KACZYŃSKI VORGEZOGENE PRäSIDENTWAHL


Vorgezogene Präsidentenwahl bis 20. Juni

Warschau (dpa) - Nach dem Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz in Russland soll bis spätestens 20. Juni ein Nachfolger gewählt werden. Ursprünglich sollten die Präsidentenwahlen im Herbst stattfinden.

Der polnische Parlamentschef Bronislaw Komorowski, der gemäß der Verfassung bis zur Neuwahl die Geschäfte des tödlich verunglückten Staatsoberhauptes übernommen hat, kündigte am Samstagabend an, er werde innerhalb von 14 Tagen über den Wahltermin entscheiden. Der Urnengang muss dann an einem Sonntag innerhalb von 60 Tagen nach dieser Entscheidung stattfinden.

Komorowski wird nach derzeitigem Stand selbst bei der Präsidentenwahl antreten. Er war bereits Ende März von der liberalen Regierungspartei Bürgerplattform PO zu ihrem Kandidaten ernannt worden.

Unterdessen erwiesen tausende Menschen dem toten Staatsoberhaupt die letzte Ehre. Sie versammelten sich spontan vor dessen Amtssitz in Warschau. Sie beteten und sangen patriotische und religiöse Lieder.

Vor dem Präsidentenpalast leuchteten tausende Grablichter, Trauernde legten Blumen nieder. In zahlreichen Kirchen in Warschau, Krakau und vielen anderen Städten wurden Trauermessen abgehalten. Im Warschauer Dom sagte Erzbischof Kazimierz Nycz, der tragische Flugzeugabsturz habe ganz Polen getroffen. Die Tragödie solle zur Einheit der Nation beitragen.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin kündigte eine rasche Aufklärung des Flugzeugabsturzes an. "Wir müssen alles tun, um den Familien, um den Angehörigen der Opfer zu helfen." Das sagte Putin im russischen Staatsfernsehen nach einer Besichtigung des Absturzorts. Dort hielt er auch eine Gedenkminute für die Opfer ab. Präsident Dmitri Medwedew hatte den früheren Kremlchef zum Chef der Untersuchungskommission ernannt.

Alle Opfer seien mittlerweile geborgen worden, sagte Zivilschutzminister Sergej Schoigu. Ihre Leichen würden nach Moskau übergeführt. Transportminister Igor Lewitin warf dem polnischen Piloten vor, "eigenmächtig" gehandelt zu haben. Die Sichtweite zum Unglückszeitpunkt habe nur 400 Meter betragen. Vorgeschrieben seien Landungen ab 1.000 Metern Sicht, sagte Lewitin. Es seien zwei Flugschreiber gefunden worden. Die Geräte sollen nach Moskau gebracht und dort von russischen und polnischen Spezialisten gemeinsam ausgewertet werden.



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