12 GRUPPE H.
Besehreibung1. Diese Fibeln kommen in Silber, Bronze und Eisen vor. Sie sind etwa G—8 cm. lang; die grosseren wie Fig. 24 gewohnlich verhaltnissmassig sehmal, die kleineren (und wohl im all-gemeinen spateren) wie Fig. 25 oft sehr breit, so dass sie von vorn der Fig. 26 ganz ahneln. Die Durchlocherung des Nadelhalters ist verschieden gemuslert, entweder wie Fig. 24 mit stufenartigen Zwi-schenstreifen *) oder wie Fig. 25 mit einer Reihe von kieinen runden Lochem oder mit nur einem soichen Lochę (Fig. 33). Der Biigeł tragt einen Knopf oder yielmehr eine ziemlich dicke Scheihe, die bisweilen hinten verkummert(interessantes Rudiment bei der Fig. 33!)\ einige breite Eisenfibeln haben nur einen schwachen Wulst. Der Schei-benrand ist oflers mit geperltem Draht belegl (entweder mit einem einfachen oder mit zwei umeinander gedrehten); derselbe ist bei Bronze-fibeln aus Silber, bei Silberfibeln aus Gold oder wenigstens vergoI-det. Uber Form und Verzierung des Biigels im iibrigen s. unten Abth. 22).
Der Sehnenhaken ist bei diesen Fibeln immer bandformig und yerziert, zeigt aber zwei Hauptformen, die eine sohmiiler mit zuruck-gebogenem, bisweilen tierkdpiahnlichen Ende, wie Fig. 31 a (auch b, cj, die andere breiter, wie Fig. 36 oder noch weiter fortgeschrit-ten, so dass sie sich der bei Fig. 37 vorkommenden Form niihert,
Lokalb Verbreitung {Beilage 1,3). Diese Fibelform komml eigent-lieh nur auf der cimbrischen Halbinsel und in den derselben zunachst liegenden Gegenden (Mecklenburg, Fiinen, Laaland) vor. Ubrigens kenne ich sie nur vereinzelt aus Dommiihlen bei Goritz a. d. Oder in der ostlichen Mark-Brandenburg und aus Holubice unweit Prag in Bobmen. Dieser letzte Fundort ist sehr wichtig, da Bdhmen auf dem natiirlichen Wege (Moldati—Elbę) von den bslerreichischen Alpenlandern, wro das Prototyp dieser Gruppe, Fig. 23, vorkommt, zu der cimbrischen Halbinsel, dem eigenlłiehen Fundgebiete der jetzt behandelten Fibeln, liegt. Ubrigens ist es sehr wahrscheinlich, dass beide Formen, Fig. 23 und 24, urspriinglich nicht auf diejenigen Gebiete, wo sie bisher gefunden
') Ein sehr interessantes Exemplar mit rudimentarer Nachahmung dieser Ver-zierung dureh eingerilzte stufenformige Linien auf der Aussenseite des Nadelhalters zeigt Fig. 32.
Besonders seien hier nur erw&hnt die mit 6 kieinen Goldplattchen be-legten Fibeln aus Stilling und Tjórring in Jutland, die in der Beilage 1, 3 naher beschrieben sind. Ygl. auch die spatere Form Fig. 30.
sind, bescbrankt waren; denn eben solehe Ubergangsformen von La Tóne- zu romischen Fibeln sind oft ungeraein selten, wie wir es auch bei der Gruppe III sehen werden; und meines Wissens sind im gan-zen Elbgebiete Gr&ber aus dieser Ubergangszeit bis jetzt nur bei Fuhlsbuttel gefunden; da es aber nicht wahrscheinlich ist, dass die Ge-gepd zu jener Zeit unbewobnt war, kann man wohl die zukiinftige Entdeckung solcher Graber mit Fibeln wie Fig. 23—24 langs der Elbę erhoffen.
Keine Zufalligkeit diirfte es dagegen sein, dass die Fibeln Fig. 21 —25 bisher ntemals auf provinzialrómischem Gebiete gefunden sind I). Denn dasselbe gilt, wie wir sehen werden, fur die ganze Gruppe II, eine ungemein wichtige Tatsache.
Die Zeltstellung ist bei dieser Fibelform schon aus typologischen Grunden ganz klar, und die Fundę bestatigen dieselbe (Beilage II, 20, 100, 127, 128, 181, 131, 137; vgl. auch die Stufentabelle). Sie fmdet sich namlich durehgehends mit den allerfruhesten Formen der ande-ren Gruppen: Fig 10, 45—47, 74; etwas spater ist nur der Fund 127 mit dem Fusse einer Fibel wie Fig. 57 etc. Sehr wichtig ist ihr zweimaliges Vorkommen mit romischen Bronzeschusseln wie Muller, Jernalderen Fig. 189, die, wie aus der Stufentabelle erhellt, nur mit SpaMaTene und ganz friihen romischen Fibeln gefunden sind (vgl. nii-her Neergaahd, Aarboger 1892, S. 278 ff. Notę, Montelius, Sv. Fornm.-foren. tidskr. IX, S. 186 ff,). Und die rheinische Fibelform Fig. 241, mit welchęr die jetzt besprochene im Fundę 131 zu. sammen vorliegt, wird von Koenen, Bonner Jahrbiicher LXXXVI, S. 220, z u Taf. IV, Fig. 12. nach den damit gefunden Gefass formen >der letzten Zeit des Augustus und Tiberius» zugezahlt, Zuletzt sei der Fund 58 erwahnt, wo mit der Fibel Fig. 25 eine ihr ahnliche vor kommt, die aber schon gefullten Nadelhalter zeigt. Ubrigens kann bemerkt werden, dass die Durehloeberimg des Nadelbalters sieli bei dieser Gruppe nach den Zeugnissen der eben erwahnten Fundę offen-bar langer erhalten hat ais z. B. bei den Gruppen I und Itl, dereń Formen Fig. 10 und 45—17 sich ais mit den Fig. 24—25 gleiehzeitig erwiesen.
Die entwickehen Fibeln der Gruppe II mit gefulltem Nadelhalter yertheilen sich auf zicei łłauptserien, die sich in der Befestigung der.
L) Im Mainzer Museam fmdet sich freilich eine Fibel, dereń Fuss und Nadelhalter der Fig. 24 sehr ahnelf, aber ihr Riigel hat cioci Scheiben, imd vor altem ist der Kopf ganz anders gestaltet.