F Wedekind fruhlingserwachen


Vorbemerkung

Diese Inhaltsangabe entspricht im Wesentlichen jener, die ich für die Schule geschrieben habe. Lediglich die eigene Meinung ist leicht verändert. Ins Web gestellt habe ich sie deshalb, weil ich einst bei zusätzlichen "Recherchen" für diese Inhaltsangabe nur sehr schlechte Informationen gefunden habe, daher hier diese längere Inhaltsangabe. Die eigentliche Zusammenfassung ist aufgegliedert in die 3 Akte des Stückes, die Geschehnisse der einzelnen Szenen sind zusammenfassend untergebracht.

Einleitung

In seinem 1891 erschienenem Drama "Frühlings Erwachen", dessen Untertitel "Eine Kindertragödie" lautet, hat Frank Wedekind die schlechte Situation der heranwachsenden Jugendlichen in dieser Epoche, vor allem in Bezug auf Sexualität, geschildert. Einst aufgrund seiner angeblichen Obszönität verboten bzw. zensuriert, ist es heutzutage im Lehrplan der Oberstufe festgelegt. Das lässt hoffen, dass sich die Werte inzwischen zum Besseren verschoben haben.

Wichtige Personen

Melchior Gabor: Ein relativ intelligenter und vor allem aufgeklärter Gymnasiast mit einer für diese Zeit sehr liberalen Mutter, doch gerade sein fortschrittliches Denken bereitet ihm später Probleme

Moritz Stiefel: Freund von Melchior, hat in der Schule eher schlechte Leistungen und muss von Melchior unterstützt werden, ist kaum aufgeklärt

Wendla Bergmann: Ein neugieriges und wissbegieriges vierzehnjähriges Mädchen mit einer für die damalige Zeit üblichen Mutter. Sie wurde nie aufgeklärt, glaubte bis zu ihrem 14. Lebensjahr an den Storch und hat auch danach völlig falsche Vorstellungen vom Sexualität und Kinderkriegen, was ihr später zum Verhängnis wird

1. Akt

Zu Beginn unterhält sich Wendla Bergmann mit ihrer konservativen Mutter über die Wahl des richtigen Kleides. Die Mutter will, dass ihre Tochter ein neues Kleid anzieht, das sie gerade genäht hat, Wendla dagegen hätte lieber weiterhin das alte, ihr besser gefallende Kleidungsstück. In der nächsten Szene diskutieren Melchior Gabor und sein Freund Moritz Stiefel über ihre Zukunft, über ihre möglichen Kinder und deren Erziehung und vor allem auch über Sexualität und männliche Regungen. Moritz stellt sich als ziemlich unaufgeklärt heraus, so hat er z.B. seine ersten "männlichen Regungen" für krankhaft und schlecht gehalten. Sie einigen sich darauf, dass Melchior für Moritz schriftliches und bildliches Material über die Fortpflanzung anfertigt und es diesem am nächsten Tag währen des Turnunterrichts zukommen lässt, sodass Moritz es später in aller Ruhe studieren kann. Wendla sowie ihre Freundinnen Thea und Martha reden über Melchior, Bekleidung und andere eher nebensächliche Dinge. Martha gibt an, dass sie des öfteren von ihren Eltern geschlagen wir, während Wendla davon verschont bleibt. Dann allerdings wechseln sie das Thema, sie unterhalten sich über die Möglichkeit, Kinder zu bekommen, sind sich über dessen wahre Ursache aber im Unklaren. In der Parkanlage vor dem Gymnasium dreht sich das Gespräch zwischen Melchior und weiteren Schülern vor allem um Moritz, der gefährdet ist, diese Jahr nicht aufzusteigen. Schließlich taucht Moritz auf und berichtet, dass er sich in das Konferenzzimmer geschlichen und dort in den Unterlagen festgestellt habe, dass er doch die Klasse wechseln darf. In der 5. und letzten Szene des 1. Aktes treffen sich Wendla, die eigentlich auf Suche nach Waldmeister für ihre Mutter ist, und Melchior im Wald. Sie lagern sich unter einer Eiche und unterhalten sich. Schließlich fordert sie ihn auf, sie zu schlagen, weil sie das bisher nur vom Erzählen der anderen her kannte und es selbst erleben wolle. Nach langem Zögern verprügelt Melchior sie, worauf sie zu weinen und schreien beginnt. Auch Melchior ist voller Kummer angesichts seiner Tat und verschwindet.

