Historia Krajów Niemieckojęzycznych
1914-1918 Erster Weltkrieg
1914
Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo (28. Juni) - Russische Gesamtmobilmachung (30. Juli) - Deutsche Mobilmachung und Kriegserklärung an Russland (1. August) - Deutsche Kriegserklärung an Frankreich (3. August) - Kriegserklärung Englands an Deutschland (4. August) - Kriegserklärung Japans an Deutschland (23. August) - Bewegungskrieg im Westen und Osten (Marneschlacht und Schlacht bei Tannenberg) - Stellungskrieg im Westen (Herbst 1914 bis März 1918) - Stellungskrieg im Osten (Dezember 1914 bis Herbst 1917) - Eintritt der Türkei in den Krieg (Oktober)
1915
Italiens Kriegserklärung an Österreich (Mai) - Bulgariens Anschluss an die Mittelmächte (Oktober) - Eroberung Serbiens (November)
1916
Die Hölle von Verdun - Kriegseintritt Rumäniens an der Seite der Entente (August) - U-Boot-Frage - Deutsches Friedensangebot und Vermittlung des amerikanischen Präsidenten
1917
Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika (6. April) - Innere Krise der europäischen Staaten und Friedensversuche - Februar- und Oktoberrevolution in Russland
1918
Friede zu Brest-Litowsk (3. März) - Die deutschen Angriffsschlachten in Frankreich - Gegenoffensive der Alliierten - Zusammenbruch der Türkei, Bulgariens und Österreich-Ungarns - Revolution in Deutschland - Scheidemann ruft die Deutsche Republik aus (9. November) - Flucht Wilhelms II. in die neutralen Niederlande (10. November) - Waffenstillstand von Compiegne (11. November) - Konstituierung des Rates der Volksbeauftragten (12. November) - Abdankung Wilhelms II. (28.11.)
Attentat von Sarajevo
Das Attentat von Sarajevo, bei dem am 28. Juni 1914 der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, ermordet wurden, war Anlass für die Julikrise von 1914, die in ihrem Verlauf den Ersten Weltkrieg auslöste.
Marneschlacht, im 1. Weltkrieg für den Übergang vom Bewegungs- zum Stellungskrieg entscheidende Schlacht (6.-9. 9. 1914). Die strateg. Niederlage der dt. Armee gegen die frz. und brit. Truppen führte zur Ablösung H. von Moltkes durch E. von Falkenhayn als Generalstabschef des Feldheeres.
Tannenberg
(polnisch Stebark), Im Ersten Weltkrieg wurde östlich von Tannenberg vom 26.ÿ8. bis 31.8. 1914 die russische Narew-Armee unter A. W. Samsonow von der deutschen 8. Armee unter P. von Hindenburg (Stabschef E. Ludendorff) durch Umfassung geschlagen. Das 1927 errichtete Tannenberg-Denkmal wurde 1945 beim deutschen Rückzug gesprengt.
Stellungskrieg
Im 1. Weltkrieg paralysierten sich die Kontrahenten gegenseitig über lange Phasen des Stellungskriegs an allen Fronten. Eine Möglichkeit der Vermeidung des Stellungskriegs ergab sich erst, als der Durchbruch von Frontlinien infolge der Motorisierung und des Zusammenwirkens verschiedener Waffengattungen nicht mehr allein von der Infanterie geleistet werden musste. Bedeutendste Faktoren in diesem Zusammenhang waren die Fortentwicklung der Panzerwaffe und der Luftstreitkräfte.
Schlacht um Verdun
Die Schlacht um Verdun war die größte Schlacht des Ersten Weltkrieges. Sie begann am 21. Februar 1916 mit einem Angriff deutscher Truppen auf die französischen Stellungen bei Verdun. Sie endete am 20. Dezember 1916 ohne wesentliche Verschiebung des Frontverlaufs.
Truppenstärken
Entente: Insgesamt 75 Divisionen
400 Geschütze (zu Beginn der Schlacht, später ca. 1300)
Mittelstaaten: Insgesamt 50 Divisionen
1220 Geschütze
Verluste
Entente: 377.000 Soldaten, davon etwa 167.000 Gefallene
Mittelstaaten 337.000 Soldaten, davon etwa 150.000 Gefallene
Friede von Brest-Litowsk
Im Frieden von Brest-Litowsk (3.03. 1918) zwischen den Mittelmächten und der neuen sowjetischen Regierung musste Sowjetrussland auf Finnland, die baltischen Länder, Polen, die Ukraine und die 1878 von der Türkei abgetretenen Gebiete Ardahan, Kars, Batumi verzichten (insgesamt mehr als 1 Mio. km2, etwa 30 % der Bevölkerung, rund 75% der Eisen- und Stahlindustrie). Dieser Diktatfrieden, dessen Annahme Lenin erst nach Auseinandersetzungen innerhalb der bolschewistischen Führung als notwendige »Atempause« für den jungen Sowjetstaat durchsetzen konnte, wurde nach der militärischen Niederlage der Mittelmächte durch den Waffenstillstand von Compiègne (11.11. 1918) außer Kraft gesetzt und am 13.11. 1918 von der Sowjetregierung annulliert.
Matrosenaufstand
Die 3. Oberste Heeresleitung hatte schon Ende September 1918 der Reichsregierung eingestanden, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war (Waffenstillstandsangebot). Als die Marineleitung Ende Oktober 1918 der in den Häfen seit Jahren untätig liegenden Hochseeflotte den Befehl gab, zu einem letzten großen Einsatz gegen die britische Flotte auszulaufen, um »die Ehre der Waffengattung« zu retten, weigerten sich die Matrosen, diesem sinnlosen Befehl zu folgen. Am 5. November übernahm ein Matrosenrat im größten deutschen Flottenstützpunkt Wilhelmshaven die Macht, von hier aus sprang die Meuterei auf die anderen Hafenstädte über und erfasste bald auch die Garnisonen in den Binnenstädten (Köln 7. November) und die Arbeiterschaft in den Industriestandorten. Überall bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte. Der Kaiser wich den revolutionären Ereignissen in Berlin aus und ging in das Hauptquartier nach Spa in Belgien. Am 7. November wurde die Wittelsbacherdynastie in München gestürzt; am 9. November trat Reichskanzler Prinz Max von Baden unter dem Druck der Massen von seinem Amt zurück, kündigte die Abdankung des Kaisers an, die in Wirklichkeit erst spät abends stattfand, und übergab die Regierungsgeschäfte an den Führer der Mehrheitssozialdemokraten, Friedrich Ebert, dem es schließlich im Zusammenspiel mit gemäßigten Kräften und gestützt auf das Heer gelang, die parlamentarische Demokratie gegen die Bestrebungen der radikalen Linken durchzusetzen, die die Einführung des Rätesystems nach russischem Vorbild anstrebten.
Compiegne
Aufgrund der aussichtslosen Lage an der Westfront und des Zusammenbruchs des verbündeten Bulgarien forderte die Oberste Heeresleitung (OHL) am 29. September 1918 die sofortige Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Sowohl Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff als auch Wilhelm Groener wollten die Verantwortung der Armee und der Militärs für die Niederlage abweisen und schufen so die Grundlage für die Dolchstoßlegende. Die OHL forderte bewußt die Entsendung einer zivilen Waffenstillstandsdelegation, um vor der Öffentlichkeit die Politiker und nicht die OHL für den Waffenstillstand verantwortlich zu machen. Ludendorff betonte, daß sich der deutsche Rückzug an der Westfront noch insgesamt geordnet vollzog und die Entente noch nicht auf deutsches Gebiet vorgedrungen war. Er suchte damit die militärische Niederlage der Mittelmächte zu verschleiern. Erst nach wochenlangen Vorverhandlungen zwischen der Reichsregierung und US-Präsident Woodrow Wilson und der Verabschiedung der Oktoberreformen begann am 8. November 1918 eine zivile Waffenstillstandsdelegation unter der Führung von Matthias Erzberger die Verhandlungen mit dem alliierten Oberbefehlshaber Ferdinand Foch. Die Entente forderte die bedingungslose Annahme ihrer Waffenstillstandsbedingungen, welche den Deutschen ein Weiterkämpfen unmöglich machen sollten. Wesentliche Punkte der alliierten Bedingungen waren der komplette deutsche Rückzug aus den besetzten Gebieten im Westen innerhalb von 15 Tagen und die Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch die Alliierten, im Osten forderte die Entente die Annullierung des Friedensschlusses von Brest-Litowsk. Verhandlungen über diese Bedingungen, deren Erfüllung einer offenen Kapitulation gleichkam, lehnte Foch ab. Erzberger bemühte sich um Rücksprache mit der Regierung in Berlin, erhielt jedoch nur Kontakt zu Hindenburg, der eine Annahme des Waffenstillstands, wenn nötig unter allen Bedingungen, forderte. Am 11. November 1918 unterzeichneten Erzberger und Foch in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne den Waffenstillstand, der noch am selben Tag in Kraft trat.
Rat der Volksbeauftragten
Rat der Volksbeauftragten,
in Deutschland, die während der Novemberrevolution gebildete vorläufige Regierung (9. 11. 1918 bis 10. 2. 1919); ihr gehörten an: F. Ebert, P. Scheidemann und O. Landsberg (alle SPD) sowie H. Haase, W. Dittmann und E. Barth (alle USPD). Ende Dezember 1918 schieden die USPD-Vertreter aus und wurden durch die SPD-Mitglieder G. Noske und R. Wissell ersetzt.
Drittes Reich
Drittes Reich -
zuerst in der chiliastischen Geschichtsphilosophie des Joachim von Floris erscheinender Gedanke, dass nach dem Zeitalter des Vaters und des Sohnes ein drittes, die Erlösung abschließendes Zeitalter des Heiligen Geistes folge; von Lessing, Schelling, Ibsen u.a. vielfach variiert. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts spielte der Begriff in Deutschland im Bereich konservativ-antidemokratischer Denkmodelle eine Rolle, besonders bei Arthur Moeller van den Bruck: In seinem Buch »Das Dritte Reich« (1923) verstand dieser unter dem Dritten Reich ein Reich, das dem Heiligen Römischen Reich und dem von Bismarck gegründeten Reich folge. Der Nationalsozialismus übernahm zeitweise den propagandistisch wirksamen Namen, im Zweiten Weltkrieg aber von Hitler als Bezeichnung für den nationalsozialistischen Staat verboten.
Daten
1933
Ermächtigungsgesetz - Auflösung der Parteien - Konkordat zwischen der Kurie und dem Deutschen Reich - Abrüstungsfrage und Austritt aus dem Völkerbund
1934
Deutsch-polnischer Freundschaftsvertrag - Röhm-Krise - Tod Hindenburgs - Hitler Reichskanzler und Reichspräsident
1935
Saarabstimmung - Allgemeine Wehrpflicht - Deutsch-englisches Flottenabkommen - Nürnberger Gesetze
1935-36
Italienisch-abessinischer Krieg
1936
Rheinlandbesetzung - Achse Berlin-Rom
1936-39
Spanischer Bürgerkrieg
1937
Kriegsausbruch zwischen China und Japan
1938
Anschluss Österreichs - Sudeten-Krise - Reichskristallnacht
1939
Reichsprotektorat Böhmen und Möhren - Nichtangriffspakt mit Russland - Kriegsausbruch
Ermächtigungsgesetz,
Gesetz, das die Regierung ermächtigt, Verordnungen mit Gesetzeskraft ohne Beteiligung des Parlaments zu erlassen, meist mit sachlicher und zeitlicher Begrenzung. Das deutsche Ermächtigungsgesetz vom 23./24.3. 1933 ermächtigte die Regierung praktisch Hitler zu verfassungsändernder Gesetzgebung (Nationalsozialismus). Das deutsche GG schließt derartige Ermächtigungsgesetze aus.
Deutsch-polnischer Friedensvertrag
Deutsch-Polnischer Nichtangriffspakt 1934, von Hitler persönlich herbeigeführtes Verständigungsabkommen vom 26. 1. 1934, das die Vertragspartner zunächst auf 10 Jahre zum direkten friedlichen Ausgleich der dt.-poln. Differenzen verpflichtete; von Hitler am 28. 4. 1939 gekündigt.
Röhm-Putsch
Röhm-Putsch, von der NS-Propaganda verbreitete Bez. für die von Hitler befohlene, von SS und Gestapo durchgeführte Mordaktion gegen die SA-Führung und polit. Gegner am 30. 6. 1934. Grund war das Hitlers Absichten entgegenstehende Bestreben Röhms, die Reichswehr durch die SA im Rahmen eines revolutionären Milizheeres auszuschalten. Hitler nutzte den R.-P., um auch konservative Gegner und missliebige Politiker (Schleicher, Bredow, G. Strasser, Kahr, Klausener, Jung) umbringen zu lassen.
Nürnberger-Gesetze
Nürnberger Gesetze,
Bezeichnung für das »Reichsbürger-Gesetz« und das »Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre«, anlässlich des Nürnberger Parteitags der NSDAP am 15.9. 1935 verabschiedet. Danach sollten die »vollen politischen Rechte« zukünftig nur den Inhabern des »Reichsbürgerrechts« zustehen, das nur an »Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes« verliehen werden sollte (Konsequenz: Ariernachweis). Das »Blutschutzgesetz« verbot bei Gefängnis- oder Zuchthausstrafe u.a. die Eheschließung zwischen Juden und »Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes« (so genannte »Rassenschande«). Die Nürnberger Gesetze verbreiterten die juristische Basis für die Diskriminierung und Verfolgung der Juden in Deutschland (Holocaust).
Rheinlandbesetzung
Am 7. März 1936 rückten auf Befehl Hitlers deutsche Truppenverbände in das gemäß dem Versailler Vertrag entmilitarisierte Rheinland ein. Hitler verstieß mit dieser Aktion zugleich gegen den Locarno-Vertrag von 1925, in dem für das Deutsche Reich der damalige Außenminister Gustav Stresemann ausdrücklich die Entmilitarisierung des Rheinlandes anerkannt hatte. Hitler begründete sein Vorgehen mit dem zwischen Frankreich und der Sowjetunion im Mai 1935 geschlossenen Beistandspakt, durch ihn sei der Locarno-Vertrag zuerst verletzt worden. In einer Rede vor dem Reichstag am 7. März unterstrich Hitler seine Friedensbereitschaft und kündigte die Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund an.
9. März 1936
(Montag)
In einem Interview erklärt Hitler dem britischen Journalisten Ward Price auf eine entsprechende Frage, Nichtangriffspakte würde Deutschland im Westen und Osten (unter Einschluß der Tschechoslowakei und Österreichs) abschließen wollen.
Vor dem britischen Unterhaus sehen Baldwin und Eden in der deutschen Rheinlandbesetzung keinen feindseligen Akt.
Achse Berlin-Rom
durch die Absprache A. Hitlers und B. Mussolinis (25. 10. 1936) begründete Zusammenarbeit zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien; wurde zum förmlichen Bündnis durch den Stahlpakt (1939); mit dem Dreimächtepakt (1940) zur Achse Berlin-Rom-Tokio erweitert, nachdem sich Italien bereits 1937 dem Antikominternpakt angeschlossen hatte.
Anschluss Österreichs
Im Juli 1936 schlossen Deutschland und die Alpenrepublik ein Abkommen, das die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten wiederherzustellen schien. Hitler erkannte die Unabhängigkeit Österreichs an, der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg musste allerdings der Wiederzulassung der NSDAP in seinem Land, die im Juli 1933 verboten worden war, zustimmen.
