Tag gebraucht und im Handeln bekraftigt. Hier gibt es zwischen dem Tun und dem Wort keine Divergenz. Der Klarheit der Sache selbst, der Arbeiterklasse und der marxistischen Intelligenz erweisen hier die unverbesserlichen »Aufklarer« und »Reformatoren« (wie immer) kei-nen Dienst, die in diesem kompromifilosen Auftreten der Mittelklasse bei uns immer noch an angebliche augenblickliche »Abweichungen«, »Fehler« und »Anomalien« im Vorgehen eben dieser selben Klasse mit Riicksicht auf ihren scheinbaren und durchscheinenden ideologi-schen Deckmantel (in Gestalt des Marxismus, Sozialismus, der Selbst-verwaltung, im verbalen Sich-Berufen auf die Interessen der Arbeiterklasse u. A.) glauben, den sie selbst schwer tragt und gerne loswerden móchte. Darin sollte man ihr behilflich sein, nicht aber hinderlich, und dies im Interesse des Sozialismus. Ubrigens sollten wir ihr wenigs-tens so weit helfen, dafi sie sich selbst erkennt, dafi sie die anderen besser erkennen, hier, was Marx schon lange, lang bevor sie auf der historischen Szene erschien iiber unsere Mittelklasse in ihrer heutigen Form ausgesagt hat:
»Er (der deutsche Sozialismus, Anm. d. Verf.) proklamierte die deutsche Nation ais die normale Nation und den deutschen Spiefibiir-ger ais den Normalmenschen. Er gab jeder Niedertracht desselben einen verborgenen, hóheren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr Gegen-teil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die »rohdestruktive« Richtung des Kommunismus auftrat und seine un-parteiische Erhabenheit iiber alle Klassenkampfe verkiindete. Mit sehr wenigen Ausnahmen gehórt alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen und kommunistischen Schriften zirkuliert, in den Be-reich dieser schmutzigen, entnervenden Literatur«.7
Diese letzte Konsequenz, das Sich-Aussprechen gegen die »roh-destruktive« Richtung des Kommunismus hat unsere Mittelklasse ge-meinsam mit der Biirokratie (ihre Politiker, Ideologen und Zeitungs-leute) schon seit langem gezogen, und nun zieht sie die andere, nam-lich den der unparteiischen Erhabenheit iiber alle Klassenkampfe. Wir wiirden aber nicht darin mit Marx iibereinstimmen, dafi dies »schmut-zig und entnervend« ist, wenn es sich um unsere Mittelklasse handelt. Denn weder wirkt der schmutzig oder handelt er entnervend, der, wie unsere Mittelklasse klar und deutlich, ehrlich und offen gegen die »ra-dikale Linke«, den »rohdestruktiven« Kommunismus und Sozialismus, den linken Marxismus (denn wahrscheinlich besteht auch ein »rechter Marxismus«?) vorgeht, der zu wissen gibt, dafi er es nicht zulassen wird, dafi sich das Linke (= Sozialistische, Kommunistische und Mar-xistische) in die eigenen Reihen einschmuggelt, wenn doch ihr wesent-liches, lebenswichtiges Interesse dem entgegesteht. Den Schmutz ma-chen die und demoralisierend wirken vor allem die, die immer noch nicht daran glauben oder es nicht wahrhaben wollen, dafi sie es damit ernst nimmt, dafi sie es morgen noch ernster meint, und dafi sie sehr ernst in dieser Richtung arbeitet, da sie desorientieren.
T Karl Marx - Friedrich Engels, Manifest der kommunistischen Partei, in: Wer-ke, Dietz Yerlag, Berlin 1959, Bd. 4, S. 488.
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