Herbert Grönemeyer
Selbstmitleid
Du hast keine Optik,
Ausstrahlung gleich Null,
nicht 'mal deine Schultern sind breit.
Dein Dreitagebart macht dich auch nicht richtig hart,
tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid.
Dein Badezimmerspiegel schaltet auf blind,
dein Anblick ist ihm zu seicht.
Den entscheidenden Elfmeter hast du sinnlos vergeigt,
tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid.
Du stehst im Regen, und du wirst nicht nass,
es regnet an dir vorbei.
Über deinen Lieblingswitz hat wieder keiner gelacht,
tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid.
Als besonderes Merkmal steht in deinem Pass
nur: blass und Weichei.
Wenn du den Zoll passierst, wirst du nie kontrolliert,
tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid.
Du stehst im Regen, und du wirst nicht nass,
es regnet an dir vorbei,
du hast 'nen schlechten Empfang – und das schon wochenlang,
tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid.
Alle Türen zugeschlagen, man feiert ohne dich,
nur der Katzenjammer – bleibt, keiner kann dich ertragen,
du bist einfach ein Nichts, keiner, der sich über dich freut.
Du kannst auf der Stelle erfrier'n, keinen wird's interessier'n,
auf welcher Scholle du treibst.
Du stehst im Regen, und du wirst nicht nass
es regnet an dir vorbei.
Selbst deine einsame Insel steht in jedem Prospekt und ist vom Visumzwang befreit,
alles ist ausgehandelt, das Leben schlabbert vorbei,
Selbstmitleid, Selbstmitleid, Selbstmitleid.