Nachdem Hitler sich in London versichert hatte, dass er bei einem Vorgehen gegen Österreich keinen Einspruch Großbritanniens erwarten musste, änderte er seine Haltung. Bei einem Treffen in Berchtesgaden am 12. Februar 1938 zwang er Schuschnigg, eine Verpflichtung zu unterschreiben, die die österreichische Außenpolitik der deutschen unterord nete. Außerdem musste er den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart als Innenminister in seine Regierung aufnehmen. Allerdings schien eine relative Unabhängigkeit seines Landes gewahrt. Auf ein Ultimatum Hitlers hin musste Schuschnigg ein geplantes Plebiszit aussetzen.
Anschluss Österreichs
Da verzweifelte Appelle an die Regierungen in Paris, London und Rom keinerlei Rückendeckung erbrachten, trat Schuschnigg noch am Nachmittag des 11. März zurück. Bundespräsident Wilhelm Niklas widersetzte sich zunächst der Ernennung Seyß-Inquarts zu dessen Nachfolger. Daraufhin gab Hitler noch am selben Abend den Befehl zum Einmarsch deutscher Truppen für den folgenden Tag, gleichzeitig wurde ein angebliches Hilfeersuchen Seyß-Inquarts veröffentlicht.
Die am 12. März in Österreich einrückenden deutschen Soldaten wurden von großen Teilen der Bevölkerung überschwänglich begrüßt. Hitler nahm die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich (»Anschluss«) umgehend vor. Frankreich und Großbritannien schickten zwar Protestnoten, Mussolini aber ließ sein »herzliches Einverständnis« übermitteln. Hitler verkündete auf einer Großkundgebung am 13. März in Wien feierlich »vor der Geschichte den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich«. Die nach dem »Anschluss« Österreichs zunächst inoffizielle Bezeichnung »Großdeutschland« wurde in der Folgezeit zum offiziellen Staatsnamen.
Sudetenkrise
Im März 1938 begann die Sudetenkrise, die mit dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 (von den Tschechen auch Münchner Diktat genannt) endete. Die Tschechoslowakei musste ihr gesamtes Grenzgebiet zum Deutschen Reich (Sudetenland) an dieses abtreten. Ungarn sowie Polen wurde erlaubt, ähnliche Forderungen an die Tschechoslowakei zu stellen, was später auch eintrat.
Nach der Ausführung des Abkommens hinterließ man mit nicht mehr als 40 % der tschechischen Industrie einen fast wehrunfähigen und nur noch mühsam wirtschaftlich selbstständigen Reststaat. In den besetzten Gebieten fanden zunächst Vertreibungen und Morde an Tschechen, sowie Massenmorde und Verschleppungen von tschechischen Juden und Sinti beziehungsweise Roma statt. Die darauf folgenden Vergeltungsaktionen, wie zum Beispiel Sabotageakte tschechischer Widerstandskämpfer, führten erneut zu grausamen Aktionen durch die Wehrmacht und die SS.
Präsident Beneš legte am 5. Oktober 1938 sein Amt nieder und flüchtete nach London. In Anbetracht des Chaos' in Tschechien erklärten die Slowaken einen Tag später ihre ersehnte Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei. Diese wurde einen Tag später von Prag anerkannt und am 22. November im so genannten Autonomiegesetz verankert, durch das auch der Staat zutreffend in Tschechoslowakische Republik umbenannt wurde. Dieser Staat ist auch unter dem Namen Zweite Republik bekannt. Am 11. Oktober wurde auch die erste autonome Regierung Karpatenrusslands
Reichskristallnacht
Reichskristallnacht, (Novemberpogrom, Reichspogromnacht), Bezeichnung (vermutlich wegen der zahlreichen zertrümmerten Fensterscheiben) für die von den Nationalsozialisten in Deutschland in der Nacht vom 9. zum 10. 11. 1938 organisierten Pogrome gegen Juden. Auf Initiative von J. Goebbels wurde das von H. Grynszpan am 7. 11. 1938 am deutschen Botschaftssekretär in Paris (E. vom Rath; Hintergründe nicht restlos aufgeklärt) verübte Attentat benutzt, um bei angeblich »spontanen Kundgebungen« fast alle Synagogen, jüdischen Friedhöfe sowie mehr als 7000 jüdische Geschäftshäuser zu zerstören. Damit begannen die direkten Aktionen zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung (Holocaust; Judenverfolgungen). Im Verlauf der Kristallnacht starben 91 Menschen. Mehr als 30000 Juden wurden verhaftet und zeitweilig in Konzentrationslagern inhaftiert.
Reichskristallnacht
9. November 1938. - Deutsches Reich, Berlin.
Die Synagoge in der Fasanenstraße wird in der sog. »Reichskristallnacht« niedergebrannt.
Nichtangriffspakt
Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt, am 23. 8. 1939 in Moskau für 10 Jahre abgeschlossener und sofort in Kraft gesetzter Vertrag mit geheimem Zusatzprotokoll; beinhaltete auch wechselseitige Neutralität bei einem Angriff eines der beiden Partner auf einen Dritten; im geheimen Zusatzprotokoll Möglichkeit der Teilung Polens, der Einbeziehung Finnlands, Estlands, Lettlands und Bessarabiens in die sowjet., der Litauens mit Wilna in die dt. Macht- und Interessensphäre; erleichterte Hitler die Entfesselung des 2. Weltkrieges und öffnete der UdSSR den Weg nach M-Europa.
16. September 1935. - Deutsches Reich, Nürnberg.
Panzerparade am »Tag der Wehrmacht«.
Mit einem Tag der Wehrmacht endet der 7. Reichsparteitag. Bei der Parade werden erstmals auch wieder Kampfpanzer gezeigt.
16. September 1935. - Deutsches Reich, Berlin. Ein Bombergeschwader der Luftwaffe überfliegt Nürnberg.
Die einseitige Auflösung des Versailler Vertrages an und die »wiedergewonnene Wehrfreiheit« werden auf dem »Reichsparteitag der Freiheit« mit einer Militärparade gefeiert. Unter dem Deckmantel der »Lufthansa« wurden bereits seit 1933 Transportflugzeuge »Ju 52« gebaut, die zu Bombern umgerüstet werden konnten. Im Laufe des Jahres 1935 werden ca. 1200 Militärflugzeuge in Dienst gestellt, so daß die Gesamtstärke der Luftwaffe im Dezember 1935 bei 2000 Maschinen liegt.
Bücherverbrennung
Die Scheiterhaufenaktion neben der Staatsoper wird von Goebbels selbst vor etwa 40.000 Mitmachern und Zuschauern zelebriert. Eine seiner Parolen lautet: »Gegen Frechheit und Anmaßung! Für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist!«
Widerstand
Übersichtskarte des Widerstandes gegen das NS-System nach 1933.
3. Deutsche Adelhausern
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
amtliche Bezeichnung für den Herrschaftsbereich des abendländischen Römischen Kaisers und der in ihm verbundenen Reichsterritorien (Deutschland, Italien [seit 951] und Burgund [seit 1033]); staatsrechtlich in einem längeren Prozess aus dem Ostfränkischen Reich hervorgegangen (zumeist ab 911/19, Königserhebungen Konrads I. beziehungsweise Heinrichs I., angesetzt), 1806 durch Kaiser Franz II. aufgelöst. Das Heilige Römische Reich war seit 962 durch das Kaisertum Ottos I. mit der Tradition des Römischen Reichs verbunden (Reichsidee); es war seit dem 11./12. Jahrhundert »Reich der Deutschen« (lateinisch »Regnum Teutonic[or]um«; Zuordnung wissenschaftlich umstritten), nach 1870/71 auch »erstes« beziehungsweise »altes Reich« genannt. Romanum Imperium (seit 1034, König Konrad II.) gehörte bereits zum Kaisertitel Karls des Großen; als Sacrum Imperium wird das Reich seit 1157 in Urkunden Kaiser Friedrichs I. Barbarossa bezeichnet. Seit 1254 bürgerte sich in den Königsurkunden die lateinische Bezeichnung Sacrum Romanum Imperium ein. In deutschen Urkunden tritt die Bezeichnung Heiliges Römisches Reich bei Kaiser Karl IV. (1346/55-78) auf; nach 1442 mit dem Zusatz: Deutscher Nation (lateinisch Nationis Germanicae; erstmals 1486 in einem Reichsgesetz belegt, als Gesamtformel seit dem Kölner Reichsabschied 1512 gebräuchlich). Seit dem 17. Jahrhundert drückte er auch den nationalen Anspruch der Deutschen auf das Imperium aus. Das Heilige Römische Reich war ein Wahlreich (Kurfürsten), für seine Verfassung bis 1806 grundlegend waren die Reichsgrundgesetze; als Vertretung der Reichsstände fungierte der Reichstag, Hoheitszeichen wurde der Reichsadler (Adler). Ab 1500 war das Heilige Römische Reich in Reichskreise eingeteilt; es galt, v.a. im 18. Jahrhundert, als Hort »deutscher Libertät« (Freiheit) sowie als ein System des föderativen Prinzips, regionaler Autonomie und weitgehender Dezentralisierung in Mitteleuropa. Dieser Aspekt findet, nach überwiegend abwertenden Beurteilungen nach 1815 bzw. 1866, jüngst wieder verstärkt Beachtung (deutsche Geschichte)
© Brockhaus 2003
Reichsidee
Reichsidee,
die in einem Herrschaftsbereich bestehenden Vorstellungen, die diesen als universal, mit einer höheren Weihe versehen und in eine bestimmte Tradition eingebunden begreifen und mit denen hegemoniale Ansprüche verbunden werden. Die Reichsidee des Altertums erlangte ihre klassische Form im Römischen Reich seit Augustus (Imperium Romanum); sie erstrebte die Befriedung des Erdkreises (Pax Romana) und die Ausbreitung städtischer Zivilisation. Daran knüpfte die abendländische Reichsidee an; sie forderte eine überstaatliche Einheit aller christlichen Völker (Imperium Christianum) und eine durch den Kaiser als Statthalter Gottes zu wahrende Friedensordnung. Dieser universalistisch-theologische Zug ist dem Byzantinischen Reich eigen geblieben, während im Westen die Reichsidee mit dem Untergang des Weströmischen Reiches (476) zunächst erlosch. Die Kaiserkrönung Karls des Großen (800) bezeichnete die Übertragung des Reiches (»translatio imperii«) auf die Franken, die Kaiserkrönung Ottos I., des Großen (962), die Übertragung auf die Deutschen (Heiliges Römisches Reich). Die Reichsidee umfasste im Mittelalter den Gedanken einer Überlegenheit des Heiligen Römischen Reiches gegenüber allen anderen Staaten des Abendlands, seiner übernationalen Zusammensetzung und seiner institutionellen Verbindung mit der römischen Kirche. Trotz des Verfalls der Reichsmacht in der Neuzeit lebte die Reichsidee in Gestalt eines Reichspatriotismus bis 1806 fort, auf den großdeutschen Gedanken reduziert auch danach. Der Nationalsozialismus benutzte die Reichsidee propagandistisch zur imperialistischen Großraumpolitik (»Großdeutsches Reich«).
Kurfürst
im Heiligen Römischen Reich (bis 1806): Fürsten, die für die Wahl (Kur) des dt. Königs ab dem Ende des 12. Jh. entscheidend waren (Goldene Bulle). Sie waren seit dem 13.Jh. Inhaber der Erzämter. Zu den K. zählten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Die Kur des geächteten Pfalzgrafen bei Rhein wurde 1623 dem Herzog von Bayern übertragen, worauf 1648 für die Pfalz die 8. Kurwürde geschaffen wurde (bis 1777); 1692 wurde als 9. Kurwürde die für Braunschweig-Lüneburg (Hannover) eingerichtet (war nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 dann die 8.). 1803 (Reichsdeputationshauptschluss) wurden die Kurstimmen von Trier und Köln aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaffenburg übertragen. Neu geschaffen wurden die Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel.
Erzamt
im Heiligen Römischen Reich (bis 1806) Hofämter der Kurfürsten: Erztruchsess (arcystolnik), Erzmarschall (arcymarszałek), Erzkämmerer (arcypodkomorzy), Erzmundschenk (arcypodczaszy), Erzkanzler (arcykanclerz), Erzschatzmeister (arcypodskarbi) (seit 1648), Erzbanneramt (urząd wielkiego chorążego) (seit 1692).
Reichsgrundgesetze
Reichsgrundgesetze,
die für die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches bis 1806 grundlegenden Reichsgesetze; die wichtigsten waren: die Fürstenprivilegien Kaiser Friedrichs II. (1220, 1231/32), Goldene Bulle, Ewiger Landfriede, Westfälischer Frieden, Reichsdeputationshauptschluss.
Reichstag
Heiliges Römisches Reich bis 1806: Versammlung der Reichsstände, die seit 1663 als Gesandtenkongress fast ständig in Regensburg tagte und die 3 Kollegien Kurfürsten, Reichsfürsten und Reichsstädte umfasste.
© Brockhaus 200
Sitzung des Reichstags in Regensburg im Jahr 1640
Reichsadler
Als kaiserliches Wahr- und Hoheitszeichen wurde der Adler von Karl dem Großen benutzt und im 12. Jahrhundert zum deutschen Reichswappen (schwarzer Reichsadler, zuerst unter Heinrich VI. belegt). Offiziell trat 1433 an seine Stelle, als kaiserliches Wappenbild, der Doppeladler, den 1806 das österreichische Kaisertum übernahm.
Deutsche Herrscherdynastien
Karolinger,
ein fränkisches Herrschergeschlecht; Stammvater Bischof Arnulf von Metz (+641). Pippin der Mittlere wurde 687 Hausmeier des gesamten Fränk. Reichs, ebenso Karl Martell; Pippin der Jüngere wurde 751 anstelle der Merowinger König. Ihm folgte Karl der Große, der die röm. Kaiserwürde erwarb; nach ihm ist das Geschlecht benannt. Ludwig der Fromme erbte Karls Reich; Lothars I. (+ 855), Ludwig der Dt. (+ 876) und Karl der Kahle (+ 877) teilten es im Vertrag von Verdun (843) und stifteten 3 Linien: in Italien und Lothringen (erloschen 875), im Ostfränk. (Deutschen) Reich (erloschen 911), im Westfränkischen Reich (Frankreich; erloschen 987).
Liudolfinger
(Ludolfinger, Ottonen), altsächsisches Adelsgeschlecht, erlangte mit Graf Liudolf (+866) eine führende Stellung im Osten Sachsens, mit dessen Sohn Otto (+912) die sächsische Herzogswürde, mit Ottos Sohn Heinrich (I.) die Königswürde im deutschen Regnum, mit dessen Sohn Otto I., des Großen, die Kaiserwürde. Der letzte Liudolfinger war Heinrich II. (+ 1024). Nachfolger der Liudolfinger (auch »sächsische Kaiser« genannt) wurden die Salier.
Salier
fränkisches Adelsgeschlecht mit Macht- und Besitzschwerpunkt im Nahe-, Speyer- und Wormsgau. Mit Konrad II. gelangten die Salier 1024 zur Königsherrschaft im Reich; 1125 erlosch die Dynastie mit dem kinderlosen Heinrich V. Erben waren die Staufer.
Staufer
Hohenstaufen, deutsches Herrschergeschlecht, nach der schwäbischen Stammburg auf dem Hohenstaufen genannt. Die Staufer wurden 1079 Herzöge von Schwaben, erbten 1125 die Hausgüter des salischen Kaiserhauses und saßen 1138 bis 1254 auf dem deutschen Königs- und Kaiserthron; 1194 erwarben sie auch das normannische Königreich Neapel-Sizilien. Die bedeutendsten Staufer waren Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI., Friedrich II. Mit Konradin (enthauptet 1268) erlosch das Geschlecht.
