Rupert Sheldrake & Morphogenetik

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Rupert Sheldrake & Morphogenetik

• Was sind morphogenetische Felder?
• Über das morphogenetische Feld
• Die Bedeutung von morphischen Feldern
• Das Bewusstsein des Feldes
• Die Macht der Rituale
• Die Wirkung von Erwartung
• Der siebte Sinn der Tiere
• Rupert Sheldrake "Ich interessiere mich lieber für Doggen als für Dogmen
• Die unbekannte Macht der Blicke

Was sind morphogenetische Felder?

Morphogenetik und Blaumeisen

Der Begriff morphogenetische Felder wurde von dem britischen Biologen Rupert Sheldrake geprägt. Sheldrake
geht davon aus, dass es einen unterbewussten Informationskanal für alle Wesen einer Spezies gibt, dies ist aber
nicht nur ein Informationskanal, sondern auch eine Art von weltweitem biologisches Informations- und
Organisationssystem.

Alle Lebewesen einer Spezies bilden durch ihre biologischen als auch sonstigen Erfahrungen und Eigenschaften
ein morphogenetisches Feld, in diesem Feld stehen jedem Lebewesen, die Erfahrungen, Fähigkeiten und
Fertigkeiten eines jeden anderen Lebewesens unbewusst zur Verfügung. Die Evolution einer Spezies wird also
durch die mehrfach gesammelten Erfahrungen einer gewissen Anzahl von Wesen dieser Spezies beeinflusst,
vergleichbar mit der Vererbungslehre Lamarcks. Konkret heißt dies, dass erworbene Eigenschaften evolutionär
an andere Lebewesen weiter gegeben werden.

Ein Beispiel: Macht ein Wissenschaftler eine bisher unbekannte Entdeckung, fließt die Erfahrung seiner
Entdeckung in das morohogenetische Feld der Menschheit ein. Forschern, die nach der Selben Entdeckung
trachten, wird es somit mittels des morphogenetischen Feldes erleichtert, den Durchbruch in ihrer Forschung zu
erreichen. Dies passierte schon mehrmals in unserer Geschichte, dass wichtige Entdeckungen gleichzeitig
unabhängig in den verschiedenen Ecken der Welt gemacht wurden.

Das bekannteste Beispiel für das Vorhandensein des morphogenetischen Feldes ist, die erlernte Fertigkeit des
Milchflaschenöffnens von Blaumeisen. In Großbritannien wurden vor dem 2. Weltkrieg Milchflaschen mit
einem Aluminiumdeckel versehen, eine Meisenart hatte schnell eine Technik entwickelt, diese Deckel zu öffnen,
um an die Milch heranzukommen. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Milchflaschenproduktion auf Tüten
umgestellt, die Meisen waren mangels Scheren wieder darauf angewiesen sich ihrer normalen Nahrungssuche zu
widmen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Produktion der Milchflaschen wieder auf die Glasflaschen mit
Aludeckel umgestellt, und obwohl alle Vögel, die die Fertigkeit des Flaschenöffnens noch von der Vorkriegszeit
hätten kennen können, gestorben waren, begannen die Meisen in ganz Großbritannien wieder damit die Deckel
der Milchflaschen zu knacken. Diese Fertigkeit beherrschten mit einem Male alle Meisen in ganz
Großbritannien, in den verschiedenen Regionen. Der Aktionsradius von Meisen ist aber eher beschränkt, so dass
die Londoner Meisen nicht etwa mal eben nach Schottland geflogen sind, um den Meisen dort das Handwerk des
Deckelöffnens beizubringen. Alle Meisen haben das Deckelöffnen via morphogenetisches Feld gelernt.

Was bei den Meisen funktioniert, wurde auch schon an Menschen getestet. Man gab zwei randomisierten
Gruppen unabhängig voneinander ein altes oder ein neues Kreuzworträtsel aus einer Zeitschrift, und siehe da, die
Gruppe mit dem älteren Kreuzworträtsel war mit der Lösung schneller fertig, als die Gruppe mit dem neuen
Kreuzworträtsel. Die Gruppe mit dem alten Rätsel hatte also unbewußt Kontakt zu dem morphogenetischen Feld
der Klatschzeitunglesenden Rentnerinnen aufgenommen, die dieses Rätsel schon gelöst hatten.

Bücher zum Thema Morphogenetische Felder:
"Das Gedächtnis der Natur" Rupert Sheldrake, ISBN-3-492-21539-4

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Über das morphogentische Feld

In meinem Buch habe ich immer wieder kurz die Hauptmerkmale morphischer Felder erwähnt. Nun möchte ich
diesen Begriff ausführlich erläutern und auf einige der damit verbundenen Phänomene eingehen.
Mein Interesse an diesen Ideen erwachte während meiner Forschungstätigkeit zur Evolution von Pflanzen an der
Universität Cambridge. Wie entwickeln sich Pflanzen aus einfachen Embryonen zur charakteristischen Form
ihrer Art? Wie nehmen die Blätter von Weiden, Rosen und Palmen ihre Form an? Wie entwickeln ihre Blüten
sich auf so unterschiedliche Weise? All diese Fragen haben etwas mit dem zu tun, was die Biologen
Morphogenese nennen, die Entstehung von Form (abgeleitet von den griechischen Wörtern morphé = Form und
génesis = Erzeugung, Entstehen), die eines der großen ungelösten Probleme der Biologie ist.

Wenn man sich naiv mit diesen Problemen befaßt, erklärt man schlicht, jede Morphogenese sei genetisch
programmiert. Die einzelnen Arten befolgen einfach die Anweisungen ihrer Gene. Aber nach kurzem
Nachdenken erkennt man, daß diese Antwort nicht ausreicht. Alle Zellen des Körpers enthalten die gleichen
Gene. In Ihrem Körper zum Beispiel ist das gleiche genetische Programm in Ihren Augenzellen, in Ihren
Leberzellen ebenso wie in den Zellen Ihrer Arme und Beine vorhanden. Aber wenn sie alle identisch
programmiert sind, warum entwickeln sie sich dann so unterschiedlich?
Manche Gene kodieren die Sequenz der Aminosäuren in Proteinen, andere sind an der Steuerung der
Proteinsynthese beteiligt. Sie ermöglichen es Organismen, bestimmte Chemikalien zu erzeugen. Aber damit
allein läßt sich die Form nicht erklären. Ihre Arme und Ihre Beine sind in chemischer Hinsicht identisch. Würden
sie zermahlen und biochemisch analysiert, wären sie ununterscheidbar. Aber sie besitzen unterschiedliche
Formen. Ihre Form läßt sich nur mit etwas erklären, was über die Gene und die von ihnen kodierten Proteine
hinausgeht.

Das ist leichter zu verstehen, wenn man es einmal mit der Architektur vergleicht. In einer Straße in der Stadt
stehen unterschiedlich gebaute Häuser, aber was sie unterscheidet, sind nicht die Baumaterialien. Sie könnten
alle aus chemisch identischen Ziegeln, Betonteilen, Hölzern und so weiter hergestellt sein. Würde man sie
abreißen und chemisch analysieren, wären sie nicht zu unterscheiden. Was sie unterscheidet, sind die Pläne der
Architekten, nach denen sie erbaut wurden. Diese Pläne tauchen in keiner chemischen Analyse auf.
Die Biologen die, die Formentwicklung bei Pflanzen und Tieren studieren, sind sich seit langem dieser Probleme
bewusst, und seit den zwanziger Jahren vertreten viele Forscher die Ansicht, dass sich entwickelnde Organismen
von Feldern geformt werden, den so genannten morphogenetischen Feldern. Sie sind so etwas wie unsichtbare
Entwürfe, die der Form des wachsenden Organismus zugrunde liegen. Aber sie sind natürlich nicht von einem
Architekten gezeichnet, genauso wenig wie man sich vorstellen darf, dass ein «genetisches Programm» von
einem Computerprogrammierer entworfen ist. Es sind Felder: sich selbst organisierende Einflussgebiete,
vergleichbar magnetischen Feldern und anderen bislang anerkannten Feldern in der Natur.

Der Begriff der morphogenetischen Felder ist zwar in der Biologie weithin anerkannt, aber niemand weiß, was
diese Felder sind oder wie sie funktionieren. Die meisten Biologen nehmen an, dass sie irgendwann einmal als
normale physikalische und chemische Phänomene erklärt werden können. Aber das ist nichts weiter als ein
Irrglaube. Nachdem ich mich jahrelang mit den Problemen der Morphogenese herumgeschlagen und über
morphogenetische Felder nachgedacht hatte, war ich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass es sich bei diesen
Feldern nicht bloß um irgendwelche mechanistischen Standardprozesse, sondern um etwas wirklich Neues
handelt. Dies war der Ausgangspunkt dafür, dass ich die Idee der morphogenetischen Felder entwickelte. Zum
ersten Mal habe ich sie in meinem Buch Das schöpferische Universum vorgestellt und dann in meinem Buch
Das Gedächtnis der Natur weiterentwickelt. Dieser Begriff besitzt drei Hauptmerkmale:

Erstens:
Morphogenetische Felder sind eine neue Art von Feld, die bislang von der Physik nicht anerkannt wird.
Zweitens:
Sie nehmen Gestalt an, entwickeln sich wie Organismen. Sie haben eine Geschichte und enthalten ein
immanentes Gedächtnis aufgrund des Prozesses, den ich morphische Resonanz nenne.
Drittens:
Sie sind Teil einer größeren Familie von Feldern, den so genannten morphischen Feldern.

Auf diesen Prinzipien basiert das, was ich die Hypothese der Formenbildungsursachen nenne.

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Die Hypothese der Formenbildungsursachen

In dieser Hypothese behaupte ich, dass es in selbst organisierenden Systemen auf allen Komplexitätsebenen eine
Ganzheit gibt, die auf einem charakteristischen organisierenden Feld dieses Systems beruht, seinem morphischen
Feld. Jedes selbst organisierende System ist ein Ganzes, das aus Teilen besteht, die wiederum Ganze auf einer
tieferen Ebene sind. Auf jeder Ebene verleiht das morphische Feld jedem Ganzen seine charakteristischen
Eigenschaften und bewirkt, dass es mehr ist als die Summe seiner Teile.

Bei Pflanzen nennt man die Felder,

die für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Körperform zuständig sind, morphogenetische Felder. Bei
der Organisation von Wahrnehmung, Verhalten und geistiger Tätigkeit nennt man sie Wahrnehmungs-,
Verhaltens- und geistige Felder. Bei Kristallen und Molekülen heißen sie Kristall- und Molekülfelder Bei der
Organisation von Gesellschaften und Kulturen spricht man von sozialen und kulturellen Feldern. All diese Arten
von organisierenden Feldern sind morphische Felder.

Morphische Felder sind, genauso wie die bereits anerkannten Felder der Physik, Einflussgebiete in der Raum-
Zeit, innerhalb der und um die Systeme herum angesiedelt, die sie organisieren. Sie wirken probabilistisch. Sie
beschränken den immanenten Indeterminismus der unter ihrem Einfluss befindlichen Systeme oder zwingen ihm
eine Ordnung auf. Sie umfassen und verknüpfen die verschiedenen Teile des Systems, das sie organisieren.
Somit organisiert ein kristallines Feld die Art und Weise, wie die Moleküle und Atome im Innern des Kristalls
angeordnet sind. Ein Seeigel-Feld formt die Zellen und Gewebe innerhalb des heranwachsenden Seeigelembryos
und führt seine Entwicklung auf die charakteristische ausgewachsene Form der Spezies hin. Ein soziales Feld
organisiert und koordiniert das Verhalten von Individuen innerhalb einer sozialen Gruppe, zum Beispiel die Art
und Weise, wie einzelne Vögel in einer Schar fliegen

Morphische Felder führen die von ihnen beeinflussten Systeme zu charakteristischen Zielen oder Endpunkten
hin. Der britische Biologe C. H. Waddington gab den kanalisierten Pfaden der Veränderung, die von
morphogenetischen Feldern organisiert wird, den Namen Chreode und veranschaulichte diese Chreoden in
Gestalt von Kanälen, durch die eine Kugel zum Ziel hin rollt. Die Kugel steht für die Entwicklung eines
bestimmten Teils des Embryos zu seiner charakteristischen reifen Form hin, zum Beispiel dem Herzen oder der
Leben Störungen in der normalen Entwicklung können die Kugel vom Boden des Kanals weg und an der
Kanalwand hoch drücken, aber wenn sie nicht über die Oberkante dieser Wand hinweg in einen anderen Kanal
gedrückt wird, kehrt sie wieder zum Boden des Kanals zurück, allerdings nicht zu dem Punkt, von dem aus sie
gestartet war, sondern an eine spätere Position im kanalisierten Pfad der Veränderung. Dieser Vorgang steht für
die embryonale Regulation, den Prozess, durch den ein sich entwickelnder Organismus trotz aller Störungen
während des Entwicklungsprozesses eine normale erwachsene Form erreichen kann.

Der Mathematiker René Thom hat mathematische Modelle von morphogenetischen Feldern entwickelt, in denen
die Endpunkte, auf die hin Systeme sich entwickeln, als Attraktoren definiert werden. In der Dynamik, einem
Zweig der Mathematik, stellen Attraktoren die Grenzen dar, zu denen dynamische Systeme hingezogen werden.
Sie ermöglichen eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Zielen, Zwecken oder Absichten.

Das umstrittenste Merkmal dieser Hypothese ist die Behauptung, dass morphische Felder sich entwickeln. Sie
sind nicht für alle Zeit durch ewig gültige mathematische Gleichungen in einer Art transzendentem platonischem
Reich oder durch ein Read-only-Programm in einer kosmischen CD-ROM fixiert. Ihre Struktur beruht auf dem,
was zuvor geschehen ist. Sie enthalten eine Art Gedächtnis. Durch Wiederholung werden die Muster, die sie
organisieren, zunehmend wahrscheinlich, zunehmend gewohnheitsmäßig.

Das erste Feld irgendeines Typs, etwa das Feld der ersten Insulinkristalle oder das Feld einer neuen Idee wie
Darwins Theorie der Evolution, entsteht durch einen kreativen Sprung. Die Quelle dieser evolutionären
Kreativität ist unbekannt. Vielleicht handelt es sich um einen Zufall, vielleicht um den Ausdruck irgendeiner im
Geist und in der Natur angesiedelten Kreativität.

Ganz gleich, wie sich dieser Ursprung erklären lässt - sobald ein neues Feld, ein neues Organisationsmuster
entstanden ist, wird dieses morphische Feld durch Wiederholung stärker. Das gleiche Muster wird
wahrscheinlich wieder auftreten. Je häufiger Muster sich wiederholen, desto wahrscheinlicher werden sie - die
Felder enthalten eine Art von kumulativem Gedächtnis und nehmen zunehmend den Charakter des
Gewohnheitsmäßigen an. Felder entwickeln sich in der Zeit und bilden die Basis für Gewohnheiten. Aus dieser
Sicht ist die Natur prinzipiell gewohnheitsmäßig. Selbst die so genannten «Naturgesetze» sind vielleicht eher so
etwas wie Gewohnheiten.

Informationen oder Handlungsmuster werden von einem System auf ein folgendes System der gleichen Art
durch die, wie ich es nenne, morphische Resonanz übertragen. Bei der morphischen Resonanz handelt es sich um
den Einfluss von Gleichem auf Gleiches, von Handlungsmustern auf nachfolgende ähnliche Handlungsmuster,
ein Einfluss, der sich durch Raum und Zeit fortpflanzt. Diese Einflüsse lassen vermutlich mit der räumlichen und
zeitlichen Entfernung nicht nach, aber sie stammen nur aus der Vergangenheit, nicht aus der Zukunft. Je größer
die Ähnlichkeit, desto stärker der Einfluss der morphischen Resonanz.

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Die morphische Resonanz ist die Basis des inhärenten Gedächtnisses in Feldern auf allen Komplexitätsebenen.
Jedes morphische System, etwa ein Giraffenembryo, «schaltet sich ein» auf vorhergehende ähnliche Systeme, in
diesem Fall auf vorhergehende sich entwickelnde Giraffen. Durch diesen Prozess greift jede einzelne Giraffe auf
ein kollektives oder vereintes Gedächtnis seiner Spezies zurück und trägt ihrerseits dazu bei. Beim Menschen
kann diese Art des kollektiven Gedächtnisses durchaus eng mit dem verwandt sein, was der Psychologe C. G.
Jung das «kollektive Unbewusste» genannt hat.

Diese Hypothese erlaubt eine Reihe von Vorhersagen auf den Gebieten der Physik, Chemie, Biologie,
Psychologie und der Sozialwissenschaften. Uralte Systeme wie Wasserstoffatome, Salzkristalle und
Hämoglobinmoleküle werden von so starken morphischen Feldern, so tief verwurzelten Gewohnheiten gesteuert,
dass sich an ihnen kaum eine Veränderung beobachten lässt. Sie verhalten sich, als ob sie von fixierten Gesetzen
gesteuert würden. Im Gegensatz dazu sollten neue Systeme neue Kristalle, neue Formen von Organismen, neue
Verhaltensmuster, neue Ideen eine zunehmende Tendenz aufweisen, sich selbst hervorzubringen, je öfter sie
wiederholt werden. Sie sollten zunehmend wahrscheinlicher, immer gewohnheitsmäßiger werden. Bei der
morphischen Resonanz geht es um nichtlokale Wirkungen im Raum wie in der Zeit. Hier ein Überblick über die
hypothetischen Eigenschaften morphischer Felder, wie ich sie in meinem Buch Das Gedächtnis der Natur
dargelegt habe:

• Sie sind selbst organisierende Ganzheiten.

• Sie besitzen sowohl einen räumlichen als auch einen zeitlichen Aspekt und organisieren
räumlich-zeitliche Muster von rhythmischer Aktivität. Durch Anziehung führen sie das unter ihrem Einfluss
stehende System zu bestimmten Formen und Aktivitätsmustern hin, deren Entstehen sie organisieren und deren
Stabilität sie aufrechterhalten. Die End- oder Zielpunkte auf die, die Entwicklung unter dem Einfluss der
morphischen Felder zusteuert, werden Attraktoren genannt.

• Sie verflechten und koordinieren die morphischen Einheiten oder Holons, die in ihnen liegen, und auch diese
sind wiederum Ganzheiten mit eigenen morphischen Feldern. Die morphischen Felder verschiedener Grade
oder Ebenen sind ineinander verschachtelt, sie bilden eine Holarchie.

• Sie sind Wahrscheinlichkeitsstrukturen, und ihr organisierender Einfluss besitzt Wahrscheinlichkeitscharakter.

• Sie enthalten ein Gedächtnis, das durch Eigenresonanz einer morphischen Einheit mit ihrer eigenen
Vergangenheit und durch Resonanz mit den morphischen Feldern aller früheren Systeme ähnlicher Art gegeben
ist. Dieses Gedächtnis ist kumulativ. Je häufiger ein bestimmtes Aktivitätsmuster sich wiederholt, desto mehr
wird es zur Gewohnheit oder zum Habitus.

In meinen Büchern Das schöpferische Universum und Das Gedächtnis der Natur habe ich eine Vielzahl
experimenteller Tests der morphischen Resonanz erörtert. Der Erfolg aller dieser Tests hängt davon ab,
inwieweit sich Veränderungen in der Leichtigkeit oder Wahrscheinlichkeit feststellen lassen, mit der das
wiederholte Muster erneut auftritt. Mit anderen Worten: Ich habe mich auf den Aspekt der Hypothese der
Formenbildungsursachen konzentriert, den ich oben in Punkt 6 formuliert habe. Zunächst also habe ich keine
Experimente vorgeschlagen, mit denen sich der allgemeine Aspekt der Hypothese der Formenbildungsursachen
testen ließe, nämlich die Existenz der räumlich ausgedehnten Felder selbst, deren Merkmale in den Punkten 1 bis
5 formuliert sind. Diese Frage habe ich in meinem Buch Sieben Experimente die, die Welt verändern könnten
angesprochen, und darauf werde ich später noch eingehen.

Zusammenhänge mit der Quantenphysik

Experimente zum Testen der räumlichen Aspekte rnorphischer Felder lassen auf eine Art von Nichtlokalität
schließen, die gegenwärtig von der Schulwissenschaft nicht anerkannt wird. Dennoch wird sich vielleicht
herausstellen, dass sie mit der Nichtlokalität oder Nichttrennbarkeit zusammenhängen, die ein integraler
Bestandteil der Quantentheorie ist und Zusammenhänge oder Korrelationen über eine Distanz hinweg impliziert,
die sich die klassische Physik nicht hätte träumen lassen. Albert Einstein beispielsweise war die Vorstellung
einer «geistigen Aktion über eine Distanz hinweg» zutiefst zuwider - aber seine schlimmsten Befürchtungen
haben sich bewahrheitet. Neuere Experimente beweisen, dass diese Zusammenhänge von zentraler Bedeutung
für die Physik sind. Noch sind wir uns über ihre umfassenden Implikationen nicht im Klaren. Vielleicht hängen
sie mit dem zusammen, was ich morphische Felder nenne. Aber niemand weiß dies bislang. Die Nichtlokalität ist
einer der überraschenden und paradoxesten Aspekte der Quantentheorie: Teile eines Quantensystems, die in der
Vergangenheit miteinander verbunden gewesen sind, behalten eine unmittelbare Verbundenheit, selbst wenn sie
sehr weit voneinander entfernt sind. Zwei Photonen beispielsweise, die sich per definitionem mit
Lichtgeschwindigkeit bewegen und die sich in entgegen gesetzten Richtungen von einem Atom entfernen, das
sie ausgestrahlt hat, behalten eine direkte nichtlokale Verbundenheit - wenn die Polarisation des einen gemessen

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wird, weist das andere sofort die entgegen gesetzte Polarisation auf, selbst wenn die Polarisation jedes Teilchens
erst im Augenblick der Messung ermittelt wurde.
Die zwei im Raum getrennten Teile desselben Systems sind durch ein Quantenfeld miteinander verbunden. Aber
dies ist kein Feld im gewöhnlichen Raum, sondern es wird vielmehr mathematisch als ein viel dimensionaler
Raum von Möglichkeiten dargestellt.

Genauso wie Atome und Moleküle sind auch die Angehörigen sozialer Gruppen Teile desselben Systems. Sie
teilen sich ihre Nahrung, atmen die gleiche Luft, sind durch ihren Geist und ihre Sinne wechselseitig miteinander
verknüpft und interagieren ständig. Wenn sie getrennt werden, können die Teile des sozialen Systems eine
nichtlokale oder untrennbare Verbundenheit behalten, vergleichbar der in der Quantenphysik zu beobachtenden
Verbundenheit.
Wenn dies der Fall ist, dann könnten morphische Felder im Sinne der Quantentheorie neu interpretiert werden.
Dies würde auf eine enorme Ausweitung der Quantentheorie hinauslaufen, die dann auch die biologische und die
soziale Organisation umfassen müsste. Das kann durchaus ein Schritt sein, den die Physik tun muss.
Ich habe mich mit dem Quantenphysiker David Bohm über den Zusammenhang zwischen der Idee der
morphischen Felder und seiner Theorie der impliziten Ordnung unterhalten, einer «eingehüllten» Ordnung, die
der expliziten Ordnung zugrunde liegt - der entfalteten Welt, wie wir sie erfahren. Bohms Theorie, die auf der
Untrennbarkeit von Quantensystemen beruht, erwies sich als außerordentlich kompatibel mit meinen eigenen
Darlegungen. Diese Zusammenhänge sind auch von dem amerikanischen Quantenphysiker Arnit Goswami
sowie dem deutschen Quantenphysiker Hans-Peter Dürr untersucht worden.

