta-
nalbin. Statt Trinkwasser bekommt
der Hund Kamillen-, leichten schwar-
zen oder Fencheltee vorgesetzt. Bei
längeranhaltenden Magen- und
Darmstörungen soll immer der Tier-
arzt zu Rate gezogen werden. Chroni-
sche Erkrankungen, gerade des Ma-
gen- und Darm-Kanals, sind schlecht
und nur unter schwierigen Umstän-
den heilbar.

Zu den Erkrankungen des Magens
und Darms gehört auch der Befall des
Hundes mit Spul- und Bandwür-
mern. Jeder Welpe hat Spulwürmer
und muß deshalb auch entwunnt
werden. Eine Verwurmung des Hun-
des hat eine Schwächung seiner Wi-
derstandskraft zur Folge. Außerdem
sollte man seinen vierbeinigen Haus-
genossen schon aus hygienischen
Gründen (enges Zusammenleben mit
dem Menschen) entwurmen. Eine
jährliche (eventuell auch häufigere)
Wurmkur mit geeigneten Mitteln ist
nie fehl am Platz. Der Befall mit Band-
würmern zeigt sich meistens durch
Abmagerung des Hundes, vermehrte
Freßlust, manchmal auch Freßunlust,
Abgang der Bandwurmglieder im
Kot, Durchfälle etc. Die Bandwurm-
bekämpfung ist immer problema-
tisch und kann durch das leichtsinni-
ge Eingeben von stark wirkenden Mit-
teln sehr gefahrlich für den Hund wer-
den. Die Bandwurmbekämpfung ge-
hört deshalb in die Hände des Tierarz-
tes. Erwähnenswert ist auch die Über-

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100

tragung des Zwischenstadiums des
gewöhnlichen Hundebandwurms
durch Flöhe. Die Flohbekämpfung ist
also eine Voraussetzung zur erfolgrei-
chen Bandwurmkur. Unter den vielen
Bandwürmern des Hundes gibt es ei-
ne Art (der Kot sieht aus, als ob er mit
Gries bestreut wäre), die auch dem
Menschen gefährlich werden kann.
Das sogenannte

»Schlittern«, Rut-

schen des Hundes auf dem After,
hängt nicht immer mit Würmern zu-
sammen. Des öfteren liegt eine Ver-
stopfung der Duftdrüsen des Hundes
vor.

Der Schnupfen

Schnupfen, d.h. Katarrh der Nasen-
schleimhaut, ist zumeist auf Erkäl-
tung zurückzufuhren, manchmal
auch auf bestimmte Pflanzenteile wie
Grannen oder Spelzen oder auf winzi-
ge Insekten oder deren Larven,
Erscheinungen: Niesen, Wischen mit
den Pfoten an der Nase, Reiben der
Nase an dazu geeigneten Gegenstän-
den, späterhin Nasenausfluß, der an-
fangs spärlich und wässerig ist, später
aber immer trüber, dicker, schleimi-
ger oder auch eiterähnlich wird und,
wenn er in großer Menge auftritt, zu
schniefendem, rasselndem, unter
Umständen etwas erschwertem
Atem führen kann. Die Dauer solchen
einfachen Schnupfens beträgt meist
nur wenige Tage; jedoch kommen,
namentlich bei Hunden mit kurzen
Köpfen, hin und wieder Nasenkatar-

rhe vor, die eine Neigung zum chroni-
schen Verlauf zeigen. Das aus den
Nasenlöchern fließende Sekret wird
dann sehr bald klebrig, glasig oder eit-
rig, in schweren Fällen wohl auch jau-
chig und hat die Neigung, die Nasen-
öffnungen zu verkleben, in der Um-
gebung derselben zu schmutzigen
Krusten einzutrocknen und die dort
befindliche Haut in Entzündung zu
versetzen. Der Nasenspiegel er-
scheint in solchen Fällen gewöhnlich
trocken, rissig, grau und behält dieses
Aussehen selbst nach Beseitigung
des Nasenkatarrhs nicht selten für
längere Zeit, ja manchmal das ganze
Leben hindurch bei. Auch der Ge-
ruchssinn kann mehr oder weniger in
Mitleidenschaft gezogen sein.
Bereits an dieser Stelle soll erwähnt
werden, wie gefährlich es ist, die An-
zeichen eines Schnupfens zu überse-
hen. Die oft tödliche Staupe beginnt
nämlich mit denselben Erscheinun-
gen. Also ist Vorsicht am Platze.
Behandlung: Der einfache Nasenka-
tarrh geht gewöhnlich auch ohne Be-
handlung in wenigen Tagen vorüber,
und man hat nur nötig, die an den Na-
senlöchern klebenden Ausscheidun-
gen wiederholt abzuwischen bzw. die
Haut mit Fett oder Vaseline zu be-
streichen. Bei allen stärkeren, na-
mentlich eitrigen, besonders aber
chronischen Katarrhen kann man täg-
lich ein- bis zweimal die Nasenhöhle
mit einer warmen, verdünnten Kamil-
losanlösung ausspülen oder je 10 Mi-
nuten lang Dämpfe von Kamillenauf-
guß einatmen lassen (der Topf wird

