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Frank Callahan 

Cochise in Nöten 

Apache Cochise 

Band Nr. 25 

Version 1.0 

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Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten.
 

Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, ein abenteuer- 

und beförderungssüchtiger George Armstrong Custer. Fest 
steht aber, daß der Massenmord an der indianischen Rasse von 

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vielen Amerikanern heutzutage bagatellisiert und, wenn die 
Sprache darauf kommt, mit einer lässigen Handbewegung 
abgetan wird.
 

Auch die in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden 

Amerikaner können einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur 
schwer vertragen. Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen 
vegetierenden Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß.
 

Zugegeben, die Stämme der Indianer, besonders die 

Apachen, betrieben zu keiner Zeit Vorratswirtschaft, 
ausgenommen die seßhaften und Ackerbau treibenden Pueblos 
im Westen von Neumexiko und in den nordöstlichen Bereichen 
Arizonas.
 

Lag hier der Untergang der roten Rasse begründet? 
Sicherlich nicht, denn kein nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände.
 

Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr Jahren 

möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn unter den 
Militärs und in der Regierung in Washington nur ein einziger 
Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne Ressentiments 
gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

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Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 
ihrem Recht zu verhelfen.
 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt.
 

Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem wahrhaft großen 

Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen und Charakter 
authentische Aufzeichnung amerikanischer Geschichte, die in 
Romanform für den deutschen Sprachraum noch nicht oder nur 
in Kurzform gebracht wurde.
 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund.
 

Ihr Martin Kelter Verlag. 

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*** 

Mit lautlosem Flügelschlag strich ein Nachtvogel vorbei. Für 
einen Moment war seine Silhouette gegen den sternenübersäten 
Himmel zu sehen. 

Cochise, der legendäre Häuptling der Apachen, zügelte 

seinen Mustang hinter einer Ansammlung von Saquaro-
Kakteen und richtete seinen Oberkörper kerzengerade auf. 

Bleiches Mondlicht sickerte vom Himmel, legte sich auf das 

wie versteinert wirkende Gesicht des Chiricahuas. Nur der 
mächtige Brustkorb des großgewachsenen und breitschultrigen 
Indianers bewegte sich. 

Scharfäugig spähte der Apachen-Chief auf das vor ihm 

liegende Gelände. Es war ein ödes, trostloses und 
wüstenähnliches Terrain, durch das sich Cochise seit vielen 
Stunden auf dem Rücken seines Pintos vorwärtsbewegte. 

Er folgte den Fährten von vier weißen Banditen, denen die 

Flucht gelungen war. Die restlichen Weißhäutigen waren von 
dem Chiricahua und seinen weißen Freunden John Haggerty, 
Wyatt und Virgil Earp und dem Arme-Scout Gelbvogel in 
einem erbitterten Kampf niedergerungen worden. Die 
Rustlerbande hatte Naiche, Cochisses Sohn, in der Gewalt 
gehabt und wollte von ihm den genauen Ort einer legendären 
Goldmine herauspressen. 

Glenn Morgan, ein übler Halunke, war seit vielen Wochen 

hinter dieser Mine her und hatte sich mit Jeff Cooper, dem Boß 
einer Bande von Viehdieben, verbündet. 

Morgan, Cooper und zwei weitere Banditen konnten 

Cochises Rache entkommen. Naiche befand sich mit John 
Haggerty, dem erfahrenen Armee-Scout, auf dem Weg zu 
Cochises Apacheria. 

Diese Gedanken bewegten den Häuptling der Apachen, als er 

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nach den vier geflüchteten Bleichgesichtern Ausschau hielt. Er 
wollte sie nicht entwischen lassen. 

Cochise schätzte den Vorsprung seiner Gegner noch auf 

höchstens eine Stunde. Die vier Outlaws ritten seit Stunden 
ohne Pause, als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihnen 
her. Sie wandten einige Tricks an, um etwaige Verfolger 
abzuschütteln. 

Damit konnten sie aber den erfahrenen Apachenhäuptling 

nicht beeindrucken. Cochise war ein Sohn dieses Landes und 
vertraut mit allen nur erdenklichen Möglichkeiten, eine Fährte 
zu verfolgen. 

So hatte es auch nie ernsthafte Probleme gegeben, den 

Hufspuren der Banditenpferde zu folgen, obwohl die 
Dunkelheit dies natürlich erschwerte. 

Cochise lauschte in die Nacht. Das klagende Heulen eines 

Wolfes durchschnitt die Stille. Von einem nahen Hügel wurde 
der Ruf des Lobos erwidert. 

Der Chiricahua trieb sein geflecktes Pferd mit einem 

Zungenschnalzen an. Gehorsam setzte sich der Pinto in 
Bewegung. Cochise ritt voller Aufmerksamkeit, denn er wollte 
unter keinen Umständen in einen Hinterhalt geraten. 

Er wußte zu gut, daß er es mit gefährlichen Gegnern zu tun 

hatte. Die vier Bleichgesichter kannten keine Skrupel, um ihr 
Ziel zu erreichen. 

Es waren gnadenlose Mörderwölfe, denen ein 

Menschenleben nichts bedeutete. Und Cochise mißfiel es sehr, 
daß sich die vier Bleichgesichter immer mehr den Peloncillo 
Mountains näherten. Dort befand sich die legendäre Goldmine 
der Spanier. Cochise wußte genau, daß es dort noch genügend 
von dem gelben Metall gab, um die weißen Männer verrückt zu 
machen. 

Wenn es unter den Weißhäutigen erst einmal bekannt wurde, 

daß es dort in den Bergen eine Goldmine gab, würden 
Tausende von Bleichgesichtern wie ein Heuschreckenschwarm 

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in das Land der Apachen einfallen und wie Maulwürfe wüten. 
Dann aber war ein Krieg zwischen den Weißen und den 
Apachen nicht mehr aufzuhalten. 

Geduldig und mit zäher Ausdauer setzte der Jefe seinen Ritt 

fort. Eine Stunde später verkündeten die ersten 
Lichtexplositionen im Osten den Beginn eines neuen Tages. 
Bodennebel krochen aus Erdlöchern und Felsspalten, waberten 
zwischen den Hufen des Mustangs und erinnerten schon bald 
an riesige Leichentücher. 

Tau funkelte auf den Gräsern und Blättern der Büsche und 

Bäume. Es war empfindlich kalt geworden. Cochise fühlte 
Müdigkeit in sich aufsteigen. 

Seit vielen Stunden hatte er nicht mehr geschlafen. Auch sein 

Pferd zeigte die ersten Ermüdungserscheinungen. Es wieherte 
hin und wieder, schnaubte prustend, um seinem Herrn 
mitzuteilen, daß es an der Zeit wäre, eine Pause einzulegen. 

Cochise klopfte dem Mustang leicht den schlanken Hals und 

sagte: »Wir legen bald eine Pause ein. Die Hellhäutigen 
werden uns nicht entkommen. Sie reiten in ihr Verderben.« 

Als sich die ersten Sonnenstrahlen auf das wüstenähnliche 

Land legten und es golden aufleuchten ließen, parierte der 
Häuptling der Apachen seinen Pinto. 

Er suchte sich ein gutes Versteck, hielt nochmals Ausschau 

und legte sich nieder. Schon bald verkündeten die 
gleichmäßigen Atemzüge des Chiricahuas, daß er den 
wohlverdienten Schlaf gefunden hatte. 

Glenn Morgan sprang aus dem Sattel, spuckte aus und fuhr 
sich lästerlich fluchend über seinen verlängerten Rücken. Dann 
strich sich der großgewachsene und schlanke Bandit eine 
Strähne seines dunklen Haares aus der Stirn. 

»Es wird ja endlich Zeit, daß wir eine Pause einlegen«, sagte 

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er knurrend. »Ich habe mir mein Sitzleder halb durchgeritten.« 

»Stell dich nicht so an, Morgan«, ließ sich Jeff Cooper, der 

ehemalige Boß einer Rustlerbande, vernehmen. »Denk daran, 
daß du uns das alles eingebrockt hast. Es ist deine Schuld, daß 
uns diese verdammten Rothäute auf den Pelz gerückt sind. Und 
ich sage dir eins: Wenn es diese Goldmine nicht gibt, auf die 
du uns so richtig scharf gemacht hast, dann ziehe ich dir 
höchstpersönlich das Fell über die Ohren. Das verspreche ich 
dir ganz feierlich.« 

Jeff Cooper war ein breitschultriger, untersetzt wirkender 

Mann von undefinierbarem Alter. Ein wild wuchernder 
Vollbart bedeckte Kinn und Wangen. Zwei Revolver im 
Kreuzgurt deuteten auf die Gefährlichkeit des Outlaws hin. 

Aus flintsteinharten Augen starrte er seinen Partner an, der 

das Gesicht verzog, als würde er von schlimmen 
Zahnschmerzen geplagt. 

»Du wirst schon bald staunen, Cooper, und zwar so mächtig, 

daß dir die Augen aus dem Kopf fallen werden. Wir finden 
diese Goldmine. Dann aber sind wir reiche Burschen, die wie 
die Maden im Speck leben werden.« 

»Hoffentlich, Morgan«, sagte ein kleinwüchsiger Mann, dem 

eine knollenförmige Nase wie eine überreife Erdbeere aus dem 
Gesicht ragte. Sein Name war Clayd Hudson. 

Der andere Bandit nickte. Es war ein hagerer Bursche, 

dessen Augen tief in den Höhlen lagen und dessen Gesicht an 
einen Totenschädel erinnerte, so fest spannte sich eine 
pergamentartige Haut darüber. 

»Es wird schon schiefgehen«, ließ sich Billy Barns, der 

totenkopfgesichtige Bandit vernehmen. »Anstatt uns zu 
streiten, sollten wir lieber nachsehen, ob wir verfolgt werden. 
In wenigen Minuten wird die Sonne aufgehen. Auf dem Hügel 
dort drüben haben wir bestimmt eine gute Aussicht.« 

Jeff Cooper nickte versöhnlich zu Glenn Morgan hinüber, 

der sich suchend umsah. »Das ist etwas für dich, Morgan. Du 

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kannst dich später ausruhen. Wir versorgen in der Zwischenzeit 
dein Pferd. Sieh vom Hügel aus nach, ob wir Schatten auf 
unseren Fährten haben.« 

Glenn Morgan brummte einige Worte, die keiner seiner 

Partner verstehen konnte und stiefelte davon. Einige Minuten 
später befand er sich auf der Hügelkuppe. Mesquitebüsche 
wuchsen im weiten Rund und verdeckten den 
großgewachsenen Banditen. Die Sonne schob sich wie eine 
fruchtige Orange hinter den Bergen hervor und erhellte das 
Land. 

Morgan hatte kein Auge für diesen erhabenen Anblick. Er 

spähte den Trail zurück, den er und seine Gefährten in langen 
Stunden mühsam zurückgelegt hatten. 

Schon wollte der Outlaw beruhigt zu seinen Partnern 

zurückmarschieren, als er einen Reiter sah. Zwar nur für 
wenige Sekunden, doch Morgans scharfen Augen war es nicht 
entgangen, daß es sich um einen Indianer handelte. 

Der Bandit lauerte über eine halbe Stunde zu der Stelle 

hinüber, wo er den Reiter gesehen hatte. Die Distanz betrug 
ungefähr eine Meile. So sehr er auch seine Augen anstrengte, 
er konnte weit und breit niemanden mehr entdecken. 

Der Halunke fuhr sich über die schmerzenden Augen und 

schüttelte wie ein wütender Büffelbulle den Schädel. »Ich habe 
mich nicht getäuscht«, murmelt er. »Zum Henker, das ist eine 
verdammte Rothaut gewesen. Ich möchte nur wissen, wo sie 
geblieben ist?« 

Er beobachtete weiter, doch der Indianer blieb 

verschwunden. Glenn Morgan fuhr sich über seine 
Bartstoppeln, fluchte und trat den Rückweg zu seinen 
Banditenfreunden an. 

»Was ist los?« fragte Jeff Cooper. »Hast du Verfolger 

entdecken können?« 

Morgan nagte an seiner Unterlippe und nickte nachdenklich. 

Er berichtete kurz von seiner Beobachtung, wies seine Partner 

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aber darauf hin, daß er vielleicht auch einer Täuschung zum 
Opfer gefallen war. 

»Wir werden der Sache auf den Grund gehen«, bestimmte 

der Rustlerboß. »Wenn es sich nur um einen einzelnen Indianer 
handelt, dann werden wir schnell mit ihm fertig. Das wäre doch 
gelacht. Am besten lassen wir die Pferde hier zurück und 
schleichen dem roten Heiden entgegen.« 

»Vielleicht hat sich der Hundesohn auch zum Schlafen 

niedergelegt«, gab Billy Barns zu bedenken. 

»Es könnte doch auch sein, daß die Rothaut nur ziellos das 

Land durchstreift. Wir befinden uns nun einmal in den 
Jagdgründen dieser roten Teufel.« 

Clayd Hudson sagte dies und zupfte dabei an seiner 

erdbeerfarbenen Nase, als wollte er sie abreißen. 

»Wir finden es heraus, Jungs«, klang Jeff Coopers 

entschlossene Stimme auf. »Wir sind vier harte Burschen, die 
sich vor einer einzelnen Rothaut nicht zu verkriechen 
brauchen. Vorwärts, packen wir's an. Morgan übernimmt die 
Führung. Haltet eure Waffen bereit. Mir wäre es sehr recht, 
wenn wir den Indianer lebend in unsere Gewalt bringen 
könnten. Vielleicht kennt er den genauen Ort der Goldmine.« 

»Das werden wir schon aus ihm herauskitzeln«, sagte Glenn 

Morgan düster und setzte sich mit gleitenden Schritten in 
Bewegung. Seine drei Kumpane folgten ihm. 

Cochise erwachte. Innerhalb von Sekunden war der Häuptling 
der Apachen voll da. Er richtete sich auf, nachdem er das neben 
ihm liegende Gewehr gepackt hatte. 

Sein Pinto schickte ein warnendes Schnauben zu dem 

Indianer-Chief. Cochise wußte, daß diese Geräusche ihn aus 
dem Schlaf gerissen hatten. 

Der Chiricahua fühlte sich nur wenig erfrischt. Nach dem 

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Stand der Sonne zu urteilen, war sein Schlaf nicht von langer 
Dauer gewesen. 

Er lauschte. Außer den Geräuschen seines Mustangs konnte 

er nichts Verdächtiges vernehmen. Der Jefe trat zwischen die 
Felsen und hielt Ausschau. Weit und breit konnte er weder 
Mensch noch Tier sehen. 

Dann blickte er auf seinen Mustang, der noch immer nervös 

wirkte und leise wiehernd seine gelben Zähne zeigte. 

Cochise konnte keine Klapperschlange entdecken, wie er 

zuerst vermutet hatte. Vielleicht sind es Wölfe, dachte der 
Apachen-Chief. Er griff sein Gewehr fester. 

Der Apache schlich weiter, kauerte sich hinter einen grauen 

Felsbrocken und blickte erneut auf das vor ihm liegende 
Gelände. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er zwei 
huschende Gestalten sah, die sich schon fast bis auf eine 
Steinwurfweite seinem Versteck genähert hatten. 

Die beiden Bleichgesichter verschwanden Bruchteile von 

Sekunden später wieder zwischen Büschen und 
Felsentrümmern und tauchten auch nicht wieder auf. 

Ein hartes Lächeln teilte Cochises Lippen. Nachdem er die 

drohende Gefahr bemerkt hatte, entspannte sich sein 
großgewachsener Körper. Der Apachen-Häuptling blieb in 
seinem Versteck. 

Hin und wieder spähte er hinter dem Felsklotz hervor und 

erkannte auch einige Minuten später wieder die sich 
anschleichenden Bleichgesichter. Der kauerte wie ein Puma am 
Boden, bereit, sich auf seine Gegner zu werfen und sie 
erbarmungslos niederzukämpfen. Er ahnte, zwei oder vier 
Banditen vor sich zu haben, denen er seit vielen Stunden 
gefolgt war. Sie mußten ihn bemerkt haben und wollten 
nachsehen, wer ihnen folgte. Und daß es kein rein 
freundschaftlicher Besuch war, konnte sich Cochise gut 
vorstellen. 

Die beiden Banditen näherten sich. Der Chiricahua konnte 

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ihre Gesichter sehen, als sie von einem Felsbrocken zum 
anderen schlichen. Er war sicher, die beiden Anschleicher in 
dem Tal gesehen zu haben, in dem sich das Camp der 
Viehdiebe befunden hatte. 

Der Mustang beruhigte sich, schnaubte nur noch leise und 

blickte aus großen Augen zu seinem Herrn. 

Noch näher schlichen die beiden Bleichgesichter heran. Ihre 

dabei verursachten Geräusche hätten wohl einen Toten 
aufgeweckt. So dachte wenigstens Cochise. 

Der Apache verhielt sich völlig ruhig, auch als er den 

schnellgehenden Atem des einen Gegners vernahm, der sich 
auf der anderen Seite des Felsbrockens hingekauert hatte. 

Cochise vernahm tastende Schritte, dann tauchte dicht vor 

ihm der Kopf des Weißhäutigen auf. Für einen Moment 
starrten sich die beiden Gegner in die Augen. 

Bill Barns' Mund öffnete sich zu einem Schrei. Ehe aber ein 

Laut die Kehle des Outlaws verlassen konnte, schlug Cochise 
zu. Der Lauf des Gewehres traf den Kopf des weißen Banditen. 

Es gab ein hohles Geräusch. Der Getroffene kippte zur Seite, 

stöhnte kurz auf, ehe er regungslos liegenblieb. 

Cochise warf sich zur Seite, denn der andere Anschleicher 

tauchte seitlich von ihm auf und schoß sofort. Die Kugel 
radierte dicht an Cochises Kopf vorbei, schmetterte 
schmatzend gegen die Felsen. 

Die Schußexplosion verhallte. 
Cochise schnellte erneut wie ein Panther zur Seite, riß noch 

im Fallen sein Gewehr hoch und drückte ab. Die Kugel traf 
Clayd Hudsons linken Oberarm und ließ den Banditen 
aufschreiend zurückweichen. 

Die Winchester entfiel seiner kraftlos gewordenen Hand. Ein 

gellender Aufschrei durchschnitt die Stille. 

Cochise spurtete los, als er sah, daß die unverletzte Hand des 

Bleichgesichtes nach dem Revolver im Halfter tastete. 

Wie ein Unwetter fiel Cochise über den Verwundeten her. 

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Mit einem schmetternden Hieb fegte er Clayd Hudson von den 
Beinen, der zu Boden stürzte, auf dem Rücken liegenblieb und 
an einen Käfer erinnerte, der nicht mehr aus eigener Kraft auf 
die Beine gelangte. 

Cochises Gesicht drückte Verachtung aus, als er sich über 

den mit seinen Schmerzen kämpfenden Outlaw beugte und ihm 
den Colt aus dem Halfter zog. Er vernahm ein Geräusch hinter 
sich, wirbelte herum und warf sich zur Seite. Ehe er sein 
Gewehr hochschwingen konnte, wurde es ihm aus den Händen 
getreten. 

Der Häuptling der Chiricahuas starrte in die Mündungen 

zweier auf ihn gerichteten Winchester. Er sah in die Augen der 
beiden Weißen Mordgier funkeln. 

Sie würden schießen, falls er auch nur noch eine 

unvorsichtige Bewegung riskierte. 

»Gib auf, Rothaut!« Jeff Cooper stieß diese Worte heiser 

hervor. 

»Steh auf, Apache«, ließ sich Glenn Morgan vernehmen, ehe 

er zufrieden grinste und dann ausspuckte. 

Cochise erhob sich. Stolz stand er vor den beiden Gegnern. 

Er hatte tapfer gekämpft und war nur unterlegen, weil er mit 
den beiden anderen Bleichgesichtern nicht gerechnet hatte. 

Natürlich war es ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Er war 

auf einen Trick der Hellhäutigen hereingefallen. Während sich 
zwei der Halunken von vorn anschlichen und wohl damit 
rechneten, bemerkt zu werden, näherten sich die beiden 
anderen Outlaws von der anderen Seite. Ihr Plan war geglückt. 

»Das ist Cochise«, sagte Glenn Morgan und warf dem Chief 

der Chiricahuas einen tückischen Blick zu. »Da haben wir 
einen tollen Fang gemacht, Cooper. Der Häuptling der 
Apachen befindet sich in unserer Gewalt. Nun ist alles klar. Er 
wird uns zu der Mine führen. Außerdem werden wir vor 
anderen Indianern in Ruhe gelassen, denn wir haben ihren 
Oberhäuptling in unserer Gewalt.« 

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Nun lächelte auch Jeff Cooper zufrieden. Sein Gewehrlauf 

zuckte plötzlich nach vorn und glich einer zuschnappenden 
Klapperschlange. Cochise konnte nicht mehr ausweichen. Der 
Lauf traf ihn im Magen und ließ ihn wie ein Taschenmesser 
zusammenklappen. Er taumelte zurück. Kein Schmerzenslaut 
drang aus seinem sich öffnenden Mund. 

»Das ist dafür, daß du uns so übel mitgespielt hast, Cochise. 

Du hast meine Bande zerschlagen. Nur wir vier konnten dem 
Tod in knapper Not entgehen.« 

Cochise richtete sich wieder auf. Nichts deutete mehr darauf 

hin, daß er einen brutalen Schlag hatte hinnehmen müssen. Wie 
ein Standbild stand er vor den beiden Banditen. 

»Vielleicht kümmert sich einer von euch um mich, ehe ich 

verblute«, rief Clayd Hudson mit wimmernder Stimme. Der 
Verwundete quälte sich auf die Beine. Blut tropfte aus seinem 
Jackenärmel und färbte einige Gräser rostbraun. Sein Gesicht 
schimmerte bleich wie eine frischgekalkte Wand. Er 
schwankte, taumelte einige Schritte auf seine Partner zu und 
setzte sich mit weichen Knien auf einen Felsbrocken. 

»Sieh nach Hudson«, sagte Cooper. 
Der Banditenboß trat einen Schritt zurück, ließ aber nach wie 

vor den Apachen-Häuptling in die Mündung seines Gewehres 
sehen. 

Cochise suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, um das 

Blatt doch noch wenden zu können. Bis zu den nächsten Felsen 
war die Distanz jedoch zu groß, um sie mit einem schnellen 
Sprung zu überbrücken. Er wäre unweigerlich von einer Kugel 
getroffen worden. 

Jeff Cooper schien die Fluchtgedanken des Indianers zu 

ahnen, denn er schüttelte den Kopf. »Versuch es nur, 
Indianerbastard, versuch es nur!« stieß er drohend hervor. 
»Dann bist du schneller in den Ewigen Jagdgründen, als es dir 
lieb wird.« 

Cochise antwortete nicht. Er wußte immer, wenn er eine 

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Chance hatte und wann nicht. Im Moment konnte er nichts in 
Gang bringen, ohne getötet oder wenigstens schwer verwundet 
zu werden. 

Bill Barns meldete sich einige Yards entfernt. Sein Stöhnen 

ließ Cooper und Morgan zusammenzucken. Er blutete am 
Kopf, dort, wo ihn der Gewehrlauf des Apachen-Häuptlings 
getroffen hatte. Er blickte reichlich verwirrt und war noch nicht 
ganz bei Sinnen. 

Auch er setzte sich wieder hin und tastete mit 

schmerzverzerrtem Gesicht über die taubeneigroße Beule, die 
seinen Schädel zierte und noch immer wuchs. 

»Das wäre geschafft, Jungs«, sagte Cooper zufrieden. »Wir 

müssen nur aufpassen, ob sich nicht noch weitere rote 
Hundesöhne herumtreiben. Wir haben auf der ganzen Linie 
gesiegt.« 

»Hier können wir unser Camp aufschlagen«, sagte Jeff Cooper 
viele Stunden später. »Hier droht uns keine Gefahr mehr. 
Niemand ist uns gefolgt. Auch sonst haben wir keine Indsmen 
sehen können.« 

Seine drei Begleiter nickten. 
Der Banditenboß blickte zu Cochise hinüber, der gefesselt 

auf dem Rücken seines Mustangs saß und starr geradeaus 
schaute. 

»Dir werde ich deinen verdammten Stolz auch noch 

austreiben, du roter Bastard«, schnaufte Jeff Cooper. »Du wirst 
uns schon bald sagen, wo diese Goldmine ist. Darauf verwette 
ich meinen Kopf. Es gibt Mittel und Wege, einen jeden Mann 
zum Sprechen zu bringen.« 

Cochise reagierte noch immer nicht. Er saß wie versteinert 

auf dem Pinto. Sein Gesicht drückte Verachtung aus. Und das 
war es, was nicht nur Jeff Cooper so höllisch reizte. 

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Bill Barns ging es inzwischen besser, obwohl es in seinem 

Schädel noch summte, als habe sich dort ein 
Hornissenschwarm angesiedelt. 

Clayd Hudsons Schußverletzung war verbunden worden. Der 

Verband um den linken Oberarm hatte sich während des Rittes 
bereits wieder rot gefärbt. 

Er stöhnte, als er aus dem Sattel kletterte und schwerfällig 

auf den Füßen landete. 

Die Banditen befanden sich am Anfang eines Canyons, der 

ihnen Schatten vor der Sonne und außerdem Schutz vor 
neugierigen Blicken bot. 

Eine halbe Stunde später brannte ein Feuer. Der Duft von 

gebratenem Fleisch kitzelte die Nasen der Männer und ließ 
ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen. 

Cochise lag am Boden. Hände und Füße waren an vier in den 

Boden getriebene Holzpflöcke gefesselt. Der Häuptling der 
Chiricahuas konnte sich kaum bewegen. Die Stricke schnitten 
tief ins Fleisch und schmerzten. Er hatte sich zwar zur Wehr 
gesetzt, obwohl die Gefahr bestanden hatte, eine Kugel 
einzufangen. Glenn Morgans aufgeschlagene Augenbraue 
zeugte von diesem blitzartigen Angriff. 

Da die Hände des Apachen jedoch gefesselt waren, konnte er 

diesen Kampf nicht gewinnen. Jeff Cooper hatte ihn 
niedergeknüppelt. Cochise war erst wieder aus seiner 
Bewußtlosigkeit erwacht, als er bereits gefesselt am Boden lag. 

Der Apache zwang sich zur Ruhe, obwohl es in seinem 

Innersten ganz anders aussah. Verzweifelt suchte er immer 
wieder eine Lösung, um seinem Schicksal entgehen zu können. 
Sein Leben schwebte in tödlicher Gefahr. Zu gut kannte der 
Chief die Gnadenlosigkeit dieser weißen Banditen. Und sie 
würden ihn nicht schonen, sondern grausam martern, nur um 
den genauen Standort der legendären Goldmine der Spanier zu 
erfahren. 

Er gab sich keinen Illusionen hin. Er steckte in einer 

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tödlichen Klemme, wenn es ihm nicht gelang, sich aus dieser 
mißlichen Lage zu befreien. 

Der Häuptling der Chiricahuas konnte seine Gegner nicht 

sehen, vernahm nur die Geräusche. Mit ausgebreiteten Armen 
und Beinen lag er am Boden. Über sich sah er ein Stück blauen 
Himmels. Ein Bussard kreiste in schwindelerregender Höhe 
und verschwand bald aus Cochises Blickfeld. 

Der Indianer-Häuptling fühlte nagenden Hunger in seinen 

Eingeweiden. Auch Durst plagte ihn. Die vier Bleichgesichter 
dachten nicht daran, ihrem Gefangenen etwas abzugeben. 

Sie aßen schmatzend und zogen zufriedene Gesichter, bis auf 

Clayd Hudson, dessen Armverletzung noch immer stark 
schmerzte. 

