48096 Obraz4 (21)

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Menschen gesehen worden sein, welcbe viel vom Hund oder vom Fuchs, vom Fisch oder von der Schlange in sich hatten, ohne daj! sie darnin besondre Schwierigkeiten gebabt hatten. Bei diesen Menschen lebte eben der Menscb und der Fuchs, der Mensch und der Fisch ne beneinander ber. und keiner lat dem andem weh, einer half sogat dem andem, und in manchem Mannę, der es weit gebracht hat und beneidet wird, war es mehr der Fuchs oder Affe ais der Mensch, der sein Gluck. gemacht hat. Dies ist ja jedermann bekannt. Bei Harry hingegen war es anders, in ihm liefen Mensch und Wolf nebeneinan der ber, und noch viel weniger halfen sie einander, sondem sie lagen in stdndiger Todfeindschaft gegeneinander, und einer lebte dem an dem lediglich z u Leide, und wenn Zwei in Finem Blut und Einer Seele miteinander todfeind sind, dann ist das ein iibles Leben. Nun, jeder bat sein Los, und leicbt ist keines.

Bei unsrem Steppenwolfe nun war es so, daj! er in seinem Gefuhi zwar bald ais Wolf, bald ais Mensch lebte, wie es bei allen Mischwe-sen der Fali ist, daj! aber, wenn er Wolf war, der Mensch in ihm stets zuschauend, urteilend und richtend auf der Lauer lag - und in Zeiten. wo er Mensch war, tat der Wolf ebenso. Zum Beispiel, wenn Harry ais Mensch einen schónen Gedanken hatte, eine feine, edli Empftndung fiihlte oder eine sogenannte gute Tat verrichtete, dani bleckte der Wolf in ihm die Zdhne und lachte und zeigte ihm mi blutigem Hohn, wie lacherlich dieses ganze edle Theater einem Step pentier zu Gesicht stehe, einem Wolf, der ja in seinem Ilerzen gam genau dariiber Bescheid wuffoe, was ihm behage, ndmlich einsan durcb Steppen zu trąben, zuzeiten Blut zu saufen oder eine Wólfii zu jagen - und, vom Wolf aus gesehen, wurde dann jede mensch liche Handlung schauerlich komisch und rerlegen, dumm und eitel. Aber ganz ebenso war es, wenn Harry sich ais Wolf fiihlte urn benahm, wenn er andem die Zdhne zeigte, wenn er Haf! und Toa feindschaft gegen alle Menschen und ihre oerlogenen und entartetei Manieren und Sil/en fiihlte. Dann ndmlich lag das Menschenteil ii ihm auf der Lauer, beobachtete den Wolf nannte ihn Vieh und Be stie und rerdarb und rergdllte ihm alle Freude an seinem einfachen gesunden und wilden Wolfswesen.

So war dies mit dem Steppenwolf beschaffen, und man kann siei rorstellen. daj! Harry nicht gerade ein angenehmes und glucklickt Leben hatte. Doch soli darni! nicht gesagt sein, daj.? er in ganz besor, derem Gradc ungliicklich gewesen sei (obwohl es ihm selber allei dings so ersebien, wie denn jeder Mensch die ihm zufallenden Leide, fur die grófiten hdlt). Man sollte das von keinem Menschen saget

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. hu b wer keinen Wolf in sich bat, braucht darum nicht glucklich zu sin Und auch das ungHicklichste Leben hat seine Sonnenstundcn und seine kleinen Gliicksblumen zwischen dem Sand und Gestein.

'' war es denn auch bei dem Steppenwolf. Er war meisiens sehr un-glucklicb, das ist nicht zu leugnen, und ungliicklich konnte er auch ■indre machen, ndmlich wenn er sie liebte und sie ihn. Denn alle, die bn liebgewannen, sahen immer nur die eine Seite in ihm. Manche Inhten ihn ais einen feinen, klugen und eigenartigen Menschen und w, tren dann entsetzt und enttauscht, wenn sie plótzlich den Wolf in di w entdecken muflten. Und das mufiten sie, denn Harry wollte, wie u des Wesen, dis Ganzes geliebt werden und konnte darum gerade mr denen, an dereń Liebe ibm viel gelegen war, den Wolf nicht ver-bergen und wegliigen. Es gab aber auch solche. die gerade den Wolf ni ihm liebten, gerade das Freie, Wilde. Unzdhmbare, Gefabrliche und Starkę, und diesen wieder war es dann aufierordentlich entlau-iibend und jdmmerlich, wenn plótzlich der wilde, bose Wolf auch noch ein Mensch war, auch noch Sehnsuchl nach Gute und Zartheit in sich hatte, auch noch Mozart hóren, Verse lesen und Menschheils-ideale haben wollte. Gerade diese waren meistens besonders ent-uuscht und bose, und so brachte der Steppenwolf seine eigene Dop-Inilbeit und Zwiespdltigkeit auch in alle fremden Schicksale hinein, du er berubrte.

er nun aber meint, den Steppenwolf zu kennen und sein klagli-dirs. zerrissenes Leben sich vorstellen zu kónnen, der ist dennoch im Irrlum, er weif! noch lange nicht alles. Er weif! nicht, daj! es (wie inne Kegel ohne Ausnahme und wie ein einziger Sunder unter Um-ihinden Gott lieber ist ais neunundneunzig Gerechte)daj! es bei Harry immerhin auch Ausnahmen und Glucksfdlle gab, daj! er zu-in Hen den Wolf zuweilen den Menschen auch rein und ungestdrt in uch atmen, denken und fublen konnte, ja, daj! beide manchmal, in <ehr seltenen Stunden, Frieden schlossen und einander zu Liebe leb-ten, so daf! nicht bloj! der eine schlief wahrend der andre wachtę, tandem beide einander stdrkten und jeder den andem oerdoppelte. \uch im Leben dieses Mannes schien, wie uberall in der Welt, zu-n t ilen alles Gewohnte, Alltdgliche, Erkannte und Regelmdjlige bloj! den Zweck zu haben, hie und da eine sckundenkjtrze Pause zu erle-hen, durebbroeben zu werden urui dem Aujlerordentlichen, dem Wunder, der Gnade Platz zu machen. Ob nun diese kurzeń, seltenen (diicksstunden das schlimme Los des Steppenwolfes ausglichen und milderten, so daf! Gluck und Leid sich schlief!lich die Waage bielten, der ob lielleicbt sogar das ksirze, aber starkę Gluck jener wenigen

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