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101


dem Tier vorsichtig unter die Nase ge-
halten. Danach wird die Nase dünn
mit Vaseline eingerieben. Dauert der
Schnupfen mehr als ein paar Tage an,
ist unbedingt ein Tierarzt zu konsul-
tieren.

Akuter Kehlkopfkatarrh

Die Veranlassung des namentlich im
Frühjahr überaus häufigen, manch-
mal förmlich seuchenhaft auftreten-
den Leidens bildet eine bakterielle In-
fektion.
Erscheinungen: Das erste auffällige
Symptom ist Husten. Derselbe kann
nach Befinden außerordentlich heftig
sein und ist anfangs stets kurz, heiser,
trocken, später gedehnt, locker, ras-
selnd, mit Auswurf verbunden. Durch
Druck auf den Kehlkopf bzw. auf die
ersten Luflröhrenringe, eine Manipu-
lation, die dem Tiere sichtlich
schmerzhaft ist, lassen sich ohne wei-
teres Hustenstöße auslösen, ebenso
durch schnelles Laufen, Aufregung,
Trinken kalten Wassers, Einwirkung
scharfer Luft, Eingeben von Arzneien
usw. Bei schweren Erkrankungen ist
Fieber mit Appetitmangel usw. zu-
gcgen; auch kann es in solchen Fällen
zu Atembeschwerden kommen, die
manchmal mit pfeifenden oder rö-
chelnden Tönen verbunden sind. Die
Dauer das akuten Kehlkopfkatarrhs
ist meist nur kurz; jedoch kann dersel-
be bei ungeeigneter Behandlung und
Fortwirken der Ursachen in den chro-
nischen Katarrh übergehen. Auch die-

se Erkrankung kommt im Anfangs-
stadium der Staupe vor.
Behandlung: Die Behandlung ist dem
Tierarzt zu überlassen, der eine Be-
handlung mit Antibiotika vornimmt,
die ca. eine Woche dauert. Man läßt
den Patienten im gut ventilierten Zim-
mer und hält von ihm alle Einflüsse
(Staub, Rauch, Zugluft, Aufregung
usw.) fern, die zur Verschlimmerung
des Leidens führen können.

Luftröhren-
und Bronchialkatarrh

Lungenkatarrh, so ist der Name, den
der Laie dem Luftröhren- und Bron-
chialkatarrh in der Regel beilegt,
kommt namentlich bei schwächli-
chen, verzärtelten, jungen Hunden
außerordentlich häufig vor und wird
im allgemeinen durch dieselben Ur-
sachen wie der Kehlkopfkatarrh ver-
anlaßt.
Erscheinungen: Dieselben sind ver-
schieden, je nachdem ob der Katarrh
einen akuten oder chronischen Ver-
laufnimmt.
Der akute Lungenkatarrh beginnt bei
halbwegs stärkerer Erkrankung mit
wiederholten Anfällen von Frösteln
sowie mit Mattigkeit, Abgeschlagen-
heit, Appetitmangel und Fieber, Sehr
bald kommt es zum Husten, der an-
fangs kurz, trocken, schmerzhaft, hart
ist, später locker, feucht, kräftiger
wird und sich mit Leichtigkeit durch
Druck auf die Luftröhre, oft auch
schon durch Beklopfen der Brust-