»Stell dich nicht so an, Clayd«, sagte Jeff Cooper kauend und 

leckte sich über die fettigen Finger. »Der Kratzer bringt dich 
nicht unter die Erde.« 

Hudson warf seinem Boß einen bitterbösen Blick zu und 

griff sich an den durchbluteten Verband. 

»Du hast gut reden«, maulte er. »Ich habe das Gefühl, daß 

sich die Wunde entzündet hat. Und mit einer Blutvergiftung 
krepiere ich hier in dieser Wildnis.« 

»Ich sehe später nach deiner Verletzung«, sagte Jeff Cooper 

versöhnlich und stocherte mit dem Zeigefinger in seinen 
nikotingelben Zähnen herum. »Das kriegen wir schon, Clayd.« 

Der Boß der ehemaligen Viehdiebe blickte zu Cochise 

hinüber. Ein breites Grinsen legte tiefe Falten um seine 
Mundwinkel. 

»Wir ruhen uns erst mal aus, Leute. Einer von uns hält 

abwechselnd Wache. Morgen in aller Frühe reiten wir los. 
Vorher werden wir der Rothaut tüchtig einheizen, damit sie uns 
den genauen Ort der Goldmine verrät. Dieser Cochise muß 
wissen, wo sich die Mine befindet.« 

Die drei Männer nickten. Cooper teilte die Wachen ein und 

legte dann Hudsons Wunde frei. Sie sah übel aus, hatte sich 

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entzündet und eiterte. Der Banditenboß verzog das Gesicht. 

»Sieht nicht gut aus«, sagte er brummig. 
Clayd Hudsons Gesicht wurde grau wie Holzasche. Seine 

Knollennase zuckte. Angst fraß tiefe Furchen in seine Stirn. 

»Nun mach dir mal nicht die Hose voll«, sagte de Outlaw. 

»Ich säubere die Wunde und lege dir einen neuen Verband an. 
Sollte es dann nicht besser werden, muß ich sie ausbrennen. 
Und das dürfte wirklich kein großer Spaß für dich bedeuten.« 

Hudson stöhnte und rollte mit den Augen. Jeff Cooper legte 

ihm einen Verband an und suchte sich einen Platz, um sich 
niederzulegen. 

Die Abenddämmerung senkte sich über das weite Land. Im 

Canyon wurde es rasch dunkel. 

Niemand achtete auf Cochise, der an seinen Fesseln zerrte 

und sich zu befreien versuchte. Obwohl sich die Stricke nur 
noch mehr zusammenzogen, gab der Indianer-Chief nicht auf. 

Er würde erst resignieren, wenn er seinen letzten Atemzug 

getan hatte. 

Die beiden Indianer zügelten ihre Mustangs, sprangen von den 
Pferderücken und verbargen die Tiere hinter einer 
Speerdornhecke. Grillen zirpten. Von irgendwoher erklang das 
langgezogene Heulen eines Wolfes. 

Schatten krochen aus Felsspalten hervor, senkten sich über 

Kakteen, Yuccas und Pinien. Längst war die Sonne wie ein 
rotglühender Ball am Horizont untergegangen. 

Die beiden Mescalero-Apachen starrten zu dem Canyon 

hinüber, in dem die vier verhaßten Bleichgesichter 
verschwunden waren. 

Den Kriegern war nicht entgangen, daß die Hellhäutigen 

einen Gefangenen mit sich führten. Daß es sich um einen 
Indianer handelte, hatten sie sofort erkannt. 

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»Wir werden unseren roten Bruder den Händen der 

weißhäutigen Kojoten entreißen«, sagte Sturmvogel, ein 
untersetzter, sehr bullig wirkender Krieger. 

»So soll es sein, Vetter«, antwortete Grüne Schlange. »Die 

Bleichgesichter sind bei Nacht mit Blindheit geschlagen. Wir 
werden uns heranschleichen und unseren Blutsbruder 
befreien.« 

Grüne Schlange, ein noch junger Krieger, nickte 

herausfordernd und ballte seine Hände zu Fäusten. 

»Wir dürfen die Hellhäutigen nicht unterschätzen«, warnte 

Sturmvogel, der schon öfter gegen die weißen Eindringlinge 
gekämpft hatte. »Sie sind mit Donnerrohren und anderen 
Feuerwaffen bewaffnet. Wir haben nur unsere Kriegsbogen, 
die uns nicht viel nützen werden. Beim Anschleichen würden 
sie uns zu sehr behindern.« 

Grüne Schlange schüttelte den Kopf und zog sein 

Büffelmesser aus dem Gürtel. Er schwang es drohend über dem 
Kopf. 

»Damit sind wir den Bleichgesichtern überlegen. Wir 

kommen lautlos über sie.« 

Sturmvogel lächelte, als er den jugendlichen Tatendrang 

seines Gefährten bemerkte. 

»Wir werden den Gefangenen befreien und dann ganz 

schnell verschwinden. Es ist nicht unsere Aufgabe, gegen diese 
vier Männer zu kämpfen. Wir sind Späher und das bedeutet, 
nur auszukundschaften, was sich in diesem Tal des Landes 
tut.« 

Grüne Schlange gab sich damit zufrieden. Geduldig warteten 

die beiden Indianer einige Stunden, ehe sie wie lautlose 
Phantome auf den Canyon zuschlichen. 

Dort rührte sich nichts. Kein Feuerschein erhellte die 

bodenlose Dunkelheit. Die beiden Mescaleros verhielten hinter 
einem mannshohen Felsbrocken und lauschten. 

Nun vernahmen sie das Schnauben einiger Pferde. Es schien, 

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als hätten die Tiere die Witterung der beiden Apachen 
aufgenommen. Noch mehr verschmolzen die Krieger mit dem 
dunklen Felsen. 

Sie warteten einige Minuten, ehe sie weiterschlichen und 

sich dem Canyon näherten, der ihnen drohend wie das Maul 
eines vorsintflutlichen Ungeheuers entgegengähnte. 

Langsam schoben sie sich heran, hielten sich immer in guter 

Deckung und verursachten keinerlei Geräusche. Endlich 
erreichten sie den Canyoneingang und verhielten erneut. 

Sie vernahmen Schritte, die sich näherten und dann von einer 

Sekunde zur anderen verstummten. Nur undeutlich erkannten 
die Apachen die schattenhaften Umrisse eines Mannes, der 
zwischen den Felsen hervorgetreten war. Sein Gewehr 
scheuerte über den Felsen. Leder knarrte, als sich der 
Hellhäutige wieder in Bewegung setzte und schon bald in der 
Dunkelheit verschwand. 

Sturmvogel nickte seinem Gefährten zu und schlich weiter. 

Glenn Morgan, der Wache hielt, ahnte nicht, wie nahe er dem 
Tod in den letzten Sekunden gewesen war. 

Cochise hatte den aussichtslosen Kampf gegen die Fesseln 
aufgegeben. Verzweifelt überlegte er, ob es nicht eine andere 
Möglichkeit gab, sich zu befreien. 

Zwei seiner Gegner lagen einige Pferdelängen von ihm 

entfernt und schnarchten. Der verwundete Bandit stöhnte hin 
und wieder. 

Der Häuptling der Apachen vernahm näherkommende 

Schritte des vierten Mannes, der seine Fesseln überprüfen 
würde. 

Glenn Morgan blieb grinsend vor Cochise stehen und wippte 

lässig auf den Zehenspitzen. Sanftes Mondlicht, das an dieser 
Stelle in den Canyon sickerte, erhellte sein Gesicht. 

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»Morgen beim ersten Licht des beginnenden Tages werde ich 

mich mit dir beschäftigen, Cochise«, stieß er zischend hervor. 
»Dann bist du fällig, wenn du uns nicht erzählst, wo sich die 
Goldmine befindet. Und wenn du uns hinters Licht führen 
willst, dann bringe ich dich eigenhändig um.« 

Cochises Gesicht blieb unbewegt. Nur ein verächtlicher 

Blick traf den Outlaw. 

Glenn Morgan marschierte weiter, achtete nicht darauf, daß 

die Pferde unruhig wurden und verschwand bald in der 
Dunkelheit des Canyons auf seinem Rundgang. 

Cochise entging nicht, daß die Pferde immer nervöser 

wurden. Besonders sein Pinto, der einige Yards von den 
übrigen Tieren entfernt mit angehobelten Beinen stand, wurde 
immer unruhiger. Das gab dem Chiricahua zu denken. 
Vielleicht waren es Wölfe, die sich an das Camp 
heranschlichen. Es konnte auch ein Puma sein, oder seine 
Stammesgefährten, die das Lager überfallen wollten. 

Der Indianer-Chief entspannte sich und lauschte voller 

Konzentration. Hin und wieder vernahm er feine Geräusche, 
die nur das Ohr eines Mannes vernehmen konnte, der in der 
Wildnis aufgewachsen war. 

Cochise glaubte plötzlich nicht mehr daran, daß es Raubtiere 

waren, die sich anpirschten. Es konnten nur seine Blutsbrüder 
sein, die sich so geschickt anschlichen. Hoffnung pulsierte 
durch seinen Körper. Er dachte daran, daß es ihm vielleicht 
doch gelingen konnte, seinen Peinigern zu entkommen. 

Schritte näherten sich. Es war Glenn Morgan auf seinem 

Patrouillengang. Er stampfte an Cochise vorbei, ohne dem 
Häuptling der Apachen auch nur einen Blick zu gönnen. 

Nachdem die Schritte leiser geworden waren, lauschte 

Cochise wieder in die nächtliche Stille. Etwas schob sich auf 
ihn zu. Die Geräusche waren nun eindeutig zu vernehmen, 
besonders da Cochise am Boden lag und sein Ohr gegen den 
steinigen Untergrund preßte. 

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Es konnte keine Klapperschlange sein, denn die Reptilien 

liebten Kälte und Dunkelheit nicht und verkrochen sich nach 
Sonnenuntergang in Erdlöchern oder in den Höhlen von 
Präriehunden. 

Noch stärker wurden die Geräusche. Sie näherten sich ihm 

von hinten. Er hob leicht den Kopf an, um dem Anschleicher 
mitzuteilen, daß er ihn längst gehört hatte. Heißer Atem traf 
Cochises Nacken. 

Eine Stimme raunte: »Wir werden dich befreien, Bruder. Du 

hast uns bemerkt. Das ist gut. Wir müssen zu Fuß flüchten. 
Wer bist du?« 

»Cochise.« 
Der Indianer hinter dem Chiricahua hielt den Atem an. Es 

war eine Überraschung für den Mescalero, den legendären 
Häuptling in Nöten zu sehen. 

Cochise fühlte ein Messer zwischen seinem rechten 

Handgelenk und den Stricken. Dann konnte er seinen Arm 
wieder bewegen. Die Fesseln fielen. Er blieb regungslos liegen, 
denn er vernahm erneut die sich nähernden Schritte von Glenn 
Morgan, dessen großgewachsene Gestalt bald sichtbar wurde. 
Der Lauf seines Gewehres war auf Cochise gerichtet. 

Der Indianer hinter Cochise war lautlos davongekrochen und 

hielt auf den Canyonausgang zu. Seine Aufgabe war erledigt. 
Mehr konnte er für den Häuptling der Chiricahuas nicht tun. 
Bald stieß er auf Grüne Schlange, der hinter einem Felsen 
kauerte. Er nickte seinem Blutsbruder triumphierend zu, der 
lächelte. 

»Na, hast du dir schon überlegt, wie wir auf dem kürzesten 

Weg die Mine erreichen?« fragte Glenn Morgan und starrte 
grinsend auf Cochise nieder. 

»Das habe ich, Bleichgesicht«, antwortete der Jefe. 
Morgans Gesicht zeigte Verblüffung. »Du willst mich wohl 

verscheißern, was?« fragte er. 

»Beuge dich zu mir herunter, Bleichgesicht, dann werde ich 

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es dir mitteilen«, sagte Cochise todernst, während sich sein 
Körper wie ein Bogen anspannte. Und er fragte sich, ob der 
hellhäutige Bandit auf diesen Trick hereinfallen würde? 

Morgan, der natürlich nicht ahnen konnte, daß Cochise von 

keinen Fesseln mehr am Boden gehalten wurde, beugte sich 
auch wirklich zu dem Apachen nieder. Er erlebte eine riesige 
Überraschung, als die Faust des Indianers in sein Gesicht fuhr. 
Morgan hatte das Gefühl, in seinem Schädel würde etwas 
explodieren. Er taumelte zurück, setzte sich auf sein Hinterteil 
und ließ das Gewehr fallen. 

Cochise federte hoch und schlug nochmals hart zu. Glenn 

Morgan sank mit einem leisen Seufzer auf den Rücken und 
blieb liegen. Der Apache verharrte geduckt. 

Obwohl er wie ein Tiger reagiert hatte, brauchte er nun doch 

einige Sekunden, damit das Blut wieder rascher durch seine 
Adern floß. Die strammen Fesseln hatten in den letzten 
Stunden die Blutzirkulation sehr behindert. 

Schon wollte sich der Häuptling der Chiricahuas nach dem 

Gewehr bücken, als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Er 
hechtete zur Seite und entging so der Kugel, die aus der 
Dunkelheit abgefeuert wurde. Das Mündungsfeuer erhellte für 
den Bruchteil von Sekunden das verzerrte Gesicht von Jeff 
Cooper. 

Der Banditenboß schoß erneut. 

Cochise mußte fliehen, wollte er nicht wie ein tollwütiger 
Straßenköter abgeknallt werden. Außerdem war er waffenlos. 

Der Schuß hatte auch die anderen Männer aus dem Schlaf 

gerissen. Schreie erfüllten die Stille. Cooper schoß immer 
wieder, obwohl er längst kein Ziel mehr vor Augen hatte. Die 
Dunkelheit hier im Canyon war zu groß. 

Einige Yards weiter traf Cochise auf die beiden Mescaleros. 

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Zusammen mit Sturmvogel und Grüne Schlange verließ er den 
Canyon. Der erfahrene Sturmvogel übernahm die Führung. 

Hinter ihnen peitschten erneut Schüsse auf. Die Geschosse 

irrten ziellos durch das Gelände. Die drei Indianer 
verschwanden spurlos hinter einigen Büschen und wurden 
später von einer Bodenwelle aufgenommen. 

Sie wurden nicht verfolgt. Die Bleichgesichter fanden nicht 

den Mut, den Canyon zu verlassen. Blindlings feuerten sie 
noch einige Schüsse in die Nacht, ehe sie sich zurückzogen. 

Glenn Morgan taumelte auf die Beine. Er sah sich verwirrt 

um. Jeff Cooper trat dicht zu seinem Partner und hielt ihm die 
Faust unter die Nase. 

»Was bist du nur für ein erbärmlicher Versager!« kreischte 

der Outlaw. »Nun sind wir unseren Gefangenen los. Man hat 
ihn unter deinen Augen befreit. Und wenn wir Pech haben, 
dann wimmelt es dort vor dem Canyon nur so von Rothäuten, 
die im Morgengrauen über uns herfallen werden!« 

Jeff Coopers Stimme überschlug sich. Haß, Zorn und 

Enttäuschung prägten sein verzerrtes Gesicht. 

Morgan wich einen Schritt zurück. Brummend wischte er 

sich übers Gesicht, das von den harten Hieben des Apachen 
gezeichnet war. Er spuckte aus, knurrte wütend und wäre 
seinem Banditenfreund am liebsten an die Kehle gefahren. 

»Wir können froh sein, noch zu leben«, stieß er hervor. »Das 

müssen einige dieser verdammten Bastarde gewesen sein, die 
ihren Häuptling befreiten. Auch du hättest von diesen roten 
Halunken nichts bemerkt. Keiner von uns hätte die Befreiung 
verhindert. Nun sollten wir nicht länger hier herumstehen, 
sondern darauf achten, den Canyoneingang abzusichern.« 

Bill Barns, der neben Cooper stand, nickte sofort und eilte 

davon. Clayd Hudson ließ sich wieder zu Boden sinken, 
stöhnte und griff nach seinem verwundeten Arm. Der Verband 
schimmerte dunkel. 

Cooper warf ihm einen wütenden Blick zu und folgte Barns. 

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Morgan zuckte mit den Achseln und eilte hinter dem Viehdieb 
her. Und er schwor Cochise in diesen Sekunden bittere und 
blutige Rache. Die drei Banditen kauerten hinter einigen Felsen 
und starrten auf das vor dem Canyon liegende Gelände. Von 
den Indianern war nichts zu sehen. An Schlaf war nun nicht 
mehr zu denken. Die Angst, nochmals von den Apachen 
angegriffen zu werden, steckte zu tief in den Männern. 

Jeff Cooper beruhigte sich nur langsam. Morgan nahm sich 

vor, dem Banditenboß aus dem Weg zu gehen. 

»Danke, meine Brüder«, sagte Cochise zu den Mescalero-
Apachen, als sie die Pferde der beiden erreicht hatten. »Ihr habt 
mein Leben gerettet. Cochise dankt euch und wird es euch 
niemals vergessen.« 

Die beiden Indianer senkten kurz die Köpfe. 
»Deine Worte ehren uns, großer Häuptling«, erwiderte 

Sturmvogel. »Wir danken dem Großen Geist, daß es uns 
gelungen ist, dich aus den Händen dieser weißhäutigen Kojoten 
zu befreien. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Wir werden 
weiterreiten, denn wir sind zu wenige Krieger und auch zu 
schlecht bewaffnet, um den Bleichgesichtern einen großen 
Kampf zu liefern.« 

Cochise nickte. »Es ist mein Kampf. Ich werde die 

Weißhäutigen besiegen.« 

Grüne Schlange sagte rasch: »Wenn du willst, dann bleiben 

wir natürlich bei dir, Chief. Wir…« 

Der Häuptling der Chiricahuas unterbrach seinen 

Rassegefährten schnell. »Reitet weiter. Cochise will diese 
weißen Männer allein besiegen. Er wird Mittel und Wege 
finden.« 

Die Augen des Häuptlings richteten sich auf einen der 

Mustangs. Sturmvogel sah diesen Blick. 

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»Du erhältst mein Pferd, Cochise. Grüne Schlange und ich 

werden auf einem Mustang reiten. Ich werde dir auch meinen 
Bogen und den Köcher mit den Pfeilen überlassen. Dein Pferd 
und deine Waffen befinden sich noch bei den 
Bleichgesichtern.« 

Grüne Schlange zog sein Büffelmesser aus dem Gürtel und 

reichte es dem Indianer-Chief. 

»Ich danke euch«, sagte Cochise. Ein Lächeln spielte um 

seine Mundwinkel. »Der Häuptling der Chiricahuas wird euch 
auch das nie vergessen. Er steht tief in eurer Schuld.« 

Wenige Minuten später ritten die Mescaleros auf einem Pferd 

davon. Cochise trat zu dem Mustang und tätschelte den 
schlanken Hals des Tieres. 

»Wir werden uns schon vertragen«, murmelte er. Dann griff 

er nach dem Bogen und dem Köcher und schlich auf den 
Canyon zu. Die noch immer schützende Dunkelheit hüllte die 
Apachen ein. 

Bald zischte der erste Pfeil auf den Canyonschlund und 

zerbrach an einem Felsen. Wütendes Gewehr- und 
Revolverfeuer brüllte los. Natürlich richtete der Bleisegen 
keinen Schaden an. 

Cochise schoß noch einige Pfeile ab, obwohl er mit keinem 

Treffer rechnete. Er wollte nichts anderes, als die vier weißen 
Banditen noch mehr zu verunsichern. 

Im ersten Morgengrauen schlich der Häuptling der Apachen 

zu seinem Pferd zurück. Er wollte sich nicht den 
weitreichenden Winchestergewehren ausliefern und kein 
Risiko eingehen. 

Er nahm an, daß er sofort bei Tagesanbruch von den 

Banditen verfolgt werden würde. Und er wollte die Verfolger 
in die Irre führen. 

Das war sein Land, hier lebte er und kannte sich aus. Und er 

wollte Mittel und Wege finden, um den weißen Eindringlingen 
eine Falle zu stellen. 

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»Es ist niemand zu sehen«, sagte Jeff Cooper knurrend. 

»Vielleicht sind die roten Halunken abgezogen.« 

Er blickte zum Canyon hinaus. Das Grau des beginnenden 

Tages ließ die Konturen von Felsen, Büschen und Bäumen 
deutlicher werden. Weit und breit regte sich nichts. 

Bill Barns, der neben seinem Boß kauerte, zuckte ratlos mit 

den Achseln. 

»Vielleicht lauert dieser Cochise noch dort draußen. Er will 

uns umbringen.« 

Der Bandit mit den tief in den Höhlen liegenden Augen, die 

seinem Gesicht den Anstrich eines Totenschädels gaben, 
blickte auf einen Pfeil, der in einer Felsspalte steckte. 

»Damit können uns die roten Burschen bei Tageslicht nicht 

gefährlich werden«, ließ sich Jeff Cooper vernehmen. »Wir 
sind ihnen mit unseren Gewehren überlegen. Du bleibst hier, 
Billy. Ich sehe mal nach Clayd und Morgan.« 

Glenn Morgan war gerade dabei, dem Verwundeten den 

durchbluteten Verband abzulösen. Clayd Hudson stöhnte und 
jammerte. Bleich und mit zusammengebissenen Zähnen saß er 
am Boden. 

Jeff Coopers Gesicht wurde um einige Nuancen fahler, als er 

die freigelegte Wunde sah. Sie hatte sich noch mehr entzündet. 
Eiter und Blut quollen hervor. 

Hudson stöhnte und ließ sich auf den Rücken fallen. Sein 

Körper bebte. Die Zähne schlugen aufeinander. Glenn Morgan 
legte seine flache Hand auf die Stirn des Verwundeten. 

»Er hat Fieber, Cooper. Die Wunde bringt ihn um, wenn wir 

nicht sofort etwas unternehmen.« 

»Entfache ein Feuer«, befahl Cooper. Er zog sein Green 

River Messer aus dem Gürtel. Die breite Klinge funkelte, als 
sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf ihr brachen. 

»Du willst die Wunde ausbrennen?« 
»Weißt du vielleicht eine andere Möglichkeit«, antwortete 

der Boß der Rustlerbande wütend. »Noch kann es helfen, 

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Morgan. In einigen Stunden ist es zu spät. Es ist Hudsons 
einzige Chance, will er nicht an einer Blutvergiftung elendig 
krepieren.« 

Jeff Morgan nickte nur. Bald flackerte ein Feuer. Cooper 

hielt die Klinge in die Flammen, bis sie rotglühend war. 

Er trat auf den Verwundeten zu, der ihn aus geweiteten 

Augen anstarrte. Hudsons Mund öffnete sich. Ein gellender 
Schrei wehte Cooper entgegen. 

Clayd Hudson versuchte davonzukriechen. 
»Schieb ihm ein Stück Holz zwischen die Zähne. Los, beeil 

dich, Morgan. Dann hältst du seine Beine fest.« 

Das grausame Geschehen nahm seinen Lauf. Doch es war 

vielleicht die einzige Chance, um dem Verwundeten das Leben 
zu retten. Clayd Hudsons Wimmern verstummte abrupt. Eine 
gnädige Ohnmacht hatte den Banditen von seinen Schmerzen 
erlöst. Als er erwachte, war sein Arm bereits wieder 
verbunden. 

Erneut fing der Outlaw an zu wimmern und zu keuchen. 

Tränen des Schmerzes traten in seine Augen. 

»Nun wird es wieder werden, Clayd«, sagte Jeff Cooper 

lächelnd. »Glaube nur nicht, daß es mir Spaß bereitete, an dir 
herumzuschnippeln. Da kann ich mir angenehmere Dinge 
vorstellen. In einer halben Stunde reiten wir weiter. Ich sehe 
mich außerhalb des Canyons um, ob die Luft rein ist. Vielleicht 
finde ich auch die Spuren unseres entflohenen Gefangenen.« 

»Er wird zu Fuß sein«, gab Glenn Morgan zu bedenken. 

»Cochise konnte seinen Pinto nicht mitnehmen. Er mußte auch 
sein Gewehr zurücklassen.« 

»Glaubst du vielleicht, ich habe das übersehen, du 

Klugscheißer?« fragte Jeff Cooper böse. »Die Indianer, die ihn 
befreit haben, werden ihm einen Mustang überlassen haben. 
Sie haben ihn ja auch mit Pfeil und Bogen versorgt.« 

»Trotzdem sind wir diesem roten Halunken überlegen, 

Cooper. Wir müssen ihn wieder in unsere Gewalt bekommen. 

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Er kennt diese Goldmine. Ich weiß es genau.« 

Der Banditenboß grinste verächtlich. »Was du nicht alles 

weißt, Morgan. Oh, verdammt, warum bist du mir nur über den 
Weg gelaufen. Du hast mir und meinen Leuten bisher wirklich 
kein Glück gebracht.« 

Glenn Morgans Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an. 

Er drehte sich auf den Absätzen um, stiefelte zu seinem Pferd 
und zog sich in den Sattel. Wortlos ritt er an dem staunenden 
Banditenboß vorbei und hielt auf den Canyoneingang zu. 

»Was soll das?« brüllte Cooper. 
»Du kannst mich mal«, schrie Morgan zurück. »Ich bin doch 

nicht dein Fußabtreter, Cooper. Ich habe von dir die Nase voll. 
Die Mine finde ich auch allein.« Nach diesen Worten trieb 
Glenn Morgan seinen Rapphengst an und jagte davon. Staub 
wirbelte auf, der sich nur träge wieder zu Boden senkte. 

»Komm zurück, zum Henker«, kreischte Cooper und riß sein 

Gewehr an die Wange, als Morgan weiterritt. 

Cooper schoß nicht, senkte die Winchester und kratzte sich 

am Haaransatz. 

»Verdammt«, murmelte er und spuckte aus. »Das darf doch 

nicht wahr sein. Ist denn dieser Blödmann nun endgültig 
übergeschnappt?« 

Cochise zügelte seinen Mustang auf einem Hügel. Er blickte 
über das wüstenähnliche Land. Eine Mesa spiegelte sich rötlich 
unter den Strahlen der aufgehenden Sonne. Wuchtig und wie 
ein riesiger Kloß ragte der Tafelberg in den wolkenlosen 
Himmel. 

Der Häuptlilng der Chiricahuas hielt Ausschau und blickte 

auch auf seine Fährte zurück. Er konnte keine Verfolger 
entdecken. Er wußte aber, daß die vier Bleichgesichter ihm 
folgen würden. 

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Er sah plötzlich einen Reiter, der hinter einem Hügel 

auftauchte, sein Pferd zügelte und wie gebannt zu ihm 
herüberstarrte. 

Für ein Ausweichen war es bereits zu spät. Cochise tätschelte 

sanft den Hals des Mustangs. Das Tier schien die Witterung 
des fremden Pferdes aufgenommen zu haben. Er schätzte die 
Entfernung zu dem Bleichgesicht auf höchstens hundert Yards. 
Er erkannte Glenn Morgan, der nun seine Winchester aus dem 
Scabbard riß, anlegte und zu schießen begann. 

Cochise hatte aber sein Pferd längst ausgehen lassen und war 

hinter der Hügelkuppe verschwunden. Wirkungslos verpuffte 
das Gewehrfeuer des Outlaws. 

Glenn Morgan senkte sein Gewehr. Er war überrascht, daß er 

so schnell auf Cochise getroffen war. Der großgewachsene 
Mann fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Die 
Schweißperlen stammten nicht nur von der sengenden Sonne. 
Er fühlte es heiß in sich aufsteigen. Er starrte zu dem Hügel 
hinüber. Natürlich zeigte sich der Apachen-Häuptling nicht 
mehr. Der Outlaw rutschte nervös im Sattel hin und her. 