Habsburger
Die Habsburger sind ein führendes europäisches Adelsgeschlecht, dessen Name sich von der Habsburg im Aargau (Schweiz) herleitet. Mitglieder der Dynastie herrschten jahrhundertelang über Österreich, Böhmen und Ungarn. Von 1438 bis 1740 gehörten alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches dem Haus Habsburg an. Im 16. und 17. Jahrhundert herrschte das Geschlecht auch über die Königreiche Spanien und Portugal.
Wittelsbacher
deutsches Herrschergeschlecht, nach der Burg Wittelsbach bei Aichach. Die Wittelsbacher erhielten 1180 das Herzogtum Bayern, 1214 die Rheinpfalz; sie teilten sich in eine bayerische und eine pfälzische Hauptlinie. Die pfälzischen Wittelsbacher erbten 1777 auch Bayern.
Luxemburger
europäische Dynastie. Das ältere Haus der Lützelburger (Lucilinburhuc), nach 963 von Graf Siegfried I. begründet, erlosch 1136. Dem jüngeren Haus der Luxemburger gelang 1308 der Aufstieg zu den führenden Herrscherhäusern und zum Römischen Königtum/Kaisertum, 1310 der Gewinn der böhmischen Wenzelskrone; es stellte die Könige (Kaiser) Heinrich VII., Karl IV., Wenzel und Sigismund; 1437 im Mannesstamm ausgestorben.
Investiturstreit
Investiturstreit, Konflikt zw. Reformpapsttum und engl., frz. und dt. Königtum in der 2. Hälfte des 11. Jh. um die Einsetzung (Investitur) der Bischöfe und Äbte in ihre Ämter; er wurde zur grundsätzl. Auseinandersetzung um das Verhältnis von weltl. und geistl. Gewalt. Bes. im Hl. Röm. Reich hatten sich die Könige mit dem Reichskirchensystem ein Herrschafts- und Verwaltungsinstrument geschaffen. In der kirchl. Reformbewegung gewann eine Richtung die Führung, die die Investitur durch Laien als Simonie verurteilte und dies erstmals auch auf den König bezog. Der Machtkampf zw. Papsttum und Königtum (Canossa 1077; deutsche Geschichte, Heinrich IV.) wurde im Hl. Röm. Reich durch das Wormser Konkordat (1122) beigelegt. Der König verzichtete auf die Investitur mit Ring und Stab, belehnte den Gewählten aber mit dem Kirchenbesitz. Ein ähnlicher Kompromiss war schon 1104 vom frz., 1107 vom engl. König akzeptiert worden.
Simonie
Simonie [nach Simon Magus], Verkauf oder Ankauf geistlicher Sachen (z.B. eines Amtes, einer Pfründe) gegen Entgelt. Nach kath. Kirchenrecht unter Strafe gestellt; in der Kirchengeschichte jedoch häufig.
4. Auf dem Weg zur VereinigungWeg zur
Deutscher Bund
in Jahren 1815-66 bestehender Zusammenschluß der deutschen Fürsten und freien Städte zu einem Staatenbund; gegründet auf dem Wiener Kongreß 1815; zunächst 38, zuletzt 33 Mitglieder, die nach innen souverän, jedoch an die Mehrheitsbeschlüsse des Deutschen Bundes gebunden waren. Unter dem Einfluß Metternichs wurde der Deutsche Bund ab 1819 ein Instrument zur Unterdrückung der Einheits- und Verfassungsbewegung.
Im Zeitalter der Restauration
1815
Die Heilige Allianz - Gründung der Burschenschaft in Jena
1817
Wartburgfest der Deutschen Burschenschaft
1819
Ermordung August von Kotzebues durch Karl Ludwig Sand - Karlsbader Beschlüsse
1821-1829
Griechischer Befreiungskampf
1830
Julirevolution in Frankreich - Aufstände in Belgien, Spanien, der Schweiz und Polen - Unruhen in Deutschland
1832
Das Hambacher Fest
1834
Der Deutsche Zollverein
1837
Die Göttinger Sieben
1840-1861
Friedrich Wilhelm IV.
1840-1841
Die Rheinfrage - Frankreich auf seiten Ägyptens gegen die europäischen Großmächte - Rettung der Türkei im Dardanellenvertrag
Burschenschaft in Jena
Gemeinschaften von Studenten (neuerdings zum Teil auch Aufnahme von Studentinnen) und Alten Herren (den im Allgemeinen berufstätigen Akademikern), deren Grundsätze, Umgangs-, Organisations- und auch Sprachformen bis heute noch von Traditionen aus dem 18. und 19. Jahrhundert geprägt sind. Feste Institutionen sind der Konvent, die Kneipe, Vortragsabende sowie das alljährliche Stiftungsfest mit Kommers, für schlagende Verbindungen außerdem der Pauktag.
An den Universitäten spielte sich das studentische Gemeinschaftsleben früher in der Burse im Verbund der jeweiligen »Nation« ab. Die Vorläufer der eigentlichen studentischen Verbindungen sind seit dem 17. Jahrhundert die alten Landsmannschaften, aus denen sich die Korps (Corps) entwickelten. Im 18. Jahrhundert wurden nach dem Vorbild der Freimaurerei auch studentische Orden gegründet. Die Befreiungskriege 1813/15 gaben den Anstoß zur Entstehung der Burschenschaften, die wegen ihrer nationalen und freiheitlichen Bestrebungen (z.B. Wartburgfest 1817) seit 1819 von den Regierungen streng verfolgt wurden.
Wartburgfest
Die Jenaer Burschenschaft hatte zur Erinnerung an die Reformation 1517 und an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 zu einem Treffen auf der Wartburg am 18. und 19. Oktober 1817 eingeladen. 500 Teilnehmer aus elf Universitäten folgten der Einladung. In allen Festansprachen wurde zur Einheit und Freiheit Deutschlands aufgerufen. Eine Minderheit der Studenten verbrannte im Andenken an Luthers Verbrennung der päpstlichen Bannbulle 1520 mehrere als reaktionär bezeichnete »undeutsche Schriften« sowie einige Uniformstücke, um so gegen Fürstenherrschaft und Unterdrückung zu protestieren. Besonders diese Vorgänge, die nicht im Mittelpunkt des Wartburgfestes gestanden hatten, ließen die Polizeibehörden in Preußen und Österreich aufhorchen. Der preußische König ließ Teilnehmer des Festes vernehmen und Polizeiakten anlegen.
August von Kotzebue
Dramatiker, * Weimar 3. 5. 1761, + Mannheim 23. 3. 1819, war 1781-95 im russischen Staatsdienst. Seit 1807 bekämpfte er Napoleon I. in den Zeitschriften »Die Biene« (1808-10) und »Die Grille« (1811/12). Seit 1817 russischer Kulturattaché und politischer Beobachter in Deutschland; in Schriften, besonders in seinem 1818 gegründeten »Literarischen Wochenblatt«, verspottete er die liberalen Ideen und patriotischen Ideale der Burschenschaften. Er wurde von dem Studenten Karl Ludwig Sand ermordet. Kotzebue war einer der erfolgreichsten Bühnendichter seiner Zeit (etwa 200 Stücke, am gelungensten das Lustspiel »Die deutschen Kleinstädter«, 1803).
Karlsbader Beschlüsse
Diese Beschlüsse enthielten das Verbot der Burschenschaft und die Einsetzung eines »außerordentlichen landesherrlichen Bevollmächtigten«, der an den Universitäten das Auftreten und Verhalten der Professoren und Studenten streng zu überwachen hatte. Alle Hochschullehrer, die »durch Missbrauch ihres rechtmäßigen Einflusses auf die Gemüter der Jugend, durch Verbreitung verderblicher, der öffentlichen Ordnung und Ruhe feindseliger oder die Grundlagen der bestehenden Staatseinrichtungen untergrabender Lehren ihre Unfähigkeit zur Verwaltung des ihnen anvertrauten wichtigen Amtes unverkennbar an den Tag gelegt haben«, sollten rigoros aus ihren Ämtern entfernt und auch in keinem anderen Bundesstaat wieder angestellt werden. Ferner wurde in den Karlsbader Beschlüssen eine staatliche Vorzensur für alle Zeitungen, Zeitschriften und sonstige Druckschriften »unter 20 Bogen im Druck« eingeführt. Eine außerordentliche Zentral-Untersuchungskommission des Bundes wurde mit Sitz in Mainz eingerichtet, die die »revolutionären Umtriebe und demagogischen Verbindungen« zu untersuchen und zu verfolgen hatte. Durch eine Exekutionsordnung wurde dem Bund das Recht zuerkannt, gegebenenfalls gegen einen Mitgliedsstaat des Bundes eine Bundesexekution durchzuführen, wenn in diesem Staat revolutionäre Entwicklungen von den regionalen Behörden nicht unterbunden werden konnten.
Demagogenverfolgung
die Maßnahmen der Gliedstaaten des Deutschen Bundes gegen die nationalen und liberalen Strömungen aufgrund der Karlsbader Beschlüsse von 1819. Sie wurden nach der Julirevolution von 1830 verschärft und in Preußen besonders streng gehandhabt. Von diesen Verfolgungen wurden namentlich die Burschenschafter betroffen (u.a. Fritz Reuter). Als Folge der Demagogenverfolgung wurde der liberalen Opposition im Deutschen Bund die legale Basis entzogen.
Hambacher Fest
Massenkundgebung der demokrat.-republikan. Bewegung in Süddeutschland. 1832 im Schloss Hambach (Hambach an der Weinstraße) für ein freies und einiges Deutschland. Der deutsche Bundestag reagierte darauf mit Repressionsmaßnahmen und mit der völligen Unterdrückung der Presse- und Versammlungsfreiheit.
Deutscher Zollverein
im 19. Jh. Zusammenschluß deutscher Bundesstaaten mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Einigung durch Abbau von Zöllen und anderen wirtschaftlischen Hemmnissen. Nach Vorstufen trat 1834 der Deutsche Zollverein in Kraft. Mitglieder: Preußen, Hessen-Darmstadt, Bayern, Württemberg, Kurhessen, Sachsen und die thüringischen Staaten; Hannover ab 1854. Der Deutsche Zollverein (ab 1868 mit einem Zollparlament) wurde eine Vorstufe des Dt. Reichs von 1871.
Die Göttinger Sieben
die Göttinger Professoren Wilhelm Eduard Albrecht, F. C. Dahlmann, H. von Ewald, G. Gervinus, J. und W. Grimm und W. Weber, die von König Ernst August von Hannover am 14. 12. 1837 amtsenthoben wurden, weil sie gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes des Königreichs Hannover von 1833 protestiert hatten. Der Schritt der Göttinger Sieben wurde als Zeichen des Wiederauflebens der liberalen Bewegung in Deutschland stark beachtet. Albrecht, Dahlmann, Gervinus und J. Grimm wurden 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt.
Freidrich Wilhelm IV.
König von Preußen (1840-61), * Berlin 15. 10. 1795, + Potsdam 2. 1. 1861, Sohn von Friedrich Wilhelm III.; künstlerisch und wissenschaftlich hoch begabt, geprägt durch die Romantik (»Romantiker auf dem Thron«) und ein christlich-germanisches Staatsideal, ging er von der Restaurationspolitik seines Vaters ab. Durch die Berufung des Vereinigten Landtags 1847 suchte er einen ständischen Staatsaufbau zu verwirklichen, versagte sich aber einer Gesamtverfassung. Die deutsche Kaiserkrone, die ihm die Frankfurter Nationalversammlung antrug, lehnte er am 3. 4. 1849 ab. Sein Versuch einer Union der deutschen Fürsten unter Preußen scheiterte (Olmützer Punktation, 1850). Die oktroyierte Verfassung von 1848, 1850 in konservativem Sinn revidiert, wahrte dem von der »Kamarilla« (L. von Gerlach, O. von Manteuffel) beratenen Friedrich Wilhelm trotz bedeutender liberaler Konzessionen erhebliche Machtpositionen. Eine schwere Erkrankung machte den König 1858 regierungsunfähig; seitdem vertrat ihn sein Bruder Wilhelm (I.) als Regent.
1848/49 Frankfurter Nationalversammlung
585 Abgeordnete werden in allen deutschsprachigen Gebieten einschließlich Österreichs gewählt. Sie versammeln sich am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Mehrheitlich gehören die Volksvertreter akademischen Berufen an, d.h. sie sind höhere Beamte, Richter oder Universitätsprofessoren. Nur vier Abgeordnete kommen aus dem Handwerk. Arbeiter sind überhaupt nicht vertreten.
Politische Parteien im heutigen Sinne gibt es in der Paulskirche noch nicht, aber es gibt mehr oder weniger feste politische Gruppierungen. Sie treffen sich regelmäßig, wählen Vorstände und erarbeiten Programme. Damit ist der Grundstein für das spätere deutsche Parteiensystem gelegt.
Die politischen Gruppierungen nennen sich nach ihren Versammlungsorten in Frankfurter Gasthöfen "Deutscher Hof", "Württemberger Hof" oder "Casino". Die dort geleistete Vorarbeit trägt maßgeblich dazu bei, die ungeordnete Flut von Wortmeldungen, Anträgen und Abstimmungen zu strukturieren.
Für einen geordneten Ablauf sorgt nicht zuletzt Heinrich von Gagern, den die Versammlung zu ihrem ersten Präsidenten wählt.
Zwei große Aufgaben muss die Frankfurter Nationalversammlung bewältigen: Sie soll eine nationale Verfassung schaffen und zugleich für eine zentrale Regierungsgewalt sorgen. Am 3. Juli 1848 beschließt das Parlament, seine Beratungen nicht mit der Organisationsfrage der Staatsgewalt zu beginnen, sondern mit der Diskussion der Grundrechte: Eine folgenschwere Entscheidung.
Die Farben schwarz-weiß-rot bildeten ab 1867 die Flagge des Norddeutschen Bundes und waren von 1871 bis 1922 sowie (in Form der Hakenkreuzflagge) von 1933 bis 1945 die Reichsfarben des Deutschen Reiches. Von 1922 bis 1933 waren sie die dominierenden Farben in der Handelsflagge des Deutschen Reiches. Im Kaiserreich waren die Farben noch die weithin akzeptierten Nationalfarben, allerdings werden sie seit der Zeit der Weimarer Republik vor allem von monarchistischen aber auch rechtskonservativen und nationalsozialistischen Gruppierungen verwendet. Außerhalb Deutschlands ist die Farbenfolge Rot-Weiß-Schwarz besonders im arabischen Raum weit verbreitet (siehe „Panarabische Farben“).
Norddeutscher Bund
Unter Führung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck wurde nach dem Untergang des Deutschen Bundes 1866 aus 22 norddeutschen Territorien der Norddeutsche Bund gebildet, der die Ausgangsbasis zu Gründung eines kleindeutschen Reiches (ohne Österreich) führen sollte. Die Frage der Hoheitszeichen stellte sich zuerst bei den Schiffen, die das Königreich Preußen und die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck in den Bund einbrachten. Damit sie international identifizierbar waren, benötigten sie farbige Flaggen.
