Volker Erbes
Rendezvous
Die Bühne ist dunkel. Links ist das Gesicht des Mannes, rechts das der Frau im Licht.
FRAU Doch, hat mich gefreut
MANN Was heißt denn das!
FRAU Gefreut. Daß Sie sich noch mal gemeldet haben.
MANN Das ist doch viel zu wenig, dafür, daß wir uns so ganz zufällig in die Leitung geraten sind. Das heißt doch was.
FRAU Aber ich sage doch, daß es mich gefreut hat.
MANN Und jetzt legen wir auf.
FRAU Wir können ja noch ein wenig weiter sprechen.
MANN Und das wars dann.
FRAU Nun ja, schließlich habe ich Ihnen meine Nummer gegeben.
MANN Gefreut, wie hübsch, aber doch, nun ja - zu was taugt Gustav Mahler!
FRAU Sie reden jetzt, als ob wir überhaupt nicht miteinander gesprochen hätten.
MANN Darum, darum. Aber bitte - ich will Sie zu nichts drängen. Ich meine nur: weil wir uns so gut verstanden haben.
FRAU Was Renoir betrifft. Und Mahler.
MANN Die Siebte sei das allergrößte für Sie, habe Sie vorhin noch gesagt.
FRAU Eben.
MANN Für mich doch auch. O, Les Parapluis! Warum sehn wir uns das nicht mal an!
FRAU Sie meinen -
MANN Bei den Gemeinsamkeiten, die wir haben!
FRAU Uns treffen?
MANN Bei unserer Wahlverwandtschaft!
FRAU Vielleicht sind Sie von mir enttäuscht.
MANN Und Sie von mir! Wenn wir uns dahinter verstecken. Was ist mit Renoir?
FRAU Dem Adagio der Siebten.
MANN Unserm Frühstück im Freien.
Das Licht geht an. Eine gewölbte Brücke. Die Frau und der Mann haben beide einen Fuß auf die Brücke gesetzt: es ist der Augenblick, in dem sie sich erkennen. Beide haben einen Klumpfuß. Oben auf der Brücke steht ein Pärchen, mit dem Rücken zum Publikum. Das Pärchen dreht sich um. Der Mann und die Frau setzen sich in Bewegung. Sie humpeln, ohne sich anzusehen, aneinander vorbei. Sie verschwinden, er rechts, sie links. Das Pärchen dreht sich wieder um und schaut weiter von der Brücke.
Dunkel