Der Harac Siebeniirgens 103
Fiirst Bethlen verstand es andererseits sehr geschickt, den durch die Pforte seit 1601 sich periodisch wiederholenden Prazedenzfall eines Harac-Nachlasses zu seinem Nutzen einzusetzen. So erwirkte er 1617 eine mehijahrige //arac-Befreiung fur Siebenbiirgen, zu dereń Gunsten folgende Argumente spielen mussten:
- die von ihm 1616 ausgegebenen mehr ais 200.000 Thaler, um der Pforte durch Waffengewalt die geforderte Festung Lipova (Lippa) iibergeben zu konnen.
- die fur Siebenbiirgen erdriickende finanzielle Pflicht anlasslich der Feldziige des Iskender Pascha nach der Moldauund nachPolen (1616-1617).
- der aus der Regierung Siileyman des Gesetzgebers bestehende Brauch die Harac-Entrichtung und die Aussendung von Militarhilfe dem siebenbiirgischen Fiirstentum nicht zu gleicher Zeit aufzugeben36.
Das Unvermogen der leibeigenen Bauem ihren Steueipflichten nachzukommen und auch den militarischen Dienst zu venichten hatten den Sułtan von der Notwendigkeit einer Harac-Befreiung iibeizeugen miissen. Einige zeitgenossische Quellen erwahnen sogar ein formelles diesbeziigliches Versprechen des Sultans37. Dieses entbehrte aber jeglicher Grundlage und erwies sich auch ais vollkommen wertlos, indem Grosswesier Karaka$ Mehmed Pascha am 29. August 1619 die dringende Einsendung des siebenbiirgischen Haracf ais Anerkennungszeichen der osmanischen Obeihoheit vom Ftirsten Bethlen forderte38. Aus der Sicht des Eingreifens Bethlens in den Dreissigjahrigen Krieg, bezieht die Erfiillung dieser Vasallitatspflicht einen betont politischen und diplomatischen Charakter, der auch der siebenbiiigische Fiiist bis zu letzt willig wurde, um fiir seine militarische Handlunger. freie Hand zu bekommen. Obrigens setzte aber die siebenbiiigische Diplomatie 1620 bis 1625 ihre Bemiihungen fort, damit dem Land die Zahlung eines Harac von nur 10.000 Goldgulden aneikannt werden wiirde und auch um zeitweilige //arac-Nachlasse zu erreichen. Folgt man den Quellen, so wurden die Einschritte der siebenbiirgischen Gesandten an der Pforte, um die vollkommene Gesetzlichkeit des alten //arac-Quantums zu beweisen, auch von dem Umstand beschleunigt, dass der Defterdar seinem Unwillen iiber die am 3. Februar 1620 erfolgte Zahlung von nur 10.000 Goldgulden Luft machte39.
Die von Bethlen getroffenen Vorsichtsmassnahmen beweisen, dass die Aussichten fiir Siebenbiirgen anfanglich ziemlich ungiinstig bestellt waren. So hielt der Fiirst 15 yiik Aspem und Kleinmiinze in Bereitschaft, um der Pforte den Harac bezahlen zu konnen, falls diese eine Minderung des Betrages verweigert oder die sofortige Auszahlung gefordert hatte‘,°. Erst die 1624-1625 erfolgten Unterhandlungen brachten den siebenbiirgischen Harac auf seine anfangliche Hohe von 10.000
MA. Szilady, S. Szilagyi, a.a.O., Bd. III, Urk.Nr. 111, S. 164,Nr. 119,S. 180; D. Rozsnyay, a.a.O., S. 92; K. Szabó, Bethlen Gaborfejedelempolitikailevelezese, “Tortenelmi Tir”, 1880, S.
738-739
37 A. Szilśdy, S. SziUgyi, a.a.OUrk. Nr. 118, S. 177-8.
38 T. Borsos, Ydsdrhelytól a FenyesPortdig, hrsg. L. Koczi&ny, Bukarest, 1968, S. 303.
39 M. Tholdal&gi, Emlękirata, beł I. Mikó, Erdelyi Tortenelmi Adatok^ Bd. I, S. 228; A. Szilśdy, S. SzilAgyi, a.a.O., Urk. Nr. 132, S. 222, Nr. 138, S. 264.
40 M. Horvath, Magyar regestdk a szepesi kaptalan, jdszai s lelesi conventek, Kassa es Sopron varosokleveItarokból 1228-1643, “Magyar Tortćnelmi Tśr”, XI, 1862, S. 181.