2. Akt

Abends treffen sich Melchior und Moritz in Melchiors Studierzimmer. Sie unterhalten sich, unter anderem berichtet Moritz von einem Märchen einer "Königin ohne Kopf", was bereits auf eine spätere Handlung anspielt. Melchiors Mutter bringt den beiden Tee, den man ansonsten nur Erwachsenen angeboten hat. Auch sonst verhält sie sich liberal gegenüber ihrem Sohn und Moritz. Unterdessen wird Wendla, deren Schwester Ina soeben ein Kind bekommen hat, von ihrer Mutter "aufgeklärt". Allerdings erzählt sie nur von großer Liebe und der Tatsache, dass man verheiratet sein muss. Auch Hänschen Rilow, eine Nebenperson der Handlung, ist auf der Suche nach sexuellen Regungen. Er betrachtet eine Nachbildung der Venus von Palma und macht sich umfangreiche Gedanken. Sehr kurz, aber wichtig ist die 4. Szene: Melchior und Wendla treffen sich auf einem Heuboden und haben sexuellen Kontakt. Die unzureichend aufgeklärte Wendla ist sich der Folgen ihres Handelns aber nicht bewusst. Erst im Nachhinein ist sie sehr verzweifelt und sucht nach Ausreden. Melchiors Mutter schreibt einen Brief an Moritz, indem sie begründet, warum sie ihm das von ihm gewünschte Geld für die Flucht nach Amerika nicht zukommen lassen kann. Moritz fasst einen andern Plan: seinen Selbstmord. Er erkennt allerdings, dass er sterben wird, ohne das Menschlichste kennen gelernt zu haben, "in Ägypten gewesen zu sein und die Pyramiden nicht gesehen zu haben", wie er es sinngemäß formuliert. Auch die "kopflose Königin" taucht wieder in seinen Gedanken auf. Er trifft während eines Spaziergangs auch Ilse, die für Maler Modell steht - In der damaligen Zeit beinahe gleichzusetzen mit Prostitution. Sie berichtet von ihren Erlebnissen mit den verschiedenen Malern und Fotografen. Nachdem sie weggegangen ist, zieht er sich ins Ufergebüsch eines Flüssleins zurück. Dort verbrennt er den Brief von Melchiors Mutter, anschließend erschießt er sich mit einer Pistole.

3. Akt

Die Professoren der Schule mit bewusst so eigenartigen Namen wie (Rektor) Sonnenstich, Fliegentod, Knochenbruch oder Knüppeldick wollen eigentlich schulische Themen und den Selbstmord von Moritz besprechen, gleiten aber in eine völlig sinnlose Diskussion über das Öffnen der Fenster ab. Schließlich holen sie Melchior zu sich und beschuldigen ihn, das er am Tode seines Freundes schuld sei, vor allem deshalb, weil das "Der Beischlaf" betitelte Werk gefunden worden ist, dass Melchior für Moritz angefertigt hatte. Es wird als extrem obszön und unsittlich angesehen. Melchior wird mit immer neuen Anschuldigungen belegt und bekommt keine Gelegenheit, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen. Moritz Stiefel wird unter Anwesenheit von Vater, weiteren Verwandten sowie Lehrern und Schülern durch Pastor Kahlbauch unter strömendem Regen auf dem Friedhof beigesetzt. Der Vater streitet gar ab, dass der so "unsittliche" Junge überhaupt von ihm sei. Auch die Lehrer verachten den Toten. Lediglich die Schüler reden über die Umstände des Todes, ohne ihn schlecht zu machen. Nachdem die anderen weg sind, erscheinen die Mädchen Martha und Ilse. Ilse ist im Besitz der verschollen geglaubten Pistole, da sie den Schuss gehört und die Pistole des Toten an sich genommen hatte. In der nächsten Szene diskutieren Melchiors Eltern über die Vorfälle. Während die Mutter vorhin noch einsieht, dass man nur einen Sündenbock gebraucht hat, der nun eben Melchior ist, wird ihre Meinung durch ihren Mann beeinflusst und gewandelt. Anfangs völlig dagegen, ist sie schließlich dafür, Melchior in eine so genannte Korrektionsanstalt zu bringen, wo er wieder "sittlich" werden solle. In der Korrektionsanstalt angekommen, findet Melchior einige "Miteinsitzer", mit denen er sich allerdings nicht anfreunden kann. Er schmiedet bereits die ersten Fluchtpläne. Schließlich gelingt die Flucht tatsächlich, auch wenn er verfolgt wird und sich vor seinen Verfolgern verbergen muss. Bei Wendla Bergmann dagegen wird durch Medizinalrat Dr. Brausepulver die Bleichsucht diagnostiziert, auch wenn sie in Wirklichkeit schwanger ist. Selbst ihre Mutter will ihr die bewusst falsche Diagnose einreden, bis sie die Wahrheit nicht mehr leugnen kann. Allerdings macht sie Wendla für diese Tatsache verantwortlich, obwohl es eigentlich die Schuld der Mutter ist, die ihre Tochter nie richtig aufgeklärt hat. Schließlich soll das Kind abgetrieben werden, wobei Wendla verstirbt. Selbst auf dem Grabstein steht jedoch "Gestorben an der Bleichsucht".

