Wireless Application Protocol


INFORMATION
Wireless Application
Protocol
Wie funktioniert die Verbindung zwischen Internet und Handy?
Von Hans Steeman
WAP (Wireless Application Protocol) ist ein Thema, das gegenwärtig die Welt der
mobilen Kommunikation beschäftigt. Fast alle Mobilfunk-Netzbetreiber bauen ihre
Infrastruktur aus, um ihren Kunden WAP-Dienste anbieten zu können. Parallel dazu
beeilen sich die Informationsanbieter, ihre Angebote WAP-gerecht aufzubereiten.
Auch die ersten WAP-Terminals sind bereits erschienen.
Obwohl die breite Öffentlichkeit erst rund um die Uhr mit dem Internet in Java), doch sie stoßen recht schnell an ihre
seit wenigen Jahren Zugang zum Verbindung bleiben möchten. Für die Grenzen. Die Transfer-Geschwindigkeiten der
Internet hat, kann die moderne Kom- Befriedigung dieses Bedürfnisses in erster Linie für die Sprachkommunikation
munikations-Gesellschaft schon nach ununterbrochener Kommuni- gedachten Mobilfunk-Verbindungen, die redu-
heute nicht mehr ohne das Internet kations-Bereitschaft bietet sich der zierte Rechenleistung der Mobilgeräte und die
leben. Zum Beispiel sind Hinter- Mobilfunk, kombiniert mit einem begrenzten Darstellungsmöglichkeiten ihrer
grund-Informationen, die man in mobilen, für die Internet-Kommuni- Displays sind die Hauptgründe dafür, dass
früheren Jahrzehnten nur mühsam in kation geeigneten Endgerät geradezu Internet-Seiten, wie sie heute üblicherweise
Bibliotheken fand, heute über das an. Die meisten Organizer wie der gestaltet werden, nur mit erheblichen Qua-
Internet in kürzester Zeit verfügbar. Psion 5mx, der Palm V, der Nokia litätseinbußen betrachtet werden können. Die
Betrachtet man die vielen unge- 9110 und der Compaq Aero können Mobilfunk-Industrie unternahm deshalb große
ahnten Möglichkeiten, so wundert es zwar mit echten Web-Browsern Anstrengungen, einen für den mobilen Betrieb
kaum, dass zahlreiche Menschen arbeiten (manche unterstützen sogar möglichst maßgeschneiderten Standard zu
finden. Das Ergebnis ist das Wireless Appli-
cation Protocol, kurz  WAP genannt, das mit
so genannten WML-Seiten arbeitet. Die Wire-
less Markup Language, abgekürzt  WML ,
wurde aus der bekannten Internetseiten-
Beschreibungssprache HTML abgeleitet, die
nahe Verwandtschaft der beiden Sprachen ist
unverkennbar.
Client Web Server
Request (URL)
CGI
Das WWW-Modell
Scripts,
etc.
Web
Browser Die Eigenschaften von WAP werden schnel-
ler transparent, wenn man sich vor der
Betrachtung kurz die Struktur und die
Response (Content)
Betriebsabläufe im Internet vor Augen führt.
Das Internet-Modell (Bild 1) ist nicht zuletzt
deshalb ein leistungsstarkes und äußerst fle-
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xibles System, weil die auf dem Endgerät
Bild 1. Prinzipieller Ablauf einer WWW-Sitzung. Client und Server kommunizieren (dem sogenannten Client) laufenden Anwen-
miteinander auf der Basis standardisierter Protokolle. (Grafik: WAP-Forum) dungen auf einer Reihe von standardisierten
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Internet angebunden werden,
wenn der Internet-Service-Provider
die technischen Voraussetzungen
geschaffen hat. Bei Verbindungen
nach GSM-Standard beträgt jedoch
die maximale Übertragungs-
Client Gateway Origin Server
geschwindigkeit systembedingt
Encoded Request Request
CGI 9600 Baud. Diese Obergrenze lässt
Scripts,
sich zwar durch Datenkompression
etc.
