Wien


Wien Fläche: 415 km2 ,Einwohnerzahl: 1 480 700 ,Bevölkerungsdichte: 3568,Zugleich Bundesland und Bundeshauptstadt.

Wien, das kleinste, aber an Einwohnern reichste Bundesland des Staates, ist gleichzeitig dessen politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt. Die Stadt verdankt ihre überragende Stellung vor allem ihrer Lage im Schnittspunkt mehrerer wichtiger Großlandschaften Europas (Donau-, Alpen-, Sudeten- und Karpatenraum) und der sich hier kreuzenden Hauptverkehrs- linien Adria-Ostsee und Nordsee-Schwarzes Meer. Die Gunst der Lage zeigt sich auch darin, daß kaum eine andere Hauptstadt über ein so großes geschlossenes Waldgebiet an ihrem Stadtrand verfügt, das als Erholungsraum dient. Der Westteil der Stadt reicht in den Wienerwald, der aus Flysch (Kuppen und Rücken) besteht und innerhalb der Stadtgrenze seine höchste Erhebung im Hermannskogel (542 m) hat. Nur südlich von Mauer treten auch schärfere, an den Kalk gebundene Formen in Erscheinung.

Wien liegt mit seinem Grünflächenanteil von ca. 56 % des Stadtgebietes im Spitzenfeld der europäischen Großstädte. Allerdings gibt es in manchen dichtverbauten Bezirken ein Grünflächendefizit. Der Hauptteil des verbauten Stadtgebietes liegt auf einer Terrassenlandschaft, die abkreisförmig vom Wienerwald umschlossen wird; sie senkt sich von dessen Höhen zur Donau.

Im Atlas (S 0 Wien; Geologie, Tektonik, Rohstoffe) sind sechs Ter­rassen angeführt: Prater-, Stadt-, Theresianum-, Arsenal-, Wiener­berg- und Laaerbergterrasse.

Die Besiedlung des Wiener Raumes begann in prähistorischer Zeit. Später erbauten die Römer auf der von Überschwemmungen geschützten Stadtterrasse Vindobona. Nach der Völkerwanderung siedelten hier germanische Stämme. Als Residenz der Babenberger entwickelte sich Wien zu einer reichen mittelalterlichen Handelsstadt, die 1221 das Stadt- und Stapelrecht bekam und 1365 Universitätsstadt wurde. Als Grenz- und Festungsstadt bewährte sich Wien 1529 und 1683 als Bollwerk Mitteleuropas und der abendländischen Kultur gegen die Türken. Seine Hauptbedeutung erlangte Wien aber als Zentrum des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im habsburgischen Großreich, welches seinen Aufstieg am Ende des 17. Jahrhunderts begann und zwischen 1867 als Österreich-Ungarische Monarchie bestand.

Die Entwicklung Wiens läßt drei Wachtumsringe erkennen :

Die Altstadt (I. Bezirk) lag innerhalb eines Befestigungsgürtels, Altstadt der von einem breiten, unbebauten Streifen, dem Glacis, umgeben war. Ab 1858 wurde die Befestigung geschleift und an deren Stelle die Ringstraße mit ihren Prachtbauten, Alleen und Parks angelegt. Der I. Bezirk entwickelte sich nun zur City mit Verwaltungsstellen, Banken, Zeitungs- und Buchverlagen und Handels- und Geschäftsunter­nehmungen; die Wohnbevölkerung ging zurück.

Belvedere - Bis 1683 gab es außerhalb des Glacis 34 Vorstädte, die ihre erste Zusammenfassung seit Anfang des 18. Jahrhunderts durch einen Wall bekamen, der im Auftrag von Prinz Eugen errichtet wurde; er bildete auch später die "Linie" des Einfuhrzolles für bestimmte Lebensmittel (Verzehrungssteuer, Linienwall). Er wurde nach 1891 abgetragen und die dadurch freigewordene Fläche zur Anlage der Gürtelstraße, der Stadtbahn und zahlreicher Parks benutzt. Inmitten des riesigen Wohngebietes arbeiteten,meist in den Hinterhäusern untergebracht, zahlreiche kleine und mittlere Be­triebe der Möbel-, Leder-, Moden- und feinmechanischen Industrie.Die ehemaligen Vororte, außerhalb des Linienwalles und jenseits des Donaukanals gelegen, wurden in den Jahren 1861 (II. Bezirk, davon 1900 XX. Bezirk abgetrennt) und 1891 (X - XIX. Bezirk) einge­meindet. Vom Ende des 18. Jahrhunderts ab begann die Entwicklung der ursprünglichen Bauerndörfer zu Industrieorten; die größten lagen um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Bereich des heutigen XV. Bezirkes. Dadurch und durch die Anlage moderner Großbahnhöfe der West-, Nord-, Süd- und Ostbahn und der Franz-Josefs-Bahn stieg die Zahl der Be­wohner sprunghaft an; zu ihrer Unterbringung wurden,vor allem in der Gründerzeit (1800 - 1914), Tausende sogenannter Zinskasernen gebaut.

