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chenden Transparenz bzw. einer „Einbettung in geniigend „bekannte“r d.b. iibernormnene und abgesicherte Wortverbindungen“1, u./o. anderer-seits entsprechender Definitionen, Paraphrasierungen oder Glossen, die ein relatiyes Festschreiben der Bedeutung gewahrleisten. Die Unter-suchungen zur Sprache groBer gesellschaftlicher Ereignisse seit der Franzosischen Reyolution yerdeutlichen, daB sehr' haufig, aus dem Bestreben heraus, einen radikalen Bruch mit der yormals herrschenden Klasse zu yollziehen, yollkommen neue Begriffssysteme und diesbeziigliche Bezeich-nungen eingefiihrt wurden. Darin erschopft sich aber nicht die sprach-liche ELreatiyitat, denn es ist durchaus moglich, daB Bezeichnungen unter anderen politiscb-ideologischen Vorzeichen ais Neosemantismen zu analy-sieren sind, d.h., daB sich nun hinter dem gleichen Formatiy in Abhan-gigkeit von der ideologischen Position der Sprecher FortSchritt oder Reak-tion yerbergen kónnen.
Das Thema Sprache und Geschichte regte in der romanischen Sprach-wissenschaft, schon friihzeitig Linguisten und Kicht-linguisten zu tiber-legungen an. Bereits 1894 yeroffentlichte Paul Lafargue seine Studie zur „Franzosischen Sprache vor und nach der Revolution“2 3, die den Unter-titel „Untersuchung iiber die Wurzeln der modernen Bourgeoisie“ tragt. Die umfangreiche Arbeit von Jean Dubois zur Sprache der Commune4, die Arbeit von J.-B. Marcellesi zum „Congres de Tours“4 wie auch die Studie von M. Barat5 zum Wortschatz der Feinde der Commune besta-tigen und erweitein die eingangs getroffene Feststellung, ais beispielsweise schon wahrend oder nach den revolutionaren Ereignissen die politischen MaBnahmen von den Gegnern der Commune yerunglimpft und ais krimi-nelle Akte und Motivationen dargestellt wurden. Die von den revolutio-naren Kraften yerwendete Lexik konnotierte im Sprachgebrauch der Gegner haufig anerkannt negatiye Bereiche des Lebens, so daB das poli-tische Vokabular der Reyolutionare seiner eigentlichen Bedeutung ent-leert und ihm kriminelle und moralisch negatiye Werte zugesprochen wurden 6.
Im yorliegenden Beitrag soli untersucht werden, ob sich ahnliche Erscheinungen, wie sie beispielsweise im Franzosischen zu registrieren sind, auch im Rumanischen nachweisen lassen. Es wird die Hypothese aufgestellt, daB um die Zeit der Reyolution von 1848 und etwa bis zum Jahr 1852 reichend, ein hoherer Grad in der Festschreibung politisch-so-zialer Schliisselbegriffe und t)bereinstimmung im Denken der fiihrenden Intellektuellen der Zeit erreicht war, ais es fur die folgenden Jahre, in unserem Falle um die Zeit der Yereinigung der Fiirstentumer (im Unter-suchungszeitraum 1856—1861) zu konstatieren ist. Hierin sei auch die Erscheinung einbezogen, daB bereits definierte und durch Usus festgeę-chriebene Begriffe aus der Zeit der Reyolution yermittels Reduzierung-
* A. Neubert, Sprache ais praktlsches Bewuplsein, Leipzig, 1977, S. 13.
P. Lafargue, Die franzóslche Sprache vor und nach der Reuolutlon, in: Vom Ursprung der Ideen, Dresden, 1970.
4 Jean Dubois, Le uocabulalrc polltląue et soclal en France de 1869 & 1872, Paris, 1962
• J.-B. Marcellesi, Le congrłs de Tours (dłc. 1920). Etude soclollngulstlęue, Paris 1971
Michel Barat, Le oocabulalre des ennemls de la Commune, ini „La pensće*2, nr. 56.. avril 1971, pp. 52-67.
ebd., S. 67.