Dr. Adolf Soetbeer, Sekretär des Handelskammer Hamburg, machte in einem Artikel, der am 22. September 1866 im Bremer Handelsblatt erschien, als erster den Vorschlag, die preußischen Farben Schwarz-Weiß mit den Hansefarben Weiß-Rot zu verbinden. Erste schriftliche Belege für Flaggenpläne Bismarcks kann man wenig später in den „Grundzügen“ zu einer Verfassung des Norddeutschen Bundes finden, in die er am 9. Dezember 1866 den Passus aufnahm:
Kauffahrteischiffe sämtlicher Bundesstaaten fuhren dieselbe Flagge: Schwarz-Weiß-Rot.
Diese Lösung befürwortete auch Marineoberbefehlshaber Prinz Adalbert von Preußen am 25. Dezember 1866 bei einem Vortrag vor König und Kronprinz. Die Verfassung des Bundes vom 22. Juni 1867 bestimmte dann auch im Artikel 55:
Die Flagge der Kriegs- und Handelsmarine ist schwarz-weiß-rot.
Die Kriegsflagge wurde danach abgeändert zur später so genannten Reichskriegsflagge, aber die Handelsflagge behielt das Trikolorenmuster.
Persönlich scheint Bismarck wenig Interesse an der Farbwahl gehabt zu haben. So ist ein Zitat von ihm aus dem Jahre 1871 überliefert, dass sein prinzipielles Desinteresse bekundet:
Sonst ist mir das Farbenspiel einerlei. Meinetwegen grün und gelb und Tanzvergnügen, oder auch die Fahne von Mecklenburg-Strelitz.
5. Deutsches Kulturleben
Leibniz, Gottfried Wilhelm Frhr. von (seit 1713), * Leipzig 1. 7. 1646, Hannover 14. 11. 1716, dt. Philosoph und Mathematiker. Universalgelehrter; verband seine mathemat.-naturwiss. Erkenntnisse mit der Theologie seiner Zeit (v. a. im Versuch einer Lösung des Problems der Theodizee). Er entwarf das Programm einer Idealsprache (Leibnizsche Charakteristik), deren Zeichen jeden Begriff eindeutig und in allen Beziehungen zu anderen Begriffen charakterisieren sollen, begründete - etwa gleichzeitig mit Newton - die Differential- und Integralrechnung und entwickelte das binäre Zahlensystem (Dualsystem). In seiner žMonadologieœ (1714) nahm L. als Grundelemente der Welt unendl. viele individuelle seel. Kraftzentren, die Monaden, an, die nicht von sich aus ineinander wirken, sondern durch prästabilierte Harmonie von Gott her verbunden sind. In seiner žTheodizeeœ (1710) wollte L. beweisen, dass die bestehende Welt die beste aller mögl. Welten sei. - L. war um die Wiedervereinigung der christl. Kirchen und um die Errichtung wiss. Akademien bemüht.
Wolff, (Wolf) Christian Freiherr von (seit 1745), * Breslau 24. 1. 1679, Halle/Saale 9. 4. 1754, dt. Philosoph. Brachte zentrale Teile der Leibnizschen Philosophie in eine systemat. Fassung (deshalb: žLeibniz-Wolffsche Philosophieœ); herausragender Philosoph der frühen dt. Aufklärung. Mit einer Unterordnung von Ethik, Politik und Recht unter die Erkenntnismaximen und -resultate der method. Vernunft vertritt W. die Idee der bürgerl. Gesellschaft von der freien Entfaltung des Individuums in einem nach Vernunftgesetzen geordneten Rechtsstaat. W. gilt als einer der ersten Verfechter des Völkerbundgedankens und als Mitbegründer des modernen Völkerrechts. - Werke: Anfangsgründe aller mathemat. Wiss. (1710), Jus naturae ... (8 Bde., 1740-48), Jus gentium (1749), Philosophia moralis sive ethica (5 Bde., 1750-53)
Pufendorf, Samuel Freiherr von (seit 1694), * Dorfchemnitz bei Sayda 8. 1. 1632, Berlin 26. 10. 1694, dt. Staats-, Natur- und Völkerrechtstheoretiker. 1677 Reichshistoriograph und Staatssekretär Karls XII. von Schweden; 1688 Historiograph in Berlin. - P. wird die Systematisierung des Naturrechts und des Völkerrechts zugeschrieben. Indem P. die Gesellschaft über die biolog. Bedingtheit des Menschen (d. h. seine triebhafte Natur) bestimmte, begründete er das individualist. Naturrecht. Das unteilbare Souveränitätsrecht des absoluten Fürsten gründete P. auf einen ursprüngl. Herrschaftsvertrag.
Thomasius, Christian, Rechtslehrer und Philosoph, *Leipzig 1.01. 1655, Halle (Saale) 23.09. 1728; Professor in Halle; hielt 1687 als einer der ersten Hochschullehrer Vorlesungen in deutscher Sprache, gab 1688 die erste wissenschaftliche Zeitschrift in deutscher Sprache heraus. Er strebte die Befreiung von Philosophie und Wissenschaft von der Vorherrschaft der Theologie und der Scholastik an und war damit einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Aufklärung. In seiner Naturrechtslehre sah er das Naturrecht als auf das »natürliche Licht« der Vernunft gegründet an (im Gegensatz zum positiven Recht, das er als obrigkeitliche Zwangsfestsetzung verstand).
Kant Immanuel, * Königsberg (Pr) 22. 4. 1724, ebd. 12. 2. 1804, dt. Philosoph. Aus pietist. Elternhaus, Sohn eines Sattlers; seit 1770 Prof. für Logik und Metaphysik in Königsberg. In seiner philos. Entwicklung werden, orientiert an seinen Hauptwerken žKritik der reinen Vernunftœ (1781), žKritik der prakt. Vernunftœ (1788) und žKritik der Urteilskraftœ (1790), eine vorkrit. und eine krit. Periode unterschieden. Um 1760 beginnt die Wendung zur krit. Philosophie, mit der K. die Aufklärung philos. vollendete und überwand. - In transzendentaler Analyse (žKritikœ; Frage nach den žBedingungen der Möglichkeit von ...œ) des menschl. Erkenntnisvermögens (žreine Vernunftœ) gewinnt K. die Einsicht, dass Erkenntnis aus einer anschaul. (žAnschauungœ, žSinnlichkeitœ) und einer gedankl. (žDenkenœ, žVerstandœ) Komponente besteht. Jede Anschauung ist als bereits durch die žreinen Anschauungsformenœ Raum und Zeit und die Kategorien bestimmt aufzufassen. Das Problem der žAnwendungœ der Kategorien žauf Erscheinungenœ löst K. durch die Angabe von Regeln oder Konstruktionsverfahren in der žreinen Anschauungœ. In dieser konstruktiven Theorie der Erfahrung haben Gott, Welt, Seele (žDing an sichœ) als žIdeenœ einen prakt. Charakter: Als žPostulate der prakt. Vernunftœ führen sie zur menschl. Freiheit und zu einer weltbürgerl. Ordnung, die den žewigen Friedenœ sichert. - In der prakt. Philosophie muß nach K. das oberste Begründungsprinzip für Handlungen bzw. Normen das Prinzip der besten Zwecksetzung sein. Es kann daher nicht žhypothet.œ, sondern muß žkategor.œ sein (kategorischer Imperativ).
Expansion der Deutschen
Geschichte der Deutschen in den Jahrhunderten 12-14
1024-1125
Die salischen Kaiser:
1024-1039
Konrad II.
1033
Erwerbung Burgunds
1039-1056
Heinrich III.
1056-1106
Heinrich IV. - Beginn des Investiturstreits
1054
Trennung der Kirche in Ost- und Westkirche
1059
Papstwahldekret Nikolaus II.
1077
Heinrich IV. Gang nach Canossa
1095-1291
Kreuzzüge
1106-1125
Heinrich V.
1122
Wormser Konkordat
1125-1350
Deutsche Ostsiedlung
1138-1254
Die Staufer
1138-1152
Konrad III.
1152-1190
Friedrich I. Barbarossa
1190-1197
Heinrich VI.
1212/15-1250
Friedrich II.
1220
Konföderation Friedrichs II. mit den geistlichen Fürsten
1231/32
Fürstenprivileg
1250-1254
Konrad IV.
1254
Rheinischer Städtebund
1268
Hinrichtung Konradins in Neapel
1358
Städtebund der deutschen Hanse
376
Schwäbisch-rheinischer Städtebund
1254-1273
Das Interregnum
seit 1257
Übergang der Königswahl auf die Kurfürsten
1273 -1291
Rudolf von Habsburg
1309-1378
Babylonische Gefangenschaft der Kirche in Avignon
1338
Kurverein von Rhense - Lösung des Kaisertums vom Papsttum
1347 -1378
Karl IV.
1356
Goldene Bulle - Reichsrecht1iche Fest1egung der Königswahl durch die Kurfürsten
1400-1468
Johannes Gutenberg
1493-1519
Maximilian 1.
1492
Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus
1495
Reichsreform Maximilians 1. auf dem Reichstag zu Worms
1498
Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch Vasco da Gama
1519-1522
Erste Erdumsegelung Ferdinand Magellans
Burgund
Im Jahr 534 unterwarfen die ebenfalls germanischen Franken die Burgunden. Im 6. und 7. Jahrhundert entstand bei Erbteilungen zweimal ein fränkisches Teilreich Burgund, welches aber beide Male wieder mit dem Gesamtreich vereint wurde.
Als 843 das Fränkische Reich erneut aufgeteilt wurde, fand die territoriale Einheit der alten Burgundia ein Ende: Die östlich der Saône liegenden Gebiete fielen als Freigrafschaft Burgund dem Reich Lothars zu, die westlich liegenden, die etwa der heutigen Region Bourgogne entsprechen, kamen als Herzogtum Burgund zum westfränkischen Reich.
879 liess sich Boso von Vienne zum König von Niederburgund, 888 der Welfe Rudolf zum König von Hochburgund wählen. Diese beiden von den Karolingern unabhängigen Herrschaften wurden später unter Konrad III. im Königreich Arelat vereint, gingen jedoch 1033 durch Erbfall an das Heilige Römische Reich.
Papstwahldekret
Gleich zu Beginn seines Pontifikats versammelte Nikolaus II. im Lateran eine Synode (Ostern 1059), auf der ein Papstwahldekret beschlossen wurde. Dieses legte die freie Wahl des Papstes fest und beschränkte das Wahlrecht auf die Kardinäle; die übrige Geistlichkeit und die Bevölkerung Roms sollten nur noch zustimmen. Die Rolle des deutschen Königs wurde zwar erwähnt, aber unklar formuliert: »Amt und Würde« des Königs dürften nicht übergangen werden. Damit war dem deutschen König das Recht zur Nomination eines Papstkandidaten genommen, das die ottonischen Kaiser und noch Heinrich III. selbstverständlich wahrgenommen hatten
Kreuzzüge
Kreuzzüge, i.w.S. Kriegszüge zur Bekehrung der Ungläubigen, i. e. S. die Kriege der abendländ. Christenheit zur Eroberung Palästinas (1096 bis 1291). Im 1. K. (1096 bis 1099), von Papst Urban II. veranlasst, eroberten Gottfried v. Bouillon und sein Bruder Balduin Jerusalem (1099), das unter Gottfried v. Bouillon Kgr. wurde. Der 2. K. (1147 bis 1149), von Bernhard v. Clairvaux veranlasst, unter Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich, war erfolglos. 1187 eroberte der Sultan Saladin Jerusalem; daraufhin 3. K. (1189 bis 1192), an dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa (� 1190), Philipp II. August von Frankreich und Richard Löwenherz teilnahmen. Eroberung von Akko. Im 4. K. (1202 bis 1204) wurde Konstantinopel erobert und das Lat. Kaiserreich gegründet. Im 5. K. (1228/29) gewann Kaiser Friedrich II. das Heilige Land durch Vertrag. Der 6. (1248 bis 1254) und 7. K. (1270) Ludwigs IX. von Frankreich blieben erfolglos. Außerdem viele kleinere Züge, auch ein Kinder-K. (1212). Die Christen verloren jedoch alle Eroberungen im Heiligen Land wieder, zuletzt (1291) Akko. Trotz polit. Misserfolge trugen die Kontakte zum Orient zur wirtschaftl. und kulturellen Entwicklung des Abendlands bei.
Deutsche Ostsiedlung
Das frühmittelalterliche Westeuropa war äußerst dünn besiedelt. Nur ein geringer Teil der Gesamtfläche wurde landwirtschaftlich genutzt, und auch dort fehlten oft die Menschen, um bereits kultiviertes Land weiter zu bewirtschaften. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts aber setzte ein bemerkenswertes Bevölkerungswachstum ein, das bis in das 14. Jahrhundert hinein anhielt. In den bereits dichter besiedelten Gegenden Frankreichs und Englands stieg die Bevölkerung, so schätzt man, vom Ende des 11. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts auf das Dreifache, im dünner besiedelten Sachsen sogar auf das Zehnfache. Die intensivere Bodennutzung und damit die Steigerung der Ernteerträge im Altsiedelland reichte nicht aus, um die stets wachsende Zahl von Menschen zu ernähren. Es musste bislang unbewirtschaftetes Land durch Rodung dazugewonnen werden. Rodungsland waren zunächst die Waldgebiete und Gebirge in Westeuropa selbst; die Küstengebiete der Nordsee wurden eingedeicht, die Sümpfe trockengelegt. Erst allmählich zogen wagemutigere Bauern als Siedler weiter nach Osten. Heinrich der Löwe warb für die Erschließung Holsteins und Mecklenburgs flämische, holländische und niederdeutsche Bauern als Siedler an. Ein knappes Jahrhundert später bemühte sich der Deutsche Orden um deutsche Siedler für das Prussenland (Ostpreußen) und Litauen, weil die einheimische Bevölkerung zahlenmäßig nicht ausreichte, um das Land weiter zu erschließen. Aber auch polnische Fürsten suchten Bauern aus dem volkreicheren Westen in ihr Land zu ziehen. Für die Neugründung von Dörfern setzten diese Landesherren meist Lokatoren ein, Männer, die mit einer ganzen Gruppe von Siedlern den Standort eines Dorfes festlegten, die Hofstätten und Felder vermaßen und die Anfangsschwierigkeiten durch ein Startkapital überbrückten. Der Lokator selbst erhielt dann in dem neuen Dorf einen größeren Bauernhof zu besonders günstigen Bedingungen und wurde meist der »Schulze« des Dorfes, der Beauftragte des Landesherrn. Auch die Zisterziensermönche waren an der Erschließung des Landes intensiv beteiligt.
Unabhängig von der Nationalität ging es den Landesherren bei der Erschließung des Landes um den Ausbau ihrer Herrschaft, zu der der Arbeitseinsatz und die Steuern der Neusiedler beitragen sollten. Man kann deshalb die mittelalterliche deutsche Ostsiedlung nicht mit dem Kolonialismus der Neuzeit vergleichen, denn es ging nicht um die Beherrschung unterentwickelter Völker. Die Ostsiedlung war Teil des ganz Europa im Hochmittelalter erfassenden Landesausbaus, bei der Einheimische und Zugereiste in den neuen Dörfern in gleicher Weise sesshaft wurden.
Fürstenprivilegien
Fürstenprivilegien
(Fürstengesetze), zusammenfassende Bezeichnung für zwei Reichs(grund)gesetze (»Confoederatio cum principibus ecclesiasticis«, 1220; »Statutum in favorem principum«, 1231/32), mit denen Kaiser Friedrich II. den weltlichen und geistlichen Fürsten Münz-, Markt-, Zollrecht u.a. Regalien überließ, die sie de facto schon besaßen. (Landesherrschaft)
Rheinischer Städtebund
1254 von Mainz und Worms gegründeter Bund, dem sich mehr als 70 Städte, auch geistliche und weltliche Fürsten, anschlossen, um in kaiserloser Zeit den Landfrieden zu wahren; 1257 aufgelöst. Der 2. Rheinische Bund (1381) gegen die Ritterbünde wurde 1388 bei Worms geschlagen.