Er rechnete damit, daß Cochise bald irgendwo auftauchen 

und ihn unter Beschuß nehmen würde. Eine erbärmliche Angst 
kroch durch den Körper des Banditen. Die Schweißperlen auf 
seinem Gesicht vergrößerten sich noch mehr. Unentschlossen 
sah sich Morgan um. Zuerst wollte er weiterreiten, dann aber 
zog er sein Pferd herum und ritt auf dem Trail zurück, den er 
gekommen war. 

Dann sah er einen Reiter höchstens fünfzig Yards entfernt 

hinter einigen Felsbrocken auftauchen, der auf ihn zuhielt. 

Glenn Morgan erschrak. Seine Angst wurde noch größer, als 

er sah, daß es nicht Cochise war, der wie vom Teufel gehetzt 
auf ihn zujagte und ein durch Mark und Bein gehendes 
Kriegsgeschrei ausstieß. 

Morgan glaubte sich bereits von allen Seiten umzingelt. 

Dumpf hämmerten die Hufe des herangaloppierenden 

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Mustangs. Noch immer gellten dem Banditen die Schreie in 
den Ohren. 

Morgan trieb sein Pferd hart mit den Sporen an und gab 

Fersengeld. Wieder fühlte er eine heiße Angst in sich, die ihn 
in voller Panik handeln ließ. 

Erst nach einigen hundert Yards sah sich der Outlaw im 

Sattel um und erkannte, daß der Verfolger seinen Mustang 
gezügelt hatte. Der Indianer hob nun die Hand und lachte. 

Das war Glenn Morgan zuviel. Er riß sein Gewehr hoch und 

feuerte. Seine Kugeln verfehlten den Indianer, bei dem es sich 
um keinen anderen als um Sturmvogel handelte, der den 
Weißhäutigen nur hatte erschrecken wollen. 

Der Mescalero ritt davon. 
Glenn Morgan aber hielt auf den Canyon zu, den er vor etwa 

einer Stunde verlassen hatte. Er wollte alles tun, um wieder auf 
Jeff Cooper und dessen Leute zu treffen. 

Cochise lächelte, als er die Attacke seines Rassegefährten auf 
den überraschten Morgan sah. Sturmvogel sah den Häuptling 
der Apachen in seiner Deckung nicht. 

Der Apachen-Chief wendete sein Pferd und ritt davon. Er 

mußte sich Waffen besorgen. Erst dann wollte er mit den vier 
Bleichgesichtern abrechnen. Sie würden so schnell diesen Teil 
des Apachengebietes nicht verlassen. Und Cochise waren die 
wenigen Wasserstellen bekannt. Er würde die Weißen also 
immer wieder finden, falls es denen überhaupt gelang, eine der 
Quellen zu erreichen. 

Der Jefe ritt zügig dahin. Zuerst wollte er seinen brennenden 

Durst stillen und auch etwas gegen seinen nagenden Hunger 
tun. Zwei Stunden später fand Cochise eine Wasserstelle, wo er 
seinen Durst löschte und sich erfrischte. 

Bald briet er einen Präriehund über einem flackernden Feuer, 

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den er mit Pfeil und Bogen geschossen hatte. Das Fleisch des 
Tieres war sehr wohlschmeckend. Der Präriehund trug diesen 
Namen nur, weil er bellende Laute ausstieß. Sonst hatte er 
nichts mit einem Hund zu tun. 

Cochise ließ es sich schmecken. Bald fühlte er sich gesättigt, 

faul und müde. Die Strapazen der vergangenen Tage waren 
auch an einem so großen Krieger wie dem Häuptling der 
Chiricahuas nicht spurlos vorübergegangen. 

Nachdem sich der Chief nochmals umgesehen hatte und 

niemanden entdecken konnte, legte er sich zum Schlafen 
nieder. Und er hoffte, diesmal nicht schon wieder vorzeitig aus 
seinem Schlummer gerissen zu werden. 

Als Cochise erwachte, hatte die Sonne den Zenit bereits 

überschritten. Die fernen Berge schimmerten messingfarben. 
Die Hitze raubte selbst Cochise den Atem. 

Er erfrischte sich an der Quelle, die aus einer Felsspalte 

sickerte und bereits nach wenigen Yards wieder im sandigen 
Boden spurlos verschwand. Er aß den Rest des Fleisches, den 
er in einem Lederbeutel in der Nähe des Wassers vergraben 
hatte, damit es nicht verdarb. Schon wollte sich Cochise auf 
den Rücken seines Mustangs schwingen, als er vier Reiter sah, 
die hinter einer Insel aus Kakteen, Dornbüsche und Pinien 
hervorritten. 

Weiße oder Indianer? 
Cochise kniff die Augen zusammen. Sein großgewachsener 

und muskulöser Körper entspannte sich, als er sah, daß es sich 
bei den Näherkommenden um Indianer handelte. 

Trotzdem blieb Cochise hinter seiner Deckung und 

beobachtete die Reiter. Sie hielten zielstrebig auf das 
Wasserloch zu, das sie kennen mußten. 

Plötzlich legte sich ein Lächeln um Cochises Mundwinkel. 

Seine Augen begannen zu funkeln. Ehrliche Freude leuchtete 
in ihnen auf. 

Er erkannte den Anführer, der vor seinen drei Kriegern ritt. 

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Es war Yemaspi, der Häuptling der Mescalero-Apachen. 

Cochise gab sich zu erkennen und erwartete den Reitertrupp 

in stolzer Haltung. Natürlich war auch er von den 
Näherreitenden gesehen worden, die kurz angehalten hatten, 
dann aber weiterritten. 

Yemaspi zügelte seinen Pinto wenige Schritte vor dem 

Apachen-Chief. Er war ein breitschultriger Indianer, trug ein 
Stirnband und eine ärmellose Jacke aus Pumafell. Sein 
scharfgeschnittenes Gesicht mit den breiten Wangenknochen 
und den dunklen Augen hatte etwas Undurchdringliches und 
Unnahbares. 

Dann nickte der Mescalero-Häuptling plötzlich. Ein 

freundliches Lächeln erhellte seine finsteren Züge. Er sprang 
vom Rücken des gescheckten Pferdes und trat auf Cochise zu. 

»Sei gegrüßt, Häuptling der Apachen«, sagte er mit guttural 

klingender Stimme. 

»Auch Cochise grüßt dich«, sagte Cochise. »Was führt dich 

so weit von deinen Jagdgründen weg?« 

»Wir jagen nach Antilopen und Hirschen. Die Krieger hatten 

bisher großes Jagdglück. Zwei meiner tapferen Männer 
meldeten mir, daß du dich hier in der Gegend aufhältst. Sie 
erzählten mir, dir das Leben gerettet zu haben.« 

Cochise nickte. 
»Sturmvogel und Grüne Schlange sind zwei tapfere Krieger, 

die Cochise aus großer Not retteten. Ich werde es nie 
vergessen. Willst du hier an der Quelle lagern?« 

»Das haben wir vor, Cochise.« 
Yemaspi hob seine Hand. Auf diesen Befehl hin schwangen 

sich die drei Mescalero-Krieger von ihren Mustangs. Auch 
Yemaspi labte sich am Wasser und setzte sich später Cochise 
gegenüber, um mit ihm ein Palaver abzuhalten. 

Cochise berichtete geduldig von den vier weißen 

Eindringlingen und den Schwierigkeiten, die er mit ihnen hatte. 

»Cochise wird die vier Bleichgesichter töten, Yemaspi. Ihr 

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Tod ist eine beschlossene Sache. Es sind böse Männer, die 
auch vom Gesetz des weißen Mannes gesucht werden. Sie 
töten nur um ihrer Vorteile willen und machen keine 
Unterschiede zwischen ihren Artgenossen und dem roten 
Mann. Sie sind wie häßliche Geschwüre, die ausgebrannt 
werden müssen.« 

Yemaspi verzog sein Gesicht. »Sollen meine Krieger dir 

helfen, Cochise? Wie ich sehe, bist du ohne dein Donnerrohr 
und damit den Hellhäutigen unterlegen.« 

Cochise nickte. Ehe er seine Bitte um Waffen aussprechen 

konnte, sagte der Mescalero-Chief: »Einer meiner Krieger wird 
dir sein Feuerrohr geben, Cochise. Und dazu auch genügend 
Muniton. Du weißt, daß auch ich die Bleichgesichter hasse, wie 
nichts sonst auf dieser Welt. Meine Krieger und auch ich 
stehen an deiner Seite.« 

»Danke, Yemaspi, aber ich werde es allein schaffen. Das 

Gewehr nehme ich natürlich dankbar an, denn ich kann es 
gebrauchen. Du erhältst es wieder zurück, wenn ich die 
Bleichgesichter besiegt habe, und dazu auch noch die Waffen 
dieser Männer.« 

Yemaspi lächelte. »Dann soll es so sein. Wenn du unsere 

Hilfe benötigst, dann lasse es mich durch Rauchsignale wissen. 
Meine Späher werden es mir melden. Wenn du weiterreiten 
willst, dann möchte ich dich nicht länger aufhalten.« 

Cochise erhob sich. Einer der Mescalero-Krieger brachte ihm 

ein modernes Winchestergewehr und auch einen Fellbeutel mit 
Munition. 

»Cochise wünscht Yemaspi und seinen Männern noch 

reichliche Jagdbeute. Wenn ich Hilfe brauche, werde ich mich 
melden.« 

Die letzten Worte waren noch einmal ein deutlicher Hinweis 

für den Mescalero-Chief, sich aus dem Konflikt zwischen 
Cochise und den vier Banditen herauszuhalten. 

Einige Minuten später ritt Cochise auf dem Rücken seines 

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Mustangs davon. Die Mescalero-Apachen blieben zurück. Der 
Chiricahua wußte, daß noch einige Jagdtrupps von Yemaspis 
Kriegern durch die Gegend streiften. Er wollte aber die Weißen 
ohne fremde Hilfe besiegen. 

Das war er sich und seinem Ruf schuldig. 
Glenn Morgan erschrak sehr, als er unverhofft Jeff Cooper, 

Bill Barns und Clayd Hudson hinter einer Felsschroffe 
auftauchen sah. Der Banditenboß nickte und senkte sein zum 
Schuß erhobenes Gewehr. 

»Da bist du ja wieder, Morgan«, sagte er spöttisch grinsend. 

»Ich hatte schon angenommen, daß dein Skalp am Gürtel eines 
Apachen baumelt. Wie ich sehe, bist du aber dem Totengräber 
noch mal von der Schippe gesprungen.« 

Glenn Morgan grinste kläglich und zuckte mit den Achseln. 
»Ich habe es mir anders überlegt«, murmelte er. »Zu viert 

sind wir stärker. Einzeln sind wir verloren, Cooper. Das gilt für 
uns alle. Aus diesem Grund sollten wir zusammenhalten.« 

Coopers Lächeln verwischte. »Okay«, sagte er. »Ich bin 

nicht nachtragend. Nun sollten wir uns beeilen, sonst entwischt 
uns dieser Cochise. Und ich habe mir nun einmal 
vorgenommen, diesem rothäutigen Bastard das Fürchten 
beizubringen. Der rote Halunke wird sich nicht mehr lange 
seiner Freiheit erfreuen. Wir schnappen ihn uns wieder.« 

»Was ist mit Hudson?« fragte Glenn Morgan und blickte zu 

dem knollennasigen Gefährten, der zusammengekrümmt im 
Sattel saß und jeden Augenblick vom Pferderücken zu stürzen 
drohte. 

Sein Gesicht schimmerte rot wie ein Ziegelstein, glühte vor 

Fieber und war gezeichnet von einer großen Erschöpfung. 

»Sein Zustand ist ernst«, antwortete Cooper auf Morgans 

Frage. »Ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um sein 
Leben zu retten. Nun liegt es an ihm selbst, ob er den Kampf 
gegen den Sensenmann gewinnt.« 

»Vielleicht sollten wir eine Pause einlegen«, ließ sich Bill 

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Barns vernehmen. »Ich glaube nicht, daß wir hinter diesem 
Cochise herjagen müssen. Der taucht schon bald wieder auf, 
denn er ist hinter uns her. Das habt ihr wohl ganz vergessen.« 

Jeff Cooper blickte seinen Partner erstaunt an. 
»Mann, o Mann«, sagte er dann. »Das ist bestimmt die 

längste Rede, die ich je von dir gehört habe, Billy. Und wenn 
ich überlege, dann hast du gar nicht so unrecht. Warum sollen 
wir hinter dieser Rothaut herhetzen, wenn wir die Gejagten 
sind?« 

Clayd Hudson stöhnte, schwankte im Sattel und neigte sich 

dann zur Seite. Bill Barns konnte seinen Partner gerade noch in 
letzter Sekunde auffangen. 

Hudson stöhnte, als habe seine letzte Stunde geschlagen. 

Cooper und Morgan griffen mit zu und setzten den 
Verwundeten vor Barns in den Sattel. 

Anschließend ritten die Männer zu einem Hügel hinüber, 

dessen Fuß von Büschen, Kakteen und verkrüppelten Kiefern 
umsäumt wurde. Sie verbargen die Pferde, suchten sich einen 
schattigen Platz und kümmerten sich um Clayd Hudson, der 
inzwischen bewußtlos geworden war. 

»Du kletterst den Hügel hoch und hältst Ausschau«, sagte 

Cooper zu Billy Barns, der wortlos seine Winchester aus dem 
Scabbard zog und den Befehl befolgte. 

»Die Wunde sieht noch immer übel aus«, sagte Glenn 

Morgan, verzog sein Gesicht und hielt sich die Nase zu. »Er 
müßte zu einem Doc, um noch eine Chance zu haben.« 

Jeff Cooper fluchte lästerlich, erneuerte den Verband und sah 

Morgan hilflos an. »Zum Henker, wo sollen wir hier in dieser 
Wildnis einen Arzt auftreiben?« 

Natürlich wußte auch Glenn Morgan, daß dies unmöglich 

war. Bis nach Tombstone war es zu weit. Außerdem durfte er 
sich dort auf keinen Fall sehen lassen, nachdem er dem 
Gefängnis der wilden Fontierstadt entkommen war. Und bis 
zum nächsten Fort war es auch zu weit. Außerdem würde Clay 

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Hudson kaum einen längeren Ritt überstehen. 

Die beiden Banditen setzten sich. Schweigen breitete sich 

aus, das nur vom Summen vieler hartnäckiger Insekten und 
anderer Blutsauger unterbrochen wurde. 

»Hier läßt es sich aushalten«, sagte Jeff Cooper nach einer 

Weile und starrte auf seine staubigen Stiefel. »Wenn Billy gut 
aufpaßt, wird sich Cochise kaum ungesehen nähern können. 
Vor Einbruch der Dunkelheit wird er auf keinen Fall etwas 
riskieren.« 

Der Banditenboß erhob sich, trat zu seinem Pferd und nahm 

die Wasserflasche vom Sattelhorn. Gleich darauf fluchte er los, 
drehte sie um, und Morgan sah, daß nur einige Tropfen des 
kostbaren Naß aus dem Flaschenhals hervorrannen. 

»Das war unser Problem«, sagte Cooper. »Wir sind fast ohne 

Wasser. Und wir haben nicht die geringste Ahnung, wo sich 
die nächste Wasserstelle befindet.« 

Auch Glenn Morgan erschrak. Seine Wasserflasche enthielt 

ebenfalls nur noch wenig Flüssigkeit. Auch bei Hudson und 
Barns verhielt es sich nicht anders. 

»Dann stecken wir in einer verdammten Klemme«, stieß 

Morgan hervor. »Wir können zwar ohne Proviant einige Tage 
überleben, doch ohne Wasser sind wir bei dieser Hitze bald 
erledigt.« 

»Darauf lauert dieser Cochise. Er ist mit diesem verdammten 

Land vertraut und hat bestimmt schon längst Wasser gefunden. 
Wir müssen nachdenken, wie wir dieses Problem lösen 
können.« 

Hudson stöhnte und erwachte aus seiner Bewußtlosigkeit. 

Aus verschleierten Augen, in denen Fieber glühte, sah er seine 
Freunde an, ohne sie zu erkennen. 

Stammelnde Worte drangen aus seinem weit geöffneten 

Mund. Cooper beugte sich nieder. 

»Wasser – Wasser«, vernahm er. 
Der Banditenboß richtete sich wieder auf und schüttelte den 

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Kopf. Der Verwundete stöhnte erneut. Seine Hand tastete nach 
Coopers Stiefel. 

»Gib ihm schon«, maulte Morgan. »Er braucht es nötiger als 

wir. Bestimmt finden wir eine Wasserstelle.« 

Cooper blickte seinen Gefährten tückisch an. 
»So, wie wir die Goldmine finden, nicht wahr?« fragte er 

spöttisch und ließ Glenn Morgan einfach stehen. 

Cochise durchstreifte das Land auf der Suche nach den vier 
weißen Banditen. Er näherte sich auf seinem Trail immer mehr 
dem Canyon. Er hatte sich vorgenommen, von dort aus die 
Fährten der Bleichgesichter aufzunehmen, sollte er sie nicht 
unterwegs entdecken. 

Der Gluthauch der Wüste setzte auch dem Chiricahua zu, 

obwohl er dieses rauhe und so menschenfeindliche Land von 
Kindesbeinen an gewohnt war. 

Und er dachte daran, daß die vier Hellhäutigen noch größere 

Schwierigkeiten haben mußten als er. Cochise sah den 
Canyonschlund eine Stunde später vor sich auftauchen. 

Nun wirkte er nicht mehr so düster und gefährlich wie zur 

nächtlichen Stunde. Verlassen lag er vor den forschenden 
Blicken des Indianer-Häuptlings. 

Cochise zügelte seinen Mustang, als er die Fährten von drei 

Pferden entdeckte. Sie führten auf die Peloncillo Mountains zu. 

Drei Fährten, das bedeutete, daß einer der Banditen fehlte. Er 

dachte an Glenn Morgan, der von Sturmvogel gejagt worden 
war. Er nahm die Verfolgung auf. Der Abend tastete sich mit 
grauen Schatten näher, als Cochise einen Hügel vor sich 
auftauchen sah, auf den die Hufspuren der Banditenpferde 
zuführten. 

Natürlich hatte der Apachen-Chief längst herausgefunden, 

daß der vierte Reiter wieder zu dem Trupp gestoßen war. 

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Glenn Morgan hatte zu seinen Partnern zurückgefunden. 

Cochise vermutete die Banditen in dem Busch- und 

Baumgürtel, der den Hügel säumte. Er entdeckte eine 
schattenhafte Gestalt auf der Hügelkette. 

Obwohl der Jefe den Mustang hinter einige Kakteen zog, die 

ihm Schutz boten, glaubte er, von den Banditen bereits gesehen 
worden zu sein. Er mußte den Hellhäutigen zugestehen, daß sie 
ihr Camp ausgezeichnet gewählt hatten. Die Aussicht vom 
Hügel aus war gut und wurde durch Büsche und Bäume 
ausreichend gedeckt. 

Der Chiricahua-Chief überlegte, ob er sich im Schutz der 

Dunkelheit anschleichen sollte und beschloß, erst einmal 
abzuwarten, um herauszufinden, was die Weißen vorhatten. 

Bald schien der Hügel mit dem nachtdunklen Himmel zu 

verwachsen, bis schließlich der Mond dahinter heraufkroch, 
eine silberne Scheibe, durch die für eine Weile das Funkeln der 
Sterne erlosch. 

Nun wurden die Sichtverhältnisse wieder besser. Cochise 

setzte sich schlangengleich in Bewegung und schlich auf den 
Hügel zu. Vielleicht gelang es ihm, sich dem Camp der 
Banditen zu nähern. Cochise wußte aber auch, daß man einen 
Angrifft von seiner Seite vermutete. 

Er hatte sich bis auf ungefähr 100 Yards genähert, als er vier 

Reiter sah, die sich aus den Schatten der Büsche und Bäume 
lösten und davonritten. 

Dumpf hallten die Hufschläge durch die Nacht. Die vier 

weißen Outlaws ergriffen die Flucht. Es schien ihnen sicherer 
zu sein, als die ganze Nacht hindurch kein Auge zu schließen 
und auf den Indianer-Jefe zu lauern. 

Cochise sah auch, daß einer der vier Männer 

zusammengesunken im Sattel saß, immer wieder schwankte, 
aber nicht vom Pferderücken fiel. Die Pferde bewegten sich nur 
müde vorwärts. Cochise glaubte auch zu wissen, warum das so 
war: Die Tiere mußten seit vielen Stunden keinen Tropfen 

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Wasser mehr gekriegt haben. 

Und den vier Bleichgesichtern mußte es ähnlich ergehen. 

Bestimmt lechzten auch sie nach dem kostbaren Naß, das hier 
in diesem wüstenähnlichen Landstrich so selten anzutreffen 
und noch schwieriger zu finden war. 

Cochise eilte zu dem Mustang zurück und nahm die 

Verfolgung auf. Er würde auf eine Chance lauern, um die 
Eindringlinge zu töten oder gefangenzunehmen. 

»Es ist Cochise gewesen«, sagte Bill Barns heiser. »Der 
Indianerbastard schleicht dort draußen herum und wird über 
uns herfallen, sobald es noch dunkler geworden ist. Wir 
merken ihn erst, wenn einer von uns mit einem Pfeil im 
Rücken umfällt.« 

Jeff Cooper und Glenn Morgan starrten zwischen den 

Zweigen der Büsche auf das vor ihnen liegende Gelände. Die 
Dunkelheit besiegte immer stärker den sterbenden Tag. 

Über Glenn Morgans Rücken kroch ein eisiger Hauch, der 

ihn frösteln ließ, obwohl die Gluthitze des Tages noch 
andauerte und vom sandigen Boden abgestrahlt wurde. 

Der Bandit wandte sich an Cooper. »Wir sollten schnellstens 

verschwinden. Dieser Cochise tändelt nicht lange herum. So 
wie wir ihn entdeckt haben, muß er auch uns gesehen haben. 
Außerdem benötigen wir Wasser und zwar schnell, wenn wir 
nicht elend verrecken wollen.« 

Jeff Cooper richtete sich kerzengerade auf. Sein Blick fiel 

auf Clayd Hudson, der bewegungslos zwischen den Büschen 
lag und hin und wieder röchelte. 

»Clayd wird einen längeren Ritt nicht überstehen«, murmelte 

der Banditenboß. »Er hat starkes Fieber. Sein Körper ist 
geschwächt und völlig kraftlos.« 

»Wir  binden ihn im Sattel fest. Eine andere Möglichkeit 

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haben wir nicht, Cooper. Wenn wir hierbleiben, müssen wir 
vielleicht alle sterben.« 

Bill Barns' Stimme verstummte. Angst lauerte in seinen tief 

in den Höhlen liegenden Augen. Der Schrei eines jagenden 
Falkens zerriß die Stille. 

Die drei Männer zuckten zusammen. 
»Das ist der Hundesohn«, sagte Morgan und spuckte aus. 

»Und fast sieht es so aus, als wäre er nicht allein. Vielleicht 
verständigt er sich durch den Vogelschrei mit anderen 
Indianern.« 

Nun gab es kein Halten mehr für die Banditen. Sie banden 

den Verwundeten auf dem Pferderücken fest, zogen sich 
ebenfalls in die Sättel und ritten los. 

Immer wieder sahen sich Morgan, Cooper und Barns um, 

hielten ihre Gewehre bereit, um bei einem Angriff sofort 
reagieren zu können. Nichts geschah. 

Der Hügel blieb hinter dem Reitertrupp zurück. Der 

Verwundete schwankte immer stärker in den Stricken, die ihn 
im Sattel hielten. Der Verband war durchblutet. Morgan hoffte, 
daß die gnädige Ohnmacht noch lange anhalten würde. 

Nachdem die Banditen einige Meilen zurückgelegt hatten, 

legte sich ihre Nervosität. Sie konnten auch keinen Verfolger 
hinter sich erspähen. 

»Wir müssen unbedingt Wasser finden«, ließ sich Jeff 

Cooper vernehmen. »Unsere Pferde halten sonst einen längeren 
Ritt nicht durch. Wir stecken in einer verdammten Klemme.« 

»Hör nur auf, mir schon wieder Vorwürfe zu machen«, 

antwortete Glenn Morgan verärgert. »Hier gibt es Wasser. Wir 
müssen es nur finden. Das aber wird in der Dunkelheit nicht 
einfach sein.« 

Der Banditenboß gab keine Antwort. 
Die Outlaws ritten weiter. Bleiches Mondlicht erhellte das 

öde Gelände. Dunkel und unheimlich wiegten sich Büsche im 
sanften Wind, der von den Peloncillo Mountains wehte, denen 

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sie sich immer mehr näherten und die wie eine schwarze Mauer 
vor ihnen aufwuchs. 

Sie mußten bald die ersten Ausläufer erreicht haben und 

hofften, auf Wasser zu treffen. 

Der Verwundete stöhnte immer lauter. Morgan sah, daß 

Hudson bei Bewußtsein war, aber anscheinend überhaupt nicht 
begriff, was mit ihm geschah. 

Stunden vergingen. Die Mondscheibe wanderte weiter. 

Längst war es kühl geworden. 

Jeff Cooper zügelte sein erschöpftes Pferd und wandte sich 

seinen Begleitern zu. Er leckte sich über die trockenen Lippen 
und würgte heiser hervor: »Wir sollten es den Pferden 
überlassen, die Richtung zu bestimmen. Sie werden am ehesten 
wittern, wenn es irgendwo Wasser gibt.« 

»Eine gute Idee«, antwortete Glenn Morgan. Seine Stimme 

klang wie ein Reibeisen und hörte sich fremd an. Er schluckte 
mehrmals. Sein Kehlkopf tanzte auf und ab. 

Er fluchte, schlang die Zügel um das Sattelhorn und folgte 

dem Banditenboß, der sein Pferd bereits angetrieben hatte. Bill 
Barns führte den grauen Wallach mit sich, auf dem der 
verwundete Clayd Hudson wie ein Häufchen Elend saß. 

Das Gelände wurde hügeliger. Der Pflanzenwuchs nahm zu. 

Jeff Coopers Pferd schnaubte plötzlich, stellte die Ohren hoch 
und lief schneller. Die drei anderen Reittiere folgten. 

»Sie scheinen Wasser gewittert zu haben«, jubelte Cooper. 

»Warum bin ich nur nicht schon früher auf diesen Einfall 
gekommen?« 

Die vier Pferde legten nun ein flottes Tempo vor. Die von 

ihnen gewitterte Wasserstelle beflügelte sie. Bald wuchsen 
Büsche und Kakteen immer zahlreicher. Gräser und Farne 
bedeckten den vorher so kahlen Boden. 

Cooper, Morgan und Barns atmeten auf. Sie hofften, daß sich 

die Pferde nicht getäuscht hatten. Sie mußten unbedingt 
Wasser haben, um ihren Trail fortsetzen zu können. 

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Es war nicht mehr als ein kleiner Tümpel, den die Banditen 
einige Minuten später entdeckten. Die Pferde wieherten, 
tänzelten, als sie von den Reitern hart gezügelt wurden. 

Die drei Banditen rutschten aus den Sätteln und seufzten. 
»Es sieht zwar nicht sehr vertrauenerweckend aus, doch es ist 

besser als nichts«, quetschte Jeff Cooper hervor. Morgan und 
Barns banden ihre schnaubenden Tiere fest. 

Nur Coopers Rapphengst trabte auf den Tümpel zu und 

begann prustend zu saufen. 

»Wir heben erst Hudson aus dem Sattel«, sagte Morgan. 