Aber möglich ist auch, dass morphische Felder ein völlig neuartiges Feld darstellen, das noch nicht in
irgendeiner Weise von der Physik beschrieben worden ist. Dennoch hätten sie mehr mit den Feldern der
Quantentheorie gemein als mit Gravitationsfeldern oder elektromagnetischen Feldern. Ich möchte mich nun mit
Beweisen befassen, die mit dem räumlichen Aspekt morphischer Felder zusammenhängen, und dann mit
Beweisen die, die morphische Resonanz betreffen.

Experimente zu morphischen Feldern

Bislang ist es mir noch nicht gelungen, mir potentiell entscheidende Experimente auszudenken, um die Existenz
von morphischen Feldern innerhalb von Molekülen, Kristallen, Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren zu
überprüfen. Morphische Felder wirken zusammen mit bekannten Arten von Feldern und Gradienten, und im
allgemeinen lassen sich die Wirkungen morphischer Felder nur schwer von möglichen Wirkungen chemischer
Gradienten, von Genen, elektromagnetischen Feldern und anderen bekannten Arten der Verursachung trennen.
Doch das Auftreten von morphischen Resonanzwirkungen (siehe unten) würde die Existenz solcher Felder
implizieren und damit einen indirekten Beweis für ihre Existenz liefern.

Am einfachsten kann man morphische Felder direkt testen, indem man mit Gesellschaften von Organismen
arbeitet. Individuen lassen sich so voneinander trennen, dass sie nicht mehr mit normalen sinnlichen Mitteln
miteinander kommunizieren können. Wenn es zwischen ihnen noch immer zu einem Informationsaustausch
kommt, würde dies die Existenz von Bindungen oder wechselseitigen Verknüpfungen von der Art implizieren,
wie sie morphische Felder darstellen.

Als ich nach Belegen für feldartige Verbindungen zwischen Angehörigen einer sozialen Gruppe zu suchen
begann, entdeckte ich, dass ich mich in Bereiche begab, von denen die Wissenschaft noch sehr wenig versteht.
So weiß beispielsweise niemand, warum Gesellschaften von Termiten so koordiniert sind, dass diese kleinen,
blinden Insekten komplexe Nester mit einer komplizierten Innenarchitektur bauen können. Niemand versteht,
wieso Vogelscharen oder Fischschwärme die Richtung so rasch ändern können, ohne dass die einzelnen Tiere
miteinander zusammenstoßen. Und niemand weiß, wie die sozialen Bande beim Menschen beschaffen sind.
Ein besonders viel versprechendes Gebiet für diese Art von Forschung sind die Bande zwischen Menschen und
Haustieren, von denen in diesem Buch die Rede war.

Nach der Hypothese der Formenbildungsursachen erstrecken sich morphische Felder über das Gehirn hinaus in
die Umwelt, wobei sie uns mit den Objekten unserer Wahrnehmung verbinden und auf diese durch unsere
Absichten und unsere Aufmerksamkeit einwirken können. Dies ist ein weiterer Aspekt der morphischen Felder,
der sich für experimentelle Tests eignet. Dies würde bedeuten, dass wir aufgrund solcher Felder Dinge
beeinflussen können, indem wir sie einfach anschauen - allerdings läßt sich das nicht durch die konventionelle
Physik erklären. So sind wir beispielsweise vielleicht in der Lage, jemanden zu beeinflussen, indem wir ihn von
hinten anschauen, wobei er auf keine andere Weise wissen kann, daß wir ihn anstarren.

Das Gefühl, von hinten angestarrt zu werden, ist tatsächlich eine weit verbreitete Erfahrung. Experimente deuten
bereits daraufhin, daß es ein reales Phänomen ist (siehe sechzehntes Kapitel). Anscheinend läßt es sich weder
durch Zufall noch durch die bekannten Sinne, noch durch die derzeit von den Physikern anerkannten Felder
erklären.

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Die ungelösten Probleme der Navigation, Migration und des „Heimfindeverhaltens“ von Tieren beruhen
vielleicht auch auf unsichtbaren Feldern, die die Tiere mit ihren Zielen verbinden. Sie könnten praktisch wie
unsichtbare Gummibänder wirken, die sie mit ihrem Zuhause verknüpfen. In der Sprache der Dynamik
ausgedrückt, kann dieses Zuhause als Attraktor gelten.

Die morphische Resonanz in der Biologie

Wenn es so etwas wie morphische Resonanz gibt, dann müßten die Form ebenso wie das Verhalten von
Organismen ein immanentes Gedächtnis besitzen. Wie dies bei der morphischen Resonanz generell der Fall ist,
werden dann seit langem bestehende Muster der Morphogenese und des Instinktverhaltens so stark
gewohnheitsmäßig sein, dass sich keine Veränderungen feststellen lassen. Nur im Falle von neuen
Entwicklungs- und Verhaltensmustern kann die Bildung von Gewohnheiten beobachtet werden.

Experimente mit Fruchtfliegen haben bereits gezeigt, dass derartige Effekte auf dem Gebiet der Morphogenese
vorkommen können.
Viele Indizien sprechen auch dafür, dass sich Verhalten bei Tieren rasch entwickeln kann, als ob sich ein
kollektives Gedächtnis durch morphische Resonanz bildet. Insbesondere sind Anpassungen im großen Maßstab
im Verhalten domestizierter Tiere auf der ganzen Welt beobachtet worden. 1947 beispielsweise hat Roy
Bedichek, seinerzeit ein bekannter texanischer Naturforscher, über Veränderungen im Verhalten von Pferden
geschrieben, die er im Laufe seines Lebens wahrgenommen habe:
«Vor fünfzig Jahren noch wurde frank und frei erklärt, dass Stacheldraht nie für Pferdeweiden verwendet werden
könnte. Erschrockene oder herumtollende Pferde rasten direkt hinein, schnitten sich die Kehle auf oder rissen
sich große Fleischfetzen von der Brust, und keineswegs tödliche Wunden oder bloße Kratzer wurden von
Schmeißfliegenlarven befallen. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als man auf texanischen Farmen
oder Ranches kaum ein Pferd fand, das nicht verängstigt war von schlimmen Erfahrungen mit Stacheldraht...
Aber im Laufe eines halben Jahrhunderts hat das Pferd gelernt, sich vor Stacheldraht zu hüten. Fohlen rasen nur
selten hinein. Der ganzen Spezies ist eine neue Angst beigebracht worden.

Als die ersten Automobile auftauchten, ging es im Pferdewagenverkehr drunter und drüber... Fahrzeuge gingen
zu Bruch, und viele Leute brachen sich das Genick, als sie zu Pferd dem Automobil begegneten und das Tier
daran gewöhnen wollten. Der Ruf nach Gesetzen wurde laut, Automobile von Pferden fernzuhalten... [Aber] die
Haustiere haben generell ihre ursprüngliche Angst vor der Lokomotive wie vor dem Automobil verloren.»

Bei dieser Veränderung geht es nicht einfach nur darum, dass Fohlen von ihren Müttern lernen. Selbst wenn sie
noch nie auf Stacheldraht gestoßen oder Autos begegnet und von älteren und erfahreneren Pferden getrennt sind,
reagieren die Jungtiere heute generell nicht mehr so wie ihre Vorfahren vor 100 Jahren.

Ein anderes Beispiel. Rancher im gesamten amerikanischen Westen haben herausgefunden, dass sie sich viel
Geld für Weideroste sparen können, wenn sie statt dessen falsche verwenden - sie malen einfach Streifen quer
über die Straße. Echte Weideroste bestehen aus einer Reihe paralleler Stahlrohre oder -schienen mit Lücken
dazwischen, so dass das Vieh nicht darüber hinweg laufen kann, und jeder Versuch, dies zu tun, stellt eine
schmerzhafte Erfahrung dar. Doch heute unternimmt das Vieh nicht einmal den Versuch, diese Roste zu
überqueren. Die vorgetäuschten Roste funktionieren genauso wie die echten. Wenn sich das Vieh ihnen nähert,
hat mir ein Rancher erklärt, «treten sie mit allen vier Beinen auf die Bremse».

Beruht das bloß darauf, dass Kälber vom älteren Vieh lernen, diese Roste nicht zu überqueren? Offenbar nicht.
Mehrere Rancher haben mir gesagt, dass auch Herden, die noch nie echten Weiderosten begegnet waren, die
falschen meiden. Und Ted Friend von der Texas A & M University hat die Reaktion von mehreren hundert Stück
Vieh auf gemalte Roste getestet und herausgefunden, dass unerfahrene Tiere sie genauso meiden wie diejenigen,
die schon einmal auf echte Roste gestoßen sind. Auch Schafe und Pferde zeigen eine Aversion dagegen, gemalte
Roste zu überqueren. Diese Aversion kann durchaus auf morphischer Resonanz von früheren Angehörigen der
Spezies beruhen, die auf schmerzhafte Weise gelernt haben, sich vor Weiderosten zu hüten.

Es gibt viele solcher Beispiele. Auch Daten von Laborversuchen mit Ratten und anderen Tieren zeigen, dass
derartige Effekte vorkommen. Am bekannten sind Experimente, in denen aufeinander folgende Generationen
von Ratten gelernt haben, aus einem Wasserlabyrinth zu entkommen. Im Laufe der Zeit ist es Ratten in
Laboratorien auf der ganzen Welt gelungen, dies immer schneller zu tun.

Bislang ist auf dem Gebiet des tierischen Lernverhaltens nur ein spezifisch abgestimmter experimenteller Test
der morphischen Resonanz durchgeführt worden. Dieses Experiment mit einen Tag alten Küken fand im Labor
eines Skeptikers statt, bei Steven Rose an der Open University in England. Jeden Tag wurde Scharen von frisch
geschlüpften Küken ein kleines gelbes Licht (eine Leuchtdiode) gezeigt, und sie pickten genauso danach wie
nach jedem anderen auffallenden kleinen Objekt in ihrer Umgebung. Anschließend wurde ihnen eine Chemikalie
injiziert, die bei ihnen eine leichte Übelkeit hervorrief. Sie assoziierten das Gefühl der Übelkeit mit dem Picken
nach dem gelben Licht, und danach vermieden sie es, danach zu picken, wenn es ihnen wieder gezeigt wurde.

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(Diese rasche Form des Lernens nennt man «konditionierte Abneigung».) Zur Kontrolle wurde einer gleich
großen Zahl von Küken eine kleine verchromte Perle vorgesetzt. Nachdem sie danach gepickt hatten, wurde
ihnen eine normale Salzwasserlösung injiziert, die keine nachteiligen Wirkungen hatte und keine Abneigung
dagegen hervorrief, nach der Chromperle zu picken, wenn sie ihnen wieder vorgesetzt wurde. Dieses Experiment
ging von der Idee aus, dass spätere Scharen von frisch geschlüpften Küken eine zunehmende Abneigung
aufweisen würden, nach dem gelben Licht zu picken, wenn es ihnen zum ersten Mal gezeigt würde, und zwar
aufgrund der morphischen Resonanz von den vorherigen Küken. Sie würden auf ein kollektives Gedächtnis der
Abneigung zurückgreifen, und je mehr Küken eine Abneigung gegenüber dem gelben Licht «eingeimpft» würde,
desto stärker würde dieser Effekt auftreten. Bei den Kontrollküken hingegen wäre keine derartige Abneigung
gegenüber der Chromperle zu erwarten. Tatsächlich entwickelten nachfolgende Scharen von Küken, denen die
gelbe Leuchtdiode vorgesetzt wurde, eine zunehmende Abneigung dagegen, wie dies auf der Grundlage der
morphischen Resonanz vorhergesagt war. Dieser Effekt war statistisch gesehen signifikant.

Morphische Resonanz beim menschlichen Lernverhalten

Die morphische Resonanz erlaubt viele Folgerungen, was das Verständnis des menschlichen Lernverhaltens
betrifft, zu dem auch die Aneignung von Sprachen gehört. Aufgrund des kollektiven Gedächtnisses, auf das
einzelne Menschen zurückgreifen und zu dem sie ihren Beitrag leisten, sollte es im allgemeinen leichter sein, das
zu lernen, was andere zuvor gelernt haben.
Diese Vorstellung entspricht ziemlich genau den Beobachtungen von Linguisten wie Noam Chomsky, die
dargelegt haben, dass der Spracherwerb bei kleinen Kindern so rasch und kreativ erfolgt, dass er sich nicht
einfach durch Nachahmung erklären lässt. Die Struktur der Sprache ist anscheinend auf irgendeine Weise ererbt.
In seinem Buch Der Sprachinstinkt führt Steven Pinker viele Beispiele an, die diese Idee bestätigen.

Dieser Prozess ist besonders verblüffend bei der Entwicklung neuer Sprachen, der sehr rasch vonstatten gehen
kann. Wenn Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, sich miteinander verständigen müssen, aber die
Sprache des anderen nicht beherrschen, bedienen sie sich eines Notbehelfs, einer so genannten Mischsprache wie
dem Pidgin- Englisch - holpriger Wortfolgen, die der Sprache der Kolonisatoren entlehnt sind -, ohne sich dabei
groß um die Grammatik zu kümmern. Aber in vielen Fällen ist aus so einer Mischsprache auf einen Schlag eine
vollständige komplexe Sprache geworden, wie etwa das Kreolische. Eine Gruppe kleiner Kinder muss dann nur
mit der Mischsprache in einem Alter konfrontiert werden, in dem sie ihre Muttersprache erlernt. Historisch
gesehen passierte dies vermutlich in Gruppen von Sklavenkindern, die von einem Arbeiter gemeinsam gehütet
wurden, der zu ihnen auf Pidgin-Englisch sprach. «Da die Kinder sich nicht damit zufrieden gaben, die
fragmentarischen Wortfolgen zu reproduzieren, fügten sie eine komplexe Grammatik ein, wo zuvor noch keine
existierte, und schon war eine ganz neue, ausdrucksstarke Sprache geboren.»

Noch bemerkenswerter ist die Entwicklung neuer Zeichensprachen. In Nicaragua beispielsweise gab es bis vor
kurzem überhaupt keine Zeichensprache, und darum waren Gehör geschädigte Menschen isoliert. Als die
Sandinistas 1979 an die Macht kamen, wurden die ersten Schulen für Gehör geschädigte errichtet.
«Die Schulen konzentrierten sich darauf, die Kinder im Lippenlesen und im Sprechen zu drillen, und wie immer,
wenn dies versucht wird, waren die Ergebnisse kläglich. Aber das spielte keine Rolle. Auf den Spielplätzen und
in den Schulbussen erfanden die Kinder ihr eigenes Zeichensystem und kombinierten es mit den Befehlsgesten,
derer sie sich zu Hause bei ihren Familien bedienten. Nach kurzer Zeit entwickelte sich aus diesem System das,
was man heute die Lenguaje de Signos Nicaragüense (LSN) nennt.»

Dieser Pidgin-Zeichensprache bedienen sich inzwischen Gehör geschädigte Jugendliche, die die Schule
besuchten, als sie zehn Jahre oder älter waren. Ganz anders verhält es sich bei jungen Leuten, die etwa mit vier
Jahren auf die Schule kamen, als LSN bereits existierte. Sie «sprechen» eine viel komplexere und
ausdrucksvollere Sprache, die man als Idioma de Signos Nicaragüense (ISN) bezeichnet. Diese kreolische
Sprache mit ihrer logischen Grammatik wurde mit einem Schlag geschaffen. Dazu Pinker: «Vor unseren Augen
wurde eine Sprache geboren.»

Die ererbten Pläne, die das Erlernen existierender und die Entwicklung neuer Sprachen ermöglichen, sind nicht
bloß allgemeine Prinzipien, die aus logischen Gründen in allen Sprachen vorhanden sein müssen. Es sind eher
willkürliche Konventionen, die auch unterschiedlich gewesen sein könnten. Pinker: «Es ist, als ob voneinander
isolierte Erfinder auf wundersame Weise identische Buchstabenbelegungen von Schreibmaschinentastaturen
oder Morsezeichen oder Verkehrszeichen entwickelt hätten.»

Chomsky wie Pinker nehmen an, dass die Fähigkeit zum Erlernen von Sprache von einer Kodierung für
universale Strukturen in der DNS abhängig sein muss, die allen Sprachen gemeinsam sind. Sie halten es für
selbstverständlich, dass jede Erbinformation in den Genen verankert ist, und müssen daher die Existenz einer
universalen Grammatik unterstellen, weil kleine Kinder aller ethnischen Gruppen in der Lage zu sein scheinen,
jede Sprache zu erlernen ein von einer finnischen Familie adoptiertes vietnamesisches Baby beispielsweise lernt
ohne Schwierigkeiten Finnisch.

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Die morphische Resonanz bietet eine einfachere Erklärung. Das kleine Kind steht in Resonanz sowohl mit den
Menschen, die in seiner Umgebung sprechen, als auch mit den Millionen die, die Sprache in der Vergangenheit
gesprochen haben. Die morphische Resonanz ermöglicht ihm das Erlernen der Sprache, wie sie andere Arten von
Lernen möglich macht. Genauso befördert die morphische Resonanz den Erwerb von Zeichensprachen durch
Gehör geschädigte, die sich in frühere Benutzer dieser Sprachen einschalten. Es ist gar nicht erforderlich, die
Existenz von Genen für normale wie für Zeichensprachen zu unterstellen, die latent in der DNS aller Menschen
schlummern.

Natürlich ist diese Interpretation der Sprachaneignung durch Formenbildungsursachen spekulativ. Aber das ist
auch die Theorie von Genen für eine hypothetische universale Grammatik. Pinker selbst räumt ein: «Niemand
hat bislang ein Grammatik-Gen lokalisiert.»

Veränderungen des menschlichen Leistungsvermögens im Laufe der Zeit

Eine Möglichkeit, die Effekte morphischer Resonanz in einem größeren Maßstab zu studieren, bieten bereits
existierende Mengen quantitativer Daten über das menschliche Leistungsvermögen, die im Laufe von vielen
Jahren erhoben wurden. Weist das menschliche Leistungsvermögen im Laufe der Zeit die Tendenz auf, sich zu
steigern? Offensichtlich ist dies bei Fertigkeiten wie Snowboardfahren und Computerprogrammieren der Fall.

Aber derartige Steigerungen sind nur selten quantitativ dokumentiert, und die Lage ändert sich ständig aufgrund
von technischen Neuerungen, einer größeren Verbreitung der entsprechenden Geräte und Ausrüstung, besseren
Lehrern, sozialen und wirtschaftlichen Kräften und so weiter. Irgendwelche morphischen Resonanzeffekte ließen
sich nur schwer im Einzelnen nachweisen, selbst wenn entsprechende quantitative Daten existierten.
Eines der wenigen Gebiete, auf denen detaillierte quantitative Daten über Zeiträume von Jahrzehnten zur
Verfügung stehen, sind die IQ- (Intelligenzquotient-)Tests. Um 1980 ging mir auf, dass falls es so etwas wie
morphische Resonanz gibt, die durchschnittliche Leistungsfähigkeit bei IQ-Tests zunehmen müsste, nicht weil
die Menschen intelligenter werden, sondern weil sich IQ-Tests leichter absolvieren lassen würden - infolge der
morphischen Resonanz von den Millionen Menschen, die sich ihnen bislang bereits unterzogen haben.
Ich suchte nach Daten, mit denen sich diese Hypothese testen ließe. Ich konnte weder eine Erörterung dieser
Frage noch irgendwelche veröffentlichten Daten finden. Daher faszinierte es mich, als sich 1982 herausstellte,
dass sich die durchschnittlichen IQ-Testergebnisse in Japan ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg um drei
Prozent erhöht hatten. Kurz darauf wurde festgestellt (zur Erleichterung vieler Amerikaner), dass die IQs in den
USA sich mit einer ähnlichen Rate erhöht hatten.
Dieser Effekt wurde in Amerika erstmals von James Flynn bei der Untersuchung der Intelligenztests der US-
Militärbehörden entdeckt. Flynn fand heraus, dass Rekruten, die im Vergleich zu ihren Altersgefährten nur
durchschnittlich intelligent waren, über dem Durchschnitt lagen, wenn sie mit Rekruten einer vorhergehenden
Generation verglichen wurden, die exakt den gleichen Test absolviert hatten. Niemand hatte diesen Trend
bemerkt, weil Tester routinemäßig nur Einzelergebnisse mit anderen Angehörigen der gleichen Altersgruppe
verglichen, die zur gleichen Zeit getestet wurden - zu irgendeiner Zeit wurde das durchschnittliche IQ-Ergebnis
per definitionem mit 100 angesetzt.

Inzwischen hat Flynn ermittelt, dass vergleichbare Zuwächse auch in 20 anderen Ländern, unter anderem in
Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Holland, zu verzeichnen sind. Es wurde immer wieder
versucht, diesen «Flynn-Effekt» zu erklären, aber bislang ist dies nicht gelungen. So lässt sich dieser Effekt
beispielsweise so gut wie gar nicht auf die Übung im Absolvieren solcher Tests zurückführen. Derartige Tests
werden ohnehin seit einigen Jahren nicht mehr so häufig durchgeführt. Auch eine bessere Bildung kann diesen
Effekt nicht erklären, ebenso wenig, wie einige Wissenschaftler meinen, die Zunahme der Zeit, die fürs
Fernsehen aufgewendet wird. Die IQ-Ergebnisse begannen sich schon Jahrzehnte vor der Einführung des
Fernsehens in den fünfziger Jahren zu erhöhen, und dem Fernsehen wurde, wie Flynn ironisch anmerkt,
gewöhnlich «ein Verblödungseinfluss» zugeschrieben, «bis sich dieser Effekt einstellte». Je mehr Forschungen
inzwischen betrieben wurden, desto mysteriöser ist der Flynn-Effekt geworden. Flynn selbst bezeichnet ihn als
«rätselhaft». Aber die morphische Resonanz könnte eine natürliche Erklärung liefern.

Wenn sich der Flynn-Effekt tatsächlich durch morphische Resonanz erklären lässt, dann zeigt sich, daß derartige
Resonanzeffekte relativ gering sind. Wenn Millionen von IQ-Tests nur zu einem Anstieg von ein paar Prozent
führen, dann werden die Effekte der morphischen Resonanz bei Experimenten mit ein paar hundert oder
bestenfalls ein paar tausend Menschen wohl zu gering sein, um sie überhaupt vor dem «statistischen Rauschen»
aufgrund der großen Leistungsschwankungen bei den einzelnen Testpersonen ausmachen zu können.
Implikationen

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Die Hypothese der Formenbildungsursachen hat in allen Wissenschaftszweigen weitreichende
Implikationen

In der Chemie, der Kristallographie und der Molekularbiologie kann man erkennen, daß molekulare und
kristalline Formen nicht von ewigen, unveränderlichen Gesetzen bestimmt sind, sondern sich entwickeln und
eine Art von Gedächtnis besitzen. Die Erforschung des Gedächtnisses im molekularen und kristallinen Bereich
könnte letztlich zu bedeutenden technischen Anwendungen führen, etwa zu neuartigen Computern, die durch
morphische Resonanz miteinander vernetzt und mit globalen Kollektivspeichern ausgestattet sind.