Die entscheidende Szene schließlich ist die 7. und letzte Szene des 3. Aktes: Der immer noch verfolgte Melchior schleicht sich auf den Friedhof, um das Grab von Wendla zu besuchen. Er gibt fälschlicherweise sich selbst die Schuld an Wendlas Tod, will wieder verschwinden. Doch es passiert etwas völlig Unerwartetes: Der tote und bereits verwesende Moritz, der sich den Kopf heruntergeschossen hatte, taucht aus seinem Grab auf. Er hält seinen Kopf unter dem Arm. Moritz will auch den verzweifelten Melchior dazu bringen, zu sterben und zu ihm zu kommen, was ihm beinahe gelingt. Er redet den Tod schön, erzählt von der Unbeschwertheit, der Weisheit als Toter, um Melchior zu überzeugen. Schließlich taucht ein vermummter Herr auf, der Moritz vorerst für minderwertig und nicht urteilsfähig hält. Er deckt ihn schließlich als Schwindler auf, dem es im Tod doch nicht so gut geht, wie er angibt, um Melchior zu überzeugen. Die Identität des Herrn hingegen bleibt weiterhin unklar. Er kann im Gespräch auch Melchior dazu bewegen, weiterleben zu wollen, und bietet ihm an, die Welt durch ihn kennen zu lernen. Moritz ist enttäuscht, dass der vermummte Herr nicht auch ihm, wo er sich jetzt in einer so schlechten Situation befindet, die Augen geöffnet habe, als er den Suizid plante. Doch der Herr entgegnet, dass er von Moritz gar nicht bemerkt worden ist. Schließlich verabschieden sich der Herr und Melchior von Moritz, der wieder in sein Grab zurück geht.

Meinung des Verfassers dieser Inhaltsangabe

Für die damalige Zeit und Gesellschaft muss dieses Stück echt revolutionär gewesen sein. Gerade etwas derartig Natürliches wie Sexualität war damals, unter anderem bedingt durch den großen Einfluss der Kirchen, ein absolutes Tabuthema, wenn, dann nur verheiratet und alleinig zum Zwecke der Zeugung von Kindern, keinesfalls aber als Lust. Kein Wunder, dass es verboten wurde: Zensur ist meist geheime Empfehlung... Auch wenn die Verhältnisse bezüglich Aufklärung und Situation von Jugendlichen heute viel besser sind, ist das Werk immer noch aktuell, eben auf andere Zustände bezogen. Etwas verwirrend waren allerdings die teilweise recht altmodischen Formulierungen und Vergleiche, was einem bei einem Alter von über 110 Jahren aber nicht wundern darf. (Wenn in hundert Jahren irgend jemand diese Inhaltsangabe liest, wird er wohl auch erkennen, dass die Sprache ein wenig anders als die Alltagssprache seiner Zeit ist). Dass viele Handlungen (z.B. Wendlas Tod) nur angedeutet wurden bzw. erst im Nachhinein erklärt werden, verwirrt nur beim ersten Mal bzw. wenn man den Zusammenhang noch nicht richtig kennt. Insgesamt ein gutes und nachdenklich stimmendes Werk. Immerhin haben sich derartig sinnlose wie die damaligen "sittlichen" Normen nicht erhalten können, was nicht heißt, dass es keine anderen Probleme geben würde...