Die jüngere Großindustrie hingegen bevorzugte die weiten Ebenen und billigen Böden in Floridsdorf (seit 1904 der XXI. Bezirk) und der Simmeringer Heide. 1921 wurde Wien ein eigenes Bundesland. Die Be­zirke XXII und XXIII kamen 1938 zu Wien, erhielten ihre heutige Form aber erst im Jahre 1954.

1938 - 1945 entstand Groß-Wien (26 Bezirke) mit 1215 km2 Fläche und über 2 Míll. Einwohnern. Die Stadt erstreckte sich bis Klosterneu­burg, Purkersdorf, Schwechat und Mödling. 1954 erfolgte die Rück­glíederung der Randgemeinden an Niederösterreich; seither hat Wien wieder 23 Bezirke.

Industrie - In Wien sind heute ca. 1/3 aller industriellen Unternehmungen. Klein- und Mittelbetriebe herrschen vor. Die Betriebsansiedlung zeigt eine deutliche Präferenz der Unternehmungen für den Süden Wiens. Im Vergleich zu den Bundesländern orientiert sich die Wiener Wirtschaft stärker am österreichischen Binnenmarkt. Parallel dazu sank in den letzten Jahren der Anteil Wiens an der gesamten öster­reichoschen Produktion. Die Gewinne der Betriebe entwickelten sich rückläufig .Weiters sank die Zahl der Betriebe durch Liquidation, Fusion und Abwanderung. Auch die Importintensität nahm in Wien im österreichischen Vergleich ab. Positiv beeinflußt werden die Ergebnisse laut Studie des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche durch das Generals Motors Werk in Wien-Aspern.

Folgende Industrien haben ihren Standort in Wien:Maschinenbau: u. a. Böhler GmbH., Simmering-Graz-Pauker AG, Sowitsch AG, Waagner-Biró'AG, Wertheim Werke AGFahrzeugindustrie: u. a. Steyr-Daimler-Puch AG, General Motors Werke AG, ÖAF-Gräf & Stift AG. Elektroindustrie und Elektronik: u.a. Elin, Grundig-Ges., Alcatel Austria (früher ÍTT Austria), Kapsch, Philips-Österreich, Schrack Elektronik AG, Siemens AG Österreich, Stuzzi, Tungsram Austria AG Weiter sind vertreten: Holzwaren-, Möbel-, Spielwaren-, Beklei­dungs-, Nahrungs- und Genußmittelindustrie u. a.

Die überragende Stellung der Stadt im Dienstleitungs-, Transport, Handels- und Geldwesen geht daraus hervor, daß 53 7 aller Beschäftigten in derartigen Berufen tätig sind. Die Landwirtschaft, die nur 0,5 7 der Berufstätigen umfaßt, ist auf dem Weinbau (Grinzing, Sievering, Nußdorf) und die Gemüsegärtnerei (Simme Kagran) ausgerichtet; diese ist immerhin imstande, die Hälfte des städtischen Bedarfes zu decken.

Wien besitzt drei Donauhäfen:Lobauer Hafen (Erdöl), linkes Donauufer , Albesner Hafen (Getreide), rechtes Donauufer Freudenau (Stückgut, Zollfreizone), rechtes (Winterhafen) Donauufer

Verkehr - Bis zur Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals wird auch der Ausbau des Wiener Hafens in seinen wesentlichen

Punkten abge­schlossen sein. Nach Wien wird man nach dem Vollausbau des Stromes mit Hochseeschiffen bis zu 3000 t fahren können. In Wien müssen dann die Güter für den Transport stromaufwärts auf die 1350 t schweren Europakähne umgeladen werden. Der Wasserweg ist vor allem für schwere und sperrige Güter die billigste Transportart, die auch verhältnismäßig wenig Energie braucht.

