terialverwertung handelt, kann tnan daran crkcn-nen, daB beide Teile an der Taillennaht in einem konkaven Bogen ausgeschnitten sind, so daB im aufgetrennten Zustand hier eine linsenformige Liicke entsteht. Beim Zusammennahen zicht sich die Naht nach inncn, wodurch sich das Wams bzw. der Rock der im Taillenbereich nach innen schwingenden Riickenlinie eng anschmiegt. Nur durch diese schnittechnische Neuerung war es moglich, die in der Spatgotik angestrebte extrcmc Korperbetonung zu erreichen. Auf der Vorderseite war dies nicht notig, da hier bei einem schlanken Mann ohne Bauch die Silhouette gerade abfallt. Eine Besonderheit der bohmisch-deutschen Man-nermode war der in der Mitte zu einer stumpfen Spitze ausgezogene Saum, der selbst bei den gekiirzten Wamsem und Schecken noch den Schambereich verdeckte (Tafel A, Fig. 5). Da die Jacken und Wamser durchgehend bis unten ge-knopft oder verschnurt waren, wiesen viele seitli-che Schlitze auf, um so dem Trager geniigend Bc-wegungsfreiheit beim Biicken oder Aufsitzen auf
ein Pferd z u gewiihren.
Die Armel des (Untcr-)Wamses waren im Ge-gensatz zu denen der Schecke oder der Houppe-lande, welche von schr unterschiedlicher Form sein konnten,19 stets enganliegend. Wegen der noli-gen Bewegungsfreiheit waren sic nun stets von ge-bogener Form und daher meistens aus zwei Teilen (ohne die Zwickel) geschneidert, entweder indem man AuBen- und Innenseite in Bogenform zu-schnilt. oder indem man Ober- und Unterarmcl in Hohe des Ellenbogens trenntc und mil einer ent-sprechenden Aussparung in der Armbeuge so zu-sammennahte, daB ebenfalls ein gekriimmter Armel entstand (vgl. die gesteppte Jacke des Grafen von Blois). Nach 1370 wurden die Wamsarmel mit pńeschen oder Muffen versehen, d. h. leicht trich-terformigen Verlangerungen,V) welche die Mittel-hand mit der Zeit mehr und mehr verdeckten. Die Muffen waren laut Loschek „zunachst eine Armel-verlangerung zum Halten des Wamsarmels beim Anziehen des RockesA 51
s/w-Tafel V
Zivile und militarische Steppwiimser, 1340 - 1405
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