  1. Akt; Szene 1

    Wendla diskutiert mit Frau Bergmann über ein Kleid. Dabei erwähnt sie, dass sie manchmal in der Nacht an das Sterben denkt. Doch die Frau möchte nicht über dieses Thema sprechen und lenkt zügig vom Thema ab.

    1. Akt; Szene 2

    Einige Schüler erledigen Hausaufgaben und machen sich schließlich auf den Heimweg, bis nur noch Moritz und Melchior übrig bleiben. Die beiden gehen folglich spazieren. Die Jungen sprechen über Schamgefühle, sexuelle Instinkte, ihre ersten männlichen Regungen, Fortpflanzung… Melchior will mit Moritz über die Fortpflanzung reden, doch dieser sieht sich nicht im Stande ruhig über dieses Thema zu sprechen. Melchior ist viel aufgeklärter als Moritz, so bittet ihn dieser ihm einen Aufklärungsbrief zu schreiben.

    1. Akt; Szene 3

    Drei Mädchen, Thea, Wendla und Martha gehen spazieren und Marthe erzählt, dass sie ihre Haare nach den Wünschen ihrer Tante tragen müsse. Marthe erklärt auch, dass sie manchmal von ihren Eltern geschlagen wird. Sie diskutieren auch über Kinder und als Melchior vorbei kommt, sprechen sie über sein gutes Aussehen, reden aber auch über das Aussehen des Moritz Stiefel.

    1. Akt; Szene 4

    Moritz ist ins Konferenzzimmer geschlichen und hat den Akten entnommen, dass er in die nächste Klasse aufsteigen darf. Jedoch muss er sich während einer Bewährungszeit beweisen. Der Junge ist überglücklich, sagt aber, er hätte sich umgebracht wenn er es nicht geschafft hätte. Die anderen Schüler sind verblüfft über diese Aussage, glauben es ihm aber nicht.

    1. Akt; Szene 5

    Melchior trifft Wendla im Wald und sie beginnen zu reden. Wendla erzählt von ihren Träumen, die Kinder reden von armen Menschen… Plötzlich kommt das Mädchen auf das Thema Gewalt, sie spricht von ihrer Freundin, welche jeden Abend geschlagen wird und erklärt Melchior noch nie im Leben geschlagen worden zu sein. Daraufhin bittet sie den Jungen sie zu schlagen, dieser zögert zuerst - doch er erfüllt ihren Wunsch und prügelt mit Tränen in den Augen auf sie ein - bis er nicht mehr kann und davonläuft.

    2. Akt; Szene 1

    Moritz will sich in der Schule enorm verbessern, er möchte kein schlechter Schüler mehr sein und weiß auch, dass viel von seinem schulischen Gelingen abhängt. Seine Eltern würden wohl sein Scheitern nicht ertragen. Nebenbei diskutieren sie auch über Goethes „Faust“ und über die eigene Zielstrebigkeit.

    2. Akt; Szene 2

    Die Schwester von Wendla hat einen Jungen zur Welt gebracht - insgesamt ist das Mädchen damit zum dritten Mal Tante geworden. Noch immer wird ihr erzählt, der Storch bringe die Kinder, doch Wendla möchte das nicht mehr glauben. Das Mädchen befragt die Mutter nach der Entstehung von Kindern. Die Mutter ist entsetzt über die Fragen ihrer Tochter - will/kann nicht antworten. Doch das Kind gibt nicht nach und so erklärt ihr die Frau, man müsse einen Mann einfach nur abgöttisch lieben - doch das könne sie jetzt noch gar nicht verstehen. So flüchtet die Mutter vor der Aufklärung. Wendla ist über die Erklärung enttäuscht…

    2. Akt; Szene 3

    Hänschen Rilow führt eine Konversation mit einer imaginären kleinen Figur, welche er in einer Kiste versteckt. Der Junge denkt sich die Aussagen bzw. Antworten der Figur selbst. Die Fantasiegestalt verkörpert das Mädchen, mit dem er reden möchte - zu dem es ihn körperlich hinzieht. Jedoch kann er zu keinem Mädchen gehen und so spricht er seine Gedanken gegenüber der Figur aus.