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102

wand (dicht hinler der Schulter) aus-
lösen läßt. Die Atemzüge sind ver-
mehrt und werden bei stärkerer Er-
krankung auch mit Anstrengung aus-
geführt. Wenn man das Ohr an die
Brustwand legt, so hört man ver-
schärftes Vesikuläratmen (das Vesi-
kulär- oder Bläschenatmen der ge-
sunden, ruhig atmenden Lunge ist ein
weiches, schlürfendes, murmelndes,
nur beim Einatmen hörbares Ge-
räusch; das verschärfte Vesikulärat-
men klingt schärfer, lauter, rauher
und ist mehr oder weniger auch beim
Ausatmen zu vernehmen), später,
wenn der Husten locker geworden
ist, auch Rasseln (Flüssigkeitsras-
seln). Der Lungenkatarrh geht bei er-
wachsenen, kräftigen Hunden meist
in 8 bis 14 Tagen vorüber; bei jugend-
lichen, schwächlichen Hunden zieht
er sich oftmals mit wachsender Hef-
tigkeit mehrere Wochen lang hin oder
nimmt den Ausgang in Lungenent-
zündung.

Der chronische Lungenkatarrh, den
man vielfach als Asthma bezeichnet,
kann als Ausgang des akuten Ka-
tarrhs auftreten oder sich auch gleich
von vornherein als chronisches Lei-
den entwickeln und ist eine nament-
lich bei älteren, herzkranken Hunden
sehr häufig vorkommende Krankheit.
Er kennzeichnet sich durch an und für
sich zwar mäßige, aber dauernde At-
mungsbeschwerden, die durch Auf-
regung, Anstrengung, schnelles Lau-
fen usw. eine wesentliche Steigerung
erfahren, femer durch einen in der
Regel anfallsweise auftretenden quä-

lenden Husten, der oftmals mit Wür -
gen oder Erbrechen endigt und meist
feucht, manchmal sogar rasselnd,
selten trocken, aber niemals beson-
ders kräftig ist. Die Atemluft ist
manchmal übelriechend; das Allge-
meinbefinden ist in der Regel gut; Fie-
ber fehlt in den allermeisten Fällen.
Beim Behorchen der Brustwand hört
man neben schärferem Bläschenat-
men namentlich Flüssigkeitsrasseln,
nicht selten auch sogenanntes trocke-
nes Rasseln in Form pfeifender, quie-
kender, schnurrender Töne.
Behandlung: Die Behandlung des
akuten Lungenkatarrhs erfordert den
Tierarzt, der Antibiotika einsetzen
wird. Dadurch kann die Krankheit
meistens sehr schnell erfolgreich be -
kämpft werden.
Beim chronischen Lungenkatarrh
liegt wenig Aussicht vor, durch die Be-
handlung mehr als eine nur vorüber-
gehende, geringgradige Besserung
herbeizuführen. Darum ist es so
wichtig, gleich bei den ersten Anzei-
chen einer akuten. Erkrankung den
Tierarzt aufzusuchen.

Lungenentzündung

Lungenentzündung entsteht in der
überwiegenden Mehrzahl der Falle
im Anschluß an Lungenkatarrh und
kann somit durch verschiedene Ein-
flüsse kommen. Aber auch im Verlau-
fe anderer Krankheiten kann der ge-
schwächte Hund eine Lungenentzün-

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103

düng bekommen, femer nach Unfäl-
len und Operationen.
Erscheinungen: Bei den nahen Bezie-
hungen, in denen somit Lungenka-
tarrh und Lungenentzündung zuein-
ander stehen, ist man oft nicht mit Si-
cherheit imstande, zwischen diesen
beiden Krankheiten eine scharfe
Grenze zu ziehen.
Bei beiden Erkrankungen ist an die
Staupe zu denken.

Daß ein Lungenkatarrh den Ausgang
in Lungenentzündung genommen
hat, schließt man aus der auffälligen
Beschleunigung und Erschwerung
der Atmung (es kommt unter Um-
ständen bis zu 60 oder mehr mit
»Backenblasen« ein hergehen de n
Atemzügen in der Minute), aus dem
kurzen, matten, anscheinend sehr
schmerzhaften Husten, aus der star-
ken Beschleunigung des anfangs
meist noch leidlich kräftigen, aber
später allmählich schwächer werden-
den Pulses (man zählt namentlich bei
jugendlichen Hunden 150—180 oder
noch mehr Schläge in der Minute), aus
der schweren Störung des Allgemein-
befindens und aus der Temperaturer-
höhung, die wenigstens anfangs
wohl nur selten fehlt. Beim Beklopfen
der Brustwand wird ein matter, mehr
sieht- als hörbarer Husten (Hüsteln)
ausgelöst; beim Behorchen dersel-
ben vernimmt man die Geräusche
des Lungenkatarrhs, vor allem sehr
scharfes Bläschenatmen, Schnurren,
Brummen, Pfeifen, Flüssigkeitsras-
sein aller Art, an vereinzelten Stellen
auch Knistern und daneben soge-

nannte »unbestimmbare Geräusche«
in verschiedener Ausdehnung. Nicht
selten ist Nasenfluß von wässeriger
oder schleimig-eitriger Beschaffen-
heit vorhanden. Der Verlauf ist meist
langwierig, wird nicht sofort eine Be-
handlung mit einem Antibiotikum
durch den Tierarzt vorgenommen.

