Prof. Dr. Dieter Wunderlich ist von der Kernphysik zur Linguistik gewechselt. Seit 1973 ist er Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 1978 bis 1980 war er erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. 1991-1992 war er Fellow des Wissenschaftskollegs in Berlin. Seit 1990 ist er Sprecher des Sonderforschungsbereichs ›Theorie des Lexikons‹ in Düsseldorf, Wuppertal und Köln.
Dieter Wunderlich, Diplompsychologe, geboren 1946 in München, war von 1973 bis 2001 im Management eines großen internationalen Unternehmens beschäftigt. Nun ist er als Autor dreier außergewöhnlicher Biografien bekannt. Seine Biografien sind exakt recherchiert und durch den spannenden Erzählstil sehr gut lesbar. Eine sehr lustige Begegnung im Internet: Noch am Morgen habe ich eine Werbung über sein Buch "EigenSinnige Frauen" gelesen und es auf meiner Anschaffungsliste vermerkt. Am gleichen Tag fand ich eine Mail im Posteingang - von Dieter Wunderlich, der einen Linktausch vorschlug. Denn Dieter hat nicht nur Biografien geschrieben sondern auch eine Website "Buch- und Filmtipps", in der über 300 Bücher und über 600 Filme besprochen werden!
Die Sprechakttheorie wurde von John Langshaw Austin in einer Vorlesungreihe im Jahre 1955 aus seinen methodologischen Untersuchungen sprachlicher Handlungen zur Klärung philosophischer Probleme geschaffen. Erst nach seinem Tode wurde die Nachschrift dieser Vorlesungen herausgegeben unter dem Titel "How to Do Things With Words" (1962), (in der deutschen Fassung - "Zur Theorie der Sprechakte").
Zur Wirksamkeit der Sprechakttheorie kam es allerdings erst durch die Schrift von John R. Searle "Speech acts" (1969) - Searle war ein Schüler von Austin. Im deutschsprachigen Raum hat sich um die Sprechakttheorie besonders Dieter Wunderlich (1970) in seiner Arbeit "Zur Rolle der Pragmatik in der Linguistik" verdient gemacht; ebenso auch Jürgen Habermas, der die Sprechakttheorie in seiner "Theorie des kommunikativen Handelns" weiterentwickelt hat.
Dieter Wunderlich behandelt in seinen Aufsätzen „ Die Rolle der Pragmatik in der Linguistik“ und „Pragmatik, Sprechsituation, Deixis“ eine Reihe von sprachlichen Ausdrucksmitteln, die unmittelbar die Beziehungen von Sprecher und Hörer innerhalb einer gegebenen Sprechsituation betreffen. Diese Ausdrucksmittel stellen die sprachliche Explizierung von Elementen dar, die sonst implizit in der jeweiligen Sprechsituation gegeben sind oder erst eine geeignete Sprechsituation herbeiführen. Die Aufzählung dieser sprachlichen Elemente, zu denen u.a. auch Anredeformen gehören, macht die Annahme einer kommunikativen, d.h. pragmatischen Komponente der sprachlichen Kompetenz eines Sprechers/ Hörerseinsichtig. Dabei lassen sich nach Wunderlich zwei Klassen unterscheiden
Formen der „phatischen“ Kommunikation (Malinowski 19230, mit deren Hilfe man sich vergewissert, ob eine Kommunikationsmöglichkeit besteht: einfache Grüße, Formen des Ansprechens wie “hallo!“ usw.
‚Anredeformen mit und ohne Namen; honorative Formen, wie sie z.B. im Japanischen grammatikalisiert sind. Mit Hilfe dieser Formen wird versucht, ein Gespräch mit einem anderen aufzunehmen, es weiterzuführen und, wie ich hinzufügen möchte, dem Gespräch eine bestimmte, vom Sprecher intendierte Wendung zu geben.
Auch Wunderlich betont, dass diese Formen sehr viel stärker als die der ersten Art rollenspezifisch sind, dass ein Hörer dadurch in seinem eigenem Rollenverständnis bestätigt werden kann, dass ihm eine Rolle nahegelegt wird oder dass der Sprecher eine bestimmte Rolle gegenüber dem Angesprochenen mit der Wahl einer sprachlichen Form einnehmen kann.