»Das Wasser läuft uns nicht mehr davon. Außerdem sollten wir 
uns umsehen, ob keine Rothäute in der Nähe sind. Die 
Apachen kennen jede Wasserstelle im weiten Umkreis. Das 
hier wäre der ideale Ort für einen Hinterhalt, Leute.« 

Diese Worte ernüchterten Cooper und Barns. Sie duckten 

sich unwillkürlich, sahen sich um und griffen ihre Gewehre 
fester. Glenn Morgan löste die Stricke, die den Verwundeten 
auf dem Pferderücken hielten und ließen Hudson zu Boden 
gleiten. 

Morgan starrte in das verzerrte Gesicht seines Gefährten, sah 

die flackernden Augen, der weit geöffnete Mund und die große 
Not des Partners. 

»Nichts zu sehen«, rief Jeff Cooper, der den Buschgürtel 

durchbrach und zu Morgan und Barns trat. »Die roten Bastarde 
scheinen doch nicht geahnt zu haben, daß wir diese 
Wasserstelle finden würden.« 

Ein grelles Wiehern ließ die Männer aufhorchen. Es klang 

von Coopers Rapphengst herüber, der erneut wieherte, auf die 
Hinterhand stieg, so einige Sekunden verweilte und dann wie 
vom Blitz getroffen zusammenbrach. Das Tier zuckte noch 
einige Zeit, dann lag es still da. Weißlicher Schaum hatte sich 
vor den Nüstern gebildet. 

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Erschrocken traten die drei Banditen näher. Sie fühlten ihre 

Herzen hart gegen die Rippen hämmern. Schweißperlen liefen 
über Glenn Morgans Gesicht. Eine eisige Hand schien ihm die 
Kehle zuzudrücken. Er schnaufte keuchend. 

»Was ist los?« fragte Billy Barns verständnislos. »Was ist 

mit deinem Pferd, Cooper?« 

Der Banditenboß kniete sich neben den Rappen nieder und 

erhob sich gleich wieder. 

»Tot«, murmelte er. »Er ist elend krepiert, Leute. Das 

Wasser muß vergiftet sein. Die Rothäute haben zugeschlagen.« 

Seine Worte verklangen. 
Jeff Cooper, Glenn Morgan und Bill Barns standen wie 

versteinert da. Fassungslos starrten sie auf das Wasser, das für 
sie die Rettung bedeuten und nun ungenießbar sein sollte. 

»Vielleicht ist dein Pferd nur zu erhitzt gewesen, Cooper. Es 

hat einen Herzschlag gekriegt, als es sich vollsoff.« 

»Unterschätze den natürlichen Instinkt eines Pferdes nicht, 

Morgan«, erwiderte Cooper mit tonloser Stimme. »Das Tier hat 
sehr vorsichtig gesoffen. Ich habe es gesehen. Das Wasser ist 
vergiftet. Wir können von Glück reden, nicht sofort getrunken 
zu haben, denn dann wäre es jetzt mit uns ebenfalls aus und 
vorbei.« 

Bill Barns schüttelte den Kopf. Sein Gesicht schimmerte 

bleich, es erinnerte noch mehr als sonst an einen Totenschädel. 
Wie ein sturer Büffelbulle stampfte er auf den Tümpel zu, 
kniete nieder, um zu trinken. 

Glenn Morgan eilte auf den Partner zu und riß ihn zurück, 

ehe er mit der hohlen Hand Wasser schöpfen konnte. 

Barns brüllte auf, schlug um sich und war wie von Sinnen. 

Erst Jeff Coopers harte Stimme und ein Faustschlag von 
Morgan brachte den Outlaw wieder zur Vernunft. 

»Gib dem Narren noch was auf seinen dummen Schädel, 

wenn er weiter durchdreht«, knurrte Cooper. Er trat zu seinem 
Pferd, löste die Satteltaschen und zog sein Gewehr aus dem 

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Scabbard. 

Billy Barns beruhigte sich langsam. Immer wieder starrte er 

auf das vergiftete Wasser und schüttelte den Kopf, als wolle 
dies einfach nicht in seinen Schädel hinein. 

»Du hältst Wache, Billy«, stieß Cooper hervor. »Vielleicht 

schleichen sich die Rothäute heran, um nachzusehen, ob ihr 
heimtückischer und teuflischer Plan geklappt hat. Es scheinen 
nur wenige Rothäute zu sein, denn sonst hätten sie nicht zu 
solchen Mitteln gegriffen, sondern wären über uns 
hergefallen.« 

Barns stampfte davon und kauerte bald hinter einigen 

Feigenkakteen. 

»Wir müssen weiter«, knurrte Morgan. »Ohne Wasser sind 

wir verloren. Ich glaube nicht einmal, daß wir das diesem 
Cochise zu verdanken haben. Der Häuptling der Apachen 
würde sich zu einem fairen Kampf stellen. Und ich…« 

»Halt die Klappe, Morgan«, fauchte Jeff Cooper, wie eine 

angriffslustige Tigerkatze. »Diese verdammten roten Halunken 
sind alle gleich. Sie wollen uns erledigen. Dazu ist ihnen jedes 
Mittel recht.« 

Sein Blick fiel auf Clayd Hudson, der regungslos dalag und 

keinen Laut von sich gab. Die beiden Banditen traten näher. 
Morgans Hand fuhr unwillkürlich zum Hals, als er in die 
starren und seelenlosen Augen des Verwundeten blickte. 

»Er ist tot«, murmelte Morgan. 
Jeff Coopers Gesicht blieb kalt. Der Banditenboß zuckte nur 

mit den Achseln. »Ich nehme sein Pferd«, sagte er gefühlos. 
»Wir sollten wirklich schnellstens von hier verschwinden.« 

»Zuerst bringen wir Hudson unter die Erde. Das sind wir ihm 

schuldig, oder etwa nicht?« 

Jeff Cooper nickte widerwillig und senkte den Kopf, als er 

Morgans wilden Blick sah. 

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Der Morgen dämmerte. Innerhalb weniger Minuten würde das 
Licht des neuen Tages die Dunkelheit vertreiben. Der Himmel 
schien im Osten zu explodieren. 

Cochise zügelte seinen Mustang, sprang vom Pferderücken 

und schlich auf die Buschinsel zu. Er wußte, daß sich dort ein 
Wasserloch verbarg. 

Die Hufspuren der Pferde der vier Bleichgesichter führten 

auf diese Stelle zu. 

Schon bald sah Cochise den Kadaver eines Pferdes unweit 

des Tümpels liegen. Geier flogen mit heiserem Krächzen auf 
und zog auf lautlosen Schwingen ihre Kreise. 

Er erkannte auch einen länglichen Steinhaufen, unter dem 

wohl ein Leichnam liegen mußte. Der Häuptling der 
Chiricahuas wußte genau, daß die Hellhäutigen so ihre Toten 
bestatteten. 

An den Hufspuren der drei anderen Pferde sah der Apache, 

daß die Bleichgesichter längst ihre Flucht fortgesetzt hatten. 

Cochise trat zögernd näher. Er betrachtete den Kadaver des 

Pferdes. Er sah übel aus. Die Geier mußten schon vor längerer 
Zeit mit ihrer grausigen Mahlzeit begonnen haben. 

Cochise hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. 

Er huschte hinter einen Salbeistrauch, legte sich flach auf den 
Boden und lauschte. 

Es dauerte einige Sekunden, ehe er die kaum hörbaren 

Schritte zweier sich anschleichender Männer vernahm. 

Dann konnte er auch die beiden Rassegefährten entdecken, 

die sich heranpirschten. Dem Ohr eines weißen Mannes wären 
diese Geräusche kaum aufgefallen. 

Mescaleros, dachte der Häuptling der Chiricahuas. Yemaspis 

Krieger scheinen sich doch nicht aus meinem Kampf gegen die 
weiße Eindringlinge heraushalten zu wollen. 

Kurze Zeit darauf gab sich Cochise zu erkennen. Es waren 

Strumvogel und Grüne Schlange, die dem Apachen-Häuptling 
zunickten. Sie sahen das tote Pferd und auch den Steinhügel. 

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»Es ist schlechtes Wasser, Jefe«, sagte Sturmvogel und 

deutete zum Tümpel hinüber. »Wer davon trinkt, muß 
sterben.« 

Seine Augen in dem breitflächigen Gesicht funkelten. 
»Tod den weißen Kojoten«, stieß Grüne Schlange hervor. Er 

schwieg, als er das ernste Antlitz des Chiricahuas sah. 

»Cochise billigt nicht diesen heimtückischen Anschlag. Er ist 

für einen fairen Kampf und haßt Hinterlist. Er hat Yemaspis 
gebeten, nicht in die Auseinandersetzung einzugreifen. Und er 
will auch nicht, daß die Krieger der Mescaleros sich 
einmischen.« 

Die harte Stimme des Apachen-Chiefs verstummte. Die 

beiden Krieger starrten betreten zu Boden. 

»Geht«, fuhr Cochise fort. »Es ist mein Kampf.« 
Seine Worte duldeten keinen Widerspruch. Die beiden 

Mescaleros drehten sich um und verschwanden lautlos 
zwischen den Büschen. Cochise trat zu dem steinernen 
Grabhügel und räumte einige Felsbrocken zur Seite. 

Sein Vorgehen wurde vom Krächzen der Aasfresser 

begleitet, die sich wieder zu Boden gesenkt hatten und langsam 
näherhüpften. Der Chiricahua schleuderte einige Steine zu den 
Geiern hinüber, die ächzend aufflogen. 

Bald hatte Cochise den Kopf des Toten freigelegt und sah, 

daß es sich um Clayd Hudson handelte, den er vor einigen 
Tagen angeschossen hatte. 

Nachdem er die Steine wieder zurückgelegt hatte, eilte 

Cochise zu seinem Pferd, suchte nach den Hufspuren der drei 
weißen Banditen und nahm die Verfolgung auf. 

Sie sollten seiner Rache nicht entgehen. 

»Hier in dieser Gegend bin ich schon einmal gewesen«, 
krächzte Jeff Cooper heiser und sah sich mit tränenden Augen 

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um. Die Sonnenstrahlen blendeten ihn. Seine Kehle fühlte sich 
wund an. Die Zunge in seinem Mund war zu einem unförmigen 
Fremdkörper geworden, der ihn beim Sprechen behinderte. 

»Dann weißt du vielleicht, wo es eine Wasserquelle gibt«, 

rief Glenn Morgan. »Versuch dich zu erinnern, Jeff. Unser aller 
Leben hängt davon ab.« 

Der Banditenboß sah sich erneut um, hielt eine Hand vor die 

Augen und nickte plötzlich. 

»Dort drüben«, seufzte er und trieb sein erschöpftes Pferd an, 

dessen Fell von einer Schicht aus Schweiß und Staub bedeckt 
war. Bill Barns und Glenn Morgan folgten dem Outlaw. 

Große Felsschroffen erhoben sich in den blauen und 

wolkenlosen Himmel. Es gab tiefe Bodenmulden, Risse und 
Gräben im Boden, die manchmal einen Umweg erforderten. 

Cooper ließ sich aber nicht beirren, sondern ritt auf eine 

Lücke zwischen zwei Hügeln zu und bog dann kurz davor nach 
rechts ab und hielt auf eine Felswand zu. 

Hier wurde die Vegetation üppiger. Es mußte Wasser geben, 

die diese Vielfalt der Pflanzen ermöglichte. 

Billy Barns stieß plötzlich einen heiseren Schrei aus und gab 

seinem Pferd die Zügel frei. Das Tier hatte das kostbare Naß 
bereits gewittert, das aus einer Felsspalte rann und sich in einer 
ausgewaschenen Felspfanne sammelte, dort überlief und nur 
wenige Yards entfernt im sandigen Boden versickerte. 

Als Morgan und Cooper schwerfällig aus den Sätteln 

rutschten, trank Barns bereits. Er schlürfte und prustete, hustete 
und keuchte und schluckte wie ein Ertrinkender. 

Die beiden Banditen blieben mit hängenden Armen stehen. 

Das Wasser lockte. Sie dachten aber auch daran, was an der 
anderen Wasserstelle geschehen war. 

Billy Barns tauchte nun seinen Kopf in das Wasser, trank 

erneut und rülpste mehrmals, ehe er sich seinen beiden 
Gefährten zuwandte. Seine Stimme klang klarer. Grinsend 
sagte er: »Bedient euch, Freunde. Es ist erstklassiges Wasser. 

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Dafür verbürge ich mich. Natürlich könnt ihr auch abwarten, 
ob mir das Naß bekommt, oder ob ich elend vor die Hunde 
gehe.« 

Die beiden Banditen tranken. Noch nie hatte ihnen Wasser so 

gut geschmeckt wie in diesen Sekunden. Sie fühlten, wie ihr 
Körper die Flüssigkeit wie ein dicker Schwamm in sich aufsog. 

Die Pferde drängten wiehernd näher und bedienten sich 

ebenfalls. Jeff Cooper wartete sorgenvoll. In seinem Magen 
gluckerte es. 

Billy Barns hatte sich hingesetzt und lehnte mit dem Rücken 

an einem Felsbrocken. Er blickte auf seine staubigen Stiefel 
und nickte zufrieden. »Das wäre geschafft, Jungs. Hier bleiben 
wir für eine Weile. Dann aber sollten wir unsere 
Wasserflaschen füllen und verschwinden. Dieser Cochise ist 
bestimmt noch hinter uns hier. Er wird uns töten, wenn wir uns 
noch länger in seinen Jagdgründen aufhalten. Ich würde 
vorschlagen, nach Tombstone oder zu einer anderen Stadt zu 
reiten. Diese verdammte Goldmine sollten wir uns 
abschminken. Wir können froh sein, unser nacktes Leben zu 
retten. Wenn ihr mich fragt, dann habe ich die Nase gestrichen 
voll.« 

Jeff Cooper antwortete nicht. Sein düsterer Blick traf Glenn 

Morgan, der den Kopf schüttelte. 

»Wir geben nicht auf«, murmelte er. »Warum auch, Leute? 

Wir werden bald wieder bei Kräften sein. Und mit diesem 
Cochise werden wir leicht und locker fertig. Wir brauchen uns 
doch vor einem einzigen Indianer nicht in die Hose zu 
machen.« 

Er trat zu seinem Pferd und holte Proviant aus den 

Satteltaschen. Nachdem er nochmals getrunken hatte, begann 
Morgan von dem Dörrfleisch zu essen. Kauend sagte er: »Die 
Goldmine muß sich hier ganz in der Nähe befinden. Wir sind 
goldrichtig, Leute. Wollen wir wirklich so dicht vor dem Ziel 
aufgeben?« 

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Cochise hatte aufgeholt. Er beobachtete die drei Männer an der 
Quelle, die sich dort erfrischten und schon bald wieder zu 
Kräften gelangten. 

Der Häuptling der Apachen überlegte, ob er angreifen oder 

erst die Abenddämmerung abwarten sollte. Der Chiricahua 
entschied sich, nach Sonnenuntergang den Angriff zu wagen. 
Er blickte hin und wieder zu seinen Gegnern hinüber, die ihn 
noch nicht entdeckt hatten. Die drei Banditen ruhten sich aus. 
Einer von ihnen hielt immer Wache. 

Träge vergingen die Stunden. 
Cochise wußte, daß sich die Goldmine ganz in der Nähe 

befand. Fast glaubte er, daß dies kein Zufall mehr sein konnte. 
Morgan mußte doch mehr wissen, als er angenommen hatte. 

Der Apachen-Häuptling zuckte zusammen, als er einen 

Indianer zwischen den Hügeln hervorreiten sah, dessen Ziel die 
Wasserstelle sein mußte. Der Krieger ritt ahnungslos weiter, 
denn er hatte die drei Weißen noch nicht gesehen, die von 
zahlreichen Felsen verdeckt wurden. 

Cochise wußte, daß der Indianer verloren war, wenn er ihn 

nicht warnte. Kurze Zeit später wurde der Reiter auch schon 
von einem Bleichgesicht entdeckt. Sie griffen nach ihren 
Waffen und suchten sich gute Deckungsmöglichkeiten. 

Cochise mußte handeln. Er nahm den Bogen vom Mustang, 

legte einen Pfeil auf die Sehne, zielte kurz und verfolgte den 
Flug des Pfeiles. 

Es war ein Meisterschuß. Wenige Yards vor dem Indianer 

senkte sich der Pfeil und blieb zitternd im Boden stecken. Der 
Krieger erstarrte für einen Moment, ehe er sein Pony herumriß 
und davonjagte. 

Die drei Weißen feuerten. Ihre Geschosse verfehlten, denn 

die Entfernung war noch zu groß gewesen. 

Der Apachen-Häuptling schwang sich auf den Rücken seines 

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Mustangs und ritt los. Er wußte nicht, ob er von seinen 
Gegnern gesehen wurde. Er schlug einen Bogen und näherte 
sich dann seinem Rassegefährten, der hinter einem Dickicht 
hervorritt und sein Pferd abrupt zügelte. 

Cochise hob seine Hände zum Zeichen des Friedens. Es war 

ein Mescalero-Apache, der ihn aus zusammengekniffenen 
Augen ansah, als der Jefe sein Pferd verhielt. 

»Ich bin Cochise, mein Bruder«, sagte der Chiricahua. »Ich 

warnte dich, denn sonst wären die Bleichgesichter, auf deren 
Fährten ich reite, wie reißende Wölfe über dich hergefallen.« 

Der Mescalero senkte den Kopf. Er wußte längst, wie 

leichtsinnig er gewesen war, als er sich der Wasserstelle 
genähert hatte. 

»Schwarzer Wolf dankt dir, Cochise. Du hast sein Leben 

gerettet. Schwarzer Wolf legt es dir zu Füßen. Du kannst über 
mich verfügen.« 

Cochise winkte ab. Er blickte den noch jungen Krieger an, 

der durch seinen Leichtsinn beinahe in eine tödliche Falle 
geritten wäre. Sein Blick blieb an einem Beutel hängen, der an 
einem Lederriemen vor der Brust des Mescaleros befestigt war. 

Für einen Medizinbeutel war er zu groß. Außerdem schien 

der Inhalt schwer zu sein. 

Schwarzer Wolf löste den Lederbeutel und warf ihn zu 

Cochise hinüber. »Gelbes Metall, das die Hellhäutigen Gold 
nennen. Ich habe es in den Bergen gefunden. Es gehört dir, 
Cochise, als Dank dafür, daß du mein Leben gerettet hast.« 

Cochise wollte das Geschenk erst zurückweisen, als ihm ein 

Gedanke durch den Kopf schoß. Ein zufriedenes Lächeln legte 
sich um seine Mundwinkel. 

»Reite mit mir, Schwarzer Wolf. Du mußt mir helfen, denn 

ich habe einen Plan, wie ich die Bleichgesichter besiegen 
kann.« 

»Schwarzer Wolf wird alles tun, was Cochise von ihm 

verlangt«, antwortete der Mescalero-Krieger. »Mein Leben 

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gehört ihm. Ich werde Cochise folgen.« 

»Ob das Cochise gewesen ist?« fragte Glenn Morgan und 
senkte sein Gewehr. 

»Kann schon sein«, rief Billy Barns. »Es ist nur schade, daß 

wir den roten Halunken nicht erwischt haben. Er ist durch 
irgend etwas gewarnt worden, sonst hätte wir ihn gekriegt.« 

»Wir sollten weiterreiten«, ließ sich Jeff Cooper vernehmen. 

»Mir schmeckt das alles nicht mehr. Bald wird es von diesen 
roten Hundesöhnen im weiten Umkreis nur so wimmeln. Und 
viele Hunde sind nun einmal des Hasen Tod.« 

Er lief zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel. Barns und 

Morgan folgten dem Banditenboß. 

Die Wasserflaschen waren gefüllt. Die Tiere wirkten frischer, 

als noch vor zwei Stunden. Sie würden mühelos einige Meilen 
hinter sich bringen. 

Cooper orientierte sich, war sich aber nicht hundertprozentig 

sicher, den richtigen Trail gewählt zu haben. Bill Barns und 
Glenn Morgan folgten dem Banditenboß. 

»Willst du wirklich verschwinden, ohne nach der Goldmine 

gesucht zu haben?« fragte Morgan kurze Zeit darauf. Mürrisch 
sah er Cooper von der Seite an. 

»Mein Skalp ist mir lieber, als diese verdammte Mine, die 

nur in deiner Phantasie existiert«, gab Jeff Cooper übellaunig 
zurück. »Ich hätte niemals auf dich hören sollen. Du hast mir 
und meinen Leuten kein Glück gebracht, Morgan.« 

Der ziemlich großgewachsene Bandit schluckte seinen 

Grimm hinunter und überlegte, ob er nicht auf eigene Faust 
etwas unternehmen sollte. Er dachte aber an seinen Ausflug vor 
einigen Tagen und fühlte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. 

Dann überschlugen sich die Ereignisse. 
Die drei Banditen sahen einen Reiter aus einem dunkel 

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gähnenden Canyon hervorreiten. Der Indianer schien genauso 
überrascht wie die Bleichgesichter zu sein. 

Er riß seinen Mustang herum, wollte flüchten, doch Cooper 

jagte Kugel um Kugel zu der Rothaut hinüber. Der Apache fiel 
vom Pferderücken, blieb wie tot liegen, ehe er aufsprang und 
schlangengleich zwischen einigen Felsbrocken verschwand. 

Cooper fluchte lästerlich. Er hatte angenommen, den 

Indianer tödlich getroffen zu haben. Der Mustang des Apachen 
blieb wiehernd zurück. 

»Vorwärts«, rief Jeff Cooper. »Wir kaufen uns den roten 

Knaben. Weit kann er nicht sein. Außerdem mußte er seine 
Waffen zurücklassen. Vielleicht ist er auch verwundet.« 

Schnell erreichten die drei Weißen den Canyon. Stille 

herrschte im weiten Umkreis. Der Mustang verhielt noch 
immer an der gleichen Stelle. Er zerrte an den Zügeln, die sich 
in einem Dornenbusch verfangen hatten. 

Die drei Banditen suchten nach dem Indianer, der aber 

spurlos verschwunden blieb. Sie drangen auch einig Yards in 
den Canyon ein, der sich schon bald verbreiterte und zu einem 
kesselförmigen Tal öffnete. Fast senkrecht stiegen die 
Talhänge in den Himmel. Sie waren nur spärlich bewachsen. 
Die dunklen Öffnungen von Höhlen waren hin und wieder zu 
sehen. 

»Wir gehen erst mal zurück«, sagte Cooper. »Wenn der 

Indianer wirklich ins Tal geflüchtet ist, dann steckt er in der 
Falle. Ich habe keinen weiteren Ausgang erkennen können.« 

Einige Minuten später standen die Outlaws vor dem Mustang 

des geflüchteten Indianers. Glenn Morgans Blick wurde 
plötzlich starr. Er schluckte und zupfte an seiner Nase, als hätte 
er eine besondere Witterung aufgenommen. 

Er sah einen prall gefüllten Lederbeutel am Mustang hängen. 

Er griff zu und mußte sich dann vor den auskeilenden 
Pferdehufen in Sicherheit bringen. 

»Was hast du da?« fragte Jeff Cooper interessiert und trat 

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näher. Auch Billy Barns schob sich heran. 

Glenn Morgan öffnete den Beutel und schüttete einen Teil 

des Inhalts auf seine linke Hand. Es funkelte und glänzte, als 
hielte er eingefangene Sonnenstrahlen in seiner Linken. 

»Gold«, sagte Morgan fast andächtig. »Gold, der ganze 

Beutel ist voll davon. Na endlich. Bald hätte ich geglaubt, 
einem Phantom hinterher zu jagen. Sieh es dir nur an, Cooper. 
Das ist Gold. Richtiges Adergold.« 

Auch der Banditenboß und Billy Barns staunten. Sie griffen 

gierig zu, und sie hielten den goldenen Segen in ihren Händen. 

»Das ist reines Adergold«, sagte Cooper und mußte 

schlucken. »Heiliger Rauch, das hätte ich mir wirklich nicht 
träumen lassen.« 

»Es ist verdammt schade, daß uns die Rothaut entwischt ist«, 

brummte Billy Barns. »Der Bursche hätte uns sagen können, 
woher er das gelbe Zeugs hat.« 

»Wir werden es trotzdem herausfinden«, schnaufte Morgan 

schwer. Er blickte Cooper spöttisch an. 

»Na, glaubst du endlich, daß ich keinem Hirngespinst 

hinterhergejagt bin? Das Gold stammt garantiert aus der Mine, 
die wir so verzweifelt suchen. Darauf verwette ich meinen 
Kopf.« 

Die erste Erregung der drei weißen Banditen hatte sich gelegt. 
Die erneuten Nachforschungen nach dem Indianer blieben 
erfolglos. Sie hatten den Inhalt des Beutels unter sich 
aufgeteilt. 

»Es ist auf keinen Fall Cochise gewesen«, sagte Cooper, als 

sich die drei Männer gegenübersaßen. »Der Häuptling reitet 
irgendwo hinter uns. Wir sollten nicht nachlässig werden.« 

»Das Gold befindet sich dort in dem Tal«, sagte Glenn 

Morgan, der an nichts anderes mehr denken konnte, als an die 

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legendäre Goldmine, die er schon so lange suchte. 

»Der Indianer ist aus dem Tal hervorgeritten. Einen zweiten 

Ausgang gibt es nicht. Wir haben auch Höhlen gesehen. In 
irgendeiner befindet sich die Mine. Jungs, das ist die Chance, 
auf die wir so lange warten mußten.« 

Auch Cooper und Billy Barns nickten zustimmend. Die Gier 

nach dem gelben Metall pulsierte in ihren Adern. Ihre Augen 
funkelten. Bill Barns hielt einen Brocken Gold in seinen 
Händen und starrte immer wieder verzückt darauf. 

»Also gut«, sagte der Banditenboß. »Zuerst werden wir 

herausfinden, ob dieser Cochise hier irgendwo herumschleicht. 
Wenn er nämlich herausfindet, daß wir in den Talkessel 
geritten sind, stecken wir in der Falle. Zuerst sollten wir die 
Pferde und natürlich auch den Mustang in das Tal bringen.« 

So geschah es auch. 
Über eine Stunde lang beobachteten die drei Bandite das 

Gelände vor dem Canyon, ohne auch nur einen Indianer zu 
entdecken. Auch der Apache, der geflüchtet war, tauchte nicht 
mehr auf. 

»Mir schmeckt das alles nicht so richtig«, sagte Jeff Cooper 

und fuhr sich kratzend über seine Bartstoppeln. »Die Rothaut 
kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Das gefällt mir 
überhaupt nicht, zum Henker. Ich kann mir nicht helfen.« 

»Er wird verwundet sein und sich irgendwo verkrochen 

haben«, rief Bill Barns. »Du siehst viel zu schwarz, Morgan. 
Der rote Bastard hat einen solchen Schrecken gekriegt, daß er 
längst über alle Berge ist. Er wird irgendwo in der Wildnis 
verrecken. Ohne Pferd und ohne Waffen ist er rettungslos 
verloren.« 

Jeff Cooper zuckte nur mit den Achseln. Er schien noch 

immer nicht so richtig davon überzeugt zu sein, daß keine 
Gefahr mehr drohte. 

Glenn Morgan ergriff das Wort. »Billy kann ja noch eine 

Weile hier am Canyoneingang zurückbleiben, während wir uns 

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schon im Valley umsehen. Vielleicht finden wir die Höhle auf 
Anhieb.« 

Cooper grinste plötzlich. 
»Wir brauchen nur den Hufen des Mustangs zu folgen.« 

Erregung lag in seiner Stimme. Man sah ihm an, daß er nun 
ebenfalls heftig vom Goldfieber gepackt wurde. 

