Vorderseite entweder (bei der kurzeń und der mit-tellangen Version) einen kurzeń Schlitz zur Erwei-terung des Halsausschnittes oder war (bei der lan-gen Version) durchgehend zweigeteilt. Der Ver-schluB erfolgte selten durch Knópfe, sondern mei-stens durch unsichtbare Haken und Ósen, wobei die lange mannliche houppelande im Gegensatz zur weiblichen (auBer bei Klerikern) vom Schritt an abwarts meist offen blieb. Wurde die lange houppelande ais Reitgewand getragen (wie z. B. auf dem Mai-Bild der „Tres Riches Heures du Duc de Berry“), wieś sie auch hinten einen Schlitz auf. In Taillen- bzw. Hiifthdhe wurde der reichlich be-messene Stoff so zusammengerafft, daB sich breite und tiefe Falten bildeten, die das Gewand in der Senkrechten gliederten (Tafel B, Fig. 2 und 4). Wie fast alle mittelalterlichen Obergewander war auch die houppelande grundsatzlich gefiittert: die der einfachen Burger mit Leinen im Sommer und preiswerten Pelzen im Winter und die der Adligen und hohen Kleriker mit Seide im Sommer und kostbaren Pelzen im Winter.
Der Saum und (bei Trichterarmeln) auch die Armeloffnungen waren meistens gezattelt. Dabei konnten die Zatteln direkt in den Gewandstoff ge-schnitten sein oder aus andersfarbigem Stoff ge-schnitten und aufgenaht: z. B. rot-weiB gestiickte Zatteln auf eine blaue houppelande. Bei den friihen houppelandes aus der Zeit zwischen ca. 1380 und 1410 findet man diese kontrastfarbigen Zatteln nicht nur an den Randem von Rocksaum und Armelumschlagen, sondern auch entlang der unteren Armelnaht. Da die Armel in der Regel tiberlang waren, wurden sie umgeschlagen, so daB das kontrastfarbige Seiden- oder Pelzfutter besser zu sehen war. Neben den bodenlangen trichterfor-migen Hangearmeln finden wir - wie bei den gleichzeitig getragenen Schecken - auch Beutel-oder Sackarmel, auBerdem lange, pelerinenartige Scheinarmel, die nur iiber den Schultern angenaht sind. Die ab ca. 1410 nachweisbaren herabhangen-
Kurze Houppelande mit pelerinenartigen Scheinarmeln (Bildteppich um 1400, Louvre, Paris)
den beutelformigen Hangearmel hatten in der Armbeuge je einen, meist pelzverbramten, senkrechten Schlitz und an den Handgelenken eine zweite, ebenfalls mit Pelz verbramte Óffnung, bzw. ein Biindchen.
Grundsatzlich galt: je vornehmer der Trager, de-sto weiter das Gewand; denn neben der Stoffąuali-tat war vor allem die Weite und damit der Stoff-verbrauch das wichtigste Indiz fur den sozialen Stand des Tragers. Schnittechnisch basiert die houppelande auf einem Halb- bzw. Dreiviertel-kreis,60 der wiederum in mindestens vier breite keilformige Segmente (2 Yorder- und 2 Ruckentei-
Kurze Houppelande (John Foxton: Liber Cosmographiae 1408, Trinity Ms. R. 1521, fol. 35v)
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