Herzogin von Kleve, um 1400 (Foto: Rhein. Bildarchiv)
Wenn wir uns die Frauenbilder in der zeitgenossi-schen Kunst ansehen, so konnen wir zumindest fur Deutschland eine auffallige Diskrepanz zwischen den Darstellungen in weltlichen Handschriften und auf Grab- und Altarbildern feststellen. Da es sich in beiden Fallen um Frauen der adligen oder groGbiirgerlichen Oberschicht handelt - wer sonst konnte sich illuminierte Biicher, Grabmaler oder Altarbilder leisten stellt sich die Frage nach dem Grund fur diese unterschiedliche Darstel-lungsweise. Man kann meines Erachtens davon ausgehen, daB die Frauen auf Kunstwerken, die aus dem kirchlichen Bereich stammen - dem Ort der Aufstellung angemessen in der Kłeidung dargestellt wurden, die sie auch beim Kirchgang getragen haben. Weltliche Abbildungen wie die II-lustrationen zu hofischen Romanen oder Fresken in weltlichen Raumen (z. B. auf Burg Runkelstein in Siidtirol) zeigen die Frauen hingegen so, wie sie bei weltlichen Festen und Vergniigungen gekleidet waren.
Fur das beim Kirchgang getragene Gewand empfahl sich auf jeden Fali ein zurtickhaltender Schnitt ohne Dekolletierung und gute, aber unauf-fallige Stoffe. Der Wohlstand der Tragerin kam dann wohl vorwiegend im mehr oder weniger auf-wendig gestalteten Kopfputz aus feinem Leinen oder Seide zum Ausdruck. Gerade bei der Sonn-tagstracht wurden modische Ubertreibungen, wie z. B. eine zu hohe Anzahl von Stofflagen bei den Kruselern, auffallig gemusterte Damast- und Bro-katstoffe und reicher Schmuck, von der Kanzel s/w-Tafel VIII
Frauen-Rock (Cotardie)
Irland (Moy Bog) Ende 14. Jh.
46