    2. Akt; Szene 4

    Melchior und Wendla treffen sich am Heuboden. Der Junge verspürt große Lust und „vergewaltigt“ das Mädchen daraufhin. Es ist jedoch keine richtige Misshandlung - Wendla wehrt sich nicht sehr - sie weiß nicht genau was mit ihr geschieht. Sie glaubt es entsteht Liebe durch das Küssen, doch Melchior erklärt ihr, es sei keine Liebe im Spiel und so schlafen die Jugendlichen miteinander.

    2. Akt; Szene 5

    Frau Gabor schreibt einen Brief an Moritz. Ihr ist zu Ohren gekommen, dass er sich umbringen will, falls er die Schule nicht schafft. Sie macht ihm Mut, spricht ihm gut zu und erläutert, er solle sie doch wieder besuchen. Die wertet ihn nicht nach seinen Noten und sagt ihm, er sei ein netter Junge.

    2. Akt; Szene 6

    Wendla weiß nicht was sie tun soll. Ihre Gedanken spielen verrückt und sie möchte alles nur rückgängig machen. Sie möchte jemandem anvertrauen, was passiert ist, doch findet natürlich keinen geeigneten Gesprächspartner.

    2. Akt; Szene 7

    Moritz denkt über sein Ableben nach, da er Selbstmord begehen möchte. Er denkt über die anderen nach, wie sie es wohl auffassen werden, ob sie ihn vermissen würden… Es fällt ein rethorisch/ philosophisch bedeutender Satz: Es hat etwas Beschämendes, Mensch gewesen zu sein, ohne das Menschliche kennengelernt zu haben.
    Der Junge trifft Ilse und unterhält sich mit ihr. Das Mädchen erzählt ihm von ihren aufregenden, abenteuerlichen Erlebnissen. Ilse besucht keine Schule, lebt in den Tag hinein und benimmt sich sehr schlampig. Sie berichtet ihm viele Sachen, die er sich gar nicht vorstellen kann. Das Mädchen lädt ihn zu sich nach Hause ein, er sagt ab, will aber doch irgendwie - irgendwie aber auch nicht. Schlussendlich geht Moritz zum Fluss, verbrennt den Brief der Frau Gabor und begeht Selbstmord.

    3. Akt; Szene 1

    Das Lehrerkollegium hat sich wegen des Selbstmordes von Moritz versammelt. Sie sind eigentlich nicht ganz bei der Sache (Fenster) und wollen nur den Ruf der Bildungsanstalt wahren, da es schon an mehreren Gymnasien solche dramatischen Vorfälle gegeben hat. Die Lehrkörper haben bei Moritz die schriftliche Aufklärung von Melchior gefunden, dieser bestätigt der Verfasser zu sein. Melchior ist frech zu den Lehrern, diese sind sehr verärgert über das Verhalten des Jungen und lassen ihn abführen.

    3. Akt; Szene 2

    Die Angehörigen von Moritz begraben den Jungen. Selbstmord gilt als Schande und der Vater bekennt sich vom Jungen ab. Die Lehrer verurteilen Moritz und sprechen nur Schlechtes über ihn - sie verteidigen eher die Position des Vaters. Weitere Schüler zeigen nur wenig Mitleid, bedauern sein Ableben aber. Ilse und Martha sind sehr traurig und wollen ihm das Grab verschönern, da alle anderen Angehörigen nur mit Hohn auf den Schandfleck blicken. Ilse hat die Waffe bei Moritz gefunden und sie versteckt, damit es nicht noch mehr Probleme gebe. Sie möchte die Waffe als andenken behalten.