Erkrankungen der Augen

Eine oft auftretende Erkrankung der
Sehorgane ist die Bindehautentzün-
dung. Als Ursache sind oft kleine,
scharfe Fremdkörper wie Sand oder
Pflanzenteile anzusehen, die eine Rei-
zung herbeifuhren. Zur Entzündung
kommt es dann durch Bakterien. Die
Augen sind mit Schleim und Sekret
verschmiert. An den Augenwinkeln
bilden sich sogenannte Sekretrinnen,
die besonders bei Hunden mit hellem
Fell gut zu sehen sind. Die oben ge-
nannte Entzündung kann in ein eitri-
ges Stadium übergehen und schließ-
lich zu schweren Hornhautentzün-
dungen etc. führen. Einfache Binde-
hautentzündung behandelt man
durch Auswaschen der Augen mit
Kamillosanlösung. Man tränkt am
besten einen Wattebausch mit der
Flüssigkeit und wischt das Auge
mehrmals täglich damit aus. Kommt
es zu keiner Besserung, ist der Tier-
arzt aufzusuchen. Es kann sonst dem
Hund sogar das Augenlicht kosten.

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104

Ohrenzwang

Des öfteren leiden Hunde am soge -
nannten Ohrenzwang oder »Ohren-
wurm«, wie der Laie auch sagt. Wir
haben es hier mit einer Krankheit zu
tun. bei welcher ein »Wurm« über-
haupt keine Rolle spielt. Die Ursache
des Leidens, welches hauptsächlich
langhaarige Rassen befällt, ist meist
Ansammlung von Schmutz oder von
erhärtetem Ohrenschmalz. Sauber
gehaltene Hunde neigen zu dieser
Krankheit nicht, sofern nicht etwa von
außen eingedrungene Fremdkörper
den Ohrenzwang hervorrufen. Der er-
krankte Hund hält den Kopf schief,
schüttelt diesen öfters, spürt Juckreiz
und hat beim Berühren des sich sehr
warm anfühlenden Ohres ersichtlich
Schmerzen. Im ersten Stadium zeigt
sich im Gehörgang eine leichte Rei-
zung, später stellt sich eine eitrige,
übelriechende Entzündung und Ek-
zernbildung ein. Das Ohr näßt und
fließt in diesem Stadium, es bildet,
wenn eine geeignete Behandlung
fehlt, Wucherungen, die zu einem
chronischen Leiden führen können.
Ist das Leiden für eine eigene Behand-
lung nicht schon zu sehr fortgeschrit-
ten, reibe man das Ohrinnere, haupt-
sächlich natürlich die betroffenen
Stellen, vorsichtig mit einem vom
Tierarzt verschriebenen Medikament
ein. Lassen Sie sich auch zeigen, wie
Sie beim Auswischen des Ohres vor-
zugehen haben, da sonst die Gehör-
gänge leicht verletzt werden können.
Sonst überlassen Sie am besten dem

Tierarzt die Behandlung dieses emp-
findlichen Organs.
Manche Erkrankungen des Ohres
werden durch Parasiten hervorgeru-
fen, deren Vernichtung die Vorausset-
zung zu einer Heilung ist. Gegen diese
»Ohrräude« verfügt der Tierarzt heute
über hervorragend wirksame Mittel.

