Fundlage im nordlichen Niederosterreich fur das Entstehungsgebiet dieser Stiicke von Interesse sein konnte.19)
Das Geld aus dem Westen und dem Norden, vindelischer und boischer Herkunft, scheint also nach dem derzeitigen Stand des Wissens den Hauptanteil des Geld-umlaufes abgedeckt zu haben. Dennoch sind offenbar Geldstucke anderer Herkunft ebenso im Umlauf gewesen: Die beiden norischen Stiicke aus Neubau bele-gen ein Ausstrahlen der siidalpinen Miinzpragung iiber den Alpenhauptkamm nach Norden, wie es bisher bereits aus dem Raum Salzburg bekannt war, auch fur Oberósterreich, und von Osten her erreichen Auslaufer ostkeltischen Geldes den oberosterreichischen Zentralraum (Enns, Linz). Schliefilich strómten einzelne Geldstucke westkeltischer Provenienz auch in unseren Raum, wie beispielsweise das erwahnte Potin aus Neubau. Dagegen ist das bisher in der Literatur erwahnte sogenannte „Elusatendrittel" aus Linz20) in Wirklichkeit doch wohl west-bóhmisch-siiddeutsches Stiick und ais Importbeleg aus dem gallischen Raum zu streichen.
AbschlieSend sei auf jene Stiicke verwiesen, die - zumindest nach dem Wissens-stand des Verfassers - sich keiner Provenienz zuordnen lassen, im vorliegenden Fali den beiden Goldstiicken mit Heim (?) und laufender Figur, die bisher ais Athena-Alkis-Achtel galten, diesem Typ aber nicht entsprechen. Obwohl bis zum Auftauchen weiterer Stiicke keine genaueren Aussagen zu treffen sind, mufi doch auch die Moglichkeit einer lokalen Miinzpragung in Erwagung gezogen werden, wie dies neuerdings etwa fur Roseldorf (NÓ.) der Fali war.21)
So zeigt sich ansatzweise ein Bild des keltischen Geldumlaufes auf dem Gebiet des heutigen Oberósterreich, das vielgestaltig und differenziert die Lagę im Grenzgebiet zwischen unterschiedlichen Einflufispharen anzudeuten scheint. Es bleibt zu hoffen, da£ zukiinftige Fundę die hier versuchten Umrisse verdeutlichen und korrigieren werden.
') Die nichtnumismatischen Fundę werden vom Archaologen des Stadtmuseums Nordico in Linz, Univ.-Doz. Dr. E. M. Ruprechtsberger aufgenommen und dokumentiert.
*) Die folgenden Angaben u ber Fundorte und -umstande beruhen auf mundlichen Mitteilun-gen der Finder, die anlaSlich einer Begehung vor Ort sowie mehrerer Gesprache gemacht wurden. Nach Uberzeugung des Verfassers darf diesen Angaben unbedingt vertraut werden. Diese liegen ebenfalls zur Ganze dem 0.0. Landesmuseum vor und sollen Gegenstand einer eigenen Arbeit sein.
*) wie y). Angesichts der derzeitigen Fundlage scheint sich eine Differenzierung zwischen kelti-schen Fund en auf der Hóheder Terrasse und rómischen unterhalb davon abzuzeichnen, viei-leicht konnen kunftige Fundę hier wei teren AufschluB bringen.
5> H. Janda urek, Eine keitenzeitliche GroSsiedlung bei Neubau, in: OÓHmtbl. 10 (1956), S. 22 f. H. Janda urek, Oberósterreichische AItstrafien, dieStraSen der Romer, Weis 1951, S. 113 ff., 205 ff., 219.
*) H. Beninger, Spatkeltische Hausbauten von Neubau, Gem. Traun, in: Jb. d. O.Ó. Musealverei-nes 101 (1956), S. 123-166.
0 Auskunft des Rnders.
*) Diese muBte wei ter sudlidi, hart an der Gelandestufe verlaufen sein.
9) H.-J. Keliner, Die Miinzfunde von Manching und die keltischen Fundmunzen aus Sudbay-em, Stuttgart 1990, S. 9 ff.
I0) R. Paulsen, Die Munzpragungen der Boier, Wien-Leipzig 1922, S. 70.
") Naheres dazu siehe unten. S. 19.
o) G. Dembski, Die keltischen Fundmunzen Ósterreichs, in: NZ 87/88 (1972), S. 37-73.
u) Keliner, Manching (zit. Anm. 9), S. 28-29.
H) BewuBt nicht angesprochen wurde die Problematik der Chronologie, die anhand des vorlie-genden Materials nicht zu diskutieren ist. Immerhin konnte Beningers sichere Datierung der von i hm eigrabenen Hauser ins „augusteische Spatlatene", d. h. „tiet ins voIIe erste Jahrhun-dert n. Chr." eventueli auch einen Hin weis auf den Mtinzumlauf geben.
,s) KaŁNr. B. 3. (mit weiterer Literatur).
’6) Es mufi allerdings die Frage gestellt werden, inwieweit nicht die starkere Bautatigkeit und die damit verbundenen Erdbewegu ngen in den Baliungsraumen fur die hóhere Funddichte verantwortlich sind.
I7) VgL die Fundkarte, Beilage 1 zu Keliner, Manching (zit. Anm. 9). - Die dort ablesbare, gegen Osten abnehmende Funddichte durfte der Situation im lnnviertel weitgehend entsprechen.
’*) Dembski (zit. Anm. 12), S. 56.
,9) ibidem, S. 58 f.
») Kat.Nr. B. 28.
2I) G. Dembski, Neue Keltenmiinzen aus Niederfisterreich, in: MÓNG 31 (1991), S. 5-10.