Eines der wichtigsten Vorhaben ist der Ausbau des Frachtzentrum; Albern. Die ÖBB hat in Albern einen Frachtenbahnhof errichtet, für den die Stadt Wien die Fläche zur Verfügung stellte. Hier können die Waggons, die vom neuen Zentralverschiebebahnhof in Kledering gereiht kommen, ent- und beladen werden. Durch eine Gleisverbindung zwischen Freudenau und Albern werden die beiden Anlagen zum "Wiener Hafen" zusammenwachsen. Albern wird zu einem Knoten Wasser-Schiene-Straße. Durch den günstigen Standort steht der Industrie, dem Großhandel und der Transportwirtschaft das jeweils beste Transportmittel zur Verfügung.

Wien - Kledering hat einen der modernsten Zentralverschiebebahnhöfe Europas, der mit zwei Drittel der Grundfläche in Wien und mit einem Drittel im Schwechat liegt.

Die Verkehrsplanung sorgt für den Anschluß von Siedlungsgebieten an das Öffentliche Verkehrsnetz. Wien ist der wichtigste Verkehrsknoten Österreichs und damit Aus­gangspunkt von Hauptbahnen, Bundesstraßen, Autobahnen und Schnell­straßen.

Dem Hauptverkehrsaufkommen entsprechend sind Westbahnhof und Süd­bahnhof, wo auch die Ostbahn ihren Ausgang nimmt, strark frequen­tiert, denn sie stehen dem Inlands- und Fernverkehr zur Verfügung. Die Bahnhöfe Wien-Mitte, Wien-Nord und der Franz-Josefs Bahnhof dienen dagegen dem Stadt- und Nahverkehr.

Der Kommunalverkehr wird durch Straßenbahnen, Stadtbahn, Stadt­autobusse, U-Bahn und Schnellbahn durchgeführt. Ihm wird Vorrang gegeben, um Verkehrsinfarkte zu vermeiden, die durch den Indi­vidualverkehr ausgelöst werden, der auch die Parkraumnot immer spürbarer macht.

Fabriken, Gewerbebetriebe, Verkehrsanlagen, Haushalte u. a. haben einen hohen Strombedarf. Energieversorgung - 65 % der Stromversorgung entstammen den kalorischen Kraftwerken im Stadtbereich (Leopoldau, Donaustadt und Simmering).

er große Erdgasbedarf wird neben der inländischen Produktion (Zwerndorf) durch Importe aus dem Ostblock gedeckt.

Zwei Müllverbrennungsanlagen (Spittelau und Flötzersteig) tra­gen mit ihren Fernwärmewerken zur Energieversorgung bei. Ca. ein Viertel des Mülls lagert man auf Deponien ab, während ein kleiner Teil wird zur Kompostgewinnung verwendet.

Wassersorgung-Wien wird durch die I. und II. Hochquellenwasserleitung (Rax-Schneeberg, Hochschwab) und durch die Grundwasserwerke Lobau und Nußdorf sorgung versorgt. Dazu kommt noch das Wasserwerk Wiental (Wienerwaldsee) und ein geringer Bezug vom Triestingtaler Wasserleitungsverband.

Die Probleme der Stadtplanung sind mannigfaltig. Um der quantitativen Wohnungsnot Herr zu werden, errichtete die Gemeinde Wien vor allem an der Peripherie große Wohnhausanlagen (Per Albin Hans­son Siedlung, Großfeldsiedlung).

Nun verlagert sich die Wohnbautätigkeit immer mehr zur Stadt-erneuerung. Abgewohnte Stadtteile müssen revitalisiert werden. Vorhaben dieser Art waren das Planquadrat Wieden, Spittelberg, Ottakring u. a. Durch die Denkmalpflege soll verhindert werden, daß Verluste an erhaltungswürdiger Bausubstanz eintreten. Zur Zielsetzung eines Sanierungsplanes gehört aber auch die Gestaltung von Freizeitplätzen, Grünflächen, Einkaufszentren . dergl. Als Freizeitmagnet hat sich immer stärker die Donauinsel entwickelt.

Fremdenverkehr - Wien ist auch hinsichtlich des Ausländer-Fremdenverkehrs allen anderen österreichischen Städten überlegen. Vor allem ist es der kulturelle Reichtum der Stadt (Museen, Bibliotheken, Hoch­schulen, Sprech- und Musikbühnen, Wiener Festwochen usw.), der Fremde zu ihrem Besuch veranlaßt, aber auch die Frühjahrs- und Herbstmesse übt eine große nziehungskraft aus. Wien ist auch Sitz internationaler Organisationen z. B. der OPEC der Organisation erdölexportierender Länder.

