86751 Kleidung & Waffen023

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des ungefahr eine Handbreit sichtbar. Das militari-sche Polsterwams hatte damit einen Zuschnitt und eine Lange, welche in der zivilen Modę erst rund 25 Jahre spater iiblich wurden. Damit gebiihrt dem „kurzeń knappen Kriegskleide ... die zeitliche Pri-oritat... vor der kurzeń Friedenstracht“.55

Wie wurde nun dieses der Unterkleidung zuzu-rechnende militarische Kleidungsstiick zum stili-stisch beherrschenden Element der Modę fur eine ganze Epoche? Paul Post schreibt iiber diese Mili-tarisierung der Mannertracht: „Dieser legćrcn Tracht wird sich der Ritter auf Marschen und im Lagerleben gewohnlich bedienen,... und so kann aus dem Notbebelf schlicBlieh die neue Tracht in ritterlichen Kreisen entstanden sein und sich von da aus auf die gesamte Modę iibcrtragen haben.“56 Dics allein erkliirt allerdings noch nicht, wieso sich die militarische Lagertracht ais Vorbild fur die neue zivilc Modę durchsetzen konnte. Zwei Faktoren sollen dabei eine wichtige Rolle gespielt haben: Erstens eine von mehreren Autoren festge-stellte fortschreitende Militarisierung der Gesell-schaft zu Beginn des 14. Jahrhunderts, vor allem in Frankreich und Italien. Diese Militarisierung sei zuriickzufuhren auf einen fast permanenten Kricgszustand, in Frankreich durch die flandri-schen Feldziige (1302 - 1328), die naeh einer kurzeń Atcmpause in den Hundertjahrigen Krieg zwi-schen Frankreich und England (1337 - 1453) iiber-gingen, und in Italien durch die andauemden Krie-ge und Biirgerkriege zwischen Guelfen und Ghi-bellinen, bzw. zwischen weiBen und sehwarzen Guelfen, die sich seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts durch die verstarkte Einmischung deul-scher und franzosischer Fiirsten weiter verscharf-ten. So bringt ein italienischer Chronist des 14. Jahrhunderts, Giovanni Villani, das Aufkommen der neuen Modę - die er im ubrigen stark kritisiert - mit der Ubernahmc der Regierung von Florenz durch Gautier de Brienne im Jahre 1341 in Verbin-dung.57

Zuschnitt und Yerarbeitung des Steppwamses

Die Verengung des Steppwamses wurde nicht durch eine einfache Taillierung des traditionellen Tunikaschnittes erreicht, sondern durch einen Wechsel vom zweiteiligen zum vierteiligen Rumpfteil und vom einteiligen zum mehrteiligen Armel. Bezeichnenderweise sprcchcn die zeit-gcnossischen franzosischen Texte vom pourpoint de ąuatre quartiers (= Steppwams aus vier Vier-teln).58 Wie bcreits an anderer Stelle erwiihnt, haben zwei vierteilige Wamser die Jahrhunderte uberdauert: das des franzosischen Kronprinzen Charles (VL) im kunsthistorischen Museum von

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