alte Klappvisier einfach abgenommen und durch cin modernes „Hundeschnauzen“-Visier ersetzt.
In Deutschland, wo das mit einem cinzigcn, rnittig angebrachlen Schamier befestigte Klappvi-sier seit ca. 1350 relativ weit verbreitet ist, hat sich wahrscheinlich aus diesem Grund die „deutsche44 Variante des „Hundeschnauzen“-Visiers durchge-setzt. In den Fal len, wo der altc Heim keine Vor-richtung fur die Befestigung eines Klappyisiers oder eines abnehmbaren Nasals aufweist, rnuB man nur nachtraglich eine solche primitive Vor-richtung anbringen, um ihn fur die Ausriistung mit dem neuen Visier vorzubereiten. Diese Variante war anscheinend nur im Reichsgebiet (cinschlicB-lich Bohmen) verbreitet. weshalb damit ausgestat-tete Hundsgugeln, unabhangig vom Aufbcwah-rungsort, ais „deulsche“ Hundsgugeln bezeichnet werden. Der bekannteste und besterhaltene Vertrc-ter diescr Gattung bcfindet sich in der Waffen-sammlung der Veste Coburg (Abb. Tafel E).
In Deutschland bleibt man - glaubt man den Grabbildern - den rund getriebenen bzw. nur we-nig vorspringenden, eckigen Klappvisieren (ab 1370 meist fiinfeckig, vgl. Tafel E, Fig. 1) aller-dings noch langer treu, genauso wic man spiiter wiederum langer an der Hundsgugel festhalt ais in anderen Landem.
In Italien, wo man zwar - iihnlich wie in Deutschland - die Beckenhaube gerne mit einem abnehmbaren Nasal ausgcstattct hat, kann man sich anscheinend mit der deutschen Befestigung des Visiers durch das eine, rnittig angebrachte Vi-sier nicht anfreunden. Statt dessen greift man hier auf eine Befestigung zuriick, die sich auf italicni-schen Fresken (z. B. in San Gimignano) bereits Ende des 13. Jahrhunderts nachweisen laBt: nam-lich die durch zwei in Schlafenhohe angebrachte Drehbolzen. Um aber das sehr vorderlastige „Hun-deschnauzen“-Visier abnehmen zu kdnnen, fiigt man zwischen Drehbolzen und Visier Steckschar-niere ein, die von einem hcrausziehbaren Stift zu-sammengehalten werden. Auch diese Problemlo-sung war nicht vollig neu; denn im 1325 -28 ent-standenen Stundenbuch der Jeanne d’Evreux ist auf einer Miniatur deutlich eine Beckenhaube zu erkennen, dereń halbrundes „Affenschnauzen“-Vi-sier mittels solcher ,Schamiere’ befestigt ist.'21 Damit diese Stifte nicht verlorengehen, werden sie mittels kleiner Ketten am Visier befestigt.
Derart umgearbeitete Hundsgugeln sind oft dar-an zu erkennen, daB man die Locher der entfernten Nasalarretierung kurzerhand mit Nicten vcrschlos-sen bat. Ein weiteres Indiz fiir die Umarbeitung einer iilteren Beckenhaube zur Hundsgugel ist der bisweilen relativ groBe Abstand zwischen Helm-glocke und oberem Visierrand. Da alterc Becken-hauben in der Regel oberhalb der Stim relativ steil aufsteigen und sich das vordere Profil nur langsam zur Spitze hin kriimmt, muB beim Anbringen eines „italienischen" Visiers hier ein etwas breiterer Spalt bleiben, damit man es aufschlagen kann.
Gencrcll sind die alteren, umgearbeiteten Hundsgugeln - unabhangig von der Art der Visier-befestigung - daran zu erkennen, daB die Ilelm-glocken eine stumpfe Spitze aufweisen (also rriehr oder weniger eifórmig sind) bzw. die Spitze nur wenig nach hinten versetzt ist. Hingegen ist bei jiingeren Modellen eine mit der Zeit immer weiter nach hinten ruckende Helmspitze festzustellcn, so daB die Ruckwand der Helmglocke immer steiler wird. Diese Enlwicklung geht so weit, daB schlieBlich die Spitze senkrecht uber dem hinteren Helmrand zu liegen kommt bzw. sogar tiber diese hinausreicht. Die Helmglocke nimmt damit tatsachlich immer mchr die Form einer Gugel mit kurzem hochstehenden Zipfel an, was ja auch durch die Bezeichnung suggericrt wird.122 Einige Waffenschmiede gingen sogar noch weiter, indem sie die Spitze iiber den Rand nach hinten auszogen123 (vgl. Tafel G, Abb. 2).
Wahrend iiltere Hundsgugclmodelle aus der Zeit von ca. 1370 - 1390 stets ein Paar liegender, nach auBen leicht abfallender Visierschlitze und zusatzlich ein Paar Atcmschlitze in Mundhohe
Beckenhauben mit Yisier „Hundsgugeln44, 1370- 1410
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