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regionalen Sónderentwicklung von Bedeutung. Im Ostteil des Banats, der zwei Drittel des ehemaligeft Territoriums der Provinz umfaBte, begann das Umdenken im Jahre 1918.
Die Homogenitat der Banafer Schwaben war bis zuletzt eine relative. Nicht nur, dafi sich ein Stadt-Land-Antagonismus bemerkbar machte, so daB im Sudbanat die Industrie- und Bergbaugebiete eine Eigenentwicklung durchliefen, sońdem es gab auch die Aufsplitterung der Gruppe, die damit begann, daB sich drei Gruppen fur die Zugehorigkeit des Banats zu Ungarn, Rumariien und Jugoslawien einśetzten 43, eine weitere Gruppierung eine selbs-tandige Banater Republik’ beanspruchte. Durch die Grundung' der Deutsch-Schwabischen Volksgemeinschaft wurde 1921 eine Einheit erreicht, aber die jeweilige Selbstherrlichkeit wurde beibehalten. Unter konservativ-christlicheir Fuhrung (Kaspar Muth, Franz Blaskovics) versuchte die Volksgemeinschaft, sowohl die Kontakte zu den Nachbam im Banat ais auch zu den fruheren k. u. k. Zentren aufrecht zuerhalten. Dem stand eine immer extremer na-tionalistische Tendenz entgegen, die alle politischen Gruppierungen erfaBte, so daB bei diesem Thema — Gruppenidentitat und gruppenspezifische Ge-schichte und Eigenleistung — die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppierungen immer geringer wurden.
Die „Schwabisclie Volkspresse" (1919 —1925) 44 und ihr „Schwabischer Volkskalender” (1921 — 1941) wurden zum Organ der organisierten Mehrheit der Banater Schwaben. Hier wurde der Versuch untemommen, eine Einheit der gesamten Banater Bevólkerung, bzw. der Akademikerkreise, herzustel-len. Mit der rumanischen Lyra-Gesellschaft und der ungarischen — Verei-nigung gab es in der Redoute und im Miltarkasino in Temeswar gemeinsame Veranst£lltungen. Vertreter der rumanischen Schriftsteller (łon Minulescu, Camil Petrescu) traten gemeinsam niit den deutschen Autoren Franz Xaver Kappus, Otto Alsclier, Karl von Molier auf, ebenso mit ungarischen Lokal-gróBen. Es gab im Rahmen des Philharmonischen Vereins gemeinsame Kon-zerte. Von Kappus und Alscher, die schon in Belgrad und Budapest bis 1919 ahnliche Yersuche unternommen hatten, wurde versucht, die europaische literarische Modeme im Banat heimisch zu machen. Dazu gehórten editori-sche Projekte, zum Beispiel der dreisprachige „Illustrierte Weltspiegel”, den
die Genannten im Jahre 1922 herausgaben und der Ubersetzungen aus den Literaturen Rumaniens ebenso miteinschloB wie die Versuche der Banater deutschen Autoren. Kappus selbst legte mit seinen Erzahlungen in der gesamten Tagespresse Rumanien, mit seinem Roman „Die Peitsclie im Antlitz” (1921), Alscher mit seinen Tiererzahlungen — wie er ahnlich in den namhaf-ten expressionistischen Periodika „Aktion” und „Der Brenner” seit 1910 veróffentlicht hatte — Beispiele einer modemistichen Literatur vor. In der Banater Hauptstadt scheiterte ihr Versuch, eine solche Literatur hoffahig zu machen. In Arad wurde die Intitiative fortgesetzt. Die Mehrsprachenzeitsch-riften „Genius” (1924—1926) und „Periszkóp” (1925—1926) bemuhten sich um eine kulturelle Symbiose. Zoltan Franyó, ais Obersetzer rumanischer Ly-
13 Im Frfibjahr 1923 erfolgte eine Titelanderung in „Eanater Deutsche Zeitung”.
44 Franyó, Zoltdn: fhananische Dichter. Eine Anthologie zeitgenóssischer Lyrtk. Timi-ęoara: Genius 1932.