In der Biologie kann man erkennen, dass die Entwicklung von Tieren und Pflanzen von unsichtbaren
Organisationsfeldern gestaltet wird, den Trägern der Vorfahrengewohnheiten. Zur Entwicklung biologischer
Formen gehört nicht nur die Entwicklung von Gen-Pools, sondern auch die Entwicklung der morphischen Felder
der Spezies. Durch diese Felder lassen sich, wie schon Charles Darwin angenommen hat, erworbene
Anpassungen vererben. Und wenn sich neue Gewohnheiten bilden, kann die Evolution infolge von morphischer
Resonanz viel rascher vonstatten gehen und sich ausbreiten, als wenn sie nur von dem Transfer von
Mutationsgenen von den Eltern zum Nachwuchs abhängt.
Instinkte beruhen auf den gewohnheitsmäßigen Verhaltensfeldern der Spezies die, die Tätigkeit des
Nervensystems prägen - sie werden von Genen beeinflusst und auch durch morphische Resonanz vererbt. Durch
morphische Resonanz können sich neu erlernte Verhaltensmuster in einer Spezies verbreiten.
Das Erlernen dieser neuen Fertigkeiten kann im Laufe der Zeit - während sie immer gewohnheitsmäßiger werden
- zunehmend leichter werden.
In der Psychologie lassen sich die Geistestätigkeiten als Felder interpretieren, die mit den physik-chemikalischen
Aktivitätsmustern im Gehirn interagieren. Aber diese Felder sind nicht auf das Gehirn beschränkt, sondern
erstrecken sich über den Körper hinaus in die Umwelt hinein. Diese erweiterten mentalen Felder liegen der
Wahrnehmung und dem Verhalten zugrunde. Sie ermöglichen es auch, dass sich «paranormale» Phänomene wie
das Gefühl des Angestarrt werden so interpretieren lassen, daß sie als normal erscheinen. Das persönliche
Gedächtnis kann als Selbstresonanz aus der Vergangenheit eines Menschen verstanden werden - man braucht
nicht mehr davon auszugehen, dass alle Erinnerungen als flüchtige materielle «Spuren» im Gehirn gespeichert
werden müssen. Eine weniger spezifische Resonanz mit unzähligen anderen Menschen in der Vergangenheit
verbindet uns alle mit dem kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft und Kultur und letztlich mit dem
kollektiven Gedächtnis der gesamten Menschheit.

Persönliche und kollektive Gewohnheiten unterscheiden sich nicht von ihrer Art, sondern von ihrem Ausmaß her
- beide beruhen auf morphischer Resonanz. Dieses neue Verständnis des Gedächtnisses könnte dem Verständnis
des Lernens generell neue Impulse vermitteln und durchaus wichtige Anwendungsmöglichkeiten in Erziehung
und Bildung zur Folge haben. Unterrichtsmethoden, die die morphische Resonanz von jenen Menschen
maximieren, die in der Vergangenheit die gleiche Sache gelernt haben, könnten zu einem effizienteren und
rascheren Lernen führen.

Die morphischen Felder sozialer Gruppen würden dazu beitragen, viele ansonsten rätselhafte Aspekte der
sozialen Organisation zu erklären, wie das Verhalten Gesellschaft bildender Insekten, von Vogelschwärmen und
von menschlichen Gesellschaften. Die Sozialwissenschaften könnten eine neue theoretische Grundlage erhalten,
und neue Wege der Forschung würden sich auftun. Das Verständnis kultureller Formen als morphischer Felder
würde ebenso unser Verständnis des kulturellen Erbes wie den Einfluss der Ahnen auf unser Leben
revolutionieren. Richard Dawkins hat für die «Einheiten der kulturellen Übertragung» den Begriff «Meme»
geprägt, und solche Memes lassen sich als morphische Felder interpretieren. Die morphische Resonanz würde
auch ein neues Licht auf viele religiöse Praktiken und Rituale werfen. Selbst wissenschaftliche Paradigmen
lassen sich als morphische Felder verstehen, die durch morphische Resonanz stabilisiert werden und dazu
tendieren, zunehmend gewohnheitsmäßig und unbewusst zu werden, je häufiger sie wiederholt werden.

Der

gesamte Kosmos erscheint mittlerweile als evolutionär. Die Felder von Atomen, Molekülen, Kristallen, Planeten,
Sternen und Galaxien entwickeln sich, und wie die morphischen Felder biologischer Organismen ist auch ihre
Evolution der natürlichen Auslese unterworfen. Die Hypothese der Formenbildungsursachen stellt somit eine
Möglichkeit dar, den Entwicklungsprozess in der ganzen Natur und nicht bloß im Reich der Biologie zu
erforschen.

Aber so allgemein die Implikationen dieser Hypothese auch sein mögen, gibt es dafür doch eine entscheidende
innere Grenze. Sie mag zwar als Erklärung dafür dienen, wie Organisationsmuster wiederholt werden - aber sie
erklärt nicht, wie sie überhaupt entstehen. Sie lässt die Frage der evolutionären Kreativität offen. Die Idee von
den Formenbildungsursachen ist mit einer Reihe verschiedener Theorien von Kreativität vereinbar, die von der
Vorstellung, alles Neue sei letztlich eine Frage des Zufalls, bis hin zur Idee der göttlichen Kreativität reichen.

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Die Bedeutung morphischer Felder in Natur, Wissenschaft und Gesellschaft

Interview mit Prof. Rupert Sheldrake
Kreativität versus Gewohnheit [von Thomas Röttcher und Marc-Steffen Kraft] ZeitGeist Heft 3, 2001, S. 4-7

Die Idee der morphischen Felder des Engländers Rupert Sheldrake zählt zweifelsohne zu den aufsehen
erregendsten wissenschaftlichen Hypothesen unserer Tage. In ihrem Ansatz schlägt sie eine Brücke von der
Psychologie zur Quantenmechanik. Sheldrakes Postulat der Formbildungsursachen hat in allen
Wissenschaftszweigen weit reichende Auswirkungen, so etwa in der Chemie, der Kristallographie, der
Molekularbiologie, der Medizin, der Psychologie oder den Sozialwissenschaften. ZeitGeist sprach mit dem
Forscher über bislang wenig bekannte Hintergründe seiner Forschungsarbeit.

ZeitGeist:
Herr Prof. Sheldrake, die zentrale Aussage Ihrer These ist, alle Formen und Gesetze des Universums seien als
Gewohnheiten zu verstehen, die sich, einmal aufgetreten, durch beständiges Wiederholen stabilisieren. Wie
entstehen diese Felder eigentlich?

Rupert Sheldrake:
In meinen Büchern habe ich dazu verschiedene Theorien vorgestellt, die Antwort jedoch offen gelassen. Vom
evolutionären Standpunkt her ist das Auftreten jedes neuen Feldes ein Akt der Kreativität. Es handelt sich hier
um ein Grund legendes, philosophisches Problem, und die Antwort, die Sie geben, hängt von Ihrem jeweiligen
Blickwinkel ab. Die Materialisten beispielsweise glauben, dass es keine kreative Intelligenz im Universum gibt,
außer dem menschlichen Geist. Sie sagen, alles Dasein beruhe schlussendlich auf Zufall. Andere glauben
hingegen, dass schöpferische Intelligenzen in der Natur wirken, und dass dies der Weg sei, wie erschaffen wird.
Gläubige wiederum behaupten, dass alle Schöpfung Gottes Werk sei. Der jeweilige Standpunkt entscheidet
demnach darüber, wie das Erscheinen neuer morphischer Felder, wie etwa neuer kultureller Lebensformen,
neuer Ideen, neuer Verhaltensweisen bei Tieren, neuer biologischer und molekularer Strukturen belebter oder
unbelebter Materie, erklärt wird. In meinen Forschungen spielt dies keine Rolle. Mich interessiert der
wissenschaftliche Aspekt der Theorie der morphischen Felder, und das ist das Studium der Wiederholung. Wenn
ein neues Muster durch morphische Resonanz entsteht, wird es umso stabiler, je öfter es wiederholt wird.

Zur Theorie der morphischen Felder:
Neben den der Wissenschaft bekannten Feldern, wie dem Gravitationsfeld oder dem
elektromagnetischen Feld, postuliert Rupert Sheldrake zusätzlich so genannte „morphische
Felder“ (früher morphogenetische Felder, von gr. Morphe: Gestalt und Genesis: Entstehung),
„unsichtbare organisierende Strukturen, die Dinge wie Kristalle, Pflanzen und Tiere formen
und gestalten und sich auch organisierend auf deren Verhalten auswirken“. Morphische Felder
formen also z. B. auch Atome, Moleküle, lebendige Organismen, Organisationen,
Konventionen oder mentale Gewohnheiten. Laut Sheldrake gibt es zahllose Felder
verschiedener Ausprägung und Komplexität, die sich überlagern, sich in neuer Gestalt
erschaffen oder gegenseitig unterordnen können. Manche Felder stehen in Resonanz, andere in
Dissonanz zueinander. Kein Feld existiert jedoch isoliert. Eine wesentliche Ausdrucksform
morphischer Felder ist die Vibration. Zur Veranschaulichung der Organisation der Materie
durch formbildende Felder schlug Sheldrake morphische Resonanz als Interaktionsmodell vor.
Darunter versteht er eine Gleichschwingung ähnlicher Formen über Zeit und Raum hinweg.
Prinzipiell erklärt Sheldrake auch das Funktionieren biologischer Systeme aus den
Eigenschaften morphischer Felder. Dabei spielen zum einen Konditionalprogramme, wie z. B.
Instinkte oder Reflexe, eine wichtige Rolle; zum anderen Zweckprogramme, über die das
System selbst entscheiden kann. Auch der menschliche Geist soll in einem und durch ein
derartiges Feld wirken, in dem er Informationen aus dem Feld abschöpft und in dieses
einspeist. Inwieweit dies wirksam werde, hinge von einer übergeordneten Instanz ab: dem
Willen und der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen.

ZeitGeist:
Ist die Wiederholungsroutine dann Voraussetzung für das Entstehen eines neuen Feldes?

Sheldrake:
Nein, das kann man so nicht sagen. Es ist ein Unterschied, ob jemand etwas zum ersten Mal denkt oder lediglich
etwas wiederholt. Wie Newton dazu kam, überhaupt über die Schwerkraft nachzudenken, ist anders zu bewerten
als die Art und Weise, wie Kinder heutzutage die Gravitationstheorie im Schulunterricht oder aus Büchern
eingetrichtert bekommen. Oder zum Beispiel ein Präludium von Bach. Ich kann lernen, es auf dem Klavier
nachzuspielen, wie viele andere Menschen auch. Jedes Musikstück hat ein eigenes morphisches Feld, eine

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Struktur, ein Muster. Wie das Stück jedoch heute gespielt wird, entspricht nicht dem, wie Bach es ursprünglich
komponierte. Falls Sie sich dafür interessieren, wie diese Muster sich wiederholen, dann wäre das eine Frage der
morphischen Resonanz. Sobald ein bestimmtes Muster mit einem gleichen, bereits existenten in Berührung
kommt, wird es resonieren und dazu geneigt sein, sich immer und immer zu wiederholen.

ZeitGeist:
Was genau ist der Unterschied zwischen morphischen und morphogenetischen Feldern?

Sheldrake:
Morphische Felder sind ein übergeordnetes Konzept, welches die gesamte Bandbreite sich selbst organisierender
Systeme umfasst. Morphogenetische Felder befassen sich mit der Morphogenese, der Entstehung von Formen in
der Natur. Damit ist der Vorgang gemeint, wie sich ein Tier entwickelt, wie aus dem Embryo ein ausgewachse-
nes Tier wird oder wie eine Pflanze aus einem Samen wächst. Die Morphogenese war mein erster Zugang zu
diesem ganzen Forschungsgebiet. Ich arbeitete damals viele Jahre innerhalb der Entwicklungsbiologie. Dort ist
das Konzept der morphogenetischen Felder schon lange anerkannt. Felder wiederum, die Verhaltensformen
organisieren, bezeichnen wir als Verhaltensfelder. Sie stehen mit dem Nervensystem in Zusammenhang, was
auch die tierischen Instinkte einschließt. Weiterhin gibt es soziale Felder. Sie beschreiben, wie sich
Menschengruppen organisieren. Oder mentale Felder, die geistige Aktivität strukturieren.

ZeitGeist:
Können störende morphische Felder, wie beispielsweise hinderliche Alltagsroutinen, in irgendeiner Weise
beeinflusst, überlagert oder womöglich sogar zerstört werden?

Sheldrake:
Ich glaube nicht, dass sie als solche zerstört werden können. Morphische Felder unterliegen den Launen der
Natur. Ich bin der Meinung, dass die Natur selbst auf allen Daseinsebenen hauptsächlich durch Gewohnheiten
entstanden ist. Diese Felder können aber sehr wohl geschwächt oder umgangen werden, und das geschieht in der
Regel durch die Unterbrechung von Gewohnheiten. Die meisten Menschen ändern ihr Verhalten erst, wenn ihre
Gewohnheiten gestört werden. Dasselbe passiert in der ganzen Natur: Die meisten Spezies behalten ihre
Gewohnheiten für Millionen von Jahren bei, solange sich ihre Umwelt nicht verändert. Was am häufigsten die
Veränderung von Gewohnheiten bewirkt, ist ein Wandel in der Umgebung wie der Wettbewerb mit anderen
Arten oder eine genetische Mutation, welche den Organismus verkrüppeln lässt. Auf diese Weise können alte
Verhaltensweisen nicht mehr beibehalten werden. Wird ein Tier durch eine defektes Sehpigment blind geboren,
so kann es die traditionellen Verhaltensmuster seiner Art nicht weiter aufrechterhalten. Es muss sich anders
verhalten oder es wird sterben. Nehmen Sie die tropische Höhlenschwalbe: Wie Fledermäuse ist sie blind und
lebt in Höhlen. Die erste blind geborene Schwalbe musste neue Wege finden, um zu überleben. So könnte
übrigens die Echolotung entstanden sein. Dies gilt nicht nur für das Tierreich, sondern auch für Menschen.
Unsere Naturgesetze sind keine unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten, sondern etablierte Gewohnheiten.

Curriculum vitae

Rupert Sheldrake !wurde 1942 im englischen Newark-on-Trent geboren. Er studierte
Naturwissenschaften in Cambridge und Philosophie in Harvard. 1967 promovierte er in
Biochemie. In der Folge wurde er Studienberater in Biochemie und Zellbiologie am Clare
College in Cambridge, und erhielt ein Rosenheim-Forschungs-stipendium der Royal Society
für seine Arbeit über Wachstum und Altern von Pflanzen. Während eines mehrjährigen
Forschungsaufenthalts in Indien verbrachte er auch anderthalb Jahre im Ashram von Pater
Bede Griffiths, wo er 1981 sein erstes Buch „Das schöpferische Universum“ schrieb. Heute
wohnt er mit seiner Frau Jill Purce und seinen zwei Söhnen in England und ist dort unter
anderem als Berater für Pflanzenphysiologie tätig. Sheldrake ist Autor zahlreicher
wissenschaftlicher Sachbücher.

ZeitGeist:
Könnte es so etwas wie eine freie Zone geben, in der keine morphischen Felder wirksam sind? Oder könnte so
ein Raum geschaffen werden?

Sheldrake:
Ein Raum ohne feste Gewohnheiten ...? Ich denke nein. Der ganze Steuerungsmechanismus der Natur gründet
sich auf feste Gewohnheiten. Meiner Meinung nach sind unsere so genannten „Naturgesetze“ keine
unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten, sondern vielmehr etablierte Gewohnheiten, beherrscht durch morphische
Felder. Auf irgendeiner Ebene kommen Gewohnheiten immer zum Tragen. Das ist so, als ob Sie die
Schulwissenschaft fragten, ob es in der Natur einen Ort gibt, an dem die Naturgesetze nicht gelten. Sie würden
wohl nur verständnislose Blicke ernten. Eine Zone ohne morphische Felder wäre totalem Chaos unterworfen.

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Gut, nehmen wir den Fall an, dass Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollen. Selbst dann regeln
morphische Felder weiterhin den Herzschlag, den Atem, den Stoffwechsel, die Moleküle im Körper. All das
würde weiter funktionieren, da die Person sonst sterben würde. Schlussendlich beruht alles auf den existierenden
und sich wiederholenden Gewohnheiten der Natur, die dauernde Präsenz unseres Unterbewussten
eingeschlossen.

ZeitGeist:
Ist auch ein Gedanke ein morphisches Feld?

Sheldrake:
Ja ... Ein Gedanke ist durch eine eindeutige Struktur gekennzeichnet. Ich nenne sie eine morphische Einheit,
etwas, das übertragen werden kann. Deshalb kann ein Mensch auch eine bestimmte Idee aufgreifen, die bereits
ein anderer hatte. Wir können Gedankengut begreifen und uns mit anderen darüber austauschen. Man könnte sie
mit den Memen von Richard Dawkins vergleichen. Seine Vorstellung von sich vervielfältigenden
Gedankenstrukturen im kulturellen Kontext kommt meiner Vorstellung von morphischen Feldern ziemlich nahe.
Der Hauptunterschied liegt jedoch darin, dass Dawkins davon überzeugt ist, Meme seien so etwas wie winzige
Teilchen, vergleichbar den Genen. Für diesen extremen Reduktionismus gibt es meiner Ansicht nach keine
Berechtigung. Ideen treten nicht in Molekülform auf, sondern in unterschiedlichsten kulturellen Ausprägungen.
Als Materialist ist er zudem der Meinung, dass die Meme innerhalb der Gehirne existieren. Ich halte das für ein
ziemlich gewagtes Verständnis von Materie, denn im Grunde sind Meme Organisationsmuster, und das ist
dasselbe wie morphische Felder.

ZeitGeist:
Gibt es Übereinstimmungen zwischen Ihrer Feldtheorie und anderen, modernen naturwissenschaftlichen
Ansätzen wie etwa denen von Ervin Laszlo oder Burkhard Heim?

Sheldrake:
Ervin Laszlo beschreibt etwas sehr ähnliches, was auch ich seit Jahren behaupte, nämlich dass es im Universum
ein Gedächtnis gibt. Dieses Gedächtnis, das Laszlo PSI-Feld nennt, sieht er als allumfassendes Konzept des
Universums an, als eine Art Erinnerungsspeicher im kosmischen Quantenvakuum. Wenn ich jedoch Physikern
von Lazlos Standpunkt berichte, erkennen die meisten noch nicht einmal, dass es sich dabei um konventionelle
Physik handelt. Es fällt mir daher schwer, festzustellen, ob es sich tatsächlich mit meinen Erkenntnissen deckt.
Für mich steht fest, dass morphische Resonanz in jedem noch so kleinen Ding eine Erinnerung von dem
hinterlässt, was zuvor existierte. Wenn eine Baby-Giraffe heranwächst, stimmt sie sich nicht auf irgendein
kosmisches Feld ein, sondern exakt auf das der vorhergehenden Giraffengeneration. Man könnte sagen, dass
meine Theorie ein dezentralisiertes und zugleich vernetztes Phänomen beschreibt, während Laszlos Sicht einer
kosmischen Erinnerungsdatenbank eher der theosophischen Auffassung von der Akasha-Chronik nahe kommt.
Was Burkhard Heim betrifft, muss ich sagen, dass ich einige Versuche unternommen habe, seine Arbeiten zu
verstehen. Es gelang mir leider nicht. Weder meine Mathematik- noch meine Physikkenntnisse reichten aus, um
das nachzuvollziehen, was er erklärt. Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob es eine Verbindung gibt oder nicht.

Die Geschichte der Feldforschung
Der Gedanke, die Entstehung von Organismen feldtheoretisch erklären zu wollen, stammt nicht
ursprünglich von Sheldrake. Unabhängig voneinander äußerten bereits Anfang der 20er Jahre
des vergangenen Jahrhunderts die Biologen Hans Spemann, Alexander Gurwitsch und Paul
Weiss ihre Gedanken auf ähnliche Weise. Ihre Arbeiten wurden in den 30er Jahren von C. H.
Waddington fortgeführt. Er prägte den Begriff der „Individuationsfelder“, die er für die
Bildung bestimmter Organe mit charakteristischer Form verantwortlich machte. Seine
Forschungen führten zu dem von ihm in den 50er Jahren vorgestellten „Chreoden-Modell“.
Vereinfacht gesagt beschreibt es Entwicklungswege, wobei häufig benutzte Wege weiter
ausgetreten und dadurch noch wahrscheinlicher begangen werden. In der Tradition seiner
Vorgänger stellte Sheldrake in den 80er Jahren schließlich seine provokante Idee der
morphischen Felder vor, die weltweit Aufsehen erregte und zu weiterführenden
Untersuchungen auch in anderen Fachbereichen angeregte. An der Universität Mainz wird seit
Anfang 2001 an einem Experiment zur Bestätigung der morphischen Felder gearbeitet.

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ZeitGeist:
Sind morphische Felder unabhängig von Raum und Zeit?

Sheldrake:
Nein, das sind sie nicht. Ein morphisches Feld ist immer mit dem System verknüpft, welches es organisiert, z.B.
ist das morphische Feld eines Vogelschwarms dauerhaft mit dem Vogelschwarm verbunden. Das morphische
Feld eines Menschen ist mit dessen Körper und das morphische Feld einer menschlichen Gemeinschaft mit der
Gemeinschaft gekoppelt. Morphische Felder sind immer in Raum und Zeit eingebunden, in etwa so, wie das
Magnetfeld mit einem Magneten eine Einheit bildet. Morphische Felder wirken demnach lokal, während
morphische Resonanz die nicht-lokale Einflussnahme eines Systems auf ein anderes beschreibt. Mittels
morphischer Resonanz kann zwar ein vergangenes System ein gegenwärtiges über Raum und Zeit hinweg
beeinflussen; ich würde aber niemals die Formulierung „unabhängig von Raum und Zeit“ verwenden. Denn
diese würde nahe legen, dass der Begriff Zeit keine Rolle mehr spielt und morphische Resonanz auch aus der
Zukunft wirken könnte, was ich so nicht sehen kann. Dennoch wird von einigen Journalisten immer wieder
behauptet, meine morphischen Felder wären unabhängig von Raum und Zeit. Ich möchte deshalb an dieser Stelle
klar betonen, dass morphische Felder in Raum und Zeit fest verankert sind und morphische Resonanz auch über
Raum und Zeit hinweg wirkt, jedoch nicht losgelöst von diesen.

ZeitGeist:
Gibt es die Möglichkeit, sehr alte morphische Felder anzuzapfen?

Sheldrake:
Ich denke, dass dies die ganze Zeit über geschieht. In der Biologie gibt es eine bekannte Art der Mutation, den so
genannten Atavismus.Es handelt sich dabei um die Rückkehr zu Vorzeitlichen, oft Instinkt geprägten Urformen,
beispielsweise wenn menschliche Babys mit Schwänzen zur Welt kommen. Dies könnte man sich als ein
„Einloggen“ in uralte morphische Felder vorstellen. Auch in der Geschichte der Evolution gibt es zahlreiche
Beispiele, wo Instinkt geprägte Formen plötzlich wieder auftauchen und sich von neuem entwickeln. Man
spricht dann von evolutionären Wiederholungen.