Hanse
Hansa [germanisch »Schar«] die, Gemeinschaft der Kaufleute der meisten norddeutschen Städte im Mittelalter, entstand im 11. Jahrhundert zur gemeinsamen Behauptung ihrer Vorrechte im Ausland. Die wichtigsten genossenschaftlichen Niederlassungen (Hansekontore) bestanden in Visby auf Gotland, Nowgorod am Ilmensee, in Brügge, London (Stalhof) und Bergen (Norwegen). Die Hanse selbst blieb ein loser Städtebund ohne eigentliche Verfassung. Unter der Führung Lübecks erlangte sie die Seeherrschaft in der Ostsee und das wirtschaftlich-politische Übergewicht in Nordeuropa, besonders durch ihren Sieg über den Dänenkönig Waldemar IV. Atterdag (1370). Im 16. Jahrhundert verfiel ihre Macht, im 17. Jahrhundert löste sie sich ganz auf. Die Bezeichnung Hansestadt tragen noch heute Lübeck, Hamburg, Bremen, Greifswald, Rostock, Wismar und Stralsund.
Schwäbischer Städtebund
Zusammenschluss (1376) von 14 schwäbischen Reichsstädten unter Führung Ulms zur Wahrung ihrer Reichsunmittelbarkeit, später auf 89 Städte vom Elsass bis Bayern angewachsen. Er wurde von Kaiser Karl IV. erfolglos bekämpft, von König Wenzel 1384 widerwillig anerkannt, von Graf Eberhard II. von Württemberg 1388 bei Döffingen (bei Stuttgart) besiegt; seitdem verlor er seine politische Bedeutung.
Interregnum
[lateinisch »Zwischenherrschaft«] das, in Wahlmonarchien die Zeit von dem Tod, der Absetzung oder Abdankung eines Herrschers bis zur Wahl eines neuen; in der deutschen Geschichte die Zeit vom Tod Konrads IV. (1254) bis zur Wahl Rudolfs I. von Habsburg (1273), die für die politische und verfassungsmäßige Entwicklung des HeiligenRömischen Reiches von großer Bedeutung war: v. a. Ausbildung des Landesfürstentums (Landesherrschaft), Gründung von Städtebünden, die sich zu Wahrern des Landfriedens aufschwangen, Aufstieg der Ministerialen. Erst die Goldene Bulle (1356) sicherte mit der Bestimmung von Reichsverwesern die Kontinuität der Reichsverwaltung während eines Interregnums (bis 1806 gültig).
Kurverein von Rhense
die Vereinigung der Kurfürsten (außer Böhmen) am 16. 7. 1338 in Rhense (heute Rhens, Kreis Mayen-Koblenz) zur Verteidigung des Reichsrechts und ihrer Kurrechte. Ihre Erklärung, dass der von ihnen mehrheitlich zum Römischen König Gewählte nicht der päpstlichen Bestätigung (Approbation) bedürfe, wurde am 6. 8. 1338 von Ludwig IV., dem Bayern, zum Reichsgesetz erhoben.
Goldene Bulle
wichtigstes Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches, von Kaiser Karl IV. vorgelegt, auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz 1356 angenommen. Die sieben Kurfürsten wurden darin mit verschiedenen Privilegien (Unteilbarkeit der Kurlande, Primogenitur) ausgestattet und endgültig als Wähler des deutschen Königs bestätigt. Darüber hinaus enthielt die Goldene Bulle Bestimmungen über den Landfrieden, Beschränkungen des Fehderechts sowie das Verbot, andere Bündnisse als Landfrieden abzuschließen.
Französische Revolution und deutsche Lande
In Preußen regierte seit dem Tod Friedrichs des Großen (1786) sein Neffe Friedrich Wilhelm II.. Kaiser des Reichs war seit 1790, dem Todesjahr Josephs II., dessen Bruder Leopold II.. Keiner dieser Herrscher war zunächst geneigt, sich in einen Konflikt mit Frankreich hineinziehen zu lassen.
Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), König von Preußen 1786 - 1797
Ebenso wie in England hielt man auch in Preußen und Österreich die Französische Revolution für eine willkommene Schwächung der Handlungsfähigkeit Frankreichs nach außen.
Der aufgeklärte Absolutismus, der von den Habsburger Kaisern praktiziert wurde, hatte wie die Französische Revolution seine Wurzeln in der Aufklärung. So betrachteten sie die ersten inneren Reformen der französischen Revolutionäre mit Sympathie. Leopold hatte bereits 1783 für sein damaliges Großherzogtum Toskana den Verfassungsentwurf einer konstitutionellen Monarchie auf der Grundlage der Volkssouveränität ausarbeiten lassen.
Die beiden deutschen Großmächte hatten dazu noch andere Probleme. Die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich war zwar durch die Konvention von Reichenbach im Sommer 1790 beseitigt, doch Leopold II. benötigte zu Beginn seiner Amtszeit alle Kräfte, um die Aufstände beizulegen, die gegen die Reformen seines Vorgängers in Belgien und Ungarn ausgebrochen waren. Preußen widmete seine ganze Aufmerksamkeit Polen und der Möglichkeit einer zweiten Teilung dieses Staates.
Die französische Nationalversammlung hatte eine 'einheitliche und unteilbare Nation' geschaffen. Sie weigerte sich deshalb, die Rechte von deutschen Fürsten auf französischem Boden anzuerkennen. Die Girondisten in der Versammlung forderten die Rheingrenze für Frankreich und damit die Annexion der bestehenden deutschen Enklaven. Außerdem beschwerten sich die Franzosen darüber, dass die rheinischen Kurfürsten Emigranten, vor allem den Brüdern Ludwigs XVI., Zuflucht gewährten und diesen sogar gestatteten, Regimenter zur Bekämpfung der Revolution anzuwerben.
Durch den gescheiterten Fluchtversuch König Ludwigs XVI. im Juni 1791 war in Frankreich das Gebäude der konstitutionellen Monarchie ins Wanken geraten. Sowohl bei Friedrich Wilhelm II. von Preußen als auch bei Leopold II. nahm der Gedanke gemeinsamer Aktionen zur Hilfeleistung für die französische Königsfamilie konkretere Formen an. Am 17.8.1791 veröffentlichten beide Herrscher in Pillnitz eine Erklärung, dass die Vorgänge in Frankreich alle europäischen Monarchen berührten und Ludwig XVI. seine Handlungsfreiheit zurückerhalten solle. Eine militärische Niederwerfung des revolutionären Frankreichs wurde angedroht. Indes wollten Preußen und Österreich nicht allein, sondern nur im Bund mit den anderen europäischen Staaten einschreiten. Der Vorbehalt des Einverständnisses aller anderen europäischen Mächte machte die Erklärung wertlos; man wusste, dass England zu einer gemeinsamen Aktion nicht bereit war. Als Ludwig XVI. der Verfassung vom Oktober 1791 (Beschränkung des bisher absoluten Königtums durch eine Volksvertretung!) zustimmte, hielt Leopold die Revolution für abgeschlossen und ein militärisches Einschreiten für überflüssig. Die französischen Emigranten schürten weiterhin einen kriegerischen Konflikt mit den Revolutionären.
In Frankreich wird der weitere Verlauf der Revolution im Innern eng mit den außenpolitischen Maßnahmen verbunden. Die Anhänger einer konstitutionellen Monarchie verloren im Winter 1791/92 immer mehr an Macht. Die Girondisten traten für einen Krieg ein und setzten ihn auch durch. Für sie war der Krieg das sicherste Mittel, eine innere Einheit zu schaffen und so die Revolution weiter am Leben zu erhalten. Ihr Endziel war die Schaffung einer Republik. Obwohl Kaiser Leopold in der Emigrantenfrage nachgab (er wollte die Emigranten „unter Aufsicht stellen”!), wurden in der französischen 'Législative' (der 'Gesetzgebenden Versammlung') heftige Angriffe gegen ihn gerichtet. Der Kaiser schloss daraufhin im Februar 1792 einen 'Freundschafts- und Defensivvertrag' mit Preußen ab. Einen Monat später starb er. Nachfolger wurde sein Sohn Franz II. .
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Unter dem Druck der Girondisten erklärt König Ludwig XVI. am 20.4.1792 dem Hause Habsburg den Krieg. Friedrich Wilhelm II. von Preußen trat sofort auf die Seite Österreichs. Letztendlich hatte die Furcht vor den Emigranten im Erzbistum Trier den Anlass für die französische Kriegserklärung gegeben. Der Krieg wird Franz II. nicht in seiner Funktion als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sondern in seinem Amt als König von Ungarn und Böhmen erklärt. Die Franzosen wollten dadurch das Reich neutral halten und hofften, den Kaiser, der zunächst ohne Verbündete war, rasch besiegen zu können. - König Ludwig XVI. hatte die Kriegserklärung mit einem Hintergedanken unterzeichnet: Er glaubte an einen Sieg der deutschen Truppen und, damit verbunden, an die Wiedererlangung seiner früheren Machtfülle.
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Am 25.7.1792 veröffentliche der Oberbefehlshaber der preußischen und österreichischen Truppen, der Herzog von Braunschweig, das Koblenzer Manifest, in dem die Koalition die Wiedereinsetzung einer „legalen Regierung”, das heißt die Wiedereinsetzung des Königs, in Frankreich forderte. Dieses Manifest bewirkte eine weitere Radikalisierung der Französischen Revolution und eine Zunahme des Nationalgefühls der Franzosen.
Im August 1792 drangen österreichische und preußische Truppen in Frankreich ein. Am 23.8. wurde Longwy, am 2. 9. Verdun eingenommen. Mit der 'Kanonade von Valmy' am 20.9.1792, einem Artilleriegefecht zwischen den französischen und den alliierten Truppen konnte die französische Armee unter General Dumouriez den Vormarsch der Koalition zum Stehen bringen. Die Franzosen stießen nun ihrerseits vor. Im Oktober besetzten französische Truppen Speyer, Worms, die Kurpfalz und schließlich, am 21.10. Mainz. Am 6.11.1792 siegte Dumouriez bei Jemappes und schloss damit die Besetzung der Österreichischen Niederlande (Belgien) ab. Bei den Preußen befand sich als General der Herzog Karl August von Weimar in Valmy. Sein Freund und Ratgeber Johann Wolfgang von Goethe begleitete ihn. Am Abende der Kanonade gesellte sich Goethe zu einigen lagernden Soldaten. Er sagte: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen. - Am nächsten Tag, dem 21.9.1792, wurde in Paris von der neu gewählten Nationalversammlung, dem „Konvent”, die konstitutionelle Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen. Am 21.1.1793 wurde der französische König enthauptet.
Am 1.2.1793 erklärte Frankreich England und den Niederlanden, am 7.3. Spanien den Krieg. England, die Niederlande und Spanien schlossen sich nun dem Bündnis zwischen Preußen und Österreich an (Erste Koalition). Am 18.3. unterlagen die Truppen des Generals Dumouriez bei Neerwinden in den Österreichischen Niederlanden (Belgien). Auch die deutschen Reichsstände traten dem Krieg gegen Frankreich bei (22.3.1793). Am 23. Juli gewannen die Preußen Mainz zurück, das sich zur Republik nach französischem Vorbild erklärt hatte.
Am 1.2.1793 erklärte Frankreich England und den Niederlanden, am 7.3. Spanien den Krieg. England, die Niederlande und Spanien schlossen sich nun dem Bündnis zwischen Preußen und Österreich an (Erste Koalition). Am 18.3. unterlagen die Truppen des Generals Dumouriez bei Neerwinden in den Österreichischen Niederlanden (Belgien). Auch die deutschen Reichsstände traten dem Krieg gegen Frankreich bei (22.3.1793). Am 23. Juli gewannen die Preußen Mainz zurück, das sich zur Republik nach französischem Vorbild erklärt hatte.
1794 wendete sich das Blatt wieder zugunsten Frankreichs. Der erneute Erfolg der Franzosen lässt sich auf die so genannte 'Levée en masse' unter der Leitung von Lazare Carnot und eine veränderte Kriegstaktik zurückführen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt. Das französische Heer gewann am 26. Juli 1794 durch seinen Sieg bei Fleurus die österreichischen Niederlande zurück. Danach besetzte es erneut das linke Rheinufer. Im Januar 1795 wurden die Niederlande erobert. Dort wurde die erste Tochterrepublik Frankreichs, die 'Batavische Repuplik' errichtet. Wesentlicher Aspekt der Niederlagen der Koalition waren mangelhafte Strategie und schlechte Kriegsführung. Eine am 24.6.1793 angenommene republikanische Verfassung in Frankreich wurde zwar am 4.8. in einer Volksabstimmung bestätigt, dann jedoch vom Nationalkonvent bis zu einem Friedensschluss mit den ausländischen Mächten aufgehoben. Der Grund dafür lag darin, dass die Abgeordneten in einer Zeit der inneren und äußeren Gefahr für die Revolution die diktatorische Zusammenfassung der Staatsgewalt für sinnvoller hielten. - Durch den Aufruf Carnots an die Jugend zur 'levée en masse' entsteht anstelle des alten unbeweglichen Söldnerheeres das Volksheer. Mangelnde Erfahrung in der Kriegstechnik wird durch Masse, Begeisterung und Beweglichkeit ersetzt. - Der Sturz Robespierres erfolgt am 27.7.1794, also ein Tag nach dem Sieg bei Fleurus. Die neue französische Verfassung vom Oktober 1795 wird wieder nach dem Grundsatz der Gewaltenteilung aufgebaut.
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Am 5.4.1795 schloss Preußen mit Frankreich den „Basler Frieden” und schied damit aus der Koalition aus. Norddeutschland wird für neutral erklärt, das linke Rheinufer soll bis zum Reichsfrieden in französischer Hand bleiben. In einem Geheimabkommen willigt Preußen in die Abtretung des linksrheinischen Deutschlands ein und erhält Entschädigung auf rechtsrheinischem Gebiet zugesichert. Die preußische Regierung musste sowohl im Westen als auch im Osten ihres Landes die politischen Vorgänge beobachten. Im Osten wollte Zarin Katharina II. (reg. 1762-1796) ihr Reich nach Westen ausdehnen. Polen hatte am 3.5.1791 eine freiheitliche Verfassung („Maiverfassung), die erste kodifizierte Verfassung Europas, verabschiedet. Sie wurde von Preußen und Österreich garantiert, jedoch von Zarin Katharina nicht anerkannt. Der preußische König wollte wegen der früheren Garantie nicht in einen Zweifrontenkrieg verwickelt werden und stimmte deshalb der zweiten Teilung Polens (23.1.1793) zu: Polen verlor die Rest-Ukraine, Polesien und Wolynien an Russland. Preußen erhielt Danzig und Thorn sowie die Gebiete Posen und Kalisch („Südpreußen”). Österreich ging bei dieser zweiten Teilung Polens leer aus.
Das wohl wichtigste Motiv Preußens für den Abschluss des Sonderfriedens von Basel, war die Sorge, bei der zwischen Russland und Österreich im Januar 1795 vereinbarten dritten polnischen Teilung zu kurz zu kommen. Am 24.10.1795 trat Preußen dem Teilungsvertrag bei. Österreich erhielt Westgalizien und Krakau. Kurland und andere Gebiete, die einstmals dem Deutschen Orden gehörten, gingen an Russland. Warschau sowie ein Landstreifen südlich Ostpreußens gingen an Preußen.
