67528 Obraz1 (8)

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auch plótzlich in die Hande oder erlaubte sich andre Begei-sterungsausbriiche, stieG etwa laute gesungene Worte aus wie: „oooo, ha ha, hallo!“ Sonst aber war er sicherlich zn nichts andcrem in der Welt, ałs um schón zu sein, den Frauen zu gefałlen, die Kragen und Schlipse neuester Modc zu tragen, auch viele Ringe an den Fingern. Seine Untcrhal-tung bestand darin, daG er bei uns saG, uns anlachelte, auf seine Armbanduhr sah und Zigaretten drehte, worin er sehr gcschickt war. Seine dunklen schónen Kreolenaugen, seine schwarzen Locken verbargen keine Romantik, keine Pro-bierne, keine Gedanken - aus der Nahe bcsehen, war der schóne exotische Halbgott ein vergniigter und etwas ver-wóhnter Jungę mit angenehmen Manieren, nichts weiter. Ich sprach mit ihm iiber sein Instrument und iiber Klangfar-ben in derjazzmusik, er muBte sehen, daG er es mit einem alten GenieGer und Kenner in musikalischcn Dingen zu tun habe. Aber darauf ging er gar nicht ein, und wahrend ich, aus Hóflichkeit gegen ihn oder eigentlich gegen Her mine, etwas wie eine musiktheoretische Rechtfertigung des Jazz unternahm, lachelte er harmlos an mir und meinen An-strengungen voriiber, und vermutlich war es ihm vollig un-bekannt, daG es vor und auBerJazz auch noch einige andere Musik gegeben habe. Nett war er, nett und artig, hiibsch lachelte er aus seinen groGen leeren Augen; aber zwischen ihm und mir schicn es nichts Gemeinsames zu geben -nichts von dem, was ihm etwa wichtig und heilig war, kónnte es auch fur mich sein, wir kamen aus entgegenge-setzten Erdteilen, hatten kein Wort unsrer Sprachen ge meinsam. (Aber spater erzahlte mir Hermine Merkwiirdi-ges. Sie erzahlte, daG Pablo nach jenem Gesprach ihr iiber mich gesagt habe, sie móchte doch mit diescm Mcnschen recht sorgsam umgehen, er sei ja so sehr ungliicklich. Und ais sie fragte, woraus er das schlieGe, habe er gesagt: „Ar-mer, armer Mensch. Sieh seine Augen an! Kann nicht la chen!“)

Ais nun der Schwarzaugige sich empfohlen hattc und die Musik wieder anfing, stand Hermine auf. „Jetzt kónntcst du wieder einmal mit mir tanzen, Harry. Oder magst du nicht mehr?"

Auch mii ihr tanzte ich nun leichter, freier und fróhlicher, wcnn auch nicht so unbeschwert und selbstvergessen wie init jener andern. Hermine liefi mich fiihren und palJte sieli /.an und leicht wie ein Blumenblatt an, und auch bei ihr land und fiihlte ich jetzt alle jene bald entgegenkommen den, bald wegfliehenden Schónheiten, auch sie duftetc nach Weib und Liebe, auch ihr Tanz sang zan und innig das liolde lockende Lied des Geschlechts - und doch konnte ich auf dies alles nicht ganz frei und heiter antwortcii. konnte mich nicht vóllig vergessen und hingeben. Hermine stand mir allzu nah, sie war mein Kamerad, meine Schwe ster, war meinesgleichen, sie glich mir selbst und glich mci nem Jugendfreund Hermann, dem Schwarmer, dem Dich-ter, dem gliihenden Genossen meiner geistigen Ubungen und Ausschweifungen.

„Ich weifi es“, sagte sie nachher, ais ich davon sprach, „ich weifi es wohl. Ich werde dich zwar doch noch in mich ver-liebt machen, aber das hat keine Eile. Vorerst sind wir Ka-meraden, wir sind Leute, welche Freunde zu werden hof-len, weil wir einander erkannt haben. Jetzt wollen wir beide voneinander lemen und miteinander spielen. Ich zeige dir tnein kleines Theater, und lehre dich tanzen und ein bifi-then vergnugt und dumm sein, und du zeigst mir dcine Ge-danken und etwas von deinem Wissen."

..Ach, Hermine, da ist nicht viel zu zeigen, du weifit ja vicl tnehr ais ich. Was bist du fur ein merkwiirdiger Mensch, du Miidchen! Uberall verstehst du mich und bist mir voraus. Bin ich dir denn etwas? Bin ich dir denn nicht langwei-lig?"

Sie sah mit verdunkeltem Blick zu Boden.

„So hóre ich dich nicht gerne reden. Denke an den Abcnd, wo du kaputt und verzweifelt aus deiner Qual und Einsam-keit heraus mir iiber den Weg gelaufen und mein Kamerad geworden bist! Warum denn, glaubst du, habe ich dich da-mals erkennen und verstehen kónnen?"

„Warum, Hermine? Sag es mir!"

„Weil ich bin wie du. Weil ich gerade so allein bin wie du und das Leben und die Menschen und mich selber gerade •■o wenig lieben und ernst nehmen kann wie du. Es gibt ja numer einige soleher Menschen, die vom Leben das Hóch-ste verlangeni/nd sich mit seiner Dummheit und Roheit m hlecht abfinden kónnen."

.Ilu, du!" rief ich tief verwundert. „Ich verstehe dich, Ka-

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