87072 Kleidung & Waffen020

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engl.fustian). Dancbcn hat es in bestimmten Mi-lieus und fiir bestimmte Zwecke, nachweislich seit der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts, auch immer Unterhosen aus anderen Materialien gegeben: die seidenen Unterhosen des franzosisehen Hochadels oder die hirschledernen Reitunterhosen von Rit-tern und anderen Berufsgruppen, die viel zu Pferd unterwegs waren. Gleiehzeilig mit der Durchset-zung des kurzeń Kostums in Frankreich um die Mitte des 14. Jahrhunderts erscheinen erstmals auch farbige Unterhosen in den zeitgenossischen Berichten. So trugen bei der Hochzcit Konig Karls von Navarra mit Johanna von Frankreich im Jahre 1352 die franzosisehen Prinzen Unterhosen aus scharlachrotem Zendal (ein Seidenstoff), die mit (weiBem) Leinen gefUttert waren.^

Neue Beinkleider: Bereits um 1365 hatten Wams und Schecke eine Kiirze erreicht, die scheinbar kaum mehr zu liberbieten war, wurde doch schon damals von den Kritikern der neuen Modę festgestellt, daB die Rbcke (= Scheckcn) der jungen Manner so kurz seien, daB ihre Trager beim BUcken GesaB und Schamteile entblbBten.40 Trotzdem wurden Wamser und Seheeken bis zum Ende des Jahrhunderts nochmals um rund eine Handbreite verkiirzt, so daB man nicht erst beim BUcken Hintern und Schambereich dem Betrach-ter offenbarte. Nun bietet eine auch nur partiell of-fen getragene Unterhose nicht unbedingt einen be-sonders eleganten Anblick, selbst wenn man Aspekte wie Hygiene und Schamgefuhl auBen vor laBt. Man war daher - zumindest im hbfischen Be-reich - bestrebt, die Unterhose dem Blick des Be-trachters zu entziehen, wozu man in einem ersten Schritt die „geschwanztcn Beinlingc“ (frz. chaus-ses a queues) erfand. Bereits das Steppwams des Grafen von Blois aus der Zcit vor 1364 weist 7 zweizipflige Zungen (frz. estaches) zur Befesti-gung der Beinlinge auf. Eine davon (in der Ruckenmitte) fixierte die Schwanze (frz. ąueues) der beiden Beinlinge, so daB sie sich im Bereich des GesaBes zumindest leicht iiberlappten. Ais nachstes nahte man die Beinlinge im .Schritt zu-sammen. Jetzt lag die Unterhose nur noch im Schambereich offen. In der bohmisch-deutschen Modę behalf man sich voriibergehend damit, daB man das Wams oder die Schecke vorne und hinten in der Mitte nach untcn zu einer Spitze auszog, was fur den Betrachter zeitgenossischer Bilddoku-mente den Nachteil hat, daB er nicht feststellen kann, ob, bzw. ab wann die darunter getragenen hosen mit einem Hosenlatz versehen sind; derm erst durch die Hinzufugung eines Latzes, der auf der Vorderseite die Liicke zwischen den Bcinlingcn schlicBt, cntsteht eine allseits geschlos-sene „Strumpfhose“ (Tafel A, Fig. 6a und 6b).

Somit ist die Erfindung des Hosenlatzes, ob-wohl es sich dabei ja nur um ein unscheinbares, klcincs Stoffstiick handelt, von fundamentaler Be-deutung fiir die Entwicklung der abendlandischen Mannerhose; denn erst in dem Moment, wo die zusammengenahten Beinlinge damit versehen sind, kann man von einer (Strumpf-)Hose spre-chen. Zu literarischer Bcdcutung gclangte der Hosenlatz allerdings erst in der Renaissance, ais er sich zur Schamkapscl wandelte und - ausgepol-stert und aufgebauscht - zum Symbol einer ag-grcssiv-plakativen Mannlichkeit wurde. Dies fiihr-te dazu, daB sich sogar beriihmte Schriftsteller wie Franęois Rabelais mit ihm beschaftigten. Die ersten schriftlichen Belege fiir den Hosenlatz sind dagegen eher sparlich, was die exakte Datierung seiner Einfuhrung erschwert. Unbestritten ist in der kostumkundlichen Literatur, daB ein Zusam-menhang mit der Einfuhrung des kurzeń Manncr-kostiims besteht, strittig hingegen der exakte Zeit-punkt. Wahrend Boucher41 diesen auf ,,vor 1371“ ansetzt, liegt er laut Harmand in der Zeit zwischen 1380 und 1404,42 wobei er das letzte Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts favorisiert. Seine nicht kunsthi-storisch, sondern philologisch fundierte Argumen-tation ist von allen die ausfuhrlichste, weshalb sie

s/w-Tafel III

Geschlossene Beinlinge, 1380- 1480

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