Glenn Morgan lief los. 
»Laß dich vor einer halben Stunde nicht sehen«, sagte 

Cooper zu dem bleichgesichtige Barns. »Und solltest du 
angegriffen werden, dann schieße wie der Teufel. Wir werden 
dir sofort zu Hilfe eilen. Bis später, Billy.« 

Es war für die beiden Banditen nicht schwer, die Spuren des 

Mustangs im Tal zu finden. Sie führten genau auf eine 
Felswand zu. Morgans Gesicht drückte Enttäuschung aus, als 
er keine Höhle oder einen Stolleneingang entdecken konnte. Er 
fluchte lästerlich. 

»Hör auf«, sagte Cooper. »Zum Henker, hast du erwartet, 

daß wir die Mine so ohne weiteres finden werden. Ich…« 

Coopers Stimme endete plötzlich. Seine Hand tastete nervös 

über das Sattelhorn. 

»Dort drüben hinter den Büschen«, murmelte er dann. »Es 

sieht wie eine Höhle aus. Die Hufspuren führen genau auf 
diese Stelle zu. Runter von den Pferden. Wir schleichen uns 
heran.« 

Die Outlaws eilten auf die dunkle Öffnung zu, die sich hinter 

Speerdornbüschen und Manzanittas auftat. Sie war nicht groß. 
Ein Mann, der sich bücken mußte, konnte sich gerade 
hindurchzwängen. 

»Wir sind am Ziel«, sagte Glenn Morgan feierlich. »Ich habe 

doch gewußt, daß es diese Goldmine gibt, obwohl mir niemand 
glauben wollte.« 

»Noch wissen wir es nicht, Morgan. Du spuckst schon 

wieder große Töne. Vielleicht ist es nur der Unterschlupf von 
Pumas oder Wölfen. Halte nur dein Gewehr schußbereit, damit 

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wir keine unliebsamen Überraschungen erleben.« 

»Der Höhleneingang ist früher größer gewesen«, stellte 

Morgan fest. »Siehst du die Steinbrocken, die man 
aufgeschichtet hat, damit der Eingang kleiner wurde?« 

Die beiden Banditen beschleunigten ihre Schritte. Sie wollten 

unbedingt erfahren, ob sie endlich das langgesuchte Ziel 
erreicht hatten. Sie drangen in die Höhle ein. 

Bill Barns döste vor sich hin. 

Die Hitze und die Strapazen des langen Rittes steckten ihm 

in den Knochen. So sehr er auch Ausschau hielt, von Indianern 
war weit und breit nichts zu sehen. 

Insekten umschwirrten seinen Kopf. Manchmal wurden die 

blutgierigen Plagegeister besonders schlimm. Dann fuchtelte 
der Bandit mit beiden Händen, um sich Luft zu verschaffen. 

Er vernahm ein Geräusch hinter sich und drehte den Kopf 

herum. Er blickte auf den großgewachsenen Indianer, der nur 
wenige Schritte von ihm entfernt verharrte und den Lauf des 
Gewehres auf ihn gerichtet hielt. 

Cochises Gesicht wirkte wie eine Maske. 
Barns wagte nicht, nach seiner Winchester zu greifen. Er 

richtete sich langsam auf und wandte sich mit 
marionettenhaften Bewegungen dem Gegner zu. 

»Cochise!« 
»So ist es, weißer Mann.« Die Stimme des Chiricahua-

Häuptlings klang tonlos. Cochise ließ sich den Triumph gar 
nicht anmerken, der ihn im Moment beherrschte. »Lege deinen 
Revolvergurt ab!« 

Billy Barns befolgte diesen Befehl. Er riskierte nicht, seinen 

Colt zu ziehen. 

»Wehr dich, Bandit!« 
Der Häuptling der Apachen ließ sein Gewehr fallen und zog 

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sein Messer aus dem Gürtel. 

In Barns' Augen leuchtete es auf. Er wußte nun, daß der 

Apache ihn nicht skrupellos töten, sondern ihm eine faire 
Chance im Zweikampf geben wollte. 

Barns riß sein Messer aus der Scheide. Breitbeinig stand er 

vor dem Apachen und fuchtelte mit dem Green River Messer 
herum. Die Angst, die ihn bisher in der Gewalt gehalten hatte, 
fiel von ihm ab. Er hatte sich schon öfters seiner Haut bei 
einem Messerkampf gewehrt. Und aus diesem Grund rechnete 
er sich eine gute Chance gegen den Häuptling der Apachen 
aus. 

Bill Barns schnellte sich nun blitzschnell nach vorn und hatte 

die Hand mit dem Messer wie eine Lanze auf den Indianer 
gerichtet. 

Cochise steppte in letzter Sekunde gedankenschnell zur 

Seite. Barns raste an ihm vorbei, stolperte über einen 
kopfgroßen Steinbrocken und konnte sich nur mit Mühe auf 
den Beinen halten. Er wirbelte herum. 

Cochise war ihm nicht gefolgt. Das Lächeln auf seinem 

Gesicht reizte Billy Barns zu einem Aufschrei. Erneut stürmte 
er wie ein wütender Büffelbulle los. 

Diesmal stoppte er aber vorher ab, wechselte das Messer von 

einer in die andere Hand und stach zu. 

Beinahe wäre Cochise auf diesen hinterhältigen Trick 

hereingefallen. In letzter Sekunde konnte er der vorzuckenden 
Klinge ausweichen. Die beiden Männer prallten hart 
gegeneinander. 

Für Bruchteile von Sekunden roch Cochise den Atem des 

Mannes, sah sein schweißglänzendes Gesicht und die 
geweiteten Augen. Dann lösten sich die beiden unerbittlichen 
Gegner voneinander. 

Barns trat zu, traf Cochises Oberschenkel schmerzhaft. Für 

einen Moment schien das Bein dem Apachenhäuptling nicht 
mehr gehorchen zu wollen. Cochise warf sich wie eine Katze 

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zur Seite. Das Messer ritzte seine Haut. 

Bill Barns aber stand wie erstarrt, taumelte zurück und 

schwankte wie ein Grashalm im Sturm. Seine Hand öffnete 
sich. Sein Messer stürzte zu Boden. Er starrte auf das 
Büffelmesser des Apachen, das in seine Brust eingedrungen 
war. Blut sickerte an der Einstichstelle hervor und färbte Billy 
Barns' schmutziges Hemd dunkel. 

Der Häuptling der Apachen erhob sich. Er hatte genau im 

richtigen Moment zugestoßen. 

Billy Barns brach auf die Knie. Ein heiseres Röcheln kam 

von seinen zuckenden Lippen. Nun umklammerte er mit beiden 
Händen das Messer in seiner Brust. Vergebens versuchte er, es 
herauszuziehen. 

Der Outlaw stöhnte erneut, schwankte und kippte nach vorn. 

Noch ehe er den Boden erreicht hatte, hatte er sein 
Banditenleben ausgehaucht. 

Cochise wälzte den Toten auf den Rücken und zog sein 

Messer aus dem Leichnam. Dann zerrte er Barns zwischen 
zwei Felsen und schlich auf das Tal zu. 

Der Häuptling der Apachen wollte nun mit den beiden 

anderen Banditen abrechnen. Bisher war sein Plan 
aufgegangen. 

Glenn Morgan riß ein Streichholz an. Die Helligkeit blendete 
die Banditen. Sie befanden sich wenige Schritte hinter dem 
Höhleneingang und waren stehengeblieben, da es unmöglich 
war, auch nur noch die eigene Hand vor den Augen zu sehen. 

Morgan bückte sich und hielt das Zündholz an seinen 

Grasbüschel, der sofort aufflackerte. Cooper hielt einen dürren 
Ast in die Flammen, der schnell brannte. 

»Vorwärts«, raunte der Banditenboß. »Die Höhle ist größer, 

als ich angenommen hatte.« 

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Die Outlaws stampften noch tiefer in die Dunkelheit hinein. 

Funken sprühten. Die Flammen zauberten bizarre Schatten auf 
die Höhlenwände. Spinnweben legten sich auf die Gesichter 
der beiden Männer. Etwas raschelte in der Nähe. Vermutlich 
raste eine Maus quietschend davon, verschwand hinter einigen 
Steinbrocken, die kreuz und quer in der Höhle lagen. 

Morgan hustete, denn der Ast entwickelte viel Rauch. 

Coopers Gesichtsausdruck verfinsterte sich immer mehr, als er 
den knöcheltiefen Staub sah, der den Höhlenboden bedeckte. 

»Wir sind mächtig an der Nase herumgeführt worden, 

Morgan«, stieß der Banditenboß wütend hervor. »Das ist 
niemals deine verdammte Goldmine. Das ist nichts anderes als 
eine Falle, in die wir wie Greenhorns hineingetappt sind.« 

Morgan hustete noch immer. Er trat noch näher zur 

Höhlenwand. Außer Staub gab es nichts zu sehen. Die Wand 
war niemals mit Werkzeug bearbeitet worden, um Gold 
herauszuschlagen. 

Nun fluchte Glenn Morgan los. Er hatte wirklich geglaubt, 

bereits am Ziel seiner Träume zu sein. 

»Raus«, knurrte Jeff Cooper. »Das ist eine Falle. Wenn wir 

Pech haben, warten draußen schon einige Dutzend Indianer auf 
uns, die sich liebevoll um uns kümmern.« 

»Unsinn, Cooper. Billy bewacht den Canyoneingang. 

Außerdem hätten wir Hufspuren sehen müssen, sollten sich 
wirklich so viele Indianer im Talkessel versteckt halten.« 

Cooper antwortete nicht, sondern näherte sich vorsichtig dem 

Höhlenausgang. Glenn Morgan folgte ihm. Der Banditenboß 
löschte den brennenden Ast, der ihm als Fackel gedient hatte 
und griff sein Gewehr, das er unweit des Ausgangs abgestellt 
hatte. 

Ein Schuß peitschte auf, als Morgan seinen Kopf vorsichtig 

hinter einem vorspringenden Felsen hervorschob. Die Kugel 
pfiff haarscharf an seinem Schädel vorbei und prallte im Innern 
der Höhle gegen einen Felsen. 

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Cooper und Morgan warfen sich zu Boden. Ihre Gesichter 

erinnerten an bleiche Flecken im Dämmerlicht. Sie wußten zu 
gut, was die Stunde geschlagen hatte. Sie saßen in der Falle. 

»Ergebt euch, Bleichgesichter«, vernahmen sie die 

wohlbekannte Stimme von Cochise. »Euer weißer Partner ist 
tot. Ich habe ihn im fairen Zweikampf getötet. Werft eure 
Gewehre heraus und verlaßt die Höhle mit über dem Kopf 
erhobenen Händen. Das ist eure einzige Chance, dem Tod zu 
entgehen!« 

Cochise schwieg. 
Glenn Morgan und Jeff Cooper wußten, daß sie verspielt 

hatten. Sie waren dem Apachen-Häuptling in die Falle 
gegangen. Cochise hatte auf die Goldgier dieser beiden 
Bleichgesichter spekuliert und damit auch Erfolg gehabt. 

»Der rote Bastard wird uns töten, wenn wir die Höhle 

verlassen«, sagte Cooper. »Oh, warum habe ich wieder einmal 
auf dich gehört, Morgan. An deinen Stiefeln klebt wirklich nur 
das Pech. Nun ist es aus und vorbei mit uns.« 

»Noch leben wir«, sagte Glenn Morgan und knirschte mit 

den Zähnen. »Wir geben nicht auf. Ich wenigstens nicht, 
solange noch eine Patrone in meiner Waffe steckt.« 

»Ich gebe euch die Frist, die ihr Bleichgesichter eine halbe 

Stunde nennt, um euch zu entscheiden«, rief der Häuptling der 
Chiricahuas. »Wenn ihr bis dahin die Höhle nicht verlassen 
habt, werde ich euch ausräuchern. Das wird mir bestimmt nicht 
schwerfallen.« 

Schweigen breitete sich aus. Hin und wieder knirschte es in 

den Höhlenwänden und in der Decke. Feiner Sand und 
Erdreich rieselte auf die Banditen nieder. 

Morgan schob sich vorsichtig zum Höhleneingang und 

spähte ins Freie. Er konnte außer wiegenden Büschen und 
kahlen Felsbrocken nichts sehen. Der Indianerhäuptling mußte 
ganz in der Nähe hinter sicherer Deckung liegen. 

»Wir erschießen ihn«, stieß Glenn Morgan hervor. »Er wird 

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sich zeigen müssen. Und dann ist dieser verdammte rote 
Bastard endlich fällig!« 

»Du bist wirklich ein großer Häuptling«, sagte Schwarzer 
Wolf, der sich neben Cochise niedergekauert hatte. Beide 
Indianer blickten zum Höhleneingang hinüber, der sich 
deutlich in den grauen Felsmassen abzeichnete. 

»Dein Plan ist perfekt gewesen, Cochise. Er wird deinen 

Ruhm noch vergrößern.« 

Cochise lächelte über die enthusiastischen Worte des jungen 

Kriegers, der vor Begeisterung außer sich war. 

»Meine Sorgen galten dir, Schwarzer Wolf. Du bist sehr 

mutig gewesen, als du den Bleichgesichtern entgegengeritten 
bist. Wie leicht hätte dich eine Kugel treffen können.« 

Schwarzer Wolf freute sich über diese Worte. 
»Wirst du die beiden Hellhäutigen töten?« fragte er den 

Häuptling der Apachen. 

»Wenn sie sich ergeben, bringe ich sie zu den Blauröcken. 

Wenn sie kämpfen wollen, werden sie sterben.« 

Damit war alles gesagt. 
Die Minuten vertrieben langsam. In der Höhle rührte sich 

nichts. Und doch wußte Cochise, daß die Bleichgesichter 
fieberhaft überlegten, wie sie aus dieser tödlichen Falle 
entkommen konnten. 

»Die Frist, die ich euch gegeben habe, ist um«, rief Cochise 

plötzlich. »Verlaßt die Höhle, dann werde ich euer Leben 
schonen. Wenn ihr meinem Befehl nicht folgt, werdet ihr elend 
umkommen. Die Höhle wird zu eurem Grab werden!« 

Schüsse peitschten auf. Die Kugeln strichen einige Yards 

entfernt in ein Salbeigebüsch. 

Cochises Blick wurde ernst. 
Die Hellhäutigen würden sich nicht ergeben, sondern bis 

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zum letzten Atemzug kämpfen. Sie vertrauten dem Wort eines 
Indianers nicht, auch wenn es der Häuptling der Apachen selbst 
war, der ein Versprechen gegeben hatte. 

Schwarzer Wolf blickte Cochise aus funkelnden Augen an. 

Er hielt den Kriegsbogen gespannt und wartete nur auf den 
Befehl des Apachen-Jefe, um den Pfeil abzuschießen. 

Noch immer schossen die beiden Banditen aus dem 

Höhleneingang hervor. Es war Verzweiflung, die sie zu diesem 
sinnlosen Vorgehen trieb. Keine Kugel traf. 

Sie vergeuden nur ihre Munition, dachte Cochise. Diese 

Bastarde werden sich nicht ergeben. Ich werde sie vernichten. 

Der Chiricahua nickte dem Mescalero-Apachen zu. Der Pfeil 

schnellte von der Sehne und flog zielsicher auf die dunkle 
Öffnung des Höhleneinganges zu. 

Cochise feuerte ebenfalls. Die Schüsse im Innern der 

angeblichen Goldmine verstummten. Schwarzer Wolf schickte 
noch einen Pfeil hinüber. Kein Aufschrei deutete an, daß Pfeile 
oder Kugeln ein Ziel gefunden hatten. 

»Cochise gibt euch eine letzte Chance, die Höhle zu 

verlassen«, rief der Häuptling der Apachen mit donnernder 
Stimme. »Tretet mit erhobenen Händen heraus und laßt eure 
Waffen zurück. Wenn ihr meinen Befehlen nicht folgt, werdet 
ihr es bitter büßen müssen!« 

Keine Antwort erklang aus der Höhle an Cochises Ohren. 

Ein harter Zug legte sich um seine Mundwinkel. Nun blieb ihm 
keine andere Wahl, als zu handeln. 

Und es würde ein schwerer und harter Tod sein, der auf die 

Bleichgesichter wartete. 

Glenn Morgan und Jeff Cooper hatten sich tiefer in die Höhle 
zurückgezogen, als Pfeile und heißes Blei hereinzischten. 
Bleich schimmerten die Gesichter der beiden Banditen. 

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Verzweifelt suchten sie nach einer Möglichkeit, um einer 
tödlichen Niederlage zu entgehen. 

Sie vernahmen die Stimme des Apachen, der sie nochmals 

aufforderte, sich zu ergeben. 

»Vielleicht sollten wir doch rausgehen«, flüsterte Glenn 

Morgan. »Hier drinnen werden wir elend verrecken.« 

»Dann geh doch«, schnappte Coopers heisere Stimme. 

»Verschwinde, Morgan. Ich ergebe mich nicht, sondern 
kämpfe bis zum letzten Atemzug. Dieser rote Teufel würde uns 
sofort umbringen. Glaubst du, er folgt uns einige Tage, nur um 
uns dann liebevoll in die Arme zu schließen? Nein, Morgan. 
Vielleicht bringt er uns nicht gleich um. Das ist gut möglich. Er 
nimmt uns mit in sein Lager, damit seine Krieger später viel 
Spaß haben, wenn wir am Marterpfahl sterben. Unser Tod ist 
eine beschlossene Sache.« 

Glenn Morgan senkte den Kopf. Er folgte dem Banditenboß, 

der langsam vorwärtskroch, um ins Freie spähen zu können. 

Rauch kroch ihnen entgegen, der schon bald stärker wurde 

und die Banditen husten ließ. Die Rauchwolken verstärkten 
sich, füllten immer mehr das Höhleninnere. 

»Er will uns ausräuchern«, raunte Cooper. »Das habe ich 

erwartet. Dieser rote Hundesohn hat ein Feuer vor dem 
Höhleneingang angezündet. Und er hofft, daß wir schon bald 
ins Freie stürmen.« 

»Was können wir tun?« fragte Morgan, dem es kalt über den 

Rücken kroch. Er hustete, denn die Rauschwaden wurden 
dichter. Immer mehr weißlicher Rauch stieg am Höhleneingang 
auf und waberte zu den Banditen herein. 

Jeff Cooper feuerte blindlings los, hoffte wohl, einen 

Zufallstreffer anbringen zu können. 

Er und auch Morgan konnten das Feuer vor der Höhle nicht 

sehen, denn der Einstieg lag einige Fuß höher, als der 
Talboden. So war es auch für Cochise und Schwarzer Wolf 
ungefährlich gewesen, sich heranzuschleichen, ohne den 

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Banditen ein Ziel zu bieten. 

Jeff Cooper stellte das Feuer ein, als er das Magazin seines 

Gewehres leergeschossen hatte. Fluchend suchte er nach 
Patronen in seinen Jackentaschen. 

Noch stärker wurden die Rauchwolken, die in das 

Höhleninnere krochen und die Bleichgesichter umhüllten. Bald 
husteten sie um die Wette und schnappten nach Luft, wie 
Fische, die unversehens an Land gespült worden waren. 

Cooper und Morgan schoben sich ihre Halstücher vor Mund 

und Nase und krochen tiefer in die Höhle hinein. An einen 
Ausbruch war nicht zu denken. 

Sie würden in das gnadenlose Gewehrfeuer des Indianers 

rennen, der nur darauf wartete, daß die beiden Hellhäutigen 
endlich die Höhle verließen. 

Morgan und Cooper richteten sich auf. Der Banditenboß 

stieß mit dem Kopf gegen einen vorspringenden Felsbrocken 
und fluchte lästerlich los. 

Glenn Morgan riß ein Zündholz an, das er aus seiner 

Jackentasche hervorgekramt hatte. Die beiden Männer sahen 
sich um. Hier hatte sich der Rauch noch nicht so sehr 
verdichtet, obwohl er näherkroch, wie ein alles verschlingendes 
Ungeheuer. 

Cooper hob einen trockenen Zweig auf und hielt ihn an die 

zuckende Flamme des Zündholzes. Sie fanden auch einen 
morschen Ast, den sie als Fackel benutzten. 

Glenn Morgan deutete plötzlich in die Höhe, wo der Rauch 

dahintrieb, als folge er einem bestimmten Ziel. 

»Siehst du es auch, Cooper?« fragte er. »Der Rauch zieht ab. 

Es muß noch irgendwo eine Öffnung geben. Und die müssen 
wir finden. Vielleicht ist sie groß genug, damit auch wir ins 
Freie schlüpfen können. Das ist unsere Chance, Cooper. Damit 
hat dieser Cochise nicht gerechnet, daß es noch einen zweiten 
Ausgang gibt.« 

Glenn Morgans freudige Stimme verstummte. Auch auf Jeff 

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Coopers Gesicht legte sich ein Hoffnungsschimmer. Er atmete 
tief durch und hastete dann los. 

Die Outlaws setzten sich in Bewegung und folgten dem 

schmalen Höhlengang. Manchmal mußten sie sich ducken, 
wenn der Stollen zu niedrig wurde. Hinter ihnen kroch der 
Rauch heran, als verfolge er sie. 

Felsbrocken, Staub und Erdreich bedeckten den Boden. 

Kleintiere huschten zwischen ihren Füßen hindurch. 

Glenn Morgan und Jeff Cooper hatten nur einen Gedanken, 

den zweiten Ausgang zu finden, um so der Rache des 
Häuptlings der Apachen zu entkommen. 

Falls es überhaupt diesen zweiten Ausgang gab. 

Cochise starrte zu der Höhle hinüber und hielt sein Gewehr 
schußbereit. Er rechnete damit, daß die Hellhäutigen jeden 
Augenblick ins Freie stürmen würden. 

Schwarzer Wolf kauerte seitlich neben der Höhle und warf 

hin und wieder Holz und Gras auf das glimmende Feuer. 

Der Chiricahua wurde immer ungeduldiger, je mehr Zeit 

verrann. Nach seinen Überlegungen mußte die Höhle 
inzwischen voller Rauch sein und den Gegnern kaum noch 
Luft zum Atmen lassen. 

Warum tauchten sie nicht auf? 
Schwarzer Wolf huschte heran und kniete sich neben dem 

Häuptling der Apachen. Er blickte Cochise aus seinen leicht 
schrägstehenden Augen forschend an. 

Der Jefe zuckte die Achseln. 
»Ich weiß auch nicht, warum die Bleichgesichter nicht die 

Höhle verlassen haben«, sagte er. »Der Rauch hätte sie längst 
wie Ratten ins Freie treiben müssen.« 

Der Mescalero antwortete nicht. Er schien nachzudenken, 

denn eine steile Falte bildete sich über seiner Nasenwurzel. 

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»Schwarzer Wolf wird in die Höhle schleichen und 

nachsehen«, stieß der junge Krieger entschlossen hervor. »Er 
hofft, daß Cochise das erlauben wird?« 

Der Chiricahua schüttelte ernst den Kopf. Er wollte das 

Leben des jungen Mescalero nicht aufs Spiel setzen, obwohl er 
den Mut des Indianers anerkannte. 

»Cochise wird gehen«, entgegnete der Indianer-Chief. »Der 

tapfere Krieger der Mescaleros wird hier auf ihn warten.« 

Schwarzer Wolf senkte den Kopf. Er wagte keine Widerrede. 

Cochise hatte eine Entscheidung gefällt, die es zu respektieren 
galt. 

Der Apachenhäuptling glitt von seitwärts auf den 

Höhleneingang zu, verhielt davor kurz und tauchte dann in die 
Rauchwolken hinein. Cochise konnte kaum etwas sehen und 
hielt den Atem an. Er kroch wie eine Schlange am Boden 
entlang, denn dort war der Qualm noch nicht so dicht. Nach 
wenigen Yards blieb Cochise liegen und lauschte. Er konnte 
keinerlei Geräusche vernehmen. Das bedeutete, daß die weißen 
Banditen tiefer in die Höhle hineingeflüchtet waren. 

Cochise kehrte um, denn es erschien ihm sinnlos, sich eine 

Rauchvergiftung zu holen. Er atmete befreit auf, als er das 
Tageslicht erreichte und frische Luft in seine Lungen pumpte. 

Schwarzer Wolf sah ihm entgegen. 
»Wir müssen abwarten«, sagte Cochise. »Die Bleichgesichter 

sind in das Höhleninnere geflüchtet. Vielleicht hoffen sie, so 
ihrem Schicksal entgehen zu können. Uns bleibt keine andere 
Wahl, als abzuwarten. Sie werden kommen. Ich weiß es.« 

Jeff Cooper und Glenn Morgan hielten keuchend inne. Sie 
schwitzten und glaubten, keinen trockenen Faden mehr am 
Leib zu haben. Der brennende Ast rußte. Es herrschte eine 
drückende Schwüle in dem engen Gang. 

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In den Wänden und in der Decke des Höhlenganges knisterte 

es immer wieder verdächtig. Morgan und Cooper befürchteten 
manchmal, daß alles in sich zusammenbrechen würde. 

»Wenigstens sind wir dem Rauch entkommen«, stöhnte 

Cooper. »Wenn wir aber den zweiten Ausgang nicht finden, 
dann sind wir trotzdem geliefert. Und es sieht ganz danach aus, 
daß wir ihn nicht finden werden. Zum Henker, wären wir nicht 
so goldgierig gewesen, dann steckten wir jetzt nicht in dieser 
verteufelten Klemme.« 

Morgan winkte ab. »Wir sind nun mal wie blinde Hühner in 

diese Falle getappt. Daran läßt sich nichts ändern. Vorwärts, 
Cooper, noch haben wir nicht verloren. Wir finden einen 
Ausweg.« 

Glenn Morgan feuchtete seinen Zeigefinger an und reckte ihn 

hoch über seinen Kopf. Er spürte den leichten Luftzug und 
nickte mehrmals zufrieden. 

»Wir sind auf dem richtigen Weg. Es gibt eine Öffnung. Reiß 

dich zusammen.« 

Morgan nahm dem Banditenboß den brennenden Ast aus der 

Hand und fluchte, als seine Finger von sprühenden Funken 
getroffen wurden. Er lief weiter und vernahm hinter sich die 
stampfenden Schritte des ehemaligen Bosses der Viehdiebe. 

Der Höhleneingang verbreiterte sich. Rechts und links 

zweigten Nebengänge ab. Jeff Morgans Schritte stockten 
abrupt. Cooper prallte gegen ihn und brachte ihn beinahe zu 
Fall. 

»Geradeaus, verdammt noch mal«, flüsterte Jeff Cooper. 

»Ich habe nicht die geringste Lust, mich in diesem Labyrinth 
zu verirren.« 

Die Outlaws hasteten weiter. 
Cooper hob einen dicken Holzprügel auf, den er später als 

Fackel benutzen wollte, wenn Morgans Ast niedergebrannt 
war. Die Banditen verloren jedes Zeitgefühl. 

Endlos lange schien ihnen der Weg durch die Höhle zu sein. 

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Der Gang wurde nun wieder enger und auch niedriger. Steine 
und Erdbrocken lagen am Boden. 

Das Ächzen in den Wänden nahm zu. Sand rieselte auf die 

beiden Banditen nieder. Morgan hustete sich fast die Lunge aus 
dem Leib, als er eine volle Ladung ins Gesicht bekam. 

Staub und Schweiß vermischten sich zu einem schmutzigen 

Brei. Er fluchte und tobte, war nahe daran, durchzudrehen. Er 
verwünschte den Indianerhäuptling in den finstersten Winkel 
der Hölle. 

Nun war es Cooper, der die Ruhe behielt und kurze Zeit 

darauf die Führung wieder übernahm. Die Luft roch nach 
Moder und Vergänglichkeit. 

Cooper stolperte plötzlich, stürzte aufschreiend zu Boden 

und konnte den brennenden Ast nicht mehr festhalten. Er 
kullerte einige Schritte durch den Staub, ging aber nicht aus. 