Erkrankungen des Haarkleides
und der Haut

Erkrankungen von Haut und Fell des
Hundes treten in mannigfaltiger Form
auf. Hervorgerufen werden diese
Krankheiten durch mangelhafte Pfle-
ge, durch falsche oder mangelhafte
Ernährung, durch Parasiten, Bakte-
rien und Pilze. Es kann dabei zum
Haarausfall, zum Abbrechen des
Haares, zum vermehrten »Haaren«,
zu Ekzemen der Haut usw. kommen.
Vorbeugen kann man durch tägliche
Pflege des Haarkleides, wie Bürsten
und Kämmen, und falls erforderlich
durch Baden des Hundes. Flöhe und
Läuse werden mit geeigneten insek-
tenvernichtenden Pudern behandelt.
Beachten Sie die Vergiftungsgefahr!
Deswegen nach der Behandlung den
Hund nicht ganz unbeobachtet las-
sen. Offene Wunden verbieten diese
Behandlung von vornherein. Wäh-
rend der Behandlung keine fetthaltige
Nahrung zuführen, da Fett eine Ver-
giftung beschleunigen kann.
Die Räude, eine früher häufige Krank-
heit, ist heute selten geworden. Her-
vorgerufen wird diese Erkrankung

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105


durch Milben. Wir kennen die Sarcop-
tes-Räude, hervorgerufen durch eine
Milbe, welche sich in der Haut des
Hundes Gänge bohrt. Die Räude be-
vorzugt empfindliche Hautstellen an
Kopf, Ohrwurzeln, Augen, Unter-
brust, Ellenbogen, Rutenwurzel und
Flanken. Bereits Wochen vor dem di-
rekten Ausbruch der Räude zeigt der
Hund durch ständiges Kratzen an den
bezeichneten Stellen an, daß er von
Milben befallen ist. Da er dies auch
nachts tut, wird das Allgemeinbefin-
den des Tieres herabgesetzt. Genaue
Untersuchungen zeigen in diesem
Vorstadium winzige Stichwunden-,
die im Umkreis liegende Haut beginnt
sich abzuschuppen und zeigt dann
kahle Stellen. Bei der nassen Form
bilden sich Knötchen. die in Bläschen
mit stark nässendem und schließlich
eintrocknendem Inhalt übergehen,
mitunter bei Vernachlässigung auch
zu Ekzembildungen fuhren. Bei der
großen Vermehrungsmöglichkeit der
Milbe dehnt sich die Räude langsam
über den ganzen Körper aus und be-
einträchtigt Wachstum und Befinden
in sehr hohem Maße. Die Heilung die-
ser Erkrankung gehört in die Hände
des Tierarztes. Er wird ein Medika-
ment verschreiben, das dem Bad zu-
gefügt werden kann. Nach wenigen
Bädern ist der Hund die Milben los.
Mehr in den Vordergrund geschoben
haben sich die Erkrankungen von
Haarkleid und Haut durch Pilze. An-
zeichen sind Haarausfall (manchmal
kreisrund), Juckreiz, Ekzeme. Pilzer-
krankungen können auf den Men-

schen, und umgekehrt vom Men-
schen auf den Hund, übertragen wer-
den. Das Erkennen ist oft schwierig
und bleibt — ebenso wie die Behand-
lung - dem Tierarzt vorbehalten.
Entzündungen der Haut, Ekzeme.
Juckreiz und dergleichen können
auch durch Vitaminmangel (siehe Er-
nährung des Hundes) hervorgerufen
werden. Auch zu häufiges Baden
schafft oft die Voraussetzung für der-
artige Erkrankungen. Die Behandlung
erfolgt durch das Auftragen von Pu-
dern, Pasten, Salben auf die entzün-
deten Stellen und selbstverständlich
durch Abschaffung der oben angege-
benen Ursachen.

Haarausfall und Hautveränderungen
können auch hormoneile Ursachen
haben. Oft zeigen die Hunde dann
symmetrischen Haarausfall an den
Flanken. Manchmal ist die Haut stär-
ker pigmentiert oder es kommt zu
Hautverdickungen. Der Tierarzt kann
gezielt Hormongaben einsetzen.

Krebs beim Hunde?

Sehr häufig neigen die Hunde heute
zur Geschwulstbildung an den ver-
schiedensten Körperteilen. Sowohl
äußere Schichten als auch innere Or-
gane werden befallen. Nicht immer
muß eine Geschwulst bösartig sein.
Der Laie spricht dann von einer
Krebsgeschwulst. Sehr häufig sind
z.B. Geschwülste des Gesäuges, die
oft gutartig sind. Sie entstehen bei
Hündinnen, die sehr stark zur soge-

