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DR HI A L T AG Y PT I SC H E TOTENBOOTE
seine Glieder auszustrecken Fur den Fali, daB die Lagę der Beigahen obligat gewesen sein sollte — was offentlich aber nicht zutrifft und es demnach nicht móglich gewesen ware, die Topfe statt zu FiiBen an die Seite zu slellen, wo haufig ein geniigend freier Platz ist, bleiben zumindest jene Graber, die zu FiiBen des Toten ungeniitzten Raum gelassen haben. ein Argument gegen die Sparthcorie.
Zu guter Letzt konnte noch cingewandt werden. daB einer, der die gestreckte Lagę ais die richtige erkennt, sich lieber sein Grab zu Lebzeiten selbst vorbereitet hatte, ais daB er sich der Barmherzigkeit seiner Nachfahren anvertraut hatte auf die Gefahr hin, daB ihm durch Einsparung Notwendiges konnie entzogen werden.
Demnach kann es nicht Schcu vor der Mchrarbeit gewesen sein. die Leiche «zusammen-zudriicken ».
Ad 2). Urn den Leichnam zu fesseln, ist es nicht nótig, ihn in Hockerstellung zu bringen.
Man kann ihm Armc und Beine auch in gestreckter Lagę zusammenbinden. AuBerdem
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sind die Hockerleichen in Agypten tatsachlich in der Kegel nicht gefesselt. Wo Hocker-leichen dennoch gefesselt sind, ist damit nur eine zusatzliche Fiirsorge (Angst vor Wicdcr-kehr) beobachtct, d.h. : Das Fesseln hat den Rang des Akzidentiellen, nicht des Konsti-tutiven. Das ambivalente Verhaltnis der Lebenden zu den Toten kann demnach auch eine Fcsselung hervorrufen, aber damit ist die Hockerstellung ais solche nicht erklart.
Ad. 3). Imitation embryonaler Lagę ist von der Haltung her ais Moglichkeit unbezwei-felbar, die Frage bleibt, ob sie in die damalige Vorstellung gepaBt hat. Gab es etwa den Gedanken einer Wiedergcburt 8, oder wollte man den Toten so zuriickgeben, wie man ihn bei seiner Geburt empfangen hatte, den Kreislauf damit schlieBen? Diesc Vorstcllung legt sich nahe bei Jakobs vorbildlichem Tod (1. Mose 49, 33), zu dem in richtiger Ubcrsctzung zu lesen ist: «Da Jakob vollendet hatte..., zog er seine Beine auf dem Bette an (nachdem er sich zu Bcginn seiner Rede, sich gegen die Kopflade stiitzend, im Bette aufgesetzt hatte) und verschied». Hier ist klassisch beschrieben, wie es zu einer «Hocker-lciche» kam9. Da Israel keinen Glauben an persónliche Auferstehung hatte10, kann diese bewuBte Sterbehaltung, wenn sie nicht ais Ubernahme fremdcr Sitte angesehen werden soli, nur im Sinnc kreislaufhaften VoIlendcns gedeutet werden.
Ad 4). Wo man dem prahistorischen Menschen eine Auferstehungshoffnung unterstellt, ist die Stellung ais Schlafhaltung mindestens ebenso wahrscheinlich wie ais Embryonal-
Mdller. Abusir el-\feleq, Taf. 3 a-d; Taf. 55; Randall-Macivcr and Maco, El Amrah and Abydos, pl. 5. 2; SeharlY. Die Altertiimer der l or- und Fruhzeit Ag. — Min. a. d. (igypt. Slg. Berlin 5, 2. Abb. 2. u. a.
* Vgl. aus dem NR die Bezeichnung swht fur Sarg.
9 War der Sterbcnde selbst dazu nicht imstande, so haben ihn die Hintcrblicbcnen nach seinem Tode in die Toten-haltung gebracht — wic man hierzulande den Toten ausstreckt und ihm dic Handc faltet oder ineinanderlegt aber ihn nicht zum Zwecke kleinerer Dimcnsionen vor der Grablcge «zusammengedruckt.»
10 S. Anmerkung 43, S. 54.