    3. Akt; Szene 3

    Melchior soll wegen seiner Aufklärung gegenüber Moritz in eine Korrektionsanstalt eingewiesen werden. Er ist bereits von der Schule geflogen und der Vater möchte unbedingt seine Einweisung. Doch die Mutter ist strikt dagegen, droht mit der Scheidung und verspricht Melchior dort nie hinzuschicken. Der Vater definiert sein Verhalten als unmoralisch, die Mutter als naiv, dumm und einfach nur kindlich - die Eltern streiten sich heftigst. Da zeigt der Vater der Mutter einen Brief den Melchior an Wendla geschrieben hat, in welchem er auch auf die Szene am Heuboden erklärt.
    Die Mutter ist entsetzt - will es anfangs nicht glauben - stimmt dann sofort Melchiors Umzug in die Korrektionsanstalt zu. Das war dann wohl zu viel für die ach so gutherzige Mutter…

    3. Akt; Szene 4

    Melchior befindet sich bereits in der Korrektionsanstalt; er macht nicht bei den Spielchen der anderen mit, weiß aber genau, dass er sich einfügen muss, wenn er „überleben“ will. Der Junge denkt sehr viel nach, möchte fliehen - durchs Fenster. Ironischerweise kommt in diesem Moment der Großinquisitor mit einem Schlosser und bespricht mit diesem, wie man am besten die Fenster vergittern könnte. Alles ist gegen Melchior…

    3. Akt; Szene 5

    Wendla ist „krank“ und ein Arzt untersucht sie. Er redet heimlich mit der Mutter und diese erklärt Wendla, sie habe die Bleichsucht. Doch Wendla ist sich sicher die Wassersucht zu haben. So entsteht ein kleiner unnötiger Streit und die Mutter erklärt Wendla schlussendlich, dass sie schwanger ist. Wendla ist verwirrt, begreift aber anscheinend sofort, dass der Zustand auf den Vorfall mit Melchior zurückzuführen ist. Das Mädchen fragt die Mutter wieso sie ihr den Vorgang der Zeugung nicht erklärt hätte - wie man schwanger wird. Die Frau beteuert sie konnte es nicht - und so bangen die beiden um die Zukunft und wissen eigentlich nicht recht was sie tun sollen. Die Gesellschaft empfindet es als sehr schrecklich, vor der Ehe schwanger zu werden, bzw. überhaupt sexuelle Beziehungen zu entwickeln. Wendla ist erst 14 und hat somit gegen alle Grundsätze dieser Zeit verstoßen, obwohl sie ja eigentlich nichts getan hat.
    3. Akt; Szene 6

    Die zwei Jungen Hänschen und Ernst treffen sich auf einer Wiese. Sie liegen im Feld und genießen den Tag. Plötzlich küsst Hänschen Ernst auf den Mund und Ernst „macht mit“. Ernst gesteht dem Jungen seine Liebe und die zwei küssen ich weiter…
    Für diese Zeit ist so etwas der absolute Skandal.

    3. Akt; Szene 7

    Melchior ist aus der Anstalt geflohen und zum Grab von Wendla Bergmann gegangen. Am Grabstein steht, das Mädchen sei an der Bleichsucht verstorben, doch Melchior sieht sich als Mörder und gibt sich die Schuld. Da er ja für ihre Schwangerschaft verantwortlich ist.
    Folglich „begegnet“ der Ausreißer dem Geist von Moritz - dieser erzählt ihm, wie dumm die Menschen doch seien, dass er nur über sie lache wenn er sie beobachte. Die zwei Jugendlichen reden miteinander und da taucht noch ein vermummter Herr auf. Die drei Friedhofsbesucher werfen sich gegenseitig ihre Gedanken zu.
    Schlussendlich nimmt der vermummte Herr Melchior mit und Moritz kann in seinem Grab nur lachen…

    Moritz will Melchior zum Sterben verführen, dieser wird aber vom vermummten Herrn (der das Leben verkörpert) zum Weiterleben verleitet.