WAE Encoders
User and
und andere komplexe Maßnahmen
Agent Decoders
noch etwas nach oben ausdehnen,
Response (Content) Response (Content) die beste Lösung, die sich zurzeit
anbietet, ist jedoch WAP.
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WAP-Architektur
Bild 2. Bei einer WAP-Verbindung ist zwischen das mobile Endgerät und das Internet ein
Das WAP-Modell ist ebenso wie das
Gateway geschaltet, das die beiden Welten aneinander anpasst. (Grafik: WAP-Forum)
WWW-Modell ein sogenanntes
Schichten-Modell, bei dem die ein-
Kommunikations-Protokollen und Daten-For- - die benutzten Datenformate, bei- zelnen beteiligten Protokolle als ein-
maten basieren. Die meisten Anwendungen spielsweise für Text, Bild und Ton, ander überlagerte Schichten darge-
sind inzwischen zu integrierten Bestandtei- sind eindeutig definiert und im stellt werden. Bild 2 macht den
len des Endgeräte-Programms, des WEB-Bro- Browser implementiert. grundsätzlichen Ablauf einer WAP-
wsers geworden. Im Regelfall sendet der Der schnelle und effiziente Zugriff Verbindung deutlich. Die WAE-
Web-Browser die Anforderung einer Informa- des Internet-Anwenders auf beliebi- Schicht (Wireless Application En-
tion in einem standardisierten Format (z. B. ge Informationen ist nur durch diese vironment) ist die oberste Schicht,
URL) und nach einem vorgegebenen Protokoll Standardisierung möglich. sie lehnt sich weitgehend an des
(z. B. HTTP) an einen Login-Server. Der Login- Für den Zugang zum Internet ste- WWW-Konzept an. Im Gegensatz zu
Server initiiert die Suche nach der Informa- hen verschiedene Wege offen. WWW ist WAE jedoch für den Ein-
tion und gibt sie, sobald sie gefunden ist, in Gelegenheits-Surfer greifen auf das satz in mobilen Endgeräten opti-
einem standardisierten Format (z. B. HTML) Internet meistens über eine (Tele- miert. Zu WAE gehören:
an den Browser zurück. Der Datenaustausch fon-)Wählverbindung zu, die ein - Wireless Markup Language, ein
ist nur möglich, wenn beide Seiten Internet-Service-Provider (ISP) Abkömmling von HTML, der für den
bestimmte, verbindliche Regeln einhalten: bereitstellt. Größere Unternehmen, Einsatz in kleinen Endgeräten mit
- Die Kommunikation zwischen Browser und öffentliche Einrichtungen, Schulen, verminderter Rechen- und Darstel-
Server wird nach einem Standard-Protokoll Universitäten und Behörden sind in lungsleistung optimiert wurde,
abgewickelt, in der Mehrzahl der Fälle nach der Regel über eine Standleitung - WMLScript, eine einfach struktu-
dem Hypertext Transport Protocol (HTTP), permanent mit dem Internet ver- rierte Script-Sprache, vergleichbar
- die Informationsquellen im Internet werden bunden. Grundsätzlich kann ein ungefähr mit Java-Script, die den
durch URLs adressiert (Universal Resource geeignetes Endgerät auch über eine Einbau von  Intelligenz in die Seite
Locators), Mobilfunk-Wählverbindung an das möglich macht,
- Wireless Telephony Application
(WTA oder WTAI), eine Schnittstelle
zu den Telefon-Funktionen und zur
Internet Wireless Application Protocol
Programmier-Umgebung,
- Datenformate, die für die Übertra-
HTML Wireless Application Other Services
TM
JavaScript Environment (WAE) and gung von Texten, Bildern, Telefon-
Applications
verzeichnissen, Kalendern und ähn-
lichem über Mobilfunk-Verbindungen
Wireless Session Layer (WSP)
HTTP
optimiert sind.
