Kleidung & Waffen017

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Demnach war die gesellschaftliche Vorbildfunkti-on des Ritterstandes die Hauptursache fur die Nachahmung seiner Berufskleidung durch das Burgertum. Nachdem aber der franzdsische Adel durch bercits erwahnte Serie schwerer Niederla-gen gegen die Englander sein militarisches Presti-ge weitgehend eingebuBt hatte und die franzdsische Bevolkerung quer durch samtlichc Bcvolkc-rungsschichten am eigenen Leibe hatte erfahren miissen, wic wcnig erstrebenswert das Krieg-fiihren ais adlige Lebensform in Wirklichkeit war, verlor auch das militarisch kurze Kosttim fiir die meisten erheblich an Attraktivitat. Das kurze Ko-stiim wurde damit - zumindest voriibergehend -zum augenfiilligen Ausweis einer mit harter kor-perlicher Arbeit verbundenen Berufstatigkeit, sei es ais Soldner oder Handwerker. Der typische Krieger des ausgehenden 14. Jahrhunderts war nicht mehr die in der epischen und hofischcn Literatur zur hehren Lichtgestalt idealisierte Figur des turniercrprobten Ritters, der zu Ehren Gottes auf den Kreuzzug oder aus Liebe zu seiner Damę auf Aventiire hinauszog, sondern der in Scharmiitzeln und Beuteziigen kampferprobte Soldner adliger oder nichtadliger Abstammung, der einem bluti-gen Handwerk nachging, von dcm sich die An-gehorigen des Hofadels nicht zuletzt in der Klei-dung mehr und mehr unterscheiden wollten.

Da der franzdsische Konigshof und die mit ihm konkurrierenden Hofhaltungen der Prinzen konig-lichen Gebliits (Anjou, Berry und Bourgogne) in modischen Fragen tonangebend waren, wurde die-se neue Modę sehr bald zum allgcmeinen Trend. Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte. trug nun die houppelande statt der kurzeń Schecke, verzichtete auf das Schwert ais militarisches Symbol seines Standes und behangte sich statt dessen mit Gold und Edelsteinen. Die hdfi-schc Modę Frankreichs im ausgehenden 14. Jahr-hundert weist damit eine eindeutigc Tcndcnz zur „Entmannlichung“ auf. Etwas anders verhalt es sich im deutschsprachigen Raum einschlieBlich Bdhmens und Sudtirols, wo sich nach wie vor das kurze Ko stu m auch im hofischcn Milieu groBcr Beliebtheit erfreut, was man unter anderem auf zahlreichen Miniaturen derberuhmten Wenzelsbi-bcl und den cbcnso beriihmlen Fresken von Burg Runkelstein erkennen kann.

Engl. Franklin, um 1400, nach einem Grahmal in der Kirche von Tillhrook

s/w-Tafel I

Herjolfsnes, Mannerrock Nr. 63, um 1400

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