ZeitGeist:
Was ist derzeitig Gegenstand Ihrer Forschungsarbeit?

Sheldrake:
Momentan arbeite ich hauptsächlich an unerklärlichen Kräften bei menschlichen Wesen, quasi als Fortführung
meiner Forschungen zum siebten Sinn der Tiere. Ich schaue mir alltägliche Phänomene an die ,die meisten
Menschen schon erlebt haben, wie die Macht der Blicke oder Telepathie in Verbindung mit Telefongesprächen.
Diese Studien laufen in Form von Experimenten, so dass sich jeder daran beteiligen kann (siehe Kasten). Es
erscheint mir wichtig, allseits bekannte Phänomene zu betrachten, welche die Existenz nicht-lokaler
Verbindungen nahe legen und die ich mit Hilfe morphischer Felder erklären kann. Darüber hinaus plane ich,
mich wieder stärker mit dem Fachgebiet zu beschäftigen, mit dem ich damals meine Studien begonnen habe: der
Morphogenese, insbesondere bei Pflanzen. Trotz zahlreicher neuer Entdeckungen in der Molekularbiologie und
der Genetik hat sich an der Basis nichts verändert. Die Grund legende Frage, wie sich komplexe Systeme selbst
organisieren, bleibt aus Sicht der konventionellen Wissenschaft nach wie vor ungelöst.

ZeitGeist:
Herr Prof. Sheldrake, vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei Ihren
Forschungen.

Das Interview wurde telefonisch am 13. Juni 2001 geführt.

Sind morphische Felder Neutrinos?
Gemäß den experimentellen Arbeiten von Professor Konstantin Meyl aus St. Georgen im
Schwarzwald entsprechen Sheldrakes empirisch abgeleitete morphische Felder Skalarwellen (stehende
Längswellen, auch Teslastrahlung genannt – vgl. dazu ZeitGeist Ausgabe 1/2000), die er wiederum
mit Neutrinos gleichsetzt. Meyl, der an der Fachhochschule Furtwangen unter anderem das
Wahlpflichtfach „Neutrino-Power“ unterrichtet und Sheldrake kürzlich in London persönlich traf, hat
sich vor allem durch seine grundlegenden Arbeiten zur Wirbelforschung hervorgetan, die er in seinen
Lehrbüchern „Elektromagnetische Umweltverträglichkeit“ (3 Bände, Indel-Verlag 1996-2001)
veröffentlicht hat. Mit seiner Neutrino-These erklärt Meyl verschiedene, subjektive Phänomene wie
Elektrosensibilität, Erdstrahlung oder auch die Wirkmechanismen Freier-Energie-Konverter.
Sheldrake’s morphische Felder erklärt er durch feldvermittelte Wirbel, welche eine Übertragung
ebenso wie eine Speicherung von biologischen Informationen über das entstehende
elektromagnetische Feld möglich machen sollen.

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Das Bewusstsein des Feldes

Rupert Sheldrake über telepathische Kommunikation, Familienaufstellungen, Rituale und Spiritualität

SEIN (Berlin) Nr. 57, Mai 2000
Auszüge aus einem Interview in der SEIN-Redaktion anlässlich des Berlin-Besuches von R. Sbeldrake am 12. November
1999.

SEIN:
Mit welchen Neuigkeiten kommen Sie heute nach Berlin?

Rupert Sheldrake:
Hauptsächlich mit den Resultaten der Experimente mit Tieren. Wir haben einige der unerklärten
Verhaltensweisen der Tiere erforscht. Der Grund, weshalb diese Resultate wichtig sind, ist erstens, dass sie
Fakten über das Verhalten der Tiere zeigen, die neu für die Wissenschaft sind. Zweitens weisen sie auf etwas
hin, was Menschen über ihre Tiere seit jeher glauben, ganz gewöhnliche Leute, die Tiere halten. Aber es ist eine
Art von Tabu, und ich versuche zu zeigen, dass diese Dinge wirklich geschehen und dass wir sie
wissenschaftlich untersuchen können. Das gibt uns einen erweiterten Blick auf die Natur der Tiere und auch auf
die des Menschen, und es ermöglicht uns, Telepathie und mediale Phänomene in einem biologischen und
evolutionären Kontext zu sehen.
Außerdem denke ich, dass diese unerklärten Fähigkeiten der Tiere Beweise liefern für Verbindungen,
unsichtbare Verbindungen, die wir zu erklären versuchen mit Hilfe der morphogenetischen Felder.

SEIN:
Ich möchte eine Frage hinsichtlich der praktischen Anwendung der Theorie der morphogenetischen Felder im
sozialen Kontext stellen. Ich hörte, dass Sie an den Familienaufstellungen nach Hellinger interessiert sind.

Rupert Sheldrake:
Ja. Ich habe Hellinger und die Menschen, die nach seiner Methode arbeiten, darüber befragt. Wenn das Feld
repräsentiert wird durch die aufgestellte Konstellation, und dann kommt eine Person in dieses Feld und das Feld
wird verändert, dann wäre dies ein Weg, das Feld der Familie zu verändern. Wenn das Feld dadurch wirklich
verändert wird, müssen andere Mitglieder der Familie davon betroffen werden, sogar wenn sie nicht wissen, was
geschieht, sogar wenn sie weit entfernt sind. Sie sagten mir, dass sie viele Beispiele dafür hätten, dass es zu
spontanen Veränderungen, spontanen Telefonanrufen etc. gekommen sei. Ich habe Hellinger und seine Schüler
ermutigt, dies systematischer zu untersuchen, es zu protokollieren und darüber eine Studie zu erstellen, denn es
wäre ein sehr guter Beweis für das Feld der Familie, wenn die Therapie einen Effekt auf andere Leute hätte, die
nichts darüber wissen.

SEIN:
Würde das darauf hinweisen, daß soziale Felder die stärksten Felder sind?

Rupert Sheldrake:
Ich denke nicht. Soziale Felder sind die Felder von organisierten sozialen Gruppen. Ich glaube nicht, dass sie die
stärksten Felder sind, die wir uns vorstellen können. Ich denke nur, dass sie die Felder sind, die wir am
leichtesten studieren können. (...) In einem sozialen Feld wirken Menschen normalerweise zusammen, wenn sie
einander nahe sind. Sie sehen sich, sprechen miteinander, interagieren über die normalen Sinne. Man kann nun
einen Teil einer sozialen Gruppe herausnehmen und einige Kilometer weit entfernen, so dass man die
sensorischen Einflüsse ausschalten kann. Wenn man dann immer noch einen Einfluss sieht, dann ist es ein
Einfluss von etwas anderem. (...) Soziale Gruppen haben den Vorteil, daß man die Mitglieder voneinander
trennen kann, um die Feldeffekte zu studieren.
Das ist der Grund, weshalb ich so stark an diesen Experimenten mit den Tieren interessiert bin, z.B. an Hunden,
die wissen, wann ihr Herr nach Hause kommt. Dies sieht normale Alltagssituationen vor, in denen Mitglieder
einer Gruppe, die durch ein Feld verbunden sind, sich voneinander entfernen und dadurch die Möglichkeit
sensorischer Kommunikation ausschalten.

SEIN:
Ich würde gern noch einmal auf die Familienaufstellungen zurückkommen. Wenn diese Arbeit so kraftvoll ist
und funktioniert, könnte man dies dann nicht auch in größerem Maßstab durchführen, um reale oder auch
globale Konflikte zu schlichten?

Rupert Sheldrake:
Ich habe nie darüber nachgedacht, Aufstellungen zur Lösung von Kriegen und anderen Konflikten einzusetzen,
und ich kann auch nicht sehen, wie man das machen könnte. Wie stellen Sie sich vor, das zu tun? Wollen Sie
Repräsentanten der Gegner in Gruppen zusammenbringen?

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F. Bludorf:
Wenn sie miteinander interagieren würden, würden sie vielleicht zu vertiefter Reflexion kommen...

Rupert Sheldrake:
Hat Hellinger das je probiert? Ich weiß nicht, wie gut das funktionieren würde. Es wäre wohl mehr eine
symbolische Sache, denn in der Familienkonstellation sind die Individuen in einer direkten Beziehung
zueinander. Wenn Sie dagegen einen Repräsentanten einer Gruppe hätten, dann wäre die Gruppe nicht
anwesend. Es erscheint mir ziemlich schwierig. Es würde wohl ein eher symbolischer Weg sein müssen, aber ich
könnte mir vorstellen, dass man es tun könnte. Es wäre eine Art von Heilritual für Gruppen. Es wäre sicher
interessant, es zu probieren, aber ich habe keine Erfahrung damit.

F. Bludorf:
Dies führt mich zu einer anderen Frage. Jeder von uns hat Zugang zum morphogenetischen Feld. Dies geschieht
unbewusst. Was würde geschehen, wenn die Evolution uns zu einem Zustand führen würde, in dem der Mensch
bewussten Zugang zum morphogenetischen Feld oder dem so genannten Gruppenbewusstsein hätte? Was wären
die Konsequenzen? Würde uns dies zu einer Neuorganisation unseres Gehirns fuhren?

Rupert Sheldrake:
Ich denke, in einer gewissen Art haben wir bereits bewussten Zugang zu sozialen Feldern. Dies ist meiner
Meinung nach der Sinn von Ritualen, um das Feld der Gruppe zu kreieren, um die Geister der Vorfahren zu
beschwören, die dies bereits früher getan haben. Und ich denke, dass die gesamten Praktiken von Ritualen in
Religionen und anderen Traditionen viel mit der Bewusstheit des Feldes zu tun haben. Ich meine also, dass dies
schon geschieht, und die Methode, um dies zu tun, ist durch Rituale definiert. Ich weiß nicht, ob es in der
Zukunft bessere Wege geben wird, aber Rituale wurden unabhängig voneinander in jeder Gesellschaft der Welt
entwickelt. In allen Ritualen gibt es festgelegte Handlungsmuster, Gesang, Tänze. Wenn es immer wieder auf die
gleiche Art wiederholt wird, schafft es eine Resonanz zu früheren Zeiten, in denen es abgehalten wurde.

SEIN:
Denken Sie, daß man die Arbeit mit morphogenetischen Feldern auch missbrauchen kann?

Rupert Sheldrake:
Alles kann missbraucht werden, da bin ich mir sicher. Jeder Einfluss, der sich durch morphische Resonanz
ausbreitet, kann für gute oder schlechte Ziele dienen. In der modernen Welt, wo Konsumverhalten überall
verbreitet ist durch Fernsehen und Werbung, breitet sich so etwas sehr schnell aus. Aber das ist eben die Weise,
wie die Felder arbeiten. Sie sind kein moralischer Filter.

SEIN:
Dahinter tut sich für mich eine andere Frage auf, nämlich ob es einen Zusammenhang zwischen
morphogenetischen Feldern und moralischen Werten gibt - ob es so etwas wie ein übergeordnetes
morphogenetisches Feld mit einer gewissen höheren Moralität gibt.

Rupert Sheldrake:
Morphogenetische Felder sind in Wahrheit Felder der Gewohnheit, sie haben nichts mit Kreativität zu tun. Sie
bewirken nur die Wiederholung von Gewohnheiten, von etwas, was es schon gab. Morphogenetische Felder sind
also essentiell habituellen Charakters, und es gibt eine Art von gewohnheitsmäßiger Moralität in jeder
Gesellschaft. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Bräuche, ihre eigenen Moralvorstellungen. Das Feld sagt so,
welche Dinge man tun kann und welche nicht. Manche von ihnen sind völlig willkürlich, zum Beispiel, dass wir
in England auf der linken Straßenseite fahren. Es wäre eine Katastrophe, in Deutschland so zu fahren.
Manche Aspekte und Regeln der Moral sind also von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden, und ich denke,
eine der interessantesten Erkenntnisse aus Hellingers Arbeit ist, dass er uns eine Analyse des Gewissens gibt. Es
ist ein Gefühl, dass man irgendetwas nicht tun sollte, ein internes Gewissen, das von der sozialen Gruppe
kommt. Und er erklärt, wie jede Familie ihr eigenes Familiengewissen hat, nach dem die Menschen handeln.
Ich denke also, dass ein großer Teil der Moral von den morphogenetischen Feldern der Gruppe abhängt, egal, ob
es eine soziale Gruppe, eine Familie, eine Gemeinschaft oder eine religiöse Gruppe ist. Diese Dinge sind ein Teil
der gemeinsamen Sitten der Gruppe.
Wenn man nun zu höheren Idealen kommt, dann entstammt dies nicht so sehr den Gewohnheiten, sondern den
kreativen Einflüssen. In den meisten Gesellschaften folgen die Menschen Gewohnheiten, und der interessante
Punkt ist es, wie sich diese verändern, wenn wir etwa auf Religionsstifter schauen wie Buddha, Jesus oder die
jüdischen Propheten, Mohammed etc. Da kommt es zu einer Art von Inspiration, einer Bildung neuer Felder,
neuer Muster. Das kommt vom Druck der Kreativität, was ein generelles Problem der gesamten Evolution ist,
denn wenn morphogenetische Felder Gewohnheiten ausdrücken, wo kommen dann neue Felder her? Es muss
einen kreativen Einfluss geben, der nicht auf der Wiederholung von Gewohnheiten basiert. Evolution muss sich
zwischen Gewohnheit und Kreativität bewegen.

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SEIN:
Können Sie etwas über die Fähigkeit zum Erlernen von Sprachen sagen, zum Beispiel bei Kindern? Wird dies
mit der Zeit immer leichter durch Wiederholung?

Rupert Sheldrake:
Ja. Jede Art des Lernens wird durch morphische Resonanz unterstützt, es wird leichter durch Resonanz zu denen,
die es schon früher gelernt haben. Also wird das Erlernen von Sprachen dadurch auch erleichtert. Chomsky und
andere Linguisten glauben, dass es aufgrund der Tatsache, dass Kinder Sprachen so schnell lernen, eine ererbte
Fähigkeit zum Erlernen von Sprachen geben müsse. Ich stimme ihnen zu, allerdings glaube ich nicht, dass diese
ererbte Fähigkeit materieller Natur ist, es ist meiner Meinung nach eine morphische Resonanz.
Ich glaube, dass morphische Resonanz das Erlernen von Sprachen erleichtert, und dass dies die Fakten erklärt, an
denen Chomsky und die anderen interessiert sind, und das, ohne dass wir dafür spezielle “Sprach-Gene“
brauchen würden. Sie mussten dafür relativ künstliche Konstrukte einführen, zunächst einmal, dass es eine
universelle Grammatik gibt. Ferner sagen sie, dass alle Menschen gleiche Gene mit dieser universellen
Grammatik haben. Der Grund, dass sie das so annehmen, ist, wenn man ein finnisches Kind in eine chinesische
Familie bringt, dann lernt es Chinesisch.
Mit morphischen Resonanzen ist das kein Problem, weil das Kind ganz einfach in Resonanz gerät mit chinesisch
sprachigen Menschen. Weil sie jedoch glauben, dass hierfür Gene verantwortlich sein müssen, müssen sie
zunächst diese etwas künstlich wirkende universelle Grammatik fordern. Sie stellten zunächst die Theorie auf
und forderten dann, dass es solche Gene geben müsse. Ich denke, für das alles gibt es keinerlei Beweise. Ich
glaube, dass die Fakten viel besser durch morphische Resonanz erklärt werden können.

SEIN:
Sie sprechen viel über den Paradigmenwechsel in der Wissenschaft. Ist es absehbar, wann Ihre
Forschungsergebnisse allgemein akzeptiert werden?

Rupert Sheldrake:
Ich denke, der Paradigmenwechsel ist tatsächlich im Gange. Die Hauptanwendungen der mechanistischen
Biologie sind in den Bereichen der Agrarkultur und der Medizin. Wir sehen, dass in diesen Bereichen die
mechanistischen Prinzipien an ultimative Grenzen gestoßen sind. Es gibt eine große Anzahl von Verbrauchern,
die sich dagegen wehren. (...) Und in der Medizin: der gewaltige Zuwachs in der alternativen Medizin hat
bewirkt, dass in den meisten medizinischen Hochschulen in Amerika bereits dafür Kurse angeboten werden, weil
die Studenten etwas darüber wissen müssen. Es ist nicht notwendig, dass sie es praktizieren werden, aber wenn
ein Arzt überhaupt nicht über diese Dinge Bescheid weiß, wird er seine Patienten verlieren. Diese allgemeinen
Kräfte der Gesellschaft plus die ökonomischen Kräfte sind es, die bewirken, dass eine integrierte Medizin, die
alternative Methoden einschließt, mehr und mehr von den Versicherungen bevorzugt wird, sogar von den
Regierungen, weil es billiger ist.
Ich selbst habe seit Jahren auf eine holistischere Wissenschaft hingearbeitet. Es gibt Gruppen von Menschen - in
England haben wir ein “Scientific Medical Network“ - die sich aus holistischen Wissenschaftlern und
Medizinern zusammensetzen. Diese Leute arbeiten in wissenschaftlichen Instituten, und sie alle wollen eine
holistischere Sichtweise erreichen. Dafür gibt es Treffen, lokale Gruppen, Newsletters etc. Dies sind nicht länger
isolierte Einzelpersonen, sondern organisierte Bewegungen in Wissenschaft und Medizin, um eine holistische
Veränderung herbeizuführen. Es ist eine Art soziale Basis dafür.

SEIN:
Das klingt wie ein Plaidoyer für eine "Wissenschaft von unten"?

Rupert Sheldrake:
Es ist exakt das. Ich glaube, die Reform der Wissenschaft kann nur durch allgemeine gesellschaftliche Kräfte
eingeleitet werden, durch öffentlichen Druck, durch die Politik. Sobald also Medizin und Wissenschaft
demokratisch und überprüfbar werden, werden sie sich ändern. Der Grund, weshalb sie es jetzt noch nicht tun,
ist, dass sie eine hierarchische Struktur haben, ähnlich wie die katholische Kirche vor der Reformation. Es gibt
da ein Kardinalskollegium in jedem Land in der Akademie der Wissenschaften. Es ist in der Tat ein
hierarchisches System wie in der Kirche vor der Reformation, mit Priestern, Kardinälen und Bischöfen.

SEIN:
Welche Rolle spielt die Spiritualität in Ihrem Leben?

Rupert Sheldrake:
Eine sehr wichtige Rolle. Für mich sind Gebete und Meditation ein wichtiger Teil meines täglichen Lebens, so
wie Zähneputzen, denn wenn ich nicht bete, fühlt sich mein ganzes Leben staubig und schmutzig und unklar an.
Daher sind tägliche Gebete und Meditationen für mich sehr wichtig. Ich glaube an die Wichtigkeit von Ritualen
und kollektiven religiösen Praktiken. Ich denke nicht, daß Religion etwas für Individuen ist. Ich stimme nicht
überein mit der modernen Tendenz, Religion zu privatisieren. Man nimmt ein wenig von hier und da und macht
daraus seine eigene Mixtur. Ich denke, es soll Gemeinschaften mit einbeziehen.

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Daher mag ich die organisierten Religionen. Die meisten meiner Freunde sind anderer Meinung, nicht weil sie
darüber nachgedacht haben, sondern nur, weil es ein bestehendes Vorurteil ist. Ich war jahrelang in Indien und
habe Hinduismus, Buddhismus und Sufi-Praktiken erfahren. Aber am Ende kam ich zum Christentum zurück,
weil dies für mich die beste Resonanz ergibt zu meinen familiären und kulturellen Wurzeln. (...) In vieler
Hinsicht ist dies sehr konventionell. Aber meine Frau lehrt auch Buddhismus, und wir hatten eine sehr
interessante Zeit in einem Ashram in Indien. In der Zukunft bedeutet Spiritualität auch, von unterschiedlichen
Traditionen zu lernen, und daß die Traditionen auch zusammenarbeiten, um uns einen tieferen Sinn zu
vermitteln, aber ich muß einem speziellen Weg folgen, weil es wichtig ist, in der Tradition bestimmter Rituale zu
bleiben. Das ist mein persönlicher Weg.

SEIN:
Vielen Dank für dieses Gespräch!

Das Interview führten das Berliner Forscherpaar Franz Bludorf und Grazyna Fosar sowie Shako M. Burkhardt für die SEIN-
Redaktion. Übersetzung: Bludorf + Fosar.

"Die Macht der Rituale"

Der englische Biologe Rupert Sheldrake hat mit seiner Theorie der morphischen Felder eine mögliche Erklärung
für das Wirken der Rituale geliefert. Sheldrake war Unstimmigkeiten im Bereich biologischer Forschungen
nachgegangen und darauf gekommen, dass es so etwas wie Felder geben müsse, die ohne materielle Vermittlung
und ohne kausalen Zusammenhang doch eindeutig feststellbare Wirkungen haben.

Eines der Experimente, die ihn auf die Spur dieser geheimnisvollen Felder brachte, war ein Rattenversuch, der
klären sollte, ob erworbenes beziehungsweise erlerntes Wissen vererbbar sei. Man trainierte Ratten darauf, den
Weg aus einem Labyrinth schneller zu finden, und kreuzte die gelehrigsten Tiere später untereinander. Als man
dann deren Junge in das Labyrinth setzte, stellte sich heraus, dass sie nur so lange wie ihre hoch trainierten
Eltern brauchten, um herauszugelangen. Was wie der Beweis der Vererbung erlernten Wissens aussah, wurde
aber von anderen Forschern bezweifelt. Sie wiederholten das Experiment mit anderen Ratten in demselben
Labyrinth, aber in einem anderen Erdteil. Und siehe da, diese Ratten waren von Anfang an bereits auf dem Stand
der Kindergeneration der ersten Ratten.
So oft man den Versuch auch wiederholte und Ratten darauf trainierte, es noch schneller zu schaffen: Nicht nur
ihre Kinder, sondern alle Ratten weltweit übernahmen augenscheinlich dieses Wissen, oder - anders ausgedrückt
- die Ratten dieser Welt waren immer auf demselben Stand und mussten also auf unerklärliche Weise
miteinander verbunden sein. Das aber konnte und durfte nach aller herrschenden Logik nicht sein.
Viele andere logisch unerklärliche Phänomene tauchten plötzlich auf, die in Sheldrakes Feldern eine Erklärung
fanden. Warum zum Beispiel haben die Marder dieser Welt überall ziemlich zeitgleich angefangen, ihre Lust an
Autokabeln zu stillen, obwohl sie das jahrzehntelang nicht gemacht hatten? Wenn nur einer alleine damit
begonnen hatte - die Verbreitung dieser tierischen Unsitte hätte Jahrhunderte gebraucht, vorausgesetzt, er hätte
sie sozusagen auf konventionellem Wege an seine Kinder weitergegeben und diese an ihre und so fort. Über den
Kanal England oder gar über das Meer wäre das Verhalten mit dieser Methode allerdings wohl nie gekommen.
Tatsächlich ist es aber längst überall in Marderkreisen bekannt, und Autofahrer aller Herren Länder und Inseln
haben das Staunen über diesen neuen „Brauch" gelernt.