Unter der WAE-Schicht befinden
Wireless Transaction Protocol (WTP)
sich, wie Bild 3 zeigt, verschiedene
weitere Schichten: Die Wireless Ses-
Wireless Transport Layer Security (WTLS)
TLS - SSL
sion Layer (WSP) ist das Gegenstück
zu HTTP, das Wireless Transaction
Wireless Datagram Protocol (WDP)
Protocol (WTP) entspricht in etwa
TCP/IP
UDC/IP Bearers: TCP, die Wireless Transport Layer
SMS USSD CSD IS-136 CDMA CDPD PDC-P Etc.. Security (WTLS) und das Wireless
Datagram Protocol (WDP) lassen sich
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mit UDP vergleichen. Die Gesamtheit
der Protokoll-Schichten ist die Grund-
Bild 3. Das WAP-Schichten-Modell wird hier dem HTTP-Modell gegenübergestellt.
lage jeder standardisierten WAP-
(Grafik: NOKIA)
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Internet-Sitzung. Sie gewährleistet gegangen. Auch die vom Browser Data . Dieses Kommunikations-Protokoll ist
auch die sichere Durchführung von unterstützten Bildschirm-Auflösun- verfügbar, wenn der Mobilfunk-Netzbetreiber
schutzbedürftigen Aktionen wie zum gen und die stark eingeengte Funk- GPRS (General Packet Radio Services) in seine
Beispiel Zahlungs-Transfers. WTLS tionalität der Mobiltelefon-Tastatur Betriebs-Software implementiert. Bei GPRS-
ist hier mit SSL bei HTTP-Sitzungen werden optimal berücksichtigt. Mit Verbindungen ist das Endgerät über eine
vergleichbar. Die korrespondierenden einem leicht modifizierten Mobil- paketorientierte Datenverbindung (IP) mit
Schichten von WAP und WWW sind telefon wie dem Nokia 7110 ist das dem Mobilfunk-Netz verbunden. Genau be-
in Bild 3 nebeneinander dargestellt. Surfen im Internet ein Kinderspiel: trachtet ist das GSM-Netz dann ein Sub-Netz
Da WAP inzwischen auch offiziell Ein Daumenrad, der so genannte des Internet, und alle aktiven Mobiltelefone
zum Standard erhoben wurde (die  Navi-Roller macht es möglich! sind IP-Endgeräte. Dieses Konzept gewähr-
aktuelle Version ist WAP 1.2), er- leistet einen sehr effizienten Umgang mit der
scheinen immer mehr Produkte auf im Netz verfügbaren Bandbreite. Für den An-
WAP, GSM und GPRS
dem Markt, die diesem Standard ent- wender bedeutet die Einführung von GPRS,
sprechen. Damit WAP möglichst flexibel und dass sein Mobiltelefon permanent mit dem
WAP sorgt dafür, dass die über das vielseitig angewendet werden kann, Mobilfunk-Netz und damit gleichzeitig mit
Internet angeforderten Informatio- ist das WAP-Protokoll auf der Basis dem Internet verbunden ist. Die Kosten kön-
nen perfekt an die Möglichkeiten verschiedener Dienste (bearers) ein- nen an Hand der übertragenen Datenmengen
und Grenzen des mobilen Endgerä- setzbar. Einige dieser Dienste sind in Rechnung gestellt werden, sie brauchen
tes angepasst werden. Die grafi- Bestandteil des GSM-Standards. sich nicht mehr an der Verbindungsdauer zu
schen Komponenten werden äußerst Auch andere mobile Kommunika- orientieren. Wie verlautet, soll GPRS noch in
kompakt gehalten, die Eigenschaf- tionsdienste können für den Aufbau diesem Jahr in einige Mobilfunk-Netze imple-
ten des verwendeten Browsers wer- von WAP-Internet-Verbindungen ge- mentiert werden.
