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JOŻE POGAĆNIK, Bartholom&us Kopitarm Leben und Werk, Dr. Dr. Rudolf Trofenik, Mtin-
eh en, 1978, 231 S. + 16 Bildtafeln
AU XV-ter Band In der Reihe „Geschichte, Kultur und Gelsteswelt der Slowenen“ l«t unlflngst im MOnchner Dr. Dr. Rudolf Trofenik — Verlag eine dem immer noch in der Fachli tera tur umstrittenen Personlichkeit des Slawisten und Kulturfórderers Bartholo-mflus Kopitar gewidmete Monographie erschienen. Der Verfasser di es es interessanten, modern gedachten und geschriebenen Buches, Joźe Pogaćnik, krflnt dadurch glfinzend seine schon langjflhrigen Studien auf dem Gebiete der Kultur- und Gelstesgeschichte der Slowenen und bringt erstmalig1 — solite es auch ais Paradoxum erscheinen — eine bis zur Zeit noch ent-behrte abgeschlossene kritische Wertung und Analyse des Lebens, Werkes und der Ideen-welt elnes der hervorragendsten Aufkfórer der Shdslawen, Bartholomaus Kopitar. Ais vćllig rechtfertigt rechnen wir die Vorsatze mit welchen J. Pogaćnik zur Exegese von Kopitars Melseitiges Schaff en und Denken geschritten ist: „Kopitars Werk ist melstentells nicht die Frucht ruhigen Forschens und Erkennens im Studielizimmer gewesen, sondem die Folgę und die Waffe eines manchmal schópferischen, manchmal hem mend en Konflikt es. Der Autor wflhlte sich den anstrengendsten W eg zur Durchsetzung seiner Erkenntnisse, daher ist er in seinen Ausserungen in manchen Nuancen abslchtllch iibertrieben oder polemisch agressiv. Man darf sich nicht vora ironischen oder angriffslustigen Ausseren irrefiihren lass en, sondem tnuss hinter der Oberflflche die tieferen Grilnde suchen und die wirkllchen Motłve feststellen. Unsere Aufgabe ist es, Legende und Wahrheit voneinander zu trennen und das, was der Zelt angehOrt, von dem abzusondem, was die Eigenschaft der Dauer besitzt. Ohne ein festes und klar es Kriterium fQr diese Unterschiede lass en sich Kopitars gedankliche und kulturpoll-tische Ausgangspunkte nicht verstehen, noch weniger lassen sie sich historisch entsprechend bewerten” (S. 9 — 10). Es ist uraso verstflndlicher und lobenswllrdiger, dass J. Pogaćnik anlflsslich der Analyse von Kopitars Werk best&ndlg dessen Gedankensystem und Logik durch eine tiefgehende nuancierte Untersuchung, durch Aufspiirung der Quellen einzelner Behauptungen und durch Ermittlung ihres Inhaltes und ihrer Bedeutung filr die Zeitgenossen oder die Nachweit Ins Licht zu stellen bestrebt war. Dadurch hat das Buch auch eines seiner bestimmenden Absichten erfiilit, u.zw. die Richtung von Kopitars Originalitdt aufzuzeigen und zu bestimmen. Dabei ist der Verfasser — wie er iłbrigens selbst behauptet — dem allgemeinen Bild der Epoche und Kopitars selbst tren geblieben. Mit Recht behauptet J. Pogaćnik, dass •die Genese und Ausprfigung von Kopitars wissenschaftlichem Denken nicht zu erkl&ren ist „wenn wir sie nicht in ihrer Entwicklung betrachten; nur diese beiden Aspekte kflnnen den Forscher zu einem wirkllchen Bild leiten, das den Quellenv Dimensionen und der Bedeutung von Kopitars gesamten Tfltigkeit gerechnet wird” (S. 10). Aus eben diesem Grund hat der Autor die Kopitar-Monographie ais eine problembezogene Darstellung konziplert, die dem anspruchsvollsten Leser entsprechen soli. Nachdem uns J. Pogaćnik mit der Persdnlichkeit ąind Tatigkeit Kopitars vertraut raacht — wobel aufgrund glaubwtirdiger Aussagen oder Aus-serungen die psychodynamischen und characterologischen Eigenheiten umrissen werden und -die Themenbereiche die sein Forschungsinteresse anregten synthetisch umrissen werden sind die folgenden Kapiteln der Untersuchung der drei grundsfitzlichen Problerakomplexe die Kopitars Gedankensystem bestimmt haben, gewidmet: —Kultur, Sprache und Geschichte. Und diese Kapiteln, die die umfangreichsten sind und den Mittelpunkt des Buches bilden, bieten auch das melste geschichtliche und kulturges chich tliche Materiał, wobei hi er auch die meistem Neuerungen in der Interpretatfon gebracht werden. Das Werk Kopitars bekomrat dadurch neue Dimensionen, die es ais Ph&nomen der Kultur- und kulturpolitischen Ideologie erscheinen l&sst, weichem fUr die erste HśUfte des XIX. Jahrhunderts nicht nur siidsla-wische sondem auch stidosteurop&ische Bedeutung zugesprochen werden musste.
Wenn uns J. Pogaćnik auch schon eingangs versichert, dass bci Abhandlung der fllr den Gesamtkomplex weniger bedeutenden Probleme, „die von kurzem Atem oder vortiber-gehender Wichtigkeit waren, ... bewusst kurz (oder stilischwcigcnd),, hinweggegangen wurde, *so erachten wir es doch ais ndtig ein Wort mehr zur Polemik Kopitars mit Petru Maior zu sagen. Dem Autor sind nur zwei der poleraischen Schriften Maiors, u. zw. Anlmadoersiones fn receniionem historiae de origine Valachomm in Dacia (Ofen, 1814) und Reflcziones in res-ponsum domini recensentls Wennensfs ad animaduersionis in reccnsionem historiae de origine
* Demselben Autor verdankt man eine 1977 in Ljubljana kiirzegerfasste, popul&rwissen-schaftliche slowenische Ausgabe dieser nun grilndlich vertieften, ausfiihrlicheren und abge^n-derten Kopitar-Monographic: Jemej Kopitar, Partizanska knijga, Ljubljana, 1977 (in der Reihe „Znamenlti Slovenci“).