"Felder" - nicht durch Raum und Zeit begrenzt

Nachdem er einige ähnlich unerklärliche Forschungsergebnisse gesammelt hatte (über das Marderphänomen ist
natürlich nie geforscht worden), formulierte Sheldrake seine Hypothese von den morphischen Feldern.
Inzwischen kann er belegen, dass diese Felder bis in menschliche Bereiche hinein wahrnehmbar sind. Wenn man
Menschen, die nie im Leben Hebräisch gelernt hatten, mit einer Auswahl an echten und unechten, aber hebräisch
klingenden Wörtern konfrontierte, waren die meisten in der Lage, die beiden Gruppen zu unterscheiden.
Offenbar haben die echten Wörter ein stärkeres Feld, das erkannt beziehungsweise erspürt werden kann. In eine
ähnliche Richtung weist die Erfahrung, dass die Mehrzahl der Menschen sich im Erdmagnetfeld orientieren
kann, ohne es zu wissen oder auch nur zu glauben. Werden sie, nachdem man sie vorher völlig desorientiert hat,
in einem Raum der keinerlei Außenorientierung zulässt, aufgefordert, sich mit ausgebreiteten Armen in Nord-
Südrichtung zu stellen, ist ein großer Teil der Menschen dazu in der Lage, obwohl kaum jemand es sich selbst
zutraut.

Der US-Forscher Conden konnte nachweisen, dass Sprecher und Zuhörer über völlig synchrone
Simultanbewegungen der mimischen Muskulatur verbunden sind. Diese sind so gering, dass sie von den
Betroffenen gar nicht bemerkt werden, aber so deutlich, dass sie in Superzeitlupe durchaus gut nachzuweisen

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sind. Nur autistische Kinder zeigen diese Miniatur-Bewegungen nicht Also leben auch wir Menschen offenbar in
solchen Feldern, selbst wenn wir es nicht wissen und vielfach auch noch gar nicht wahrhaben wollen. Hinzu
kommt, dass wir noch viel zuwenig über diese mysteriösen Felder wissen.

Im Hinblick auf die Rituale spricht einiges dafür, dass ein Jugendlicher einer archaischen Kultur, der in die
Erwachsenenwelt eingeweiht wird, in das Feld der Erwachsenen eintaucht oder unter seinen Einfluss gerät und
sich - ohne sich intellektuell damit befassen zu müssen - automatisch wie ein Erwachsener verhält. Er wird im
wahrsten Sinne des Wortes der Einweihung teilhaftig und somit ein Teil der Erwachsenenwelt.

Vieles weist darauf hin, dass solche Rituale durch ständige Wiederholung ein immer stärkeres Feld entwickeln.
Unter Umständen unterliegt den Ritualen genau das Phänomen, das wir inzwischen als "morphische Felder"
bezeichnen. Felder, die sich ohne materielle Grundlage und vor allem ohne den Gesetzen der kausalen Logik zu
folgen durch Raum und Zeit fortpflanzen, sprengen natürlich unseren Denkrahmen. Das erinnert verblüffend an
die Entwicklung der modernen Physik zu Anfang des Jahrhunderts: an die Entdeckung der Synchronizität durch
die Quantenphysiker. Möglicherweise beginnt für die Biologie mit diesen Entdeckungen gerade das Stadium des
Paradigmenwechsels und Rupert Sheldrake wächst in die Rolle des Einsteins der Biologen hinein.

Plötzlich gelingt, was lange Zeit unmöglich war
Viele Dinge lassen sich schon jetzt auf dem Hintergrund seiner Theorie der morphischen Felder erstmals
befriedigend verstehen. Wenn zum Beispiel eine ge- oder sogar übersättigte chemische Lösung nicht in der Lage
ist, das entsprechende Salz auszufällen, gewinnt man den merkwürdigen Eindruck, sie wisse nicht, wie es gehe.
Denn gibt man ein (Vor-)Bild des zu erwartenden Kristalls in die Lösung, beginnt ein geradezu lawinenartiges
Auskristallisieren, ganz so, als hätte nur diese Vorlage gefehlt, um alles in Gang zu bringen.
In den Feldern könnte auch der Grund für eigenartige und schon immer auffällige Schallmauern in Sport,
Wirtschaft und Politik liegen. Nicht selten trotzen im Sport bestimmte Rekordhöhen oder -zeiten für lange Zeit
allen Versuchen, sie zu überspringen oder zu unterbieten. Geschieht es dann aber, sind plötzlich viele dazu in der
Lage. Ist der Bann einmal gebrochen - oder eben das Feld etabliert -, gelingt etwas plötzlich überall, was lange
Zeit als fast unmöglich angesehen wurde. Nachdem Reinhold Messner einmal ohne Sauerstoff auf die
Achttausender des Himalaya geklettert war, konnten es ihm viele nachmachen. Jetzt, wo das Feld vorhanden ist,
geht plötzlich, was Jahrhunderte vorher in Ermangelung dieses Feldes nicht möglich war. Ein ähnliches
Phänomen gibt es am schweizerischen Matterhorn, das lange als geradezu unbezwingbar galt. Heute ist es fast zu
einer Touristentour geworden, ohne dass sich am Berg viel verändert hat. Nur das Feld um ihn herum hat sich
offenbar gewandelt.

Allgemein ist längst bekannt, dass der erste Schritt immer der schwerste ist. Für ihn gibt es eben noch kein Feld
und keine Vorlage. Ist beides aber einmal geschaffen, geht alles Weitere wie von selbst. Der Volksmund weiß
davon zu berichten, dass "der Teufel immer auf den größten Haufen scheißt", was nichts anderes besagt, als dass
die erste Million schwierig zu verdienen sei, die folgenden dann aber wie von selbst dazukommen. Gibt es erst
ein Feld für die Ansammlung des Geldes, folgt ein breiter Strom diesem Trend wie von selbst.
Die Medizin weiß längst, dass der körperliche Entzug bei Drogenproblemen allein nichts nützt, weil das
seelische und soziale Feld stärker ist. Wie stark die Macht dieser Felder ist, kann man daran ersehen, dass
dieselben Drogen, die heute in der so genannten "ersten Welt" zu schrecklichen Auswüchsen führen,
eingebunden in Rituale in ihren Herkunftsländern kaum je zu einem Problem geworden sind. Die Indianer hatten
Tabak in "ihr Feld" integriert, und er stellte nicht die geringste Bedrohung für sie dar. Der Alkohol der
Bleichgesichter hingegen, für den es kein rituelles Feld gab, richtete sie schnell zugrunde. Dasselbe Feuerwasser
war aber in der Antike die Basis des orgiastischen Dionysos-Kultes und stellte in dieser Funktion - rituell
eingebunden - keine Gefahr für die Bevölkerung des antiken Griechenland dar.

In der modernen Welt, die die religiöse Suche aufgegeben hat, werden fast alle Drogen schnell zur Gefahr.
Einmal gefangen im Feld der Drogenszene, wird das Entkommen schwer, zumal wenn der Feldcharakter auch
noch übersehen und die ganze Schuld auf die Drogen projiziert wird. Die Drogenszene hält ihre fluchtbereiten
Opfer immer wieder sogartig fest. Deshalb versuchen Drogentherapeuten mit einem radikalen Schnitt die
jeweiligen Felder zu verändern und damit ihre Macht und die der Suchtmittel zu brechen. Großstädtische Junkies
werden da schon mal auf Bauernhöfe in der tiefsten Einöde geschickt, um das alte Feld weh hinter sich zu lassen
und ein neues, den Rhythmen der Natur angepasstes aufzubauen.

Werteverlust durch die Zerstörung alter "Felder"
Wie zählebig einmal etablierte Felder sind, mag an einem gerade an dieser Jahrtausendwende hervortretenden
Phänomen deutlich werden: Auch nachdem die christlichen Kirchen 2000 Jahre gegen die alten Felder
heidnischer Religiosität zu Felde gezogen sind, tauchen diese heute - in dem Maße, wie die christlichen an
Gewicht verlieren - wieder auf und spielen erneut eine verstärkte Rolle. Während zum Beispiel die spezifisch
christliche Krippe an Weihnachten immer seltener aufgebaut wird, sind die Weihnachtsbäume unverwüstlich.
Unser "Christbaum" ist aber der alte heidnische "Evergreen", der als Zeichen der Unsterblichkeit des Lichtes
schon von den Druidenpriestern in der tiefsten Nacht des Jahres, der Weihenacht eben, mit Honigkuchen und

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Lichtern behängt wurde. Und die Weihnachtsgans, die der Weihe-Gans der Frau Holle entspricht, wird -
wenngleich in einer traurigen Rolle - wohl auch die Krippe überdauern.

Noch krasser zeigt sich das Phänomen an Ostern, wo die Passion in vielen Familien kaum noch eine Rolle spielt,
der Osterhase als altes heidnisches Fruchtbarkeitssymbol aber nicht wegzudenken ist. Die privaten
Fernsehprogramme, ständig auf der Suche nach dem letzten Trend und nur noch am Mehrheitsgeschmack
orientiert, stehen unabsichtlich für diesen Umschwung. Sie ignorieren die christlichen Feste und Themen
zunehmend, weil sich das im so genannten "mainstream" - im Hauptstrom also – dahin treibende Publikum dafür
immer weniger interessiert. Der Altersdurchschnitt bei den noch engagiert am christlichen Gedankengut
Festhaltenden wird indes immer höher. Eine noch dazu alternde Minderheit ist aber heutzutage werbemäßig
"megaout“- um es gleich in der Sprache eines an Werten uninteressierten Zeitgeistes zu sagen. Allein diese
Begründung konnte uns zeigen, wo wir hinstreben. Wenn wir dann dort angekommen sein werden und alle
Werte verloren haben, werden wir uns wahrscheinlich ziemlich "wertlos" fühlen. Das dürfte auch daran liegen,
dass wir zwar die alten Felder zerstört haben, uns in den auftauchenden archaischen aber erst recht nicht mehr zu
Hause fühlen. Für den Aufbau neuer sind wir jedoch viel zu schwach und unbewusst.

In der Psychologie lassen sich ebenfalls immer wieder Phänomene beobachten, die ohne die Felder-Theorie
schwerlich einzuordnen sind. Kaum hatten zum Beispiel in der Reinkarnationstherapie Patienten begonnen,
frühere Leben zu erfahren, passierte Ähnliches auch bei anderen Therapierichtungen, wie etwa der Urschrei-
oder Gestalttherapie, die darauf gar nicht abzielten. Nachdem man im Denkrahmen der freudschen
Psychoanalyse jahrzehntelang in der frühen Kindheit fest hing, war auf einmal der Bann gebrochen. Überall
geschah "plötzlich", was vorher undenkbar war, ohne dass es dazu besonderer Schulungen bedurfte. Hier fühlt
man sich automatisch an die Geschichte mit den Mardern und Ratten erinnert.
In ähnlicher Weise lassen sich noch viele Erfahrungen zusammentragen, was Rupert Sheldrake auch getan hat -
bis hin zur Reform der darwinschen Evolutionstheorie. Nach dieser waren es so genannte Spontanmutationen,
die zur Höherentwicklung der Arten führten. Darwin glaubte, dass diese sich ganz zufällig ereigneten und nur
durchsetzen konnten, wenn sie einen Evolutionsvorteil für das jeweilige Wesen beinhalteten. Danach aber hätte
sich etwas so Kompliziertes wie ein Auge nie entwickeln können, denn dazu braucht es Hunderte von
Mutationen, die alle erst in ihrer Gesamtheit Sinn haben und auch erst dann einen Evolutionsvorteil bieten. Denn
was kann ein Augenlid nützen, solange es keine Netzhaut und keinen Sehnerv gibt? Nach Sheldrakes Theorie der
"morphogenetischen" – form bildenden - Felder muss vorher schon ein Bild existiert haben, und nur was in den
Rahmen dieses Bildes passte, wurde bewahrt, die übrigen Mutationen dagegen verschwanden wieder. So könnte
sich nach einem von Sheldrake ganz unumwunden als göttlich bezeichneten Plan die Schöpfung entwickelt
haben.

(s. dazu auch die Serie "Der Jahrhundert-Irrtum", esotera 6 bis 9/99)

Auf alle Fälle ließe die Hypothese der morphischen Felder - zu denen als Untergruppe das morphogenetische
Feld gehört - die verblüffende Wirkung der Rituale in den archaischen, aber auch in unseren modernen
Gesellschaften in einem ganz neuen Licht erscheinen. Hier könnten wir ansetzen, um diese Wirkung immer
besser verstehen zu lernen, anstatt sie als "nur" seelisch oder "okkult" abzutun und große Chancen zu verpassen.

"Jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit"

Ein weiteres Problem für uns Moderne in Bezug auf die Übergangsrituale liegt in unserem Mangel an
Verständnis für die Qualität der Zeit. In der Antike unterschied man noch zwischen Kronos, dem Gott oder
Prinzip der chronologischen Zeit, das diese zahlte - genau wie wir das bis heute tun -, und auf der anderen Seite
Kairos, dem Gott der Zeitqualität. Dass alles seine Zeit braucht, ist die eine Seite, dass aber auch alles seine Zeit
hat, die andere. In der Bibel bringt das "Prediger 3" unübertroffen zum Ausdruck:

• Alles hat seine bestimmte Stunde, jedes Ding unter dem Himmel hat seine Zeit
• Geboren werden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit.
• Pflanzen hat seine Zeit, und Ausreißen hat seine Zeit.
• Töten hat seine Zeit und Heilen hat seine Zeit.
• Einreißen hat seine Zeit und Bauen hat seine Zeit.
• Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit.
• Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit.
• Steine wegwerfen hat seine Zeit und Steine sammeln hat seine Zeit.
• Umarmen hat seine Zeit und Sich meiden hat seine Zeit.
• Suchen hat seine Zeit und Verlieren hat seine Zeit.
• Behalten hat seine Zeit und Wegwerfen hat seine Zeit.
• Zerreißen hat seine Zeit und Nähen hat seine Zeit.
• Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit.
• Lieben hat seine Zeit und Hassen hat seine Zeit.
• Der Krieg hat seine Zeit und der Friede hat seine Zeit.

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So gibt es auch nur eine richtige Zeit für die Lebensübergänge und ihre Rituale - nämlich dann, wenn unsere
innere Natur und der Körper bereit sind. Heute verpassen wir diese Zeiten gewöhnlich, weil wir sie nicht mehr
besonders wichtig nehmen und folglich gar keinen Wert darauf legen, sie zu erkennen. Da alle späteren
Versuche, eine Hürde im Lebenslauf zu nehmen, unendlich schwerer fallen, machen wir uns auf diese Weise das
Leben selbst zum Problem.
Ist die (richtige) Zeit einmal verpasst, gibt es keinen idealen Zeitpunkt mehr. Dann ist zwar jeder Tag früher
besser als jeder Tag später, aber alles bleibt mühsam. So versuchen heute massenweise Menschen in den
Vierzigern und Fünfzigern ihre Pubertät nachzuholen, finden aber natürlich keinen guten Zugang mehr zu
diesem Übergang. Auch therapeutisch ist guter Rat teuer. Mit 20, wo es auch schon zu spät ist, könnte man sie
noch einfach in Discos schicken, um partnerschaftliche Erfahrungen zu machen; mit 50 machen sie sich dort nur
noch lächerlich. Andererseits bleibt vor uns, was wir nicht hinter uns gebracht haben.

Am Beispiel der Schule ist das leicht zu verdeutlichen: Wer nicht lesen lernt, bleibt so lange Analphabet, bis er
es lernt. Das ist bei den anderen Übergangskrisen nicht anders. Nur was bewältigt ist, können wir hinter uns
lassen, alles andere bleibt als Aufgabe vor uns. Wo wir Aufgaben bewältigen, heißt das noch nicht einmal, dass
sie nie mehr anfallen, aber wo sie wirklich überwunden sind, machen sie keine Schwierigkeiten mehr. Das ist
das Problem bei nicht wirklich beziehungsweise nur pro forma bewältigten Bewährungsproben: Wer etwa eine
Schwimmprüfung erschwindelt hat, muss zeitlebens fürchten, doch einmal mit Wasser und der entsprechenden
Aufforderung konfrontiert zu werden. Insofern ist es mit Abstand am leichtesten, die anstehenden
Herausforderungen in ihrer drängender Zeit zu bewältigen und so mit ihnen wirklich fertig zu werden. Nur das
bringt innere Ruhe.
Wer dagegen im anderen Sinne vor einer Aufgabe aufgegeben hat, muss nicht nur fürchten, dass diese wieder
auftaucht, er kann dessen sogar sicher sein. Die Volksweisheit weiß darum und sagt: "Wer sich alles ersparen
will, dem bleibt nichts erspart! Aber auch dem, der sich nichts ersparen will, bleibt nichts erspart!" Allerdings tut
sich Letzterer mit seiner Einstellung viel leichter, erwartet er doch keine Schonung durch das Schicksal oder wie
immer man die Instanz nennen mag, die darüber wacht, dass in der Schule des Lebens alles mit rechten Dingen
zugeht.
Man könnte an dieser Erkenntnis verzweifeln und der Schicksalsinstanz Bosheit unterstellen, aber man kann in
diesem Ablauf genauso gut Gnade spüren. Tatsächlich bekommen wir nämlich in der Schule des Lebens immer
wieder eine neue Chance, was in den Schulen der Menschen durchaus nicht der Fall ist. Wir können und müssen
so lange antreten, bis die Hürde genommen ist. Von dieser Situation lebt heute ein wachsendes Heer von
Psychotherapeuten, die versuchen, Geburtstraumata zu lösen und mit deutlich überalterten "Jugendlichen"
Pubertät in deren Vierzigern, Fünfzigern und Sechzigern zu üben. Mit anderen Worten: Sie arbeiten daran, in der
Zeit Verirrten zu helfen, ins Hier und Jetzt zu finden.
Die Voraussetzung, um aus diesem Dilemma herauszukommen, wäre ein neuer Zugang zur Qualität der Zeit.
Solange wir davon ausgehen, dass Zeit Geld ist, sind wir weit von ihrem Qualitätsaspekt entfernt und ganz in
Kronos‘ Reich gefangen. Erst wenn wir wieder erkennen, dass Zeit nicht nur Geld, sondern auch Chance zu
Entwicklung ist, werden uns die Übergänge im Leben wohl wieder besser gelingen.
Dabei wäre es leicht, neuerlich Zugang zur Qualität der Zeit zu finden. Eigentlich spürt jeder, dass der Sonntag
eine andere Qualität hat als der (blaue) Montag. Der Volksmund weiß noch um diese Ebene und spricht davon,
dass es „höchste Zeit" sei, dass die Zeit nur so fliege oder sich in anderen Situationen elend hinziehe. Wir feiern
"Hochzeit" und erleben dabei zumeist eine besondere Qualität. In jedem Urlaub spürt jeder Mensch, dass
Urlaubszeit anders verläuft als Arbeitszeit, und der Weihnachtsabend beschwört eine andere Zeitqualität herauf
als ein beliebiger anderer Abend. Wer als Arzt, Krankenschwester oder -pfleger je Nachtdienst bei Vollmond in
der Psychiatrie gemacht hat, weiß, dass sich die Qualität solcher Nächte von den anderen deutlich unterscheidet,
auch wenn der Dienst in jedem Fall zehn Stunden lang ist. Eigentlich weisen sogar die Besoldungsrichtlinien -
die sich gerade dadurch auszeichnen, den Zeitstrom nur in quantifizierbare Stücke zu zerschneiden - darauf hin,
dass es da noch einen weiteren Aspekt der Zeit geben muss: Immerhin werden besondere Zeiten, wie Sonn- und
Feiertage, auch besonders bezahlt.

In Psychotherapien, wo ja auch quantifizierte Zeit bezahlt wird, dürfte allen Therapeuten klar sein, dass das ein
Kompromiss ist. Denn offensichtlich gibt es dabei Zeiten, die gar nichts wert und solche, die gänzlich
unbezahlbar sind. Solche besonderen Momente, die Abraham Maslow Gipfelerlebnisse (Peak Experiences)
nennt, sind es, die unser Leben bereichern und die wir alle bewusst oder unbewusst anstreben.

Rituale helfen bei der Lebens-Bewältigung.

Momente und Zeiten besonderer Qualität sind auch die der Übergänge. Die archaischen Völker betonen in ihren
Ritualen den jeweiligen besonderen Moment - wir verpassen ihn zumeist, haben uns aber doch ein Gefühl für
das Besondere der Zeit um die Lebensmitte oder den Übergang der Pubertät bewahrt.
Dass wir auch in anderen Bereichen den Zugang zur Qualität verloren haben, macht die Sache nicht besser; man
kann eben gleichzeitig Cholera und Pest haben, und das eine erleichtert das andere keineswegs. Natürlich wäre
es schon wenn wir mehrheitlich auch beim Geld wieder entdecken würden, dass es solches und solches gibt. In
der Praxis der Psychotherapie zeigt sich sehr klar, dass auf ehrliche Weise selbst verdientes Geld eine ganz

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andere Qualität hat als erschwindeltes oder ertrickstes, aus dem für die Seele zumeist nichts Gutes erwächst.
Weniger ist hier oft mehr, der Unterschied liegt in der Qualität.
Ganz ähnlich, wie wir die besonderen Zeiten des Jahres in seinen Festen noch feiern und selbst erklärte
Atheisten sich dem Feld des Weihnachtsfestes nicht ganz entziehen können, spüren auch Rationalisten, dass
Sylvester nicht irgendein Tag ist, nur weil er ebenfalls 24 Stunden zählt. So wäre uns in der modernen
Gesellschaft zu wünschen, dass wir den Zugang zur Qualität unserer Lebenszeit wieder finden, denn nur dann
können wir erkennen, wann es für uns soweit ist, die Ebene zu wechseln und einen Übergang zu wagen. Denn
nur, wenn uns die Übergänge besser gelingen, können wir auch hoffen, mit dem Leben wieder befriedigend
"fertig zu werden". Dabei aber können uns vor allem die Rituale helfen.

"Die Wirkung von Erwartungen des Experimentators"

Falls sich die Dinge manchmal so fügen, wie wir sie erwartet oder vorhergesagt haben, so muss das nicht
unbedingt an einem geheimnisvollen Wissen um die Zukunft liegen; oft sorgen die Menschen einfach mit ihrem
Verhalten dafür, dass eine Prophezeiung wahr wird. Wenn ein Lehrer beispielsweise in einem seiner Schüler
einen Versager sieht, wird er sich ihm gegenüber vielleicht so verhalten, dass sein Versagen wahrscheinlich wird
- und schon ist die Voraussage eingetroffen. Dass Prophezeiungen dazu tendieren, sich selbst zu erfüllen, ist in
Wirtschaft, Politik und Religion bestens bekannt. Auch die praktische Psychologie bedient sich dieses Prinzips.
In unzähligen Selbsthilfebüchern geht es um die Nutzung dieser Kräfte; sie stellen dar, wie man eine negative
Grundhaltung in eine positive umwandelt, um dann in der Politik, im Geschäftlichen und in der Liebe erfolgreich
zu sein. Zuversicht und Optimismus spielen auch in der Medizin eine große Rolle, ebenso beim Sport und bei
vielen anderen Aktivitäten.