den dabei berücksichtigt. Wenn der nutzt werden. In Bild 3 sind sie in Das Zusammengehen von WAP und GPRS
Browser grafische Elemente in Farbe der untersten Schicht des WAP- macht es auch möglich, mit Hilfe des Brow-
darstellt, werden die Informationen Modells zu finden. sers so genannte Trigger zu setzen. Das sind
in Farbe übertragen, unterstützt er Betrachtet man die Möglichkeiten, an Ereignisse geknüpfte Bedingungen, deren
nur Darstellungen in Schwarz-Weiß, die ein GSM-Netz für den Einsatz von Zutreffen eine oder mehrere Nachrichten aus-
dann wird auf die Übertragung der WAP bietet, so wird schnell Fol- lösen. Ein typisches Beispiel ist der Auftrag
Farbinformation verzichtet. Eigent- gendes deutlich: Außer der Standard-  Schicke mir eine Nachricht, wenn der Kurs
lich beschränkt sich der WAP-Stan- Wählverbindung über einen gewöhn- der Aktie X über den Wert Y steigt oder unter
dard auf die monochrome Darstel- lichen Sprechkanal sind auch der den Wert Z fällt . Sobald die Bedingung erfüllt
lung, einige Hersteller sind jedoch Short Message Service (SMS) und ist, erscheint die Meldung,  WAP-Push
schon zur Darstellung in Farbe über- eine paket-orientierte Datenverbin- genannt, auf dem Display des Endgerätes.
dung (IP-Verkehr) geeignet. Zur Zeit Bisher können Informationen, die durch vor-
bieten die meisten Mobilfunk-Betrei- gegebene Ereignisse ausgelöst werden, nur
ber WAP über Wählverbindungen im als SMS-Nachrichten verschickt werden.
Sprechkanal an. Das bedeutet, dass
ebenso wie bei Wählverbindungen
WML und HTML
im Festnetz die gesamte WAP-Sit-
zung über eine Sprechverbindung Die WAP-Browser der mobilen Endgeräte
abgewickelt wird. Wenn man SMS können nur Informationen im WML-Format
als Basis nutzt, findet die Kommuni- verarbeiten. Informationsanbieter, die mobile
kation zwischen Client und Server Zielgruppen erreichen wollen, müssen spe-
mit Hilfe von SMS-Nachrichten statt. zielle WML-Sites pflegen. Der mobile Surfer
Pro Nachricht können 140 Byte ent- wird über besondere URLs zu dem für ihn
sprechend 160 Zeichen übertragen bestimmten Seiten-Pool geleitet. Inzwischen
werden (bei SMS sind die Zeichen sind auch Konvertierungs-Systeme auf dem
7-bit-codiert!). Die Zeit zwischen Markt, die HTML- oder XML-Seiten aus dem
zwei aufeinander folgenden Aktionen Internet holen und in WML-Seiten konvertie-
des Benutzer ist hier nicht relevant, ren. Dank ihrer Hilfe brauchen Informationen,
denn erst wenn Daten vom oder zum die der ständigen Erneuerung bedürfen
Endgerät übertragen werden, sind (Börsenkurse, Flugpläne usw.), nur im HTML-
Kosten verursachende Aktivitäten im Format erstellt und aktualisiert zu werden.
Mobilfunk-Netz nötig. Bei diesem Trotzdem kann man auf diese Informationen
Konzept muss der Netzbetreiber über unterschiedliche Zugangswege und von
einen zusätzlichen Server in das unterschiedlichen Plattformen aus zugreifen.
System einbinden, der die empfan- Wenn die Mobilfunk-Netzbetreiber solche
genen SMS-Nachrichten in Informa- Konverter in ihre Betriebs-Software imple-
tionen für den WAP-Server umsetzt. mentieren, kann auch der mobile Kunde an
Bild 4. Das Mobiltelefon 7110 von
Die beste Lösung für die Internet- allen bereits bestehenden und zukünftigen
Nokia ist weltweit das erste, mit dem
man auf der Basis von WAP im Inter- Anbindung mit WAP ist die Ver- Informationsdiensten teilhaben.
net surfen kann. (Foto: Nokia) bindung über  Packet Switched (000043)gd
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