3 Der Harac Siebeniirgens 99
3. Die gegenseitig bedingte Abhangigkeit zwischen der Entwicklung der siebenbilrgischen Harac-Pflicht, bzw. den Kampf um die Wiederherrstełłung der osmanischen Oberhoheit und das Eingreifen Siebenburgens in den Dreissigjahrigen Krieg.
Unser Beitrag wird in der Folgę die vom siebenburgischen Harac verzeichneten Schwankungen besprechen, die ais Ausgang einen effektiven Nullpunkt haben. Dabei wird auf folgende Elemente Riicksicht genommen werden:
a) die osmanisch-siebenbiirgische Interessengemeinschaft bei der Beseitigung der Habsburgerherrschaft iiber das selbstandige Fiirstentum.
b) die Deutung der Siebenbiirgen von 1601 bis 1611 vom Sułtan aufgrund des hanefitischen Rechtes zugestandenei/arac-Beffeiung.
c) die Rolle der Gebietsveranderungen, der demographischen Wandlungen (infolge der Pestseuchen, Kriege und Naturkatastrophen bzw. der storenden Klimaverhaltnisse: Oberschwemmungen, Diirrezeiten usw.) bei der Festlegung des Haroc-Betrages.
A) Sinn und Wesen des siebenburgischen Harac:
Seinem Sinne gemass, war der siebenbiirgische Harac nicht nur ais eine Freikaufweise des Friedens, sondem allem zuvor ais Symbol des osmanischen Schutzes und ais Burgschaft fur die Achtung der inneren Selbstandigkeit gemeint. In seiner Eigenschaft ais Staatssteuer bedeutete der Harac einen Freikauf des Nutzungsrechtes iiber den Boden Siebenburgens, den Siileyman der Gesetzgeber dem Fursten und den Standen des Landes iiberliess. Seit der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts wurde der/Zaracallmahlich - so wie es Demetrius Cantemir feststellt10 - zu einer der Ciziye (Kopfsteuer) ahnlichen Steuer, die von den Christen siidlich der Donau entrichtet wurde. Der einzige Unterschied zwischen den zwei Steuem, Harac und Ciziye, bestand in der kollektiven Auferlegungsweise, bzw. in der Form seiner Entrichtung durch das Land ais solches.
Den Aufzeichnungen des Grosswesiers Liitfi Pascha gemass, ist zu entnehmen, dass Siebenbiirgen diese Steueipflicht schon nach der Schlacht bei Mohścs (1526), auf nachdruckliches Bitten des Wojewoden Johannes Zipolya", auferlegt worden ware. Sich auf diesen Prazedenzfall bemfend, hat Siileyman der Gesetzgeber Oktober 1540 die Emennung von Johannes Zapolya zum Fursten durch die zeitgerechte und einwandfreie Bezahlung des Harac’ von Siebenbiirgen bedingt12. Der Betrag des
10 M. Maxim, Haraciul moldovenesc in opera lui D. Cantemir, “Analele Universitatii Bucureęti Filosofie-Istorie-Drept”, XXII, 1974, S. 71-72.
11 Liitfi Pascha, Tevarih-i al-i Osman, ed. M. Guboglu, M. Mehmet, a. a, O. S. 247: “jedes Jahr werde ich Tausende Goldstiicke ais Harac geben”.
12 M. A. Mebmed, Documente turcejii privind istoria Romaniei, Bd. I, Bukarest, 1976, Urk. Nr. 21, S. 33: “jedes Jahr soli er das fur meine kaiserliche Schatzkammer bestiminte Geld(maZ) schicken und zur rechten Zeit iibergeben”,
A. Feridun, Munęe’ at es-selatin, Bd. I, Istanbul, 1265 H. (1849), S. 490: “murad humayunum Budun tahtin! dar al-Islam idub memalik-i Ongiinis $im?ir-i zafer menusine ile zabt olunmak idi, binayet-i Allah te’ ala dii$man-i rahzen deP olundugu ki Budinde olan Yanoę krallin ogluna atasiuin ocagi olan Erdel vilayetinin banligin ihsan ediib hazane-i amireye birmikdarmal vermek uzere ol canibe gónderildi”.