Wie man es auch deuten mag, positive und negative Erwartungen bestimmen mit, was tatsächlich geschehen
wird. Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen, gibt es in jedem Bereich. Wie also sieht es damit in der
Wissenschaft aus? Viele Wissenschaftler machen sich mit starken Erwartungen und mit ebenso genauen wie
tiefsitzenden Vorstellungen von möglich und unmöglich ans Experimentieren. Können ihre Erwartungen die
Resultate beeinflussen? Sie können!
Erstens hängt von den Erwartungen bereits ab, was für Fragen man in oder mit einem Experiment stellt. Die
Fragen wiederum bestimmen mit, was für Antworten man finden wird. Das ist in der Quantenphysik ganz
explizit zum Prinzip erhoben worden: Der Versuchsaufbau entscheidet bereits darüber, welche Arten von
Antworten überhaupt möglich sind, zum Beispiel ob die Antwort Wellen- oder Teilchenform haben wird. Doch
das Prinzip ist ganz allgemein anwendbar: «Die Anlage der Untersuchung ist wie eine Schablone. Sie bestimmt,
wieviel von der ganzen Wahrheit sichtbar wird und auf welches Muster sie hindeutet.»

Von der Erwartung des Experimentators hängt auch ab, was er sieht; sie läßt ihn sehen, was er sehen will, und im
allgemeinen übersehen, was er nicht sehen will. Diese Voreingenommenheit betrifft aber nicht nur die
Beobachtungen selbst, sondern auch die Aufzeichnung und Analyse der Daten - bis hin zur Aussonderung
unliebsamer Daten als Irrtum und der höchst selektiven Veröffentlichung von Ergebnissen, die ich in der
Einleitung zum dritten Teil erörtert habe.
Und drittens könnte die Erwartungshaltung des Experimentators auf ungeklärte Weise auch ganz direkt das
Geschehen mitbestim men. Was dieser mysteriöse Prozeß sein mag und wie mysteriös er wirklich ist - das ist die
Frage, der ich in diesem Kapitel nachgehen möchte

Der Experimentator-Effekt

Hawthorne heißt der Ort, wo eine amerikanische Elektrizitätsgesellschaft von 1927 bis 1929 in einem ihrer
Elektrizitätswerke eine Untersuchung durchführte, die Generationen von Studenten der Sozialpsychologie
bestens vertraut ist. Sie machte etwas deutlich, was seitdem als «Hawthorne-Effekt» bekannt ist. Man wollte
herausfinden, welchen Einfluß verschiedene Pausenzeiten und Erfrischungen auf die Produktivität haben. Groß
war das Erstaunen, als die Produktivität im Laufe der Versuche um ungefähr dreißig Prozent anstieg, und dies
ganz unabhängig von den jeweiligen experimentellen Veränderungen. Die Aufmerksamkeit, die man den
Arbeitern schenkte, erwies sich als wirksamer als die wechselnden äußeren Bedingungen, unter denen sie
arbeiteten.

Der Hawthorne-Effekt könnte in vielen Forschungsgebieten eine Rolle spielen, zumindest in Psychologie,
Medizin und Verhaltensforschung. Die Wissenschaftler beeinflussen Mensch oder Tier schon dadurch, daß sie
ihnen Aufmerksamkeit schenken. Doch der Einfluß ist vielleicht nicht nur von dieser allgemeinen Art, sondern
auch ganz spezifisch verhaltenssteuernd. Menschen und Tiere verhalten sich im Allgemeinen eher so, wie es der
Erwartung des Experimentators entspricht.
Diesen Zug in Richtung der erwarteten Resultate bezeichnet man als «Experimentator-Effekt» oder genauer als
«Experimentator-Erwartungs-Effekt». In Verhaltensforschung und Medizin sind sich die meisten

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Wissenschaftler dieses Effekts wohlbewußt und versuchen sich mit der «Blind»-Methodik dagegen abzusichern.
Bei Einfachblindversuchen kennt der Proband die Versuchsanordnung und den Gegenstand des Versuchs nicht.

Beim Doppelblindversuch kennt der Versuchsleiter sie auch nicht. Eine dritte Partei legt Art und Abfolge der
Versuche fest, und auch der Experimentator erhält erst Einblick, wenn die Datensammlung abgeschlossen ist.
So wichtig der Experimentator-Effekt auch bei Forschungen mit Menschen und Tieren genommen wird,
niemand weiß, welche Rolle er in anderen Bereichen der Wissenschaft spielt. Verbreitet ist die Ansicht, der
Experimentator-Effekt sei gut genug bekannt und nur in Verhaltensforschung, Psychologie und Medizin von
Belang. Anderswo nimmt man kaum Notiz von diesem Effekt, wie jeder sehr leicht feststellen kann, indem er
einfach mal einige Fachzeitschriften verschiedener anderer Bereiche durchsieht. Bei biologischen, chemischen,
physikalischen oder technischen Forschungen werden Doppelblindverfahren selten angewandt, falls überhaupt.
Die Wissenschaftler scheinen hier nichts zu ahnen von der Möglichkeit, daß der Experimentator unbewußt die
Systeme beeinflussen könnte, die er studiert.

Im Hintergrund dräut der Gedanke, daß so manches in der Schulwissenschaft auf den Einfluß der
Experimentator-Erwartung zu rückzuführen sein könnte, vielleicht sogar durch psychokinetische oder andere
paranormale Effekte. Und Erwartungen sind nicht nur die Erwartungen einzelner, sondern auch der Konsens, der
unter ihresgleichen besteht. Wissenschaftliche Paradigmen - grundlegende Wirklichkeitsmodelle der gesamten
wissenschaftlichen Gemeinschaft - sind von großem Einfluß auf die generelle Erwartungshaltung und könnten
sich auf die Ergebnisse unzähliger Experimente auswirken.

Manchmal hört man im Scherz sagen, daß die Kernphysiker neue subatomare Teilchen weniger entdecken als
vielmehr erfinden. Wenn genügend einflußreiche Wissenschaftler von einem theoretisch postulierten neuen
Teilchen glauben, daß man es finden könnte, werden teure Beschleunigungs- und Kollisionsapparaturen gebaut,
um nach ihnen zu fahnden. Und richtig, das neue Teilchen wird aufgespürt - als Spur in einer Blasenkammer
oder auf der fotografischen Platte. Je häufiger man es entdeckt, desto leichter wird es, es immer wieder zu
finden. Man kommt zu einem neuen Konsens: Es existiert. Der Erfolg rechtfertigt nachträglich die Investition
der gewaltigen Summen, um die es hier geht, und die Finanzierung noch größerer Atomknacker, mit denen man
weitere vorausgesagte Teilchen aufspüren kann, und so weiter.
Die Natur selbst ist offenbar bereit, uns dieses Spielchen endlos weitertreiben zu lassen, und wenn es eine
Grenze gibt, besteht sie allenfalls darin, daß die Forschungsetats die Abermilliarden, die für solche Forschungen
nötig sind, einfach nicht mehr hergeben.

In der Physik sind zwar kaum empirische Untersuchungen zur Frage des Experimentator-Effekts durchgeführt
worden, aber es gab hochintellektuelle Diskussionen über die Rolle des Beobachters in der Quantenphysik. Wo
philosophisch über den Beobachter gesprochen wird, bekommt man das Gefühl, es sei vom völlig
unvoreingenommenen Geist des idealen objektiven Wissenschaftlers die Rede. Wo man aber mögliche aktive
Einflüsse dieses Geistes ernsthaft erwägt, eröffnen sich viele Möglichkeiten - sogar die, daß er vielleicht
psychokinetische Kräfte besitzt. Vielleicht gibt es im Bereich des Allerkleinsten, in der Quantenphysik,
nachweisbare Einflüsse des Geistes auf die Materie. In diesem Bereich geschieht nichts nach starr
deterministischen Schemata, sondern die Dinge zeigen Tendenzen und Wahrscheinlichkeiten, und es könnte
sein, daß der Geist in diesen subtilen Wahrscheinlichkeiten einen Ausschlag gibt.

Von diesem Gedanken gehen viele Spekulationen der Parapsychologen aus - er beinhaltet außerdem eine
Erklärungsmöglichkeit für das Ineinandergreifen geistiger und körperlicher Prozesse im Gehirn.
Im Bereich der experimentellen Verhaltensforschung an Tieren, auf die ich weiter unten zurückkommen werde,
gibt es experimentelle Anhaltspunkte für den Einfluß von Experimentator-Erwartungen auf das Verhalten der
Tiere. Aber auf den meisten anderen Gebieten der Biologie denkt man im Allgemeinen gar nicht an die
Möglichkeit solcher Effekte. Ein Embryologe beispielsweise weiß sehr wohl, daß man sich vor einseitiger, durch
Vorweg-Annahmen geprägter Beobachtung hüten und geeignete statistische Verfahren anwenden muß, aber er
wird kaum ernsthaft an die Möglichkeit denken, daß seine Erwartungen nicht nur seine Beobachtungen färben,
sondern auf geheimnisvolle Weise auch die Entwicklung des embryonalen Gewebes selbst beeinflussen können.

Wenn in Psychologie und Medizin vom Experimentator-Effekt die Rede ist, meint man in der Regel Einflüsse,
die durch «subtile Hinweise» übermittelt werden. Aber wie subtil solch ein «Wink» tatsächlich sein kann, das ist
eine andere Frage. Im Allgemeinen wird angenommen, dass hier nur Kommunikationen über die bekannten fünf
Sinne im Spiel sind, die wiederum auf bekannten physikalischen Prinzipien beruhen. Die bloße Möglichkeit
«paranormaler» Einflüsse wie Telepathie und Psychokinese wird unter anständigen Wissenschaftlern nicht
einmal erwogen. Ich glaube, wir sollten diese Möglichkeit lieber ins Auge fassen, anstatt sie einfach außer acht
zu lassen; wir sollten den Experimentator-Effekt unter dem Gesichtspunkt erforschen, daß es den Einfluß des
Geistes auf die Materie vielleicht doch gibt. Betrachten wir aber zuerst das, was bereits bekannt ist.

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Erwartung und beobachtetes Verhalten

Menschen verhalten sich im Allgemeinen so, wie es erwartet wird. Wenn wir von den Leuten erwarten, daß sie
freundlich sind, werden sie es auch eher sein, als wenn wir Feindseligkeiten von ihnen erwarten und uns
entsprechend verhalten. Psychotherapiepatienten haben bei einem Analytiker der Freud-Schule eher Freudsche
Träume und bei einem Analytiker der Jung-Schule eher Jungsche Träume. Es gibt unzählige Beispiele aus allen
Bereichen menschlicher Erfahrung, an denen dieses Prinzip sichtbar wird.

Neben der Fülle persönlicher Erfahrungen und dem, was wir vom Hörensagen wissen, wirken Experimente zur
Frage des Einflusses von Erwartungen auf das Verhalten ein wenig gegenstandslos. Dennoch sind sie wichtig,
denn nur durch systematische Erforschung kann der Effekt schließlich Gegenstand des wissenschaftlichen
Diskurses werden. Hunderte von Experimenten haben bereits gezeigt, daß der Experimentator den Ausgang
psychologischer Untersuchungen in der Tat dadurch beeinflussen kann, daß er sie unmerklich, aber stetig in
Richtung seiner Erwartungen lenkt.

Ein Beispiel: Vierzehn Psychologiestudenten höheren Semesters erhielten ein «Sondertraining» in einer «neuen
Methode, das Rorschach-Verfahren zu erlernen». Dabei ging es wie immer bei Rorschach-Tests darum,
Versuchspersonen Tintenkleckse vorzulegen und sie zu fragen, was sie darin sähen. Sieben der vierzehn
Studenten erhielten nun allerdings die Information, daß die Versuchspersonen bei erfahrenen Psychologen eher
menschliche als tierische Bilder sähen. Die anderen sieben Studenten bekamen zwar die gleichen Tintenkleckse,
aber die entgegengesetzte Information: bei erfahrenen Psychologen eher tierische Bilder. Und tatsächlich, bei der
zweiten Gruppe waren Tierbilder signifikant häufiger als bei der ersten.

Es lässt sich aber auch empirisch zeigen, daß der Erwartungseffekt durchaus längerfristig wirksam sein kann als
bei solchen kurzzeitigen Laborexperimenten. In der Schule etwa spielen Erwartungen eine große Rolle für die
Behandlung der Schüler durch den Lehrer und folglich für ihren Lernerfolg. Das Lehrbuchbeispiel zu diesem
Gegenstand, «Pygmalion- Experiment» genannt, lieferten der Harvard-Psychologe Robert Rosenthal und seine
Kollegen mit einem Versuch an einer Grundschule in San Francisco.

Diese bekannten und anerkannten Wissenschaftler erzeugten in den Lehrern die Erwartung, daß bestimmte ihrer
Schüler bald intellektuell aufblühen und noch im laufenden Schuljahr merklich gesteigerte Leistungen zeigen
würden. Dazu führten sie einfach mit allen Kindern der Schule einen Test durch. Sie gaben ihm den klangvollen
Namen «Harvard-Leistungsschwellen-Test» und sagten, er stelle eine neue Methode dar, «intellektuelle
Wachstumsschübe» vorauszusagen.
Die Lehrer jeder Klasse erhielten dann die Namen jener zwanzig Prozent ihrer Schüler, die bei dem Test am
besten abgeschnitten hatten - angeblich. Tatsächlich handelte es sich um einen gewöhnlichen nichtverbalen
Intelligenztest, und die Namen der Schüler, bei denen ein baldiges intellektuelles Erblühen zu erwarten war,
wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.
Am Ende des Schuljahrs wurden alle Kinder wieder demselben Intelligenztest unterzogen. Im ersten Schuljahr
zeigten die «viel versprechenden» Kinder einen im Durchschnitt um 15,4 Punkte höheren Intelligenzquotienten
als die Kontrollkinder; im zweiten Schuljahr betrug die Differenz noch 9,5 Punkte.

Die «viel versprechenden» Kinder erzielten nicht nur bessere Ergebnisse, sondern die Lehrer bezeichneten auch
eher sie als sympathisch, gut integriert, positiv, neugierig und fröhlich. Von der dritten Klasse aufwärts war
dieser Effekt viel schwächer, vermutlich deshalb, weil die Lehrer sich hier schon auf eigene Erwartungen
festgelegt hatten; die von Rosenthal und seinen Kollegen erzeugte Erwartung hatte es hier viel schwerer, sich
gegen die bereits etablierte Reputation der einzelnen Schüler durch zusetzen. Viele nachfolgende Studien haben
diese Ergebnisse bestätigt und vertieft.

Kritisch wurde gegen Rosenthal und seine Kollegen vorgebracht, sie hätten unbedingt Experimentator-Effekte
finden wollen und dadurch ihren eigenen Ergebnissen einen entsprechenden Drall gegeben. Rosenthal konterte,
wenn dem so sei, dann wäre das doch wohl der stärkste Beweis für die Existenz des Effekts:
Wir könnten eine Untersuchung durchführen, bei der wir Erwartungsforscher nach dem Zufallsprinzip in zwei
Gruppen einteilen: In der ersten werden Erwartungsexperimente wie gewohnt durchgeführt, in der zweiten
würde man spezielle Sicherungen einbauen, die dafür sorgen, dass die einzelnen Experimentatoren nichts von
den Erwartungen des Versuchsleiters wissen. Nehmen wir an, der durchschnittliche Erwartungseffekt sei in der
ersten Gruppe 7 und in der zweiten Null. Wir würden das immer noch als Anzeichen für das Phänomen des
Erwartungseffekts werten!

In Medizin und Verhaltensforschung gehören Doppelblindverfahren zur Routinevorsorge gegen den
Experimentator-Effekt, aber diese Methoden sind doch noch unsicher. Es können sich trotzdem noch
Erwartungseffekte einschleichen, wie man besonders deutlich am Placebo-Effekt in der medizinischen
Forschung sieht.

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Der Placebo-Effekt

Placebos sind Behandlungsformen ohne spezifischen therapeutischen Wert, die trotzdem vielen Menschen
helfen. Die medizinische Forschung hat gezeigt, dass es den Placebo-Effekt praktisch überall in der Medizin
gibt. Therapeutische Forschungen, die nicht auch den Placebo-Effekt untersuchen, gelten im Allgemeinen als
unzuverlässig. Der Placebo-Effekt spielt bei vielen Krankheiten und Beschwerden eine Rolle, zum Beispiel bei
Husten, Stimmungsschwankungen, Angina pectoris, Kopfschmerzen, Seekrankheit, Angst- und
Spannungszuständen, schweren und anhaltenden Asthmaanfällen, Depression, Erkältung, Lymphosarkom,
Sekretions- und Motilitätsstörungen des Magens, Dermatitis, Rheumatoid-Arthritis, Fieber, Warzen,
Schlaflosigkeit und Schmerzsymptomen verschiedenster Ursache.

Viele therapeutische Erfolge können - ganz abgesehen von der Therapie oder den Theorien, auf denen sie beruht
- zu einem großen Teil auf den Placebo-Effekt zurückgeführt werden. Das war sicher auch früher so, und es ist
ganz bestimmt heute so. Eine zusammenfassende Untersuchung zahlreicher verschiedener pharmazeutischer
Tests hat ergeben, dass Placebos im Durchschnitt ein Drittel bis die Hälfte der Wirksamkeit spezifischer
Medikamente erreichen - eine beachtliche Wirkung für Zuckerpillen, die so gut wie nichts kosten. Aber nicht nur
Pillen aus Zucker können als Placebos Verwendung finden; es gibt auch Zucker-Beratung, Zucker-
Psychotherapie und sogar Zucker-Chirurgie.
Bei Angina pectoris beispielsweise wird manchmal ein mammakoronarer Bypass gelegt (Verbindung einer
Thorax-Arterie mit einem Herzkranzgefäß). Zum Austesten dieser Methode wurde bei einer Kontrollgruppe von
Patienten nur der äußere Schnitt gelegt, die Operation selbst aber nicht durchgeführt. Ergebnis: «Die
Schmerzreduzierung war bei den tatsächlich Operierten und bei den nur scheinbar Operierten gleich groß. Bei
beiden Gruppen zeigten sich auch physiologische Veränderungen, zum Beispiel eine Verringerung der negativen
T-Zacken im EKG.»

Was also sind Placebos? Schon die Geschichte des Wortes ist interessant. Es stammt aus der Bibel und war im
Mittelalter das erste Wort eines Gesangs, der bei Begräbnisfeiern angestimmt wurde: Placebo domino - «Ich will
dem Herrn gefallen.»Später wurde es für bezahlte Trauersänger verwendet, die (anstelle der Familie, deren
Aufgabe das ursprünglich war) an der Bahre des Verstorbenen «Placebos sangen».

Im Laufe einiger Jahrhunderte wurde das Wort in seiner Bedeutung immer geringschätziger und bezeichnete
schließlich Schmeichler, Kriecher und Schnorrer. In einem medizinischen Lexikon erscheint es erstmals 1785,
und auch hier in einem abschätzigen Sinn; es heißt dort, es handle sich um «eine gebräuchliche Methode der
Medizin».

Den bezahlten Placebo-Sängern des Mittelalters wird in aller Regel nicht viel an dem jeweiligen Verstorbenen
gelegen gewesen sein. Dennoch wurde ihr Singen im Rahmen des überlieferten Rituals als gut und segenstiftend
angesehen. Heute haben Placebos einen therapeutischen Zusammenhang, aber ihre Wirksamkeit hängt auch von
Überzeugungen und Erwartungen ab - denen der Arzte und Patienten. Aber jede Behandlungsmethode in jeder
traditionellen oder modernen Gesellschaft braucht solch einen Zusammenhang, in dem die jeweiligen Techniken
dem Kranken plausibel erscheinen und vom Arzt als heilkräftig angesehen werden.

Schulmediziner erklären die Wirksamkeit traditioneller oder «unwissenschaftlicher» Heilmethoden häufig sehr
schnell als Placebo-Effekt, und sie sehen das Placebo-Phänomen auch gern bei anderen Fachrichtungen, während
sie ihre eigene davon ausnehmen. Das hat sich bei einer empirischen Untersuchung der Einstellung zum
Placebo-Effekt gezeigt; Chirurgen nehmen die Chirurgie aus, Internisten die medikamentöse Behandlung,
Psychotherapeuten die Psychotherapie und Psychoanalytiker die Psychoanalyse. In der medizinischen Forschung
wird der Placebo-Effekt außerdem meist als ärgerlicher Störfall angesehen. Aber das ist vielleicht ganz gut so,
denn die andere Seite dieser Münze ist ja der Glaube der Mediziner an die ganz besondere Wirksamkeit ihrer
eigenen Techniken, die dann aufgrund dieses Glaubens - das heißt durch den Placebo-Effekt - tatsächlich
heilkräftig sind!
Am stärksten zeigt sich der Placebo-Effekt bei Doppelblindversuchen, bei denen sowohl die Patienten als auch
die Arzte glauben, es werde hier ein hochwirksames neues Verfahren erprobt. Schätzen die Arzte das Verfahren
als nicht so effektiv ein, nimmt auch der Placebo-Effekt ab. Bei einfachen Blindversuchen, wo die Ärzte, nicht
aber die Patienten wissen, welche Patienten das Placebo erhalten haben, verlieren die Placebos noch mehr an
Wirksamkeit. Unter offenen Bedingungen, das heißt, wenn die Patienten wissen, dass sie Placebos erhalten,
erreicht der Effekt seine niedrigste Stufe. Die Methoden wirken also am besten, wenn sie von den Patienten und
den Ärzten für sehr heilkräftig gehalten werden. Das gilt sogar für den umgekehrten Fall, dass echte
Medikamente als Placebos ausgegeben werden; wenn Arzte und Patienten daran glauben, bewirken die
Medikamente weniger, als sie sonst erfahrungsgemäß bewirken können.

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Experimentator-Effekte in der Parapsychologie

Experimentator-Effekte sind den Parapsychologen aus mehreren Gründen bestens bekannt.
Erstens ist erfahrenen Experimentatoren seit langem bewusst, dass Versuchspersonen am ehesten dann
paranormale Fähigkeiten zeigen, wenn sie entspannt sind und die Atmosphäre positiv ist und etwas von
Begeisterung hat. Wenn ihnen ängstlich oder unbehaglich zumute ist oder sie von den Wissenschaftlern nüchtern
und unpersönlich behandelt werden, fallen ihre Leistungen ab. Es kann dann sogar sein, dass sie gar keine
paranormale Kräfte zeigen, keine «PSI-Effekte» erzeugen, wie es im Jargon der Parapsychologie heißt.

Zweitens haben Forscher auf diesem Gebiet übereinstimmend beobachtet, dass medial sehr begabte Menschen
ihre Kräfte häufig verlieren, wenn Fremde als Beobachter zugegen sind. Einer der großen parapsychologischen
Forscher, J. B. Rhine, hat diesen Effekt sogar im Laufe einer Versuchsreihe mit einer begabten Versuchsperson,
Hubert Pearce, quantifiziert; ihm war aufgefallen, daß Pearce' Trefferquoten sofort absanken, wenn während der
Arbeit jemand zu Besuch kam. «Wir fingen an, die Anzeichen für diesen Effekt zu notieren; manchmal luden wir
eigens zu diesem Zweck jemanden ein, und manchmal machten wir uns einen zufälligen Besucher zunutze. Wir
notierten bei sieben Besuchern (einer kam zweimal), wann sie eintraten und wann sie den Raum wieder
verließen. Alle ließen Pearce' Trefferquote absinken.»