    Charackteristik der Hauptpersonen

    - Melchior:
    ist ein sehr intelligenter Junge, seiner Zeit weit voraus, den anderen Jugendlichen erfahrungsmäßig überlegen, aufgeklärt, berechnend, interessiert an der Sexualitä
    - Moritz:
    ist ein schlechter Schüler, nicht sehr zielstrebig, schwach, zu feige um seine Noten den Eltern zu präsentieren, anfangs nicht richtig aufgeklärt (dann durch Brief von Melchior), macht es sich leicht und bringt sich um, ist oft abhängig von Melchior
    - Wendla:
    ist ein nettes, naives Mädchen, verlangt von der Mutter die Aufklärung, wehrt sich nicht bei „Vergewaltigung“ - extrem dummes Verhalten (menschlicher Instinkt?), muss aufgrund der gesellschaftlichen Grundsätze sterben, da sie ja nicht krank ist, liebt ihre Mutter sehr
    - Frau Bergmann:
    ist zu feige um ihre Tochter aufzuklären, nicht aufrichtig, schlechte Mutter, zieht die gesellschaftlich Meinung dem Leben ihrer Tochter vor, ist selbst verzweifelt, konservativ und belügt Wendla auch, sieht ihre Tochter noch als Kind
    - Frau Gabor:
    liebt ihren Sohn Melchior sehr, zeigt soziales Verhalten und ist verständnisvoll, die Frau hat kein Problem damit dass Melchior bereits aufgeklärt ist und führt es nur auf den ganz normalen menschlichen Trieb zurück und seine kindlichen Vorstellungen, theoretisch ist sie eine gute Realistin - doch ihr späteres verhalten übertrifft die guten Entscheidungen, lässt ihren Sohn sofort in eine Korrektionsanstalt einweisen, da er Sexualverkehr praktiziert hat, er hat es praktisch/ real gemacht, dass ist zu viel, auch für so eine Mutter…
    - Das Lehrerkollegium:
    Inbegriff der Dummheit und des allgemeinen Verhaltens von Erwachsenen dieser Zeit, sind unnötig und zeigen keine Lehrerqualitäten, sind eingebildet, im Allgemeinem nicht am Lehrerberuf interessiert, dulden nichts, was ihnen widerspricht, sind unkonzentriert, handeln ohne ersichtlichen Grund und ohne Beweise.

Der Selbstmord eines Jungen und der Tod einer Vierzehnjährigen nach einer heimlichen Abtreibung sind der tragische Stoff, den Frank Wedekind als Anklage an die bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit in das Stück „Frühlings Erwachen“ gepackt hat. 1891 entstanden, galt es zunächst als reine Pornografie. 1906 wurde es zum ersten Mal aufgeführt, allerdings zensiert. Es zeige „Abarten der Geschlechtsliebe“ (so der Kritiker Jacobsohn) und bis Mitte der 1960er Jahre wurden die Masturbationsszenen nicht auf der Bühne gezeigt. Wie die späteren Stücke Wedekinds hat auch dieses Frühwerk immer wieder Skandale provoziert.

Gesellschaftskritik: Der Angriff auf Prüderie und Doppelmoral

Aufklärung über körperliche Veränderungen, Geschlechtsakt, Zeugung und Kinderkriegen wird den Jugendlichen vorenthalten. Gymnasiast Melchior Gabor hat sich das notwendige Wissen selbst aus Büchern und Zeitschriften zusammengetragen. Reichlich desillusioniert hat er sich mit einer eigenen Lebensphilosophie gegen die Ignoranz der Erwachsenen gewappnet: „Das Leben ist von einer ungeahnten Grausamkeit.“ Nur aus dieser Perspektive kann er es recht gelassen ertragen. Er gibt sein Wissen über Sexualität an seinen Freund Moritz Stiefel weiter, indem er für ihn eine Abhandlung darüber schreibt und mit Zeichnungen versieht. Dies soll ihm später zum Verhängnis werden.

Wendla Bergmann, auch vierzehn Jahre alt, verharrt in kindlicher Naivität, nachdem die Mutter ihr immer wieder die Antwort auf wichtige Fragen schuldig bleibt und darauf beharrt, dass der Storch die Kinder bringt, bei „großer Liebe“ und wenn Mann und Frau verheiratet sind. Auch die ältere Schwester im Wochenbett stillt Wendlas Wissensdrang nicht. Als sich die Anzeichen ihrer Schwangerschaft nicht mehr leugnen lassen, reagiert die Mutter vorwurfsvoll und hat sogleich eine Frau zur Hand, die die heimliche Abtreibung vornimmt, an der Wendla stirbt.