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106

nannten »Scheinschwangerschaft«
neigen. Man sollte diesen Erschei-
nungen mehr Beachtung schenken.
Die Gebärmutterentzündung der
Hündin, oft erkennbar am Ausfluß
aus der Scheide, hat mit Krebs nichts
zu tun. Nicht zu verwechseln ist die
Gebärmutterentzündung mit der nor-
malen Läufigkeit.
Meist sind die erwähnten Erkrankun-
gen durch richtige Behandlung, wie
z.B. Operation, heilbar.
Nun zu den wichtigsten Infektions-
krankheiten des Hundes:

Staupe

Erreger der Krankheit ist ein Virus, das
meistens durch kranke Hunde, aber
auch durch Menschen übertragen
werden kann. Ansteckungsquellen
sind ferner verseuchte Zwinger, Kot,
Sekret, Erbrochenes. Besonders ge -
fährdet sind die Hunde auf Ausstel-
lungen, wenn keine besonderen
Maßnahmen (wie Überwachung der
Ausstellung durch Tierärzte, vorbeu-
gende Impfungen, hygienische Vor-
beugungen etc.) getroffen werden. In
der Hauptsache werden Jungtiere bis
zu einem Jahr von der Staupe befal-
len, doch sind erwachsene Tiere
durchaus nicht gegen Ansteckung ge-
feit. Dagegen scheinen Hunde, wel-
che einmal die Staupe überwunden
haben, von einer nochmaligen Er-
krankung frei zu sein, ebenso Wel-
pen, die sich noch bei der Mutter be -
finden. Besonders anfällig gegen

Staupe sind rachitische Hunde und
solche, die verhätschelt und zu warm
gelagert oder nicht richtig ernährt
werden.

Die klinischen Symptome einer er-
folgten Erkrankung sind die folgen-
den: Zu Beginn der Krankheit treten
Störungen des Allgemeinbefindens
auf: Trägheit, Unachtsamkeit, Verlust
der Munterkeit und Lebhaftigkeit,
schnelles Ermatten, Übellaunigkeit,
Appetitmangel, Neigung zum Liegen
und Aufsuchung versteckter Plätze,
Frösteln, Zittern, Trockenheit und
Wärme der Nase, hin und wieder
auch Erbrechen. Manchmal zeigen
sich auch Veränderungen der Haut.
An der Innenfläche der Hinterschen-
kel und unten am Bauch treten kleine
rote Flecken oder Stippen auf, die
meist ziemlich verstreut sitzen und
sich schnell in Knötchen, dann in
Bläschen und in Pusteln verwandeln.
Die Pustein sind mit gelbem Eiter ge-
füllt, linsen- bis kleinbohnengroß und
trocknen meist erst, nachdem sie ge-
platzt sind, zu gelblichen oder bräun-
lichen Schorfen oder Krusten ein. An
den Augen schwellen die Augenlider,
Rötungen und Schwellungen der Bin-
dehaut stellen sich ein, es bildet sich
ein schleimiges, eitriges Sekret, das sich
in den Augenwinkeln ansammelt und
an den Lidern zu gelblichen Krusten
austrocknet. Es folgt dann meist eine
katarrhalische Erkrankung der Luft-
wege, die zumeist an der Nase be-
ginnt und mehr oder minder schnell
in Richtung nach der Lunge vorwärts-
schreitet. Zunächst tritt Schnupfen

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107


mit häufigem Niesen, ferner mit Wi-
schen und Reiben der meist trocke -
nen, rissigen Nase mit einem anfangs
serösen, später schleimigen, danach
graugelben bis graugrünen jauchigen
Sekret auf, das die Hase verstopft und
zu starkem Schniefen und beschwer-
lichem Atmen führt. Zu diesem
Schnupfen gesellt sich bei ernsteren
Erkrankungen sehr schnell ein Ka-
tarrh des Kehlkopfes, der Luftröhre,
der Bronchien. Wenn sich ein Luftröh-
ren-, namentlich aber Bronchialka-
tarrh entwickelt, kommt es zu einer
Vermehrung der Atemzüge mit Er-
schwerung und scheinbar recht quä-
lendem Husten. Zu dieser Zeit stellen
sich Appetitlosigkeit mit anfangs
meist gesteigertem Durst, belegte
Zunge, Würgen, Erbrechen von
schleimigen, oft galligen Massen und
übelriechende, meist schleimige Ent -
leerung ein. Der Ernährungszustand
läßt schnell nach, und es tritt ein Kräf-
teverfall selbst bei anscheinend genü-
gender Nahrungsaufnahme ein. In
der Hauptsache kommen folgende
drei Arten von Staupe vor:
Katarrhalische Form (Augen:, Na-
sen-, Lungenstaupe). Schleim- und
Eiterausfluß aus den Augen und der
Nase, Husten, der häufig in Würgen
und Erbrechen übergeht, mehr oder
minder schnelles, oft schniefendes,
unter Umständen auch beschwerli-
ches und sehr angestrengtes Atmen.
Magen- und Darmform (Magenstau-
pe). Belegte Zunge, Appetitmangel
oder völlige Appetitlosigkeit. Durst,
Würgen, Erbrechen schleimiger, galli-

