Ehren wir also diese Ehrlichkeit am Werk unserer Mittelklasse (und ihrer Wahlschwester - der Biirokratie), wenn sie dies tagtaglich de-klariert und ihre historische Position ausspricht, die ihr von der Ge-schichte zugeteilte Rolle und ihr immannente, angemessene Tendenz rcchts zu stehen, zu sein und dies zu wollen! Auf das Linke geht man nicht von links her los, wenigstens diese elementaare Logik miifite klar sein. Dieses >'Linke« in der klar ausgedriickten klassenmafligen gesellschaftlichen (biirgerlichen) Stratifikation kann man anfechten, bestreiten, angreifen nur vom rechten oder zentralen Standpunkt aus. Die Arbeiterklasse aber (um es richtig zu verstehen: gerade ais Klasse, solange sie ais Klasse besteht, und sie besteht ais Klasse einer anderen Klasse im Klassenmaftigen gegeniiber, also immer noch in einer teil-weise biirgerlichen Gesellschaft ist selbst der Index des Bestehens eben dieser Gesellschaft und ihrer dominierenden Elemente) war nie, ist nicht und wird nie schon ihrer Natur nach »rechts« oder im »Zen-trum«, sie ist gerade die einzige, die ais Mafistab und Kriterium des »Linken« gilt (der Linken, des Fortschrittlichen, des Geschichtlichen und der Offenheit fur eine Anderung sowohl von sich ais auch der Gesellschaft und der Welt in ihrer Positivitat), danach aber erst von allem anderen, was gegen sie und ihre wesentlichen, lebenswichtigen und aktuellen Interessen - also des Rechten! Da bisher bei uns (ty-pisch ideologisch!) alles bisher unter die gemeinsame »sozialistische Kappe« gestiilpt wurde, ist es kein Wunder, dafi alles vergessen (bezw. »vergessen«) und vermischt wurde, und dies fiihrte zu einer nicht nur gesellschaftspolitischen sondern allgemeinen ideenhaft-geschichtlichen Verwirrung in den Kópfen und in der Praxis, denn bisher waren wir alle »sozialistisch- selbstverwalterisch-fortschrittlich«! Und wir leben noch in einer Klassengesellschaft, also einer konfliktgeladenen.1
Deshalb gebiihrt unserer Mittelklasse alle Ehre, wie auch ihren Ideologen, die zuerst diese Verwirrung durch ihren Standpunkt und ihr Werk unterbrachen und »Ordnung machten« in diesem ideologi-schen Wirr-warr, indem sie sich selbst zur Rechten erklarten inner-halb unseres gesellschaftspolitischen Prozefies, damit aber gleichzeitig allen anderen, also auch der Arbeiterklasse zu Kenntnis gaben, daS sie sich ais linkę Bewegung einordnen, deklarieren und konstituieren kónnen und miissen, Die Geschichte wird beweisen, ob dieser Aufruf der Mittelklasse sowohl bei der Arbeiterklasse, ais auch auf der Ge-genseite auf Echo stiefi.
Nun hat die Sache aber auch ihre andere Seite. Denn, wie wir schon gesagt haben, beruft sich die Mittelklasse immer noch auf den Sozia-lismus (wenn auch - um der Wahrheit willen sei es gesagt - immer
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Deshalb sind die marxistisch-links orientierten Studenten im Irrtum, wenn sie auf diese »burgcrlichcn« Bestimmungen nicht eingehen wollen, indem sie sich auf den Sozialismus berufen, der sie uberwinden muR (was natiirlich stimmt, aber vom Standpunkt der klasscnlosen Gesellschaft aus, nicht aber der Klassengesellschaft und in ihr!), oder diese Bestimmungen »nur bedingt* annehmen. Es gibt nicht Bc-dingtcs in ausgcsprochen klasscnhaften Beziehungen und ZusammcnstbBcn, denn die Arbeitsklasse mufi - entgegen der Mittelklasse und der Buroktratic - jctzt und unbedingt ihre dominierendc politische und ókonomischc Position in der ganzen Gesellschaft erkampfen. Bis dahin bleibt ihre Position allerdings ausgcsprochen linksorientiert.