Jeff Morgan half seinem Banditenfreund auf die Beine. Und 

erst jetzt sahen die Outlaws, über was Cooper gestolpert war. 

Gebleichte Skelettknochen lagen am Boden. Ein weißlich 

schimmernder Totenschädel schien die Männer anzugrinsen. 

Jeff Morgan hatte das Gefühl, daß sich seine Nackenhaare 

aufrichteten. 

Er wich erschrocken bis zur Höhlenwand zurück. Cooper 

quälte sich ein Grinsen ab und hob seine Fackel wieder auf. 

»Der tut nichts mehr«, zischelte er. »Ich möchte nur wissen, 

wie er in die Höhle gekommen ist?« 

»Sieh dir mal den Schädel genauer an, Cooper, dann wirst du 

eine Einschußstelle mitten in der Stirn sehen. Der Mann wurde 
ermordet und hier zurückgelassen. Das muß aber bereits vor 
vielen Jahren geschehen sein.« 

Glenn Morgan und Jeff Cooper starrten auf das Skelett, 

wandten sich dann ab und setzten ihren Weg fort. 

Schon bald geisterte der zuckende Lichtschein über Schutt, 

Felsbrocken und Erdreich, das den Gang versperrte. Der 
Höhleneingang war an dieser Stelle in sich 

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zusammengebrochen. 

Cooper und Morgan standen wie betäubt da. 
Das war das Ende. 
Hier gab es kein Vorwärtskommen mehr. Es sah aus, als 

habe sie die Rache Cochises eingeholt. 

Über eine Stunde war vergangen, seitdem Cochise in der Höhle 
gewesen war. Nun zeigte der sonst so ruhige, ja, fast stoisch 
wirkende Indianerhäuptling Nerven. 

Es hielt ihn nicht mehr auf seinem Beobachtungsposten. 

Gemeinsam mit dem Schwarzen Wolf trat er auf den 
Höhleneingang zu. Das Feuer vor dem Eingang war erloschen. 

Der Rauch im Innern der Höhle hatte sich gelichtet. Zum 

Teil war er aus dem Höhleneingang herausgeweht, zum 
anderen Teil mußte er tief in die Höhle hineingezogen sein. 

Schwarzer Wolf blickte den Chiricahua forschend an. 
»Was will Cochise tun?« 
»Wir werden in die Höhle eindringen und nach den 

Hellhäutigen sehen«, sagte der Indianer-Chief. »Vielleicht sind 
sie bereits tot. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren. Und 
sollten die Bleichgesichter noch am Leben sein, dann werde ich 
mit ihnen abrechnen.« 

Der junge Mescalero-Krieger nickte begeistert. Das war so 

ganz nach seinem Geschmack. Er wollte sich bewähren. Und er 
konnte sich keinen besseren Lehrmeister, als den legendären 
Häuptling der Apachen vorstellen. 

Schwarzer Wolf eilte davon, holte einen zundertrockenen Ast 

und entfachte geschickt ein Feuer, in dem er die provisorische 
Fackel entzündete. 

Cochise und der Mescalero drangen in die Höhle ein. Der 

vorderste Teil war fast ohne Rauch. Nun bemerkte auch der 
Chiricahua den leichten Luftzug, der den Rauch immer tiefer in 

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die Höhle hineinzog. 

Cochises Gesicht wurde ernst. Auch er rechnete plötzlich mit 

einem zweiten Ausgang. Das aber würde bedeuten, daß ihm die 
Weißhäutigen entkommen waren. Dann wäre sein Plan 
gescheitert. 

Langsam schlichen die beiden Indianer vorwärts, hielten ab 

und zu an und lauschten. Sie hofften, Schritte der Geflüchteten 
zu vernehmen, doch sie wurden enttäuscht. 

Cochises Gesicht wirkte im zuckenden Schein der Fackel 

sorgenschwer. Trotzdem gab er nicht auf. 

Der Mescalero-Krieger nickte zufrieden, als sie weiterliefen, 

er hatte auch nicht erwartet, daß Cochise aufgeben würde. Auf 
leisen Mokassins bewegten sich die Apachen vorwärts. Sie 
wichen geschickt niedergestürzten Steinbrocken aus und sahen 
immer wieder die Fußspuren der Weißen vor sich im Staub. 

Schon bald wußte auch Cochise, daß er die Größe der Höhle 

und die Länge des Ganges unterschätzt hatte, der immer tiefer 
in das Bergmassiv hineinführte. 

Manchmal wurden die Apachen von Rauchschwaden 

eingehüllt, die noch nicht abgezogen waren. Unaufhaltsam 
setzten sie ihren Marsch fort. 

Cochise wollte eine Entscheidung erzwingen. Er hoffte, die 

weißen Banditen einzuholen. 

Nur langsam löste sich der Schock in Glenn Morgan und Jeff 
Cooper. Noch immer standen sie vor dem Schuttberg, der hoch 
bis zur Höhlendecke reichte. 

Es sah wirklich so aus, als würde es hier kein 

Vorwärtskommen mehr geben. Der Banditenboß klemmte den 
brennenden Ast zwischen Steine und setzte sich auf einen 
Felsbrocken. 

»Willst du aufgeben?« fragte Morgan mürrisch. »Verdammt 

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noch mal, Cooper, ich spüre den Luftzug immer noch. Es muß 
einen Durchlaß geben.« 

Glenn Morgan stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte 

hoch zur Decke, dort, wo der Höhlengang in sich 
zusammengestürzt war. 

»Dort oben ist eine Öffnung, Cooper. Ich steige mal hoch. 

Wir brauchen das Loch nur zu vergrößern. Vielleicht gelingt es 
uns, später durchzuklettern.« 

Neuer Mut erfaßte nun auch den Outlawboß. Er stemmte sich 

auf die Beine und starrte auf Morgan, der sein Gewehr abgelegt 
hatte und nun den Schuttberg hochzuklettern begann. 

Schon nach wenigen Fuß Höhe gerieten Erdreich und Steine 

ins Rutschen. Morgan konnte gerade noch rechtzeitig 
abspringen, sonst wäre er unter den nachgebenden Erdmassen 
begraben worden. 

Eine riesige Staubwolke nahm den Banditen den Atem. Zum 

Glück erlosch die Fackel nicht. Morgan stand bebend neben 
Cooper. Er war so erschrocken, daß er nicht einmal fluchte. 

Träge senkten sich die wirbelnden Staubmassen. Cooper und 

Morgan sahen wie gepudert aus. Der Banditenboß griff nach 
der Fackel und leuchtete das Hindernis an. 

Dann stieß er einen Jubelschrei aus. Deutlich sah man eine 

große Öffnung zwischen der Höhlendecke und dem Schuttberg. 
Sie war groß genug, um einen menschlichen Körper 
hindurchzulassen. Der Luftzug wurde stärker. Die frische Luft, 
die von der anderen Seite hereinwehte, tat den Männern gut. 

»Geschafft, Morgan«, flüsterte der Banditenboß. »Wir haben 

Glück im Unglück. Deine Kletterei hat bewirkt, daß sich da 
oben eine ganze Menge Schutt und Geröll gelöst hatte. Wir 
werden durch das Loch kriechen. Der Ausgang kann nicht 
mehr weit sein. Spürst du auch die frische Luft, Morgan?« 

Glenn nickte nur, wischte sich mit dem Handrücken über 

sein verschmutztes Gesicht und verzog sein Gesicht zu einer 
Grimasse. 

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»Nach dir, Cooper.« Er griente. »Diesmal überlasse ich dir 

den Vortritt.« 

Jeff Cooper zögerte, ehe ein Ruck durch seinen untersetzten 

Körper ging. 

»Okay«, sagte er. »Du wirfst mir mein Gewehr rüber, wenn 

ich drüben bin. Drück mir die Daumen, damit auch alles 
reibungslos abläuft.« 

Jeff Cooper begann hochzuklettern. Mehrmals sah es aus, als 

würde wieder alles ins Rutschen geraten. Es knirschte überall. 
Vereinzelte Steine kollerten Morgan vor die Füße. 

Der großgewachsene Bandit hielt den Atem an. Er hob die 

Fackel vom Boden auf und hielt sie hoch, damit Cooper sehen 
konnte, wohin seine Hände griffen. 

Endlich hatte der Viehdieb den Rand des Geröllhaufens dicht 

unterhalb der Höhlendecke erreicht. Seine Finger krallten sich 
um eine große Felsspalte. 

Nun mußte es sich entscheiden, ob es Cooper schaffte, sich 

hochzuziehen und seinen Körper durch die Lücke in der 
Schuttmauer zu schieben. 

Jeff Cooper stöhnte und ächzte. Zoll für Zoll zog er sich 

hoch, glaubte bald, keine Kraft mehr in den Armen zu haben. 
Der Wille zu überleben trieb ihn vorwärts. 

Sein Keuchen ging in ein Stöhnen über, als er sich immer 

mehr in die Lücke zwängte. Dann blieb Jeff Cooper regungslos 
liegen, schnappte keuchend nach Luft und fühlte eine 
unsagbare Erleichterung in sich aufsteigen. 

»Was ist los?« fragte Glenn Morgan ängstlich. »Steckst du 

fest? Kann ich dir helfen?« 

»Alles in Ordnung, Partner«, antwortete Cooper. »Ich schaffe 

es, denn der Spalt ist breit genug. Hoffentlich haue ich mir den 
Schädel nirgends ein, wenn ich auf der anderen Seite lande.« 

Der Banditenboß schob sich weiter. Seine Hände tasteten ins 

Leere. Dunkelheit lag vor ihm. Es war, als wäre er von einer 
Sekunde zur anderen blind geworden. 

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Jeff Cooper kroch vorwärts, griff mit den Händen nach 

unten, um sich abzustützen, doch es war bereits zu spät. Er 
bekam Übergewicht und rutschte los, schrammte über Steine 
und Erdbrocken und landete recht unsanft am Boden. 

Sein Schädel dröhnte wie eine Glocke, als er mit dem Kopf 

gegen einen Felsbrocken krachte. Der Outlaw blieb regungslos 
liegen und fühlte Staub und feine Sandkörnchen auf seiner 
Zunge. 

Die Schutthalde rutschte nicht nach, wie er zuerst befürchtet 

hatte. Cooper vernahm die dumpfe Stimme seines Gefährten 
von der anderen Seite des Ganges. 

»Alles in Ordnung«, rief er. »Komm rüber. Moment, warte 

noch einen Augenblick. Ich will mal sehen, ob ich ein Feuer 
anzünden kann, damit du etwas siehst. Und du solltest auch 
unsere Gewehre nicht vergessen. Die brauchen wir bestimmt 
noch, um uns die verdammten Rothäute vom Hals zu halten.« 

Es war wohl mehr Glück, daß Cooper ein paar Äste fand. Er 

zündete sie an. Die gespenstische Dunkelheit wich huschenden 
und tanzenden Mustern, die von den zuckenden Flammen ins 
Leben gerufen wurden. 

»Ich komme rüber«, schrie Glenn Morgan. »Zuerst schiebe 

ich die Gewehre durch die Lücke. Fang sie auf, Cooper.« 

Cochise und Schwarzer Wolf liefen noch immer dem 
Höhlengang entlang. Der Chiricahua hatte manchmal den 
Eindruck, daß der Stollen kaum merklich einen Bogen machte. 

Die beiden Indianer stockten, als sie das Skelett am Boden 

liegen sahen. Furchtlos traten sie näher. Der zuckende 
Lichtschein der Fackel geisterte über die gebleichten Knochen. 

Cochise nickte leicht. Sie setzten die Verfolgung fort. Die 

Rauchschwaden hatten sich fast ganz verflüchtigt. Auch fühlte 
der Apachen-Häuptling, daß der Luftzug stärker geworden war. 

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Einige Minuten später erreichten die Apachen den 

Schuttberg, der im ersten Moment unüberwindbar erschien. 
Vergebens hielt Cochise nach den weißen Banditen Ausschau. 

Er entdeckte die Lücke oben an der Decke. Sein Gesicht 

verzog sich unwillig. Nun glaubte auch er, daß die Banditen 
eine gute Chance hatten, aus dem Höhlenlabyrinth zu 
entkommen. 

Die beiden Indianer lauschten, konnten jedoch keine 

Geräusche auf der anderen Seite des Ganges vernehmen. 

Cochise kletterte die Geröllhalde hoch. Er bewegte sich 

leichtfüßig. Kaum ein Steinchen kullerte zu Boden. Der 
Chiricahua-Chief erreichte die andere Seite und blieb 
lauschend stehen. 

Er hielt seine Winchester schußbereit. Schwarzer Wolf folgte 

ihm und brachte auch die Fackel mit. Deutlich sahen die 
Indianer die Fußspuren im knöcheltiefen Staub des 
Höhlenganges. 

»Die weißhäutigen Bastarde werden Cochise nicht 

entkommen«, versuchte Schwarzer Wolf den Jefe zu 
ermutigen. 

Cochise lächelte sanft, nickte und lief los. Er wußte nicht, 

wie groß der Vorsprung der Banditen war. Er selbst hatte 
draußen im Tal zu lange gewartet. 

Es schien, als würde sich dieses Zögern nun bitter rächen. 

Trotzdem gab Cochise nicht auf. 

Jeff Cooper nickte zufrieden, als Glenn Morgan dicht vor 
seinen Füßen landete und dabei wie ein Mulitreiber fluchte. 
Der Outlaw klopfte sich Schmutz und Staub aus der Kleidung 
und griff sich dann eines der Gewehre. 

Sein Gesicht hellte sich nun auf. Grinsend nickte er seinem 

Partner zu. »Hoffentlich gibt es nicht noch mehr solche 

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Einbruchstellen im Höhlengang. Vorwärts, Cooper. Dieser 
Höllenhund von Cochise wird uns bestimmt schon auf den 
Fersen sein. Der hat lange genug vor der Höhle gelauert.« 

Die beiden Banditen liefen weiter. 
Plötzlich stockten beide mitten im Schritt, als wären sie 

gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen. Sie starrten auf die 
Stollenwand und trauten ihren Augen nicht. 

»Heiliger Rauch«, flüsterte Jeff Cooper andächtig. »Das gibt 

es doch gar nicht.« 

Glenn Morgans Gesicht rötete sich. Er plusterte die Backen 

auf, ehe er zischend aufschnaufte. 

Langsam traten die Outlaws näher. 
»Gold«, murmelte Morgan. »Adergold. Es gibt diese 

Goldmine also wirklich. Es ist kein Hirngespinst gewesen. Sieh 
nur genau hin, Cooper. Und dann solltest du es nicht mehr 
wagen, mich einen verdammten Narren zu schimpfen.« 

Cooper starrte auf die Wand. Dick wie Männerarme zogen 

sich mehrere Goldadern durch das Gestein. Sie erinnerten an 
erstarrte Blitze. 

An einigen Stellen waren Goldbrocken herausgebrochen 

worden. Das aber mußte schon vor langer Zeit geschehen sein. 
Staub und Spinnenweben deuteten darauf hin. 

Glenn Morgan tastete über das gelbe Metall. Sein Gesicht 

hatte einen entrückten Ausdruck angenommen. Coopers 
Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. 

»Wir müssen erstmal raus aus diesem verdammten Loch«, 

stieß er hervor. »Wenn wir Cochise getötet haben und auch 
seine Begleiter, dann können wir die Goldmine ausbeuten. 
Vorerst aber müssen wir unsere Haut retten.« 

Er zupfte Morgan am Ärmel, der noch immer regungslos 

dastand, als habe er Coopers Worte nicht verstanden. 

Der Bandit nickte plötzlich. »Wir besiegen diesen Apachen-

Bastard und holen uns dann das Gold. Nun ist alles doch nicht 
umsonst gewesen.« 

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Glenn Morgan folgte dem Banditenboß, der weiterlief, die 

Angst im Nacken, von den Verfolgern eingeholt zu werden. Er 
wollte es lieber im Freien auskämpfen, falls es einen Ausgang 
gab und sich alles nicht als ein Trugschluß herausstellte. 

Die Banditen hasteten weiter. Die Luft, die ihnen 

entgegenwehte, wurde immer frischer. Einmal blieben sie 
stehen und lauschten. Es schien ihnen, als hörten sie Schritte 
hinter sich. 

Morgan hob das Gewehr. Seine Lippen zuckten. 
»Nicht schießen!« fauchte Cooper. 
»Willst du, daß hier alles zusammenbricht?« 
Morgan senkte den Lauf der Winchester. Er blickte auf die 

Fackel in Coopers Hand, die ziemlich niedergebrannt war und 
schon bald verlöschen mußte. 

Sie liefen weiter, hofften von ganzem Herzen, Tageslicht zu 

sehen und einen Ausgang zu finden, der ihnen die Rettung 
bringen würde. 

Minuten vergingen. 
Kein größeres Hindernis stellte sich den flüchtenden Outlaws 

mehr in den Weg. Ihre stampfenden Schritte klangen hohl von 
den Höhlenwänden zurück. Der keuchende Atem erfüllte die 
unheimliche Stille, die die Banditen umgab. 

Die Fackel verlöschte plötzlich. Dunkelheit hüllte die 

Männer ein. Morgan versuchte zwar, den Rest des Aststumpfes 
nochmals anzuzünden, doch es gelang nicht. 

»Wir müssen es so versuchen«, knurrte Morgan wütend. 

»Mehr als den Schädel einrennen können wir uns nicht.« 

Die Outlaws liefen weiter. Immer wieder stolperten sie über 

Steinbrocken oder knallten gegen Felszacken, die tief in den 
Gang ragten. Sie fluchten und tobten, gaben aber nicht auf. 

Jeff Cooper zwinkerte plötzlich, als er einen vagen 

Lichtschein in der Ferne sah. Die Helligkeit nahm bereits nach 
wenigen Yards zu und wies den beiden Outlaws den Weg. 

»Geschafft«, schrie Morgan und sprang vor Freude in die 

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Luft. Er hätte es lassen sollen, denn er holte sich eine weitere 
Beule an einem vorspringenden Felsen. 

Fluchend folgte er Cooper, der nun dahinjagte, als wäre er 

noch völlig frisch und munter. Der Banditenboß jubelte, als er 
den Höhlenausgang erreichte und ins Freie spähte. 

Sein Gesicht verzog sich vor Überraschung. Auch Glenn 

Morgan staunte nicht schlecht, als er den Talkessel vor sich 
liegen sah, von wo aus ihr Ausflug begonnen hatte. 

Sie erkannten sogar ihre Pferde und auch die beiden 

Mustangs ihrer Gegner. Der Höhleneingang, durch den sie das 
Bergmassiv betreten hatten, lag ungefähr hundert Yards 
entfernt. Die beiden Höhleneingänge waren miteinander 
verbunden. 

Von Cochise und anderen Indianern konnten die weißen 

Banditen nichts entdecken. Sie glaubten nun noch mehr, daß 
die Rothäute ihnen durch das Höhlenlabyrinth folgten. 

»Los, zu den Pferden«, krächzte Morgan. »Wir hauen ab.« 
Er lief los. Cooper holte ihn schon nach wenigen Schritten 

ein und schrie zurück: »Wir suchen uns ein gutes Versteck, 
Morgan. Cochise wird bald auftauchen. Wir haben leichtes 
Spiel mit ihm. Wenn er aus dem Höhlengang raus will, knallen 
wir ihn ab. Das höllische Spielchen ist ins Gegenteil 
umgeschlagen. Nun sitzen wir am Drücker.« 

Morgan blieb stehen und nickte heftig. 
»Du hast recht, Cooper. Verdammt, das ist unsere große 

Chance. Nun haben wir den roten King in der Falle.« 

Die Outlaws suchten sich gute Deckungsmöglichkeiten, von 

denen aus sie beide Höhleneingänge im Auge behalten 
konnten. Sie konzentrierten sich aber auf den Mineneingang, 
aus dem sie selbst vor wenigen Minuten getreten waren. 

Sie wollten Cochise nun alles zurückzahlen. Mit Zins und 

Zinseszins, wie es Cooper ausdrückte. Morgan hatte zwar nicht 
die geringste Ahnung, was das bedeutete, doch er nickte. 

Sein Haß auf den Apachenhäuptling war so groß, daß er alles 

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akzeptierte, was Cochise schaden würde. 

An der Goldader waren Cochise und Schwarzer Wolf nur kurz 
verweilt, ehe sie weiterliefen. Der Häuptling der Chiricahuas 
hatte von dem Gold nichts gewußt. 

Er kannte aber die Gier der Bleichgesichter. Sie würden auf 

den goldenen Segen unter keinen Umständen verzichten 
wollen. Und dazu gehörte es, daß er und Schwarzer Wolf 
starben und das Geheimnis mit in die Ewigen Jagdgründe 
nahmen. 

Cochises Herzschlag beschleunigte sich leicht, als er den 

Lichtschein vor sich erkannte. Schwarzer Wolf löschte die 
primitive Fackel und legte einen Pfeil auf die Sehne seines 
Kriegsbogens. 

Auch Cochise hielt sein Gewehr schußbereit. Er ahnte, daß er 

und der Mescalero nun in der Falle saßen, sollten die Banditen 
draußen vor dem Höhleneingang lauern. 

Und wie er diese weißen Bastarde einschätzte, lagen sie 

hinter sicherer Deckung und warteten nur darauf, einen 
Bleihagel loslassen zu können, um ihn und Schwarzer Wolf zu 
töten. 

Cochise deutete dem Mescalero an, zurückzubleiben. Er 

selbst legte sich auf den staubigen Boden und kroch langsam 
auf den Höhleneingang zu. 

Obwohl Cochise vorsichtig ins Freie spähte, wimmerten 

sofort die ersten Kugeln heran, die klatschend gegen die 
Stollenwand flogen. Der Häuptling der Apachen zog seinen 
Kopf zurück. 

»Narren«, murmelte er. »Was seid ihr Bleichgesichter nur für 

Schwachköpfe. Ich an eurer Stelle hätte nicht sofort gefeuert, 
sondern euch erst rauskommen lassen.« 

Cochise kroch einig Yards zurück. Schwarzer Wolf kauerte 

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sich neben dem Jefe nieder. Sein Blick drückte Sorge aus. 

»Nun sitzen wir in der Falle, Schwarzer Wolf«, raunte 

Cochise. »Niemand von uns konnte ahnen, daß wir wieder in 
diesem Talkessel herauskommen würden. Als die 
Bleichgesichter uns außerhalb nicht sahen, haben sie 
angenommen, daß wir ihnen durch den Gang folgen würden.« 

Der Mescalero nickte verstehend. »Was wird Cochise 

unternehmen?« 

Der Chiricahua antwortete nicht gleich. Obwohl sein Gesicht 

unbewegt blieb, jagten sich seine Gedanken hinter der hohen 
Stirn. Dann sagte er: »Ein Ausbruchversuch würde für uns 
beide den sicheren Tod bedeuten. Wir müssen abwarten. 
Vielleicht geben die Bleichgesichter auf und reiten weiter.« 

Cochise glaubte selbst nicht an diese Möglichkeit. Seine 

Worte sollten den jungen Krieger beruhigen. Er sah den 
skeptischen Blick von Schwarzer Wolf. 

»Die Schüsse werden gehört. Späher und Kundschafter der 

Mescaleros durchstreifen das Land, um Beute für den 
Jagdtrupp von Yemaspi aufzustöbern. Die tapferen Krieger der 
Mescaleros werden Cochise und Schwarzer Wolf zu Hilfe 
eilen.« 

Cochise nickte nur, obwohl ihm dies nicht gefiel. Er wollte 

nicht schon wieder auf die Hilfe von Yemaspi angewiesen sein, 
nachdem er von dessen Kriegern schon einmal aus einer 
gefährlichen Situation befreit worden war. Außerdem hatte er 
das Angebot, ihm zu helfen, erst vor kurzer Zeit abgelehnt. 

»Cochise wird es auch so gelingen, die weißhäutigen 

Eindringlinge zu vertreiben«, fügte Schwarzer Wolf hinzu, als 
er den abweisenden Blick des Apachen-Häuptlings sah. 

Cochise lächelte. 
»Wir werden die Bleichgesichter besiegen. Wenn sich erst 

die Schatten der Nacht niedersenken, ist unsere Chance 
gekommen. Dann werden die Weißhäute blind und taub sein.« 

Morgan und Cooper hatten längst das Feuer eingestellt, um 

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Muniton zu sparen. Cochise näherte sich erneut dem 
Höhlenausgang und spähte hinaus. 

Diesmal ging er geschickter vor und wurde von den weißen 

Outlaws nicht entdeckt. Der Chiricahua überlegte, ob er einen 
Ausbruch wagen sollte, verwarf dann aber diesen Gedanken, 
denn das Risiko, getroffen zu werden, war einfach zu groß. 

Er sah die Köpfe der Bleichgesichter für einen Moment 

hinter grauen Felstrümmern auftauchen. Es war Glenn Morgan, 
der den Apachen entdeckte und sofort zu schießen begann. 

Cochise zog sich zurück. Er würde abwarten, bis sich eine 

günstige Gelegenheit bot. Jetzt alles auf eine Karte zu setzen, 
erschien dem Häuptling der Apachen nicht ratsam. 

Glenn Morgan fielen immer wieder die Augen zu. Verzweifelt 
kämpfte er gegen die Müdigkeit an, die wie schleichendes Gift 
durch seinen Körper kroch. 

Jeff Cooper erging es nicht anders. Der Banditenboß gähnte 

mehrmals hintereinander und zeigte dabei seine nikotingelben 
Zähne, die an das Gebiß eines Pferdes erinnerten. 

»Einer von uns sollte eine Runde schlafen«, sagte Cooper 

dann. »Es genügt, wenn du oder ich den Höhleneingang 
beobachten.« 

Glenn Morgan nickte zustimmend. »Okay, Cooper, ich 

wecke dich in zwei Stunden. Und falls sich dort drüben etwas 
tut, wirst du schon aufwachen, wenn ich zu schießen beginne.« 

Cooper ließ sich das nicht zweimal sagen. Sekunden später 

schloß er die Augen und fing auch bald an zu schnarchen, daß 
es Morgan kalt über den Rücken lief. 

Der großgewachsene Bandit spähte immer wieder zu den 

beiden Höhleneingängen hinüber. Dort rührte sich nichts. Es 
schien, als hätten sich die Rothäute in Luft aufgelöst. 

Die Hitze und die Müdigkeit setzten dem Outlaw immer 

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mehr zu. Außerdem verspürte er Hunger und Durst, traute sich 
aber nicht, zu den Pferden zu schleichen. 

Zwei Stunden vergingen. Morgans Aufmerksamkeit ließ 

immer mehr nach. Vielleicht war es Zufall, daß er den Indianer 
sah, der aus dem Stollengang spähte und herausschleichen 
wollte. 

Glenn Morgan schoß zu überhastet. Seine Kugeln fehlten. 

Der Apache verschwand wieder in der Dunkelheit des Stollens. 

Cooper fuhr hoch, als wäre er von einer Klapperschlange 

gebissen worden. Im ersten Moment wußte er überhaupt nicht, 
wo er sich befand. Mit dem irren Ausdruck in den Augen und 
dem weit aufgerissenen Mund bot der Banditenboß einen 
grotesken Eindruck. 

»Was – was ist?« keuchte er und griff nach seiner 

Winchester. »Hast du…« 

Jeff Cooper richtete seinen Oberkörper auf. 
»Einer der Bastarde wollte die Höhle verlassen«, sagte 

Morgan. »Ich habe ihn zurückgetrieben. Nun bist du dran, 
Cooper. Die zwei Stunden sind um. Ich kann kaum noch die 
Augen aufhalten.« 

»Okay, Morgan, nimm eine Mütze voll Schlaf. Ich passe 

schon auf, daß keiner dieser stinkenden Rothäute verschwindet, 
um uns dann an die Kehle zu fahren.« 

Es dauerte nicht lange, dann schnarchte Glenn Morgan nicht 

weniger lautstark. Cooper hatte die Pause gutgetan. Er 
beobachtete voller Konzentration die Höhleneingänge. 