Österreich setzte nun allein den Krieg fort und errang auch einige Siege in Süddeutschland. 1796 verlagerte sich das Kriegsgeschehen nach Italien. Der neue Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Italien, Napoleon Bonaparte, besiegte innerhalb eines knappen Jahres die Österreicher. Nach seinen Siegen in Italien stieß Napoleon über Tirol und die Steiermark bis nach Wien vor. Österreich wurde am 18.4.1797 zum „Vorfrieden von Leoben” gezwungen. Am 17.10.1797 wurde der „Frieden von Campo Formio” geschlossen, nach dessen Bestimmungen Österreich die österreichischen Niederlande (Belgien) und die Lombardei an Frankreich abgeben musste. Österreich stimmte außerdem der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zu. Im Gegenzug erhielt Österreich Venetien.
Mitte November 1797 starb der preußische König Friedrich Wilhelm II. . Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm III..
Im Februar 1798 errichtete Frankreich in Italien die 'Cisalpinische Republik' und im April in der Schweiz die 'Helvetische Republik'. Im Mai 1798 unternahmen die Franzosen unter Napoleon den Feldzug nach Ägypten, der jedoch nach ihrer Niederlage gegen die Engländer in der Seeschlacht bei Abukir scheiterte. Im Zuge dieser Expedition besetzten sie jedoch Malta.
Der Rastatter Kongress, der von 1797 bis 1799 tagte, sollte die Ausführung der Beschlüsse von Campo Formio bringen, nämlich die Abtretung des linken Rheinufers. Vor allem aber sollte das Reich, vertreten durch die Reichsdeputation, die Säkularisation durchführen und festlegen, welche weltlichen Staaten Anspruch auf Entschädigung hatten und sich geistliche Gebiete einverleiben durften. Beim Ausbruch des Krieges der zweiten Koalition gegen Frankreich wurde der Rastatter Kongress abgebrochen
Habsburger
Die Habsburger sind ein führendes europäisches Adelsgeschlecht, dessen Name sich von der Habsburg im Aargau (Schweiz) herleitet. Mitglieder der Dynastie herrschten jahrhundertelang über Österreich, Böhmen und Ungarn. Von 1438 bis 1740 gehörten alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches dem Haus Habsburg an. Im 16. und 17. Jahrhundert herrschte das Geschlecht auch über die Königreiche Spanien und Portugal.
Nach dem Tod des letzten männlichen Habsburgers, Kaiser Karls VI., trat die von seiner Tochter Maria Theresia mit Franz I. Stephan von Lothringen begründete Dynastie Habsburg-Lothringen ihre Nachfolge an und stellte von 1745 bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 erneut die Kaiser; der letzte römisch-deutsche Kaiser, Franz II. begründete 1804 das erbliche Kaisertum Österreich, welches bis 1918 bestand. Nebenlinien der Dynastie Habsburg-Lothringen regierten auch in der Toskana, Modena und Parma sowie kurzzeitig auch in Mexiko. Umgangssprachlich wird auch diese noch heute bestehende Dynastie als "Habsburg" bezeichnet.
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich (* 13. Mai 1717 in Wien; † 29. November 1780 in Wien), im Volksmund Maresi genannt, war eine österreichische Fürstin aus dem Hause Habsburg. Als regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen (1740-1780) war sie eine der mächtigsten Herrscherinnen ihrer Zeit. Sie war die Ehefrau des römisch-deutschen Kaisers Franz I. Stephan und Mitregentin ihres Sohnes, Kaiser Josephs II. Sie selbst war eine Kaiserin nur im Sinne der Kaisergattin.
Aus der Ehe mit dem römisch-deutschen Kaiser Franz I. Stephan, Sohn des Herzog Leopold Josef von Lothringen und dessen Gattin Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orléans, gingen 16 Kinder hervor.
Elisabeth Charlotte von Orleans war die Tochter Philipp I. und der Liselotte von der Pfalz.
Maria Elisabeth (1737-1740)
Maria Anna (1738-1789), lebte später in Klagenfurt
Maria Karolina (1740-1741)
Joseph II. (1741-1790)
∞ 1760 Prinzessin Isabella von Parma, Tochter Herzog Philipp von Parma, Piacenza, Guastella
∞ 1765 Prinzessin Maria Josepha von Bayern, Tochter Kaiser Karl VII.
Marie Christine (1742-1798) ∞ 1766 Herzog Albert von Sachsen-Teschen, Sohn Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen
Maria Elisabeth (1743-1808), Äbtissin in Innsbruck
Karl Joseph (1745-1761), Erzherzog
Maria Amalia (1746-1804) ∞ 1769 Herzog Ferdinand von Parma, Sohn Herzog Philipp von Parma, Piacenca, Guastella
Leopold II. (1747-1792) ∞ 1765 Infantin Maria Ludovica von Spanien a.d.H. Bourbon, Tochter König Karl III.
Karolina (*/† 1748), Erzherzogin
Johanna Gabriela (1750-1762) (verlobt) König Ferdinand I. von Bourbon-Sizilien
Maria Josepha (1751-1767) (verlobt) König Ferdinand I. von Bourbon-Sizilien
Maria Karolina (1752-1814) ∞ 1768 König Ferdinand I. von Bourbon-Sizilien, Sohn König Karl III. von Spanien
Ferdinand Karl Anton (1754-1806) ∞ 1771 Herzogin Maria Beatrice d'Este, Tochter Herzog Herkules III. von Modena-d`Este
Marie Antoinette (Maria Antonia) (1755-1793) ∞ 1770 König Ludwig XVI. von Frankreich, Sohn des Dauphin Ludwig von Bourbon
Maximilian Franz (1756-1801), Erzbischof, Kurfürst von Köln
Reformation
Martin Luther und sein Werk
Reformation und Gegenreformation
1483-1546
Martin Luther
1484-1531
Ulrich Zwingli
1491-1556
Ignatius von Loyola
1509-1564
Johann Calvin
1517
Luthers Thesenanschłag
1519
Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck
1519-1556
Karl V.
1520
Luthers reformatorische Flugschriften
1521
Wormser Reichstag und Wormser Edikt
1522
Luthers Bibelübersetzung
1524-1525
Bauernkrieg
1526
Ausbreitung der Reformation - 1. Reichstag zu Speyer
1529
Bedrohung Wiens durch die Türken - 2. Reichstag zu Speyer
1540
Bestätigung des Jesuitenordens, des Trägers der Gegenreformation
1545-1563
Konzil von Trient
1549
Vereinigung der Zwinglianer mit den Calvinisten im reformierten Bekenntnis
1555
Augsburger Religionsfrieden
1556-1598
Philipp II.
1558-1603
Elisabeth I.
1588
Vernichtung der spanischen Armada durch die englische Flotte
1562-1598
Hugenottenkriege
1567-1648
Freiheitskampf der Niederlande
1608
Gründung der protestantischen Union
1609
Gründung der katholischen Liga
Martin Luther, deutscher Reformator, * 10. 11. 1483 Eisleben, † 18. 2. 1546 Eisleben; Sohn des Bergmanns H. Luther, trat infolge eines bei einem heftigen Gewitter abgelegten Gelübdes am 17. 7. 1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten zu Erfurt ein, wo er 1507 zum Priester geweiht wurde. 1512 promovierte er in Wittenberg zum Doktor der Theologie. Seine erste Vorlesung über die Psalmen hielt Luther 1513-1515, 1515/16 folgten Vorlesungen über den Römerbrief und 1516-1518 über Galater- und Hebräerbrief.
Die Verkündigung des Ablasses zugunsten des Neubaus der Peterskirche in Rom durch den Dominikaner J. Tetzel in marktschreierischer Weise rief bei Luther Widerspruch hervor. Luther formulierte seine Bedenken in 95 Thesen , die er am 31. 10. 1517 zum Zweck einer Disputation mit Gelehrten in Wittenberg anschlagen ließ und dem Mainzer Erzbischof und dem Bischof von Brandenburg zusandte mit der Aufforderung zu einer schriftlichen Gegenäußerung. Luthers Thesen fanden, ihm selbst unerwartet, eine ungeahnt weite Verbreitung. Schon 1518 erhoben der Erzbischof von Mainz und die Dominikaner Klage in Rom. Im Verhör durch den Kardinallegaten T. Cajetan de Vio im Oktober 1518 zu Augsburg lehnte Luther einen Widerruf ab. Auf der Leipziger Disputation im Juli 1519 zwischen J. Eck und A. Karlstadt lehnte Luther die Irrtumslosigkeit der allgemeinen Konzilien ab. Aus seiner Rechtfertigungsverkündigung ergab sich notwendig die Kritik am Papsttum, das sich nach Luthers Auffassung über den klaren Wortlaut der Schrift hinwegsetzte. Die Bulle „Exsurge Domine” vom 15. 6. 1520 forderte seine Unterwerfung. Luther antwortete mit der Veröffentlichung seiner 3 großen Programmschriften „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung” (August 1520), „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche” (Oktober 1520) und „Von der Freiheit eines Christenmenschen” (November 1520), durch die er den größten Teil des deutschen Volkes für sich gewann. Die päpstliche Bulle seiner Verurteilung übergab er am 10. 12. 1520 feierlich der Verbrennung.
Ulrich Zwingli
Zwingli, Huldrych (Ulrich), erster Reformator der Schweiz, * 1. 1. 1484 Wildhaus, Toggenburg, † 11. 10. 1531 bei Kappel; wurde nach theologischen und humanistischen Studien in Wien und Basel 1506 Pfarrer in Glarus, 1516 Leutpriester in Einsiedeln, 1518 am Großmünster in Zürich. Beeinflusst von Erasmus von Rotterdam u. M. Luther, wandte er sich gegen Missbräuche in der Kirche, die Verbindlichkeit der Fastengebote und des Priesterzölibats, 1522-1525 baute Zwingli mit Zustimmung des Zürcher Rats die vom Staat beschützte Volkskirche auf. Im Gottesdienst Konzentration auf die Predigt, Abschaffung der Messe, der Firmung und der Letzten Ölung, Verbannung von Bildwerken und Musik; Auflösung der Klöster. 1524 heiratete Zwingli. Er bekämpfte die Wiedertäufer, die ursprünglich seine treuesten Anhänger waren. Mit Luther geriet er in Streit über die Abendmahlslehre; Zwingli betonte den Gedächtnischarakter des Abendmahls und lehrte die symbolische Gegenwart Christi im Abendmahl. Auf dem Marburger Religionsgespräch erfolgte die endgültige Trennung zwischen Luther und Zwingli. 1528/29 gewann Zwingli auch Bern, Basel, St. Gallen, Straßburg für seine Neuordnung; doch seine Bemühungen, in den übrigen Kantonen der deutschen Schweiz die Reformation durchzuführen, stießen auf den Widerstand der katholischen Urkantone; diese setzten sich gegen die gewaltsame Einführung zur Wehr und besiegten das Heer der Zürcher in der Schlacht bei Kappel 1531, in der Zwingli fiel.
Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola [-lo'jola], Gründer des Ordens der Jesuiten, Heiliger, * 1491 Schloss Loyola, Provinz Guipúzcoa (Spanien), † 31. 7. 1556 Rom; bis 1521 spanischer Offizier; schwer verwundet, bekehrte er sich zu einem religiösen Leben. Während seines Aufenthalts in Manresa (1522/23) entwarf er sein Exerzitienbuch. Er studierte in Paris und Venedig und erhielt 1537 die Priesterweihe. Nachdem Ignatius von Loyola bereits in Paris die ersten Gefährten für eine dauernde Gemeinschaft zusammengeführt hatte, erhielt der Orden der Jesuiten 1540 die päpstliche Bestätigung. 1541 wurde Ignatius von Loyola zum ersten Ordensgeneral gewählt. Seit 1537 hielt er sich ständig in Rom auf, betätigte sich seelsorgerisch, stellte die Ordensverfassung auf, errichtete Schulen und wirkte so für die kirchliche Erneuerung des 16. Jahrhunderts. Heiligsprechung 1622; Fest: 31. 7.
Johann Calvin
Calvin, Caulvin, Cauvin, Johannes, Reformator der französischen Schweiz, * 10. 7. 1509 Noyon, Picardie, † 27. 5. 1564 Genf; Studien in Paris, Orléans und Bourges, nach Bekanntschaft mit reformatorischen Gedanken hatte er 1533 oder 1534 ein Bekehrungserlebnis und musste 1534 nach Basel auswandern. Auf einer Reise gewann ihn 1536 in Genf G. Farel als Helfer bei der Durchführung der Reformation. 1538 zusammen mit Farel verbannt, wandte sich Calvin nach Straßburg. 1541 kehrte er nach Genf zurück, schuf eine neue kirchliche Ordnung und Verfassung mit vier Gemeindeämtern (Reformierte Kirche), wobei er besonders über die Kirchenzucht wachte. Entscheidender Ausgangspunkt seiner Theologie ist das Bekenntnis zur Allmacht Gottes, dem in unbedingtem Gehorsam die Ehre gegeben werden muss. Daraus ergibt sich Calvins Lehre von der doppelten Prädestination. In der Abendmahlslehre, in der er die Gegenwart Christi im Geist vertrat, unterscheidet er sich von H. Zwingli und von Luther. Calvinismus.
Karl V., römisch-deutscher König 1519-1556, römischer Kaiser 1530-1556, als Karl I. 1516-1556 König von Spanien, * 24. 2. 1500 Gent, † 21. 9. 1558 San Geronimo de Yuste; Habsburger, Sohn Philipps des Schönen von Österreich und Johannas der Wahnsinnigen. Bereits 1506 durch den frühen Tod des Vaters Herr der habsburgischen Erblande und 1516 (nach dem Tod Ferdinands) König von Spanien, wurde Karl durch Investition von Wahlgeldern (Fugger) gegen Franz I. von Frankreich in Frankfurt (28. 6. 1519) zum Kaiser gewählt und somit Herrscher eines Weltreichs und Begründer des spanischen Imperiums. 1520 erfolgte die Annahme des Titels Erwählter Römischer Kaiser. 1530 wurde Karl in Bologna als letzter Kaiser von einem Papst gekrönt.
Karl vereinigte in seiner Hand das seit Karl dem Großen an Bevölkerungszahl, Ausdehnung und Reichtum größte Reich. Zunächst musste er sich in Spanien gegen den Communeros-Aufstand 1517-1522 durchsetzen. In vier siegreichen Kriegen gegen Franz I. von Frankreich sicherte er sich die Herrschaft in Italien und den Niederlanden.
Unter Berufung auf die von Karl dem Großen verkörperte mittelalterliche Kaiseridee suchte Karl die mittelalterliche Glaubenseinheit wiederherzustellen. Unter diesem Gesichtspunkt sind sowohl die Förderung der Konquistadoren (Eroberung Mexikos durch Cortés und Perus durch Pizarro; erste Weltumseglung des Magalhăes 1518) als auch sein Kampf gegen die Reformation zu sehen. 1547 besiegte Karl den Schmalkaldischen Bund bei Mühlberg, musste jedoch nach dem Frontwechsel Moritz' von Sachsen und bei der Gegnerschaft der Päpste Paul III. († 1549) und Julius III. († 1555), die ihm jegliches Eingreifen auf dem Trienter Konzil (1546-1563) versagten, auf das Augsburger Interim von 1548 im Augsburger Religionsfrieden von 1555 verzichten.