ger Massen, sehr bald Durchfall mit
oft gelbem, schleimigem, schleimig-
eitrigem, auch blutigem Kot.
Nervöse Form (Hirn- und Rucken-
markstaupe). Schreckhaftigkeit, Un-
ruhe, Reizbarkeit oder auch tiefe Be-
nommenheit und Schlafsucht, ferner
Kau- und epileptische Krämpfe, Mus-
kelzuckungen, schwankender Gang,
später oft völlige Lähmung.
Der Verlauf der Staupe kann sehr ver-
schieden sein. In vielen Fällen geht
eine Krankheitsform in die andere
über. Leichtere Fälle können in ein bis
zwei Wochen mit Genesung enden,
schwerere beanspruchen drei bis vier
Wochen. Jedoch kommt es vor, daß
sich die Krankheit lange hinzieht, da
sich Nachkrankheiten einstellen. Auf
jeden Fall gehört die Behandlung des
kranken Hundes in die Hände des
Tierarztes, der schon gerufen werden
sollte, wenn durch Fieber, Abgeschla-
genheit des Tieres und fremdes Be-
nehmen die Möglichkeit einer Stau-
peerkrankung gegeben ist.

Die Behandlung
des staupekranken Hundes

Der kranke Hund muß natürlich iso-
liert und in einen zugfreien Raum ge-
bettet werden. Das Lager sollte öfters
erneuert werden, damit keine Neuin-
fektion eintreten kann. Gute, reichhal-
tige Ernährung und Ruhe sind sehr
wichtig. In den ersten Tagen kann die
Krankheit durch rechtzeitige Gabe
von Staupeserum abgefangen wer-

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den. Die weitere Behandlung ist trotz
vieler guter und modernster Medika-
mente auch heute noch problema-
tisch. Die beste Therapie ist die Vor-
beugung. Schon als Welpe muß der
Hund vom Tierarzt geimpft werden.
Die Impfung sollte nach 1-2 Jahren
wiederholt werden. Die Entschei-
dung, wie oft geimpft werden soll,
muß immer einem erfahrenen Tier-
arzt überlassen werden. Die neuesten
Forschungen haben ergeben, daß ei-
ne einmalige Impfung keinen lebens-
länglichen Schutz bedeutet. Nicht ge-
impfte Hunde erkranken nicht nur an
Staupe, sie bedeuten auch für andere
Hunde eine große Gefahr. Da es
kaum Hunde gibt, die gegen Staupe
resistent sind (Züchterlatein), ist eine
Unterlassung der Staupeimpfung zu-
gleich verantwortungs- und rück-
sichtslos gegenüber anderen Hunden
und deren Besitzern.

Leptospirose

Der Laie nennt diese Krankheit »Stutt-
garter Hundeseuche« (sie ist zuerst in
Stuttgart aufgetreten).
Wir unterscheiden bei der Leptospiro-
se eine Magen- und Darmform sowie
Leber- und Nierenstörungen. Meist
zeigt der Hund zuerst blutige Durch-
falle, Erbrechen, später dann Anzei-
chen einer Leber- und Nierenerkran-
kung. Da diese Krankheit oft tödlich
ausgeht oder in ein chronisches Sta-
dium übergeht, muß sie immer vom
Tierarzt behandelt werden. Viele le-

ber- und nierenkranke Hunde, denen
später nicht mehr zu helfen ist, hatten
zu Beginn der Krankheit mit wenigen
Injektionen geheilt werden können.
Die beste Vorbeugung ist auch hier
die Impfung. Erwähnt sei noch die
Möglichkeit der Übertragung auf
Menschen, wenn keine sinnvolle
Therapie einsetzt.

