Grundlegende Probleme der konfrontativen Grammatik

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Grundlegende Probleme der
konfrontativen Grammatik

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Konfrontative / kontrastive Grammatik

– Begriffe

Die konfrontative Grammatik ist eine Art synchroner
vergleichender Grammatik. Ihre Aufgabe besteht darin,
sowohl

Übereinstimmungen

als

auch

Unterschiede

zwischen beliebig ausgewählten Sprachen zu beschreiben.

Die kontrastive Grammatik beschäftigt sich nur mit den
Unterschieden. Sie bildet nur ein Teilgebiet der
konfrontativen Grammatik.

Die Bezeichnung konfrontative Grammatik geht auf den
Leipziger Germanistenkreis zurück (z.B. Nickel).

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Stellung der konfrontativen Grammatik

im Rahmen der Linguistik

Im Rahmen der Linguistik ist die konfrontative Grammatik in
den

Bereich

der

vergleichenden

Sprachwissenschaft

einzustufen. Die konfrontativen Untersuchungen setzen die
Tradition der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft
fort, die im 19. Jahrhundert durch die Arbeiten der
Junggrammatiker (z.B. Bopp) bekannt wurde. Im 20.
Jahrhundert wurde der stärkere Akzent auf die typologisch-
vergleichende Sprachwissenschaft (vor allem als Folge des
Strukturalismus) gelegt, die sowohl Ähnlichkeiten als auch
Unterschiede zwischen Sprachen erforscht und dadurch den
Grad der genetischen Verwandtschaft zwischen ihnen zu
erhellen versucht. In diesem Sinne ist konfrontative Grammatik
Teil der typologisch-vergleichenden Sprachwissenschaft.

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Kontrastive Grammatik und

angewandte Linguistik

Die angewandte Sprachwissenschaft hat nicht zum Ziel Sprachen zu

beschreiben oder zu vergleichen. Sie bedient sich der Ergebnisse der

taxonomischen (beschreibenden) oder konfrontativen Sprachwissenschaft,

um beispielsweise die Befunde für die Zwecke des Mutter- oder

Fremdsprachenlernens zu nutzen. Im Rahmen der angewandten Linguistik

werden z.B. Modelle von Sprachstrukturen erarbeitet, die didaktisch in

Lehrwerken eingesetzt werden. Im Rahmen der angewandten Linguistik

kann z.B. die Hierarchie der zu vermittelnden Strukturen bestimmt werden

(was sollte zuerst aus dem Deutschen den polnischen Deutschlernern

vermittelt werden).

Aus diesem Grunde ist die konfrontative Sprachwissenschaft kein Teil der

angewandten Linguistik. Die Befunde der kontrastiven Untersuchungen

bilden die Ausgangsbasis für den Aufgabenbereich der angewandten

Linguistik. Für die Lernzwecke muss beispielsweise festgestellt werden,

welche Sprache die Ausgangs- und welche Zielsprache sein sollte.

Die frühen Untersuchungen in der Relation Deutsch-Englisch – Moulton

(Phonetik), Kufner (Grammatische Strukturen)

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Angewandte kontrastive Linguistik

Angewandte kontrastive Linguistik liefert die Ergebnisse ihrer
Untersuchungen solchen linguistischen Disziplinen wie
Literatur- Übersetzungswissenschaft, Sprachlehrforschung,
Kulturwissenschaft.

Die ältesten Untersuchungen beziehen sich auf die
Fehleranalysen. Es ging dabei vor allem um die Feststellung
der Fehlerursachen (sog. Interferenz). Man glaubte, dass je
mehr die sprachlichen Systeme von zwei Sprachen
voneinander abweichen, desto mehr Fehler werden gemacht.
Die heutigen Untersuchungen zu Fehlern sehen ihre Ursachen
nicht nur in den zwischensprachlichen Unterschieden.

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Aufgaben der konfrontativen
Grammatik

Sie vergleicht Sprachen, die genetisch nicht unbedingt
verwandt sein müssen.