Dieser Effekt, dass Fremde die Versuchsperson aus dem Konzept bringen, ist dann besonders stark, wenn diese
außen Stehenden skeptisch sind oder gar dem Experiment selbst oder den beteiligten Personen Feindseligkeit
entgegenbringen. Zeigen sie sich aber freundlich oder helfen sogar ein wenig bei den Experimenten, anstatt als
unbeteiligte Beobachter dazusitzen, dann gewöhnen die Versuchspersonen sich an sie, und ihre PSI-Fähigkeiten
kehren zurück. Skeptiker schließen aus der Ergebnislosigkeit parapsychologischer Tests in Gegenwart von
Skeptikern, dass paranormale Kräfte unter rigorosen wissenschaftlichen Bedingungen nicht aufzufinden sind und
daher nicht existieren. Doch der Effekt könnte auch auf ihre negativen Erwartungen und ihren störenden Einfluß
zurückzuführen sein, die sie mehr oder weniger subtil mitzuteilen verstehen.

Drittens ist unter Parapsychologen wohlbekannt, dass manche Experimentatoren bei ihren Forschungen
durchwegs positive Resultate erzielen und andere nicht. Dieser Effekt wurde in den fünfziger Jahren von zwei
britischen Forschern gemeinsam systematisch untersucht. Der eine, C. W. Fisk, erhielt bei seinen Experimenten
immer wieder positive Resultate.

Der andere, D. J. West, später Professor für Kriminologie in Cambridge, war für gewöhnlich erfolglos, wenn er
paranormale Phänomene aufzuspüren versuchte. Bei diesem Experiment bereitete jeder von ihnen die Hälfte der
Testgegenstände vor und führte am Ende auch selbst die Auswertung durch.
Die Versuchspersonen wussten nicht, dass zwei Experimentatoren beteiligt waren, und es fanden auch keine
direkten Begegnungen statt; sie erhielten die Tests mit der Post und schickten sie auch wieder zurück.
Fisks Hälfte des Experiments zeigte mit hoher Signifikanz Clairvoyance- und Psychokinese-Effekte. Bei Wests
Daten war keine Abweichung von der Zufallswahrscheinlichkeit zu erkennen. Sie schlossen daraus, daß West
ein «Unglücksrabe» sei.

Viertens stellt man in der Psychokineseforschung immer wieder fest, dass Experimentatoren, denen das
Aufspüren psychokinetischer Effekte besonders leicht zufallen scheint, selbst gute Versuchspersonen sind.
Helmut Schmidt beispielsweise, der Erfinder des Schmidt-Apparats, eines elektronischen Zufallsgenerators, der
durch den Willen beeinflussbar zu sein scheint, so daß er bestimmte Muster von Zahlen generiert, hat
festgestellt, dass er selbst häufig seine beste Versuchsperson ist.
Ein anderer Forscher, Charles Honorton, hat sogar gezeigt, dass psychokinetische Einflüsse seiner
Versuchspersonen auf Zufallsgeneratoren eher auf ihn selbst zurückgingen. Die Versuchspersonen zeigten
psychokinetische Kräfte, wenn er zugegen war; auch bei ihm selbst waren sie deutlich zu erkennen, wenn er als
Versuchsperson fungierte. Aber wenn die Versuche in seiner Abwesenheit von anderen geleitet wurden, ging der
PSI-Effekt verloren. Honorton und sein Kollege Barksdale schlossen daraus, «dass die übliche Sicht der Grenzen
zwischen Versuchspersonen und Versuchsleitern nicht ohne weiteres aufrechtzuerhalten ist». Sie deuteten ihre
Befunde als «PSI-vermittelten Experimentator-Effekt».

Aus solchen Experimentator-Effekten ergeben sich sehr weit reichende Folgerungen. Wenn Parapsychologen
durch ihren Einfluss auf die Versuchspersonen gezielt oder unabsichtlich PSI-vermittelte Experimentator-Effekte
herbeiführen können, und das sogar aus der Ferne wie bei dem Experiment von Fisk und West, dann lässt sich
die Trennung zwischen Versuchsleiter und Versuchsperson nicht mehr aufrechterhalten. Und wenn Menschen
außerdem noch physikalische Ereignisse wie den radioaktiven Zerfall beeinflussen können, muss die alte
Trennung von Geist und Materie ebenfalls aufgegeben werden. Und überhaupt: Weshalb sollte es PSI-
vermittelte Experimentator-Effekte nur in der Parapsychologie geben? Könnten sie nicht in vielen anderen
Bereichen der Wissenschaft auch auftreten?

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Wie paranormal ist die normale Wissenschaft?

Es gibt gute Gründe für die verbreiteten Vorurteile gegen die Parapsychologie, die darauf hinauslaufen, dass ihr
der Status der Wissenschaftlichkeit nicht zuerkannt wird. Die Existenz paranormaler Phänomene würde die
Illusion der Objektivität ernsthaft in Frage stellen. Man könnte dann nämlich argwöhnen, dass viele Resultate der
anerkannten Wissenschaft durch subtile unbewusste Einflüsse aufgrund der Erwartungen der Experimentatoren
zustande kommen. Und eine besondere Ironie liegt in dem Umstand, dass vielleicht gerade im
schulwissenschaftlichen Ideal des leidenschaftslosen Beobachtens die beste Voraussetzung für paranormale
Effekte liegt: Wenn der Experimentator seine Apparaturen präpariert, seine Versuchstiere vorbereitet und dann
den Dingen ihren Lauf lässt in der Zuversicht, dass der Versuch schon klappen und die Tiere ihre Sache schon
machen werden, können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass hier etwas von Magie und Ritual oder
vielleicht Bittgebet im Spiel ist. Etwas wird in Gang gesetzt in dem Vertrauen, dass es die gewünschten
Resultate erbringen wird, und so bald der Experimentator dies getan hat, schafft er eine psychologische Distanz
zwischen sich selbst und dem Ergebnis. Er ist nicht darauf aus, die Dinge in die gewünschte Richtung zu lenken,
sondern vertraut darauf, dass sie diese Richtung nehmen werden... Das sind vielleicht die allerbesten
Voraussetzungen für psychokinetische Effekte.

Diese Möglichkeit haben die Physiker David Bohm und andere tatsächlich in einem Aufsatz mit dem Titel
«Wissenschaftler in der Konfrontation mit dem Paranormalen» erwogen, der in der Zeitschrift Nature erschien.
Sie stellten fest, dass die entspannten Bedingungen, die für die Manifestation psychokinetischer Phänomene
Voraussetzung sind, sich in der wissenschaftlichen Forschung ganz allgemein als besonders förderlich erweisen.
Spannung, Angst und Feindseligkeit andererseits hemmen nicht nur den PSI-Effekt, sondern wirken sich auch
auf Experimente in den so genannten «harten» Naturwissenschaften aus. «Wenn Teilnehmer an physikalischen
Experimenten unter Spannung stehen oder ablehnend eingestellt sind und eigentlich nicht wollen, dass das
Experiment klappt, werden die Erfolgschancen dadurch erheblich gemindert.»

Die Möglichkeit paranormaler Einflüsse wird von den Advokaten der Schulmeinung im Allgemeinen rundweg
geleugnet oder einfach ignoriert. Organisierte Skeptisten machen es sich zur Aufgabe, die Wissenschaft PSI-frei
zu halten.

Über jede Andeutung von PSI-Effekten fallen diese Hüter der Wissenschaft sofort her und versuchen, sie mit
einem oder mehreren der folgenden Gründe zu diskreditieren:
- inkompetentes Experimentieren; selektive Beobachtung, Aufzeichnung und Darstellung der Daten
- bewusste oder unbewusste Täuschung
- durch subtile Fingerzeige vermittelte Experimentator-Effekte.

Es ist nur zu berechtigt, dass die Skeptiker auf diese möglichen Fehlerquellen in der parapsychologischen
Forschung hinweisen. Aber dieselben Verzerrungsgefahren gibt es in der Schulwissenschaft auch. Die
Parapsychologen sind sich der Auswirkungen jeder Erwartungshaltung sehr bewusst, eben weil man ihnen so
genau auf die Finger sieht. Und kurioserweise ist gerade in der Schulwissenschaft und ihren unumstrittenen
Forschungsbereichen die Gefahr besonders groß, dass Erwartungseffekte sich unbemerkt auswirken können.

Unbestreitbar ist die Gefahr der Experimentator-Effekte in Medizin und Verhaltensforschung. Deshalb wird hier
den «subtilen Fingerzeigen» soviel Bedeutung beigemessen. Man ist sich hier einig, dass subtile Fingerzeige wie
Gesten, Augenbewegungen, Körperhaltungen und Gerüche Mensch und Tier beeinflussen können. Skeptiker
legen sehr viel Wert auf die Bedeutung solcher Fingerzeige, und mit Recht. Ein gern zitiertes Beispiel für die
Bedeutung der subtilen Kommunikation ist die Geschichte vom Schlauen Hans, einem berühmten Pferd im
Berlin der Jahrhundertwende. Dieses Pferd, so schien es, konnte in Gegenwart seines Besitzers rechnen und das
Ergebnis dann durch Hufscharren bekannt geben. Betrug schien in diesem Fall unwahrscheinlich, denn der
Besitzer ließ auch andere Personen (und das unentgeltlich) Aufgaben stellen. 1904 untersuchte der Psychologe
Oskar Pfungst die Angelegenheit und kam zu dem Ergebnis, das Pferd erhalte Hinweise durch die
wahrscheinlich unbewussten Gesten seines Besitzers oder anderer Aufgabensteller. Er stellte aber auch fest, daß
er das Pferd, jede verräterische äußere Regung sorgfältig vermeidend, auch dadurch zur richtigen Antwort
bewegen konnte, dass er sich einfach auf die Zahl konzentrierte.

Niemand bestreitet, dass subtile Fingerzeige des Experimentators sich über die normalen Sinneskanäle auf
Versuchspersonen und Versuchstiere auswirken können. Die Skeptiker behaupten, daß scheinbare telepathische
Kommunikation so zu erklären ist. Doch wenn das auch vielfach so sein mag, bleibt doch die Möglichkeit, dass
sowohl subtile sensorische Hinweise als auch «paranormale» Einflüsse eine Rolle spielen könnten.

Die

Geschichte vom Schlauen Hans und Pfungsts Untersuchung ist Generationen von Psychologiestudenten immer
wieder erzählt worden. Weniger bekannt ist, dass nach Pfungsts 1911 veröffentlichten
Untersuchungsergebnissen auch andere Forscher sich der rechen begabten Pferde annahmen und feststellten,
dass noch etwas an deres als subtile sensorische Fingerzeige im Spiel sein musste. Als Maurice Maeterlinck sich
beispielsweise mit den berühmten rechnenden Pferden von Elberfeld beschäftigte, kam ihm der Verdacht, dass
die Tiere eher seine Gedanken lasen, als dass sie subtilen Fingerzeigen folgten. Nach einer Serie immer strenger

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werdender Versuche kam er schließlich auf einen, «dem gerade aufgrund seiner Einfachheit kaum mit
vertrackten und weit hergeholten Zweifeln zu begegnen war». Er nahm drei mit jeweils einer Ziffer beschriebene
Karten, mischte sie und legte sie mit dem Gesicht nach unten auf ein Brett, so dass das Pferd nur die leere
Rückseite sah. «Es war daher in diesem Augenblick keiner einzigen Menschenseele auf der Welt die
Ziffernfolge bekannt.» Dennoch scharrte das Pferd ohne die geringste Unsicherheit die von den drei Ziffern
gebildete Zahl. Dies Experiment ließ sich auch mit den anderen rechnenden Pferden durchführen, «sooft ich es
auch versuchen mochte». Hier ist sogar die Möglichkeit der Telepathie ausgeschlossen, da Maeterlinck selbst die
Zahl nicht kannte. Man muß vermuten, daß Clairvoyance im Spiel war, das unmittelbare Wissen um die
verdeckte Zahl, oder Präkognition, also das Wissen um das, was in Maeterlincks Geist sein würde, wenn er die
Karten dann umdrehte.

Seit über achtzig Jahren wird die Geschichte vom Schlauen Hans als Triumph der skeptischen Haltung
kolportiert und hat eine geradezu mythische Bedeutung gewonnen als Beleg für die Unseriosität dieses und aller
Versuche, paranormale Phänomene zu postulieren. Was aber, wenn die so genannten subtilen Fingerzeige selbst
zu einem Teil paranormaler Art sind? Hier liegt ein Tabu vor, denn diese Möglichkeit darf man nicht einmal
erörtern, geschweige denn empirisch erforschen.

Doch immerhin, einer der Kollegen Rosenthals an der Harvard University ließ ihm gegenüber durchblicken, dass
parapsychologische Einflüsse vielleicht doch von einiger Bedeutung sein könnten. Rosenthal stand damals am
Beginn seiner Forschungen zur Frage des Erwartungseffekts, und er schrieb darüber später:
Hätte ich Sinn dafür gehabt und den Mut, dann hätte ich leicht eine Untersuchung durchführen können, in der
Experimentatoren mit Erwartungen bezüglich der Reaktionen ihrer Probanden keinen sensorischen Kontakt zu
diesen Personen hätten haben können. Meine Voraussage wäre damals gewesen und wäre heute noch, dass unter
diesen Bedingungen keine Erwartungseffekte auftreten können. Aber ich habe diese Untersuchung nie
durchgeführt.
Vielleicht würde Rosenthals Voraussage sich als falsch erweisen, wenn es jemand doch täte. Vielleicht sind
manche Auswirkungen der Experimentator-Erwartung doch paranormal. Solche subtilen Einflüsse müssen keine
alternative Erklärung darstellen, sondern können neben den subtilen sensorischen Hinweisen wirksam sein und
genauso unbewusst bleiben.

In Medizin und Verhaltensforschung wird den Experimentator Effekten zwar große Bedeutung beigemessen, da
man sie aber als subtile sensorische Fingerzeige erklärt, gibt es auf anderen Gebieten keinen Grund, ihnen viel
Beachtung zu schenken, denn wer sollte beispielsweise in der Biochemie der Empfänger subtiler sensorischer
Hinweise sein? Mag sein, dass Menschen oder Ratten auf so etwas reagieren, aber ein Enzym in einem
Reagenzglas wohl kaum.

Gewiss, die Beobachtung mag von Vorurteilen geprägt sein, doch das ist ein Einfluss ganz anderer Art, der keine
Einwirkung auf den Untersuchungsgegenstand darstellt. Der Wissenschaftler mag etwas «sehen», was seinen
Erwartungen entspricht, aber das Gesehene, sagt man in solchen Fällen, ist dann nur in seinen Augen und nicht
in den Dingen. Aber im Grunde sind das nur Annahmen. Es gibt praktisch keine Untersuchungen über den
Einfluss der Experimentator-Erwartung auf Gebieten wie Agrarwissenschaft, Genetik, Molekularbiologie,
Chemie und Physik. Man geht davon aus, dass die hier untersuchten Gegenstände auf solche Einflüsse nicht
reagieren können und es daher überflüssig ist, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Doppelblindverfahren
werden außer in der Verhaltensforschung, Psychologie und Medizin sehr selten angewandt.

Der siebte Sinn von Katzen und Hunden

Berner Zeitung, 15. 11.1999

Hund und Katz haben den sechste Sinn, sind mit ihrem Herrchen oder Frauchen telepathisch verbunden. Dies
beweist der Naturwissenschafter Rupert Sheldrake anhand vieler Beispiele in seinem neuen Buch.
Interview:
Angelica Schorre:
Nach Ihrer Theorie sind Haustiere mit anderen Tieren, mit ihren Besitzern oder auch Orten telepathisch
verbunden. Für Dichter und Schamanen nichts Neues. Aber Ihre Wissenschafter-Kollegen sind sicherlich nicht
nur amüsiert.

Rupert Sheldrake:
Es ist nicht nur für Dichter und Schamanen nichts Neues, sondern auch für Tierhalter nicht - und dies seit
Jahrhunderten. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass sich ihr Hund oder ihre Katze erwartungsvoll vor der
Türe aufbauen -und dies gerade in dem Moment, in dem Herrchen oder Frauchen sich entschlossen haben, nun
nach Hause zu fahren. Also noch Kilometer oder Stunden entfernt sind. So ist es auch für viele Wissenschafter,
die Haustiere besitzen, sicher nichts Ungewöhnliches. Für die Forschung ist es aber neu, dass dieses Verhalten
nun wissenschaftlich untersucht wird.

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Angelica Schorre:
Machen Sie mit Ihren eigenen Haustieren auch solche Erfahrungen?

Rupert Sheldrake:
Ja. Wir haben eine junge Katze, die durch ihr Verhalten zeigt, wenn mein ältester Sohn sich auf den Weg nach
Hause begibt. Eine andere Katze war sehr feinfühlig. Meine Frau nannte sie «Remedy» (Heilmittel), weil sie wie
ein solches auf Menschen wirkte. Katzen wissen sehr gut, wenn der Mensch betrübt ist und versuchen ihn zu
trösten.

Angelica Schorre:
Sie begründen diese Verbundenheit mit Ihrer Theorie der «morphischen Felder», die man sich wie ein sehr
dehnbares Gummiband zwischen Mensch und Tier vorstellen kann.

Rupert Sheldrake:
In der Quantenphysik wird es als bewiesen angeschaut, dass zwei Photonen oder Partikel, die aus der gleichen
Quelle stammen, verbunden bleiben, auch wenn sie Hunderte von Kilometern voneinander entfernt sind. Diese
Tatsache der nichtlokalen Verbundenheit ist fundamental für die moderne Physik. Wenn Menschen und Tiere
eng miteinander verbunden sind, sind sie Teil des gleichen Systems, der gleichen «morphischen Felder». Auch
wenn sie räumlich getrennt sind, bleiben sie in enger Verbindung. So dass das Tier, mitunter auch der Mensch,
fühlen kann, wenn eine Änderung beim andern eintritt, er zum Beispiel stirbt oder einen Unfall hat.

Angelica Schorre:
Ist dann das ganze Universum nicht irgendwie vernetzt?

Rupert Sheldrake:
Ja, alles ist miteinander verbunden. Das sagt uns die Quantenphysik. Niemand weiss, wie dieses Prinzip sich auf
die gewöhnliche Umwelt, in der wir leben, auswirkt. Ich meine, es wirkt sich auf viele Bereiche aus.

Angelica Schorre:
In Ihrem Buch erwähnen Sie nicht nur Telepathie bei Tieren, sondern auch ein «Vorauswissen-Können»
(Präkognition).

Rupert Sheldrake:
Tiere können zum Beispiel Erdbeben «voraussagen» oder einen epileptischen Anfall. Ich habe keine Erklärung
für Präkognition, aber es gibt sie. Menschen können im Traum die Zukunft sehen. Das ist ziemlich verbreitet. Ich
habe es selber erlebt. Ich glaube, dass es einen Informationsfluss von der Zukunft in die Gegenwart gibt oder
dass wir den Begriff Gegenwart viel weiter fassen müssen.

Angelica Schorre:
Wenn Ihre Theorie der «morphischen Felder» einmal wissenschaftlich bewiesen sein sollte - was bedeutet das
für unser Weltbild?

Rupert Sheldrake:
Es wird immer Leute geben, die Telepathie als eine Art Ideologie abtun. Aber es würde auch einige Leute
zwingen, über das mechanistische Weltbild, über die Annahme, dass alles auf Wirkung und Ursache beruht,
hinauszugehen. Aber ich bin nicht alleine. Nehmen wir den alternativen oder ganzheitlichen Ansatz in der
Medizin als Beispiel.

Angelica Schorre:
Eine Meise in England durchsticht eines Tages den Deckel einer Milchflasche und trinkt -plötzlich picken auch
die Meisen in Schweden auf Milchflaschen herum, obwohl sie keinen physischen Kontakt hatten. Sie nennen das
morphische Resonanz: was wir lernen, wird an ein «kollektives System» weitergegeben. Ist das Evolution?

Rupert Sheldrake:
Nein. Evolution ist eine Interaktion zwischen Gewohnheiten und Kreativität. Die ganze Natur hat Gewohnheiten
und damit ein Gedächtnis. Die morphische Resonanz erklärt, warum Gewohnheiten beibehalten werden, aber
nicht, warum etwas Neues entsteht. Ist das Neue erfolgreich, wird es wiederholt, wird zur Gewohnheit. Diese
Kreativität, der «kreative Sprung» sind ein Mysterium.

Angelica Schorre:
Hat das Ganze auch einen ethischen Aspekt?

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Rupert Sheldrake:
Nun, die Menschheit wird nicht besser, weil sie eine Menge erfolgreicher schlechter Gewohnheiten hat … Aber
wenn wir uns bewusst sind, wie alles vernetzt, miteinander verbunden ist, müssen wir auch für unsere Gedanken,
nicht nur für unsere Taten Verantwortung übernehmen.

Angelica Schorre:
Was sagen Sie zum Vorwurf, ein Esoteriker und kein Wissenschafter zu sein?

Rupert Sheldrake:
Ich betrachte mich als Wissenschafter. Und Telepathie bei Hund und Katze ist nichts Esoterisches, sondern
Allgemeinwissen, ist für viele Leute normal. Es ist erst Esoterik, wenn man es vom Standpunkt eines
mechanistischen Weltbildes aus betrachtet, das sehr eng ist. Wenn wir unsere Definition des Normalen etwas
erweitern würden, dann wären nicht so viele Dinge paranormal. Für mich ist Telepathie ein ganz normaler
Aspekt des tierischen Verhaltens. Wenn jemand sagt, dies sei Esoterik, dann hat er eine sehr enge Auffassung
von dem, was Wirklichkeit ist.

Aufforderung zum «Mitforschen»

Wenn die Katze ans Telefon «geht»
Rupert Sheldrake ist kein Naturwissenschafter, der im Elfenbeinturm sitzt: In seinem Buch stützt er sich auf
unzählige Beispiele ab, die ihm Tierhalterinnen und Tierhalter zugesandt haben. Und seine Experimente mit dem
Hund Jaytee, dessen Verhalten beim willkürlichen Nachhausekommen seines Frauchens mit Videoaufnahmen
festgehalten wurde, machten Schlagzeilen. Nun sucht Sheldrake Menschen, die mit ihren Tieren folgende
Erfahrungen gemacht haben: der Mensch kann mit Blicken die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich lenken, es
mit einem Blick zum Beispiel wecken; das Haustier «geht» immer dann ans Telefon, wenn ein ganz bestimmter
Mensch anruft. Zudem sucht Sheldrake Menschen, die ihr Tier für (ungefährliche) Experimente zur Verfügung
stellen. Erfahrungsberichte an folgende Adresse schicken: «Sieben-Experimente-Projekt», Waldstrasse 14, D-
22926 Ahrensburg. Oder über www.Sheldrake.org mailen (Knopf Deutsch anklicken). Rupert Sheldrake, 1942,
studierte Naturwissenschaften in Cambridge und Philosophie an der Havard University. Seit 1981 forscht er als
freier Wissenschafter über Morphogenese, Tierverhalten und menschliche Psychologie.

Rupert Sheldrake, Der siebte Sinn der Tiere. Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere unerklärte Fähigkeiten der
Tiere. Scherz Verlag, Bern 1999, 416 Seiten, Fr. 39.90.

