50. Große prosaische Werke des deutschen Realismus.
- Drei Phasen:
programmatische Artikulierung und Abgrenzung gegen die Dichtung des VormÀrz und der romantischen Epigonen,
das dominante Paradigma der literarischen Kommunikation,
die Konfrontation mit dem Naturalismus und anderen Strömungen der Jahrhundertwende, die den Auftakt zur Moderne darstellten.
- Das Ziel der realistischen Literatur: nicht die Infragestellung moralischer Normen und sittlicher Werte, sondern ein „Schickliches Benehmen“ (/ Kritik an Romantik und Jungem Deutschland);
- Das Programm der realistischen Literatur:
die IdentitĂ€t von Ideal und Wirklichkeit; „in der Wirklichkeit die positive Seite [aufsuchen]” (Julian Schmidt);
alles abgelehnt, was diese IdentitĂ€t stören könnte (z.B. „ZufĂ€lle“, „HĂ€ßliches“, Amoralisches), es sei denn, dass dadurch positive Einstellungen konturiert werden N auf „das wirklich Ekelhafte“ verzichten, „was nicht in idealer Form dargestellt werden kann, hat ĂŒberhaupt nicht das Recht, kĂŒnstlerisch dargestellt zu werden“ (Julian Schmidt);
Ăsthetik + Ethik + Erkenntnistheorie = Realidealismus (Moritz CarriĂšre) N Schmidt, Freytag, Prutz;
SelbstverstĂ€ndnis der realistischen Programmatiker: Beginn einer klassischen Periode deutscher Literatur: „Um ein klassischer Dichter zu werden, reicht (...) große Begabung nicht aus: die Zeit, in der er lebt, muß ihm wirklichen, echten Lebensgehalt bieten.“ (Julian Schmidt)
- Natur, Kunst und die Rolle der „VERKLĂRUNG“
„VerklĂ€rung“ / „LĂ€uterung“ / „Idealisierung”
„Die reale Welt, sowohl die natĂŒrliche, wie die des Handelns ist wohl die Quelle der realen GefĂŒhle fĂŒr den Menschen; Die einfache Nachahmung des Realen wĂŒrde also das Ziel alles Schönen nur mangelhaft erreichen. Soll dies voll geschehen, so muß das Prosaische, das Störende von dem Bilde ferngehalten werden. Die Idealisierung hat eine reinigende und eine verstĂ€rkende Richtung; jene beseitigt die bedeutungslosen und störenden Elemente des Gegenstandes; diese verstĂ€rkt die seelenvollen. Damit wird die ideale Wirkung seines so erhöhten Bildes reiner, dichter, harmonischer und stĂ€rker, als die reale Wirkung des Gegenstandes in der realen Welt.“
- Der poetische Realismus:
fÀllt keineswegs mit dem Naturalismus zusammen;
Es handelt sich hier von einer Welt, die von der schaffenden Phantasie vermittelt ist, nicht von der gemeinen; sie schafft keine sogenannte phantastische Welt, d.h. keine zusammenhangslose;
im Gegenteil, eine, in der der Zusammenhang sichtbarer ist als in der wirklichen, nicht ein StĂŒck Welt, sondern eine ganze, geschlossene, die alle ihre Bedingungen, alle ihre Folgen in sich selbst hat;
das Handeln in dieser Welt, so greiflich und anschaulich es ist, ist ebenfalls durchsichtig; wir sehen notwendigen Zusammenhang mit der handelnden Gestalt;
Es ist eine ganze Welt; in Geschlossenheit so mannigfaltig wie das StĂŒck wirklicher Welt, das wir kennen;
- Novellentheorie:
hat es mit fertigen Charakteren zu tun, die, durch eine besondere Verkettung der
UmstĂ€nde und VerhĂ€ltnisse, in einen interessanten Konflikt gebracht werden, wodurch sie gezwungen sind, sich in ihrer allereigensten Natur zu offenbaren, also, daß der Konflikt, der sonst Gott weiß wie hĂ€tte verlaufen können, gerade durch die EigentĂŒmlichkeit der engagierten Charaktere keinen anderen Ausgang nehmen kann und muß;
- ErzÀhlformen im poetischen Realismus:
Roman, ErzÀhlung, Novelle
MĂ€rchenhaftes, Phantastisches, Essayistisches
Verwirklichung des Postulats, die Wirklichkeit nachzuschaffen aus dem gestaltenden Geist des Dichters (Otto Ludwig);
der Humor = dichterische Einbildungskraft - dem Einzelnen gelingt es, im Verzicht und in der Entsagung der Determinierung von außen zu entgehen (z.B. Wilhelm Raabes Der Stopfkuchen)
- Die Novelle: (siehe Novelle)
- Romantheorie:
Roman im Realismus = eine der wichtigsten Ausdrucksformen der modernen Literatur
Hegel: Roman = „moderne bĂŒrgerliche Epopoe“;
Womit soll sich der Roman beschÀftigen?
sucht die poetische Lebendigkeit da, wohin sie sich bei wachsender Vertrocknung des Ăffentlichen geflĂŒchtet hat: im engeren Kreise, der Familie, dem Privatleben, in der IndividualitĂ€t, im Innern.
Die Geheimnisse des Seelenlebens sind die Stelle, wohin das Ideale sich geflĂŒchtet hat, nachdem das Reale prosaisch geworden ist. Die KĂ€mpfe des Geistes, des Gewissens, die tiefen Krisen der Ăberzeugung, der Weltanschauung, die das bedeutende Individuum durchlĂ€uft (...): das sind die Konflikte (...) des Romans.
vor allem Bildungsroman:
Bildung in der eigentlichen Bedeutung von (körperlicher) Gestaltung oder Gestalt (Bild, Gebilde);
TĂ€tigkeit des Bildens (Unterrichtens, Erziehens) und zumeist fĂŒr das Ergebnis dieser TĂ€tigkeit, den geistigen Zustand;
Man unterscheidet materiale (Bereicherung oder Reichtum an Kenntnissen) und formale (BefÀhigung zum Auffassen, Beurteilen, Darstellen);
Auch spricht man von verschiedenen Bildungsidealen und demnach von christlicher, patriotischer, nationaler, humaner, humanistischer oder gelehrter, realistischer, Àsthetischer; Nach dem Bildungsgang endlich unterscheiden sich akademische und seminarische, Gymnasial- und Realschulbildung etc.
Daher: Bildungsanstalten, Schulen; Bildungs- (Volksbildungs-)vereine, Gesellschaften zur Verbreitung nĂŒtzlicher und erfreulicher Kenntnisse;