Der Giirtel, der sowohl in der militarischen ais auch in der zivilen Bekleidung wahrend des ganzen Mittelalters zu den wichtigsten Accessoires zahlt, erfahrt gerade im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts in seiner Bedeutung fur die hófische Modę eine weitere Aufwerlung. Kein Abschnill des Mittelalters kennt so viele verschiedene Giir-teltypen wie das ausgehende 14. Jahrhundert: Tail-len- und Huftgiirtel, lange und kurze, schmale und breite Giirtel, solche mit Schnął len- und solche mit HakenverschluB, Giirtel aus einem weichen Materiał wie Leder oder Stoff oder solche ganz aus Metali.
Zu den bercits bekannten Gurtelarlen treten neue hinzu, so z. B. ais deutsche Besonderheit der du-sing, ein mit Glockchen und/oder Schcllen (mhdt. dusen) behangener Giirtel, der entweder um die Taille gegiirtet oder ais Bandclier quer iiber Bi ust und Riicken hangend getragen wird; auBerdcm der franzosische demi-ceint (= Halbgiirtel), ein kurzer Giirtel ohne das iibliche lang herabhangcndc Rie-menendc, den man nicht mittels Schnalle sondern mittels Haken und Kctte schlieBt. Neben den brei-ten, plattenverzierten Rittergiirteln, die seit ca. 1335 stets auf der Hiifte getragen werden, findet man Ende des 14. Jahrhunderts auf Abbildungen und bei den noch erhaltenen Originalen vermehrt einfache, relativ schmucklose, breite Giirtel mit runden oder rechteckigen Doppelrahmenschnal-len, dereń slarkcre Yerbreitung m. E. im Zusam-menhang mit dem Aufkommen der houppelande gesehen werden muB. Sie werden von den Man-nern in der Taille, von den Frauen unterhalb der Brust angelegt. Frauen tragen diesen breiten houp-pelande-Giirtel oft mit der Schnalle auf dem Riicken, so daB die Schmuckfunktion von Schnalle und Riemenendbeschlag gegeniiber rein funk-tionalcn Aspekten zurucktritt.
Sowohl bei den langen schmalen, ais auch bei den breiten kurzeń Giirteln gibt es Tragevarianten und die Móglichkeit der Kombination mit einem zweiten, andersartigen Giirtel. So dient gerade der breite, aufwendig verzierte, auf der Hiifte getra-gene „Rittergiirtel“ in erster Linie ais Dekorations-stiiek, an dem allenfalls der Dolch befestigt ist. Die Schwertscheidc wird meist von einem einfa-chen schmucklosen Wehrgehange gehalten.
Dieser Rittergiirtel ist ais adliges Standesabzei-chen oft mit heraldiseh verzierten Beschlagen bc-setzt, die im Laufe der 2. Halfte des Jahrhunderts immer groBer und massiver werden. Zuletzt sind sie so groB und so dicht aneinandergereiht, daB vom Tragermaterial kaum noch etwas zu schen ist. Neben heraldischen verzierten Beschlagen sind vor allem solche mit vierpaBfdrmigen Ornamenten ohne Wappen und Rosetten beliebt. AuBerdem kommen Platten in Form von Lowcnmaskarons
42