Weil es Karl nicht gelang, die erstrebte religiöse Einheit gegen den Protestantismus und die National- und Territorialstaaten zu verwirklichen, legte er müde und enttäuscht 1555/56 die Regierung in den Niederlanden, Spanien und Neapel zugunsten seines Sohns Philipp II. nieder, übergab die Herrschaft im Reich seinem Bruder Ferdinand I. und zog sich in eine Villa beim Kloster San Yuste (bei Plasencia, spanische Provinz Cáceres) zurück, wo er sich mit politischen Studien beschäftigte.
Wormser Reichstag 1521
Das Erscheinen Luthers vor dem Kaiser und die Verhängung der Reichsacht gegen ihn war das folgenschwerste Ereignis des Reichstages von Worms 1521, denn damit wandelte sich die »Luthersache« von einer Ketzerfrage zur Angelegenheit des Reiches; die Grundlagen für die Konfessionalisierung des Reiches waren gelegt.
Der 1519 zum Kaiser gewählte Karl V. erhoffte sich von diesem Reichstag die Unterstützung für seinen Romzug und seine Kriege gegen Frankreich um Italien. Große Teile der Reichsfürsten forderten von dem Habsburger die Abstellung von Missbräuchen der Kirche und der römischen Kurie. Wichtige Elemente der seit 1495 im Gang befindlichen Reichsreform waren nach wie vor umstritten.
Von der Kurie wurde die Erklärung der Acht über Luther durch den Kaiser, den »Verteidiger der Kirche«, nach dessen Belegung mit dem Kirchenbann als zwingend angesehen. Am kaiserlichen Hof hatte sich die Auffassung durchgesetzt, dass man Luther zur Vermeidung von inneren Unruhen zwar vor den Reichstag laden, ihm aber nur den Weg des Widerrufs offen lassen solle. Die Gegenseite, auf der neben den Humanisten vor allem der Landesherr Luthers, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, stand, berief sich auf die Wahlkapitulation Karls V. von 1519, nach der niemand ohne rechtliches Verhör in die Acht erklärt werden dürfe. Außerdem setzte man auf die verbreitete antikuriale Stimmung im Reich.
Luther wurde freies Geleit zugesichert. Sein Einzug in Worms und sein Auftreten vor dem Kaiser erregten größtes Aufsehen. Er verweigerte den Widerruf, wenn er nicht durch die Bibel und klare Vernunftgründe widerlegt werde, auch Konzilien und Päpste hätten geirrt, er dagegen folge nur seinem Gewissen. Aufgrund der Zusicherung des freien Geleits konnte Luther den Reichstag wieder verlassen, wurde jedoch von seinem Landesherrn auf der Wartburg versteckt gehalten. Nach Schluss des Reichstages, nachdem eine größere Zahl der Teilnehmer bereits abgereist war, erließ Karl V. das vorbereitete Achtmandat gegen Luther (Wormser Edikt vom 25. Mai 1521, datiert auf den 8. Mai) und verbot die Lektüre und Verbreitung seiner Schriften. Jeder, der Luther nicht auslieferte und die Verbreitung seiner Schriften nicht unterband, war gleichfalls mit Strafe bedroht. Die »Causa Lutheri« weitete sich zur Reichssache. Doch das Edikt wurde in den Territorien des Reiches sehr unterschiedlich umgesetzt.
Bauernkrieg
der Aufstand der Bauern und einiger Städte Süd- und Mitteldeutschlands 1524/25; Höhepunkt einer Krise der spätmittelalterlichen feudalen Ordnung, die sich seit dem 14. Jahrhundert in zahlreichen bäuerlichen Unruhen u. a. in der Schweiz, in Oberschwaben, in Württemberg (Aufstand des »Armen Konrad« 1514), in Österreich sowie in den Verschwörungen des Bundschuhs am Oberrhein (zwischen 1493 und 1517) manifestierte. Die Bauern forderten, u. a. in den »Zwölf Artikeln«, das alte Recht und Herkommen anstelle des neuen römischen Landrechts, Einschränkung ihrer Lasten und Dienste, Aufhebung der Leibeigenschaft, Freiheit der Jagd und des Fischfangs, zum Teil auch eine Neuordnung des Reichs unter Einschränkung der landesfürstlichen Gewalt. Die Reformation förderte den Ausbruch. Der Aufstand breitete sich anfangs rasch aus, besonders in Schwaben, Franken, Thüringen, der Schweiz und Österreich; die bedeutendsten Führer waren Wendel Hipler (in Franken), Michael Gaismair (in Tirol), Thomas Müntzer (in Thüringen), auch Ritter wie Florian Geyer und Götz von Berlichingen. Die Fürsten warfen den Aufstand überall blutig nieder, so in Süddeutschland durch den Schwäbischen Bund unter Georg Truchseß von Waldburg (»Bauernjörg«), in Thüringen durch die Schlacht bei Frankenhausen (15. 5. 1525). M. Luther hatte sich anfangs bemüht zu vermitteln, erklärte sich aber 1524 gegen die Aufständischen.
Reichstage zu Speyer
1526
Der Reichstag dauerte vom 25. Juni bis 27. August. Das Wormser Edikt wurde auf diesem Reichstag ausgesetzt. Es wurde beschlossen, den Ständen auch die Entscheidung in der Glaubensfrage in Verantwortung vor Gott und Kaiser zu überlassen. Daraufhin entstanden unter anderem die lutherischen Landeskirchen, die den Landesherren nun neben der weltlichen auch die höchste geistliche Gewalt in seinem Territorium einräumten.
1529
Der Reichstag dauerte vom 15. März bis zum 22. April. Es erfolgte die Wiedereinsetzung des Wormser Ediktes. Außerdem fand auf diesem Reichstag die Protestation zu Speyer statt, in welcher die protestantischen Fürsten und Reichsstädte gegen die Verhängung der Reichsacht gegen Martin Luther protestierten - von dieser Aktion leitet sich der Begriff des „Protestantismus“ ab. Das Wiedertäufermandat ist eine Sammlung von Beschlüssen des Reichstages, die die religiöse Bewegung der Täufer bekämpfen soll.
Jesuitenorden
Jesuiten, lateinisch Societas Jesu, Abkürzung SJ, Gesellschaft Jesu, katholischer Orden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet und von Papst Paul III. 1540 bestätigt. Er breitete sich im 16. Jahrhundert in Europa aus und war vor allem das Instrument der Gegenreformation. Als Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Amerika tätig. Bekannt sind die sog. Reduktionen in Paraguay zum Schutz der Indianer.
Der große Einfluss der Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden 1773 auflöste. 1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt. In Deutschland war er 1872-1917 verboten.
Die Jesuiten sind in einer militärisch straffen Organisation zusammengefasst und werden streng und sorgfältig ausgewählt (Ausbildung der Professen 17 Jahre). Sie tragen kein eigenes Ordenskleid und haben kein gemeinsames Chorgebet. Geistliche Übungen führen zu einer starken Zucht des eigenen Willens. Zu den drei üblichen Ordensgelübden kommt als 4. noch der unbedingte Gehorsam gegenüber dem Papst hinzu. Die Jesuiten werden von einem Jesuitengeneral, dem 4 Generalassistenten beratend zur Seite stehen, von Rom aus geführt. Die Mitglyyieder der SJ (rund 23 000) werden unterschieden in: Professen, Koadjutoren (Priester und Laienbrüder), Scholastiker und Novizen. Die Jesuiten widmen sich besonders der Mission, Erziehung, Wissenschaft und Großstadtseelsorge. Ihr Wahlspruch: „Omnia ad maiorem Dei gloriam” (lateinisch, „Alles zur größeren Ehre Gottes”).
Konzil von Trient
Trienter Konzil, Tridentinisches Konzil, Tridentinum, setzte in 3 Tagungsperioden (I. 1545-1547 in Trient und 1547 in Bologna, II. 1551/52, III. 1562/63 in Trient) gegenüber den Reformatoren die Lehre der römisch-katholischen Kirche über die Gleichwertigkeit von Hl. Schrift und Überlieferung, über Erbsünde, Rechtfertigung und Gnade, Siebenzahl der Sakramente, Priesterweihe, Heiligenverehrung und Ablass fest und fasste diese im Tridentinischen Glaubensbekenntnis zusammen.
Augsburger Religionsfriede
Abschied des im Auftrag Kaiser Karls V. durch König Ferdinand nach Augsburg berufenen Reichstags vom 25. 9. 1555, der den Anhängern (Reichsständen) des Augsburgischen Bekenntnisses unter Ausschluss der Reformierten einen dauernden Frieden gewährte. Mit der Anerkennung des bestehenden Bekenntnisstands wurde auf ein einheitliches Bekenntnis im Reich verzichtet. Für die weltlichen Reichsstände galten Glaubensfreiheit und Reformationsrecht, woraus sich der Grundsatz „cuius regio, eius religio” entwickelte; andersgläubige Untertanen hatten das Recht, auszuwandern; der „Geistliche Vorbehalt” bestimmte, dass geistliche Fürsten bei Übertritt zur lutherischen Lehre ihre Rechte und Einkünfte verloren.
Protestantische Union
1608 geschlossenes Bündnis protestantischer deutscher Fürsten (außer Kursachsen) unter Führung des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz, dem später auch Reichsstädte beitraten; erwies sich bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges als der 1609 gegründeten Katholischen Liga nicht gewachsen; löste sich 1621 auf.
Katholische Liga
die durch den Münchner Vertrag 1609 (gegen die protestantische »Union« von 1608) gegründete katholische Liga, die unter Führung Maximilians I. von Bayern im Dreißigjährigen Krieg bis 1635 eine große Rolle spielte.
Weimarer Republik
1919-1933
Weimarer Republik
Als Weimarer Republik wird der aus der Novemberrevolution hervorgegangene, 1918 ausgerufene und von 1919 bis 1933 existierende deutsche Staat bezeichnet. Während dieser Zeit war das Deutsche Reich ein demokratischer Bundesstaat, nach der Reichsverfassung eine Mischform aus präsidialem und parlamentarischem Regierungssystem. Den Beinamen Weimarer Republik erhielt das Deutsche Reich nach der Stadt Weimar, dem Tagungsort der verfassungsgebenden Nationalversammlung. Ihre Entstehung ist durch die unmittelbaren Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs geprägt, ihr Untergang verbunden mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus.
1919
Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung - Weimarer Koalition - Weimarer Verfassung - Unterzeichnung des Versailler Vertrages
1920
Kapp-Putsch - Kommunistische Aufstände im Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland - Reichstagswahlen und Verlust der parlamentarischen Mehrheit für die Weimarer Koalition
1922
Vertrag von Rapallo
1923
Das Krisenjahr der Republik - Ruhrkampf - Höhepunkt der Inflation - Links- und rechtsradikale Aufstände in Hamburg, Mitteldeutschland, Ostdeutschland und Bayern - Währungsstabilisierung und Sturz Gustav Stresemanns
1924
Dawes- Plan
1925
Tod Friedrich Eberts - Hindenburgs Wahl zum Reichspräsidenten - Locarno
1926
Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund
1928
Kellogg-Pakt
1929
Weltwirtschaftskrise - Young- Plan
1930-32
Kanzlerschaft Heinrich Brünings und Wiederwahl Hindenburgs
1933
Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler
Weimarer Nationalversammlung
das verfassungsgebende Parlament der Weimarer Republik, gewählt am 19. 1. 1919. Nach anfänglichem Zögern stimmte sie am 22. 6. 1919 dem Versailler Vertrag zu. Am 31. 7. 1919 verabschiedete sie die Weimarer Verfassung (in Kraft 11. 8. 1919). Am 30. 9. 1919 zog die Weimarer Nationalversammlung nach Berlin. Nach der Ausschreibung von Reichstagswahlen löste sie sich nach dem Kapp-Putsch am 21. 5. 1920 auf.
Weimarer Koalition
Weimarer Koalition, in der Weimarer Nationalversammlung geschlossenes Bündnis von SPD, Zentrum und DDP; bestand 1919-22 in der Nationalversammlung bzw. dem Reichstag, 1919-21 und 1925-32 in Preußen und 1919-31 in Baden.
Versailler Vertrag (28.06.1919)
Der Versailler Vertrag umfasste 440 Artikel in 15 Teilen. Teil I enthielt die Satzung des Völkerbunds (ohne dass damit das Deutsche Reich dessen Mitglied wurde). Die Teile II und III legten die neuen Grenzen Deutschlands und die politischen Bestimmungen über Europa fest. Deutschland verlor durch Gebietsabtretungen 70 579 km2 Territorium mit etwa 7,3 Mio. Einwohnern: Moresnet und nach einer strittigen Volksbefragung Eupen-Malmedy fielen an Belgien; Luxemburg schied aus dem Deutschen Zollverein aus und verlor seinen neutralen Status; das Elsass und Lothringen kamen ohne Abstimmung an Frankreich; fast ganz Westpreußen, die Provinz Posen, das Gebiet um Soldau und Teile Pommerns fielen an Polen (Polnischer Korridor); Danzig wurde als Freie Stadt dem Schutz des Völkerbunds unterstellt; das Memelland kam unter alliierte Verwaltung; das Hultschiner Ländchen fiel an die Tschechoslowakei. Volksabstimmungen wurden für die so genannten Abstimmungsgebiete vorgesehen. Sie führten zur Teilung Oberschlesiens, wobei die kohlenreichen Gebiete im Südosten an Polen kamen, und zur Abtretung Nordschleswigs an Dänemark. Das Saargebiet wurde für 15 Jahre vom Völkerbund verwaltet und konnte danach über seinen Status entscheiden.
Versailler Vertrag: Kriegsschuld-Artikel (Artikel 231)
Der Artikel 231 des Versailler Vertrages, der in Deutschland von den Rechtsparteien bis weit in die Sozialdemokratie hinein und in vielen Bevölkerungsschichten so große Emotionen ausgelöst hat, lautet: »Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.« Diese These von der Alleinschuld Deutschlands wurde das Fundament für alle Wiedergutmachungsforderungen der Alliierten.
Dolchstoßlegende
Zuerst von den Generälen Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg vertretene Behauptung, die Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg sei nicht aus militärischen und wirtschaftlichen Gründen erfolgt, eigentlich sei Deutschland "im Felde unbesiegt" geblieben, und habe den Krieg nur deshalb verloren, weil Sabotage der Heimat - "ein Dolchstoß von hinten" im Spiel gewesen sei - wobei sie vor allem die Friedensresolution von 1917 und den Munitionsarbeiterstreik von 1918 meinten. Die Herren Generäle hätten es besser wissen müssen und wussten es auch, dass für die militärische Niederlage nicht die innenpolitische Opposition, sondern die militärische Überlegenheit der Gegner verantwortlich war - so hatten sie es noch im August 1918 gegenüber Kaiser Wilhelm dargestellt, aber im November desselben Jahres vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss wollten sie davon nichts mehr wissen. Ihre unverantwortliche Kraftprotzerei mit den falschen und gefährlichen Schuldzuweisungen wurden ungeprüft übernommen, und Gruppierungen wie die Deutschnationale Volkspartei ( DNVP) und die NSDAP nutzten die auf Hindenburgs Autorität gestützte Behauptung zur haßerfüllten Agitation gegen die Vertreter der Weimarer Republik.
(Kapp-Lüttwitz-Putsch), Umsturzversuch in der Weimarer Republik (13.-17.3. 1920), geplant von unzufriedenen Teilen der deutschen Armee unter Führung des Generals W. Freiherr von Lüttwitz und rechtsradikalen Politikern (Nationale Vereinigung) mit W. Kapp an der Spitze.