Sie vergleicht homogene Einzelelemente und homogene
Teilsysteme (z.B. das morphologische System des
Deutschen mit dem morphologischen System des
Polnischen).

Die Ergebnisse der konfrontativen Grammatik bilden die
Ausgangsbasis für die angewandte Sprachwissenschaft
(z.B. für die Vorbereitung von Lehrmaterialien für den
Fremdsprachenunterricht).

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Typen der konfrontativen Beschreibung

A) unilaterale konfrontative Beschreibung – einseitige
Beschreibung des fremdsprachlichen Sprachsystems. Es
wird auf die unterschiedlichen Strukturen in einer
Fremdsprache gegenüber der Muttersprache hingewiesen.

B) bilaterale konfrontative Beschreibung – gegenseitige
Beschreibung

der

Zielsprachen;

es

wird

auf

unterschiedliche

Strukturen

in

beiden

Sprachen

hingewiesen.

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Typen der konfrontativen Beschreibung

A) deskriptiv-konfrontative Beschreibung – das ist eine
deskriptive Beschreibung, deren eine konfrontative Analyse
folgt. Gleichzeitig wird z.B. die deutsche Sprache
beschrieben und mit der polnischen verglichen.

B) deskriptive und konfrontative Beschreibung – einer
deskriptiven Beschreibung der Zielsprachen folgt eine
konfrontative Analyse. Zuerst werden zwei Sprachsysteme
beschrieben und erst danach miteinander verglichen.

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Typen der konfrontativen Beschreibung

A) Selektive Beschreibung – nur ausgewählte Strukturen
werden miteinander verglichen.

B) Ausführliche Beschreibung – alle Strukturen werden
miteinander verglichen.

Eine ideale Beschreibung soll gemischte Merkmale
aufweisen: sie soll bilateral sein, deskriptiv und konfrontativ
zugleich und verhältnismäßig ausführlich sein.

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Tertium comparationis

Als Tertium comparationis bezeichnen wir eine Metasprache,
die in dem Sinne universell sein muss, dass sie einen Vergleich
von zwei beliebigen Sprachen ermöglicht. Das kann eine
Sprache sein oder eine strukturelle Größe, die für Sprachen
charakteristisch sein kann.

Als Tertium comparationis kann z.B. die lateinische Sprache
gelten. Ihr grammatisches System liegt der Beschreibung von
anderen

Sprachsystemen

sowie

zwischensprachlichen

Vergleichen zugrunde.

Als strukturelle Größe kann z.B. die Position der Wörter im Satz
oder ihre Veränderbarkeit (Flexion) berücksichtigt werden.

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Was kann miteinander verglichen
werden?

Phonologische, morphologische, syntaktische Systeme – die
frühesten Untersuchungen

Lexikalische, semantische, stilistische, textuelle, kulturelle
Aspekte – die gegenwärtigen Interessen

Kontrastive Linguistik vergleicht nicht nur Nationalsprachen
miteinander, sondern auch innerhalb einer Landessprache
Dialekte sowie unterschiedliche Register.

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Polnische konfrontative

Untersuchungen Deutsch-Polnisch

Die frühesten Arbeiten wurden in den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts begonnen – u.a. Zabrocki (Theoretische Grundlagen),
Czochralski (Tempora), Szulc (Phonetik), Grucza (Theoretische
Grundlagen – (v.a. im Bereich der angewandten Linguistik und
Glottodidaktik)

Seit den 70er Jahren sind zahlreiche Arbeiten entstanden, die den
einzelnen sprachlichen Phänomenen gewidmet sind – u.a. Czarnecki
(Passiv, Konjunktiv), Kątny (Aspekt, Modalverben), Dębski (Valenz),
Schatte/Schatte (Syntaktische Unterschiede, Nominalphrasen),

In den 90er Jahren ist die erste Gesamtarbeit zu deutsch-polnischen
konfrontativen Untersuchungen erschienen – Deutsch-polnische
kontrastive Grammatik
unter Leitung von Ulrich Engel


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