Moritz Stiefel, den das Auswendiglernen in der Schule überfordert, erschießt sich. Er will den Eltern die Schande ersparen, dass er eine Klasse wiederholen muss. Die Reaktion seines Vaters am Grab: „Der Junge war nicht von mir!“ zeugt von Härte und fehlender Einsicht der Erwachsenen über den Tod hinaus. Sie lügen, leugnen, strafen, rechtfertigen sich im Namen einer fragwürdigen Moral.

Die Handlung des Stücks „Frühlings Erwachen“

In 19 auf drei Akte verteilten Szenen nimmt das Geschehen seinen Lauf. Moritz wird auf Probe versetzt und soll dann doch zurückgestuft werden. Er glaubt, seinen Eltern diese Schande ersparen zu müssen. Zunächst bittet er Melchiors Mutter um Geld, um fliehen zu können. Als sie es verweigert, bringt er sich um (II,7). Für den Selbstmord muss ein Schuldiger her, und man findet ihn in seinem Freund Melchior, der ihn durch seine Aufklärungsschrift moralisch verdorben habe. Die Lehrerkonferenz beschließt seine Relegation (III,1).

Zuvor hatte Melchior ein sexuelles Abenteuer mit der ahnungslosen Wendla auf einem Heuboden (II,4), woraufhin diese schwanger wird. Als das herauskommt, muss Melchior in eine Korrektionsanstalt. Nachdem Wendla gestorben ist, flieht er von dort und findet sich auf dem Friedhof an ihrem Grab wieder. „Ich war nicht schlecht!“ beteuert er, und doch ist er schuldbewusst und hat keine Kraft mehr zum Leben. In dieser surrealen Schlussszene (III,7) tritt ihm Moritz entgegen, den Kopf unter dem Arm, und will ihn hinüberziehen in den Tod. Doch bevor dies gelingt, taucht ein vermummter Herr auf und mischt sich ein. Er will für Melchiors Fortkommen sorgen, ihn ins Offene, ins Leben führen: „Ich erschließe dir die Welt.“ Melchior lässt sich überzeugen und geht mit, Moritz zieht sich wieder in sein Grab zurück.

Wedekind wollte nicht nur Tragik, sondern auch Humor und Satire

Wedekind selbst spielte bei der Uraufführung 1906 den vermummten Herrn. Er fand die Inszenierung (und auch die folgenden) viel zu ernst und schwer. Das humorvolle und satirische Element kam zu kurz, von dem es in dieser Tragödie reichlich gibt. Wedekind macht sich lustig über die bigotte Schamhaftigkeit von Wendlas Mutter und die Selbstgerechtigkeit der Väter von Moritz und Melchior. Auch die überspannten Masturbationsphantasien von Hänschen Rilow (II,3) und das Auftreten des Malermodells Ilse (II,7) haben satirischen Charakter. Am prägnantesten fällt die beißende Kritik an den Zuständen beim Lehrerkollegium aus. Die Herren heißen Knochenbruch, Affenschmalz und Knüppeldick, und statt sich um den Problemschüler zu kümmern, streiten sie darüber, ob das Fenster im Konferenzraum geöffnet, geschlossen oder zugemauert werden soll. Die Autoritäten sind der Situation nicht gewachsen, weder Rektor Sonnenstich noch Pastor Kahlbauch noch Medizinalrat von Brausepulver. Sie verteidigen nur gnadenlos ihren Herrschaftsanspruch und eine starre Ord



Wyszukiwarka

Podobne podstrony:
Frank Wedekind Fruhlings Erwachen
F.Wedekind - Frühlings Erwachen, Lektury II
IMSLP139786 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 TimpPerc
IMSLP139779 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Oboes
IMSLP139778 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 FlutePiccolo
IMSLP139784 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Trombones
Wedekind, Frank Fruehlings Erwachen
IMSLP139782 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Horns
Frieman Strauss Fruhlingsstimmen
IMSLP139787 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Violins
IMSLP139781 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Bassoons
IMSLP139783 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 TrumpetsF
IMSLP139785 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Harp
IMSLP139780 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Clarinets
IMSLP139788 PMLP149049 Strauss Fruhlingsstimmen Op410 Lowstrings

więcej podobnych podstron