"Ich interessiere mich lieber für Doggen als für Dogmen"

Für den weltberühmten Biologen und Querdenker Dr. Rupert Sheldrake ist die Verbindung zwischen Mensch
und Kreatur tiefer, als wir ahnen. Erfahrungen mit dem "siebten Sinn" der Tiere sprechen deutlich für seine
Theorie der morphischen Felder

Es muss gegen drei Uhr morgens gewesen sein, als ich aus dem Schlaf schreckte. Irgendetwas oder jemand
bewegte sich auf der Bettdecke. Der warme Körper eines Tieres, dem Gewicht nach einer Katze. Kein Zweifel:
Er war es! Er musste es sein! Zurückgekehrt nach einem halben Jahr, nachdem ihn alle tot geglaubt hatten.
"Schnulli ist hier!" Eva wachte neben mir auf.

Wir hatten den Kater, der unserer Vermieterin gehörte, gelegentlich mit einem Würstchen verwöhnt, hatten
seinen Dreck aufgewischt - und wie hatten wir den alten, kratzfreudigen Griesgram mit seinen kleinen weißen
Flecken auf schwarzem Fell lieb gewonnen! Ungläubig starrten wir auf das uns eigentümlich vertraute Wesen,
das uns - was früher nie passiert war - in unserem Bett besuchte und uns nun ins Gesicht miaute: "Ja, ja, ich bin's
wirklich, auch wenn mein schönes dunkles Fell so hässlich braun geworden ist!" Wusste Schnulli, dass wir am
nächsten Morgen umziehen würden? War er gekommen, uns Lebewohl zu sagen? Er blieb 20 Minuten, ließ sich
streicheln, schnurrte zufrieden. Wir hörten später, dass er bald darauf wieder verschwand, diesmal auf
nirnmerwiedersehen.

"Solche Geschichten kenne ich gut", schmunzelt Rupert Sheldrake. Wir sitzen nach seinem Vortrag über "Die
Seele als Feld" bei einem Glas Wein in einem Freiburger Lokal. "Tausende von Tierliebhabern und
Amateurforschern haben mir aus aller Welt geschrieben. Sie erzählen, wie ihre Hunde, Katzen oder Pferde etwas
zu wissen oder zu spüren scheinen, was sie nicht über die normalen fünf Sinne erfahren haben können. Wir
haben in London mittlerweile ein riesiges Archiv. Berichte über Katzen, die den Hörer von der Gabel reißen und
ins Telefon miauen - doch immer nur dann, wenn Herrchen oder Frauchen dran ist. Oder Hunde in freudiger

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Erwartung ihres Halters, lange vor dessen Ankunft - mit der sonst keiner gerechnet hatte. Es gibt Telepathie, und
sie hängt mit den morphischen Feldern zusammen."

Kommunikation: einfach und unbegreiflich

Auf dem Gesicht des 55-Jährigen spielt das verträumte Lächeln eines Jungen, der von Tierabenteuern erzählt.
Mit seinen "morphischen Feldern" schockiert der Biologe Rupert Sheldrake seit zwei Jahrzehnten die offiziellen
Vertreter einer Natur-Wissenschaft, die sich vor der Natur zu drücken scheint, statt sie unvoreingenommen
aufzusuchen und zu erforschen. "Die Verbindung zwischen Mensch und Tier ist viel tiefer, als wir wahrhaben
wollen."

Sheldrake erzählt von seiner Arbeit an dem "Hundebuch", das nun, ein Jahr später, gerade erschienen ist. "Hunde
waren die ersten Haustiere des Menschen. Sie halfen ihm schon vor hunderttausend Jahren bei der Jagd,
bewachten später seine Viehherden und brachten ihm vielleicht sogar soziales Verhalten bei. Heute hat in den
USA fast jeder zweite Haushalt wenigstens ein Haustier. Leider werden auch alljährlich Millionen von
ausgesetzten, herumstreunenden Hunden und Katzen eingeschläfert. Dennoch erfüllen Haustiere, wie unzählige
Beispiele belegen, eine Aufgabe, die man nicht hoch genug schätzen kann: Sie werden zu Freunden. Sie wirken
therapeutisch. Die Kommunikation zwischen Mensch und Tier ist frei von Verstellung. Sie ist natürlich und
einfach."

Und dennoch unbegreiflich: Dass Brieftauben und Störche, Aale und Wale über Hunderte und Tausende von
Kilometern ihren Schlag, ihr Nest, ihren Geburtsort oder ihr "Ehebett" finden. Dass die Dogge Helga weint, noch
bevor der Anruf aus dem Krankenhaus kommt: Ums Herrchen steht es gar nicht gut!
"Es ist zwar richtig, eine skeptische Haltung einzunehmen, weitere Fragen zu stellen und sich darüber im Klaren
zu sein, dass Menschen sich irren können", schreibt Sheldrake in "Der Siebte Sinn der Tiere", seinem neuesten
Buch. "Aber manche Leute tun aus Prinzip alle Aussagen von Hundehaltern einfach ab. Eine derart zwanghafte
Skepsis rührt von dem Dogma her, dass Telepathie unmöglich sei. Meiner Meinung nach stehen derartige
Vorurteile einer aufgeschlossenen wissenschaftlichen Forschung im Wege. Sie sind nicht wissenschaftlich,
sondern antiwissenschaftlich. Ich interessiere mich lieber für Doggen als für Dogmen."

Eine Theorie sollte für etwas (sei es sinnlich oder übersinnlich) die einfachste Erklärung liefern, auf möglichst
wenigen Voraussetzungen aufbauen und sich in der Erfahrung bewähren. Dieses "Rasiermesser-Prinzip" des
mittelalterlichen Philosophen Occam ist einem Cambridge- und Harvard-Geschulten wie Sheldrake
wohlvertraut. Für viele seiner gelehrten Kollegen gehören die "Morphischen Felder" allerdings eher ins Reich
der Metaphysik, jedenfalls nicht zur Biologie. Auch nicht zu jener Sektion, die sich mit Molekülen befasst -
obwohl doch diese Teilchen ebensowenig mit unseren bloßen Sinnen zu erfassen sind wie Sheldrakes Felder.

Ein Spürhund geht auf Wahrheitssuche

Lässt sich die Entwicklung der Form ("Morphogenese") - zum Beispiel vom Samenkorn zu einem ganz
bestimmten Baum - durch die chemischen Bestandteile und den genetischen Code erklären? Sheldrake meint:
Nein. Er möchte beweisen, dass dazu ein Bauplan höherer Art nötig ist, und liefert drei Merkmale:
Erstens: Morphogenetische Felder sind eine neue Art von Feld, die bislang von der Physik nicht anerkannt wird.
Zweitens: Sie nehmen Gestalt an, entwickeln sich wie Organismen. Sie haben eine Geschichte und enthalten ein
immanentes Gedächtnis aufgrund des Prozesses, den ich morphische Resonanz nenne.
Drittens: Sie sind Teil einer größeren Familie von Feldern, den sogenannten morphischen Feldern."

Für die Existenz solcher Felder sprechen laut Sheldrake ganz alltägliche Erfahrungen mit dem "siebten Sinn",
dokumentiert und gesammelt in den "Haustier-PSI-Fakten". Wenn ein Hund auf den (geistigen) Impuls seines
räumlich weit entfernten Halters emotional reagiert - dann müssen die beiden durch ein besonderes Feld
verbunden sein, vergleichbar einem Magnetfeld, jedoch mit psychischen Eigenschaften. Der metaphysisch
angehauchte Biologe Sheldrake erinnert daran: Dass ein Magnet Metallspäne anziehen oder abstoßen kann,
wurde einst von Wissenschaftlern mit dem Begriff der Seele erklärt!

In seinen Vorträgen geht Sheldrake auch auf die Frage ein, was wir von Tieren und ihren "übersinnlichen"
Fähigkeiten lernen können. Sind es womöglich ganz natürliche Kräfte, die in jedem von uns schlummern?
Sheldrakes Werk spricht viele Aspekte des Lebens an. Es gibt Wissenschaftlern und Philosophen zu denken,
Naturliebhabern und Tierfreunden zu beobachten. Der Tier liebende Junge, vom Vater zum Forschen angeleitet;
der viel versprechende Biologiestudent, Frösche sezierend, zunehmend skeptisch hinsichtlich der Routine; der
entsetzte Pharmakologe; dann westliche und östliche Philosophie, Entwicklungshilfe in Indien, im Ashram bei
Bede Griffiths, die schlagartige Erkenntnis: "Es sind Felder!" Die Phasen in Sheldrakes eigener Entwicklung
zeigen: Hier ist jemand mit Ehrlichkeit, Mut und Hingabe bei der Sache. Ein Spürhund auf Wahrheitssuche.
Sheldrake zu lesen ist spannend und inspirierend, ihm zu zuhören, entspannend - und unterhaltsam dazu.

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"Die unbekannte Macht der Blicke"

Tages-Anzeiger Zürich - Publikations-Datum: 25.01.2001 - Seite: 42 / Wissen

Jeder kennt das Phänomen, angestarrt zu werden. Der Wissenschaftler Rupert Sheldrake versucht zu beweisen,
dass es eine übersinnliche Wahrnehmung gibt - bislang ohne Erfolg.

Mehr als drei Viertel der Bevölkerung kennen laut Umfragen ein Phänomen, das es eigentlich gar nicht geben
kann. Der Sherlock-Holmes-Erfinder Arthur Conan Doyle beschrieb es so: "Beim Frühstück heute Morgen
empfand ich plötzlich jenes vage Unbehagen, das manche Menschen befällt, wenn man sie intensiv anstarrt, und
als ich jäh den Blick hob, traf ich seinen, der mit einer an Wildheit grenzenden Eindringlichkeit auf mich
gerichtet war ..."

Quer durch die Weltliteratur schildern Schriftsteller von Fjodor Dostojewski bis Thomas Mann immer wieder,
wie Menschen auf einmal merken, dass jemand sie anstarrt, obwohl sie ihn nicht sehen können. Edward
Titchener, Ende des 19. Jahrhunderts einer der ersten Psychologen, beobachtete ein "unangenehmes Kribbeln,
das an Stärke und Intensität zunimmt, bis eine erlösende Bewegung unvermeidlich wird". Als strenger Forscher
wies er jede übernatürliche Erklärung weit von sich, und so hielt es die Wissenschaft fortan.
Wenig verlässliches Gefühl
Doch seit kurzem tobt ein heftiger Gelehrtenstreit um die Ursachen der ebenso seltsamen wie vielen vertrauten
Erfahrung. Der englische Wissenschaftler Rupert Sheldrake behauptet: Über 20 000 Versuche mit mehr als 700
Teilnehmern beweisen, dass Menschen tatsächlich unabhängig von den normalen Sinnen spüren können, wenn
jemand sie anstarrt. Das Gefühl ist laut Sheldrake nicht besonders verlässlich - bei hundert Durchgängen tippen
die Versuchspersonen ungefähr 55-mal richtig. Damit liegen sie zwar nur knapp über den 50 Prozent, die durch
pures Raten zu schaffen wären. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass selbst ein so kleiner Effekt bei derart vielen
Experimenten rein zufällig immer wieder gefunden wird, liegt laut Sheldrake bei 1:1037 - das ist extrem
unwahrscheinlich.

Während Universitätsgelehrte parapsychologische Erfolgsmeldungen geflissentlich ignorieren, würdigen sie
Sheldrake mit Erwiderungen. Immerhin war er einmal einer der ihren. Der Brite studierte in Cambridge
Naturwissenschaften und in Harvard Philosophie - prestigeträchtiger kann man eine akademische Laufbahn nicht
beginnen. Doch bald kam er etwas ab vom geraden Pfad der exakten Wissenschaft. Sheldrake begeisterte sich
für Goethes Ideen einer ganzheitlichen Weltsicht und lebte in indischen Ashrams.
Schließlich formulierte er seine Theorie so genannter morphischer Felder, die angeblich Gedankenübertragung
möglich machen. Seine Kollegen im Gelehrtenstädtchen Cambridge reagierten mit mildem Spott. Wenn er
telefonieren wollte, sagten sie: "Wozu die Mühe? Mach es doch mit morphischer Resonanz!" Sheldrake ließ sich
nicht beirren und propagierte 1994 in seinem viel gelesenen Buch bescheiden "Sieben Experimente die, die Welt
verändern könnten". Seine Leser sollten als Amateurforscher übersinnlichen Fähigkeiten nachspüren und in
einfachen Versuchen beispielsweise testen, ob ihr Hund die Heimkehr seines Herrchens vorhersehen kann.

Unter den Do-it-yourself-Anleitungen fand sich auch das Anstarr-Experiment, das sich seither vor allem bei
Schulklassen in aller Welt großer Beliebtheit erfreut. Die Versuchsanordnung ist einfach: Die Schüler bilden
Paare, jeweils einer sitzt mit dem Rücken zum anderen. Auf ein Zeichen des Lehrers starrt der hintere dem
anderen zwanzig Sekunden lang auf den Rücken - oder auch nicht. Der vordere sagt dann, ob er angestarrt
wurde. Die Ergebnisse werden protokolliert und zwecks Auswertung zu Sheldrake geschickt.

Geheimnisvollen Effekt erklärt

Dieser meldet Erfolge in großem Stil, doch ein Team der Londoner Universität Middlesex widerspricht ihm. Die
Forscher um den Psychologen John Colwell konnten klären, warum sich der geheimnisvolle Effekt mal zeigt und
mal nicht. Dazu folgten sie Sheldrakes Anweisungen für das Experiment, die sie von einer Webseite des
britischen Wissenschaftsmagazins "New Scientist" herunter geladen hatten. Und tatsächlich konnten die
Teilnehmer zeitweise offenbar erkennen, wann sie angestarrt wurden. Doch sie schafften dies nur, wenn ihnen
nach jedem Versuch mitgeteilt wurde, ob sie richtig lagen. Ohne dieses Echo blieb es bei Zufallstreffern. Mit
Rückmeldung aber wurden sie im Lauf der Zeit immer besser.
Lernten sie vielleicht allmählich eine hilfreiche Taktik? Den Forschern kam ein Verdacht. Sie sahen sich
Sheldrakes mitgelieferte Listen genauer an, die vorgaben, bei welchem Durchgang die Versuchsperson
angestarrt wurde und bei welchem nicht. Verblüffender Befund: Die Reihenfolge war nicht wirklich zufällig,
was sie hätte sein müssen. Statt 50 Prozent enthielt sie nur 39 Prozent Wiederholungen, also Sequenzen, in
denen zweimal hintereinander gestarrt oder auch nicht gestarrt wird. Offensichtlich fanden die Versuchspersonen

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dies allmählich heraus. Fortan konnten sie ihre Trefferquote verbessern, indem sie Wiederholungen vermieden,
also nach einem Versuch mit Anstarren nicht noch einen Anstarrversuch erwarteten.

Geheime Regelmäßigkeiten

Das klappt natürlich nur, wenn die Forscher verraten, wie der letzte Versuch ausgegangen ist. Und nur in solchen
Versuchsreihen fand sich denn auch der Effekt. Das Verblüffendste dabei: Die Versuchspersonen haben die
geheimen Regelmäßigkeiten der Reihenfolge keineswegs bewusst wahrgenommen, wie Befragungen hinterher
ergaben. Sie glaubten wirklich, sie hätten das Starren wahrgenommen. Doch Psychologen wissen aus vielen
anderen Experimenten, dass Menschen derartige Regeln auch unbewusst erfassen können.

Dass diese Gabe auch diesmal hinter den Erfolgen stand, zeigte Colwells Team in einem weiteren Experiment
mit wirklich zufälliger Reihenfolge. Schon konnten die Versuchspersonen nur noch raten, wann sie angesehen
wurden. Sheldrake allerdings will sich nicht geschlagen geben. Vielleicht sei in dem zweiten Experiment nichts
herausgekommen, weil einer der Versuchsleiter als „Anstarrer“ agierte und seine "negativen Erwartungen sehr
wohl die Art beeinflusst haben könnten, wie er die Teilnehmer anstarrte". Ein Wissenschaftler zu dumm zum
Starren - sehr überzeugend klingt das nicht.

Sheldrake argumentiert auch, seine Anweisungen an die Laienforscher lauteten, "keine Rückmeldung zu geben".
Das trifft jedoch nicht immer zu. Zumindest eine Version seiner Instruktionen sieht Rückmeldungen zwar nicht
vor, verbietet sie aber auch nicht. Gerade Schüler dürften aber wissen wollen, ob sie richtig lagen. Warum sollten
ihre Kameraden als Versuchsleiter diese Neugier nicht stillen, solange es nicht ausdrücklich verboten ist?
Allerdings verwendeten die Hobbyforscher längst nicht in allen Versuchen die Listen mit den fehlerhaften
Sequenzen. Oft ließen sie auch eine Münze entscheiden, ob gestarrt wurde, was für eine unvorhersehbare
Reihenfolge sorgen sollte. Auch Rückmeldung gab es längst nicht immer. Bei einer Reihe von Versuchen saßen
die Angestarrten sogar auf dem Schulhof und wurden von innen durch geschlossene Fenster angestarrt. Doch es
könnten sich andere Fehler eingeschlichen haben. Einige Schulen meldeten zum Beispiel wesentlich mehr
Versuche, bei denen hingeschaut wurde, als andere - ein klarer Verstoß gegen die Regeln.

Colwell und seine Mitstreiter halten jedenfalls wenig von "Sheldrakes Armee revolutionärer wissenschaftlicher
Experimentatoren". Beim Gedanken, was sie alles falsch machen könnten, sehen die Kritiker "fürchterliche
Dinge auf uns zukommen, die wir nur schaudernd erwarten können". Für eine Fortsetzung des Streits ist also
gesorgt. Sheldrake hat bereits eine Kritik der Kritik an ihm verfasst. Colwell eine Kritik der Kritik der Kritik.
Beide sollen dieses Jahr erscheinen. Und natürlich kann jedermann weiterhin selbst mitforschen. Auf Sheldrakes
deutscher Webseite findet sich eine Anleitung - jetzt allerdings ohne Versuchssequenzen.

"Zum hochinteressanten Thema, ob man das Angestarrt werden spürt, arbeiten leider völlig unqualifizierte Affen."
Jochen Paulus

_____________________________________________________________________________________

von Rupert Sheldrake zu diesem Artikel

„Re: Tages-Anzeiger 25. Januar 2001, S. 42 J. Paulus: Die unbekannte Macht der Blicke“

Der Verfasser des Artikels "Die unbekannte Macht der Blicke" (25. Januar), J. Paulus, bezweifelt, dass die
Menschen es spüren, wenn sie angestarrt werden.
Die Fähigkeit, dies tatsächlich zu spüren, ist offenbar weit verbreitet. Umfragen in Europa und Nordamerika
ergaben, dass die meisten Menschen es merken, wenn sie von hinten angestarrt werden. Dass dieser Effekt
wirklich besteht, hat sich in Tausenden von Experimentaldurchläufen erhärtet, die ich selbst und andere
durchgeführt haben. Die Ergebnisse waren extrem signifikant.

Herr Paulus behauptet, diese Resultate seien nicht stichhaltig, und er gründet seine Argumente auf einen Aufsatz
britischer Skeptiker in dem ideologisch einseitigen Blatt!"The Skeptical Inquirer". Tatsache ist, dass diese
Skeptiker meine Ergebnisse bestätigten. Die von ihnen erhofften negativen Resultate erzielten sie erst, als einer
der Skeptiker selbst das Anstarren übernahm anstelle der Studenten.
Es wird weiter behauptet, die Versuchspersonen hätten in den erfolgreichen Versuchen unbewusst eine "geheime
Regelmäßigkeit" in einigen meiner Testsequenzen entdeckt. Dergleichen könnte nur zutreffen, wenn die
Versuchspersonen nach jedem Starren eine Rückmeldung erhielten, ob sie richtig oder falsch geraten hatten.
Doch Tausende von Versuchen ohne Rückmeldung ergaben dieselben positiven Ergebnisse, darunter Versuche,
bei denen die Teilnehmer durch geschlossene Fenster voneinander getrennt waren. Ähnlich positiv waren die
Ergebnisse, wenn die Versuchsabfolge per Münzwurf festgelegt wurde.
Paulus schreibt, die Kritiker "erwarteten schaudernd" die Ergebnisse weiterer Experimente, weil Schüler so viel
falsch machen könnten, wenn sie nach den Anleitungen auf meiner Website (www.Sheldrake.org) vorgehen.
Vielleicht fürchten sie in Wahrheit, die Ergebnisse könnten noch mehr Beweise für etwas liefern, wofür ihnen
jede Erklärung fehlt.

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Rupert Sheldrake, London

Leserbrief von Rupert Sheldrake

vom 26.01.2001 zu einem ähnlichen Artikel in "Die Woche" (Ausgabe 12. Januar 2001):

Der unheimliche Blick

von Jochen Paulus (Nr. 02/01)

In dem Artikel wird angezweifelt, dass die Leute es spüren, wenn sie angestarrt werden. Offensichtlich ist diese
Fähigkeit aber weit verbreitet. Eine Woche-Umfrage in Deutschland (22. September 1994) ergab, dass die
meisten Leute es spüren, wenn sie von hinten angestarrt wurden. In Tausenden von Versuchsdurchläufen -
durchgeführt von mir und von anderen - hat sich bestätigt, dass dem wirklich so ist.
Jochen Paulus behauptet irreführender Weise: "Wenn Skeptiker das Phänomen untersuchen, zeigt es sich meist
nicht." Tatsache ist, dass die von ihm genannten Skeptiker positive Ergebnisse erhielten, wenn sie Studenten
starren ließen. Erst wenn die Skeptiker selbst starrten, klappte es nicht und sie erhielten die von ihnen erwarteten
negativen Ergebnisse.
Der Vorwurf, ich übte "einen negativen Einfluss auf die wissenschaftliche Erziehung der an Forschung
interessierten Jugend aus", ist lächerlich. Ich fordere junge Leute auf, selbst Experimente durchzuführen.
Einzelheiten dazu finden sich auf meiner Internet-Homepage (www.Sheldrake.org). Und ich rate ihnen auch,
Behauptungen von Skeptikern skeptisch zu begegnen.

Rupert Sheldrake, London

Copyright:

www.sheldrake.org

Original:

http://www.sheldrake.org/deutsche/rituale.html

Literaturhinweise:
Rupert Sheldrake: Das Gedächtnis der Natur. Scherz Verlag, 8. Aufl., Bern 2000
Rupert Sheldrake: Das schöpferische Universum, Ullstein, 6. Aufl., München 2001
Rupert Sheldrake: Der siebte Sinn der Tiere, Scherz Verlag, 1. Aufl., Bern 1999
Rupert Sheldrake: Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten, Scherz Verlag, 3. Aufl., Bern 1994
Rupert Sheldrake: Denken am Rande des Undenkbaren, Piper Verlag, München 1995
Ervin Laszlo: Das fünfte Feld. Materie, Geist und Leben –Vision der neuen Wissenschaften, Bastei-Lübbe,
Bergisch-Gladbach 2000

Experimente zum Mitmachen

Mit der Veröffentlichung seines Buches „Sieben Experimente die, die Welt verändern könnten“ startete Rupert
Sheldrake eine Reihe von Experimenten, an denen sich jeder beteiligen kann. Es geht dabei um erstaunliche
Erlebnisse mit Tieren, Telepathie beim Telefonieren oder das Gefühl, angestarrt zu werden. Fragebögen,
Anleitungen und weitere Infos für die Mitmach-Experimente finden Sie auch in deutscher Sprache auf
Sheldrakes Homepage unter:

www.sheldrake.org/deutschehtml

.


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