Kleidung & Waffen034

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Die mannlichen Kopfbedeckungen, Haar- und Barttracht

Wahrend man bis ca. 1310 anscheinend fast nie ohne Kopfbedeckung vor die Tiir ging - man denke an die Miniaturen des Grundstockmalers der Manessischen Liederhandschrift - war es ab ca. 1320 bis zum Ende des Jahrhunderts allgcmein iiblich, bei schónem Wetler barhauptig zu gehen. Selbst die weiBleinerne Bundhaube ais Minimal-kopfbedeckung kommt bei den oberen Schichten der Bevolkerung fast ganz auBer Gebrauch und ist meist nur noch auf Darstellungen von Bauem und Bettlern zu sehen. Auf Reisen und auf der Jagd war nach wie vor der hohe kegelstumpffbrmige Filzhut mit hinten aufgeschlagener Krempe be-liebt, der in einer niedrigeren Variante auch von Bauern getragen wurde (vgl. Abb.). Diese wurde nach vorn zu einer Spitze ausgezogen, was dem Hut in Frankreich den Beinamen chapel a bec (= Hut mit Schnabel) eintrug (Tafel A, Abb. 9). Bis-weilen erscheint das Kopfteil mit Pfauenfedern belegt.

Zur langen zeremoniellen Tracht wurde noch im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts ein Stoffhut mit

Umschlag getragen, der dem vom 13. Jahrhundert her bekannten nicht unahnlich war. Der Umschlag war allerdings nicht mehr generell mit Feli oder einem anderen Pelz, sondern oft auch mit einem farbig kontrastierendem (Scidcn-) Stoff iiberzo-gen. Bei Angchdrigen des Hochadels war der ebenfalls schon vorgestellte Fiirstenhut auch wei-terhin iiblich.72

Zu den Kopfbedeckungen zahlt ebenfalls die Gugel, die allerdings seit ca. 1320 nur selten mit aufgezogener Kapuze getragen wurde. In der Regel hing das Kopfteil auf den Riicken herab. Auf den zeitgenossischen Abbildungcn bis ca. 1335 bleibt der breite Schultcrkragen meist unter dem Ubergcwand verborgen, und man erkennt le-diglich an der unterschiedlichen Farbę, daB es sich um eine separate Gugel und nicht um eine an-genahtc Kapuze handelt. Im Zuge der Verengung des mannlichen Obergewandes ab 1335 trat auch der Schultcrkragen der Gugel wieder nach auBcn. Er erscheint nun breiter ais im 13. Jahrhundert und am unteren Rand in vielfiiltiger Form gezackt oder gezaddelt (vgl. Tafel A, Fig. 6 a und Tafel B, Fig. 2). Auch der Kapuzcnzipfel wurde immer langer, so daB er gegen Ende des Betrachtungszeitraumes bis iiber das GesaB, zum Teil sogar bis auf den Boden reichtc.

Um 1360 iibernehmen die Manncr von den Frauen (bei denen dies anscheinend schon friiher iiblich war) die Sitte, ihre Gugeln auf der Vorder-seite mit einem KnopfverschluB zu versehen. Unde dy jungę menner dr u gen a Ile meistlichen ge-kneuffte kogę In ais dy frauwen, unde dy kogeln werten by drifiig jar, da vurgingen sy.r* Bis ca. 1380 bleibt die angezogene, nach hinten zuriickge-schlagene Gugel mit ihrem breiten dekorativen Kragen unverzichtbares Teil der modischen Miin-nerbekleidung. Sie hat damit fur die Mannermode des 14. Jahrhunderts einen hoheren Stellenwert ais im 13. Jahrhundert, wo sie noch primar ais Wetter-schutz diente. Die in West-, Mittel- und Nordeuro-pa fast stiindig getragene Gugel, die den Hals weitgehend verdeckte und auch warm hielt, ver-hinderte auch, daB sich an der mannlichen Zivil-

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