53. Bahnwärter Thiel als eine naturalistische Novelle.

• Um 1880 formiert sich der N. als Gegenbewegung zur sog. Gründerzeitliteratur;

• Stilistische Merkmale:

• Sekundenstil: Mit Hilfe naturwiss.Methoden soll die Realität möglichst  genau wiedergegeben werden;

• Nach Holz als Theorie des konsequenten Naturalismus bezeichnet, wählt der Literat:
       - einen Wirklichkeitsausschnitt
       - dann Wiedergabe auch der kleinsten Einzeleindrücke in  zeitlicher Folge;
       - Vielschichtigkeit; im Einzelnen werden komplexe Zusammenhänge thematisiert;

• Innerer Monolog und erlebte Rede:
       - seelische Vorgänge werden im Selbstgespräch zum Ausdruck gebracht
       - Ich - Form = innerer M.
       - Er - Form = erlebte Rede

• Formel des Naturalismus: Kunst=Natur-x (Kunst bildet Gesellschaft/Natur naturgetreu ab; Abweichungen   ergeben sich aus dem subjektiven Faktor (Künstler);

• totale Desillusionierung zu Schaffem;

• der dramat. Ausschnitt soll sich so glaubhaft darstellen, so dass sich die Zuschauer mit einem realen Problem konfrontiert glauben;

• Die Darstellung der Determination und Unfreiheit d. menschl. Lebens in Abhängigkeit von Vererbung und Milieu führt zu einem weitgehenden Verzicht auf die Darstellung von Handlung. Die Aufgabe des Dramas  besteht somit in der Beschreibung von Charakteren. Deshalb:

• analytisches Drama, welches von der Gegenwart ein zurückliegendes Ereignis beleuchtet, um die Bestimmungsfakfaktoren der Gegenwart zu verdeutlichen;

• bleibt das Ende des Dramas offen oder eine Katastrophe tritt ein;

• Milieuschilderung (anstatt der herkömmlichen Charakterisierung durch Handlung und Dialog); es wird eine vielfältige Dramensprache erforderlich, welche:

• die Herkunft der Personen verdeutlicht (sozial u. geographisch);

• die psychische Verfassung offen legen;

• Themen:

• aktuelle, gesellschaftliche Problemewerden thematisiert, wobei keine Beschönigung bzw. Tabuisierung erfolgt. die Schattenseiten der Industrialisierung werden dargestellt;

• es wird hingewiesen auf:

• Auflösung der gesellschaftlichen Moral (Zerstörung der Familie etc.);

• Frauenemanzipation, Vererbung, Liebe in Abhängigkeit vom Trieb, Gewalt, Darstellung des Unschönen, Krankheit, Geistesgestörtheit, Alkoholismus, Prostitution, Verfall, Armut; 

1892 Bahnwärter Thiel

• Handlungsverlauf:

• nach dem Tode seiner Frau heiratet Thiel, ein einsamer Mensch, eine dumpfe Magd, eigentlich nur um den Sohn Tobias versorgt zu wissen;

• diesen mißhandelt Lene nach der Geburt eines eigenen Kindes;

• mystisches Bild im Bahnwärterhaus, als seine erste Frau als Vision erscheint und ihn bittet, auf Tobias zu achten;

• Tod des Jungen, der, auf den Bahngleisen spielend, überfahren wird;

• Thiel erschlägt Frau und Kind und kommt geistig völlig verwirrt ins Irrenhaus;     

• beschreibt in seiner Novelle die Natur als Spiegelbild der Psyche. Die Geschichte ist einerseits naturalistisch genau und gleichzeitig ein Verweis auf den gefühlsbetonten Expressionismus, wobei die menschlichen Triebe das Vorherrschende seiner Gefühle sind;

• Die psychologisch lückenlose Darstellung des Bahnwärters entfaltet sich langsam aus Alltäglichem, dem Mileu und den Umständen. Hinzu kommen die Ankündigungen zukünftiger Ereignisse durch bestimmte Zeichen;

• Aufgebaut ist die Novelle in drei überschriftslose Kapitel. Er beschreibt streng chronologisch. Nur Träume bieten einen Rückblick auf Vergangenes;

• Sprachlich versucht Hauptmann sich an die genaue Beschreibung der Details zu halten. Er schreibt einfach und gegensatzreich. Zusätzlich verwendet er Methaphern und Symbole;

 

 

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