Obraz6 (4)

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Maskenball. Was wirst du morgen fur einen Kavalier haben? ich furchte, mein liebes Bliimchen, es sei ein Marchenprinz und du werdest von ihm entfiihrt und nie mehr zu mir zuriickfinden. Du liebst mich heute beinahe so, wie gute Liebende es beim Abschied tun, beim letztenmal!" Sie schmiegte die Lippen ganz in mein Ohr und flusterte: „Sprich nicht, Harry! Jedesmal kann das letztemal sein Wenn Hermine dich nimmt, kommst du nicht mehr zu mir. Vielleicht nimmt sie dich morgen."

Nie habe ich das charakteristische Gefuhl jener Tage, jene wunderlich bittersiiBe Doppelstimmung heftiger empfun-den ais in jener Nacht vor dem Bali. Es war Gliick, was ich empfand: die Schónheit und Hingabe Marias, das Genie-Gen, Betasten, Einatmen von hundert feinen holden Sinn-lichkeiten, die ich erst so spat, ais altemder Mensch, hatte kennenlcmen, das Platschern in einer sanften, wiegenden Welle von GenuG. Und doch war das nur die Schale: innen war alles voll Bedeutung, Spannung, Schicksal, und wah-rend ich liebevoll und zartlich mit den siiGen, ruhrendcn Kleinigkeiten der Liebe beschaftigt war, scheinbar in lautcr lauem Glucke schwamm, spiirte ich im Herzen, wie mein Schicksal Hals iiber Kopf nach vorwarts strebte, jagend und schlagend wie ein scheues RoB, dem Abgrund entgegen, dem Sturz entgegen, voll Angst, voil Sehnsucht, voll Hingabe an den Tod. So wie ich noch vor kurzem mich mit Scheu und Furcht gegen den angenehmen Leichtsinn der nur sinnlichen Liebe gewehrt, wie ich vor Marias lachender, sich zu verschenken bereiter Schónheit Angst gespiirt hatte, so spiirte ich jetzt Angst vor dem Tode - aber eine Angst, welche schon wufite, daB sie bald zu Hingabe und Erlósung werden wiirde.

Wahrend wir schweigend in die geschaftigen Spiele unsrer Liebe vertieft waren und einander inniger angehórten ais je-mals, nahm meine Seele Abschied von Maria, Abschied von alledem, was sie mir bedeutet hatte. Durch sie hatte ich ge lernt, noch einmal vor dem Ende mich kindlich dem Spici der Oberflache anzuvertrauen, fluchtigste Freuden zu su-chcn, Kind und Tier zu sein in der Unschuld des Ge schlechts - ein Zustand. den ich in meinem fruheren Lebeu nur ais seltene Ausnahme gekannt hatte, denn Sinnenleben und Geschlecht hatten fur mich fast immer den bittem Bei geschmack von Schuld gehabi, den siiBen, aber bangen Ge-schmack der verbotenen Frucht, vor der ein geistiger Mensch auf der Hut sein mufi. Jetzt hatten Hermine und Maria mir diesen Garten in seiner Unschuld gezeigt, dank bar war ich sein Gast gewesen - aber es wurde bald Zeit fiii mich, weiterzugehen, es war zu hiibsch und warm in die sem Garten. Weiter um die Krone des Lebens zu werben, weiter die endlose Schuld des Lebens zu biifien war mir be-stimmt. Ein leichtes Leben, eine leichte Liebe, ein lcichter Tod - das war nichts fur mich.

Aus Andeutungen der Madchen schloB ich, daB fur den Bali morgen, oder im AnschluB an ihn, ganz besonderc Genussc und Ausschweifungen geplant waren. Vielleicht war dies der Schlufi, vielleicht hatte Maria recht mit ihrer Ahnung, und wir lagen heut zum letztenmal beisammen, vielleicht bcgann morgen der neue Schicksalsgang? Ich war voll bren-nender Sehnsucht, voll erstickender Aaigst, und ich klam-merte mich wild an Maria, lief noch einmal flackernd und gierig durch alle Pfade und Dickichte ihres Gartens, verbiB mich noch einmal in die siiBe Frucht des Paradiesbau-mes.

Den versaumten Schlaf dieser Nacht holte ich am Tage nach. Ich fuhr am Morgen ins Bad, fuhr nach Hause, tod-miide, machte mein Schlafzimmer dunkel, fand beim Ent-kleiden mein Gedicht in der Tasche, vergafi es wieder, legte mich sogleich nieder, vergaB Maria, Hermine und den Mas-kenball und schlief den ganzen Tag hindurch. Ais ich am Abend aufstand, fiel mir erst wahrend des Rasierens wieder cin, dafi in einer Stunde schon der Maskenball beginne und ich ein Frackhemd heraussuchen miisse. In guter Launc machte ich mich fertig und ging aus, um zunachst einmal zu essen.

lis war der erste Maskenball, den ich mitmachen sollte. In Iriiheren Zeiten hatte ich zwar solche Feste je und je be-sucht, sie zuweilen auch hiibsch gefunden, aber ich hatte nicht getanzt und war nur Zuschauer gewesen, und die Be-geisterung, mit der ich andre davon hatte erzahlen, sich dar-auf hatte freuen hóren, war mir immer komisch erschienen.

I leute nun war auch fur mich der Bali ein Ereignis, auf das ich mich mit Spannung und nicht ohne Angstlichkeit Ireute. Da ich kcine Damę hinzufiihren hatte, beschloB ich.

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