Tollwut

Diese gefährliche Krankheit tritt leider
immer noch häufig auf. Eine Anstek-
kung erfolgt meistens durch den Biß
eines tollwütigen Tieres (am häufig-
sten durch einen Fuchs), wodurch
dessen Speichel in die Wunde ge-
langt. Nach dem Biß dauert es zwi-
schen 3 und 6 Wochen, bis die Krank-
heit ausbricht. Eine Behandlung ist
nicht möglich. Sie ist auch verboten,
da während dieser Zeit die Anstek-
kung von Tieren und auch Menschen
möglich ist. An Tollwut erkrankte
Hunde müssen getötet werden. Die
einzige Gegenmaßnahme besteht in
der Vorbeugung. Die Hunde müssen
von den tollwutverseuchten Gebieten
ferngehalten und beim Aufenthalt au-
ßerhalb des eigenen Grundstücks an-
geleint werden. Die Tollwut-Schutz-
impfung ist der beste Schutz und bei
der starken Verbreitung dieser
schlimmen Erkrankung unumgäng-
lich. Welpen sollten im Alter von
12 Wochen zusammen mit der zwei-
ten Impfung gegen Staupe, Hepatitis
und Leptospirose auch erstmals ge-

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gen Tollwut geimpft werden. Danach
ist jährlich eine Wiederholungsimp-
fung vorzunehmen. Nur wenn der
Hund jährlich geimpft wird, ist er vor
der Tollwut sicher geschützt. Nur
dann sind mit ihm auch Auslandsrei-
sen und der Besuch von Hundeaus-
stellungen möglich.

Parvovirose

Unter Hundehaltern wird diese Virus-
Erkrankung auch als Katzenseuche
beim Hund bezeichnet, weil die Viren
der gleichen Gruppe angehören und
kurz nach Entdecken dieser Infek-
tionskrankheit mit dem Katzenseu-
chenimpfstoff schutzgeimpft wurde.
Parvovirose wird durch direkten Kon-
takt übertragen, vor allem Welpen aus
großen Zwingern, Ausstellungshunde
und Zuchttiere sind gefährdet.
Blutiger Durchfall, Erbrechen, hohe
Wasserverluste, die zu starkem Aus-
trocknen fuhren, sind die Symptome
dieser leider meist tödlich endenden
Krankheit. Erkrankte Hunde sollten
sofort zürn Tierarzt gebracht werden.
Die beste Vorbeugung ist auch hier
wieder die Schutzimpfung.

Zum Schluß soll noch ganz kurz eine
große Gefahr für unsere Hunde ge-
streift werden. Sie ist durch das An-
steigen der Autozahlen und den ver-
stärkten Straßenverkehr selbst in klei-
neren Orten entstanden. Täglich wird
der Tierarzt zu Verkehrsunfällen geru-
fen, in die Tiere, besonders Hunde,

verwickelt sind. Unachtsamkeit der
Besitzer ist fast in allen Fällen die Ur-
sache. Es gibt wenig verkehrstüchtige
Hunde, und nicht immer kann oder
will der Auto- oder Motorradfahr er
ausweichen. So kommt es zu allen
möglichen schweren und leichteren
Verletzungen, und oft ist der Tod die
Folge. An dieser Stelle sollen nur ganz
kurz die wichtigsten Erscheinungen,
die ein sofortiges Eingreifen verlan-
gen, geschildert werden. Eine erfolg-
reiche Behandlung wird auch hier
dem Tierarzt vorbehalten bleiben.
Schwere, innere Verletzungen gehen
meist tödlich aus, weil es oft zu star-
ken, inneren Blutungen kommt.
Man erkennt dies an den blassen,
weißlichen Schleimhäuten des Mauls
oder der Lidbindehäute am Auge. Es
helfen nur sofortige Blutübertragun-
gen und blutstillende Mittel. Wenn der
Hund keinen Urin läßt, auch wenn er
relativ munter ist, muß man mit ei-
nem Riß der Harnblase rechnen. Bei
schwerem und angestrengtem Atem
kann ein Lungenriß oder ein Zwerch-
fellriß vorliegen. Äußerliche Wunden
können sich als schwerwiegende
durchgehende Verletzungen mit Zer-
reißen des Brust- oder Bauchfells ent-
puppen. Lahmheiten, Unfähigkeit des
Stehens, Sitzens oder Laufens zeigen
Muskel- und Sehnenverletzungen
wie Knochenbrüche, Verletzungen
der Wirbelsäule, Nerven und derglei-
chen an.

In all den oben kurz erwähnten Fällen
sollte das Tier zu einem Tierarzt ge-
bracht werden.

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