aufkommt. Traditionell wurden die Beinlinge in der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts noch mit einem Riemen oder einem Zipfel am Unterho-sengiirtel festgebunden. Diese Befestigungsart hat nur den (empirisch bewiesenen) Nachteil, da6 in-folge der begrenzten Dehnbarkeit des Beinling-stoffes beim Gehen und vor allem beim Biicken Zug auf den Unterhosengiirtel ausgetibt wird, was dazu fiihrt, daB einerseits die Unterhose rutscht und andererseits der Beinlingstoff unerwiinschte Querfalten bildet, was unter den langen Gewan-dern des 12. und 13. Jahrhunderts nicht weiter storte. Je kiirzer aber die Oberbekleidung im Laufe der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts wurde, desto mehr riickten die Beinlinge ins Blickfeld. Eine neue Art der Befestigung wurde damit fur den modebewuBten Herren von Stand unumganglich. Die friiher nur bis zum Oberschen-kel reichenden Beinlinge wurden deshalb bis zur Hiifte verlangert, mit je sechs paarig angeordneten Lochem (vorne, hinten, an der Seite) versehen und mittels auf der Innenseite der WamsschoBe fest-genahter, zweiendiger Nesteln am Wams festgebunden (Tafel B, Fig. 2 und Abb. 7 - 8). Fur Deutschland sind diese neuen Beinlinge durch die Limburger Chronik fur das Jahr 1362 nachgewie-sen: hem ga ging auch an, daz di mannę sich hin-den, vornen unde beneben sich zu nestelden unde gingen hart gespannet.65 Da das Wams nicht nach unten rutschen konnte, waren somit die Beinlinge gegen ein Herabrutschen gesichert.66 Das bereits mehrfach erwahnte Steppwams des Grafen von Blois weist auf der Innenseite noch die Reste die-ser Nesteln auf, womit bewiesen ist, daB dieses Kleidungsstiick die Funktionen von Schecke (= Oberbekleidung) und Wams (= Beinlinghalter) in sich vereint.
Man kann daher auch nicht behaupten, daB von Anfang an die Schecke grundsatzlich langer ais das Wams war.67 Sie war es nur dann, wenn darun-ter ein Wams getragen wurde. In diesen Fallen war das Wams auch zum Teil erheblich kiirzer, da es ais reines Untergewand selbst beim Biicken unter der Schecke nicht sichtbar werden durfte. Ein sol-ches, unter einem zivilen Pourpoint oder einer Schecke getragenes Unter-Wams war in der Regel nicht gepolstert, sondern bestand lediglich aus zwei Lagen Leinen- oder Baumwollstoff.
Die gewohnliche Schecke des einfachen Biir-gers und kleinen Adligen bestand natiirlich nicht aus Seide, Samt, Damast oder Brokat, sondern aus einem meist einfarbigen Wollstoff, der mit Leinen gefiittert war. Gelegentlich, vor allem im militari-schen oder paramilitarischen Bereich, kam die Schecke auch in mi-parti vor, d. h. der Lange nach in zwei verschiedenfarbige Halften geteilt. Bei einer gepolsterten Jacke aus Wolltuch muBten die Steppnahte nicht unbedingt auch von auBen sichtbar sein. Harmand prasentiert ein Muster, bei dem lediglich die zwischen zwei Leinenschichten lie-gende Polsterung abgesteppt und das ganze so ent-standene Innenwams nur an den Randem mit dem auBeren Wollstoff vemaht ist.
Burgerliches Ehepaar um 1370 Grabmal im Frankfurter Dom
33