Turco-Graeca
CRISTINA FENE$AN
Die Zahlung des Harac’ bedeutete im politisch-juristischen System der Osmanen den Obergang eines Staates unter dereń Schutzherrschaft. Verstanden wurde darunter auch die sogennate Steuer der Scharia, d.h. die von der erobemden . muslimischen Gemeinschaft den Unglaubigen auferlegte Abgabepflicht Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde der Harac zur offiziellen Unterwerfiingsobliegenheit der Walachei und Moldau1, ab 1541 auch die des Furstentums Siebenbiirgen. Ais eine Staatspflicht hatte der Harac einen relativ stabilen Betrag und periodischen Charakter, zugleich aber auch einen zweideutigen Sinn, der sowohl auf die Vorschriften des Korans ais auch auf die in Zusammenhang mit dem Leben des Profeten Muhammad bestehende TraditionCTWAs)2 zuriickzufuhren war. Den Koranvorschriften gemass, hatte der immerwahrende Krieg gegen die “Unglaubigen” (Cihad) den Zweck, die Tributpflicht in der Form einer Grundsteuer {Harac) und einer Kopfsteuer (Cizfye) aufzuzwingen. Unterschiedlich im Wesen und Inhalt begann man im Laufe der Zeit den von den nichtmuslimischen Untertanen den muslimischen Gmndbesitzem schuldigen Harac immer mehr mit der Ciziye zu verwechseln3, der Kopfsteuer die dem muslimischen Staate von den “unglaubigen” Steueizahlem entrichtet wurde. Diese Konfusion war eine Folgę der zwei bestehenden //arac-Formen: einerseits des Harać fur den Boden {Harac-i arazi), andererseits aber des personlichen Harac {Harac-i ruus), so wie diese von den Rechtsgelehrten Abu Hanifa und Abu Yusuf Ya’kub erwahnt werden4. Und eben diese Konfusion
1 Siehe M. Guboglu, Le tribut paye par les Principautes Roumaines a la Porte jusqu'au debut du XVI€ siecle d 'apres les sources turąues, “Revue des Ćtudes Islamiąues”, 1,1969, S .49-80; Al. Grecu (P. P. Panaitescu), Pe marginea folosirii izvoarelorcuprmrela supunerea MoIdovei la tributul turcesc (Vasluif 1456), “Studii”, 3, 1952, S. 187-198; S. Gorovei, Moldova in “Casa Pdcii". Pe marginea izvoare!orprivindprimul secol de relafii moldo-otomane, “Anuarul Institutului de Istorie ęi Arheologie A. D. Xenopol, Ia§iM, XVII, 1980, S. 629-667; T. Gemil, Romami$i Otomanii in secolele XIV-XVI, Bucureęti, 1991, S. 25-35; 211-217.
2 F. A. Belin, Fetoua relatifd la condition deszimmis etparticulierement des chretiens enpays musulmans, depuis I 'etablissement de 1’islamisme jusąu 'au milieu du VIIP siecle de 1’hegire, traduit de Tarabe, “Journal Asiatiąue”, XVIII, 1851, S. 18.
3 Die terminologische Konfusion Harac-Ciziye aus der Zeit des Friihislams verschwindet auch spater nicht vollkommen. Baladuri, Abu Yusuf Ya^ub und Mawardi bedienen sich noch des Wortes Harac um auf die Kopfsteuer hinzuweisen. Die Grundsteuer wird mit dem BegrifF gi- ziyat al-ard (Kopfsteuer der Erde) bezeichnet. Siehe A. Fattal, Le statut legał des non-musulmans en pays de l Islam, Beyrouth, 1958, S.292, 293,294, 297.
4 Abu Yusuf Ya’kub, Le livre de 1'impót foncier (Kitab e-kharadj), Obersetzung von E. Fagnan, Paris, 1921, S.203.
Rev. Etudes Sud-Est Europ., XXXIV, 1-2, p.97-106, Bucarest, 1996