Zwei Stunden später weckte er Morgan, der ihn verschlafen 

ansah und das Gesicht verzog. 

»Ich habe doch erst gerade vor einer Sekunde die Augen 

zugemacht«, behauptete er. »Ich finde es nicht fair, mich so 
schnell wieder aufzuwecken.« 

»Sieh dir mal den Stand der Sonne an, du Penner. Du hast 

über zwei Stunden geschlafen. Schleich dich zu den Pferden 
und hole Wasser und Proviant. Laß dich aber von den Apachen 

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nicht abknallen. Denen wird es gewaltig stinken, daß sie nichts 
zu kauen und zu trinken haben. Es dauert bestimmt nicht mehr 
lange, bis sie aus ihrem Mauseloch hervorgekrochen 
kommen.« 

Die Sonne verglühte an den Rändern des Talkessels. Die 

Schatten wurden länger. 

Jeff Cooper und Glenn Morgan hatten es sich schmecken 

lassen und auch ihren Durst gestillt. Als sich die Dunkelheit 
herantastete, verzog Morgan sein Gesicht zu einer verzerrten 
Grimasse. 

»Es wird gleich dunkel sein, Cooper. Wir sollten 

verschwinden, ehe dieser Cochise über uns herfällt. In der 
Dunkelheit können wir einen Ausbruch nicht verhindern. 
Dieser Cochise hat nur so lange gewartet, bis er gefahrlos die 
Höhle verlassen kann. Wir können uns nicht anschleichen und 
davor ein Feuer entfachen.« 

»Daran habe ich auch gedacht, Morgan. Wir müssen wirklich 

verschwinden. Das wollte ich im Schutz der Dunkelheit tun. 
Wir nehmen die Mustangs der Apachen mit. Dann ist an eine 
Verfolgung nicht mehr zu denken.« 

Jeff Cooper grinste tückisch. 
»Wir lassen ein wenig Gras über alles wachsen und holen 

uns in ein paar Wochen oder Monaten das Gold. Bis dahin hat 
uns dieser Cochise längst vergessen. Mit dem Gold, das wir bei 
dem Indianer gefunden haben, kommen wir für einige Zeit über 
die Runden. Na, bist du mit meinen Vorschlägen 
einverstanden?« 

»Okay, Cooper«, antwortete der Outlaw. »Ich bin heilfroh, 

wenn wir erst das Apachengebiet hinter uns gelassen haben. So 
locker hat mein Skalp noch nie gesessen.« 

Die Banditen schlichen zu den Pferden und zogen sich in die 

Sättel. Die Dunkelheit war inzwischen so dicht geworden, daß 
sie selbst nicht mehr viel sahen, aber auch kaum gesehen 
wurden. 

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Sie ritten auf die beiden Mustangs zu, die wieherten, 

schnaubten und auf den Hufen tänzelten. 

»Es ist soweit«, flüsterte Cochise und nahm sein Gewehr vom 
Boden auf. »Die Weißhäutigen fliehen. Sie haben nicht den 
Mut, bei Dunkelheit auf uns zu lauern.« 

Der Chiricahua lächelte düster, als er auf den Ausgang der 

Höhle zuschlich. Schwarzer Wolf folgte ihm dicht auf den 
Fersen. Die Apachen spähten ins Freie und sahen die 
Bleichgesichter auf ihre Pferde zulaufen. 

Cochise preßte sein Gewehr an die Wange, ließ es dann aber 

wieder sinken. Die Entfernung war bei den widrigen 
Lichtverhältnissen bereits für einen sicheren Schuß zu groß 
geworden. 

Cochise und der Mescalero-Krieger sprangen ins Freie. 

Beide waren froh, die Höhle verlassen zu können. Sie eilten auf 
ihre Mustangs zu, die grell wieherten, als sich die Banditen 
ihnen näherten. 

Cochise blieb plötzlich stehen und jagte Kugel um Kugel zu 

den Hellhäutigen hinüber. Er konnte es unter keinen 
Umständen zulassen, daß die Weißen die Mustangs 
mitnahmen, oder zusammenschossen, was er den Outlaws 
zutraute. 

Cochise hoffte, mit seinen Schüssen die Banditen zu 

vertreiben. Er rechnete mit der Angst der Bleichgesichter. 

Der Apachen-Häuptling behielt recht. Als die ersten Schüsse 

aufpeitschten und die Berghänge den rollenden Donner 
zurückwarfen, jagten Glenn Morgan und Jeff Cooper davon. 

Sie erreichten den Talausgang, wandten sich nicht mehr in 

den Sätteln um, sondern trieben die Tiere nochmals brutal mit 
den Sporen an. 

Die Hufschläge verklangen. Die Indianer liefen auf die 

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Pferde zu, die sich beruhigten, als sie die vertraute Witterung 
aufnahmen. Schwarzer Wolf wollte sich auf den Pferderücken 
schwingen und sofort losreiten, doch Cochise hielt den jungen 
Krieger mit einer befehlenden Handbewegung zurück. 

»Ich schleiche mich aus dem Tal, Schwarzer Wolf. Es könnte 

sein, daß die Bleichgesichter uns einen Hinterhalt gelegt haben. 
Wenn du den dreimaligen Schrei eines Nachtfalkens 
vernimmst, kannst du mir folgen.« 

Cochise schlich los, näherte sich schnell dem Canyon, durch 

den er sich vorsichtig schob. Von den Pferden der 
Weißhäutigen aufgewirbelter Staub hing noch in der Luft. So 
wußte Cochise, daß die Outlaws nicht mehr in der Schlucht 
steckten. 

Bald ließ er den Canyon hinter sich, huschte von Deckung zu 

Deckung und stellte bald fest, daß die Bleichgesichter die 
Flucht ergriffen hatten. 

Es dauerte nur kurze Zeit bis Schwarzer Wolf angeritten 

kam, nachdem Cochise den Vogelschrei ausgestoßen hatte. 

Der Chiricahua-Chief und auch der Mescalero-Krieger 

erfrischten sich aus einem Wassersack. Der Durst hatte ihnen 
im Innern der Höhle sehr zugesetzt. 

»Was wird Cochise nun unternehmen?« fragte Schwarzer 

Wolf. »Wird er die Bleichgesichter verfolgen?« 

»Ich habe keine andere Wahl, Schwarzer Wolf. Sie haben das 

Gold in der Mine gesehen. Und wenn sie es weitererzählen, 
werden viele hundert weiße Männer in das Land der Apachen 
einfallen und nicht nur hier, sondern auch im weiten Umkreis 
nach dem gelben Metall zu suchen beginnen. Die 
Bleichgesichter werden sich wie Maulwürfe in die Berge 
graben, unser Wild abschießen und Jagd auf jeden meiner 
Krieger machen. Den ersten hundert Diggern werden Tausende 
weitere folgen. Viel Blut würde fließen. Das ist es aber nicht 
allein. Ich habe diesen beiden Männern blutige Rache 
geschworen. Es sind schlechte weiße Männer, die sogar von 

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ihren Artgenossen gesucht und gejagt werden. Sie sind wie 
eine schlimme Krankheit, die ausgerottet gehört.« 

Schwarzer Wolf nickte und blickte den Häuptling der 

Apachen fragend an. 

»Ich danke dir für deine Hilfe, Schwarzer Wolf. Ich verdanke 

dir sehr viel. Reite deines Weges und grüße Yemaspi von mir.« 

Der Mescalero-Apache senkte den Kopf. Cochise sah ihm an, 

daß er gern mit ihm geritten wäre. Aber der Chiricahua-Chief 
wollte mit den beiden geflüchteten Bleichgesichtern allein 
abrechnen. 

Cochise hob seine Hand zum Gruß. Schwarzer Wolf ritt 

davon, nicht ohne Cochise viel Glück auf seinem Rachetrail zu 
wünschen. Einige Minuten später nahm Cochise die 
Verfolgung auf. 

Er durfte Glenn Morgan und Jeff Cooper nicht entkommen 

lassen. Das war er sich, seinem Ruf und seiner Ehre schuldig. 

»Wir hätten auf die Mustangs schießen sollen«, sagte Jeff 
Cooper viele Stunden später. »Das ist unser Fehler gewesen. 
Nun folgt uns dieser verdammte Cochise schon wieder. Der 
Kerl läßt nicht locker, auch wenn wir unsere Pferde noch mehr 
zuschanden reiten.« 

Morgan sah sich unbehaglich um. 
Seit Stunden befanden sich die beiden Banditen wieder auf 

der Flucht. Und im ersten Morgengrauen hatten sie den 
Verfolger auf ihren Fährten entdeckt. 

»Ich habe auch nicht daran gedacht, auf die Indianerpferde 

zu feuern«, gab Morgan mürrisch zurück. »Verdammt noch 
mal, wir laufen schon wieder wie die Hasen davon. Es muß 
doch möglich sein, mit einer einzigen Rothaut fertig zu 
werden.« 

Der untersetzte Banditenboß zügelte sein erschöpftes Pferd, 

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wischte sich mit dem Handrücken über die Bartstoppeln und 
blickte auf das hinter ihm liegende Gelände. 

Von dem Verfolger war nichts zu sehen. Die 

unübersichtliche und romantische Bergwildnis der Peloncillo 
Mountains bot genügend Deckungsmöglichkeiten, um einen so 
erfahrenen Kämpfer wie Cochise ausreichend Schutz gegen die 
Blicke seiner Gegner zu bieten. 

»Die Pferde benötigen eine Pause«, sagte Morgan 

schleppend. »Außerdem gehen unsere Wasservorräte zur 
Neige. Bis nach San Jose sind es noch viele Meilen. Außerdem 
besteht die Gefahr, anderen Apachenrudeln über den Weg zu 
reiten.« 

»Hör mit deine verdammten Unkerei auf«, stieß Jeff Cooper 

böse hervor. »Sag mir lieber, wie wir diesen Cochise in die 
Ewigen Jagdgründe schicken? Eine noch längere Hetzjagd 
stehen wir einfach nicht durch.« 

»Wir können ihm nur eine Falle stellen«, entgegnete Morgan. 

»Es ist natürlich ungewiß, ob dieser Indianer-King auf einen 
Hinterhalt hereinfällt. Der Bursche ist clever und gerissen. Wir 
haben ihn schon zu oft unterschätzt. Mann, o Mann, wenn ich 
daran denke, daß wir ihn in unserer Gewalt hatten, dann könnte 
ich verrückt werden. Wir wären fein raus, wenn wir ihn damals 
umgelegt hätten.« 

»Wenn, wenn, wenn«, äffte Cooper die Stimme seines 

Banditenfreundes nach. »Okay, Morgan, wir müssen in den 
bitteren Apfel beißen und Cochise einen Hinterhalt legen. Wir 
reiten weiter und suchen uns einen geeigneten Platz. Es wird 
uns schon gelingen.« 

Jeff Cooper lächelte siegessicher und trieb sein müdes Pferd 

an, das sich nur widerwillig in Bewegung setzte und keuchende 
Laute ausstieß. 

Morgans Wallach erging es nicht viel besser. Die beiden 

Pferde waren an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt. Sie 
würden eine noch längere Hetzjagd nicht mehr durchstehen. 

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Cochise ritt auf den Fährten der beiden Banditen. Er kannte 
weder gegen sich noch gegen seinen Mustang die geringste 
Schonung. Er wollte so schnell wie möglich den 
unvermeidbaren Kampf hinter sich bringen und dann wieder zu 
seinem Stamm zurückreiten. 

Er dachte an die vielen ungelösten Probleme, die ihn und die 

Chiricahuas betrafen. Viel konnte in den vergangenen Wochen 
und Tagen geschehen sein. Außerdem fragte er sich, wie es 
seinem Sohn Naiche ging, der von Morgan, Cooper und den 
anderen weißen Banditen so übel zugerichtet worden war. 

Der Häuptling der Apachen wußte aber auch, daß John 

Haggerty, den er den Falken nannte, seinen Sohn wohlbehalten 
in die Apacheria zurückbringen würde. 

Die dunklen Schleier der Nacht trübten sich, wurden schnell 

zu einem milchigen Grau und ließen die Konturen der 
Bergwildnis deutlicher werden. 

Bald zeigten sich die ersten Lichtexplosionen im Osten, die 

einen neuen Tag verkündeten. Es wurde nun rascher hell. 
Bodennebel waberten zwischen Felsen, Büschen und Bäumen, 
ehe die ersten Sonnenstrahlen hineinstachen. Schon bald waren 
die Nebelschwaden verschwunden. Goldener Sonnenschein 
legte sich über das Land. Der Himmel wurde immer blauer. 
Kein Wölkchen zeigte sich. 

Cochise orientierte sich, tätschelte seinem Pferd den 

schweißigen Hals und ritt dann auf eine Felsformation zu, der 
Wildapfelbäume und Pinien vorgelagert waren. 

Er fand die Wasserstelle sehr schnell, an der die beiden 

flüchtenden Banditen vorbeigeritten waren. 

Es war nun einmal Cochises großer Vorteil, dieses Land gut 

zu kennen. Er erfrischte sich selbst vom klaren Quellwasser 
und rieb sein Pferd erst trocken, ehe er es zur Wasserstelle 
führte. 

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Der Mustang trank verhalten, wußte instinktiv, daß ein zu 

schnelles Saufen ihm nur schaden würde. Cochise legte sich in 
den Schatten eines Felsens und schlief eine Stunde. 

Anschließend trank er nochmals, füllte seinen fast leeren 

Wassersack und fand auch bald wieder die Hufspuren der 
Banditenpferde. Erfrischt und ausgeruht trabte sein Pferd 
dahin. Die Wasseraufnahme wirkte Wunder bei dem Mustang. 

Die verlorene Stunde holte Cochise schnell wieder auf, denn 

er sah an den Fährten, daß die Bleichgesichter nur langsam 
vorwärtskamen, immer wieder anhielten und größere Pausen 
einlegten. 

Zwei oder drei Meilen liefen die Outlaws neben ihren 

Pferden her, um die Tiere zu schonen. 

Eine weitere Stunde später konnte der Apachen-Chief seine 

beiden Gegner vor sich entdecken. Sie ritten im Schritt auf ein 
Tal zu, das einen Bergrücken wie ein Axthieb kerbte. 

Cochise trieb seinen Mustang nochmals an, der sich auch 

willig streckte. Es gab ausreichend Deckungsmöglichkeiten, 
um von den Outlaws nicht gesehen zu werden. 

Morgan und Cooper verschwanden in dem Taleinschnitt. 

Eine halbe Meile vor dem Eingang des Valleys sprang Cochise 
vom Pferderücken, ließ das Tier zurück und schlich auf den 
Taleingang zu. 

Er rechnete damit, daß die Banditen ihm einen Hinterhalt 

legen wollten. An eine längere Flucht der beiden war nicht 
mehr zu denken, dazu waren die Pferde zu sehr erschöpft. 

Der Häuptling der Chiricahuas nutzte jede 

Deckungsmöglichkeit und näherte sich schnell dem Tal. Einige 
Yards vor dem Einschnit in den Bergrücken blieb Cochise 
regungslos liegen. 

Scharfäugig beobachtete er das vor ihm liegende Gelände, 

konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Und doch fühlte 
der erfahrene Krieger instinktiv, daß ihm Gefahr drohte. 

Die beiden Bleichgesichter mußten sich wie in die Enge 

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getriebene Wölfe fühlen, die sich wehren mußten, um noch 
eine kleine Chance des Überlebens zu haben. 

»Wir müssen durch dieses Tal«, sagte Jeff Cooper. »Ich bin 
hier schon einmal vor einigen Jahren durchgeritten. Auch 
damals wurden wir von Apachen verfolgt. Wir waren aber ein 
Dutzend harter Burschen, die den Rothäuten so viel Blei zu 
schmecken gaben, daß sie es bald aufgaben, hinter uns 
herzujagen.« 

Der Banditenboß grinste, ehe sein Lächeln schnell 

verwischte. Er dachte an die jetzige Situation, die alles andere 
als erfreulich war und nur mit einer Niederlage enden konnte, 
wenn sie sich nicht wie der Teufel wehrten. 

Glenn Morgan drehte sich im Sattel um. Aus 

zusammengekniffenen Augen suchte er das hinter ihm liegende 
Gelände nach dem Verfolger ab, konnte aber niemanden 
entdecken. 

»Vielleicht hat dieser verdammte Cochise aufgegeben«, 

sagte er hoffnungsvoll. »Wir haben ihn seit Stunden nicht mehr 
gesehen. Was kann ihm noch groß daran liegen, unsere Skalps 
zu holen?« 

Jeff Cooper sah seinen Gefährten an, als habe er einen 

Narren vor sich. »Cochise gibt nicht auf, Morgan. Einmal hat 
er uns die Sache mit dem gefangenen Indianer nicht verziehen 
und zweitens weiß auch er, daß wir die Goldmine entdeckt 
haben. Er will verhindern, daß wir mit einer starken 
Mannschaft zurückreiten, um die Mine auszubeuten. So sieht 
es aus. Außerdem geht es um die Ehre des Apachen-Chiefs. Er 
muß uns vernichten, denn wir haben ihn öfters in große Nöte 
gebracht. Das ist er sich und seinen Kriegern schuldig. Wenn 
du ein wenig nachdenkst, wirst du meiner Meinung sein.« 

Glenn Morgan antwortete nicht. Die beiden Männer ritten ins 

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Tal hinein, hielten sich nach rechts und zügelten die Pferde auf 
einer Lichtung inmitten einer Waldinsel. 

»Was hast du vor?« fragte Morgan. 
»Wir veranstalten ein Picknick, saufen uns voll und suchen 

uns noch ein paar Squaws, mit denen wir uns prächtig 
amüsieren werden«, antwortete der Banditenboß sarkastisch. 
»Du bist doch schlimmer behämmert, als ich angenommen 
habe, Morgan. Wir schleichen natürlich zum Taleingang 
zurück und warten auf diesen Cochise. Vielleicht gelingt es 
uns, ihn mit einigen Kugeln zu erledigen.« 

Glenn Morgan knirschte mit den Zähnen. Er fühlte sich 

mächtig auf den Arm genommen. Ihm blieb keine andere 
Wahl, als seinem Partner zu folgen, der sein Gewehr aus dem 
Scabbard gezogen hatte und auf den Taleinschnitt zulief. 

Morgans Atem keuchte, als er Cooper erreichte. 
»Wir klettern die Anhöhe hoch. Dort oben ragen einige 

Felsbrocken hervor, die uns gute Deckung bieten werden. 
Außerdem gibt es genügend Büsche und auch Bäume. Dann 
brauchen wir nur abzuwarten, ob sich der Apachen-King 
blicken läßt. Hast du vielleicht einen besseren Vorschlag, 
Morgan?« 

Der großgewachsene Bandit war noch immer beleidigt. Er 

brummte etwas, das Jeff Cooper nicht verstehen konnte. Die 
Outlaws erreichten nach wenigen Minuten den Bergsattel, von 
dem sie einen guten Ausblick auf das vor dem Tal liegende 
Gelände hatten. 

Sie waren wie in Schweiß gebadet und schnauften. Durst 

brannte in ihren Kehlen. Längst waren die Wasserflaschen bis 
auf die letzten Tropfen geleert worden. 

Das mit Bodenwellen durchzogene Gelände lag ruhig vor 

ihnen. Es gab viele Büsche, Bäume und Kakteen. An einigen 
Stellen war das Gras kniehoch. 

»Wenn sich der rothäutige Bastard anschleicht, sieht es 

schlecht für uns aus«, sagte Jeff Cooper. »Dieser Cochise ist 

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mit allen Wassern gewaschen. Wir müssen höllisch aufpassen, 
damit wir ihn entdecken, sollte er wie ein Puma angekrochen 
kommen.« 

»Nun fängst sogar du mit dieser verdammten Unkerei an«, 

sagte Morgan nicht gerade begeistert. »Okay, okay, okay, wir 
werden dem roten Halunken einheizen, daß ihm Hören und 
Sehen vergeht. Von hier oben können wir ihn überhaupt nicht 
verfehlen. Und sehen werden wir ihn rechtzeitig, denn noch 
kann sich dieser Bursche nicht unsichtbar machen.« 

Voller Konzentration hielten die Banditen Ausschau, hofften, 

daß der Apachenhäuptling nichtsahnend angeritten käme und 
sie mit einigen Schüssen wie einen Hasen abschießen konnten. 

Sie ahnten aber insgeheim, daß sich Cochise eine derartige 

Blöße nicht geben würde. 

Cochise schlich noch näher an den Taleingang heran. Sein 
Gesicht wirkte wie versteinert. Fest schraubten sich seine 
Hände um den Schaft seines Gewehres. 

Nun blieb er in einer Bodenwelle liegen, die von 

Mesquitebüschen umsäumt wurde. Er blickte zuerst in den 
Taleinschnitt und ließ dann seinen Blick an den beiden 
Berghängen emporgleiten. 

Dort irgendwo mußten die Bleichgesichter lauern, sollten sie 

ihm einen Hinterhalt legen wollen. 

Cochise blieb einige Minuten liegen, ehe er weiterschlich. Je 

mehr er sich dem Taleinschnitt näherte, um so größer wurde 
die Gefahr, entdeckt zu werden. 

Und sollten sich die Weißhäutigen wirklich auf der Anhöhe 

versteckt halten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn 
einfach sehen mußten. 

Das Ziel des Apachen-Chiefs waren einige Felsbrocken, die 

wie angefaulte Zähne aus dem Boden ragten. Sie würden ihm 

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gute Deckung bieten, sollte er von dem Bergsattel unter 
Beschuß genommen werden. 

Dann ging es auch schon los, noch bevor der legendäre 

Apachen-Häuptling die schützenden Felsen erreichte. 

Zwei Winchestergewehre brüllten auf. Heißes Blei flog dem 

Apachen wie ein wütender Hornissenschwarm um die Ohren. 
Rechts und links von ihm stäubte es auf. 

Cochise lief wie ein flüchtender Hase im Zick-Zack und 

hatte nur einen Gedanken, die Felsgruppe so schnell wie 
möglich zu erreichen, um sich vor dem wütenden Gewehrfeuer 
in Sicherheit zu bringen. 

Es gelang Cochise in letzter Sekunde. Er hatte es nur seiner 

Schnelligkeit zu verdanken, daß er von keinem Geschoß 
getroffen wurde. Aufatmend und mit hämmernden Pulsen warf 
er sich mit einem mächtigen Satz hinter die Felsen. 

Die hämmernden Schußexplosionen verstummten. Cochise 

konnte sich gut die enttäuschten Gesichter der beiden weißen 
Höllenhunde vorstellen, deren hinterhältiger Plan nicht 
geglückt war. 

Der Indianer-Chief kroch weiter, hielt auf einen mannshohen 

Felsen zu, hinter dem er sich aufrichtete. 

Die Outlaws schossen erneut, vergeudeten aber nur ihre 

Muniton, denn der heiße Bleisegen klatschte nur schmatzend 
gegen die Felsen. Einige Geschosse surrten mit giftigen 
Geräuschen als Querschläger heran. 

Cochise spähte zwischen zwei Felsspitzen hindurch. Er sah 

die aufblitzenden Mündungsfeuer ungefähr fünfzig Yards von 
sich entfernt auf dem linken Hügelkamm. 

Die Outlaws waren im Vorteil, denn sie hatten von oben ein 

besseres Schußfeld, als es sich dem Apachen bot. 

Der Chiricahua erwiderte das Feuer nicht. Er sparte seine 

Muniton, lauerte geduldig hinter seiner Deckung und wartete 
darauf, daß sich einer der Banditen eine Blöße gab. 

Dann war es soweit. 

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Jeff Cooper wagte sich zu weit aus seiner Deckung hervor. 
Cochise feuerte. 

Während einer Feuerpause sagte Jeff Cooper heiser: »Nun 
haben wir die Rothaut doch nicht überraschen können. Wir 
haben viel zu überhastet geschossen. Damned, manchmal 
benehmen wir uns wirklich wie blutige Anfänger.« 

Morgan antwortete nicht, sondern jagte Schuß um Schuß aus 

seiner Winchester. Der Erfolg war aber gleich Null. 

»Das bringt nichts ein«, brüllte der Banditenboß. »Hör mit 

diese sinnlosen Ballerei auf. Der Hundesohn wartet doch nur 
darauf, daß uns die Munition ausgeht.« 

Morgan senkte das Gewehr und kramte neue Patronen aus 

seiner Jackentasche. 

»Weißt du etwas Besseres?« fauchte er. 
Jeff Cooper nickte entschlossen. 
»Ich schleiche dort zu der Baumgruppe hinüber. Der 

Einschußwinkel zu Cochise wird dann besser. Wenn ich 
angelangt bin, beginnst du wieder zu schießen. Ist das klar? 
Vielleicht erwische ich den roten Halunken mit einer gut 
gezielten Kugel!« 

Jeff Cooper richtete seinen Oberkörper ein wenig auf, um 

loszuschleichen, als ein Schuß aufbrüllte, der die Stille zerriß. 

Cochise hatte gefeuert. 
Jeff Cooper wurde wie von einem Huftritt zurückgestoßen. 

Ein markerschütternder Aufschrei gellte von seinen Lippen. 
Der Banditenboß fiel auf den Rücken und blieb stöhnend 
liegen. 

Sein Hemd färbte sich dicht in der Nähe seines Herzens rot. 

Coopers Aufschrei ging in ein Röcheln über. Er preßte eine 
Hand auf die Einschußwunde. Seine Finger färbten sich blutig. 

Jeff Morgan stand wie erstarrt da und blickte auf seinen 

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Partner, den es schwer erwischt hatte. Er kroch zu Cooper 
hinüber und kniete neben ihm nieder. 

Mit letzter Kraft versuchte der Verwundete, seinen 

Oberkörper aufzurichten. Blut sickerte zwischen den 
zuckenden Lippen hervor. Fahl wirkte das bärtige Gesicht. 

Morgan stützte den Banditenboß, der stöhnte und röchelte. 

Rasender Schmerz furchte dessen Stirn. Cooper wollte etwas 
sagen, doch er schaffte es nicht. 

Glenn Morgan ließ den Verwundeten auf den Rücken 

zurückfallen und nahm Coopers Hand von der Einschußwunde. 
Er sah sofort, daß jede Hilfe zu spät kam. Keine Macht dieser 
Welt konnte das Leben des Banditenbosses retten oder 
verlängern. Zu nahe am Herzen war die Kugel in Jeff Coopers 
Brust eingedrungen. 

Der Outlaw atmete zitternd aus. Sein Körper streckte sich in 

einem letzten Aufbäumen. Blicklose Augen starrten in das 
Blau des Himmels, in dem ein paar kleine Punkte kreisten, die 
sich rasch näherten und als Geier entpuppten. 

Morgan fluchte, kroch zu seiner Deckung zurück und spähte 

dahinter hervor. So sehr er auch nach Cochise Ausschau hielt, 
es gelang ihm nicht, den Chiricahua zu entdecken. Heiße Angst 
pulsierte schlagartig durch den großgewachsenen Banditen. 
Der Häuptling der Apachen mußte längst sein Versteck 
verlassen haben. Bestimmt schlich er sich an. Ihm war 
keineswegs entgangen, daß seine Kugel ein Ziel gefunden 
hatte. 

Glenn Morgan hielt noch zwei Minuten Ausschau, warf noch 

einen letzten Blick auf den toten Jeff Cooper, ehe er den 
Hügelkamm verließ und auf die Pferde zueilte. 