1979 wurde die UNO-City eröffnet, in der mehrere Sonderorganisa­tionen der UNO untergebracht sind wie z. B.:

UNIDO: Organisation für internationale Entwicklungshilfe in unte entwickelten Staaten.

IAEA: Internationale Atomenergie-Organisation. Hilfsorganisation der UNO für Palästinaflüchtlinge und weitere Organisationen bzw. Ämter der Vereinten Nationen.

WIEN - ein geschichtlicher Überblick

l. Jahrtausend

Gründung der militärischen Befe­stigung "Vindobona" durch die Römer. Bisherige Besiedelung (Kelten) wurde nach Norden ver­drängt.

Neben dem Militärlager entstand auch eine Zivilstadt. Römische Überreste wurden in Ausgrabun­gen freigelegt.

Die Besiedelung dauerte bis zum Zusammenbruch des Römischen Reiches (5. Jahrhundert).

10. Jahrhundert

Kaiser Otto I. gründete eine Grenzmark des Heiligen Römi­schen Reiches Deutscher Nation gegen Osten; genannt "Ostarrichi" - Österreich, die Herrschaft erhiel­ten die Babenberger. Wien wird ab ca. 1155 zu ihrer Residenz.

13. Jahrhundert

Wien erlebt als Handelsmetropole seine Hochblüte. Die Stadt wird unter dem Babenbergerherzog Leopold VI vergrößert. Die Stadt­mauer bildet die heutige Ring­straße. 1246 Aussterben der Ba­benberger.

14. Jahrhundert

1282 Beginn der Regentschaft der Habsburger.

1365 wird die Wiener Universität, die "Alma Mater Rudolfina" von Rudolf IV, dem Stifter, gegründet.

15. Jahrhundert

Verlust der wirtschaftlichen Son­derstellung Wiens in der beginn­genden Zeit von Humanismus und Renaissance. Wien wurde 5 Jahre Residenz des Ungarnkönigs Mat­thias Corvinus.

16. Jahrhundert

1529 erste Belagerung der Stadt durch die Türken.

17. Jahrhundert

1645 Bedrohung der Stadt wäh­rend des Dreißigjährigen Krieges durch ein schwedisches Heer.

1679 Pestepedemie in Wien.

1683 zweite Türkenbelagerung. Ein Entsatzheer mit polnischen und deutschen Soldaten kann zur Befreiung Wiens und in der Folge auch zur Vertreibung bis über den ungarischen Raum beitragen.

1717 Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen gegen die Türken. An­schließend erlebt Wien eine neue Hochblüte.

18. Jahrhundert

Regentschaft von Maria Theresia. Sie begann mit richtungweisenden Reformen, bei denen sie von einer Reihe von Ratgebern (Kaunitz, Laudon, Hiaugwitz und van Swie­ten) unterstützt wurde. Sie reformierte die staatliche Ver­waltung, das Grundbuch, die Nu­merierung der Häuser und legte Stadtpläne an. Die erste Volks­zählung 1754 ergab 175.000 Ein­wohner. Sie führte die allgemeine Schulpflicht ein.

Ihr Sohn Joseph II. setzte mit noch großzügigeren Neuordnungen fort: Das Toleranzpatent, das Glaubens ­und Religionsfreiheit zusicherte, wurde verkündet, die I.eibeigen­schaft aufgehoben und Klöster und Kirchen, die nicht karitativ und sozial tätig waren, wurden auf gelöst. Er organisierte auch das Gesundheitswesen. Aufgrund sei­ner Reformen hatte er auch zahlrei­che Gegner.

19. Jahrhundert

Zweimalige Besetzung der Stadt durch Napoleon. Nachdem Napo­leon durch England, Rußland, Preußen und Österreich besiegt wurde, kam es beim "Wiener Kon­greß" 1815 zur Festlegung der neuen Machtverhältnisse in Euro­pa. Federführend war hier Fürst Metternich.

1848 werden Liberalisierungsten­denzen und eine sich ankündigende "Revolution" unterdrückt. Kaiser Franz Joseph I. tritt sein Amt an und regiert den Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn".

20. Jahrhundert

1914 beginnt der Erste Weltkrieg, Kaiser Franz Joseph stribt nach 68 Jahren Regierungszeit -1916.



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