Das Wort hopelande erscheint erstmals in einem altfranzósischen Text, der um 1280 entstanden ist, allerdings ohne daB dessen Autor eine genaue Be-schreibung des betreffenden Kleidungsstiickes gibt. Die nachsten Belege, die Stella Mary Newton gefunden hat,57 stammen bereits aus der 2. Halfte des 14. Jahrhunderts. Danach wird die houppelande erstmals in dem Gedicht „Le confort d’ami“ er-wiihnt, welches Guillaume de Machaut 1357 dem Konig von Navarra, Charles le Mauvais, widmete. Der nachste Beleg ist eine Rechnung aus dem Jah-re 1359, in der es um Kleidungskaufe des in Eng-land gefangenen franzosischen Konigs Jean le Bon geht. Haufiger taucht der Begriff seit dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts auf, wobei der zeitgenossische Geschichtsschreiber und Dichter Jean Froissart (1337 - ca. 1405) in seiner ersten „Pastourelle“ (= Hirtengedicht, entstanden um 1370) im Zusammenhang mit der houppelande von einer „nouvelle maniere", also von einer „neuen Art“ spricht.58 Bemerkenswert an diesem friihen literarischen Beleg ist der Umstand, daB hier neben anderen auch der Schafer eine houppelande tragt, dieses Kleidungsstiick demnach von allen Klassen und nicht nur den Reichen getragen wurde. Aus demselben Text wird aber auch deut-lich, daB man fur die Anfertigung einer houppelande neuer Art mehr Stoff benotigt, ais sich ein armer Schafer leisten kann.
Die houppelande (engl. houpland/houpelond)59 fur Manner - wie bereits in der Einleitung gesagt, gab es auch eine fur Frauen - war ein so abwechs-lungsreicher Gewandtyp, daB es unmoglich ist, im Rahmen dieses Buches alle ihre Erscheinungsfor-men in der gleichen Ausfiihrlichkeit zu behandeln. Allen Varianten gemeinsam ist die im Gegensatz zur korpernah geschnittenen Schecke auffallende Weite und der daraus resultierende reiche Falten-wurf. So laBt sich die houppelande am ehesten ais ein weites Obergewand von unterschiedlicher Lange mit weiten Armeln definieren. Letztere kommen ais Beutel-, Sack-, Hangę-, Trichter-, Tii-ten- oder Trompetenarmel vor.
Von der Lange her lassen sich drei Grundvari-anten unterscheiden: die kurze, bis zum Schritt reichende oder iiber den Knien endende; die mit-tellange, bis zur Wadenmitte gehende und die lan-ge, die bis zu den FuBknocheln oder bis auf den Boden reichte und haufig auch bei den Mannern mit einer Schleppe versehen war. Sie hatte auf der
Mittellange Houppelande (frei nach Viollet-le-Duc)
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