Kleidung & Waffen052

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te ais auch der halbkreisformige hintere Rand ge-krauselt. Der Unterschicd zur crsten Grundvarian-te besteht vor allem darin, daB die Riischen an der Vorderkante in Hohe des Halses unterbrochen sind, was ein Umbiegen und Aufliegen des Kruse-lers auf den Schultern ermoglicht. Diese Form wird in der Literatur auch ais Kleeblattkruseler be-zeichnet.

Die dritte Grundform schlieBlich wird in der ko-stiimkundlichen Literatur ais Risenkruseler bc-zeichnet. Sie besteht aus zwei Teilen: einem mehr-lagigen gekrauselten Schleier gcmafi Variantc 1 A, der das Gesicht umrahmt, und einer mehrlagigen Rise, dereń untere Randcr ebcnfalls gekrausell sind (vgl. Tafel D, Abb. 9). Der Risenkruseler folgt damit der gegen Ende des 14. Jahrhundcrts gerade in Deutschland allgemein feststellbaren Tendenz hin zu einer starkeren Verhullung der Korperformen. Der Risenkruseler erseheint erst-mals in den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts auf Abbildungen und wird bis ins 15. Jahrhundert hin-ein getragen. Allerdings ist auf keiner Abbildung zu erkennen, wie die Rise auf der Riickseite aus-sieht, d. h. ob sie dort zusammengenaht oder le-diglich mit Nadeln zusammengesteckt ist. Uber-haupt seheint sieh noeh niemand Gedanken darii-ber gemacht zu haben, wie ein solcher „Stehkra-gen“, der teilweise iiber das Kinn reicht, zum Hal-ten gebracht werden kann. Hier konnte nur ein praktischer Versuch Aufschliisse iiber die Kon-struktion bringcn.

Ab den 3()er Jahren des 15. Jahrhunderts wird der Kruseler vor allem in den Niederlanden mit einer Hdrnerfrisur kombiniert. Ais einer der Haupt-bestandteile der Hornerhaube hat sich der Kruseler in der bauerlichen und kleinburgerlichen Tracht bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts gchalten.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts tauchen auch in der Damenmode kranz- oder turbanformige Wulsthauben auf, die im Gegensalz zu den ent-sprcchcnden Kopfbedeckungen in der Herrenmo-de keine Ahnlichkeit mit aufgerollten Gugeln mehr haben, da bei ihnen sowohl der zum Behang mutierte Gugelkragen ais auch der zur Sendel-binde umgewandelte Gugelzipfel fehlen. Diese Wulsthauben bestehen entweder aus einem dicken, mit uiwersponnener Wollc, Baumwolle oder Seide ausgestopften Sloffschlauch, der mit Perlen und Edelsteinen bestickt ist, oder aus mchreren diinnen Stoffschlauchen in unterschiedlichen Farben, die miteinander verflochten oder verdreht sind und ebenfalls mit Perlen und Edelsteinen bestickt sein kdnnen (Tafel D. Abb. 5). Zusatzlich kann iiber der Stirn eine Agraffc angebracht sein, in der eine oder mehrere StrauBen- oder Reiherfedern sle-cken. Daneben gibt es auch Wulsthauben, die mit gezattelten Stoffstreifen umwickelt oder mit Stoff-schuppen tannenzapfenartig bedeckt sind. Ais letz-te Variante warc noch der Pelzturban zu erwahnen, der ebenfalls mit einem Federbusch geschmiickl sein kann (Tafel D, Abb. 6).

Die Hornerhaube ist in Frankreich, Burgund und - mit einiger Verzógerung - auch in England und Deutschland bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts die am haufigsten anzutreffende Damenkopf-bedeekung des Spiitmittelalters. Sie ist in unter-schiedlicher Form und Ausstattung sowohl im biir-gerliehen ais auch im hofischen Milieu anzutref-fen. Kiihnel definiert sie ais „extravaganten weib-lichen Kopfputz, der zwisehen 1380 bis 1460 in Form von zwei steilen oder flacheren hbrnerarti-gen Kegeln getragen wird. Die Festigung erfolgt auf unterschiedliche Weise, etwa mittels eines run-den Wulstes oder einer ebenso geformtcn Netz-haube. Uber diese Horner legi man einen losen Schleier, der mit mehrfachen Riischen besetzt sein kann.4417 Ais Vorlaufer der Hornerhaube sieht er die atours (von mfrz. atorner/atourner = schmiicken), worunter scincr Mcinung nach „hor-ncrartig aufgestecktes Haar, das mit Gold- oder Brokatstoff in Form von Bandem oder mit einem

s/w-Tafel X

Horner- und Wulsthauben, 1400 - 1420

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