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dieser Epoche, dereń modisches Ideał Ueit hin vom Hof, das heifit vom h6fiSchcn j!' fiiggang, bestimmt wurde. Nichts verbirgt sich hinter den fur die Arbeit So „ zweckmafiigen Formen dieser Modę, der"' Unbequemlichkeit auch von den Zeitg*sen durchaus empfunden wurde: »Ejn ' trachtet nach der Freiheit und raubt sie s a selbst«, schreibt Sacchetti am Ende des jahunderts in einer seiner »Dreihundert No! vellen«. »Unser Herrgott hat den Fug tó geschaffen, und viele vermógen infolge einer auGerordentlich langen Schuhspitze nicht zgehen; er schuf die Beine mit Gelenken, Un(viele haben diese mit Schleifen derart um. wunden, daG sie sich kaum hinsetzen kón. nen. DerRumpf ist ganzlich in Schniirbinden befangen, die Arme sind durch das Schlep= pen des Gewandes behindert, der Hals ist durch die Kapuze eingeengt, der Kopf didit verbunden durch eine Haube.«

In dieser widerspruchsvollen Zeit des Nie= dergangs einer alten und des Aufstiegs einer neuen Gesellschaftsklasse zeigt auch die Modę ein zugleich vorwarts und riickwarts weisendes Bild: Noch besafi das Biirgertum im wesentlichen keine seinen eigenen Le= bensformen entsprechende Modę, sondem ahmte vielmehr die hofischen Moden nadi. Mit dem gesellschaftlichen Aufstieg des Biir= gertums aber verloren gleichzeitig manche der biirgerlichen Trach ten ihren deklassie= renden Charakter.

Das gilt fur den kurzeń Rock, der int T-4- Jahrhundert modern wurde, wahrend der lange Rock, die lange Tunika, und damit eines der wichtigsten Trachtenprivilegien des Adels aus der Modę verschwand. D*Entwicklung von der Tunika zur Jacke, der

Sdwckc (franzbsisch > jaque« oder »jnquotte« gcnannt), die dem Kiirper jackennnig eng Mannę anlag und schlieGlich kaum nodi den Schots bcdccktc, voll/.og sich allerdings nur schritt* kleniu weise: Um 1330 war der Rock noch wadenlang, um die Mitte des lahrhunderts aher bo* reits so kurz, daG er nicht mehr die Knie bedeckte. Ja, im lnhre 1367 lescn wir in der Abb. 1 Mainzer Chronik, »daG die jungeren Miinner so kurze Rockc trugen, daG sio weiler d e Schamteile nocb den Hintern bedeckten. MuGte sieli jemand hiickcn, so sah man ihm in denHintern. O, welch unglaublicheSchandc«. Ali die mabnenden, ziirncnden, ja verdam*

I menden Worte fruchteten jedoch nichts, dci Rock wurde nicht nur kiir/er, er wurde auch immer knapper und enger. Ais er so eng geworden war, daG er nicht mehr Liber den Kopf gezogen werden konnte, schnitt man ihn vorn auf und versah Ihn mit dnem Knopfver« schluG. Damit war dieUmwandlung der ehemaligcnlangenTunika zur Jackevol!zogen,

Eine Neuheit war auch der Kragett, der immei bober wurde und ant Endo des Jahrhtin*

I derts bis zum Hals hinaufreichte. Die Modę verlangte ferner, die Taille so knapp wie I moglich zu halten, wahrend die Brust breit und voll wirken sollte, Wer diesel modisebe I Ideał verwirklichen wollte, mu6te die Schecke auf der Brust auswattieren und in der I Taille schnuren. »Etzliche trugen auch auf der Brust mit Baumwollen gefutterte und I ausgefiillte Brustlatze«, heiGt es im Jahre 1367 in einer bohmischen Chronik, »auf daG I es ein Ansehen haben muGte, gleich ais wenn der Mann so wohl gebriistot w tire ais eine I Weibsperson, und pflegten also dieselbigen falschcn Brusie und Biiuche sehr einzuschnii*

I ren«. Diese Auswattierung mag die Modę von dem unter der Riistung getragenon Wam i iibernommen haben, wo sie ais Scbutz gegen den Druck der Eisenplatten unentbehrlich war, wie iiberhaupt die Entwicklung der Modę und der Riistung, in der sich in diesent Abl Jahrhundert die grundlegende Wandlung vom Ringpanzer zum Plattenharnisch vollzog, eng miteinander verbunden war (siehe S. 204). Auch den Giirtel, den Dupsing, hatten Modetracht und Riistung gemeinsam, obgleich er bel der Enge der Schecke eigentlich iiberflussig geworden war und hóchstens noch zur Befestigung der Tasche und des Dolches diente. Mit Haken befestigt, riickte er im 14. Jahrhundert bis Liber die Hiiften herab und wurde zum reinen Schmuckstiick; er war, oft aus Metallplatten zusammen* gesetzt und mit Edelsteinen verziert, das Prunkstiick der ganzen Kleidung.

Einen eigenartigen Gegensatz zur Enge und Kurze der Schecke bildeten die langen Stoff* bahnen, in denen oft die Armel endeten, »Die Herren und Ritter, wenn sie zu Hofe gingen, hatten lange Lappen an ihren Armeln, bis auf die Erde herabhangend, gefiittert mit Bunt oder kleinem Spalt (Pelzwerk), ais wie es den Herren und Rittern gebtihrt«, berichtet im Jahre 1349 die Limburger Chronik von dieser Armelmode. Im Laufe der Zeit schmolzen diese Stoffbahnen allerdings zu schmalen Streifen zusammen, die am Ausgang des Jahrhunderts ganz verschwanden und wieder geschlossenen Armeln Platz machten. Es wurden jedoch zur Schecke auch glatte Armel getragen, die sich erst am Handgelenk zu einer glockenfórmigen, hiiufig bis Liber die Fingerspitzen herabfallenden Manschette, der Muffe, erweiterten.

Die Verengung und Verkiirzung des Mannerrockes zog auch Verandt rungen der darunter getragenen Kleidungsstiicke nach sich. Das unter der Schecke iibliche Wams, (franz. »pourpoint«) muGte sich dem Obergewand anpassen; meist war es allerdings von der Schecke bis auf den unteren Teil seiner stets langen und engen, unten ebenfalls oft in einer Muffe endenden Armel verdeckt. Wahrend das Wams modisch seine Bedeutung

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