Während seines raschen Spurtes zu der Waldinsel sah sich 

der Outlaw immer wieder um und rechnete damit, daß Cochise 
auftauchen und auf ihn schießen würde. 

Morgan hechtete in den Sattel. Das erschöpfte Pferd taumelte 

einige Schritte und stieß ein grelles Wiehern aus. Der Bandit 

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trieb den Wallach mit heiserem Geschrei an. 

Das Tier brach durch die Büsche. Glenn Morgan sah sich 

gehetzt im Sattel um. Noch war von dem legendären 
Indianerhäuptling nichts zu sehen. 

Er würde aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. 
Noch mehr trieb Morgan sein erschöpftes Pferd an, das durch 

das Tal galoppierte, aber schon schnell langsamer wurde, weil 
ihm einfach die Kraft fehlte, dieses Tempo durchzuhalten. 

Glenn Morgan dachte in diesen Sekunden nicht mehr an die 

Goldmine. Sie war vergessen. 

Der Bandit hatte nur noch einen Gedanken: Er wollte sich in 

Sicherheit bringen und sein Leben retten. 

Cochise sah, daß seine Kugel ein Ziel gefunden hatte. Schon 

wie Cooper zurücktaumelte, deutete ohne Zweifel daraufhin, 
von dem Geschoß getroffen worden zu sein. 

Die beiden Bleichgesichter schossen auch nicht mehr, 

obwohl der Chiricahua seine Deckung verließ und auf den 
Taleingang zulief. Natürlich handelte Cochise nicht 
leichtsinnig, suchte immer wieder Deckungsmöglichkeiten, um 
nicht ohne Schutz dazustehen, sollte der andere Outlaw wieder 
das Feuer eröffnen. 

So dauerte es einige Zeit, bis Cochise den Taleinschnitt 

erreichte und in das Valley eindrang. Sein Verdacht 
bewahrheitete sich. Er sah Glenn Morgan davonreiten, als wäre 
nicht nur ein Indianer, sondern ein ganzes Apachenrudel hinter 
ihm her. 

Einem ersten Impuls folgend, preßte Cochise das Gewehr an 

seine Schulter, schoß aber nicht, denn die Entfernung zu dem 
Flüchtenden war schon zu groß geworden. 

Der Apache sah aber auch, daß das Pferd des Weißhäutigen 

schon nach wenigen hundert Yards wieder langsamer wurde. 
Das Tier mußte sehr erschöpft sein. 

Cochise reckte seine Faust über den Kopf. 
»Das Bleichgesicht wird mir nicht entkommen«, erklang die 

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Stimme des Apachen-Häuptlings auf. »Es wird nur eine Frage 
der Zeit sein, bis Cochise ihn gestellt haben wird!« 

Der Chiricahua kletterte den Berghang hoch und fand bald 

den toten Jeff Cooper. Starr und mit unbewegtem Gesicht stand 
der Indianer-Chief vor dem Toten. 

Er konnte kein Mitleid mit dem Bleichgesicht empfinden. Zu 

gut wußte Cochise, daß dieser Mann viele Tränen und noch 
mehr Blut über seine Mitmenschen, egal ob weiß oder rot, 
gebracht hatte. Wirklich niemand würde Jeff Cooper eine 
einzige Träne nachweinen, Cochise wandte sich ab und blickte 
in das Tal hinein. Er konnte Glenn Morgan sehen, dessen Pferd 
nun nur noch im Schritt lief und schon bald kein Huf mehr vor 
den anderen setzen konnte, so müde und entkräftet war das 
Tier. 

So beeilte sich Cochise auch nicht besonders, als er seinen 

Mustang vor dem Tal holte. Das Pferd wieherte ihm freudig 
entgegen, als es die Witterung seines Herrn aufgenommen 
hatte. 

Der Apachen-Jefe zog sich auf den Pferderücken, ritt in das 

Tal hinein und nahm die Verfolgung auf. Zuerst hielt er auf die 
Waldinsel zu, denn von dort hatte er ein Pferd wiehern hören. 
Es konnte nur das Tier des toten Cooper sein. 

So war es auch. 
Cochise fand in den Satteltaschen das Gold, das Schwarzer 

Wolf gehörte. Da der Jefe auch Bill Barns' nach dem 
Zweikampf abgenommen hatte, fehlte nur noch Glenn Morgans 
erbeutetes Gold. 

Und auch das wollte sich der Häuptling der Apachen wieder 

zurückholen. 

Er löste dem Pferd den Sattel und ließ es laufen. Dann folgte 

er Glenn Morgan, den er noch sehen konnte und der das Tal 
noch immer nicht hinter sich gelassen hatte. 

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»Lauf schon, du verdammte Schindmähre«, schimpfte Glenn 
Morgan und schlug auf sein keuchendes Pferd ein, das grell 
aufwieherte, aber nicht schneller wurde. 

Der Bandit fluchte sich die Kehle heiser. Er wandte sich 

wieder einmal im Sattel um. Eine heiße Angst ließ Morgan 
verstummen, als er den Verfolger sah, der ihm folgte und 
ständig aufholte. 

Der Mustang des Apachen wirkte frischer und ausgeruhter 

und legte ein flottes Tempo vor. Glenn Morgans Hoffnungen, 
Cochise entkommen zu können, schmolzen zusammen wie ein 
Schneeball in einer Pfanne, unter der man ein Höllenfeuer 
entzündet hatte. 

Erneut schlug er brutal auf das Pferd ein und gab dem 

erschöpften Tier gleichzeitig die Sporen. 

Der Wallach reagierte, aber nicht so, wie es der flüchtende 

Outlaw erwartet hatte. 

Das Pferd steilte schmerzerfüllt wiehernd. Damit hatte 

Morgan nicht gerechnet. Ehe er sich versah, flog er im hohen 
Bogen aus dem Sattel und fand sich im Gras wieder. 

Das Pferd aber trabte davon, schien froh zu sein, seinen 

Peiniger abgeschüttelt zu haben. 

Glenn Morgan quälte sich auf die Beine, schüttelte 

benommen den Kopf und atmete auf, als er feststellte, daß er 
sich beim Sturz nichts gebrochen hatte. 

Er hob seine Winchester vom Boden auf, blickte auf den 

näherreitenden Cochise und rannte dann seinem Pferd nach, 
das schon etwa fünfzig Yards zurückgelegt hatte und überhaupt 
nicht daran dachte, stehenzubleiben, obwohl sich Glenn 
Morgan die Lunge aus dem Leib schrie. 

Morgan blieb stehen. Er sah ein, daß er es nicht schaffen 

würde, sein Pferd einzuholen. Mutlosigkeit drohte den einst so 
harten Burschen zu übermannen. Er schluckte, schloß die 
Augen und wünschte sich in diesen Sekunden ein Mauseloch, 
um sich dort verkriechen zu können. 

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Als Glenn Morgan die Augen öffnete, glaubte er im ersten 

Moment zu träumen. Er starrte auf über 15 Indianer, die aus 
dem Boden gewachsen zu sein schienen und sich ungefähr 30 
Yards von ihm befanden. 

Die Rothäute richteten Gewehre und Bogen auf den 

zusammenzuckenden Weißen, der sich über die Augen wischte 
und wie versteinert stehenblieb, als der Spuk nicht weichen 
wollte. 

»Heiliger Rauch«, murmelte Glenn Morgan, nachdem er den 

ersten Schock verdaut hatte. »Das darf nicht wahr sein. Nun ist 
es aus und vorbei mit mir. Gegen dieses Rudel habe ich keine 
Chancen.« 

Der Bandit wußte, daß er von Kugeln durchsiebt und von 

Pfeilen gespickt sein würde, sollte er auch nur den Lauf seines 
Gewehres um ein Zoll anheben. 

Hinter sich vernahm er die Hufschläge von Cochises 

Mustang, der sich unaufhaltsam näherte. 

Glenn Morgan aber hatte nur Augen für die Apachen, die 

noch immer regungslos standen! Nur die langen Haare, von 
Schweißtüchern und Stirnbändern gehalten, wehten im leichten 
Wind. 

Buntes Zierat funkelte unter den gleißenden Sonnenstrahlen. 

Nackte, schweißige Oberkörper glänzten. Wild und verwegen 
wirkten die Mescalero-Krieger. 

Über das sonst so ernste Gesicht von Yemaspi glitt die 

Andeutung eines Lächelns, als er die Angst im Gesicht des 
Bleichgesichts sah, die sich immer mehr verstärkte. 

Nun spannte sich Glenn Morgans Körper. Wenn er schon 

verloren war, dann wollte er im Kampf sterben und sich nicht 
von den Rothäuten langsam zu Tode martern lassen. 

Morgen riß sein Gewehr hoch und wollte sich zur Seite 

werfen. Ehe er aber den Boden erreichte und abdrücken konnte, 
streifte ihn ein blitzschnell und sehr präzise geworfenes 
Kriegsbeil am Kopf. 

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Morgan stöhnte, rollte zur Seite und versuchte nochmals auf 

die Beine zu gelangen. Er schaffte es nicht. Eine dunkle Wolke 
senkte sich auf den Outlaw, riß ihn in unbekannte Tiefen und 
ließ sein Bewußtsein erlöschen. 

Yemaspi, der Häuptling der Mescaleros, war neben den 
Bewußtlosen getreten. Er starrte auf die blutende Wunde am 
Kopf des Bleichgesichts und nickte zufrieden. 

Dann wandte er sich Cochise zu, der sich bis auf wenige 

Schritte genähert hatte und mit einem Satz vom Rücken seines 
Mustangs sprang. Der Chiricahua lief langsam näher. 

Sein Gesicht drückte Verärgerung aus. Es schien, als ducke 

sich Yemaspi unter dem harten Blick des Apachen-Chief. 

»Cochise hatte dich gebeten, nicht in diesen Kampf 

einzugreifen. Es ist sein Kampf.« 

Ehe der Mescalero etwas entgegnen konnte, fuhr Cochise 

grollend fort: »Cochise hatte seine Beute fast gestellt. Sie 
konnte ihm nicht mehr entkommen.« 

Yemaspi machte eine abwehrende Handbewegung, die 

Beschwichtigung und auch Entschuldigung ausdrücken konnte. 

»Wir wissen, daß Cochise der tapferste und mutigste Krieger 

aus dem Volke der Apachen ist. Sein Ruhm kennt keine 
Grenzen«, sagte der Mescalero guttural. »Weil wir sahen, daß 
er sein Wild gestellt hatte, wollten wir ihm einen Gefallen 
erweisen und ihm das Bleichgesicht vor die Füße legen. Wir 
haben den Hellhäutigen nicht getötet, weil das die 
Angelegenheit des großen Chiricahua ist. Es geschah aus 
reinem Zufall, daß sich unsere Wege hier in diesem Tal 
kreuzten. Cochise soll nicht länger verärgert sein und mit 
Yemaspi die Pfeife des Friedens und der Freundschaft 
rauchen.« 

Cochises düsteres Antlitz hellte sich nach diesen Worten ein 

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wenig auf. Er blickte auf den noch immer bewußtlosen 
Banditen, der von einigen Mescalero-Kriegern umringt wurde. 
Längst hatten sie Morgan das Gewehr, Revolver und auch sein 
Messer weggenommen. 

»Komm mit mir in den Schatten der Bäume«, sagte Yemaspi. 

»Ein langer und harter Ritt liegt hinter dem Häuptling der 
Apachen. Er hat gut gekämpft, wie mir berichtet wurde. Drei 
der Hellhäutigen sind tot. Nur dieser weiße Bastard lebt noch. 
Auch er wird der Rache Cochises nicht entgehen.« 

Der Chiricahua folgte dem Mescalero-Jefe zu einigen 

Ahornbäumen, die Schatten vor der heiß herniedersengenden 
Sonne boten. Die beiden Männer setzten sich. 

Die übrigen Krieger der Mescalero verschwanden, tauchten 

aber schon bald wieder mit ihren Pferden auf, die sie in einer 
Bodensenke zwischen Büschen versteckt hatten. 

Sturmvogel, Schwarzer Wolf und Grüne Schlange 

übernahmen die Bewachung des Gefangenen, der noch immer 
im Reich der Träume weilte und wohl auch so schnell nicht 
wieder erwachen würde. 

Die drei Krieger hatten Cochise freundlich zugenickt. 
»Es sind tapfere Apachen«, sagte Cochise und deutete zu 

ihnen hinüber. 

Nun lächelte Yemaspi, was für den sonst so düster 

erscheinenen Apachen eine Seltenheit war. 

»Cochise spricht die Wahrheit. Was will er mit dem 

Bleichgesicht tun, wenn es wieder erwacht.« 

»Cochise weiß es noch nicht. Vielleicht übergibt er ihn den 

Pferdesoldaten.« 

Yemaspis Mundwinkel zuckten für den Bruchteil einer 

Sekunde. Die Antwort schien ihn nicht zu befriedigen. 

Der Mescalero schüttelte den Kopf. 
»Zastee!« rief er. »Töte diesen weißen Kojoten. Die 

Hellhäutigen werden ihm nichts tun. Eine Krähe hackt der 
anderen kein Auge aus, Cochise.« 

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Der Chiricahua antwortete nicht sofort. Er blickte zu Glenn 

Morgan hinüber, der sich nun schwach bewegte, röchelte, aber 
noch nicht die Augen aufschlug. 

»Wir rauchen die Pfeife des Friedens, der Freundschaft und 

der Verständigung, Yemaspi, so wie du es gesagt hast. Dann 
wird Cochise weitersehen.« 

Und so geschah es auch. 

Glenn Morgans Schädel dröhnte, als würde er mit einem 
Gewehrkolben bearbeitet. Es summte in ihm, als hätte sich ein 
Bienenschwarm angesiedelt. 

Mit einem Schlag überfiel den Banditen die Erinnerung. Sein 

Körper versteifte sich unwillkürlich. Nur vorsichtig öffnete 
Morgan die Augen. 

Was er sah, entsprach seinen schlimmsten Befürchtungen. Er 

blickte auf drei verwegene und wild entschlossene Apachen, 
die dicht neben ihm standen. Gewehrläufe waren auf seine 
Brust gerichtet. Der Atem des Todes ließ Morgan erzittern. 

Als er sich stöhnend auf den Händen aufstützte und seinen 

Oberkörper hochschwang, wichen die drei Indianer einige 
Yards zurück. Morgan las gnadenlosen Haß in ihren Augen. 
Und er fragte sich in diesen Sekunden, warum ihn diese wilden 
Teufel noch nicht umgebracht hatten. 

Morgan stützte den Kopf in beide Hände und fühlte seine 

Finger feucht werden. Er verbiß sich ein weiteres Stöhnen. 
Brechreiz stieg in ihm hoch, doch in seinem Magen gab es 
nichts, was dieser hätte von sich geben können. 

Das Schwindelgefühl wurde stärker, als sich Morgan auf die 

Beine quälte. Schwankend stand er da. Unwillkürlich tastete 
seine Rechte zum Halfter. 

Natürlich war es leer. Der Hoffnungsstrahl in seinen Augen 

erlosch. Als der Bandit Schritte hinter sich vernahm, wandte er 

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sich langsam um. Diese Bewegung riß den so stark 
angeschlagenen Mann beinahe von den Beinen. 

Es war Cochise, der eine Pferdelänge vor dem Gefangenen 

verhielt und ihn anstarrte. 

Es war, als mustere eine Schlange ein Kaninchen. Und so 

ähnlich fühlte sich Glenn Morgan auch. 

»Warum bringst du mich nicht um?« schrie er plötzlich in 

einem Anflug trotziger Verzweiflung. Er riß sich Hemd und 
Jacke vorn auseinander und hielt dem Apachen-Chief seine 
entblößte Brust entgegen. 

Cochise nickte langsam. »Das wird bald geschehen, 

Bleichgesicht. Dein Leben ist verwirkt. Nichts kann dich mehr 
retten.« 

Glenn Morgan sackte ein wenig in sich zusammen. 

Mutlosigkeit ergriff von ihm Besitz. Er wußte selbst, daß es 
keine Rettung mehr für ihn geben konnte. Hier in dieser 
Wildnis war er den Apachen hilflos ausgeliefert. 

Morgan leckte sich über die Lippen. 
»Läßt du mir von deinen Kriegern einen Schluck Wasser 

geben?« fragte er krächzend. 

Cochise hob die Hand. 
Es war Schwarzer Wolf, der einen Wasserbeutel brachte, den 

Morgan ihm gierig aus den Händen riß. Er trank keuchend. 
Wassertropfen perlten über sein Kinn, als er zu hastig 
schluckte. 

Der Mescalero-Krieger nahm ihm den Wasserbeutel wieder 

ab und trat zu seinen Gefährten zurück. 

Yemaspi und die anderen Mescaleros saßen unbeweglich im 

Schatten der Bäume und blickten den Weißhäutigen wie ein 
seltenes Insekt an. Schweißtropfen überzogen Morgans Gesicht 
wie ein feines Netz aus Spinnweben. Er konnte dem harten 
Blick des Apachen-Häuptlings Cochise nicht standhalten. 

»Danke«, murmelte er und hätte sich früher niemals träumen 

lassen, sich bei einem Indianer zu bedanken. 

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»Nun kannst du mich umbringen, Cochise«, fuhr Glenn 

Morgan heiser fort. »Los, worauf wartest du noch?« 

»Du wirst dich ausruhen, Bleichgesicht, damit du wieder zu 
Kräften gelangst«, antwortete Cochise ruhig. »Dann wird dich 
der Häuptling der Apachen zu einem Zweikampf fordern. Die 
Wahl der Waffen überlasse ich dir.« 

Der Bandit starrte den Chiricahua wie eine übernatürliche 

Erscheinung an. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit 
diesem fairen Angebot, das der Apachen-Chief so ruhig 
ausgesprochen hatte. 

Morgan kniff die Augen zusammen. »Du willst mich wohl 

auf einen Besen laden, was?« fragte er. 

Cochise zuckte mit den Achseln. Er verstand diese Redensart 

des Weißen nicht. »Es soll so geschehen, wie Cochise gesagt 
hat«, ließ sich der Jefe nochmals vernehmen. »Wir kämpfen, 
wenn die Sonne wieder aufgeht. Wenn es dir gelingt, mich zu 
besiegen, dann wirst du frei sein, Bleichgesicht. Cochise gibt 
dir sein Wort.« 

Glenn Morgan staunte immer mehr. Der fassungslose 

Ausdruck in seinem Gesicht reizte Cochise zu einem Lächeln. 
Dann wandte sich der Apache um, lief auf Yemaspi zu und 
richtete von dort aus nochmals sein Augenmerk auf den 
Gefangenen. 

»Wenn du zu fliehen versuchst, wirst du sterben. Die 

tapferen Krieger der Mescaleros werden dir zu essen und zu 
trinken geben und auch deine Verletzungen versorgen. Wenn 
du sie aber angreifst, werden sie dich töten.« 

Glenn Morgan setzte sich auf den Boden. Er mußte das alles 

erst verdauen. Noch vor wenigen Minuten hatte er geglaubt, 
wie ein Stück Vieh abgeschlachtet zu werden. Nun aber bot 
sich ihm die Chance eines Zweikampfes auf Leben und Tod. 

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Der Bandit spähte zu Cochise hinüber, der sich mit einem 

schon älteren Indianer unterhielt, der anscheinend der 
Häuptling dieser Krieger war. Über seinen Rücken lief ein 
kalter Schauer, als er Cochise näher in Augenschein nahm. 

Würde er überhaupt eine Chance im Kampf gegen diesen 

kräftigen und so erfahrenen Indianer haben? 

Morgan wußte es nicht. 
Er zuckte zusammen, als eine Hand seine Schulter berührte. 

Es war Schwarzer Wolf, der sich der Verletzung des 
Bleichgesichtes annahm, die Wunde säuberte und anschließend 
verband. 

Später erhielt der Bandit auch zu essen und so viel Wasser, 

wie er nur trinken konnte. Langsam ging es ihm besser. Und 
Glenn Morgan zeigte Nervenstärke, als er sich niederlegte und 
trotz seiner hämmernden Kopfschmerzen einzuschlafen 
vermochte. 

Schwarzer Wolf, Sturmvogel und Grüne Schlange saßen im 

Halbkreis um den Gefangenen. Sie würden ihm keine Chance 
geben, die Flucht zu ergreifen. Cochise konnte sich voll und 
ganz auf die drei tapferen Mescaleros verlassen. 

Ein Lagerfeuer kämpfte gegen die grauen Schatten des 
beginnenden Tages an. Die ersten Vögel zwitscherten in den 
Zweigen der Bäume und Büsche. 

Morgan lag mit geschlossenen Augen am Boden. Er war 

schon seit längerer Zeit wach, denn der bevorstehende 
Zweikampf mit dem Apachen-Häuptling beunruhigte ihn nun 
doch mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. 

Seine Kopfschmerzen waren fast verschwunden. Auch sonst 

fühlte sich der Outlaw ausgeruht und bei Kräften. Die lange 
Ruhepause hatte wie ein Wunder gewirkt. Er drehte sich auf 
die Seite und öffnete die Augenlider einen Spalt. Er sah das 

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fast niedergebrannte Lagerfeuer, das an das Auge eines 
Zyklopen erinnerte. 

Morgan erkannte auch die drei Wächter, die nur wenige 

Schritte von ihm entfernt saßen und jede seiner Bewegungen 
verfolgten. 

Mehr als einmal hatte der Bandit überlegt, ob er einen 

Fluchtversuch riskieren sollte, hatte es aber nicht gewagt. Die 
Krieger hätten ihn gnadenlos getötet. Er hatte es in ihren 
Augen gelesen. 

Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Sonne hinter 

einem Berggipfel aufsteigen würde. Ein erster rötlicher 
Schimmer zeigte sich am Horizont. 

Glenn Morgan fühlte die schleichende Angst, die durch 

seinen Körper kroch und ihm die Kehle abzudrücken drohte. 
Schritte erklangen, die dicht vor ihm verhielten. 

Dann sagte auch schon Cochise: »Steh auf, weißer Mann. 

Die Stunde des Kampfes ist gekommen. Bald wird die 
leuchtende Scheibe am Himmel den neuen Tag verkünden.« 

Glenn Morgan erhob sich. Er begegnete unsicher dem harten 

Blick des Chiricahuas. 

»Hast du die Art der Waffe gewählt, mit der du gegen 

Cochise kämpfen willst?« 

»Wie ist die Auswahl?« fragte Morgan und konnte ein 

leichtes Beben in seiner Stimme nicht verhindern. 

»Tomahawk, Messer oder Schädelbrecher.« 
Morgan erschauerte noch mehr bei dem letzten Wort. 
»Messer«, flüsterte er. »Zu einem richtigen Revolverduell 

kann ich dich wohl nicht fordern?« 

»Messer«, sagte Cochise bestimmt. »Du kannst mit deinem 

eigenen kämpfen. Wenn die Sonne aufgeht, werden wir es 
austragen.« 

Cochise wandte sich ab. Schweigend versammelten sich die 

Krieger zu einem Halbkreis. Schwarzer Wolf brachte Glenn 
Morgan dessen Bowie-Messer. Er wog es in der Hand. Der 

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kalte Stahl stärkte sein Selbstvertrauen. 

Auch der Häuptling der Apachen hatte sich nur mit seinem 

Büffelmesser bewaffnet. Schweigend standen sich die beiden 
Kontrahenten gegenüber. 

Noch lagen die Schatten der Nacht über dem Tal. Tautropfen 

funkelten auf den Gräsern und Farnen. 

Es dauerte nur noch wenige Minuten, ehe die Helligkeit 

rasch zunahm und dann fast übergangslos zum Tageslicht 
wurde. Die Sonne kam hinter dem Talrand hervor. 

Der Kampf konnte beginnen. 

Glenn Morgan hielt das Bowie-Messer so fest in der Faust, daß 
sich die Knöchel weiß färbten. In seinem Gesicht arbeitete es. 
Angst und Furcht wechselten mit Selbstvertrauen und 
Zuversicht… 

Cochise sah es. Er wußte, daß er einen Gegner vor sich hatte, 

der ihm alles abverlangen würde. Cochise war nun einmal ein 
Mann, der niemals einen Gegner unterschätzte. 

Der Kampf begann. 
Tänzelnd umkreisten sich die beiden Gegner, lauerten auf 

jede Bewegung des anderen, blickten sich in die Augen, 
wagten Ausfälle, um den Kontrahenten zu verwirren. 

Schon bald wurden den zuschauenden Mescaleros klar, daß 

Cochise reaktionsschneller, gewandter und vor allem der 
mutigere Angreifer war. 

Beifälliges Gemurmel ging durch die versammelten Krieger, 

als der Chiricahua einen Ausfall wagte und sein Büffelmesser 
die breite Brust des Bleichgesichtes nur knapp verfehlte. 

Glenn Morgan warf sich in letzter Sekunde zur Seite. Sein 

Schrei zerriß den jungen Morgen. Schweiß glänzte auf seinem 
verzerrten Gesicht. Er keuchte, taumelte einige Yards zur Seite 
und stellte sich erneut zum Kampf. Hart prallten die beiden 

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Männer gegeneinander. Jeder umklammerte mit stählernem 
Griff die Messerhand des anderen. 

Ein verbissenes Ringen setzte ein. Cochises Kraft setzte sich 

immer mehr durch. Stetig näherte sich die breite Klinge seines 
Büffelmessers der Brust des Gegners. 

Glenn Morgans Augen drohten aus den Höhlen zu fallen. 

Sein keuchender Atem verstärkte sich. Dann zog er plötzlich 
sein Knie hoch und traf den Häuptling der Apachen 
empfindlich unterhalb der Gürtellinie. 

Cochise mußte seinen Griff lockern, befreite sich von seinem 

Gegner und taumelte zurück. Sein Gesicht verzog sich vor 
Schmerzen. 

Glenn Morgan glaubte nun, die Chance seines Lebens zu 

erhalten. Er warf sich nach vorn, hatte die messerbewehrte 
Faust wie eine Lanze ausgestreckt und wollte den Apachen-
Chief töten. 

Ein Aufschrei ging durch die umstehenden Indianer. 

Yemaspis Gesicht wurde hart. 

Die beiden unerbittlichen Gegner prallten aufeinander. 
Ein greller Schrei ertönte, der nichts Menschliches mehr an 

sich hatte. Die Mescaleros traten zögernd näher, denn beide 
Kämpfer lagen am Boden. 

Es war Cochise, der legendäre Häuptling der Apachen, der 

sich nach wenigen Sekunden erhob. Er hatte den Kampf zu 
seinen Gunsten entschieden. 

Glenn Morgan würde niemals wieder Tod und Verderben 

über seine Mitmenschen bringen. Seine seelenlosen Augen 
starrten zum Himmel, dessen Blau immer intensiver wurde. 

»Will Cochise nicht den Skalp des Bleichgesichts nehmen?« 

fragte Yemaspi. Seine Augen leuchteten vor Freude, daß der 
Chiricahua diesen Kampf auf Leben und Tod gewonnen hatte. 

Cochise schüttelte den Kopf. »Er hat tapfer gekämpft. Ich 

will ihm diese letzte Ehre erweisen. Lebe wohl, Yemaspi.« 

Cochise schritt auf seinen Mustang zu, schwang sich auf den 

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Pferderücken und winkte den Mescalero-Kriegern zu. Dann ritt 
er langsam davon. Er wollte zurück zu seinem Stamm. 

Bald verlor sich der legendäre Apache in der Weite des 

Tales. Stumm blickten ihm Schwarzer Wolf, Sturmvogel und 
Grüne Schlange nach. Und sie waren stolz darauf, einige Zeit 
an der Seite Cochises gekämpft zu haben. 

ENDE