Rapallo
Rapallovertrag,
deutsch-sowjetischer Vertrag (16.4. 1922), in dem das Deutsche Reich und die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (im November 1922 auf die anderen Sowjetrepubliken ausgedehnt) auf Ersatz ihrer Kriegskosten und -schäden verzichteten, die sofortige Aufnahme diplomatischer und konsularischer Beziehungen vereinbarten und wirtschaftliche Annäherung nach dem Meistbegünstigungsrecht beschlossen.
Persönlichkeiten
Gustav Stresemann, dt. Staatsmann, *1878, +1929; Nationalökonom; nach dem Ersten Weltkrieg Gründer und Führer der Dt. Volkspartei, 1923 Reichskanzler, 1923 bis 1929 Reichsaussenmin.; beendete den passiven Widerstand im Ruhrkampf, suchte Verständigung mit Frankreich. Schuf durch Annahme des Dawesplans 1924 und durch die Locarno-Verträge 1925 die Basis einer Verständigungspolitik; erreichte den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund 1926 und die vorzeitige Räumung des Rheinlands 1930. Friedensnobelpreis (mit A.Briand) 1926.
Walther Rathenau, deutscher Industrieller und demokratischer Politiker, * 1867, + (ermordet) 1922; 1922 Außenminister; trat für die Erfüllung des Vertrags von Versailles ein, schloss 1922 den Vertrag von Rapallo mit Sowjetrussland.
Dawes-Plan
am 16. 8. 1924 in London abgeschlossener Vertrag über die deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg; Grundlage war das von einer Kommission unter C. G. Dawes ausgearbeitete Gutachten über die deutsche Leistungsfähigkeit. Der Dawesplan sah Zahlungen von jährlich 2,5 Mrd. Goldmark vor. Verbunden mit der Annahme des Dawesplans war eine internationale Anleihe (800 Millionen Goldmark) zur Überbrückung und zur Stabilisierung der deutschen Währung. 1929/30 wurde er durch den Youngplan ersetzt.
Young-Plan
Plan des Amerikaners Owen D. Young zur Regelung der deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg, löste 1930 den Dawesplan ab. Die deutschen Zahlungen sollten bis 1988 andauern, bis 1965/66 ansteigen, dann fallen. Der Youngplan war nur bis 1931, formal bis 1932 in Kraft.
Locarno-Pakt
(Locarnoverträge), die auf der Konferenz von Locarno (5.-16. 10. 1925) ausgehandelten Verträge über ein Sicherheitssystem in Westeuropa. In dem am 1. 12. 1925 in London unterzeichneten Hauptvertrag (West-, Rheinpakt) verpflichteten sich das Deutsche Reich (Außenminister G. Stresemann), Frankreich und Belgien unter Garantie Großbritanniens und Italiens, die im Vertrag von Versailles festgelegten deutschen Westgrenzen und die entmilitarisierte Rheinlandzone zu achten. Am 7. 3. 1936 erklärte Hitler den Pakt für hinfällig und ließ Truppen ins Rheinland einrücken.
Briand-Kellogg-Pakt
am 27. 8. 1928 in Paris durch Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Polen, die Tschechoslowakei und die USA unterzeichneter völkerrechtlich wirksamer Vertrag, mit dem der Krieg als Mittel zur Lösung internationaler Streitfälle verurteilt wurde. Das Recht eines jeden Staates auf Selbstverteidigung blieb als unveräußerliches Recht jedoch anerkannt. Bis 1939 traten dem Pakt 63 Staaten bei. Sein materieller Inhalt ging in die Satzung der UN ein. Bei den Kriegsverbrecherprozessen der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg gegen deutsche und japanische Politiker spielten die Regeln des Briand-Kellogg-Pakts eine wesentliche Rolle.
Heinrich Brüning
30. März: Nach dem Sturz der von Hermann Müller geführten großen Koalition wird Brüning Reichskanzler. Er bildet eine Minderheitsregierung und ist entschlossen, zur Durchführung seiner Politik auf die Rechte des Reichspräsidenten zurückzugreifen.
18. Juli: Da der Reichstag dem sozialdemokratischen Antrag auf Aufhebung der Notverordnung zur "Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" zustimmt, löst Reichspräsident Paul von Hindenburg den Reichstag auf.
Nach der Reichstagswahl vom 14. September, die einen starken Stimmenzuwachs für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ergeben hat, wird das Kabinett Brüning von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) toleriert.
Brünings Politik ist auf die Sanierung der Reichsfinanzen mittels einer auf einen ausgeglichenen Staatshaushalt zielenden Deflationspolitik gerichtet. Diese Sparpolitik findet keine parlamentarische Mehrheit und wird daher mit dem Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten durchgesetzt. Mit diesem Instrument versucht Brüning, die Rolle des Parlaments auf eine beratende Funktion zu reduzieren.
Franz von Papen
* Werl 29. 10. 1879, Obersasbach (= Sasbach bei Achern) + 2. 5. 1969, dt. Politiker (Zentrumspartei). Reichskanzler (1. 6.-17. 11. 1932); setzte verfassungswidrig die preuß. Regierung ab (Preußenputsch 20. 7. 1932); ebnete der Regierung Hitler den Weg, in der er Vizekanzler und (bis 7. 4. 1933) Reichskommissar für Preußen wurde. Sein Versuch, Hitler in der Regierungsverantwortung zu zähmen scheiterte. 1936-38 Botschafter in Wien und 1939-44 in Ankara. 1946 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß freigesprochen, im Spruchkammerverfahren jedoch zu 8 Jahren Arbeitslager verurteilt (1949 entlassen).
Das Wilhelminische Zeitalter
1890-1918
yWilhelminismus
Die wilhelminische Zeit umfasst den Zeitraum von 1890 bis 1918, der die Regierungsjahre Wilhelms II. und den Ersten Weltkrieg einschließt. Entscheidend war für diese Charakterisierung einer Epoche deutscher Geschichte aber, dass Wilhelm II. zunehmend den gesamten Staat und die gesamte Gesellschaft militarisierte. Das bedeutete, dass die gesamte Öffentlichkeit und der Beamtenapparat Strukturen bekam, die sich denen des Militärs zunehmend annäherten. Es handelt sich bei dem Wilhelminismus nicht um eine mit dem Namen von Wilhelm verbundene Gesellschaftskonzeption, die auf ein geistiges Produkt dieses deutschen Kaisers zurückgeht. Vielmehr bezieht sich dies auf das äußere Erscheinungsbild und den Habitus des Kaisers. Diese äußerten sich am öffentlichen Aufführen pompöser Paraden des Militärs wie auch an einer Selbstüberschätzung des Kaisers, die auch den Vorgängern Wilhelm I. sowie Bismarck zu dessen Kronprinzenzeiten nicht verborgen blieben. Weiterhin ging er gegen sozialistisches und liberales Gedankengut vor. Seine Politik war, bedingt durch seine imperialen Ambitionen, auch auf eine Etablierung des Deutschen Reichs als Weltmacht gerichtet, die zu Beginn des großen Krieges nach einigen Erwerbungen kolonialer Besitzungen in der Südsee und auf dem afrikanischen Kontinent einen vorläufigen Höhepunkt fand.
Wilhelm II
Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, (* 27. Januar 1859 in Berlin, Preußen; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande), Sohn Kaiser Friedrich III., entstammte der Dynastie der Hohenzollern und war von 1888 bis 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen.
Das wilhelminische Zeitalter
Wilhelm II.,
Deutscher Kaiser und König von Preußen (1888-1918), * Berlin 27.1.1859, + Doorn 4.6.1941; Sohn von Kaiser Friedrich III. und der englischen Prinzessin Viktoria, Vater von Wilhelm, Enkel von Wilhelm I., vermählt in erster Ehe (1881-1921) mit Auguste Victoria, ab 1922 in zweiter Ehe mit Hermine, verwitwete Prinzessin von Schönaich-Carolath, geb. Prinzessin Reuss (*1887, +1947). Der zu strenger Einfachheit erzogene Wilhelm stand in seiner Jugend in Opposition zu seinen liberal eingestellten Eltern und war ein großer Verehrer O. von Bismarcks. Bald nach seiner Thronbesteigung (15.6.1888 geriet er jedoch durch seine sozialpolitischen Bestrebungen, von denen er eine Aussöhnung der Arbeiterschaft mit dem Staat erhoffte, in schärfsten Gegensatz zu Bismarck, dessen Rücktritt er 1890 veranlasste. Seine Hoffnung, die Reichspolitik selbst zu leiten (»Persönliches Regiment«), trog ebenso wie die ungeduldige Erwartung rascher sozialpolitischer Erfolge. So wandte er sich bald wieder betont konservativen Kräften zu. Im Urteil seiner Kritiker verhinderte seine durch eine körperliche Behinderung mitgeprägte innere Unausgeglichenheit eine klare, stetige Innen- und Außenpolitik (deutsche Geschichte). Seine Freude am Waffenglanz und seine Impulsivität, die in der vorschnellen Unbedachtheit vieler Reden gipfelte, erweckten, v.a. im Ausland, den Anschein despotischer Neigungen und kriegerischer Absichten, obgleich er sich in der politischen Praxis meist konstitutionell verhielt. Nach der Daily-Telegraph-Affäre (1908) sah sich Wilhelm gezwungen, in einer öffentlichen Erklärung größere politische Zurückhaltung zuzusagen. Die Bemühungen der preußischen Regierung um die überfällige Wahlrechtsreform scheiterten u.a. an der fehlenden Unterstützung durch den Kaiser. In das diplomatische Geschehen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs griff Wilhelm nicht ernsthaft ein und trat bald in den Hintergrund. Er verstand sich als ausgleichende Kraft und begrüßte die Politik des »Burgfriedens« (»Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche«, 1914); im Kriegsverlauf wurde er jedoch von der Obersten Heeresleitung und dem Reichstag immer mehr zurückgedrängt. In der Vereinigung friderizianischer Tradition mit dem Fortschrittsglauben seiner Zeit war Wilhelm der Repräsentant einer äußerlich glanzvollen Epoche der deutschen Geschichte, die die schweren inneren Spannungen überdeckte (Wilhelminisches Zeitalter; Wilhelminismus ). Nachdem der Reichskanzler Max Prinz von Baden am 9.11.1918 eigenmächtig den Rücktritt des Kaisers verkündet hatte, ging Wilhelm auf den Rat seiner Umgebung in die Niederlande ins Exil. Am 28.11. 1918 verzichtete er auf den Thron.
1890
Beginn des Neuen Kurses - Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland
1892-1894
Französisch-russischer Zweibund - Militärkonvention und Bündnisvertrag
1898
Spanisch-amerikanischer Krieg - Erwerbung von Kiautschou durch Deutschland - Faschodakrise
1899-1902
Burenkrieg
1900
Deutsches Flottengesetz
1901
Letztes britisches Bündnisangebot an Deutschland
1902
Bagdadbahn - Englisch-japanisches Bündnis
1904
Englisch-französische Entente
1904-1905
Russisch-japanischer Krieg
1905-1906
Erste russische Revolution - Erste Marokko-Krise
1906
Konferenz von Algeciras
1907
Englisch-russische Entente
1908
Annexion Bosniens durch Österreich
1911
Zweite Marokko-Krise
1912-1913
Balkankriege - Mission Haldane
1913-1914
Rüstungswettlauf der Großmächte
1914
Eröffnung des Panamakanals - Ermordung des österreichischen Thronfolgers (28.06.1914)
Faschodakrise, britisch-französischer Kolonialkonflikt um die Herrschaft über den Sudan 1898/99; entstand, als britische und französische Truppen 1898 in dem am Weißen Nil gelegenen Ort Faschoda (Kodok) aufeinander stießen. Die dadurch heraufbeschworene Kriegsgefahr wurde beigelegt durch den Sudanvertrag vom 21.ÿ3. 1899, in dem Frankreich auf das obere Nilgebiet verzichtete, wofür Großbritannien den westlichen Sudan als französisches Interessengebiet anerkannte.
Burenkrieg, Konflikt zw. Großbrit. und den Burenrepubliken Oranjefreistaat und Südafrikan. Republik, verursacht durch die brit. Politik, die nach der Errichtung eines geschlossenen Kolonialreiches vom žKap bis Kairoœ und nach den Gold- und Diamantenfeldern S-Afrikas strebte, verschärft durch die strenge Ausländergesetzgebung der Buren und die Verweigerung des vollen Bürgerrechts für eingewanderte Briten und Angehörige anderer Staaten, durch den Jameson Raid (1895), die Krügerdepesche und das Bündnis zw. Südafrikan. Republik und Oranjefreistaat (1897). Der Friede von Vereeniging (1902) machte die Burenrepubliken zu brit. Kolonien, die bis 1907 Selbstverwaltung erhielten.
Der vom Neuen Kurs der Reichsregierung unter der Regie Kaiser Wilhelms II. seit 1890 betriebene Übergang der deutschen Politik zur Weltmachtpolitik und die auf weltweite Expansion zielende deutsche Handelspolitik ließen beim Kaiser, seiner Regierung und den Führern in Wirtschaft und Großindustrie bald die Überzeugung reifen, dass zur Absicherung einer angestrebten politischen und wirtschaftlichen Weltmachtstellung eine starke deutsche Kriegsflotte unerlässlich war.
Diese Überlegungen wurden zu einem konkreten Flottenbauprogramm, seit 1897 Admiral Alfred von Tirpitz Staatssekretär im Reichsmarineamt geworden war. Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte Tirpitz das Reichsmarineamt zur Propagandazentrale für seine Flottenpläne. Mit Vorträgen, Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine Werbekampagne gestartet, an der sich Universitätsprofessoren, Marineoffiziere und der von Tirpitz mit gegründete »Deutsche Flottenverein« beteiligten, und eine Marinebegeisterung in der Bevölkerung entfacht, die mit dazu beitrug, dass das von Tirpitz eingebrachte Flottengesetz und die zum Ausbau der Schlachtflotte benötigten erheblichen Etatgelder vom Reichstag bewilligt wurden.
Marokkokrisen, zwei internat. Krisen, die zur diplomat. Isolierung des Dt. Reiches vor dem 1. Weltkrieg beitrugen. 1. M. 1905/06 wurde ausgelöst durch den demonstrativen Besuch Kaiser Wilhelms II. in Tanger, der damit die Mitspracherechte des Dt. Reiches in Marokko betreffenden Fragen dokumentieren wollte. Die 2. M. wurde ausgelöst durch die Entsendung des dt. Kanonenboots Pantherœ nach Agadir 1911 (Panthersprung nach Agadir), nachdem Frankreich Wirtschaftssanktionen gegen Marokko verhängt und Rabat und Fes besetzt hatte.
Balkankriege, Erster B. (1912/13): Krieg Bulgariens, Griechenlands, Serbiens und Montenegros gegen das zerfallende Osman. Reich; dessen militär. Niederlage führte zur Befreiung Makedoniens und zur staatl. Selbständigkeit Albaniens. Zweiter B. (1913): Krieg zw. Bulgarien und den übrigen Balkanstaaten um die Aufteilung Makedoniens; nach rascher Niederlage Bulgariens Frieden von Bukarest: Serbien und Griechenland teilten den größten Teil Makedoniens unter sich auf, Rumänien erhielt die S-Dobrudscha.
Haldane, Richard Burdon * Edinburgh 30. 7. 1856, ebd. 19. 8. 1928, brit. Politiker (Liberaler). Ordnete als Kriegs-Min. 1905-12 das Heer nach preußisch-dt. Muster neu. Seine Reise nach Berlin im Febr. 1912 blieb ein vergebl. Versuch, die dt.-brit. Flottenrivalität zu entschärfen (Haldane-Mission).