brauch (bei einem Saumumfang von angeblich ca. 5,50 m)61 und das aus ca. 1000 Eichhomchenfellen bestehende Pelzfutter, wozu bei besonders prunk-vollen Exemplaren noch die schwergewichtigen Stickereien traten, war die houppelande ein Ge-wand, das seinen Trager zu langsamen und wiirde-vollen Bewegungen zwang und ein forsches, mi-litarisches Auftreten geradezu unmoglich machte. Hierzu paBt auch, daB man zu diesem Gewand im Gegensatz zur Schecke oder zur kurzeń oder mit-tellangen houppelande weder Dolch noch Schwert trug.
Die houppelande d chevaucher war in der Re-gel mittellang und endete etwas unterhalb der Knie oder in Wadenhohe. Sie war das typische zi-vile mannliche Reitgewand der Zeit und trat ge-wissermaBen die Nachfolge des gardecorps62 an. Sie war vorne offen und hinten bis hinauf in den Schritt geschlitzt. Manche Exemplare wiesen auch an den Seiten Schlitze auf. Meistens waren sie mit einem hohen Stehkragen versehen und kontrastfar-big mit Leinen bzw. Seide oder Pelz gefiittert sowie mit Pelz verbramt. Es gab aber auch kragenlo-se Varianten mit V-Ausschnitt, welche den Kragen des Wamses oder der Schecke sichtbar lieBen (sie-he Abb.).
In Deutschland, wo das Wort houppelande nicht nachgewiesen ist, erscheint ungefahr zur gleichen Zeit das Wort tappert ais Bezeichnung fur ein Gewand unterschiedlicher Lange mit langen, weiten Armeln. Der modische Tappert des spaten 14. und friihen 15. Jahrhunderts ist damit nicht zu ver-wechseln mit dem Herolds-Tappert, einem kurzeń, kreuzformigen Uberwurf. In der Limburger Chro-nik steht unter dem Jahr 1389: Item in dien selben geziden gingen frauwen, jungfrauwen unde mannę, edile unde unedile, mit tapperten unde hatten die mitten gegordet, die gortel hiji man dusinge, unde di mannę drugen si lange unde kórz, wi sie wolden, unde machten daran lange grofie wide stuchen endeils uf die erden. (stuchen = Armel) Wie die Houppelande war also auch der Tappert zumindest in seiner langen Version kein ge-schlechtsspezifisches Gewand, sondern wurde auch von Frauen getragen. Der von Mannern ge-tragene, lange deutsche tappert weist gegeniiber der mit ihm vergleichbaren aber nicht identischen langen franzosisch-englischen houppelande einige Besonderheiten auf, die man besonders gut auf den Tafelbildern des Wildunger Altars Konrads von Soest, die Anfang des 15. Jahrhunderts ent-standen sind, studieren kann (siehe Abb.). Zum ei-
Houppelande a chevaucher, franzosisch (British Museum, Ms. Harley, 4431 fol. 144)
Tappert
(Wildunger Altar)
39